Theatertreffen deutschsprachiger Schauspiel Studierender 26 und Wettbewerb zur Förderung des Schauspielnachwuchses DO KU M E NT AT I O N B O CHU M 2 0 1 5 Theatertreffen deutschsprachiger Schauspiel Studierender 26 und 26. Wettbewerb zur Förderung des Schauspielnachwuchses des Bundesministeriums für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland verbunden mit der Verleihung des Ensemblepreises der Konferenz der Hochschulen der Darstellenden Künste und des Literarischen Schreibens Schweiz (KDKS) 31. Mai bis 6. Juni 2015 in Bochum DOKUMENTATION Anja Michalke / Ulrike Steinweh Bernd Uhlig (Fotos) INFORMATIONEN Veranstalter Europäische Theaterakademie „Konrad Ekhof“ GmbH Hamburg Prof. Marion Hirte c/o Universität der Künste Berlin, Studiengang Schauspiel, Fasanenstraße 1B, 10623 Berlin, [email protected] in Zusammenarbeit INHALT 4Programm 9 Spielort. Nach Bochum! 10 14Eröffnung mit der Ständigen Konferenz Schauspielausbildung (SKS) und der Folkwang Universität der Künste Essen-Bochum 18Wettbewerb 19Wettbewerbsbeiträge gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland und der Konferenz der Hochschulen der Darstellenden Künste und des Literarischen Schreibens Schweiz (KDKS) 20 Essen-Bochum: „Im Westen nichts Neues“ 22 Frankfurt: „Kronenterror“ 24 Stuttgart: „Henrik Ibsen / Peer Gynt / Szenen“ 26 Bern: „Space Oddity“ Mit freundlicher Unterstützung des Schweizerischen Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation 28 Berlin, UdK: „Wunderland“ 30 Rostock: „Eigennichtartig – ein Stück Bewegung“ 32 Graz: „Auch Schauspielern gibt man den Gnadenschuss“ 34 Berlin, „Ernst Busch“: „Was Ihr Wollt“ 36 Hannover: „Verbrechen und Strafe“ 38 Wien: „Das Schlangennest“ Planung, Programm, Durchführung, Presse Prof. Marion Hirte (Geschäftsführerin) Europäische Theaterakademie „Konrad Ekhof“ GmbH Hamburg Organisation Verantwortlich für die Organisation des Treffens im Auftrag der Europäischen Theaterakademie „Konrad Ekhof“ GmbH Hamburg: Anette Stockhammer, [email protected] Veranstaltungsorte in Bochum Kammerspiele im Schauspielhaus Bochum, Folkwang Theaterzentrum in Bochum Technische Leitung Ralf Rodloff (Folkwang Theaterzentrum), Holger Vollmert (Schauspielhaus Bochum) Projektleitung Prof. Esther Hausmann, Folkwang Laura Junghanns (Stud. Mitarbeiterin) Theaterzentrum Dokumentation/Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Impressum Europäische Theaterakademie „Konrad Ekhof“ GmbH Hamburg, Prof Marion Hirte, [email protected] Texte Ulrike Kahle-Steinweh, Stuttgart, [email protected] Redaktion und Texte Anja Michalke, Hamburg, [email protected] Fotos Bernd Uhlig, Berlin, [email protected] Satz und Grafik Gundula Scheele, [email protected] Druck Druckerei in St. Pauli, Hamburg 2 websitewww.theatertreffen.com nächstes Treffen 19. bis 25. Juni 2016, Hochschule der Künste Bern Das dieser Veröffentlichung zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 2515LS0004 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor. Gastgeber: Kein Elfenbeinturm – die Folkwang Universität der Künste 40 München, Otto Falckenberg Schule: „Glow! Box BRD“ 42 Zürich: „Dehli – ein Tanz“ 44 Salzburg: „Camelot“ 46 München, B. T. August Everding: „Der Weg zum Glück“ 48 Hamburg: „Das Tierreich“ 50 Potsdam: „Diskurs – Iphigenie / Macbeth. Eine Arbeitsbegegnung“ 52 Leipzig: „Eigentlich schön“ 54 Jury 56 Preisverleihung / Grußwort von Ministerialdirigent Dr. Dietmar Möhler 58 Preisträgerinnen und Preisträger 2015 im Überblick 60 Eröffnungsrede der Jury 62 Preisträgerinnen und Preisträger 74 Kein Fazit 76 Off-Programm 78 Don’t explain! Noam Meiri und sein Workshop nach Lecoq 80 Fotoklasse – klasse Fotos 82 Filmseminar – Sturm vor grünem Grund 83 Eine Fragestunde mit Beatrix Brunschko und Ed. Hauswirth 84 Teilnehmerinnen und Teilnehmer 2015 87 Beteiligte Hochschulen – Adressen 88 Leitlinien für den Bundeswettbewerb 3 PROGRAMM – 31. MAI BIS 6. JUNI 2015 – BOCHUM BOCHUM – 31. MAI BIS 6. JUNI 2015 – PROGRAMM SONNTAG, 31. MAI MONTAG, 1. JUNI MITTWOCH, 3. JUNI FREITAG, 5. JUNI 20 Uhr AUSSERDEM 18 Uhr ERÖFFNUNG 18 Uhr Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart „Henrik Ibsen / Peer Gynt / Szenen“ 16 Uhr Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover „Verbrechen und Strafe“ nach Fjodor Dostojewskij 18 Uhr Bayerische Theaterakademie August Everding München „Der Weg zum Glück“ von Ingrid Lausund Abschlussveranstaltung / Preisverleihung Gesprächskreis der Studierenden Montag bis Samstag 10.30-12.30 Uhr sowie Samstag 19-20 Uhr 20 Uhr Hochschule der Künste Bern „Space Oddity“ Eine Stückentwicklung 18 Uhr Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Max Reinhardt Seminar „Das Schlangennest“ von Copi 20 Uhr Theaterakademie Hamburg Hochschule für Musik und Theater „Das Tierreich“ von Nolte Decar Begrüßung Prof. Esther Hausmann Studiengangsbeauftragte Schauspiel, Folkwang Universität der Künste Essen-Bochum Prof. Kurt Mehnert Rektor der Folkwang Universität der Künste Essen-Bochum Grußworte Dr. Irina Ehrhardt Leiterin des Referats Kulturelle Bildung, Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland Katharina Rehn Studierendenvertreterin Vorstellung der Jury Prof. Marion Hirte Geschäftsführerin der Europäischen Theaterakademie GmbH „Konrad Ekhof“ Hamburg 19 Uhr Folkwang Universität der Künste Essen-Bochum „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque 21 Uhr Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main „Kronenterror“ nach Motiven aus Shakespeares Rosenkriegsdramen 4 22 Uhr Universität der Künste Berlin „Wunderland“ nach Texten von Lewis Carroll und Franz Kafka DIENSTAG, 2. JUNI 18 Uhr Hochschule für Musik und Theater Rostock „Eigennichtartig – Ein Stück Bewegung“ 20 Uhr Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz „Auch Schauspielern gibt man den Gnadenschuss“ von Ed. Hauswirth & Ensemble 22 Uhr Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ „Was Ihr Wollt“ nach William Shakespeare DONNERSTAG, 4. JUNI 18 Uhr Otto Falckenberg Schule München „GLOW! BOX BRD“ von Anne Habermehl 20 Uhr Zürcher Hochschule der Künste Departement Darstellende Künste und Film „Dehli – ein Tanz“ von Iwan Wyrypajew 22 Uhr Universität Mozarteum Salzburg „Camelot“ Bearbeitung von Niklaus Helbling nach Chrétiens de Troyes, Hartmann von Aue, T. W. White und Ruth Schirmer 22 Uhr Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf Potsdam „Diskurs – Iphigenie / Macbeth“ Eine Arbeitsbegegnung von J. Berg, H. Müller, V. Braun, T. Brasch, Z. Herbert, H. Rollins, W. Goethe, W. Shakespeare SAMSTAG, 6. JUNI 17 Uhr Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig, Schauspielstudio Leipzig „Eigentlich schön“ von Volker Schmidt Grußwort Dr. Dietmar Möhler Abteilungsleiter Hochschulen und Planung Off-Programm Ministerium für Innovation, Theater außer Konkurrenz, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen Arbeitsproben der Studierenden nach spontaner Anmeldung Montag, Dienstag, Donnerstag, Juryrede Im Namen der Jury vorgetragen Freitag, Samstag von Olaf Kröck Dozentengespräche Mittwoch, Donnerstag, Samstag, Preisverleihung 10-13 Uhr Vergabe der Förderpreise der Bundesministerin für Bildung SKS Sitzungen und Forschung der BundesMontag, Dienstag, Freitag, republik Deutschland auf 10-13 Uhr Vorschlag der Jury des Wettbewerbs, überreicht von den Lecoq Workshop Mitgliedern der Jury Mit Prof. Noam Meiri Dienstag und Donnerstag, Vergabe des Ensemblepreises der Konferenz der Hochschulen 14-17 Uhr der Darstellenden Künste und Fragestunde mit Beatrix des Literarischen Schreibens Schweiz (KDKS), überreicht von Brunschko und Ed. Hauswirth „Danach hat keiner gefragt“ Olaf Kröck und Kay Voges Mittwoch 14-15.30 Uhr Vergabe des Preises der Dokumentation des Treffens Studierenden, überreicht vom Fotoklasse der Stifter Prof. Gerd Wameling Folkwang Universität Gespräch Samstag Vergabe des Marina Busse 14.30-16 Uhr Preises, überreicht vom Stifter Friedrich Springorum Studiengang MA Film, Dortmund Dankesworte Prof. Marion Hirte Geschäftsführerin der Europäischen Theaterakademie GmbH „Konrad Ekhof“ Hamburg 5 6 7 NACH BOCHUM! „Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau“: Natürlich, das ist Bochum, die Stadt mit der musikalischen Liebeserklärung. Herbert Grönemeyer hat seiner Heimatstadt diesen Song geschrieben und ihn ohne jedes Schickimicki schlicht „Bochum“ genannt. Das Lied ist wie die Stadt – geradeheraus, selbstbewusst, nicht schön, aber einprägsam und liebenswert. Vor Arbeit ganz grau waren die Gesichter der Kumpel, die in den Zechen des Ruhrgebietes Kohle abbauten. Bis diese Bergwerke – in Bochum waren es 81 – eins nach dem anderen geschlossen wurden, in Bochum das letzte 1973. Der Rettungsanker war ein Großkonzern, der den Strukturwandel in die Region brachte. Seit 1962 übernahm Opel viele der Kumpel, beschäftigte in Spitzenzeiten 22.000 Arbeitnehmer aus der Region an den Fließbändern der Autofabrik. Jetzt, mit dem Weggang von Opel aus Bochum in 2014, wandelt sich die Struktur der Region weiter, kein Stillstand in Sicht, dafür Arbeitslosigkeit und enger geschnallte Gürtel allerorten. In welche Richtung es gehen wird? Das weiß die Zukunft. In der Bochumer Ursuppe aus harter Maloche, No-Nonsense-Attitude, Lebensfreude und Existenznöten steht die Kultur mit beiden Beinen fest im Revier. Wer im stetigen Wandel den Überblick behalten will, muss in den gesellschaftlichen Spiegel gucken können, in Parallelwelten aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Kurz: Muss ins Theater gehen. Also verwundert es nicht, dass eins der interessantesten deutschsprachigen Theaterhäuser hier zu Hause ist: das Bochumer Schauspielhaus. Der amtierende Intendant Anselm Weber sieht es so: „Nicht elitäre Hochkultur brauchen wir, sondern Kultur, die aktiv in die Städte hineinwirkt, indem sie Orte, Menschen und Geschichten neu sichtbar und erfahrbar macht. Sie verändert damit unser Bild von uns und von der Stadt, in der wir leben. Sie lässt uns Potenziale und Perspektiven entdecken, gerade dann, wenn es schwierig wird.“ (aus: Spielzeitbroschüre Schauspielhaus Bochum 2015/2016) Das Signet des Hauses, das „b“, schreibt man in Bochum klein – und dennoch prangt es riesengroß. Ein „b“ in Premiumqualität ist es und voller Widersprüche. Außen rund und weich, innen umso zackiger. Es passt zu einem Haus, das Autoren wie Thomas Bernhard und Heiner Müller, das Regisseure wie Rainer Werner Fassbinder, Andrea Breth und Jürgen Gosch anzog. Seit 1919 existiert das Schauspielhaus Bochum. Auch die Intendantennamen lesen sich wie ein Who is Who der deutschsprachigen Theaterexzellenz: Saladin Schmitt, Hans Schalla, Peter Zadek, Claus Peymann, Frank-Patrick Steckel, Leander Haußmann, Matthias Hartmann, Elmar Goerden und nun Anselm Weber. Er und sein Stab erwiesen sich als großzügige und entspannte Gastgeber für die 17 Inszenierungen des Treffens deutschsprachiger Schauspielstudierender. Die Kammerspiele mit ihren 410 Plätzen und der vorzüglichen technischen Ausstattung waren ein geradezu perfekter Raum für Aufführungen und Preisverleihung. Zumindest zwischen Bochumer Schauspielhaus, der Folkwang Universität der Künste und dem Bermuda3eck, der Ausgehmeile der Stadt, war Bochum übrigens nicht grau, wie Grönemeyer – notabene einstmals musikalischer Leiter des Schauspielhauses Bochum – singt. Eine Woche lang beschien die Sonne das 26. Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender fast durchgängig. An warmen Tagen und in lauen Nächten genossen alle die Räumlichkeiten in den Kammerspielen, die leckeren Mahlzeiten, den Garten der Hochschule, die vielseitigen Theateraufführungen im Stundenformat und das ganze Drumherum. Anja Michalke 8 9 GASTGEBER KEIN ELFENBEINTURM – DIE FOLKWANG UNIVERSITÄT DER KÜNSTE Viereck, Dreieck, Kreis: Kaum etwas lenkt von den geometrischen Grundformen ab, aus denen der schöne Bau des Folkwang Theaterzentrums in Bochum gestaltet ist. Neu ist alles und alles strahlend weiß. Erst im Mai 2014 wurde das Zentrum in der Friederikastraße eröffnet. Jetzt, ein Jahr später, beherbergt es für den Zeitraum von einer Woche zusätzlich zu den hier Studierenden die angehenden Schauspielerinnen und Schauspieler der Abschlussklassen aus vierzehn weiteren deutschsprachigen Städten nebst ihren begleitenden Dozentinnen und Dozenten. Und das funktioniert – wie sollte es bei einer Schule für Mimen anders sein – spielend! Das Ausbildungskonzept der Folkwang Universität der Künste folgt der Idee des Kunstmäzens Carl Ernst August Osthaus, der vor gut hundert Jahren postulierte, dass Kunst und Leben versöhnbar seien. Praktisch bedeutet das für die Ausbildung der angehenden Künstlerinnen und Künstler, dass an der Hochschule die spartenübergreifende Zusammenarbeit der einzelnen Disziplinen praktiziert wird. Der aktive Austausch unter den 1.500 Studierenden aus nahezu allen Ländern und die Kenntnisse, die über den eigenen Tellerrand hinausreichen, befähigen Absolventen der Hochschule, sich im künstlerischen Berufsleben breiter und damit sicherer aufzustellen, als es Ausbildungen mit engerem Fokus mit sich bringen. FolkwangStudierende lernen nicht im Elfenbeinturm. Die Folkwang Universität der Künste, die 1927 gegründet wurde, bietet rund 40 Studiengänge und -programme an, die zumeist mit Bachelor, Master oder Artist Diploma abgeschlossen werden. Auch promovieren und habilitieren kann man hier selbstverständlich; rund 400 Lehrende geben ihr Wissen in den Bereichen Theater, Musik, Tanz, Gestaltung und Wissenschaft weiter. Vernetzungen bestehen nicht nur zwischen den einzelnen künstlerischen Studienschwerpunkten, sondern verbinden Folkwang auch mit internationalen Hochschulen, mit denen 10 11 11 gemeinsam jährlich grenzübergreifende Projekte realisiert werden, sowie mit den vielen Bühnen der Ruhr-Region. Hier sind die Studierenden schon während der Ausbildung dem wahren Leben auf der Spur. Auch das räumliche Feld, auf dem die Studierenden sich bewegen, erfordert Mobilität. Zum Campus gehören Orte in Essen, Duisburg, Dortmund und Bochum. Das erste Studienjahr ist vor allem durch den interdisziplinären Unterricht geprägt. Am Standort Essen, dem Stammsitz der Folkwang Universität der Künste, wird den Studierenden eine Basis in den Bereichen Schauspiel, Schauspiel/Regie, Physical Theatre und Musical vermittelt. Der Kontakt zu Studierenden und Lehrenden anderer Studienfächer ist unmittelbar, die wache Wahrnehmung für den anderen wird entscheidend geschärft. Erst ab dem zweiten Jahr findet die Ausbildung der Schauspielstudierenden am Theaterzentrum in Bochum statt. Hier werden Studium und Spiel vertieft. Folkwang ist der Name eines der Götterpaläste der nordischen Mythologie. Nähert man sich dem strahlenden Gebäude in Bochum, kann man, wenn man in spielerischer Laune ist, in der Säulenreihe vor dem Gebäude und den klaren geometrischen Formen des neuen Baus schon einen göttlichen Funken erahnen – jedenfalls, wenn das Wetter so strahlend ist wie in der Woche des 26. Treffens der deutschsprachigen Schauspielstudierenden. Im Zentrum zwischen den beiden Eingangstüren befand sich der Infotresen – und die Tischtennisplatte, die in fast ununterbrochener Benutzung war. Herrliche Studienbedingungen bieten die beiden Bühnen im Gebäude, der runde Veranstaltungssaal und die Black Box, ein vollständig ausgestatteter Bühnenraum, in dem das Off-Programm des Treffens gezeigt wurde. Beste Bedingungen – zum Studieren und für Theatertreffen! Anja Michalke 12 Prof. Kurt Mehnert, Rektor der Folkwang Universität der Künste Essen-Bochum Prof. Marion Hirte, Geschäftsführerin der Europäischen Theaterakademie GmbH „Konrad Ekhof“ Hamburg Prof. Esther Hausmann, Studiengangsbeauftrag te Schauspiel, Folkwang Universität der Kün ste Essen-Bochum ERÖFFNUNG In den Kammerspielen des Schauspielhaus Bochum sind die meisten Zuschauer aufgeregt, sie werden noch heute oder an den nächsten Abenden auf der Bühne stehen. Die Begrüßung – nur eine unnötige Verzögerung? Gastgeber Prof. Kurt Mehnert dankte sicherheitshalber „für die Aufmerksamkeit trotz seiner Rede“, die launig und kurz war. Er und die übrigen Rednerinnen und Redner erhielten die volle Aufmerksamkeit des Auditoriums. Es gab keine vorgestanzten Phrasen, die fünf Reden waren herzlich und ermutigend. Sie alle sprachen von Marina Busse, die das Bochumer Theatertreffen vorbereitet hatte. Sie ist im Januar gestorben. Aus der Trauer um sie entstand etwas Besonderes, eine sehr persönliche, von Gefühlen geprägte Atmosphäre. „Marina, ich gehe mal davon aus, dass du einen Logenplatz hast und uns zusiehst“, sagte ihre Freundin und Kollegin Esther Hausmann. Eine tröstliche Vorstellung. Beim Theatertreffen der deutschsprachigen Schauspielstudierenden, das sie lange Jahre mitgeprägt hat, wird Marina Busse nicht vergessen werden. Marion Hirte, ihre von ihr bestimmte Nachfolgerin, wählte deshalb den Tod auf dem Theater als Thema ihrer kurzen Rede. „Das Theater vergisst nicht, diese flüchtige Kunst lebt von Erinnerung, von Wiederbelebung.