32 Werkstatt Ein Raum, zwei Wochen, drei Dimensionen Ein Farb-Projekt Den Anstoß für das Projekt bekamen Marthe Hoel und Cora Eichele durch den Vortrag einer Gruppe unterschiedlicher bildender Künstler, die einwöchige Projekte in Kitas umsetzt und nicht nur montags oder mittwochs mit den Kindern arbeiten möchte, sondern wirklich intensiv. Speziell das Projekt »Grundfarben im Atelier« beeindruckte die beiden so, dass sie es selbst ausprobieren wollten. Cora Eichele berichtet. Unsere Idee war, das Atelier ebenfalls als »dreidimensionale Leinwand« zu nutzen, aber in einer offenen Zeitstruktur, so dass die Kinder täglich freien Zugang haben. Außerdem wollten wir die Kinder nicht nur begleiten, sondern als Teil der Gruppe agieren, um unsere Gefühle und die Veränderungen im sich verwandelnden Raum ebenfalls zu spüren. Dies erforderte, dass zwei Erzieherinnen sich am Projekt beteiligten und eine weitere Person den Kindern beim Waschen und Umziehen half. Innerhalb des Zeitraums von zwei Wochen, der uns zur Verfügung stand, wollten wir auch Zeit für Kreatives lassen, das auf »Nebenschauplätzen« entsteht, zum Beispiel tanzen, Geschichten erzählen, im farbigen Raum essen. Gemeinsam entschieden wir uns für die Reihenfolge der Farben, die nacheinander eingeführt werden sollten: zwei Tage Gelb, zwei Tage Blau, zwei Tage Rot und zwei Tage Schwarz. Die Farben sollten deckend sein, um Farbintensität zu gewährleisten. Da wir Farb-Phasen von jeweils zwei Tagen geplant hatten, war das Mischen der Grundfarben an der Wand, der Trocknungszeit wegen, nicht möglich. Also entschlossen wir uns, die vorangegangene Farbe in die jeweils nächste Phase einzubeziehen, so dass man die Farben direkt mischen konnte. Dass die Farbe Schwarz zum Schluss an die Reihe kam, erklärte sich aus der Idee, zeichnerisch mit ihr umzugehen und dem Prozess ein Ende zu geben, denn Schwarz »verschluckt« die vorangegangenen Farben. war gesichert, dass die Feuchtigkeit nicht hindurchfließt, Wände und Boden nicht beschmutzt. Außerdem konnte man mehrere Stunden darauf arbeiten, ohne nachbessern zu müssen. Die Vorbereitung des Raums erforderte viel Zeit und genaues Arbeiten, um alle Stellen abzukleben und die Papierbahnen anzubringen. Jedes Kind brauchte eigene Malerkleidung. Und eine Waschgelegenheit musste vorhanden sein. Raumplanung und Alltagstauglichkeit Einführung und Vorstellung Wichtig war die Wahl des Papiers. Es musste reißfest sein, da wir mehrere Stunden täglich mit nasser Farbe darauf arbeiten wollten. Die Alternative: genügend Zeit und Material einplanen, um gerissene Stellen nachzubessern. Das Papier, das wir verwendeten, war ein Material mit Folienkern. Dadurch Den Auftakt bildete eine Art Clownerie in der Kinderversammlung, mit der wir unsere Vision eines gelben Raums vorstellten, denn als erste Farbe war Gelb vorgesehen. Wir fragten: »Wer hat Lust, den weißen Raum in einen gelben Raum zu verwandeln? Wer möchte frei mit Material und Werkzeug umgehen? Betrifft KINDER 05|2010 Werkstatt beobachten, was im Raum passiert und was er von ihnen verlangt. Die Veränderung des Raums sollte für sich und für das Projekt sprechen. Kinder, die dabei waren, erzählten in der Kinderversammlung davon und animierten dadurch andere Kinder, sich zu beteiligen. Ohne Zwang konnte jedes Kind ausprobieren, ob es Lust auf Farbe hat und die Wirkung des Raums erfahren möchte. Gelb Wer möchte mit uns erleben, wie es ist, in einem ganz gelben Raum zu sein – gelb wie die Sonnenblume, wie eine Quietsch-Ente, wie die Banane?