- Caritas

Sondernummer 05 zum „Caritas Helfen“ Nr. 02 2015 I.R.
Caritas&Du
Informationsblatt für sozial engagierte Freiwillige und Pfarrcaritas-MitarbeiterInnen
der Caritas Diözese Bozen-Brixen
04/Oktober 2015
Caritas-Sonntag
Flüchtlinge in Prissian
news youngCaritas
Nacht der Trauer
Caritas&Du 04/2015 1
Editorial
Titelgeschichte
Liebe Leserinnen
und Leser,
am 15. November feiern wir den CaritasSonntag. Auch heuer wollen wir uns und unsere Gemeinschaft dabei daran erinnern: „Not ist näher als du denkst“.
Dieses Mal rücken wir die Nöte der Kinder (und ihrer Familien) in den Mittelpunkt, die unter schwierigen sozialen
Verhältnissen und/oder in Armut aufwachsen. Erwachsene
sind oft dermaßen von anderen Dingen in Anspruch genommen, dass sie manchmal vergessen, welche Verantwortung sie gegenüber ihren Kindern und künftigen Generationen haben. Beziehungsarmut und Werteverlust kann
es sogar in unserer eigenen Familie wie auch in unserer
Gemeinschaft geben.
Am 8. Dezember finden zwei wichtige Ereignisse statt: der
Abschluss der Diözesansynode und der Beginn des außerordentlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. Es ist
schön zu sehen, dass die praktische Umsetzung der Überlegungen und Entscheidungen der Synode im Zeichen der
Barmherzigkeit beginnen wird: sich in andere hineinfühlen
und sie mit Augen der Liebe betrachten. Wenn wir die Türen unserer Kirchen und vor allem die Tür unserer Herzen
öffnen, nehmen wir Hungrige und Durstige, Nackte oder
Kranke oder jene, die ihre Freiheit oder ihr zu Hause verloren haben, auf.
Paolo Valente
Caritas-Direktor und Leiter des Dienstes
Freiwilligenarbeit und Pfarrcaritas
Inhalt
Titelgeschichte
Caritas-Sonntag............................................................2-3
Synode
Die gute Nachricht der Liebe............................................ 4
Caritas aktuell
Zweite Südtiroler Freiwilligenmesse.................................. 5
Pfarrcaritas spezial
Prissian ist überall..........................................................6-7
youngCaritas
Zeit schenken................................................................... 8
LaufWunder..................................................................... 8
Neue Gadgets.................................................................. 9
Europäische youngCaritas Aktion..................................... 9
Schaufenster
Begegnungen in Meran.................................................. 10
Lichtenburg.................................................................... 10
Sonntag der Weltmission................................................ 10
Jahr der Barmherzigkeit................................................. 11
Nacht der Trauer und des Trostes................................... 11
Mutter Erde.................................................................... 11
Termine......................................................................... 12
2 Caritas&Du 04/2015
„Not ist näher
als du denkst
- auch bei
Kindern“
Caritas-Sonntag
„Not ist näher als Du denkst – auch bei Kindern“: Das
ist die Botschaft des heurigen Caritas-Sonntages am
15. November. „Armut bei Kindern ist auf den ersten Blick meist nicht sichtbar. Sie macht Kinder aber
krank, grenzt sie aus und verbaut ihnen die Zukunft“,
sind die beiden Caritas-Direktoren Franz Kripp und
Paolo Valente überzeugt. Das habe negative Folgen für
die ganze Gesellschaft. Mit ihrer Kampagne „Not ist
näher als du denkst“ will die Caritas Betroffene deshalb ermutigen, sich Hilfe zu suchen; gleichzeitig will
sie die Bevölkerung zu mehr Solidarität und zum Spenden anhalten.
Die Armut von Kindern hat viele Gesichter. Finanzielle Not
der Eltern ist häufig ein Auslöser dafür. „Die Ursachen sind
vielfältig: Die Eltern sind entweder schon seit längerem arbeitslos, alleinerziehend oder besonders kinderreich. Auch
familiäre Konflikte, Vernachlässigung oder Schicksalsschläge wie plötzliche Krankheit oder Todesfälle können Familien
ins Schleudern bringen. Eltern versuchen ihren Kindern zwar
weiterhin möglichst viel zukommen zu lassen und stecken
eher bei sich selbst zurück, dennoch hat ihre finanzielle Not
Auswirkungen auf die Lebensumstände und das Wohlbefinden ihrer Kinder“, sind Kripp und Valente überzeugt. Die
öffentliche Hand in Südtirol bietet zwar zahlreiche Unterstützungsangebote für Familien und Kinder, dennoch ist das
Phänomen weiter verbreitet, als man meinen möchte: Laut
Astat gelten mehr als 18.000 Kinder unter 15 Jahren als armutsgefährdet, das heißt sie leben in einem Haushalt mit
einem sehr geringen Einkommen.