“ Und sie zitierte Heiner Müller: „Eine Form des Dramas ist Totenbeschwörung – der Dialog mit den Toten darf nicht abreißen.“ Dafür ist Bochum ein guter Ort. Vor genau hundert Jahren, 1915, wurde das erste städtische Theater eröffnet. Und die Bochumer wurden zu einem begeisterten und treuen Theaterpublikum – in einer nicht sehr großen, nicht sehr reichen Stadt, einer Stadt der geschlossenen Zechen, 81 an der Zahl. Aber das Theater blieb offen, und die besten Regisseure mischten in ihren jungen Jahren von hier aus das deutsche Theater kräftig auf: Peter Zadek, Claus Peymann, Leander Haussmann und andere. Bochum schrieb Theatergeschichte, und das blieb auch den Politikern nicht verborgen. Prof. Esther Hausmann, stellvertretend für die gastgebende Schule die Studierenden und Dozenten begrüßend, ist entsprechend dankbar: „In Zeiten der Krise und des Strukturwandels hat das Land NRW in einer Stadt wie Bochum Mut und Geld gehabt, ein neues Theaterzentrum zu errichten, um junge Künstler auszubilden in den darstellenden Künsten. Dieses Jahr ist noch ein neuer Campus der Folkwang Universität dazugekommen, das „Institut für populäre Musik“. Eine Stadt, die Opel verloren hat, setzt auf Kultur und Ausbildung, obwohl die Straßen reparaturbedürftig sind, die Arbeitslosigkeit hoch ist und Ebbe in den Kassen herrscht – „das ist ein hoffnungsvolles Zeichen.“ 14 Dr. Irina Ehrhardt, Leiterin des Referats Kulturelle Bildung, Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland Katharina Rehn, Studierendenvertreterin Auch das Theatertreffen hat einen Förderer. Im Namen der Bundesministerin Frau Professor Dr. Johanna Wanka grüßte Dr. Irina Ehrhardt, Leiterin des Referats Kulturelle Bildung im Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Ihr Ministerium fördert diesen Bundeswettbewerb und vergibt die Förderpreise für den schauspielerischen Nachwuchs nun zum 26. Mal. Damit wird das Theatertreffen in dieser Form möglich und ist fester Bestandteil im Kalender der insgesamt 10 kulturellen Bundeswettbewerbe des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Frau Dr. Ehrhardt begleitet das Treffen in ihrer Funktion seit vier Jahren und ist begeistert von den Aufführungen und dem Geist des Treffens. Es ist der bisher einzige Wettbewerb, der über die Grenzen Deutschlands hinaus in weiteren zwei Ländern ausgerichtet wird und wechselnd in verschiedenen Städten jährlich stattfindet. Auch sie erinnerte an Frau Prof. Marina Busse in persönlicher Rede, sie hatte das Treffen und den Wettbewerb in den letzten Jahren in ganz besonderer, wunderbarer Weise geprägt und wird für immer damit verbunden sein. Das Ministerium setzt sich für die Professionalisierung und Förderung des Nachwuchses ein. Dieser Wettbewerb ist vor allem einer für die Jugend, für angehende Schauspielerinnen und Schauspieler, ein Tor zur großen weiten Welt des Theaters. Aber – wozu müssen überhaupt jedes Jahr so viele junge Schauspieler ausgebildet werden und vor allem: Was finden die Zuschauer denn heute noch im Theater? Prof. Esther Hausmann, Rednerin für das gastgebende Haus, erklärt es so: „Sie teilen etwas, was nicht „geliked“, sondern nur erlebt werden kann. Es kann nicht versendet oder konserviert werden. Entweder ich erlebe es jetzt, in diesem einen Moment, oder ich kann es mir nur noch berichten lassen. Das sind der Zauber und die Magie des Theaters, das ich für unvergänglich halte, weswegen Antigone auch nach mehr als 2000 Jahren immer wieder zurückkehrt, damit wir uns ein Bild von ihr machen, in unserer Zeit.“ Katharina Rehn könnte hervorragend eine moderne Antigone verkörpern. Die FolkwangAbsolventin, die beim vorigen Treffen in München als eine ganz besondere und intensive Schauspielerin aufgefallen war, sprach für die Studierenden der Folkwang-Universität. Direkt, beherzt, gescheit, genauso, wie sie ihre Rollen spielt. „Verbiegen bringt nichts. Seid mutig, unbequem, streitet euch und trinkt danach ein Bier. Macht dieses Schauspielschultreffen zu eurem eigenen Fest.“ Dann eroberten die Schauspieler des 4. Jahrgangs der Folkwangschule die Bühne. Im Westen nichts Neues? Neues genug. Ulrike Steinweh 15 16 17 Förderpreise für Schauspielstudierende der Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland WETTBEWERB WETTBEWERBSBEITRÄGE Zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses, insbesondere zur Erleichterung des Übergangs in die künstlerische Praxis, vergibt die Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland jährlich Preise für hervorragende künstlerische Leistungen. Die Gesamthöhe der zu vergebenden Preise beträgt 20.000 Euro. Essen-Bochum, Folkwang Universität der Künste: Im Westen nichts Neues Frankfurt am Main, Hochschule für Musik und Darstellende Kunst: Kronenterror Stuttgart, Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst: Henrik Ibsen / Peer Gynt / Szenen Bern, Hochschule der Künste: Space Oddity Ensemblepreis Der von der Konferenz der Hochschulen der Darstellenden Künste und des Literarischen Schreibens Schweiz (KDKS) gestiftete Preis wird an ein Ensemble vergeben, das in seiner Arbeit zukunftsweisende Innovationen sichtbar werden lässt. Das Preisgeld beträgt 10.000 Euro. Berlin, Universität der Künste: Wunderland Rostock, Hochschule für Musik und Theater: Eigennichtartig – Ein Stück Bewegung Graz, Universität für Musik und darstellende Kunst: Auch Schauspielern gibt man den Gnadenschuss Preis der Dieser Preis wird derzeit, in der Nachfolge der Initiatorin Studierenden Regine Lutz, vom Schauspieler Prof. Gerd Wameling gestiftet. Er wird jenen Studierenden verliehen, die nach Meinung ihrer Kommilitonen die schauspielerisch beste Ensemblearbeit gezeigt haben. Die Abstimmung darüber erfolgt während des Theatertreffens online via Doodle durch die offiziell als studentische Teilnehmer gemeldeten Schauspielstudierenden. Das Preisgeld beträgt 1.000 Euro. Berlin, Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“: Was Ihr Wollt Hannover, Hochschule für Musik, Theater und Medien: Verbrechen und Strafe Wien, Universität für Musik und darstellende Kunst / Max Reinhardt Seminar: Das Schlangennest München, Otto Falckenberg Schule: Glow! Box BRD Marina Busse Preis Der in memoriam vom Ehemann Friedrich Springorum und Freunden der Schauspielerin und Dozentin Prof. Marina Busse gestiftete Preis wird je einem Studenten und einer Studentin für ihre besonderen schauspielerischen Einzelleistungen in der Höhe von jeweils 1.000 Euro verliehen. Das Preisgeld, das in 2015 erstmals ausgelobt wurde, beträgt 2.000 Euro. Insgesamt wurden beim 26. Treffen deutschsprachiger Schauspielstudierender Preisgelder in Höhe von 33.000 Euro an die teilnehmenden Studentinnen und Studenten vergeben. Zürcher Hochschule der Künste / Departement Darstellende Künste und Film: Dehli – ein Tanz Salzburg, Universität Mozarteum: Camelot München, Bayerische Theaterakademie August Everding: Der Weg zum Glück Hamburg, Theaterakademie an der Hochschule für Musik und Theater: Das Tierreich Potsdam, Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf: Diskurs – Iphigenie / Macbeth Leipzig, Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“: Eigentlich schön 18 19 19 Das bleibt haften. Das geht unter die Haut. Wie man die Schrecken des Krieges mit Leichtigkeit heraufbeschwören kann, das zeigte das Folkwang Ensemble mit Bravour. Sechs Männer und vier Frauen erzählen, spielen Kriegssituationen. Beim Essenfassen, im Schützengraben, im Lazarett. Sie dramatisieren nicht. Sie toben herein, tanzen, klettern über das schön geschwungene Spalier, die Schauspieler des vierten Jahrgangs – sie tanzen vorne weiter, einer spielt Gitarre, sie singen, wie auf einer Gartenparty nach dem Krieg. Sie tragen Abendkleider in fahlen Farben, sie tragen Anzüge, die grau bestäubt sind. Ihr Leben leuchtet nicht mehr. Diese Generation wird der Erste Weltkrieg nicht mehr loslassen, das beschrieb Erich Maria Remarque in seinem epochalen Kriegsroman. Und die jungen Schauspieler zeigen es. Beiläufig, wie selbstverständlich. Dass unterschiedslos Männer wie Frauen von Krieg und Schlachtfeld berichten, verstärkt die Wirkung. Es hat alle getroffen. Gefühle? Das Überleben zählt. Sie freuen sich ESSEN ES SPIELTEN Folkwang Universität der Künste Essen-Bochum Miriam Haltmeier, Stefan Herrmann, Christina Jung, Michael Knöfler, Pola Jane O’Mara, Maximilian Pulst, Andreas Rother, Benjamin Werner, Luana Velis, Luca Zahn IM WESTEN NICHTS NEUES über doppelte Rationen, die Hälfte der Kompanie ist nämlich tot. Wer bekommt Stefans Stiefel, wenn er stirbt? Mehr interessiert seine Kameraden nicht. Nur eine (Luana Velis) redet tapfer mit dem Sterbenden, malt ihm seine Zukunft aus. Bevor Stefan (Stefan Herrmann) ganz ohne Pathos die Augen schließt, gibt er seine geliebten Stiefel weiter. Eine stille Szene – ebenso erschütternd eine laute: der Mord an einem Franzosen, der sich in denselben Bombenkrater geflüchtet hat wie der Deutsche. Die wachsende Angst vor dem Feind, den Luca (Luca Zahn) nur hören, nicht sehen kann, bis er endlich zusticht, das nachträgliche Entsetzen über die Tat – die ganze Absurdität des Krieges ist gefasst in eine Szene. Den Ersten Weltkrieg mit seinen Schützengräben, den Kampf von Mann zu Mann nah an uns heranzuführen, das ist eine Leistung. Und wie die zehn Schauspieler das zusammen schafften: großer Respekt. Einen Einzelpreis bekam die vielseitige Luana Velis. Ulrike Steinweh von Erich Maria Remarque Regie: Henner Kallmeyer Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag ZUR PRODUKTION Eine Produktion der Studierenden des 4. Jahrgangs in Kooperation mit dem Schauspielhaus Bochum Premiere 26. März 2015 Schauspielhaus Bochum Ursprüngliche Fassung ca. 75 Minuten 7 Aufführungen 20 21 FRANKFURT Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main KRONENTERROR nach Motiven aus Shakespeares Rosenkriegsdramen ES SPIELTEN Johanna Franke, Anica Happich, Alexej Lochmann, Anabel Möbius, Baris Tangobay, Lili Ullrich, Matthias Vogel Regie, Text und Szenenmontage: Felix Kracke ZUR PRODUKTION Ein studentisches Projekt des 3. Jahrgangs Regie und Schauspiel an der HfMDK in Zusammenarbeit mit der Hessischen Theaterakademie Premiere 3. Oktober 2014 Frankfurt LAB Ursprüngliche Fassung ca. 50 Minuten 4 Aufführungen 22 Die Krone? Will keiner. Oder doch? Darum dreht es sich in dieser fetzigen Text-Collage aus Shakespeares Rosenkriegsdramen sowie aus der Shakespeare-Überschreibung „Schlachten“ von Tom Lanoye und Luk Perceval, in dem die Autoren die Gier nach der Königskrone, das maßlose Morden, bitterkomisch und hochaktuell ausgestellt haben. Sie stehen schon, auf einem Bühnenwagen, dem Thespiskarren, während die Zuschauer hereinkommen. Allein das lange Stillstehen ist eine Leistung. Und erst das Umschalten von Null auf Hundert: Eine wilde Parade, ein Sturm an der Rampe. Und es beginnt eine trashige commedia dell‘arte, um wenig Lust und die große Last, eine Krone zu tragen. Drei der Spieler sind schrill kostümiert, die königlichen Perücken werden nach Belieben ab- genommen und wieder aufgesetzt. Sie machen es gut, zeigen in ihrer komischen Übertreibung den Irrwitz von Machtbesitz, errungen allein durch die Geburt. Besonders als sie bei der „Königsprobe“ die Machtübergabe vom Vater auf den Sohn proben. Matthias Vogel als Königsvater mit mächtiger Lockenperücke verhaspelt sich, weiß nicht weiter im Text, die drei müssen wiederholen und wiederholen, bis zur Erschöpfung. Der König kann seine Rolle nicht. Es spielen zwei Könige und eine Queen in spe, dazu viermal Falstaff: zwei Männer, zwei Frauen. Die schlicht schwarz gewandeten Falstaffs bringen die Fallhöhe, sie sind die Untertanen, zum Dienen verdammt. Sie beleuchten, drehen und schieben den Thespiskarren. Doch trotz ihrer Präsenz, sie kommen etwas zu kurz neben den drei Majestäten in spe, die sich in Textorgien ergehen dürfen. Das Ungleichgewicht hat einen erstaunlichen Grund: Die siebenköpfige Klasse entschied sich einmütig, mit „Kronenterror“ nach Bochum zu kommen, einer bereits fertigen Produktion mit drei Rollen. Also schnell umgeschrieben, vier Falstaffs dazu, fünf Tage geprobt. Voilá. Und alle waren mit dem Resultat zufrieden. Das ist Ensemblegeist. Die Falstaffs leben hoch! Ulrike Steinweh 23 STUTTGART Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart HENRIK IBSEN / PEER GYNT / SZENEN ES SPIELTEN Jessica Cuna, Lucie Emons, Laura Locher, Susanne Schieffer, Frederik Bott, Alexey Ekimov, Rudy Orlovius, Philipp Sommer, Angela Blanc, Jan Jedenak Regie: Thomas Krupa Aufführungsrechte: Verlag der Autoren ZUR PRODUKTION Eine gemeinsame Produktion der Studierenden des 3. Studienjahres der Schauspielschule und des Figurentheaters Premiere 8. November 2014 Wilhelma Theater, Stuttgart Ursprüngliche Fassung ca. 90 Minuten 13 Aufführungen Solche Trolle hat die Welt noch nicht gesehen. Buckelige, dunkle Wesen, Zweifüßler ohne Hände, der Kopf an einem dünnen Hals, 24 watscheln, springen, tanzen sie sogar. Die Darstellung der Trolle ist immer ein Problem bei „Peer Gynt“. Doch Jan Jedenak vom Stuttgarter Ausbildungsgang Figurentheater fand eine geniale Lösung. Ein Kraftakt für die Schauspieler, verborgen unter Riesenpullovern, die Beine in die Ärmel gesteckt und hingehockt. Der Trollbuckel war geformt aus ihren gebeugten Rücken, ihren Köpfen. Mit den im Pullover verborgenen Armen hielten sie die Masken. Diese Trolle wirkten wahrlich wie nicht von dieser Welt. Die zehn Stuttgarter sitzen auf Stühlen an der Rampe, sprechen von und wie Peer, stehen auf und schlüpfen in eine Rolle. Alle tragen Anoraks, auch Aase und Solveig. Und jeder der fünf Männer plus eine Schauspielerin ist einmal Peer Gynt. Der Junge, der sich fort lügt aus der kleinen Hütte in den norwegischen Bergen, der die Frauen betört und verlässt, fortgetrieben, ohne Verantwortungsgefühl, immer auf der Suche. Um dann zuletzt zu Hause zu landen, bei Solveig, seiner Kinderliebe. Seine Suche nach sich selbst haben die Schauspieler locker und zugleich konzentriert gespielt, in eindrucksvollen Traum- und Albtraumbildern. Die heimatliche Stube wurde von einem Puppenhaus am Rand der Bühne abgefilmt und auf eine riesige weiße Wand projiziert. Diese Wand konnte gedreht und auch beklettert werden, trennte Orte und Szenen, konnte bedrohen und gefährlich sein. Jede Szene hatte Aussagekraft. Wenn einer der Schauspieler sich immer wieder unter die drehende Wand ducken muss und nicht hochkommt vom Boden. Wenn Aase Pullover über Pullover zieht, immer mehr, bis sie zusammenbricht unter der Last ihrer Lebensschichten. Wenn Solveig mit klarem Blick den Rückkehrer Peer wieder annimmt, machen die Schauspieler nicht auf alt, sondern sind jung, gerade heraus und wie unverstellt. Wir sind Ulrike Steinweh Peer. Die Suche ist geglückt. 