« Die unterschiedlichen Dinge, die wir benannten, sollten darauf verweisen: Gelb ist nicht gleich Gelb. In der Natur, im Raum, überall gibt es unterschiedliche Töne und Abstufungen. Die Kinder konnten den Raum also in unterschiedlichen Gelb-Abstufungen gestalBetrifft KINDER 05|2010 ten, obwohl ihnen nur eine Farbe zur Verfügung stand. Wichtig war uns Freiwilligkeit: Die Kinder sollten selbst entscheiden, ob sie am Projekt teilnehmen möchten oder nicht. Täglich konnten sie sich neu entscheiden und – angesichts der Länge der einzelnen Projektphasen – auch spontan zu uns stoßen. Einige Kinder waren von Anfang an begeistert dabei, andere brauchten Zeit, um zu Die erste Farbe: Natürlich Gelb! Die Farbe ist hell und lässt sich von den folgenden dunkleren Farben leicht decken. Wir Menschen verbinden Gelb mit Freude, Sonne, Licht und Wärme. Es war also zu hoffen, dass die Farbe sich auf die Stimmung der Kinder auswirkt. Andererseits: Gelb steht symbolisch für Neid und Ärger. In anderen Kulturen ist Gelb die Farbe der Freude, der Ehrlichkeit oder des Geldes, der Missgunst und des Ekels. Was die Farbe mit uns wohl macht? Wir waren gespannt darauf, wie die Kinder reagieren würden… Zu Beginn staunten sie. Das Atelier, sonst voller Tische, Regale und Bilder, war plötzlich ein Raum aus weißem Nichts geworden, ein Raum der Reinheit, der es ermöglichte, etwas darin zu tun – ohne Rücksicht auf Vorhandenes oder Vorgegebenes. Andererseits hat ein weißer Raum etwas Beklemmendes, und wir Erwachsene fühlten uns wie in »Isolationshaft«, als wir die Wände abklebten. Nichts zu haben, an dem sich das Auge festhalten kann – kein angenehmes Gefühl. Bei den Kindern überwogen jedoch Neugier und die Lust, endlich zu beginnen. Manche griffen erst zaghaft zu kleinen Pinseln, andere nutzen sofort große Flächen. Anfangs fiel es nicht jedem Kind leicht, bekannte Regeln beiseite zu schieben und in das Raumerlebnis einzutauchen. »Darf man alle Wände anmalen? Auch die Heizung? Und auch den Boden?« fragten Kinder jeder Al- 33 34 Werkstatt terstufe immer wieder. Selbst für uns war es schwierig, plötzlich Dinge zuzulassen, die eigentlich verboten sind. Die Kinder begannen, nacheinander an unterschiedlichen Stellen Farbe aufzutragen. Maja, sechs Jahre alt, malte in der ersten halben Stunde an mehr als sieben Plätzen. Es schien, als würde sie überprüfen, ob es tatsächlich erlaubt ist, alles zu bemalen. Als auch der Boden bemalt wurde, wirkte das wie ein Aufruf zum Regelverstoß. Von da an fühlten die Kinder sich wirklich frei und nutzten den Raum so, wie wir es erhofft hatten. Die Arbeit war von Beginn an ein basales und sinnliches Erlebnis. Die Konsistenz der Farbe zu spüren, den Geruch zu riechen, mit Händen und Füßen zu malen, im Raum zu sitzen und nur zu schauen oder die ganze Körperkraft einzusetzen und wirklich »im Großen« zu arbeiten… All das hatten wir uns gewünscht und waren froh, dass die Kinder diese Erlebnisse hatten. Die Jungen aus dem Hort stiegen mit so viel Bewegung und Lautstärke ein, dass es schien, als nutzten sie vor allem die Chance, endlich mal keine Regeln beachten zu müssen. Beim Verteilen der Farbe auf dem Fußboden entstand eine »Schlitterbahn«. Immer wieder gossen die Kinder neue Farbe hinzu und schlittern in alle Richtungen, so dass die Farbe sich auf dem gesamten Boden verteilte. »Das schönste war, dass wir auf der Farbe geschlittert und dauernd ausgerutscht sind«, sagten Lukas und Yannis, beide neun Jahre alt. Über Nacht trocknete die Farbe, und der zweite Gelb-Tag begann mit einem Tanz im gelben Raum, vorgeführt von