Laut neuesten Studien aus Deutschland und den USA haben Kinder, die in Armut aufwachsen, bereits von Anfang
an schlechtere Startbedingungen als ihre Altersgenossen.
Sie weisen bei Schulbeginn häufig einen Entwicklungsrückstand auf, können sich schlechter konzentrieren und brechen ihre Ausbildung häufiger ab. Armut hat aber nicht nur
Auswirkungen auf die Bildungschancen, sondern auch auf
die Gesundheit der Kinder. Sie sind häufiger krank und lei-
Titelfoto panthermedia_net__TatyanaGI
Foto © panthermedia.net_Adrian Brockwell
den unter Nervosität und Schlafstörungen. Außerdem weisen sie
generell eine schlechtere Körperkoordination auf und neigen zu
Übergewicht, weil den Familien z.B. das Geld für das Sportangebot von Vereinen fehlt. „Auch leiden sie unter psychischem
Druck, Zukunftsängsten und permanenter Unsicherheit“, zitieren
Kripp und Valente die Erfahrungen, welche in den verschiedenen
Caritas-Dienststellen gemacht werden.
„Arme Kinder ziehen sich häufig von den anderen zurück, weil
sie mit ihnen nicht mithalten können oder weil sie sich schämen.
Das wiederum führt zu Einsamkeit und sozialer Isolation“, sagen
Kripp und Valente. Und was besonders schwer wiegt: „Arme Kinder merken, dass sie anders sind als ihre Mitschüler. Die meisten
reagieren darauf mit Rückzug oder Verhaltensauffälligkeiten.“
Mit den vielschichtigen Problemen von Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Familien sind auch die verschiedenen Pfarrcaritas-Gruppen immer wieder konfrontiert. „Die Kinder
leiden, weil sie ihre Eltern leiden sehen. Häufig sind aber auch
andere soziale Schwierigkeiten, Erziehungs- und familiäre Konflikte mit im Spiel. Und es zeigt sich immer wieder, dass Armut
von Generation zu Generation weitervererbt wird“, berichtet
Paolo Valente aus den Erfahrungen in den Pfarreien. Für die Betroffenen ist es schwierig, aus eigener Kraft aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Diözesancaritas und Pfarrcaritas-Gruppen
versuchen, die ärgsten Notlagen zu lindern. Manche Pfarreien
bieten beispielsweise Nachschulbetreuung, Hausaufgabenhilfe
Zwischen Himmel
und Hölle
Zum Caritas-Sonntag erhalten die Gläubigen nach dem Kirchgang von den Pfarrcaritas-Gruppen ein sichtbares Zeichen der Solidarität ausgehändigt. Versinnbildlicht wird es
durch das beliebte und bekannte Faltspiel „Himmel/Hölle“. Je nachdem, auf welcher Seite man es auftut, sticht einem der Spruch „Not
ist näher als du denkst ins Auge“ und/oder die Botschaft „Helfen zu
können, macht uns zu Menschen“. Damit will die Caritas deutlich
machen, dass jeder einzelne gegen die Not seines Nächsten etwas
tun kann und dabei gleichzeitig sich selbst Gutes tut.
und/oder finanzielle Hilfe an. Letzteres bietet auch die CaritasSchuldnerberatung an: Sie hat im vergangenen Jahr mehr als
1.300 Personen unterstützt, bei denen etwa 900 Kinder mitbetroffen sind. Weitere Caritas-Dienste sind für Familien und Kinder
da: der Beratungsdienst für Menschen in Not, Hauspflege und
Integra (Hilfe für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigung
sowie deren Angehörige), die Psychosoziale Beratung sowie die
Ferienangebote an der Adria (mit besonderen Preisen für diejenigen, die sich sonst keinen Urlaub leisten können) u.a.m.
Kripp und Valente rufen die Bevölkerung anlässlich des CaritasSonntages dazu auf, die Arbeit der Caritas über eine Spende zu
unterstützen. Dies kann über die Kirchensammlung am CaritasSonntag während des Gottesdienstes geschehen oder über eine
Banküberweisung unter dem Kennwort „Caritas“. „Wir sagen
Ihnen dafür schon im Voraus Danke!“, schließen die beiden Direktoren. pla
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Foto S. Hofschlaeger_pixelio.de
Synode
„Die gute Nachricht
der
Liebe“
Dokumente der Synode
„Die gute Nachricht der Liebe verkünden und leben; mit unserem Leben bezeugen, dass nur lieben und geliebt werden uns erleben lässt, was in der christlichen Tradition ,Reich Gottes‘ und ,ewiges Leben‘ genannt wird.“ Das ist der
Auftrag an die Kirche in unserer Welt und das ist der Auftrag an die Caritas
innerhalb der Kirche und der Gesellschaft.