25 und Weltraum sollten die Schauspieler anregen, als sie Figuren und Stück zusammen mit ihrem Dozenten selbst entwickelten. Es ist ein spannendes Stück geworden, die Fantasie der neun Schauspieler fand vom Abstrakten zum Konkreten, zu fesselnden Personen und Geschichten. Die Schauspieler erzählen, und manchmal spielen sie auch die Situationen, von Einzelgängern, von Paaren, die unterschiedlicher nicht sein können. Planeten, die sich kreuzen, eine Weile parallel laufen, wieder auseinander driften. Der Personenschützer Kalle (Gian Leander Bättig), knochentrocken, etwas naiv, gelegentlich gewalttätig, doch liebevoll, behauptet, er sei weder schwul noch hetero und auch nicht bi. Der schlafwandelnde Henrik und seine Freundin Gerda, die ihn vom Schlafwandeln heilen will, verbringen eine schlaflose Nacht mit viel Alkohol am Hafen, begegnen Kalle und seinem Freund, am Morgen sind Kalle und Gerda ein BERN Hochschule der Künste Bern SPACE ODDITY eine Stückentwicklung ES SPIELTEN Julian Schneider, Fabian Eyer, Jonas Rhonheimer, Paulina Steiner, Anne Sauvageot, Julian Til Koechlin, Gian Leander Bättig, Marie Popall, Nico Herzig Regie: Tomas Flachs Nóbrega Textentwicklung, Bühne und Kostüme: Tomas Flachs Nóbrega und Ensemble 26 Paar. Ein stylischer Nerd und eine Telecom Technikerin chatten anonym im Internet, ohne zu wissen, dass sie sich schon längst begegnet sind. Im Café Sol treffen alle aufeinander, in einem höchst dramatischen Moment, als Demonstranten sich dort verschanzen, die verfolgenden Polizisten eine Blendgranate ins Café werfen. Und alle verhaften. Nach einer Nacht im Gefängnis holt Anatol alle heraus, er ist nämlich Rechtsanwalt. Was für eine Überraschung. Dieser Sonderling? Anatol, gespielt von Nico Herzig, hat ein Problem. Er will gleichzeitig ja und nein sagen. Er will einen Döner, scharf und nicht scharf zugleich. Nicht etwa eine Hälfte scharf und eine Hälfte nicht scharf. Er will einen Martini mit und ohne Eis. Das muss doch möglich sein! Er ist beharrlich, eigenartig und sehr komisch. A really odd person, yeah. Für diesen Anatol bekam Nico Herzig einen Einzelpreis, ebenso Gian Leander Bättig für seinen Kalle. Ulrike Steinweh ZUR PRODUKTION Produktion der Studierenden des 2. und 3. Jahrgangs Bachelor Theater der HKB Premiere 19. Januar 2015 Hochschule der Künste Bern Ursprüngliche Fassung ca. 60 Minuten 4 Aufführungen Jeder in seinem Lichtkreis. Sie unterbrechen sich, reden gleichzeitig. Soli, Duett, Trio, Quartett, dazwischen einmal Tutti. Doch zusammen bleiben nur zwei der neun Personen. Der Titel „Space Oddity“ ist der Titel eines David-BowieSongs, der wiederum wurde von Kubricks Film „2001“ inspiriert. Und Phänomene aus Physik 27 Ein Kafkaeskes Wunderland, herbeigezaubert, herbeigespielt von den fabelhaften Schauspielern der UdK. Eine bizarre Welt der Deformationen, der Vergeblichkeiten, der Absurditäten. Sieben Angestellte und ein Abteilungsleiter sind gefangen in einem trostlosen Gemeinschaftsbüro, jeder emsig beschäftigt mit sinnlosen Arbeiten und deren Wiederholungen. Jeder schuf eine einzigartige Figur mit einem engen, doch expressiven Bewegungsrepertoire, einer stakst stocksteif, der andere humpelt schief verkrümmt und eine wiegt angestrengt schwungvoll die Hüften. Verklemmt, gehemmt die Männer, abweisend, streng, doch lockend die Frauen. Alle sind in feinste Stoffe in verschiedenen Beigetönen gekleidet, als sollte das geringe Farbspektrum ihre Individualität, ihre Gefühle eindämmen. Umsonst – hinter der Fassade flackert es und glüht. Die unterdrückten Begierden bei Mann wie Frau führen zu abrupten Eruptionen, Ausbrüchen von Sadismus, Übersprungshandlungen, zu sexuellen Übergriffen. BERLIN Universität der Künste Berlin WUNDERLAND Ungelenk und ungeschickt, gewaltsam, lüstern. Man konnte sich nicht sattsehen und nur bedauern, dass nicht alle Akteure gleichzeitig im Blickfeld sein konnten. Virtuos waren sie alle, wie Meik van Severen beim Kampf seiner rechten gegen seine linke Hand, plus betörender Gesangseinlage als Countertenor. Die in jedem Detail brillierende UdK-Mannschaft zeigte, wie aus Ernsthaftigkeit und Präzision große Komik entsteht: beim Ballett mit Stempeln auf ihren Schreibtischen, bei der artistischen Hula Hoop Show, beim geschickt ungeschickten Kampf mit Satzzeichen statt Waffen. Wie gerne hätte man auch den zweiten Teil á la Lewis Caroll gesehen! Begeisterungsstürme im Publikum. Für dieses rundum gelungene Kunststück gab es die größte Ansammlung von Preisen: Einen Ensemblepreis über 7.000 € vom Ministerium. Den Preis der Studenten. Dazu einen Einzelpreis für Josefine Israel. Und den dieses Jahr erstmals verliehenen Marina-BusseUlrike Steinweh Preis für Vanessa Loibl. ES SPIELTEN Robin Dörnemann, Jaime Ferkic, Josefine Israel, Vanessa Loibl, Thea Rasche, Sven Scheele, Lena Schmidtke, Meik van Severen nach Texten von Lewis Carroll und Franz Kafka Regie: Fabian Gerhardt ZUR PRODUKTION Produktion der Studierenden des 3. Jahrgangs Premiere 6. Dezember 2014 UNI.T – Theater, UdK Berlin Ursprüngliche Fassung ca. 120 Minuten 11 Aufführungen 28 29 der ganz nüchtern, nur das Ticken einer Uhr. Sie tändeln, sie schmachten, sie verzweifeln. Immer wieder finden sie neue Lösungen, Schritte, Gruppierungen. Mit großer Genauigkeit, nie zeigen sie eine Spur von Anstrengung. Die Männer provozieren sich um und über zwei Tische, zeigen, was sie – körperlich – können. Die vier Frauen dagegen tanzen in vollendeter Harmonie. So reihen sich lauter kleine Geschichten aneinander, freigegeben fürs Assoziieren. Einige Szenen bleiben rätselhaft, andere erschließen sich bei den ersten Gesten und Schritten. Bravourös haben die Rostocker eine Stunde durchgetanzt. Sie sind artistisch, sind genau, sind unermüdlich und laufen noch beim wiederholten Beifall voll Schwung herein. Bewundernswert. Bravos aus dem Publikum. Für diese begeisternde Performance bekamen sie einen Ensemblepreis von 3.000 Euro. Ulrike Steinweh ROSTOCK Hochschule für Musik und Theater Rostock EIGENNICHTARTIG – EIN STÜCK BEWEGUNG ES SPIELTEN Mathilde Bundschuh, Garry Fischmann, Jan Hallmann, Max Koch, Roman Majewski, Markus Paul, Sophie Pfennigstorf, Maike Reuter, Stella Roberts, Andrea Spicher, Caspar Weimann Erarbeitung und Bühnenbild: Romy Hochbaum ZUR PRODUKTION Produktion der Studierenden des 3. Studienjahres Schauspiel der HMT Rostock Premiere 18. Dezember 2014 Katharinensaal der HMT Rostock Ursprüngliche Fassung ca. 80 Minuten 4 Aufführungen 30 Sie tanzen eine Stunde lang. Das ist unglaublich, das sind keine Tänzer, sondern Rostocker Schauspielstudierende. Jeder Schritt, jede Geste sitzt, fließt im Rhythmus mit der Musik, im Zusammenspiel. Die jungen Leute erobern den großen Bühnenraum, sie suchen, sie finden und sie fliehen sich. Sie spielen mit Bilderrahmen verschiedener Größe: Abbilder, Gefühlsbilder, Rahmen, Grenzen zum Übertreten. Sie jagen über die Bühne, gruppieren sich zu lebenden Bildern. Was mag es mit den Rahmen auf sich haben? Ausgangspunkt dieses Bewegungsprojekts war Picasso, seine vielen Liebesbeziehungen, die Umsetzung in Malerei. Gerahmtes Leben also. Spanische Musik treibt die Tanzenden an, heftig, südländisch schmachtend, dann, wie- 31 GRAZ Universität für Musik und darstellende Kunst Graz AUCH SCHAUSPIELERN GIBT MAN DEN GNADENSCHUSS von Ed. Hauswirth & Ensemble ES SPIELTEN Julia Richter, Magdalena Wabitsch, Christoph Steiner, Saladin Dellers, Gregor Kohlhofer, Shana Brandl, Lukas Gander, Virginia V. Hartmann Regie: Ed. Hauswirth ZUR PRODUKTION Produktion der Studierenden des 3. Studienjahres Premiere 22. April 2015 Theater im Palais, Kunstuniversität Graz Ursprüngliche Fassung ca. 80 Minuten 3 Aufführungen Sie spielen um ihre Zukunft. Sie haben gerade ihre Ausbildung beendet und bewerben sich für eine Rolle in einem Theaterstück nach dem Film „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“. Gemeinschaftlich will die Klasse ein Demovideo erarbeiten. Ein doppelter Boden: Vorspielen, bewerben wird bald die Realität der Grazer Studenten sein. Dies ist eine Fiktion, gemeinsam mit Regisseur Ed. Hauswirth erarbeitet. Und dann gibt es noch den Film. Wer ihn kennt, mag die Radikalität vermissen, mit der Jane Fonda beim unmenschlichen Tanzmarathon Kraft und Hoffnung verliert. Und darum fleht, dass ihr Tanzpartner sie erschießt. Bei den Grazern geht es nicht um Leben oder Tod, sondern um ihre Zukunft. Wie wollen sie 32 spielen und wie bestehen sie im Wettbewerb? Wer ist Gewinner, wer Verlierer? Schnell wird aus Gemeinschaft Konkurrenz. Wer tanzt am besten, wessen Monolog zündet mehr? Sie drängeln sich nach vorn und vor die Kamera, betteln um eine Großaufnahme. Und tatsächlich, sie sehen fantastisch aus auf der Leinwand. Wahre Filmstars, überlebensgroß, geheimnisvoll. Aber das bemerken sie nicht einmal, sie treiben die Selbstdarstellung weiter und weiter, bis ins Lächerliche. Sie haben aber auch ihre Momente. Wie Julia Richter, die erst ironisch, dann wahrhaftig eine Träne für die Kamera produziert. Sie ist eine Gewinnerin. Shana Brandl dagegen die typische Verliererin. Mit ausgestopftem Bauch stapft sie über die Bühne. Sie will ein Kind. Nein, sie will hier nicht das Pferd spielen, nein, auf keinen Fall! Doch am Ende probt sie verzweifelt den Hürdenlauf, lässt sich den Pferdekopf aufsetzen, wird erschossen, ihr Traum stirbt. Als Schauspielerin anfangen und ein Kind bekommen, das geht nicht. Ganz im Gegensatz zum Stück spielen die Grazer formidabel zusammen und beherrschen ihre Kamera souverän. Eine doppelte Leistung. Der Ensemblepreis der Konferenz der Hochschulen der Darstellenden Künste und des Literarischen Schreibens Schweiz (KDKS) von 10.000 Euro geht an diese großartige Gemeinschaftsarbeit. Dazu noch zwei Einzelpreise, an Julia Richter und Shana Brandl. Ulrike Steinweh 33 Eine Form- und Farbenpracht. In historisierend-märchenhaften Kostümen stellen sie sich um das leere Bühnenquadrat auf. Musik! Vielstimmig ertönt die süß klagende Melodie „Sweet Nymphe Come to Thy Lover“, und schon sind wir versetzt in Shakespeares Zeit. Ein goldenes Tuch auf den Boden geworfen, das Spiel kann beginnen. Und was für ein Spiel! Strenge Form, stilisierte Sprache. Regisseur Alexander Lang ist bekannt für seine expressiven Inszenierungen. Die Ernst-Busch-Schauspieler unterwarfen sich freudig der strengen Formvorgabe, dem langsamen, künstlichen Sprachduktus, den exaltierten Bewegungsabläufen. Sie waren begeistert von der Arbeit mit einem Regisseur, der seit Jahrzehnten konsequent seinen Stil verfolgt. Die Aufgabe, gegen heutige Hörgewohnheiten die Sprache Schlegels zu beleben, den Zuschauern nahezubringen, war eine Herausforderung. Bei allen Vorgaben des Regisseurs hatten die Schauspieler die Freiheit, das Figurengerüst mit einem eigenen Ton, eige- BERLIN Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin WAS IHR WOLLT nach William Shakespeare Übersetzung: August Wilhelm Schlegel / Fassung: Alexander Lang nen Mitteln auszufüllen. Besonders Stella Hinrichs’ Olivia fand als erwachend Liebende zu einer anrührenden Wahrhaftigkeit. Die Spieler hatten sich bei der gekürzten Bochumer Stundenfassung für den zweiten Teil von „Was Ihr Wollt“ entschieden. Offensichtlich fehlte deshalb den Schauspielern der langsame Anstieg bei Shakespeares immer turbulenter werdender Verwicklungskomödie. Sie müssen gleich hoch einsetzen, und das meint hier: ziemlich laut. Da schreit das komische Personal Sir Toby, Maria, Bleichwang und Malvolio doch etwas nervig herum. Zauberhaft von Idee und Wirkung aber ist die Verdoppelung des Zwillingsthemas. Dem Geschwisterpaar Viola und Sebastian stehen hier die beiden Edelleute Curio und Valentin als zweites Zwillingspaar zur Seite. Im schönsten Einklang von Ausdruck und Bewegung. Nicht nur, wenn sie glockenhell singen. Ihre Auftritte, sie hätten Shakespeare Ulrike Steinweh gefallen. ES SPIELTEN Florian Donath, Stella Hinrichs, Jonathan Kutzner, Jaela Carlina Probst, Llewellyn Reichman, Linn Reusse, Tim Riedel, Leonard Scheicher, Gregor Schulz, Gaia Vogel, Sebastian Witt, Timocin Ziegler Regie: Alexander Lang ZUR PRODUKTION Produktion der Studierenden des 3. Jahrgangs Premiere 17. Mai 2015 bat-Studiotheater der HfS Ernst Busch, Berlin Ursprüngliche Fassung ca. 120 Minuten 8 Aufführungen 34 35 HANNOVER Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover VERBRECHEN UND STRAFE nach Fjodor Dostojewski Übersetzung: Swetlana Geier ES SPIELTEN Rachel Behringer, Sandra Bezler, Melina Borcherding, Frédéric Brossier, Alex Friedland, Marlene Sophie Haagen, Gabriel Kähler, Brigitte Middlemiss, Nancy Pönitz, Julia Schäfle, Tom Semmler, Robert Zimmermann Regie und Bühne: Nora Somaini und Titus Georgi Aufführungsrechte: S. Fischer Verlag ZUR PRODUKTION Ein Projekt des 3. Studienjahrs des Studiengangs Schauspiel der HMTMH In Kooperation mit der Hochschule Hannover, Studiengänge Mediendesign und Szenografie – Kostüm Premiere 11. Dezember 2014 Studiotheater, Expo Plaza Hannover Ursprüngliche Fassung ca. 240 Minuten 16 Aufführungen 36 „Der russische Mensch ist eine breite Natur. Breit wie sein Land“. Die Breite von Dostojewskis Roman konnten die Schauspieler natürlich unmöglich in eine Stunde fassen. Schon bei der ursprünglich fast vierstündigen Aufführung waren die 800 Romanseiten notwendigerweise stark komprimiert. Für das Theatertreffen verabschiedeten sich die Schauspieler davon, eine Geschichte zu erzählen. Deshalb konnten sie ihre Figuren nicht etablieren und mussten aus dem Stand ihren Charakter fassen. Was etwa Sandra Brezler als Staatsanwältin vollendet gelang. Die Studierenden setzten auf starke Bilder, starke Szenen, Tempo. So lieferten sie eine farbige, vielfältige Show, Flashbacks aus dem verwirrten Kopf Raskolnikows. Die Welt als Albtraum. Den Raskolnikow nicht verstanden hat, den wir alle nicht verstehen können. Die Originalfassung war ein Projekt. Vormittags arbeitete die Dozentin mit den Studierenden nach der Strasberg-Methode an ihren Charakteren. Nachmittags sollten sie die frisch erlernten „tools“ unter der Regie ihres Dozenten einsetzen. Die Schauspieler empfanden das Ergebnis, diesen Mix aus zwei Methoden, selbst als nicht ganz geglückt. Von der Feinarbeit an ihren Figuren war in der einen Stunde natürlich nicht viel zu sehen. Und überhaupt: Method Acting erlernt niemand in wenigen Wochen. Doch die Dostojewski-Spieler aus Hannover waren überwiegend begeistert von ihrem Einblick in diese Methode und empfanden die Arbeit nach Strasberg als enorme Bereicherung: Eine Erweiterung ihrer Spielmöglichkeiten, die jedem Schauspielschüler zu wünschen wäre. Denn der Schauspieler sollte eine breite Natur sein. Ulrike Steinweh 37 WIEN Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Max Reinhardt Seminar DAS SCHLANGENNEST von Copi ES SPIELTEN Stefan Gorski, Andrei Viorel Tacu, Pauline Fusban, Luka Vlatkovic, Felix Hafner, Simon Harlan Regie: Evgeny Titov Aufführungsrechte: Felix Bloch Erben ZUR PRODUKTION Produktion der Studierenden des 3. Jahrgangs Premiere 2. Mai 2014 Max Reinhardt Seminar, Wien Ursprüngliche Fassung ca. 100 Minuten 6 Aufführungen Weg mit den Klischees! An einem Silvesterabend in einem Hochhaus am Rand von Paris befinden sich: Luc, der Wohnungsbesitzer, schwul. Sein Partner Jean, bisexuell. Daphne, alkohol-, drogen- und sexsüchtig. Micheline, transsexuell. Der Tunesier Ahmed, schwul. Zuletzt kurz auftretend, Simon, Michelines verständnisvoller Ehemann. Sie alle bedienen herrschende Klischees plus einen zusätzlichen