Sophia und Elea, vier Jahre alt. Die Mädchen genossen es, allein im Atelier zu sein, und wollten den Raum in seiner Größe zur Bewegung nutzen: Gelb macht gute Laune! Nach und nach kamen andere Kinder hinzu, darunter einige, die am Vortag kein Interesse hatten. Nun waren sie doch neugierig… Nachmittags trafen die Hortmädchen ein und machten es sich zur Aufgabe, die Lücken zu schließen. Sie hatten vor, einen komplett gelben Raum zu hinterlassen – eine Sisyphosarbeit, die immerhin Zeit zum Plaudern und Singen ließ. Zum Abschluss der Gelb-Phase luden wir die Kinder ein, Geschichten und Gedichte in Gelb zu hören, selbst Geschichten zu erfinden und über das Gefühl im gelben Raum zu sprechen. Betrifft KINDER 05|2010 Werkstatt Sie sollten Zeit bekommen, sich mit der Farbe auseinanderzusetzen, sie assoziierten unterschiedlichste Wörter zu Gelb, und es entstand eine Geschichte mit dem Titel: Der gelbe Blumenstrauß. »Morgen malen wir einfach Blau drauf, dann ist die gelbe Geschichte blau«, schlug die sechsjährige Susann vor. Betrifft KINDER 05|2010 Blau Die Idee, als nächste Farbe Blau zu verwenden, entstand aus einem Impuls der Künstlerin Barbara Leitner. Wenn man beginnt, Farben zu mischen, muss man wissen, dass es bei Grün die meisten unterschiedlichen Töne und Abstufungen gibt. Wir entschieden uns, Gelb als Mischfarbe im Raum zu lassen, Blau in reiner Form anzubieten, und sorgten für ausreichend Gefäße, in denen man die Farben mischen konnte. Dadurch war gewährleistet, dass der Raum nicht innerhalb eines Tages so dunkel wurde, dass keine Deckung mehr möglich war. Nun konnten die Kinder auch Formen, Muster und Gegenstände zeichnen, denn die Farben hoben sich deutlicher voneinander ab als unterschiedliche Gelbtöne. Vielleicht kamen auch deshalb mehr Kinder als zu Beginn. Doch auch jetzt war nicht allein die Größe des Raums entscheidend, sondern vor allem die Freiheit, sich Malwände auszusuchen. Jonathan, fünf Jahre alt, und der sechsjährige Lino entschieden sich für die geometrische Begrenzung des Heizkörpers und gestalteten sie. »Schaut mal«, sagten sie zu uns, »das ist wie ein großes Bild, nur ohne Bilderrahmen.« Durch Tupfen mit einem großen Pinsel entstanden Muster, und die Farbübermalung führte zu neuen Techniken: Mit einem Pinsel kratzte der vierjährige Kaspar Zeichen in die Farbe. Auch die Hortkinder waren von dem Farbeffekt angetan. Sie nutzten unterschiedliche Möglichkeiten, um mit Gelb, Blau und Grün zu experimentieren. Dabei entstanden »richtige« Bilder, denn die Kinder malten immer noch sehr gern gegenständlich. Doch plötzlich spritzte die zehnjährige Marie blaue Farbe an die Decke, und Vivian warf einen farbgetränkten Schwamm hinterher, obwohl die Zimmerdecke nicht abgeklebt war. War das erlaubt? Aber ja! Wir hatten die Decke nicht abgeklebt, weil das zu lange gedauert hätte. Außerdem wollten wir die »gefärbte« Zimmerdecke als Erinnerung an das Projekt behalten. »Alle, die ins Kinderhaus kommen, fragen dann, warum die Decke so bunt ist. Und wir können sagen: Ach, wir hatten mal so ein Farbprojekt...