„Nur sinnvolle Fluchtursachenbekämpfung hilft“

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Mittwoch, 27. Januar 2016
ALLGEMEINE LABER-ZEITUNG
27.01.2016
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„Nur sinnvolle Fluchtursachenbekämpfung hilft“
Dr. Reinhard Erös schilderte bei der Gemeindebücherei die aktuelle Lage in Afghanistan
MARKT SCHIERLING
www.laber-zeitung.de
Kappenabend mit
Helene-Fischer-Show
Inkofen. Die Krieger- und Reservistenkameradschaft Inkofen/Upfkofen eröffnet mit einem hochkarätigem Programm die Faschingssaison. Am Samstag, 30. Januar, 19.30
Uhr, wird den Gästen aus der ganzen Umgebung neben großer Tombola und musikalischer Unterhaltung vor allem die „Helene-FischerShow“ überraschen. Auch für das
leibliche Wohl wird bestens von der
Wirtsfamilie gesorgt.
Fahrt zum politischen
Aschermittwoch
Schierling.
Der
politische
Aschermittwoch gehört zu den Traditionsveranstaltungen, zu denen
die Schierlinger SPD regelmäßig
die interessierte Bevölkerung einlädt. Der Startschuss in Vilshofen
ist um 10 Uhr. Hauptredner ist der
Erste Bürgermeister der Hansestadt
Hamburg
und
stellvertretende
SPD-Vorsitzende Olaf Scholz. Die
Eintrittskarten für das Festzelt sind
bereits reserviert. Anmeldungen
nehmen die SPD-Ortsvorsitzende
Madlen
Melzer
([email protected]; Telefon 0151-2645
1545) und Martin Auer ([email protected]; Telefon 09451/
1761) entgegen.
S ch i e r l i n g . Dr. Reinhard Erös
sprach bei der von der Gemeindebücherei organisierten Abendveranstaltung über sein Hilfsprojekt
„Kinderhilfe Afghanistan“ und vermittelte mit seinem hochinteressanten Vortrag harte Fakten und detailliertes Hintergrundwissen aus erster Hand.
Rund 70 Zuhörer kamen ins
Pfarrheim, wobei das Publikum erfreulich gemischt war. Bei seinem
Vortrag lieferte Dr. Erös zuerst einen grundlegenden Überblick über
die allgemeine Flüchtlingssituation.
Grundsätzlich müssten bis 2050 mit
einem Anstieg der Migranten auf
bis zu 300 Millionen gerechnet werden. Miteingerechnet seien Völkerwanderungen, die entweder durch
Kriege oder den fortschreitenden
Klimawandel ausgelöst werden. Die
Beweggründe der Flüchtlinge seien
Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit.
Afghanistan gehört zu den unsicheren Herkunftsländern, seit langem kommen Migranten nach
Deutschland, die keine Abschiebung befürchten müssen. Derzeit
sind die Afghanen nach den Syrern
und Irakern die drittstärkste Einwandernation in Deutschland. Sie
fliehen aus einem Land ohne Sicherheit, in dem aufgrund des desolaten Schulsystems, fehlender Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitslosigkeit keine Aussicht auf
eine normale Zukunft und Familiengründung besteht. 40 Prozent der
Bevölkerung sind unterernährt, 65
Prozent haben keinen Zugang zu
Krankenversorgung, 85 Prozent leben ohne Trinkwasserversorgung.
Unter der Bevölkerung sind circa 45
Dr. Reinhard Erös hielt auf Einladung der Gemeindebücherei einen leidenschaftlichen Vortrag.
(Foto: Scheuerer)
Prozent der Männer sowie 85 Prozent der Frauen Analphabeten, die
Lebenserwartung liegt bei 40 bis 48
Jahren. Bereits seit den 1990er Jahren genießt Deutschland bei den Afghanen bestes Ansehen.
„Integration bei uns funktionierte in der Vergangenheit sehr gut“,
sagte Erös. Von den Migranten der
achtziger und neunziger Jahre
schafften 42 Prozent einen Hochschulabschluss, bei den Hartz4-Empfängern und der Kriminalität bilden die Afghanen das
Schlusslicht der bei uns lebenden
Ausländer. Für die Flucht aus Afghanistan verschaffen sich Auswanderer Ausreisevisa, wobei hier gute
Argumente oder rund 25000 Euro
nötig sind.