persönlichen Dreh und zeigen so den Menschen. Den unglücklichen Menschen natürlich. Die Max-Reinhardt-Studierenden spielen fein, nuanciert und differenziert. Jede Person greift ans Herz mit ihren Sehnsüchten, mit dem Versuch, die Leere ihres Lebens zu füllen. Ewig könnte man ihnen zuschauen: Sie leben auf der Bühne. Was für ein Moment, als vier von ihnen am Tisch sitzen wie zum letzten Abendmahl, frontal zum Publikum und staunend die draußen tanzenden Schneeflocken betrachten, lange, sehr lange und absolut glaubwürdig. Ein Moment der Hoffnung. Aber sie erfüllt sich nicht. Mehr entblößt als angezogen tanzt Micheline auf dem Tisch, buhlt um Aufmerksamkeit, verge- bens. Später wird sie endlich von ihrem geliebten Jean auf eben diesem Tisch flach gelegt, leider kommen die Freunde zu früh von einem Erkundungsgang zurück. Jean schließlich treibt die Nacktheit auf die Spitze, tanzt auf der Anrichte, sein Schwanz rotiert und rotiert, und das ist überhaupt nicht peinlich, sondern sehr komisch. Mutig, sehr mutig sind sie alle, lassen äußere wie innere Hüllen fallen, liefern sich ihren Figuren aus und verführen so die Zuschauer, mit ihnen mitzufühlen. Trotz des absurden Verlaufs: Die im Klo aufgetauchte Schlange verspeisen sie fröhlich als Silvestermahl. Und in dem herumstehenden Koffer steckt die tote Tochter von Micheline, sie hat sie erschossen. Das Ende ist 38 schaurig, Micheline fährt mit Freunden und Mann zur Polizei, auf dem Weg geht der Wagen in Flammen auf. Übrig bleiben Ahmed und die transsexuelle Micheline, anrührend zart gespielt von Felix Hafner. Sie haben sich verliebt. In den Mann, die Frau? In den Menschen. Felix Hafner, nicht Schauspiel-, sondern Regiestudent, bekam einen Einzelpreis. Ulrike Steinweh 39 Gartenschläuche, sein Eisschrank hat ihn enttäuscht und jetzt verbindet ihn mit seiner Nachttischlampe eine besondere Beziehung. Nicht nur das, er hat Sex mit der Nachttischlampe! Das geht Nurit nun wirklich zu weit, sie flieht. Eine gescheiterte Fetischisten-Verbindung? Die dauerlächelnde Irina versucht über alle Untiefen in ihrer Partnerschaft hinweg zu lächeln, während der Mann den Coolen gibt, eine beunruhigende Vorführung einer total missglückten Paarbeziehung. Und wieder wird MÜNCHEN Otto Falckenberg Schule München GLOW! BOX BRD von Anne Habermehl ES SPIELTEN Hassan Akkouch, Philipp Basener, Jonathan Berlin, Daniel Gawlowski, Bastian Hagen, Colin Hausberg, Nurit Hirschfeld, Merlin Sandmeyer, Maike Schroeter, Irina Sulaver, Caroline Tyka Regie: Jorinde Dröse Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag ZUR PRODUKTION Jahrgangsinszenierung des 3. Studienjahres Premiere 16. Januar 2015 Werkraum der Münchner Kammerspiele Ursprüngliche Fassung ca. 150 Minuten 13 Aufführungen 40 das in Bochum in vielen Aufführungen angeschlagene Thema vorgeführt: Wir spielen. Aber wie? Und dann ausgerechnet den längst zu Tode parodierten Hamlet-Monolog. Merlin Sandmeyer erklimmt eine neue Ebene in seiner perfekt ausdifferenzierten Darstellung, parodiert die Parodie, blödelnd, überdramatisierend, hilflos, dann wahrhaftig. Irina Sulaver bekam einen Darstellerpreis und Merlin Sandmeyer den erstmals verliehenen Marina Busse Preis. Ulrike Steinweh Ein Kaleidoskop heftiger Befindlichkeiten, das verstört. Menschen mit krassen Kommunikationsstörungen, die ihnen nicht bewusst sind, die ihre Begegnungen scheitern lassen, auch die mit sich selbst. Die elf Falckenberg-Absolventen ziehen das Publikum in den Bann, hinein in ihre Malaise, ihre Gewissenskonflikte, ihre Neurosen, Absonderlichkeiten. Man kann nur staunen. Über den Mann, der mit einer blonden Marilyn-Puppe lebt. Über die Frau, die besessen ihre Wohnung putzt und sie schon lange nicht mehr verlässt, denn über den Dreck draußen hat sie ja keine Kontrolle. Eine Frau trifft einen möglichen Partner, ausgewählt per App. Als sich herausstellt, dass er ein Kind hat, bietet sie ihm an, es zu töten. Bloß keine Kinder mehr in die Welt setzen. Kinder sind Biowaffen, Kinder verbrauchen die zum Überleben der Erde notwendigen Ressourcen. Zwischendurch tanzen rührend tapsig ein Eisbär und ein Gorilla. Als sie später halb aus ihrer Verkleidung schlüpfen, erzählen sie von dem, was sie gern haben. Nurit lebt mit Uwe, einem Wesen mit Stacheln, soll das womöglich ein Stachelschwein sein? Ihr Gegenüber Basti mag 41 ZÜRICH Zürcher Hochschule der Künste Departement Darstellende Künste und Film DEHLI – EIN TANZ von Iwan Wyrypajew, Übersetzung: Stefan Schmidtke Das Leben – ein Totentanz. Gleich am Anfang die Nachricht: „Deine Mutter ist tot.“ Die tote Mutter allerdings wird noch häufiger höchst lebendig auftauchen, wie überhaupt ein ziemliches Durcheinander der Zeitebenen herrscht, allerdings ein amüsantes. Die herrlich stoische Tänzerin Klara (Tatjana Sebben) kann beim Tod ihrer Mutter nichts fühlen. Das wiederholt und wiederholt sie, ebenfalls wiederholen sich die beiden clownesken Freunde, die sie umschwirren und eigentlich nur einer sind. Doppelfiguren, von denen jeder durchaus ein Eigenleben führt und doch immer als eine Person erkennbar bleibt. Eine beachtliche Leistung der beiden jungen Schauspieler. Absurdes Theater eines modernen russischen Autors, erinnernd an Texte von Daniil Charms aus den Zwanzigerjahren. Eine einzigartige, irritierende und zirzensische Atmosphäre haben Regisseur und Schauspieler da eingefan- gen. Es könnte eine osteuropäische Gauklertruppe sein, die hier Variationen über Leben und Tod spielt. In Delhi, bei den Armen und Aussätzigen, hat Klara ihren Tanz gefunden, der Menschen in aller Welt bezaubert. Gezeigt wird er nie. Aus Schmutz und Elend hat sie Kunst gemacht, ist durch die Ausbeutung der Ärmsten zu Ruhm und Verehrern gekommen. Wer denkt da nicht an Kapitalismus? Paradox ist das Leben, wie es die sechs Schauspieler mit Einsatz und Können vorführen. Der Geliebte der Tänzerin bekommt einen Sack übergestülpt und wird ausgepeitscht, nachdem er unbeirrt „Heil Hitler“ ausgerufen hat und Witze über Ausschwitz machte. In diesem todbedrohten Reigen verschärft das die Frage nach der Schuld. Doch das Karussell dreht sich weiter. Ein Akkordeonspieler macht Musik dazu. Und Ulrike Steinweh der Tanz ist Schweigen. ES SPIELTEN Pan Aurel Bucher, Tim Czerwonatis, Anne Eigner, Miro Maurer, Tonio Schneider, Tatjana Sebben Regie: Michael Schönert Aufführungsrechte: Henschel Theaterverlag ZUR PRODUKTION Produktion der Studierenden des 3. Jahrgangs Bachelor of Arts in Theater, Vertiefung Schauspiel Premiere 12. Dezember 2014 Theater der Künste, Black Box, Zürich Ursprüngliche Fassung ca. 90 Minuten 6 Aufführungen 42 43 SALZBURG Universität Mozarteum Salzburg CAMELOT Bearbeitung von Niklaus Helbling nach Chrétiens de Troyes, Hartmann von Aue, T.W. White und Ruth Schirmer ES SPIELTEN Anton Andreew, Tobias Artner, Mirjam Birkl, Zeynep Bozbay, David Dumas, Marcel Heuperman, Thomas Kramer, Julius Kuhn, Vidina Popov, Anna-Maria Rieser, Julius Schulte Regie: Niklaus Helbling ZUR PRODUKTION Produktion der Studierenden des 4. Jahrgangs Schauspiel Premiere 20. Juni 2014 Theater im Kunstquartier, Salzburg Ursprüngliche Fassung ca. 100 Minuten 8 Aufführungen Ein rasender Rittergalopp ohne Pferd. Auf Skateboards, Inlineskates, Stelzen. Die Salzburger reißen die Geschichte von Arthus und seiner Tafelrunde mit Verve und Lust an sich. Anfangs brave Schüler, verwandeln sie sich in bester Trash-Manier zack-zack in Ritter, Könige, Zauberer, Hexen und hehre Frauen. Footballhelme sind die Ritterrüstung, ein rotes Umschlagtuch genügt als Gewand für Königin Ginevra, die Frau von König Artus, die ihren Artus leider mit dem heldenhaften Ritter Lancelot betrügt. Die verschachtelte Artussage aus verschiedenen 44 Quellen wird kühn zerschlagen und ineinander verschnitten. Ein paar grundlegende Kenntnisse sind da hilfreich. Vermittlung des alten Geschichtsmythos war offensichtlich nicht die Absicht, es gab noch nicht einmal den namensgebenden runden Tisch. Spaß macht die turbulente Jagd allemal, so frech und rotzig werden Figuren angerissen, karikiert, veralbert. Dazu fliegende Umbauten, die eigentlich eine eigene Bühnenmannschaft erfordert hätten. Die Salzburger SchauspielEleven kämpften, kletterten und drängten sich auch noch alle Elf in ein kleines Zelt – ohne wahren Teamgeist wäre Camelot nicht so ein mitreißendes Stück Theater geworden. Regisseur Niklaus Helbing stiftete offensichtlich zu größter Freiheit an, und seine Schauspieler ergriffen die Chance, im historischen Liebes-, Macht- und Loyalitäts-Gemenge den Bezug zu sich selbst zu entdecken und schräg, schnell und verspielt-verrückt umzusetzen. Dafür gab es einen Ensemblepreis von 2.000 Ulrike Steinweh Euro. 45 MÜNCHEN Bayerische Theaterakademie August Everding DER WEG ZUM GLÜCK von Ingrid Lausund ES SPIELTEN Svetlana Bielievtsova, Barbara Krzoska, Maren Pertiet, Olga von Luckwald, Sebastian Griegel, Daniel Holzberg, Klaus Steinbacher, Jakob Tögel Regie: Mario Andersen, Katja Wachter Aufführungsrechte: Suhrkamp Theaterverlag ZUR PRODUKTION Produktion der Studierenden des 3. Jahrgangs Premiere 9. Dezember 2014 Akademietheater der Theaterakademie August Everding München Ursprüngliche Fassung ca. 90 Minuten 9 Aufführungen „Happiness is the truth“. Das ist hier die Frage. Zu dem unwiderstehlichen Song „Happy“ von Pharrell Williams tanzen sieben junge Leute, leger gekleidet, in einer gekonnt komischen Musical-Choreographie. Einer gehört nicht dazu, irrt umher, will mitmachen, versucht es unbeholfen. Nicht jeder kann offensichtlich glücklich sein, auch nicht die dauerlächelnden Tänzer. Ingrid Lausund hat ihre Glückssuche für einen Schauspieler geschrieben, der pausenlos rennt, bis das Stück zu Ende ist. Die Regisseure Mario Andersen und Katja Wachter haben das Prinzip Bewegung aufgenommen und die Texte in Bewegung umgesetzt. Was anfangs ein Seminar zum Thema „Was ist der Weg zum Glück“ sein könnte, mit Plattitüden aus den üblichen Ratgebern (und nicht 46 von Ingrid Lausund), wird zu einer Plattform für Einsamkeitsgeschichten. Die Bühne ist leer, wird spannend durch Lichtwechsel, durch das raumgreifende Ensemble. Das findet sich immer wieder neu zusammen in eindrucksvollen Gruppenbildern, aus denen sich Einzelne lösen, ihr Problem beim Erzählen körperlich ausdrücken. Olga von Luckwald imitiert ein glückliches Leben in ihrem Zuhause, unaufhörlich redend versucht sie, ihre Panik zu verscheuchen. Sie wird von der Gruppe eingefangen, versucht sich zu befreien, wird bedroht, auch beschützt. Eine spannende, hoch emotionale Umsetzung ihrer Ängste. Barbara Krzoska will ihren Schuldkomplex ablegen, wohin bloß damit, zur Nikotinsucht, zum Autoritätsproblem? Sie verrenkt ihren Körper wie ihre Gedanken, verdoppelt so die Komik des Textes und begeistert das Publikum. Daniel Holzberg will zu seinem Geburtstag endlich ein anderer sein. Der andere erscheint leibhaftig. Sebastian Griegel klebt an seinem Arm, schleift ihn mit, hyperventiliert vor bester Laune, flippt aus vor Glück wegen allem und jedem: „Wow! Chaka-chaka wow“. Schließlich landen sie in einer Luxussuite mit einer Prostituierten – das ist zu viel für das Original-Ich. Er will kein anderer mehr sein. Sich nichts mehr vormachen. „Das Leben ist schön!“ Wie die Aufführung. Ulrike Steinweh 47 HAMBURG Theaterakademie Hamburg an der Hochschule für Musik und Theater DAS TIERREICH von Nolte Decar ES SPIELTEN Marius Bistritzky, Cedric von Borries, Gesa Geue, Paul Grote, Milena Straube, Tamara Theisen, Hannah Walther, Philipp Zemmrich Regie: Christina Rast Aufführungsrechte: Rowohlt Theater Verlag ZUR PRODUKTION Abschlussproduktion des 3. Jahrgangs Schauspiel in Kooperation mit dem Thalia Theater Hamburg Premiere 14. März 2015, Thalia (Garage), Hamburg Ursprüngliche Fassung ca. 90 Minuten 5 Aufführungen 48 Acht Schauspieler spielen zweiundzwanzig Figuren. Das sieht bei den Hamburger Schauspielern ganz einfach aus und funktioniert bestens. Die gescheitelten Haare zur Tolle hochgestrichen, eine Pelzmütze aufgesetzt oder eine Sonnenbrille. Auch wer nicht ganz mitkommt beim Personal, die Story ist klar: Sommerferien. Schüler in einer Kleinstadt, kurz vorm Erwachsenwerden, im fiktiven Bad Mersbach. Hinten aufgestapelt stehen die Flaschenkästen der gerade geschlossenen Mineralwasserfabrik, rechts Spinde, aus denen immer neue Requisiten geholt werden. Lässig folgt eine Situation auf die nächste, und Musik machen sie auch. Eine flotte Revue über die Jugend, die sich von nichts erschüttern lässt, der die Weltpolitik am Arsch vorbeigeht. Der erste Kuss, das erste Mal mit jemandem schlafen, wer ist mit wem befreundet, wer ist cool, wer ist der Star der Band – das sind die Themen. Als endlich eine Sensation passiert, ein echter Panzer Marke „Leopard“ auf die Schule fällt, interessiert das nur ein paar Tage lang. Als einem der Mädchen nach einem Autounfall ein Bein abgenommen werden muss, hält sich das Mitgefühl in Grenzen. Sie üben freiwillig Prinz von Homburg, also Gymnasium, bürgerliche Mittelschicht, ziemlich brav. Und ziemlich oberflächlich. Die Schauspieler sind wie im Schlaf aufeinander eingespielt, blitzschnell kippt eine Situation ins Traumhafte, ins Komische. Eins der Mädchen raucht: Die Schauspielerin lässt aus ihrer Handtasche den passenden Rauch quellen. Auf der letzten großen Sommerparty am See tanzen alle mit Tierschwänzen über die Mineralwasserkisten. Werden sie die Tierschwänze ablegen und verantwortungsvoll, erwachsen werden? Pira, die fantastisch Vögel fotografiert, will am Ende einen Film über Menschen machen. Vermutlich doch die interessantere Spezies. Ulrike Steinweh 49 POTSDAM Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf Potsdam DISKURS – IPHIGENIE / MACBETH EINE ARBEITSBEGEGNUNG von J. Berg, H. Müller, V. Braun, T. Brasch, Z. Herbert, H. Rollins, W. Goethe, W. Shakespeare 50 ES SPIELTEN Davide Brizzi, Yannick Fischer, Filip Grujic, Lilli Meinhardt, Christopher Reinhardt, Teresa Schergaut, Marie-Luise Stahl Regie: Robert Gallinowski, Peter Zimmermann ZUR PRODUKTION Produktion der Studierenden des 3. Studienjahres Premiere 5. Juni 2015 Kammerspiele, Schauspielhaus Bochum Fassung ca. 60 Minuten keine vorherige Aufführung Theaterfiguren, die viel bedeuten. Autoren, die etwas zu sagen haben. Eine eindeutige Situation: Wir spielen, sind Schauspielschüler. Beim Auftritt überschütten sich die Spieler mit Wasser aus einer Plastiktüte und sagen: Blut. Ein Kühlschrank wurde zu ihrem Unmut auf die Bühne gelegt. Warum gelegt? Mal wieder so eine Dozentenidee. Sie streiten sich darum, wer dran kommt mit seinem Text. Wer die große weiße Metzgerschürze ergattert, darf loslegen. Dabei erweist sich der längs gelegte Riesenkühlschrank als hilfreiches Requisit, wird vielfältig genutzt, als Sitzbank oder Badewanne, als Schlachtbank und Grab. Die Schauspieler stehen hinter ihren Texten, nehmen sie ernst. Ihre Kollegen im Publikum sehen in der Vorführung mehr eine Parodie. So ein gravierender Unterschied zwischen der Wahrnehmung der Studierenden auf der Bühne und im Parkett gab es sonst nie. Und sie kamen sich bei der Diskussion am nächsten Tag auch nicht näher. Nach so viel Ironie in dieser Woche war es vielleicht schwer, sich einzulassen auf Texte von Heiner Müller, von Thomas Brasch. Und offensichtlich wurden die Potsdamer Schauspieler doch ziemlich allein gelassen mit ihrer Präsentation. Jeder fand zwar seine ganz eigene Form, für ein Stückchen Macbeth, ein Stückchen Iphigenie, meist dramatisch, manchmal nüchtern. Sogar zu Purzelbäumen wurde deklamiert. Doch der gewollt krasse Wechsel zwischen lockerer Probenatmosphäre und gewichtigen Texten ging zu Lasten der Texte, es blieb einfach zu wenig Zeit für die Zuhörer, sich einzufühlen, die Stimmung der Spieler nachzuvollziehen. Zudem war der Auftritt