«, erklärte die neunjährige Emilie. Und die gelbe Geschichte? Wird Grün! Für viele der beteiligten Kinder war 35 36 Werkstatt nicht nur das Streichen des Raums in unterschiedlichen Farben wichtig, sondern vielmehr die Möglichkeit, sich den ganzen Raum anzueignen. Die Fläche und die Leere des Raums boten genug Freiheit, um voller Kraft und Bewegung dabei zu sein. Kilian, vier Jahre alt, schlug mit der Farbrolle an die Wand, so dass ein Muster entstand. Er hämmert mit viel Kraft auf das Papier, um die gesamte Farbe aus der Rolle herauszuschlagen. Es war nicht immer leicht für uns, die Kinder gewähren zu lassen, da das Material darunter litt. Doch schränkt man solche Ideen von vornherein ein, werden die Kinder diese Erfahrungen nicht machen können. Was blieb? Mitmachen! Viele Kinder verglichen den grün-blauen Raum mit einem Meer oder einem Wald. Unter Hort- wie Kindergartenkindern herrschte eine entspannte Stimmung. Als der Raum am zweiten Tag wirklich an ein Meer erinnerte, begannen drei Kinder, Fische und Unterwasserpflanzen in die Farbe zu kratzen oder sie in unterschiedlichen Blautönen zu zeichnen. Die Malbewegungen und Muster wurden runder und weicher, Wellenmotive und zum Teil fließende Farbübergänge entstanden. Blau – allerdings eher hellere Töne – wird oft in Schlafzimmern oder Kinderzimmern verwendet, da es beruhigend wirkt. Dunkle Blautöne wirken eher drückend; sie können einen Raum kleiner und furchteinflößend erscheinen lassen. In unserem Fall war es eine gute Entscheidung, die Blautöne heller zu mischen und Grüntöne herzustellen. Wir hatten den Kindern Marineblau als Grundfarbe angeboten, mit der sie mischen oder die sie mit Weiß abstufen konnten. So entstand ein leichtes Blau, das die Assoziation mit Wellen, Meer und Leichtigkeit zuließ. Kein Wunder, dass die meisten Kinder diesen Raum am schönsten fanden. »Wie in einem großen Meer, es fehlen nur noch Palmen. Schau mal, unten ist das Gelb wie ein Strand«, sagte der fünfjährige Jonathan. Rot Die Farbe Rot bereitete uns die meisten Probleme. Mischen sich Blau, Grün und Rot, kriegen wir einen Raum in unterschiedlichen Brauntönen, und das Rot wird nicht zu erkennen sein, fürchteten wir. Es war auch keine angenehme Vorstellung, in einem braunen Raum zu sein. Wie würden die Kinder reagieren, wenn Rot angekündigt ist und Braun zu sehen sein wird? Doch die lange Trocknungszeit eines Wochenendes sorgte dafür, dass die rote Farbe gut deckte. Wir entschieden uns für zwei RotVarianten: ein etwas helleres Kirschrot und ein dunkleres Blutrot. Diese Töne wollten wir als Grundtöne nutzen, sie also nicht zum Mischen bereitstellen. Betrifft KINDER 05|2010 Werkstatt Bei einem Versuch am Vortag hatten wir gemerkt, dass zu wenig unterschiedliche Lilatöne entstehen, wenn man Rot mit Blau mischt. Die Farbe wurde auf dem grünen Untergrund eher braun, und ein Teil der Wand verdunkelte sich im Vergleich zur roten Wand zu sehr. So kam es zu der spontanen Entscheidung, Rot als reine Farbe ohne Mischvariante anzubieten. Rot gilt als appetitanregend und wird meist nur dezent oder punktuell benutzt, zum Beispiel: eine rote Wand im Esszimmer, als Blickfang. Doch bei uns war nicht nur eine Wand rot, sondern alle. Zwar schimmerten hier und da andere Farben durch, aber der Gesamteindruck war: Rot. Spannend war die Wirkung der Farbe. Einem Mädchen wurde während des Malens übel, es musste den Raum verBetrifft KINDER 05|2010 lassen. Mehrere Kindergartenkinder waren vor dem Mittagessen zum Malen gekommen und hatten danach keinen Hunger mehr – als ob rote Farbe nicht den Appetit anregt, sondern satt macht. Die Konsistenz der Farbe, die Assoziationen, die sie hervorruft, und die Lebensmittel, die man mit Rot verbindet – all das könnte tatsächlich dazu führen, dass der Hunger erst einmal gestillt ist. »Das Rote im Eimer ist wie Erdbeermatsch oder ganz dunkle Marmelade«, sagte ein Kind. »Oder wie Soße, die meine Mama zu Fleisch macht.