In Deutschland suchen die Einwanderer sofort Arbeit als Hilfsarbeiter oder Tagelöhner, um zu Hause Schulden für das Visum zu begleichen oder die Familie mit Geld
zu versorgen. Gegenüber dem Tageslohn von drei Euro in Afghanistan sind in Deutschland unter Mindestlohn täglich 70 Euro erzielbar.
Integration und Deutschkurse stehen erst an zweiter Stelle. Auslän-
Blutspenden
am 2. Februar
Beim Musikanten-Stammtisch sorgten (von links) Helga Bernt, Albert und
Christa Eschlbeck (sitzend) sowie Jonas Wallner, Stefan Mally, Oswald Wendl,
Hermann Dietlmeier, Marille Gangl, Heinz Langenmantel, Manfred Schmid und
Andreas Gerl für Stimmung und Unterhaltung.
(Foto: rg)
„Besser später als gar nicht!“
Musikanten-Stammtisch war wieder gut besucht
Schierling. (rg) Der letzte Musikanten-Stammtisch im Gasthaus
„Zum Aumeier“ war zwar erst zu
einem späteren Termin als üblich,
aber davon ließen sich weder die
Musikanten noch die Zuhörer die
gute Laune verderben. Zum ersten
Mal dabei war Andreas Gerl aus Regensburg mit seinem Kontrabass.
Der nächste Stammtisch ist wieder
am gewohnten ersten Samstag im
Monat, also am 6. Februar.
Zünftig war’s und zu späterer
Stunde auch sehr voll. Nachdem der
Schierlinger Volkstanzkreis vorher
noch Übungsabend hatte, kamen
die Volkstänzer erst später. Aber da
ja beim Schierlinger MusikantenStammtisch den ganzen Abend was
geboten ist, konnten sie den Abend
noch genießen. Kaum waren die
letzten Gäste da, stimmten Jonas
Wallner und Hermann Dietlmeier
gleich lustige Gstanzln an.
Die Musikanten Helga Bernt, Albert und Christa Eschlbeck, Marille
Gangl, Heinz Langenmantel, Stefan
Mally und Jonas Wallner spielten
mit ihren Steirischen Harmonikas
und einer Gitarre Lieder zum Zuhören, Mitsingen oder Schunkeln. Begleitet wurden sie bei jedem Lied
von Andreas Gerl, der zum ersten
Mal beim Schierlinger MusikantenStammtisch war und die Besucher
mit seinem Kontrabass begeisterte.
Dazwischen erzählten Manfred
Schmid und Oswald Wendl Witze.
Ossi hatte auch eine Geschichte dabei, in der Politik erklärt wurde.
Und er schilderte dann noch musikalisch, was man in den Himmel alles mitnehmen muss. Helga Bernt
trug ein wunderschönes Gedicht
über ein Schneeflocken-Liebespaar
vor. Abgerundet wurde dieser gemütliche Abend mit bayrischer
Hausmannskost von Wirtin Kathi
Grünbeck. Zu später Stunde wurden die bereits leeren Tische zur
Seite gerückt und so entstand eine
kleine Tanzfläche, die einige Paare
gerne nutzten.
Der nächste Schierlinger Musikanten-Stammtisch im Gasthaus
„Zum Aumeier“ ist am Samstag,
den 6. Februar, um 19 Uhr. Anmeldung für Musikanten und Platzreservierung für Zuhörer ist unter Telefonnummer 09451-3646 (falls Anrufbeantworter, Telefonnummer für
Rückruf angeben). Wer mag, kann
zu diesem Stammtisch auch gern
maskiert kommen.
Schierling. (rb) Der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes führt mit Unterstützung der ehrenamtlichen Helfergruppe Schierling am Dienstag, 2. Februar, von
16.30 bis 20 Uhr eine Blutspendenaktion in der Schierlinger Mittelschule, Jakob-Brand-Str. 3 a, durch.
Blut spenden können alle Bürgerinnen und Bürger zwischen 18 und 72
Jahren. Als Erstspender sollte man
nicht älter als 64 Jahre sein. Mit der
Blutspende geht eine kostenlose
ärztliche Untersuchung einher. Das
Helferteam wartet auch wieder mit
Brotzeiten zur Stärkung auf. Mitzubringen ist der Blutspenderpass sowie Personalausweis oder Führerschein.