in Bochum gleichzeitig ihre Premiere. Es war außerordentlich mutig von den Potsdamern, ohne Aufführungspraxis diese schwierige Textcollage zu stemmen. Ulrike Steinweh 51 LEIPZIG Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn-Bartholdy“ Leipzig Schauspielstudio Leipzig EIGENTLICH SCHÖN von Volker Schmidt ES SPIELTEN Stefanie Schwab, Lara Waldow, Erik Born, Andreas Dyszewski, Kurt Loris Kubeng, Brian Völkner Regie: Bruno Cathomas Aufführungsrechte: Österreichischer Bühnenverlag Kaiser & Co ZUR PRODUKTION Produktion der Studierenden des 3. Studienjahres im Schauspielinstitut „Hans Otto“, Leipzig Premiere 20. März 2015 Schauspiel Leipzig/ Diskothek Ursprüngliche Fassung ca. 90 Minuten 6 Aufführungen Ein Zeitstück. Wie beklemmend! Ausschließlich fixiert auf Smartphone und Skype, scheinen diese jungen Menschen unfähig zur Kommunikation Aug in Auge. Die Schauspieler vermitteln 52 das großartig und scheuen sich nicht, die Entwürdigungen und Sexualisierungen per Internet krass zu zeigen. Der sexbesessene Luc macht es mit einer Matratze und telefoniert nebenbei, das ist so armselig und einsam, dass es einen gruselt. Die ganze Bühne wirkt kalt, unbehaust. Links ein Automat, rechts ein Kühlschrank, dazu eine Matratze, die diverse Wohnungen markiert. Auf der Bühne drei versetzbare Scheiben, Projektionsflächen für die fabelhaft gefilmten Selfies, verwaschene, verwackelte Gesichter. Ihre Realität. Auch in dieser Truppe erweisen sich alle als Profis an der Kamera, diesmal die ihrer Smartphones. Alles dreht sich um den Schein: Die betrunkene, weil unglückliche Annika zieht sich unwillig für ein Foto aus. Nacktheit allein genügt nicht mehr, der Fotograf wickelt Körper und Gesicht ein in durchsichtige Folie. Sie schreckt auf, wird nüchtern, wehrt sich verzweifelt, sie weint, entblößt und gedemütigt. Jonathan, der Fotograf ist unbeeindruckt und wirft ihr auch noch Kaffeesatz ins Gesicht. Klick. Ein geiles Foto. Als das sadistisch erzwungene Foto ihres zur Fratze verzerrten Gesichts auf Plakaten erscheint, ist Annika stolz darauf und verdrängt die Erniedrigung. Hauptsache: Öffentlichkeit. Sie alle tapsen richtungslos umher, sie lügen, weil es so leicht ist, können mit realen Situationen nicht mehr umgehen. Sie sind Geister in einer digitalen Welt. Einmal versuchen sie es mit der „richtigen“ Realität und holen sich Partner aus dem Publikum. Tanzen zu „Help me make it through the night“ – übrigens aus den internetfreien Siebzigern – aber die Zuschauer wollen wieder zurück ins Parkett. Wieder nichts. Auch Anne, die einzige, die nicht vom digitalen Virus befallen ist, eine zufriedene Hausfrau und Mutter mit Haus und Garten, wird hier in Frage gestellt, es spielt sie nämlich ein Mann. Die Zukunftsaussichten sind beängstigend, die Leistung der Schauspieler ein Ulrike Steinweh Vergnügen. 53 DIE JURY Eine unabhängige Jury schlägt die Preisträgerinnen und Preisträger der Förderpreise für Schauspielstudierende der Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland, des Ensemblepreises der Konferenz der Hochschulen der Darstellenden Künste und des Literarischen Schreibens Schweiz (KDKS) sowie des Marina Busse Preises vor. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland hat auf Vorschlag der teilnehmenden Institute und des Veranstalters in 2015 folgende Jury benannt: Tanja Schleiff, Markus Meyer, Judith Engel, Kay Voges, Olaf Kröck (v.l.n.r.) Judith Engel 1969 in Potsdam geboren, studierte an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin. 1990 hatte sie ein erstes Engagement am Renaissance-Theater in Berlin. 1991 wechselte sie an das Schauspiel Frankfurt. Von 1994 bis 2000 gehörte sie dem Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg unter der Intendanz von Frank Baumbauer an. Von 2000 bis 2004 war sie am Zürcher Schauspielhaus unter der Intendanz von Christoph Marthaler engagiert. Von 2004 bis 2014 war sie Ensemblemitglied an der Schaubühne am Lehniner Platz. 2001 wurde Judith Engel von „Theater heute“ zur Schauspielerin des Jahres gewählt und mit dem Nestroy-Preis ausgezeichnet. Für ihre Interpretation zweier Frauenrollen im Stück „Bash“ von Neil LaBute unter der Regie von Peter Zadek an den Hamburger Kammerspielen erhielt sie 2002 den Gertrud-Eysoldt-Ring. Sie ist außerdem für Hörfunk, Film und Fernsehen tätig. Olaf Kröck geboren 1971 in Viersen, studierte Angewandte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim und arbeitete dort auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medien- und Theaterwissenschaft. Künstlerisches Mitglied des Theater- und Performance-Ensembles „Aspik“ von 1997 bis 2000. Dramaturg und Regisseur am Stadttheater Hildesheim. 2001 bis 2004 Schauspieldramaturg und künstlerischer Leiter der Experimentierbühne „UG“ am Luzerner Theater bei Barbara Mundel. Von 2005 bis 2010 Dramaturg am Schauspiel Essen. Seit 2010 Dramaturg am Schauspielhaus Bochum, seit der Spielzeit 2013 / 2014 geschäftsführender Dramaturg. Markus Meyer studierte zuerst Biochemie an der Universität Hannover. Nach dem Abschluss dieses Studiums begann er eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin. Anschließend wurde er ans Berliner Ensemble engagiert, wo er mit Claus Peymann, George Tabori und Philip Tiedemann zusammenarbeitete. 2004 holte ihn Andrea Breth für ihre Inszenierung „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ nach Wien, seitdem ist er fest am Burgtheater engagiert. Über die Schauspielerei hinaus ist Markus Meyer auch Tänzer sowie ein gefragter Chanson-Sänger. Daneben ist er ein versierter Hörspielsprecher, z.B. für den Österreichischen oder den Hessischen Rundfunk. Tanja Schleiff wurde 1973 in Erfurt geboren. Sie studierte an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. Ihr erstes Festengagement trat sie am Bayerischen Staatsschauspiel an. Sie arbeitete mit Dieter Dorn, Klaus Emmerich, Sebastian Nübling, Roger Vontobel und Andreas Kriegenburg zusammen. 2000 wurde sie mit dem Bayerischen Kunstförderpreis und 2002 mit dem Kurt-Meisel-Preis ausgezeichnet. Seit 2002 freischaffend, spielte sie am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, den Münchner Kammerspielen und den Vereinigten Bühnen Wien. Von 2004 bis 2006 fest am Düsseldorfer Schauspielhaus engagiert und danach regelmäßiger Gast, ist Tanja Schleiff seit 2014 dort wieder festes Ensemblemitglied. Seit einem Auftritt in Heinrich Breloers „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“ 2001 spielt Tanja Schleiff auch regelmäßig in Kino- und Fernsehfilmen. Sie gehörte zum Hauptensemble des Spielfilms „Shoppen“ und hatte Hauptrollen in Dominik Grafs Film „Das Gelübde“ sowie Max Färberböcks Bella-Block-Folge „Vorsehung“. Kay Voges war zuerst Heimerzieher, Filmvorführer und Videokünstler, bevor er 1998 als Regisseur u.a. am Staatsschauspiel Dresden, an den Staatstheatern Darmstadt und Kassel, am Theater Magdeburg, am Theater Bonn sowie an den Bühnen von Münster und Moers arbeitete. Zwischen 1996 und 2003 inszenierte Voges am Theater Oberhausen, die letzten vier Jahre als Mitglied der künstlerischen Leitung. Kay Voges ist regelmäßig als Dozent u. a. an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung in Wolfenbüttel, der TU Dortmund und der Fachhochschule Dortmund tätig. Seit Sommer 2010 ist Kay Voges Intendant des Schauspiels Dortmund. Für seine Regiearbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet. „Einige Nachrichten aus dem All“ gewann beim NRW-Theatertreffen 2013 den Hauptpreis als „Beste Inszenierung“, für seine Inszenierung von „Das Fest“ erhielt Voges 2013 eine Nominierung für den Deutschen Theaterpreis DER FAUST in der Kategorie „Regie Schauspiel“. 55 PREISVERLEIHUNG Grußwort von Ministerialdirigent Dr. Dietmar Möhler Auszug Abteilungsleiter Hochschulen und Planung, Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen Das Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender hat diese Woche eindrücklich gezeigt, welche enorme Bandbreite das Theater umfasst – von improvisierten Soloeinlagen bis hin zur klassischen Theaterliteratur Shakespeares. […] Man kann sich angesichts dieser Vielfalt und vor allem angesichts der Spielfreude der jungen Darsteller fragen, warum dieses Theatertreffen überhaupt als Wettbewerb ausgetragen wird. […] Der erste Grund ist, dass die Preise einen besonderen Anreiz bieten, damit sich viele und die Besten an diesem Treffen beteiligen und es bereichern. Es zeichnet dieses Treffen aus, dass es über die Grenzen hinweg Dozenten und angehende Schauspieler aus Österreich, der Schweiz und Deutschland zusammenführt. Und dies nun schon seit 26 Jahren – d.h. einige von denen, die heute Abend hier sind, waren noch nicht einmal geboren, als die ersten Treffen stattfanden. Das Theatertreffen motiviert Schauspielklassen zu Produktionen und gibt begabten jungen Schauspielern die Möglichkeit, sich früh mit eigenen Darbietungen vor einem Publikum zu beweisen. […] Die staatlichen Hochschulen, das gebührenfreie Studium, die öffentlich finanzierten Theater – bei aller Kritik an Sparzwängen und Kürzungen sind sie doch immer noch Garant dafür, dass in diesem Lande junge Menschen eine sehr fundierte Ausbildung in den Künsten erhalten und die Theater die Freiheit haben, ihr Programm nicht nur am Kommerz, sondern entlang der Kriterien der Kunst zu gestalten. […] 56 Was braucht ein Studierender, was zeichnet eine gute Ausbildung aus? Wie wird man ein guter Darsteller? Wie bildet sich eine Künstlerpersönlichkeit heraus? Um diese Fragen kann und muss immer wieder neu gerungen werden, und hierfür bietet dieses internationale Theatertreffen eine herausragende Plattform. Der zweite Grund, einen Wettbewerb zur Grundlage dieses Theatertreffens zu machen, ist die Schulung des Urteilsvermögens. Es gibt nicht umsonst neben dem Jurypreis den Preis der Studierenden. Damit haben Sie direkt die Möglichkeit, Ihre Wertung abzugeben. Aber auch bei der Vergabe der Jurypreise ist jeder und jede einzelne von Ihnen aufgefordert, sich damit auseinanderzusetzen. Warum hat die Jury gerade diese Produktion ausgewählt? Warum steht nun dieser Schauspieler auf dem Treppchen und nicht ein anderer? Der Wettbewerb zwingt uns in eine Diskussion um die Kriterien für gute Schauspielkunst. Er umhüllt die eigentliche Darstellung mit einem theoretischen Überbau. Er zwingt uns, unsere Vorstellungen von guter Schauspielkunst mit Respekt und angemessen in den Diskurs zu stellen. Und dies ist mit ein Grund, warum bei uns die Schauspielkunst an den Hochschulen gelehrt wird. […] Sie sollten sich im Laufe Ihres Studiums einen Instrumentenkasten zusammenstellen, der Ihnen dabei hilft, die Qualität einer Produktion zu beurteilen. Denn nur so können Sie Neues beurteilen und sich eine fundierte Meinung erlauben. Nur so können Sie letztlich Ihr Schaffen danach ausrichten und Ihre eigene Künstlerpersönlichkeit formen. Sie müssen Ihren eigenen Stil finden, um das Publikum von Morgen zu bewegen. 57 DIE PREISTRÄGERINNEN UND PREISTRÄGER DES 26. THEATERTREFFENS DEUTSCHSPRACHIGER SCHAUSPIELSTUDIERENDER Förderpreis der Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses in Höhe von insgesamt 20.000 Euro EINZELPREISE: Gesamt: 6.000 Euro – 600 Euro pro Person Gian Bättig in der Rolle als „Kalle“ in der Produktion „Space Oddity“ der Hochschule der Künste Bern Josefine Israel für ihre Rolle in der Produktion „WUNDERLAND“ der Universität der Künste Berlin Shana Brandl in der Rolle als „Ronia“ in der Produktion „Auch Schauspielern gibt man den Gnadenschuss“ der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz Jan Jedenak in den Rollen „Peer Gynt 1 / Hochzeitsgesellschaft / Trolle / Der Krumme / Trollkönig“ in der Produktion „Henrik Ibsen / PEER GYNT / Szenen“ der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart Lukas Gander in der Rolle als „Hans“ in der Produktion „Auch Schauspielern gibt man den Gnadenschuss“ der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz Julia Richter in der Rolle als „Desiree“ in der Produktion „Auch Schauspielern gibt man den Gnadenschuss“ der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz Felix Hafner in der Rolle als „Micheline“ in der Produktion „Das Schlangennest“ der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Max Reinhardt Seminar Irina Sulaver für ihre Rolle in der Produktion „GLOW! BOX BRD“ der Otto Falckenberg Schule München Nico Herzig in der Rolle als „Anatol“ in der Produktion „Space Oddity“ der Hochschule der Künste Bern Luana Velis für ihre Rolle in der Produktion „Im Westen nichts Neues“ der Folkwang Universität der Künste Essen-Bochum ENSEMBLEPREISE: 7.000 Euro für die Produktion „WUNDERLAND“ der UdK Berlin 2.000 Euro für die Produktion „Camelot“ der Universität Mozarteum Salzburg 3.000 Euro für die Produktion „Eigennichtartig – Ein Stück Bewegung“ der Hochschule für Musik und Theater Rostock 2.000 Euro für die Produktion „GLOW! BOX BRD“ der Otto Falckenberg Schule München ENSEMBLEPREIS DER KONFERENZ DER HOCHSCHULEN DER DARSTELLENDEN KÜNSTE UND DES LITERARISCHEN SCHREIBENS SCHWEIZ (KDKS): MARINA BUSSE PREIS: gestiftet von Friedrich Springorum 1.000 Euro an Merlin Sandmeyer für seine Rolle in der Produktion „GLOW! BOX BRD“ der Otto Falckenberg Schule München 10.000 Euro für die Produktion „Auch Schauspielern gibt man den Gnadenschuss“ der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz 58 1.000 Euro an Vanessa Loibl für ihre Rolle in der Produktion „WUNDERLAND“ der Universität der Künste Berlin PREIS DER STUDIERENDEN: gestiftet von Prof. Gerd Wameling 1.000 Euro für die Produktion „WUNDERLAND“ der UdK Berlin 59 Und so werden wir Ihnen nicht – wie so oft üblich – sagen, dass es uns schwer gefallen ist, unsere Entscheidung zu treffen. Wir werden Ihnen nicht sagen, dass Sie alle die Gewinner sind. Wir werden auszeichnen und wir werden nicht auszeichnen! Es gibt an der Symbolik dieses Vorgangs nichts zu relativieren. Wir haben uns um Kriterien bemüht, die nicht von Beginn an feststanden, sondern sich erst in den insgesamt 20 Stunden dauernden Jury-Gesprächen entwickelt haben. Dabei war das wohl schwierigste Unterfangen, sich von der Ästhetik der jeweiligen Inszenierung zu lösen. Schönes Licht, ein toller Text, gute Witze, geschmackvolle Kostüme sollten uns nicht beeindrucken. Stattdessen haben wir unseren kritischen Blick gelenkt auf das Miteinander, die gemeinsame Konzentration, die Wachheit, das sich Zuhören, sich Sehen, dem anderen da sein und allem voran auf das Denken, was gesprochen und getan wird. BAR BEZAHLEN Ein Auszug aus dem Vorwort der Jury zur Preisverleihung 2015 von Olaf Kröck Eine Jury für ein Treffen von Künstlern in Ausbildung und eine Preisvergabe mit signifikanten Preisgeldern? Ist das richtig? – Steht das nicht dem Gedanken der Freiheit von Kunst und Lehre entgegen? Muss eine Hochschule, eine Universität der Definition nach nicht ein Ort des Ausprobierens, des Experimentierens, das Versuchens und folglich ein Schutzraum für das Scheitern, für Krisen, für Ängste sein? Müssen Lehrende die jungen Himmelsstürmer nicht beschützen, begleiten und ergebnisoffen befragen? Ist ein Wettbewerb da nicht genau das falsche Mittel, wenn Spieler aus drei Ländern und 17 Ausbildungsorten einander begegnen, sich kennenlernen, sich austauschen und voneinander lernen sollen? […] Wenn also der Zweifel an der Richtigkeit eines von Ministerien für Bildung ausgelobten Wettbewerbs ausdrücklich noch einmal betont sein soll, nehmen wir, die Jury, die uns zugewiesene Aufgabe an. Vielleicht überrascht Sie der hier formulierte Zweifel sogar. Schließlich haben Sie sich schon bei der Aufnahmeprüfung gegen viele hundert Mitbewerberinnen und Mitbewerber durchgesetzt und einen ersten Wettbewerb gewonnen. Sie alle wissen auch, dass nach Absolvierung Ihres Studiums dieser Wettbewerb an Fahrt aufnehmen wird und Sie, wenn Sie in einem Engagement sind, ohne Ihre langjährigen Kommilitonen jetzt auf sich selbst aufpassen müssen und gleichzeitig Teil einer neuen Gemeinschaft, eines Ensembles, sein sollen. 