« Wir Erwachsene stellten fest, dass wir nicht so lange im Raum bleiben konnten wie bei Gelb oder Blau. Allerdings wurde der Raum auch immer dunkler, und der Lichtmangel unterstützte bestimmte Assoziationen bei uns: Kriminalfilme, Fantasievorstellun- gen vom Schlachthaus. Die Kinder hingegen blieben genauso lange wie an den vorherigen Tagen. Keines von ihnen kam auf den Gedanken, Blut mit der Farbe Rot zu verbinden. Auffällig war allerdings, dass die Lust, den Körper zu bemalen, bei keiner anderen Farbe so groß war. Die Farbe zu spüren war wichtiger als zuvor. »Sie ist ganz weich an den Händen, weicher als Gelb und Blau«, meinte die sechsjährige Maja und rieb sich mit Rot die Hände ein wie mit Seife. Schwarz Schwarz war die meist diskutierte Farbe bei diesem Projekt. Die ersten Assoziationen: Wörter wie depressiv, Angst, Nacht – also negativ geprägte Wörter. 37 38 Werkstatt Unsere Idee war, Schwarz plakativ wie einen Hintergrund zu nutzen, um die anderen Farben als Muster oder Teilstücke zu integrieren und den zeichnerischen Aspekt des Farbeffekts hervorzuheben. Tatsächlich kamen die Kinder selbst auf die Idee, diese Farbe so zu nutzen. Muster, Linien und geometrische Formen entstanden, Hand- und Fußabdrücke, die nur durch den Effekt der unterschiedlichen Farben wirkten. Bei keiner anderen Farbe arbeiteten die Kinder so viel mit einzelnen Linien und Strichen. Die Schwärze fanden sie nicht erschreckend oder negativ. »Ich mag Schwarz«, sagte Susann, »weil es so schön dunkel ist wie die Nacht. Ich mag die Nacht.« Jos, vier Jahre alt, stimmte zu: »Ich auch, weil da schöne Fledermäuse rumfliegen.« Seine Altersgefährtin Sophia ergänzte: »Schwarz ist wie Schokolade.« Betrifft KINDER 05|2010 Werkstatt Der Abschluss Zum Abschluss versammelten wir uns mit allen Kindern nochmals im Atelier, um den Raum ein letztes Mal so bunt zu sehen und zu spüren wie er sich anfühlt, um Revue passieren zu lassen, was in den beiden Wochen geschehen war. Wir luden auch Kinder ein, die sich nicht am Projekt beteiligt hatten, damit sie sehen konnten, was passiert war. Doch Maja wollte nicht mitkommen: »Ich mag nicht mehr ins Atelier, weil ich weiß, dass das Projekt vorbei ist. Das finde ich so traurig, da gehe ich lieber gar nicht erst mit.« Die Kinder bekamen Zeit, um im Raum zu sein, und hatten danach die Möglichkeit, sich ihren schönsten Teil des Raums auszusuchen. Jedes Kind Betrifft KINDER 05|2010 bekam ein Passepartout und konnte diesen Teil damit einrahmen. Nach allerlei Tests und Verschiebungen wurden die Rahmen an den Wänden befestigt: viele schönste Bilder der letzten zwei Wochen. Pauline fand einen Teil der Decke am schönsten... Während des Abbaus trennen wir die Bilder heraus, um sie in der Ein- Kontakt: HAUS für KINDER am HIRZBERG Kartäuserstr. 105 79104 Freiburg i.B. Leitung: Maria Matzenmiller Tel.: 0761/201-38 08 E-Mail: [email protected] richtung aufzuhängen – eine Erinnerung, die bleibt. Wir hatten stets das Gefühl, dass der zeitliche Aufwand und die intensive Begleitung sich lohnten. Kinder und Erwachsene konnten zeitweise in eine kreative Welt eintauchen. Oft wunderten wir uns, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man die Freiheit hat, wie ein Künstler alles um sich herum zu vergessen und sich nur seinem Werk zu widmen. Die Selbstständigkeit, mit der schon Drei- bis Vierjährige vorgingen, war immens. Plötzlich standen sie komplett umgezogen in ihrer Malerkluft im Atelier, wollten mitmachen – und sei es nur für 20 Minuten. Alles in allem: Es war ein rundum gelungenes Projekt, gefördert von der Robert-Bosch-Stiftung. 39
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