Alkohol aus der Sicht des Psychiaters - Gastroenterologie

Alkohol aus der Sicht des
Psychiaters
A.-Univ.-Prof. Dr. Barbara Sperner-Unterweger
Univ.-Klinik für Psychiatrie
Abt. für Biologische Psychiatrie
Die Welt in der wir leben
Ö Wir leben in der „Ersten Welt“
Ö Wir verbrauchen 80% der Güter
Ö Missbrauch ist alltäglich
Ö Gefühle haben wenig Raum
Ö Süchtiges Verhalten ist häufig
Ö Alkohol ist Gesellschaftsdroge
Ö Manche Drogen sind kriminalisiert
Ö Große Einstiegsdrogen = Alkohol, Nikotin
Das Problem in Zahlen
Ö 5% der Bevölkerung sind alkoholabhängig
Ö 10% davon sind noch nicht 18a
Ö 5% der Jugendlichen trinken tägl. Alkohol
Ö 20% davon sind öfter als 1/Wo betrunken
Ö Familiäre Häufung bei 40 - 60 % der Patienten
Ö Alkoholismus ein Problem in allen sozialen Schichten
Ö Bis zu 40 % der Patienten in d. Allgemeinpraxis
leiden an Erkrankungen die auf Alkoholkonsum
zurückzuführen sind
Diagnosekriterien
ICD-10
DSM-4
Alkoholintoxikation
Akute Intoxikation
Schädlicher Gebrauch
Alkoholmissbrauch
Abhängigkeitssyndrom
Alkoholabhängigkeit
Entzugssyndrom
Alkoholentzug
ICD-10 /WHO Kriterien
Schädlicher Gebrauch
Ö Konsummuster das zu einer Gesundheitsschädigung führt
Ö Ist bei einem Abhängigkeitssyndrom nicht zu
Diagnostizieren
ICD-10 /WHO Kriterien
Abhängigkeitssyndrom
Ö Zwang zu konsumieren
Ö Verminderte Kontrollfähigkeit
Ö Körperlicher Entzug
Ö Nachweis der Toleranz
Ö Fortschreitende Vernachlässigung
Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit
Ö Voralkoholische Phase:
– Spannungsminderung, Erleichterungstrinken
Ö Prodromalphase:
– heimliches Trinken, auch morgens, Schuldgefühle,
Gedächnislücken, Verleugnung,
Toleranzsteigerung
Entwicklungsphasen der
Alkoholabhängigkeit
Ö Kritische Phase:
– Kontrollverluste, Schuldgefühle,
Interessenseinengung, Verlust der Kritikfähigkeit,
soziale Probleme, Libidoverlust,
Toleranzminderung
Ö Chronische Phase:
– zwanghaftes Trinken, verlängerte
Rauschzustände, Angstzustände,
Persönlichkeitsabbau, Toleranzverlust,
Abhängigkeit
Überblick über die
Erfassungsinstrumentarien
Ö CAGE (Cut down, Annoyed, Guilty, Eye opener)
Ö AUDIT (Alcohol Use Identification Test)
Ö MAST (Michigan Alkoholism Screening Test)
Ö MALT (Münchner Alkoholismustest)
CAGE
Ö Cut down
Haben Sie jemals gespürt, dass Sie das
Trinken einstellen möchten
Ö Annoyed
Haben Leute Sie durch Kritik am
Trinken geärgert
Ö Guilty
Haben Sie sich jemals wegen Ihres
Trinkens schuldig oder schlecht
gefühlt
Ö Eye opener
Haben Sie jemals gleich am Morgen
getrunken, um Ihre Nerven zu
beruhigen oder einen Kater
loszuwerden
Alkoholkrankheit: 2 Verdacht; 3 wahrscheinlich; 4 liegt vor
Problemtrinker
Ö Schadensbegrenzung im Mittelpunkt
Ö Hohe Gesundheitsrisken auch bei Menschen die
nicht als Abhängig bezeichnet werden können
Ö Sollte gesehen werden wie Bluthochdruck oder
Hypercholesterinämie
Kurzintervention bei Problemtrinkern
Ö 5 Minuten Intervention beeinflussen Trinkverhalten
günstig
Ö Keine Psychotherapiekenntnisse erforderlich
Ö Längerfristige Begleitung indiziert
Ö Ziel ist Konsum zu Reduzieren
Ö Sie umfasst Rückkoppelung und Rat
– Hinweisen auf bereits bestehende Folgeerkrankungen
– deren Reversibilität
– Besprechen von Reduktion, Abstinenz und
kontrolliertem Trinken
AUDIT
Ö 10 Fragen (bio - psycho - sozial)
Ö Screening Problemtrinker
Ö 8 (7 bei Frauen) weist auf ernstzunehmendes
Problem hin
Ö hohe Spezifität und Selektivität
Genetik
Ö Familienstudien
– 7 - faches Risiko bei Verwandten 1. Grades
Ö Adoptionsstudien
– 2,5 - faches Risiko
Ö Zwillingsstudien
Geschlecht
Männlich
Weiblich
Kendler K.S. et.al.,JAMA1992
Konkordanzraten
MZ
DZ
0.59
0.25
0.36
0.06
Entstehungsbedingungen der
Alkoholkrankheit
Ö Genetik
Ö Lebensgeschichte
(Krankheiten/Jugend; Beziehungen; Lebensereignisse,
Gewalt/Missbrauch)
Ö Soziales Umfeld
(Rituale, Verhaltensnomen, Verfügbarkeit)
Ö Psychische Faktoren
(Persönlichkeit, Angst, Depression)
Reward pathways: Neurotransmitters
glutamate CTX
THL
NAC
DA
GABA
opx
VTA
5HT
RPD
GABA
VP
LH
AMY
HIP
LC
NA
Phasen der Behandlung
Ö Kontaktphase
Ö Behandlungsphase
Ö Entgiftungsphase
- stationärer Entzug
Ö Entwöhnungsphase
(6-8 Wochen stationäre Therapie)
Ö Nachsorgephase
Nachsorge
Ö Stellt eigentlich die Therapie dar
Ö Erfolgt in Form von Gruppen
Ö Sollte gemeindenahe stattfinden
Ö Dauer mindestens ein Jahr
Ö Möglichkeit zur Krisenaufnahme an Stationen sollte
bestehen
Prognose der Alkoholerkrankung
Ö 10 – 30 % in mittel- bis langfristigen
Nachuntersuchungen
Ö bis zu 50 % mittel- bis langfristige Stabilisierung und
Therapie in speziellen Suchteinrichtungen
(K. Mann, 1995)