60 So offenkundig unterschiedlich die Produktions-Voraussetzungen, die Ästhetiken und die Inhalte waren, die Sie uns präsentiert haben, uns hat im Zentrum die Frage beschäftigt: Haben Sie einen Grund, warum Sie diese Bühne betreten? Haben Sie ein Anliegen? Sind sie von einer Notwendigkeit angetrieben? Nehmen Sie selbst ernst, was Sie da tun? […] Und – und diese Frage wendet sich auch an die Lehrenden – hätten Sie die Möglichkeit gehabt, „nein!“ zu ihrer Arbeit zu sagen, Einspruch und Widerspruch zu erheben? Welche Konsequenzen wären Ihnen daraus erwachsen? Wären Sie dann ein renitenter Studierender oder ein Künstler, der Verantwortung für das Kunstwerk übernimmt? Sie haben jetzt eine Woche lang in Bochum verbracht. […] Seit über 50 Jahren ist hier nunmehr ein massiver wirtschaftlicher Wandel im Gange. Zechen und Stahlwerke sind geschlossen. Das hat die Ruhr-Region mit ihren über 5 Millionen Menschen in schwere ökonomische Krisen gestürzt. Diese Umwälzungen werden hier „Strukturwandel“ genannt. Was vor allem die wirtschaftspolitische Realität meint, hat zweifelsohne auch Auswirkungen auf die vielen Orte des Theaters und der Kunst hier. Aber nicht nur im Ruhrgebiet verändern sich die Dinge. Sicherheiten werden auch andernorts instabil, Altbewährtes muss auf den Prüfstand. Vielleicht ist Strukturwandel auch ein gutes Wort für das Theater. Und so ist eine besondere Qualität der Menschen hier in der Region entstanden. Die Leute sind beweglich „inne Birne“. Sie sind gerade raus. Sagen, was sie denken. Und am liebsten haben sie es, wenn nicht viel „Gedöns“ gemacht wird. Sie wollen, dass man bar bezahlt. Und damit haben Sie die Chance, egal wo Sie auch sein werden, ein echter Ruhrgebietler zu werden. Gehen Sie da raus, auf die Bühne, und bezahlen Sie bar. Glück auf! 61 Einen Darsteller, der eine Figur entwickelt hat, die Schwule hasst und das Wort „homophob“ nicht aussprechen kann. Wie er aber dann die Hand eines anderen hält, entsteht eine Welt aus Abgrund und Sehnsucht. Gian Bättig aus Bern. Was, wenn man ein Kind bekommen will und von einer großen Karriere als Schauspielerin träumt? Was, wenn man kein Pferd spielen will, es aber am besten kann? Deine PferdeSterbenummer war einzigartig. Shana Brandl aus Graz. Ohne Sprache so viel zu erzählen, immer mit eigenem Tempo zu spielen und doch so im Rhythmus der Gruppe zu sein. Er scheint eher vom Hören zu kommen. Herzlichen Glückwunsch Lukas Gander aus Graz. PREISTRÄGERINNEN UND PREISTRÄGER Förderpreis der Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland 6.000 Euro Jury-Einzel-Ensemblepreis an zehn Darsteller aus acht Produktionen mit jeweils 600 Euro, verliehen von Judith Engel, Olaf Kröck, Tanja Schleiff und Kay Voges Der erste Ensemble Preis in Höhe von 6.000 Euro geht an ein Ensemble mit zehn Schauspielerinnen und Schauspielern. Alle diese zehn Auszuzeichnenden haben uns auf ganz unterschiedliche Weise beeindruckt. Das Besondere an diesem Ensemble-Preis ist, dass wir sie gerne zusammen auf der Bühne gesehen hätten, haben wir aber nicht. Denn die meisten von Ihnen standen bisher noch nicht gemeinsam auf der Bühne. Dieses „unser“ Ensemble haben wir nicht zusammengestellt unter dem Gesichtspunkt: Wer springt am weitesten oder singt am höchsten? Sondern voraussetzend bzw. annehmend, dass wir das Leben an sich nie als großes Ganzes erfassen und erinnern sondern, als Abfolge von Momenten, sind es doch auch im Theater letztlich Momente, die uns in Erinnerung bleiben, weil sie uns verstört haben, glücklich oder betroffen gemacht haben. In das Ensemble der Jury berufen wir: 62 Gian Bättig Shana Brandl Lukas Gander Felix Hafner Nico Herzig Uneitel, mutig, facettenreich, ein Figur mit all ihren Nöten und Wünschen. Eine Verwandlung, die man als Zuschauer bedingungslos akzeptiert und nicht hinterfragt. Er verrät oder denunziert nie. Felix Hafner als „Micheline“ ist ein kleines Juwel. Wegen seines treffsichern Humors, seine Leistung, selbst das Strafgesetzbuch zu einem aufregendem Bühnentext zu machen, besessen von der Frage nach Kopf oder Zahl, als ginge es um Leben und Tod. Nico Herzig aus Bern. 63 Das System ist klar, die Regeln auch. Was ist, wenn du plötzlich aus diesem scheinbar funktionierenden System ausgespuckt wirst? Dran zerbrichst, nach Fassung ringst, dich wieder aufbauen musst. Diesen bis aufs Mark erschütternden Moment ohne Worte haben wir bei dieser Schauspielerin gesehen. Josefine Israel aus Berlin (UdK). Eine Jacke, die ein Bär wird, der dich liebt und begehrt und zum Fressen gern hat. Dass das passieren kann, hat uns erleben lassen der Stuttgarter Puppenspieler Jan Jedenak. Sie hat mit einer der größten Fragen des Theaters aufgeräumt. Sie hat ein für alle Mal die Frage nach der Notwendigkeit von „echten“ Tränen auf der Bühne geklärt. Julia Richter aus Graz. Förderpreis der Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland 7.000 Euro Josefine Israel Jan Jedenak Julia Richter Iriana Sulaver Luana Velis Bei ihr klingt Text nie wie Text sondern wie erlebte Gedanken. Danke dafür und herzlichen Glückwunsch, Iriana Sulaver aus München (OFS). Wie unaufgeregt und gleichzeitig tief sie die Todesbotschaft dem Sterbenden übermittelt, hat uns beeindruckt. Ihre Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung mit der Rolle, ihr helles Leuchten sowohl im Zweierspiel, im Tanz wie auch im Gesang fiel uns auf. Luana Velis aus Bochum. 64 Studierende der Universität der Künste Berlin für „WUNDERLAND“ nach Texten von Lewis Caroll und Franz Kafka Laudatio Tanja Schleiff: Wir haben uns von einem Ensemble beeindrucken lassen, das handwerklich gebrannt hat. Mit hohem Tempo, präziser Körperlichkeit, exaktem Timing, genauem Aufeinander hören, hoher Musikalität haben die Spieler als geschlossene Gruppe gemeinsam eine Geschichte erzählt. Dabei hat jeder Einzelne mit den Besonderheiten seiner Figur das große Ganze erst ermöglicht. Körper und Sprache wurden hier eins. Trotz der Überhöhung in der Spielweise ging die Ernsthaftigkeit der Situation nicht verloren. Slapstick und Komik dienten der Erzählung. Insgesamt eine außerordentliche Ensembleleistung bei diesem Treffen. 65 Förderpreis der Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland 3.000 Euro Studierende der Hochschule für Musik und Theater Rostock für „Eigennichtartig – Ein Stück Bewegung“ Laudatio Markus Meyer Martha Graham sagt: „Tanz ist die verborgene Sprache der Seele“ und Nietzsche sagt: „Das Leben ist ein Tanz.“ In beeindruckenden, konsequent durchgeführten tänzerischen Bewegungsabläufen und Choreografien erzählen uns die Studierenden des 3. Studienjahres Schauspiel der HMT Rostock ein Stück Leben. Unterschiedliche zwischenmenschliche Beziehungsgeflechte werden gezeigt, deren Figuren uns besonders berühren, weil sie trotz oder vielleicht gerade wegen fehlender Sprache auf bemerkenswerte Weise miteinander kommunizierend ringen - mit sich selbst oder mit dem, den Partnern. Vom ersten Augenblick an schaut man dem durchweg großartigen Ensemble zu, versucht, in ihrer körperlichen Ausdrucksform Geschichten zu folgen. Welchen bleibt dem jeweiligen Betrachter überlassen. Dadurch wird die eigene Fantasie immer wieder gefordert, bleibt aktiv am Geschehen auf der Bühne beteiligt, und das erfreut sehr und lässt uns staunen. Manchmal können nonverbale Dialoge intensiver, berührender sein als wortgewaltige. Chapeau! Danke dem Rostocker Ensemble für diese im wahrsten Sinne „bewegende Leistung“. Förderpreis der Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland 2.000 Euro Studierende der Universität Mozarteum Salzburg mit „CAMELOT“, Bearbeitung von Niklaus Helbling nach Chrétiens de Troyes, Hartmann von Aue, T. W. White und Ruth Schirmer Laudatio Kay Voges Sehr erfreut hat uns ein Ensemble, welches uns daran erinnert hat, warum wir Theater machen. Ein Ensemble, welches die Welt mit einfachsten Mitteln erzählen konnte und uns mit seiner Spielfreude, Leidenschaft und Phantasie verzauberte. 66 67 Förderpreis der Bundesministerin für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland 2.000 Euro Studierende der Otto Falckenberg Schule München mit „GLOW! BOX BRD“ von Anne Habermehl Preis der Studierenden 1.000 Euro Gestiftet von Prof. Gerd Wameling Studierende der Universität der Künste Berlin für „WUNDERLAND“ nach Texten von Lewis Caroll und Franz Kafka Laudatio Tanja Schleiff Der folgende Preis wird verliehen für einen starken Jahrgang. Weniger eine geschlossene Ensembleleistung als vielmehr bemerkenswerte und unterschiedliche SchauspielerPersönlichkeiten haben wir gesehen. 68 Auszug aus der Laudatio Prof. Gerd Wameling: Ich vergebe heute, mit großer Freude, den von Euch, liebe Studenten, bestimmten Publikumspreis für die Eurer Meinung nach beste Ensembleleistung. Das ist der einzige Preis, der ganz ohne Begründung auskommen darf. Keine Jury hat sich bis nachts um zwei den Kopf zerbrochen. Ihr habt... gedoodelt. […] Eine Woche ein volles Haus! Egal, was gege- ben wurde. Das Publikum wart Ihr. Junge Leute in den frühen Zwanzigern, die Gleichaltrigen mit großem Interesse und mit Begeisterung zuschauen. Das war eindrucksvoll für mich, der ich schon so lange dabei bin. Das ist, das müsst Ihr mir glauben, kostbar und bewegend. Nehmt diese wunderbaren Augenblicke des Spielens und des Betrachtens mit in Eure Erinnerung. Vielleicht habt Ihr in dieser Woche diesen magischen Moment erlebt, wo man über sich selbst hinaus wächst und wo Dinge passieren, die nicht geplant waren, die nicht planbar sind. Was das Theater so einzigartig macht. Was einem so nur im Theater widerfährt. 69 Ensemblepreis der Konferenz der Hochschulen der Darstellenden Künste und des Literarischen Schreibens Schweiz (KDKS) 10.000 Euro Studierende der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz mit „Auch Schauspielern gibt man den Gnadenschuss“ von Ed. Hauswirth & Ensemble Laudatio Olaf Kröck „Das Spiel ist die höchste Form der Forschung“, sagte Albert Einstein. Sehr erfreut hat uns ein Ensemble, welches eine politische, künstlerische und persönliche Auseinandersetzung gewagt hat. Eine Ausein- 70 andersetzung mit der Gegenwart und mit der eigenen Zukunft. Bei aller Leichtigkeit, bei vielen treffsicheren Pointen haben sie sich, ihre Ansprüche und Ängste ins Zentrum der Aufführung gestellt. Alle Mittel und Formen dienten immer diesem inhaltlichen Kern und waren nie Selbst- zweck. Komik entstand aus Tragik. Während wir lachen durften, wurden wir getroffen. Ihr Utopisten und Kameraleute, ihr Auf- und Aussteiger, ihr Leichtmatrosen und Familienmenschen, Marathon-Tänzer und Spießer, wir danken Euch für die Erkenntnis: Auch Konservative können Kunst! 71 Marina Busse Preis der den Menschen an sein Menschsein erinnert, ihm Geschichten über das Leben erzählt und zugleich aushält, dass er in Widerspruch, ja Widerstand zu gesellschaftlichen Strömungen gerät. 2.000 Euro Der Schauspieler ist unverzichtbar. Friedrich Springorum überreicht den Marina Busse Preis in Höhe von 1.000 Euro an Merlin Sandmeyer für seine Rolle in der Produktion „GLOW! BOX BRD“ der Otto Falckenberg Schule, München Den Marina Busse Preis in Höhe von 1.000 Euro erhält Vanessa Loibl für ihre Rolle in der Produktion „WUNDERLAND“ der Universität der Künste Berlin Deshalb möchte der Marina-Busse-Preis Schauspieler auszeichnen, die den Mut zum Risiko aufbringen und durch Haltung sichtbar werden. Sie sollten engagiert verbunden sein mit der Gesellschaft, in der sie leben und sich mit philosophischen Fragen der Lebenspraxis auseinandersetzen. […] Die Preisträger finden in dem Umschlag, den ich gleich überreichen werde, ein kleines Büchlein des Philosophen Epiktet mit dem Titel Handbüchlein der Moral. Epiktet lebte 50 Jahre nach der Zeitenwende in Griechenland und Rom. Er wurde als Sklave nach Rom verkauft und kam dort in Kontakt mit Lehrern der Stoa. Wegen seiner Klugheit wurde er nach einiger Zeit von seinem Herrn freigelassen und gründete eine eigene Philosophenschule. Das Handbüchlein der Moral ist keine moralinsaure Fibel aus einer verstaubten Kiste, sondern vielmehr ein Brevier des klugen und guten Lebens von hoher Aktualität. Dieses Handbüchlein gebe ich den beiden Preisträgern des Marina-Busse-Preises mit auf ihren Weg, den ich, wenn sie es wünschen, für ein Jahr als Freund auf Zeit in diesem Sinn begleiten möchte. Der engagierten Jury, die sich auf eine ganz großartige Weise dieser sicher nicht einfachen Aufgabe unterzogen hat, danke ich herzlich. Ich wünsche Ihnen allen für Ihren künftigen Weg als Schauspieler Durchstehvermögen, Mut und eine unerschütterliche Lebenslust – die Chance, dass Sie zu einem Erlebnis für die Menschen werden auf der Bühne und in Ihrem privaten Leben! Der Schauspieler ist unverzichtbar Marina Busse war nahezu 15 Jahre Lehrerin und Dozentin in Essen, „auf Folkwang“, wie man hier im Ruhrpott sagen würde. […] Ihr war es wichtig, Persönlichkeiten zur Entfaltung zu verhelfen, Potenziale zu heben und Haltungen zu ermöglichen – mit dem Leben in seiner Fülle verbundene Schauspieler und Schauspielerinnen zu formen. Haltung ist mehr als Meinung. Sie wechselt man nicht so leicht wie Meinungen. Haltungen geben Halt. Haltungen sagen auch manchmal „Halt!