Harte Kerle, Frauen mit Aufgaben, Gesichter, die vom Wahnsinn gezeichnet sind – das ist die Werbung, die Hornbach prägt. Und die die Baumarktkette erst zur Marke gemacht hat. Die skurrile Welt der Selbermacher Text von Julia Eder 14 014_14+15_Hornbach 14 eimat gab es breit angelegte Printwerbung für Produkte, H beispielsweise auf Flugblättern oder ganzseitigen Zeitungsanzeigen. Die ersten TV-Spots wurden noch mit Mitarbeitern als Protagonisten besetzt und hatten eine eher bodenständige Gestaltungsweise und Bildsprache.“ Erst durch die neue Art der Werbung habe Hornbach in der Branche Maßstäbe gesetzt und einen eigenen Stil kreiert. Und sich vor alledem als Marke etabliert, so Dauth. Werbung mit Motto So viel zur Theorie. In der Praxis sieht das nach alten, klapprigen Badezimmern aus, die den Heimwerker bis auf die Straße verfolgen – frei nach dem Motto: „Mach es fertig, bevor es Dich fertig macht.“ Nach Bäumen, die dem in die Blumen im Vorgarten pinkelnden Autofahrer gleich das ganze Auto zerdrücken („Liebe Dein Zuhause. Dann liebt es Dich auch.“). Oder eben nach echten Kerlen, die nicht einmal durchbohrte Handflächen vom Handwerken abhalten können („Das Einzige, was beim Projekt zählt: Das Projekt.“). Dass dabei jede Kampagne neben dem Hauptclaim „Es gibt immer was zu tun“ noch ein eigenes Motto erhält – von „Wie viel Wahnsinn steckt in Dir“ über „Es ist in Dir, lass es raus“ bis zu „Mach es zu Deinem Projekt“ – soll den Unterhaltungs- und Mitmachauftrag der Hornbach-Werbung noch zusätzlich unterstützen, sagt Werbeprofi Heffels. Und: „Die aktuellen Unterthemen verknüpfen stets den Hauptclaim mit gerade vorherrschenden Stimmungen.“ So dominierte etwa das Motto „Es ist in Dir, lass es raus“ die Hornbach-Werbung während der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006. „Weil jede Zeit die Notwendigkeit einer eigenen Sprache und Ansprache in sich birgt“, findet der Heimat- Geschäftsführer. Die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten werden also direkt in die zwei bis drei Mal jährlich wechselnden Hornbach-Kampagnen miteinbezogen. hornbach Handgemacht. Ein Holzhaus wird gebaut. Zwei Handwerker. Der Bohrer bohrt sich durch die Handfläche des einen. Er hält kurz inne, lugt durch das Loch in seiner Hand – und baut weiter. Echte Kerle halt. Oder eben Hornbach. Denn, so der Slogan der Baumarktkette: „Es gibt immer was zu tun.“ Hornbach – das ist die Leidenschaft, es selbst zu machen, der Enthusiasmus für „do it yourself“. Es ist aber auch eine Werbelinie, die auffällt, sich abhebt von den Angebotskampagnen und den beworbenen Preiszuckerln des Baumarkt-Mitbewerbs. „Alles, was wir für Hornbach produzieren, liegt im Gencode des Projekts und des Heimwerkens“, plaudert dazu Guido Heffels, Geschäftsführer der deutschen Werbeagentur Heimat, aus dem HornbachNähkästchen. Seit knapp zehn Jahren prägt seine Werbeschmiede für das mit rund 130 Filialen in acht europäischen Ländern vertretene Familienunternehmen werblich das Image des eingefleischten Selbermachers. „Dabei geht es um Bedeutung, um Mut. Es geht um Leidenschaft für das Machen und das Gemachte, das Projekt.“ Selbermachen als Antithese zu einer digitalen Welt, in der Dinge zunehmend fertig und bereits gemacht angeliefert werden? „Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, wenn man dem Digitalen etwas entgegensetzen kann. Je digitaler die Welt wird, desto größer ist die Sehnsucht nach Analogem. Menschen wollen auch Dinge selber machen. Nicht wie früher, als sie mussten, weil sie sich keine Handwerker leisten konnten. Sondern weil sie wollen“, unterstreicht Werbeprofi Heffels den Hintergedanken der Hornbach-Werbung. Gezeigt werden also Menschen mit ihren Aufgaben, Projekten, „Angebotswerbung gibt es bei uns nicht“, betont auch Ursula Dauth, Konzernsprecherin der Hornbach Baumarkt AG den wesentlichen Unterschied zur Werbung anderer Baumärkte. Das sei freilich nicht immer so gewesen: „Vor dem Start der Zusammenarbeit mit Bestseller 7|8 2010 22.07.2010 19:40:07 branding „Wenn man da e ine Verbindung schafft, wird es gut. Weil die Menschen ein Teil der Kampagne werden.“ hornbach Frauenversteher unerwünscht Apropos Menschen: „Jung bis Alt, Mann und Frau, Mieter oder Eigentümer von Wohnung oder Haus“ – solchermaßen breit gefasst ist die Zielgruppe der Hornbach-Werbung, sagt Hornbach-Sprecherin Dauth. „Eins haben sie alle gemein. Sie werkeln leidenschaftlich gerne selbst und gehen in ihrem Projekt auf.“ Ist aber der Heimwerker nicht doch eher männlich? „Natürlich stehen Männer im Fokus. Wir möchten aber keinesfalls Klischees bedienen. Heimwerken ist schon lange kein reines Männerthema mehr. Deshalb bieten wir auch seit Längerem Heimwerkerkurse für Frauen in unseren Märkten – mit Themen wie Fliesen legen oder Laminat verlegen – an.“ Mit den Frauen kommuniziere man da aber „ehrlich und auf Augenhöhe“, keinesfalls „mit Samthandschuhen und so frauenverstehermäßig“, meint dazu auch H effels augenzwinkernd. Denn: „Frauen mögen authentische M arken.“ Authentisch, das sei der Hornbach-Kunde sowieso, glaubt der Werber: „Er definiert sich durch seine Geisteshaltung, ist ruhelos, ambitioniert und selbstbestimmt.“ Und er sucht nach dem richtigen Partner für sein Projekt. Denn: Es gibt immer was zu tun. Aufgebaut. Seit knapp zehn Jahren prägt die deutsche Agentur Heimat für Hornbach das Bild des Selbermachers – harte Kerle, irre Gesichtsausdrücke und skurrile Spots inklusive. Bestseller 7|8 2010 015_14+15_Hornbach 15 15 22.07.2010 19:40:25
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