■
derfeindliche und rechtsradikale
Aktionen schrecken die Flüchtlinge
nach dem Terror im Heimatland
nicht ab.
Kritisch äußerte sich Dr. Reinhard Erös zum Versagen der NATO
in Entwicklungs- und Wiederaufbauhilfe. Nur vier Prozent des Budgets, das der Militäreinsatz bisher
verschlungen hat, wurde für humanitäre Hilfe eingesetzt. Von 80 Millionen Euro staatlichen Geldern gelangten nur 24 Millionen zum bestimmungsmäßigen Einsatz. Der
Rest versickerte in undurchsichtige
Kanäle des von Korruption beherrschten Landes. Die Ausbildung
der Polizei in Afghanistan, seit 2002
in deutschen Händen, müsse als gescheitertes Projekt betrachtet werden. 2015 starben 3700 afghanische
Polizisten im Einsatz, in Deutschland zum Vergleich nur drei. Von ursprünglich 1800 Ausbildern sind
noch 80 vor Ort. Die afghanische
Nationalpolizei gilt größtenteils als
bestechlich, kriminell und inkompetent. Für ein Land, das der weltgrößte Hersteller von Opium ist,
eine schlechte Basis. Allein 2013 betrug der Wert der produzierten Droge rund eine Milliarde US-Dollar.
Alarmierend sei, dass unter dem
Einsatz der Nato-Truppen die Produktion sogar zunahm. Die Taliban
finanzierten durch den Verkauf des
Faschingsnachmittag
mit dem VdK
Schierling. (rb) Nach den Erfolgen der letzten Jahre veranstaltet
der VdK Ortsverband Schierling
auch heuer wieder einen unterhaltsamen Faschingsnachmittag, zu
dem alle, unabhängig von einer Mitgliedschaft im Ortsverband, willkommen sind, die in gemütlicher
Runde Fasching feiern wollen. Dieser findet am kommenden Samstag,
30. Januar, um 14 Uhr im Gasthaus
„Zum Aumeier“ statt. Musikalische
Unterhaltung und Einlagen werden
für heitere Stimmung sorgen.
Veranstaltungskalender
Allersdorf.
Waldeslust-Schützen:
Für morgen, Donnerstag, 19 Uhr, sind
die Waldeslust-Schützen beim Preisund Gaukönigsschießen in Langquaid
bei den Spielhahn-Schützen gemeldet.
Wer für diese Zeit verhindert ist, kann
einen anderen Termin wählen. Die
Kosten für das Schießen werden vom
Verein übernommen (außer Nachkauf).
Am Freitag, 19 Uhr, Ausschusssitzung
beim Buchnerwirt wegen Schießstandeinweihung und sonstigen anstehenden
Terminen. Interessierte Mitglieder sind
erwünscht.
Buchhausen/Oberdeggenbach. Napoleon-Schützen: Heute, Mittwoch,
Übungsschießen im Gasthaus Rohrmayer. Jugendliche und Anfänger trainieren ab 18.30 Uhr und die Aktiven ab
19.15 Uhr. Standaufsicht Reinhold
Watter.
Schierling. FC Bayern-Fanclub:
Sonntag, 31. Januar, Fahrt zum Heimspiel der Bayern gegen Hoffenheim in
die Allianz-Arena. Abfahrt um 13.30
Uhr bei Omnibus Schmid.
Schierling. TV-Leichtathletik: Heute, Mittwoch, von 16 bis 17.30 Uhr
Leichtathletik in der Schulturnhalle.
Schierling. TV-Ski-Inline: Heute,
Mittwoch, von 17.15 bis 18 Uhr Winterfitnesstraining für Bambini und von
18 bis 18.45 Uhr für Kinder, jeweils in
der Mehrzweckhalle.
Schierling/Eggmühl. TV-Volleyball:
Heute, Mittwoch, entfällt das Training
wegen Faschingsdekoration.
Zaitzkofen.
Schützengesellschaft
„Lustige Brüder“: Mittwoch, 27. Januar, 19.30 Uhr, erster Rückrundenwettkampf von LG Zaitzkofen II auf heimischer Anlage gegen Niederlauterbach
II. Donnerstag, 28. Januar, 20 Uhr,
Rundenwettkampf von LP Zaitzkofen I
in Vilsheim. Samstag, 30. Januar, 19.30
Uhr, Jahreshauptversammlung mit
Jahresberichten und Ehrungen für alle
Mitglieder im Schützenhaus.