“ Das Gefühl für Grenzen, für Unterscheidung wächst mit Haltung. Schauspielausbildung ist vermutlich die einzige Ausbildung, die zugleich in hohem Maße Bildung ist, Bildung zu freien, autonomen Persönlichkeiten. Haltung bewahrt davor, sich nicht gefällig zu machen, Unterschiede, Gegensätze auszuhalten und: Der Schauspieler ist wohl der, 72 Prof. Marina Busse Die Schauspielerin und Schauspieldozentin organisierte viele Jahre als Geschäftsführerin der Europäischen Theaterakademie „Konrad Ekhof“ das Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender. Mit ihrer großen Warmherzigkeit, Empathie und Liebe zum Theater und zu den Studierenden machte sie das jährliche Treffen zu einem besonderen Festivalerlebnis, das die Ausbildung vieler angehender Schauspielerinnen und Schauspieler bereichert hat. Sie war eine wunderbare Gastgeberin und inspirierende Kollegin. Jedes Theatertreffen hat ihr außergewöhnliches Engagement in den letzten Jahren ihrer schweren Krankheit abgetrotzt. Marina Busse war verheiratet mit Friedrich Springorum, der ihr zum Gedenken seit 2015 den jährlichen Marina Busse Preis zum Treffen der deutschsprachigen Schauspielstudierenden auslobt. Foto: Ann-Christin Woehrl Auszug aus der Rede zur Preisverleihung von Friedrich Springorum, Stifter des Preises und Witwer von Marina Busse 73 KEIN FAZIT Es wehte ein frischer Wind. In Bochum war dieses Jahr einiges anders. Die jungen Leute zeigten auffallend viele selbst erarbeitete Stücke und Projekte, zeigten zeitgenössische Stücke, eine deutsche Erstaufführung und ein Tanzstück – ganz ohne Text. Die künftigen Schauspieler erforschten die Gegenwart, sich selbst, ihre Situation, ihre Aussichten – kunstfertig und mit Humor. Die Folkwang Universität der Künste und das Schauspiel Bochum waren vollendete Gastgeber. Großzügig überließ Intendant Anselm Weber die Kammerspiele des Schauspiels dem Nachwuchs. Studierende, Dozenten und anderweitig Beteiligte genossen das Essen im Theaterrestaurant und im Freien, die Gespräche und Diskussionen im glänzend weißen Neubau des Folkwang Theaterzentrums, nur zehn Gehminuten von den Kammerspielen entfernt. Traditionell diskutieren die Studierenden vormittags die Aufführungen vom Abend zuvor. Diese Diskussionen sind so spannend und aufschlussreich wie die Aufführungen selbst. Die Zuschauer zeigten großes Interesse, waren kritisch, doch nicht verletzend. Sie unterschieden fein, spürten alle Ungereimtheiten auf. Ganz wichtig war der Arbeitshintergrund: Wie kam eure Produktion zustande? Habt ihr euch das Stück selbst ausgesucht? Woher kam der Regisseur? Habt ihr diskutiert auf den Proben oder musstet ihr nur ausführen? Als Zuschauer wollen sie eingeladen werden, wollen voll in die Geschichte auf der Bühne einsteigen können. Wenig konkret, ohne Konflikt, wie in Watte gepackt – das ist nicht ihr Ding. Sie wollen Anarchie, wollen Tiefe, wollen Neues. Sie suchen nach der Persönlichkeit hinter der Rolle. Sie wollen keine Kunstfiguren, nichts Aufoktroyiertes sehen. Und lehnten deshalb das Regietheater von Alexander Lang überraschend vehement ab. Ganz im Gegensatz zu den Spielern selbst. Denen hatte es gefallen, dem perfektionistischen Stil des alten Meisters des Expressiven zu folgen. Und darüber hinaus Eigenes entdecken zu können. Nicht alle waren so glücklich mit ihrer Arbeit wie die Studierenden der „Ernst Busch” mit Alexander Lang. Wenn sie etwas vorgesetzt bekamen und nicht nachvollziehen konnten. Wenn der Dozent zu wenig Zeit hatte. Wenn sie mit neuen Methoden überfordert waren. Es gab Klagen über oberflächliche Proben, es gab Begeisterung über die Möglichkeit, alles zusammen zu entwickeln. Koproduktionen mit festem Platz im Spielplan eines Theaters, Arbeiten vor allem zum Lernen für die angehenden Schauspieler, Aufführungen extra für das Theatertreffen – die Produktions- 74 74 bedingungen könnten nicht unterschiedlicher sein. Es gab Regisseure und Regisseurinnen von außerhalb genauso wie regieführende Dozenten und Regiestudenten. Es gab sogar eine Produktion, bei der die Studierenden alles selbst gemacht haben: Regie, Co-Autorenschaft, Kostüm und Ton. Das Resultat: durch und durch professionell. Denkt man zurück an die Woche in Bochum, schien immer die Sonne, waren alle Aufführungen beeindruckend, alle jungen Leute gutaussehend. Ihre schönen Haare lang fallend oder phantasievoll hochgenudelt, gelegentlich sogar im Kleid: die Mädchen. Wenig Bärte, kein Undercut, hipsterferne Frische bei den Jungen. Die Schauspielstudierenden repräsentierten fast ausschließlich die gutbürgerliche deutsche Mittel- und Oberschicht. Oder sie bemühten sich, so zu wirken. Die Auswahlkommissionen der Schauspielschulen sollten sich nicht gerade deutsche Fußballmannschaften zum Vorbild nehmen, aber dass etwa türkische und farbige junge Deutsche fast vollständig fehlen in den Klassen, erstaunt denn doch. Sollten nicht auf dem Theater die wirklichen Verhältnisse gespiegelt werden? Für die Studierenden wird es mehr geben als ein Resümee. Wie weit wurde der Blick! Wie lebhaft wechselten die Empfindungen bei den Zuschauern, bei den Diskutierenden. Zwischen extremen Polen, dem Bewegungsstück aus Rostock und dem streng konzipierten „Was Ihr Wollt“ aus Berlin, zwischen freier Bewegungsfindung ohne Worte und vorgegebener Sprachform tummelte sich eine fröhliche Vielfalt. Überraschend, verwirrend, begeisternd, Lust maUlrike Steinweh chend auf mehr. Mehr sehen, mehr spielen. Im nächsten Jahr in Bern. 75 75 OFF-PROGRAMM Gelegenheit, die eigene Schauspielfertigkeit zu zeigen, gab es reichlich beim 26. Theatertreffen der deutschsprachigen Schauspielstudierenden. Im Rahmen des „Off-Programms“ gaben sich die Studenten gegenseitig Einblicke in aktuelle Arbeiten. Das war beeindruckend, begeisternd, teilweise befremdend und immer beseelt von der Freude am Schauspiel. In der hervorragend ausgestatteten „Black Box“ des Folkwang Theaterzentrums oder in größeren Seminarräumen gab es tagsüber jeweils ein mehrstündiges Zeitfenster für das „Off-Programm“. Jeder, der wollte, meldete sich beim Infotresen spontan an; an einem schwarzen Brett gaben handgeschriebene Karteikärtchen knappe Auskünfte über das Was, Wann und Wo. Die Gastgeber machten den Anfang und zeigten an den ersten beiden Tagen Ausschnitte aus ihren Arbeiten. Los ging es mit einer Ensemblearbeit, Szenen aus Horvaths „Geschichten aus dem Wiener Wald“. Die Spielfläche der „Black Box“ wurde dabei kurzerhand durch die großen Türen nach draußen erweitert, so dass das Ensemble teilweise im Saal, aber auch jenseits des Saals, dann pantomimisch, agierte. Bis einschließlich Samstag folgten viele Szenen von Schauspielerinnen und Schauspielern aus München, Leipzig, Rostock... Die Studierenden agierten solistisch oder im Ensemble, knapp und bündig oder manchmal auch recht ausufernd, angezogen oder nackt, laut, leise, musikalisch oder stumm. Ein Favorit bei den Studierenden war Tschechow: Es gab Szenen aus „Die Möwe“, „Der Bär“ und „Platonow“. Beeindruckend das Solo eines Folkwang-Studenten, der berührend und mit großer körperlicher Präsenz Dario Fo spielte, oder die Rostocker, die sich verausgabten in einer Szene aus „Shoppen und Ficken“. Musikalisch wurde es, als die Bochumer Studierenden zu einer Jam Session luden. Ein Teil des potenziellen Publikums folgte an manchen Tagen lieber den Verlockungen der herrlichen Sommertage, doch bleibt unterm Strich der Eindruck, dass die Schauspielenden jeweils ein ebenso wohlwollendes wie fachkundiges Publikum fanden, das mit Applaus nicht Anja Michalke sparte. 76 77 DON’T EXPLAIN! Noam Meiri und sein Workshop nach Lecoq „It’s only you. The actor is the center of the creation. It’s all about space. Don’t think at the end, go step by step. It’s all from life, nothing from theatre.“ So sprach Noam Meiri, zur Einführung, während der Übungen. Der Workshop des israelischen Schauspielers, Regisseurs und Professors für Körpertheater an der Folkwang Universität fordert vollen Einsatz. Nach einer Ausbildung in Israel hat Meiri bei Lecoq in Paris studiert, dem berühmten Pantomimen und Lehrer. Der keineswegs nur Clowns ausbilden wollte, wie viele glauben, sondern den Körper zum Sprechen bringen, ebenso wie den Text. Noam Meiri hat daraus seine eigene Methode entwickelt, zusätzlich beeinflusst von Laban, Peter Brook, Ariane Mnouchkine. Sie alle schufen aus dem, was da ist: ein Mensch im Raum, sonst nichts. Ein Mensch, der nichts weiß. Nur einen Einfall hat. Ganz einfach. Ganz schwer. „The Quality of don’t know. When we don’t know, we are in. When we know, we are out“. Noam Meiris Begeisterung ist ansteckend, seine Aufgaben machen Spaß: Wie Kinder spielen, lustvoll, nicht nachdenken, den Raum spüren, mit dem Körper reagieren, so schnell wie möglich, sofort auf das jeweilige Gegenüber reagieren, blitzschnell umschalten. Alle sind begeistert. Und zack, schalten sie um vom jagenden Wolf auf das gejagte Schaf. Noch eine andere Möglichkeit, von einem Zustand zum anderen zu kommen, ist auf dem Theater extrem wichtig. Normalerweise verpönt, ja verboten: Einen Moment lang nichts tun auf der Bühne. „Fixpoint, a non-doing-sequence“. Ein Break. Das gibt dem Spieler die Gelegenheit, sich neu zu ordnen. Der Fixpoint wird ein ganz starker Moment sein für die Zuschauer und die Spannung steigern. sollen von einem Bild zum anderen in verschiedenen Rhythmen wechseln, mal mit hartem Schnitt (cut), mal mit einer Überblendung (fade in, fade out). „Transformation is the theatrical key – we have to learn different ways of transformation“. Allein die verschiedenen Formen der Übergänge von Bild zu Bild zu erfinden und darzustellen ist etwas für Fortgeschrittene. Aber gerade dieser Versuch wird vermutlich einen großen Lerneffekt haben, durch die Fehler, die sie alle gemacht haben. Und die ausführlich und ohne Wertung besprochen werden. Was konnten die Zuschauer erkennen, was nicht? Was hätten sie stattdessen machen können? „Fixpoint is the mother of here and now“. „Playing drama and playing kinderspiel is the same“. Ihre Körper sind aufgewärmt, ihre Sinne geschärft, bereit für komplexere Aufgaben. Jetzt sollen sie in kleinen Gruppen Begriffe darstellen, aber bloß nicht vertrauen auf Gewohntes. Gewohnheit ist der stärkste Feind des Schauspielers. Es geht los und zwar schnell, schnell: Sonnenaufgang, Eiffelturm, Hühnersuppe, Giraffe, Liebe. Die Bilder, die entstehen, sind vielfältig, ungewöhnlich, nicht immer erkennbar. Doch Noam Meiri ermuntert sie: Keine Idee ist falsch. Absolut verboten ist allerdings, etwas zu erklären. Was tun wir alle die meiste Zeit? Erklären – und das ist langweilig, besonders auf der Bühne. An der Folkwang Universität gehen die Erstsemester erst mal durch Meiris Hände, drei Monate lang. Die erfreulichen Folgen waren bei „Im Westen nichts Neues“ klar zu erkennen. Die Studierenden waren präsent, ihre Körper beweglich, ausdrucksvoll. Jede Bewegung erzählte die Geschichte weiter, vertiefte sie. „Don’t explain! Explaining is killing the mystery”. In Noam Meiris Workshop lernen die Teilnehmer erstaunlich viel. Besonders eine Übung gelang jedem zufälligen Paar aufführungsreif: Der eine ist eine kaputte Maschine, der andere muss sie reparieren, bis sie wieder funktioniert. Die Fantasien sprudeln nur so, wir sehen die aberwitzigsten Maschinen, die kühnsten Reparateure. Traumhafte Geschichten. Demnächst hoffentlich Ulrike Steinweh auf dem Theater. Die Herausforderung kommt zum Schluss: Die Teilnehmer sollen jetzt eine Geschichte darstellen, in vier Bildern mit je einem Satz dazu. Im ersten Bild werden Ort und Zeit etabliert, im zweiten passiert etwas, im dritten passiert etwas, im vierten kommt die Auflösung, das Ende. Und sie 78 „Be able to listen to the movement. Listen to the movement: when is the right time to move, when is the right time to speak“? 79 FOTOKLASSE – KLASSE FOTOS Getreu dem Folkwang’schen Grundgedanken der künstlerischen Ganzheitlichkeit wurde während des Treffens in Bochum spartenübergreifend gearbeitet. Die Studierenden des 2. Semesters Fotografie der Folkwang Universität der Künste, Studentinnen und Studenten von Prof. Gisela Bullacher, begleiteten das Schauspieltreffen mit ihren Kameras. Luise Flügge ohne Worte Die Bilder sind einsehbar unter www.theatertreffen.com Marina Chigheliman „Die Aufführung der UdK Berlin regte die Reflexion über sich selbst, die eigene Rolle in der Gesellschaft und deren Mechanismen durch ein ehrliches Spiel und eine brisante Inszenierung an. Für mich umreißt dieses Bild die Quintessenz der Darbietung.“ Mark Baranowskij „Ich mag, wie reduziert und minimalistisch das Bild ist, das Spiel von Licht und Schatten.“ Xiaole Ju Christian Huhn „Die Emotionen, die in diesem Bild mitschwingen, sind schon beinahe stellvertretend für die außerordentliche Leistung der Schauspieler.“ „Eine Theateraufführung zu dokumentieren könnte für einen Fotograf sehr schwierig sein, da das Theaterstück schon eine perfekte Form der Kunst ist, und die Schönheit davon ist schon ziemlich konkret. Deshalb fotografiere ich manchmal lieber unscharf, um meinen Eindruck der Aufführung mit einer fotografischen Sprache darzustellen.“ Ya Ning „Lichtstärke und Zentralperspektive passen gut zusammen und verstärken den starken Ausdruck der Schauspieler.“ 80 Jennifer Wegscheider ohne Worte 81 STURM VOR GRÜNEM GRUND Filmseminar aus Dortmund Auf die Kreativität der Schauspielstudierenden antworteten die Kommilitonen des Studiengangs MA Film der Dortmunder Fachhochschule auf ihre eigene Weise. Im Folkwang Theaterzentrum belegten die sechs Studierenden der Kerngruppe um Prof. Fosco Dubini einen der Seminarräume für die gesamte Woche. Sie reisten mit schwerem Gepäck an: Greenscreen, konventionelle und 3D-Kameras, jede Menge Scheinwerfer, Stative, Mikrofone, Technikpulte – der Aufbau des mobilen Studios war beeindruckend. Die Filmer drehten mit Konzept. Um die zwanzig Schauspielstudierende besuchten im Laufe der Woche das Studio. Hier nahmen sie vor dem Greenscreen Platz und erzählten erst etwas Privates – zu ihrer persönlichen Motivation, Schauspiel zu studieren, zu ihrem bisherigen Werdegang, zu dem, was sie bewegt. Für den zweiten Teil der Aufnahmen wurden sie gebeten, eine vorher markierte Textpassage aus Shakespeares „Der Sturm“ zu lesen, zu spielen, zu tanzen, darzustellen. „Wir sind daran interessiert, zwischen Maske und Mensch zu gucken“, sagt Tobias Bie- 82 seke, einer der Studenten. „Wir suchen nach einer Grenzaufhebung zwischen dem ‚echten‘ Menschen und dem Abstraktionsprozess“. Der Abstraktionsprozess findet durch die Bearbeitung des Materials statt, das spätere Hinzufügen eines Hintergrundes, aber auch durch das Wort, das den Protagonisten mitgegeben wird, in diesem Fall Shakespeares „Sturm“-Passagen. Das gefilmte Material soll dann den Schnitt des Filmes bestimmen. Bieseke sagt: „Man kann gegen die Organik des Materials nicht anschneiden. Wichtig ist, dass der Mensch und das Wort im Zentrum stehen, alles andere muss dem folgen. Der ‚Sturm-Part‘ wird dann der i-Punkt des Films.“ Hier vermengt sich die Kreativität des Schauspielens mit der des Filmens. Das Ergebnis soll spätestens zum nächsten Treffen der deutschsprachigen Schauspielstudierenden vorliegen und vielleicht, wenn es gut wird, beim einen oder anderen Filmwettbewerb eingereicht werden. Die Beteiligten am Filmprojekt sind: Tobias Bieseke, David Dröge, Philip Hallay, Elena Isabel Walter, David Wesemann, Emanuel Zander-Fusillo, Leitung: Prof. Fosco Dubini. Anja Michalke EINE FRAGESTUNDE mit Beatrix Brunschko und Ed. Hauswirth „Warum ist Improvisation so wichtig?“ Eine Frage und eine Antwort: „Weil man im Moment pur reagieren muss, weil man ständig mit sich selbst und seinen Ängsten konfrontiert ist.“ Sie befragen sich nach dem Zufallsprinzip, die beiden vom Theater am Bahnhof in Graz. Regisseur Ed. Hauswirth und Schauspielerin Beatrix Brunschko untersuchen spielerisch ihre Haltung zu ihrem Theater. Vor 25 Jahren hat Ed. Hauswirth das Grazer Off-Theater mit einem Freund gegründet. Mit einem festen Ensemble, in dem jeder erst mal ein hartes Körpertraining bei einem südamerikanischen Trainer durchstehen musste, um seine Einsatzfreude zu beweisen. Ihr Modell: Theater und Theaterausbildung kombinieren. Bis heute blieben sie eine sich immer wieder erneuernde kreative Gruppe, die zusammen politisches Theater macht, immer mit Humor. Warum Humor? Erst mal für sie selbst: „Humor hält gesund, Humor bietet für uns die Chance zur Distanzierung.“ Dann für ihr Publikum: „Wir machen einen Vertrag mit dem Publikum, zusammen einen Weg zu gehen.“ Unterhaltung und Berührung, das sind die zwei Pole, damit die Zuschauer mitgehen.“ Zwei Praktiker, die durch alle Höhen und Tiefen des Off-Theaters gegangen sind. Ständiger Geldmangel inbegriffen, die Fünfzehn am Theater am Bahnhof haben alle Nebenjobs. Beatrix Brunschko spielt in Film und Fernsehen, unterrichtet vielerorts und zwar mit Leidenschaft. Magere 1.000 Euro bekommen die Ensemblemitglieder, die beiden Leiter genehmigen sich 1.500 Euro, wegen der Mehrarbeit. 25 Jahre sind eine lange Zeit, „und wenn unsere Art, sich auszudrücken, nicht mehr gefragt ist, hören wir auf.“ Ihr Theater ver- änderte sich mit ihrem Lebenslauf, blieb immer anspruchsvoll und herausfordernd. Sie wollen den Diskurs, wollen erschüttern. Der enthusiastischen Selbstformulierungsphase der Gruppe folgten die erotische, die Familiengründungs-, die Kindergartenphase. Und jetzt sind sie zu ihrem eigenen Erstaunen in der etablierten Phase gelandet. Brunschko: „Die ernährt mein Kind und unsere Katze“. Sie entwickeln und schreiben Stücke, die sich auf Österreich und vor allem auf Graz beziehen – engagiertes, politisches Theater, das viele Preise bekam. Zur Belebung holen sie sich Jüngere ins Haus, Kollektive wie Gob Squad und Showcase Beat Le Mot. Und sie hören nicht auf, sich zu fragen: „Wann verlierst du die Lust am Theater? Ist Scheitern wirklich geil? Warum so viel Recherche für die Stücke?“ Ed. Hauswirth hat auch das Stück mit den Grazer Studierenden entwickelt und Regie geführt „Auch Schauspielern gibt man den Gnadenschuss.“. Das beste Beispiel für die Arbeit am eigenen Theater. Realität zeigen, Missstände, ernst und humorvoll und poetisch. Sie bekamen den höchsten Preis. Eine letzte Frage: Was ist der Geist des Theaters am Bahnhof? Ganz einfach: Love. Ulrike Steinweh 83 TEILNEHMERINNEN UND TEILNEHMER 2015 Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin Studierende: Lukas Darnstädt Florian Donath Stella Hinrichs Jonathan Kutzner Seraina Leuenberger Janine Meißner Jaela Carlina Probst Llewellyn Reichman Linn Reusse Leonard Scheicher Gregor Schleuning Gregor Schulz Karoline Teska Gaia Vogel Fabian Wehmeier Sebastian Witt Timocin Ziegler Lehrende: Wolfgang Engler Michael Keller Conny Krawutschke Kai Schlegel 84 Universität der Künste Folkwang Universität Berlin der Künste Studiengang Studierende: Schauspiel Robin Dörnemann Essen-Bochum Jaime Ferkic Sven Scheele Studierende: Meik van Severen Miriam Haltmeier Josefine Israel Stefan Herrmann Vanessa Loibl Christina Jung Thea Rasche Michael Knöfler Lena Schmidtke Pola Jane O’Mara Romy Dins Maximilian Pulst Laura Kirst Andreas Rother Anaïs Durand-Mauptit Luana Velis Benjamin Werner Lehrende: Luca Zahn Marion Hirte Fabian Gerhardt Lehrende: Daniel Nartschick Teo Adebisi Esther Hausmann Claudia Hartmann Hochschule der Noam Meiri Künste Bern Jana Niklaus Anna Pocher Studierende: Thomas Rascher Gian Leander Bättig Fabian Eyer Nico Herzig Hochschule für Musik Julian Til Koechlin und Darstellende Kunst Christina Berger Frankfurt am Main Cornelia v. Grafenstein Marie Popall Studierende: Jonas Rhonheimer Johanna Franke Anne Sauvageot Anica Happich Julian Schneider Alrun Hofert Paulina Steiner Isabella Knöll Andrea Zwicky Gesa Köhler Paula König Lehrende: Alexej Lochmann Tomas Flachs Nóbrega Anabel Möbius Wolfram Heberle Baris Tangobay Renata Jocic Lili Ullrich Marianne Oertel Matthias Vogel Florian Reichert Cennet Voß Robert Will Lehrende: Silke Rüdinger Marion Tiedtke Werner Wölbern Uwe Zerwer Universität für Musik und darstellende Kunst Graz Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover Studierende: Shana Brandl Saladin Dellers Lukas Gander Virginia Hartmann Gregor Kohlhofer Julia Richter Christoph Steiner Magdalena Wabitsch Christina Steinböck Studierende: Rachel Behringer Sandra Bezler Melina Borcherding Frédéric Brossier Alex Friedland Marlene Sophie Haagen Gabriel Kähler Brigitte Middlemiss Nancy Pönitz Julia Schäfle Tom Semmler Robert Zimmermann Lehrende: Beatrix Brunschko Eduard Hauswirth Axel Richter Werner Strenger Kerstin Werner Martin Woldan Theaterakademie Hamburg Hochschule für Musik und Theater Studierende: Marius Bistritzky Cedric von Borries Gesa Geue Paul Grote Milena Straube Tamara Theisen Hannah Walther Philipp Zemmrich Lehrende: Sabina Dhein Michael Jackenkroll Laura Jackschas Marc Letzig Ute Radler Christina Rast Lehrende: Esther Berias Christian Ebert Titus Georgi Onno Grohmann Regina Guhl Burkhard Niggemeier Nora Somaini Stefan Wiefel Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig Studierende: Erik Born Thomas Brandt Andreas Dyszewski Lena Geyer Loris Kubeng Janis Kuhnt Justus Maier Henriette Nagel Stefanie Schwab Nicolas Streit Lou Strenger Brian Völkner Lara Waldow Lehrende: Gilder Abbey Bruno Cathomas Matthias Huber Tim Lang Nikola Theuer Silvia Zygouris Bayerische Theaterakademie August Everding München Studierende: Svetlana Bielievtsova Peter Blum Sebastian Griegel Daniel Holzberg Barbara Krzoska Olga von Luckwald Maren Pertiet Klaus Steinbacher Jakob Tögel Otto-FalckenbergSchule München Studierende: Hassan Akkouch Philipp Basener Jonathan Berlin Daniel Gawlowski Bastian Hagen Colin Hausberg Nurit Hirschfeld Merlin Sandmeyer Maike Schroeter Irina Sulaver Caroline Tyka Lehrende: Marcus Boshkow Anne Knaak Anja Thiemann Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg Studierende: Davide Brizzi Yannick Fischer Filip Grujic Baki Ledeboer Lilli Meinhardt Christopher Reinhardt Teresa Schergaut Marie-Luise Stahl Lehrende: Anna Barbara Kurek Hochschule für Musik und Theater Rostock Studierende: Mathilde Bundschuh Garry Fischmann Jan Hallmann Max Koch Roman Majewski Markus Paul Sophie Pfennigstorf Maike Reuter Stella Roberts Andrea Spicher Caspar Weimann Lehrende: Romy Hochbaum Gudrun Kahle Markus Wünsch Esther Zschieschow Universität Mozarteum Salzburg Studierende: Anton Andreew Tobias Artner Mirjam Birkl Zeynep Bozbay David Dumas Marcel Heuperman Thomas Kramer Julius Kuhn Vidina Popov Anna-Maria Rieser Julius Schulte Lehrende: Alena Fürnberg Jörg Lichtenstein Lehrende: Mario Andersen Jochen Schölch Matthias Stiehler Katja Wachter Ulrich Wessel 85 Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart Studierende: Angela Blanc Frederik Bott Jessica Cuna Alexey Ekimov Lucie Emons Jan Jedenak Laura Locher Rudy Orlovius Susanne Schieffer Philipp Sommer Zürcher Hochschule der Künste ZHdK Studierende: Pan Aurel Bucher Tim Czerwonatis Anne Eigner Miro Maurer Tonio Schneider Tatjana Sebben Lehrende: Peter Ender Christoph Moerikofer Matthias Walter Lehrende: Carola Grahl Franziska Kötz Verena Weiss Frederik Zeugke Universität für Musik und darstellende Kunst Max Reinhardt Seminar Wien Studierende: Ricarda Bistram Josephine Blóeb Pauline Fusban Stefan Gorski Felix Hafner Simon Harlan Michaela Pircher Johanna Prosl Andrei Viorel Tacu Evgeny Titov Luka Vlatkovic Marvin Weiß Meo Wulf Lehrende: Grazyna Dylag Hubertus Petroll 86 2015 mit freundlicher Unterstützung von 26 JAHRE THEATERTREFFEN DEUTSCHSPRACHIGER SCHAUSPIELSTUDIERENDER DIE BETEILIGTEN HOCHSCHULEN 1990Hamburg 1991 Hamburg 1992 Berlin 1993 Wien 1994 Hannover 1995 Stuttgart 1996 Chemnitz/Leipzig 1997 Zürich 1998 München 1999 Rostock 2000 Potsdam 2001 Bern 2002 Essen 2003 Graz 2004 Hannover 2005 Frankfurt am Main 2006 München 2007 Salzburg 2008 Rostock 2009 Zürich 2010 Leipzig 2011 Hamburg 2012 Wien 2013 Berlin 2014 München 2015 Bochum Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin Schnellerstraße 104 D-12439 Berlin Tel.: +49.30.755 417-133 [email protected] www.hfs-berlin.de Zu allen Treffen seit 1995 liegen Dokumentationen vor, in denen Sie gerne stöbern können: http://www.theatertreffen.com/ dokumentationen.html Kontaktadressen Universität der Künste Berlin, Fakultät Darstellende Künste, Studiengang Schauspiel Fasanenstraße 1b D-10623 Berlin Tel.: +49.30.3185-2983 [email protected] www.udk-berlin.de/schauspiel Hochschule der Künste Bern, Fachbereich Oper/Theater Zikadenweg 35 CH-3006 Bern Tel.: +41.31.848 49 90 [email protected] www.hkb.bfh.ch Folkwang Universität der Künste, Studiengang Schauspiel Folkwang Theaterzentrum Friederikastraße 4, D-44789 Bochum Tel.: +49.234.91 59 67-10 [email protected] www.folkwang-uni.de Campus Essen-Werden Klemensborn 39, D-45239 Essen Tel.: +49.201.4903-119 [email protected] www.folkwang-uni.de Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main, Diplomstudiengang Schauspiel Eschersheimer Landstraße 29-39 D-60322 Frankfurt Tel.: +49.69.15 40 07-565 [email protected] www.hfmdk-frankfurt.info Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, Institut 9., Schauspiel Leonhardstraße 19 A-8010 Graz Tel.: +43.316.389-3093 [email protected] www.kug.ac.at Theaterakademie Hamburg, Hochschule für Musik und Theater, Studiengang Schauspiel Harvestehuder Weg 12 D-20148 Hamburg Tel: +49.40.42838-4144 [email protected] www.hfmt-hamburg.de Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, Studiengang Schauspiel Expo Plaza 12 D-30539 Hannover [email protected] www.hmtm-hannover.de Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy” Leipzig, Schauspielinstitut „Hans Otto” Postfach 100 809 D-04008 Leipzig Tel.: +49.341.2144-901 [email protected] www.hmt-leipzig.de Bayerische Theaterakademie August Everding im Prinzregententheater München, Studiengang Schauspiel Prinzregentenplatz 12 D-81675 München Tel.: +49.89.2185-2842 [email protected] www.prinzregententheater.de Otto Falckenberg Schule München, Fachakademie für darstellende Kunst der Landeshauptstadt München Falckenbergstraße 2 D-80539 München Tel.: +49.89.2333-7083 [email protected] www.otto-falckenberg-schule.de Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, Fakultät 1 Marlene-Dietrich-Allee 11 D-14482 Potsdam Tel.: +49.331.6202-271 [email protected] www.filmuniversitaet.de Hochschule für Musik und Theater Rostock, Institut für Schauspiel Beim St. Katharinenstift 8 D-18055 Rostock [email protected] www.hmt-rostock.de Universität Mozarteum Salzburg Thomas Bernhard Institut Department für Schauspiel und Regie Mirabellplatz 1 A-5020 Salzburg Tel. +43.662.6198-3121 [email protected] www.schauspiel.moz.ac.at Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, Studiengang Schauspiel Urbanstraße 25 D-70182 Stuttgart Tel.: +49.711.212-4725 [email protected] www.mh-stuttgart.de Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Institut für Schauspiel und Schauspielregie – Max Reinhardt Seminar Penzinger Strasse 9 A-1140 Wien T: +43.1.71155-2801 oder -2802 [email protected] www.maxreinhardtseminar.at Zürcher Hochschule der Künste ZHdk, Department Darstellende Kunst und Film Pfingstweidstraße 96 CH-8031 Zürich Tel.: +41.43.446-5326 [email protected] www.zhdk.ch 87 LEITLINIEN FÜR DEN BUNDESWETTBEWERB zur Förderung des Schauspielnachwuchses 1. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert im Einvernehmen mit den Ländern den alljährlich stattfindenden Bundeswettbewerb zur Förderung des Schauspielnachwuchses. 1.1 Vorrangige Ziele des bundesweiten Wettbewerbs sind: – hervorragende Ensemble- und Einzelleistungen einer breiteren Öffentlichkeit be- kannt zu machen, – den Übergang des künstlerischen Bühnennachwuchses in die berufliche Praxis zu er- leichtern, – die Zusammenhänge von Berufsausbildung und Berufspraxis sichtbar zu machen und – die Öffentlichkeit auf die Bedeutung einer qualifizierten künstlerischen Berufsausbil- dung für das Theater und damit dessen Aufgaben in einer demokratischen Gesell- schaft aufmerksam zu machen. 1.2 Teilnehmer des Wettbewerbs können alle Schauspielstudierenden der in der Ständigen Konferenz Schauspielausbildung (im Folgenden SKS genannt) vertretenen Ausbildungsstätten sein. Jede teilnehmende Ausbildungsstätte kann eine szenische Arbeit (Produktion) von Schauspielstudierenden, die sich in einem höheren Semester befinden sollen, zum Wettbewerb vorschlagen. Die Ausbildungsstätten bestimmen eigenverantwortlich das interne Auswahlverfahren. Eine mehrmalige Teilnahme von Schauspielstudierenden soll nur in Ausnahmefällen möglich sein. 1.3 Außer den Mitwirkenden in einer Produktion können die Ausbildungsstätten auch weitere Schauspielstudierende zur Teilnahme am praktischen Erfahrungsaustausch während des Treffens benennen. Die Gesamtzahl der daran teilnehmenden Dozentinnen, Dozenten und Studierenden kann (bezogen auf Inhalte und Veranstaltungen sowie das Finanzvolumen) detailliert bestimmt werden. 1.4 In den Wettbewerb können Ensemble- und Soloproduktionen eingebracht werden. 1.5 Im Zusammenhang mit dem Wettbewerb wird alljährlich ein »Schauspielstudierenden – Theatertreffen« der öffentlichen Schauspielausbildungsstätten durchgeführt, bei dem alle für den Wettbewerb gemeldeten Produktionen vorgestellt werden. Das alljährliche Treffen dient vor allem: – dem praktischen Erfahrungsaustausch in Seminaren, Workshops und Arbeitsgesprä chen der Schauspielstudierenden und Hochschullehrerinnen bzw. Hochschullehrer untereinander und mit Schauspielerinnen, Schauspielern, Regisseurinnen, Regisseuren, Autorinnen, Autoren, Dramaturginnen und Dramaturgen aus der Berufspraxis, – der Auseinandersetzung mit den technisch-ästhetischen Medien und – der Abstimmung der Weiterentwicklung des Wettbewerbs mit der SKS; – im Rahmen des Treffens findet die Mitgliederversammlung der SKS statt. 2. 3. 88 Träger des Wettbewerbs ist bis auf weiteres die Europäische Theaterakademie »Konrad Ekhof« GmbH Hamburg, deren Geschäftsführung für die Planung und Durchführung des Treffens entsprechend den Rahmenvorgaben des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Expertenkommission der SKS verantwortlich ist. In einem mindestens alljährlich stattfindenden Gespräch zwischen dem Vorstand der SKS, der Geschäftsführung und dem einladenden Bundesministerium für Bildung und Forschung werden alle grundsätzlichen Fragen im Zusammenhang mit dem Wettbewerb, wie u.a. Programmplanung, Wahl des Veranstaltungsortes, Zusammensetzung der Jury, Art der Vergabekriterien beraten und ein allgemeiner Erfahrungsaustausch über Ausbildungsfragen, Nachwuchsförderung, Probleme des Arbeitsmarktes durchgeführt. 4. Zur Förderung des künstlerischen Nachwuchses, insbesondere zur Erleichterung des Übergangs in die künstlerische Praxis, stiftet die Bundesministerin für Bildung und Forschung jährlich Preise für hervorragende künstlerische Leistungen in Höhe von insgesamt 20.000 Euro. Der Preis erhält den Namen: Förderpreis für Schauspielstudierende der Bundesministerin für Bildung und Forschung 5. 5.1 Für die Verleihung der Förderpreise gelten folgende Richtlinien: Träger eines Förderpreises können Schauspielstudierenden-Ensembles oder einzelne Schauspielstudierende sein, deren künstlerische Leistung besonders förderungswürdig ist und in deren Produktion zum Ausdruck kommt, dass auch bedeutsame künstlerische Anstöße von ihnen zu erwarten sind. Der künstlerische Beitrag darf nicht länger als 60 Minuten sein. Bei Überschreitung der Dauer wird die Aufführung abgebrochen. Durch die Verleihung des Förderpreises sollen die Empfänger die Möglichkeit erhalten, sich künstlerisch weiter zu entwickeln. Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten eine Verleihungsurkunde sowie einen Scheck über den Betrag, der im Falle einer Einzelleistung 4.000 Euro nicht überschreiten soll. Eine unabhängige Jury wählt aus dem Kreis der am Wettbewerb teilnehmenden Produktionen die Preisträgerinnen bzw. Preisträger aus. Die Entscheidungen der Jury sind unanfechtbar. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Jury besteht aus fünf Personen, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung benennt. Die Geschäftsführung der der Europäischen Theaterakademie »Konrad Ekhof« macht dem BMBF einen mit der SKS abgestimmten Vorschlag für die Besetzung der Jury. Die Jury soll sich u.a. zusammensetzen aus Schauspielerinnen, Schauspielern, Regisseurinnen, Regisseuren, Theaterleiterinnen, Theaterleitern, Theaterkritikerinnen oder Theaterkritikern. Ausnahmsweise kann der Jury ein Mitglied einer Ausbildungsstätte angehören, vorausgesetzt, diese hat selber keinen Beitrag zum Wettbewerb angemeldet. Die Preisverleihung erfolgt anlässlich der Abschlussveranstaltung des Treffens durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland. Weitere Preise können von anderen Institutionen und Personen auf der Grundlage von Vereinbarungen mit der Europäischen Theaterakademie und in Abstimmung mit dem deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie der SKS gestiftet werden. 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 6. Das Treffen sollte nach Möglichkeit an jährlich wechselnden Orten stattfinden. 7. Das Treffen wird in einer Dokumentation festgehalten und ausgewertet. Die Geschäftsführung der Europäischen Theaterakademie »Konrad Ekhof« GmbH Hamburg trägt die Verantwortung für die Dokumentation. 8. Für den Fall, dass die Leitlinien einer wesentlichen Änderung bedürfen, lädt das Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland die Vorstandsmitglieder der SKS und die Europäische Theaterakademie »Konrad Ekhof« GmbH Hamburg zu einem Abstimmungsgespräch ein. Fassung: Juni 2015 89
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