Opiums ihre Kampfhandlungen.
Für die Bauern ist der Anbau von
Schlafmohn die einfachste landwirtschaftliche Alternative, er gedeiht auch ohne Bewässerung auf
kargem Boden.
Anhand einiger Beispiele machte
Dr. Erös deutlich, dass die politisch
Verantwortlichen immer noch nicht
erkannt haben, wie dem Land geholfen werden kann. So ist der Bau
von Autobahnen in einem Land, in
dem nur drei Prozent ein Fahrzeug
besitzen, eine reine Fehlinvestition.
Hier wäre die Investition der Mittel
in die Trinkwasserversorgung eher
angebracht gewesen.
Dass ein Jugendlicher in Afghanistan für 900 Euro im Jahr gut versorgt leben kann, während er als
unbegleiteter Minderjähriger in
Deutschland Kosten von 60000
Euro pro Jahr verursacht, zeigt
deutlich, wohin gute Entwicklungsarbeit führen muss. Der einzige
Ausweg aus dem Dilemma liegt
demnach laut Erös in einer „sinnvollen“
Fluchtursachenbekämpfung. Leider reduzierten sich nichtstaatliche Hilfsorganisationen von
180 auf aktuell drei. Die „Ärzte
ohne Grenzen“ verließen 2015 das
Land, als ihr Krankenhaus von der
NATO bombardiert wurde.
Abschließend beantwortete Dr.
Erös noch Fragen aus dem Publikum und signierte zahlreiche Bücher. Nach dem leidenschaftlichen
Vortrag, der den Zuhörern einigen
Diskussionsstoff geliefert hatte,
nahm man gerne noch einen Imbiss
vom Buffet, das die Mitarbeiter der
Gemeindebücherei
unentgeltlich
anboten.
■ Info
Dr. Reinhard Erös wurde mit dem
Verdienstkreuz am Bande und Erster Klasse, dem Bayerischen Verdienstorden sowie vielen weiteren
Förder- und Sozialpreisen ausgezeichnet. Veröffentlichte Bücher:
„Tee mit dem Teufel – als Militärarzt in Afghanistan“, „Unter Taliban, Warlords und Drogenbaronen –
eine deutsche Familie kämpft für
Afghanistan“, Hoffmann & Campe
Verlag.
D
Die „Kinderhilfe
Afghanistan“
ie „Kinderhilfe Afghanistan“
der Familie Erös arbeitet weiter ohne militärischen Schutz an ihren Entwicklungsprojekten. Bisher
wurden 30 Schulen und 15 Ausbildungszentren
beziehungsweise
-werkstätten gebaut. Für die medizinische Versorgung schuf man eine
Gesundheits-Basisstation
sowie
eine Klinik-Abteilung für Frühgeborene. Vor kurzem übernahm man
eine bisher durch Großbritannien
finanzierte Klinik in einem Flüchtlingslager. Aktionen wie „Obst statt
Opium“, bei der statt Schlafmohn
Obstbäume gepflanzt werden, sowie
die Ausstattung von Bergdörfern
mit Photovoltaik-Anlagen und Solarkochern zeigen der Bevölkerung
neue Wege zu besseren Lebensbedingungen. Als größtes Projekt
wurde in 2014 der Bau der DeutschAfghanischen-Friedensuniversität
in der Provinz Laghman abgeschlossen.
Die Maßnahmen werden unter
dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“
ausschließlich von Afghanen unter
ortsüblicher Bezahlung umgesetzt.
Die Finanzierung erfolgt nicht
durch staatliche Gelder, sondern
nur durch private Spenden, Vortrags- und Buchhonorare sowie dem
Verkauf des landestypischen Lapislazuli-Schmucks.
Ehrenamtliche
Mitarbeiter in Deutschland erhalten weder Spesen noch Aufwandsentschädigung, die Projektreisen
von Annette und Reinhard Erös erfolgen auf eigene Kosten.
Spendenkonto: „Kinderhilfe Afghanistan“; IBAN DE08 7509 0300
0001 3250 00.