Das Engagement
der Christen an der Seite der Schwächsten und für eine gerechtere Gesellschaft geht aus mehreren Visionspapieren der Diözesansynode hervor, die diesen Sommer veröffentlicht wurden. „Unser
besonderes Augenmerk gilt ganz im Sinne Christi den Armen und
Entrechteten, den Schwachen, Wehrlosen und Stimmlosen unserer Gesellschaft“, so steht es im Dokument für die Verkündung
des Evangeliums. Wie können wir den Glauben weitergeben? „Das
erste und glaubwürdigste Zeichen für die lebensbejahende Botschaft des Evangeliums ist unser persönliches Lebens- und Glaubenszeugnis: Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger
seid: Wenn ihr einander liebt.“ Daher gilt „unsere besondere Sorge
den Suchenden, denen, die schwach sind, den Leidenden und
denen, die die Orientierung verloren haben: Mit ihnen allen teilen
wir das Leben.“ Weiters wird im Dokument bekräftigt: „Das Sakrament der Eucharistie ist eine im Leben verankerte Quelle und
Ursprung christlichen Lebens und Ausdruck der Zuwendung Gottes“. Eine der zwölf Kommissionen hatte die Nächstenliebe zum
Thema. „Die Kirche“, liest man in den Visionen, „hält Ausschau
nach dem wahrhaft Guten, weil dort Gott am Werk ist. Wird Menschen geholfen, freut sich die Kirche mit ihnen. Sie ist dankbar
und lernt von den Beteiligten (vgl. Franziskus, EG 68.269). Wenn
Menschen aber verletzt, arm gemacht, ausgegrenzt, ungerecht
behandelt, in Gefahr gebracht werden, ergreift sie Partei“. Die Be-
4 Caritas&Du 04/2015
rufung zur Liebe wird auch im sozial-politischen Einsatz bekräftigt:
„Weil Gottes- und Nächstenliebe nicht voneinander zu trennen
sind, muss sich das Doppelgebot der Liebe außer in karitativen
Tätigkeiten auch in der strukturellen Dimension auswirken, im Ringen um den Aufbau einer Gesellschaft, die niemanden ausschließt
und allen Lebenschancen ermöglicht.“ Oder wenn es die Mission
betrifft: „Inhalt der Mission sind nicht zunächst christliche Kultur
und ein materiell besseres Leben, sondern das verkündete und
gelebte Evangelium von der Liebe Gottes.“ Auch in der Ökumene
und im interreligiösen Dialog sagt die Synode: „Wir haben zu einer
größeren Liebe gefunden, die auch unsere Gesprächspartner und
-partnerinnen spüren. Wir verlassen uns darauf, dass die Worte
Jesu wahr werden: Sucht zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, alles andere wird euch dazugegeben.“
Im Zentrum stehen schließlich die Familien und die Jugendlichen.
Die Familien werden „ermutigt, in der Nachbarschaft, im Stadtviertel oder im Dorf kleine Netzwerke der Solidarität zu knüpfen, sich
zu öffnen und sich in den Herausforderungen des Alltags selbst ins
Spiel zu bringen, damit der Geist der Gemeinschaft die Gefahr der
Einsamkeit und der Entmutigung überwindet.“ Und: „Kinder und
Jugendliche erleben, dass sich christliche Frauen und Männer und
kirchliche Organisationen für arme, notleidende, beeinträchtigte und
kranke Menschen einsetzen. Das ermuntert sie, sich selbst in soziale Projekte einzubringen und die Gesellschaft mitzugestalten.“ pv
„Dein Talent ist
unsere Stärke“
Die zweite Südtiroler
Freiwilligenmesse
Unter diesem Motto fand am Samstag, 26. September, in
Bozen die zweite Südtiroler Freiwilligenmesse statt. An die
500 Besucher haben die Gelegenheit genutzt, sich über die
verschiedenen Möglichkeiten von Freiwilligenarbeit zu informieren. Rund 40 Aussteller haben ihre jeweiligen Tätigkeitsfelder für Freiwillige vorgestellt. mw
Fotos: Margreth Weber
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Pfarrcaritas spezial
„Prissian
ist
überall“
Wie ein Dorf mit
Flüchtlingen umgeht
In Prissian ist ein Stück Welt angekommen: überraschend
und plötzlich; in Prissian, einer Fraktion der Gemeinde Tisens, einem 800 Seelendorf, eingebettet in die Obstanlagen oberhalb des Etschtales; ein ruhiger Ort, wo jetzt
ein gesunder unruhiger Luftzug zu verspüren ist. Seit dem
13. Juli sind 40 junge Männer aus weniger ruhigen Ländern Gäste im Haus Noah, einer Aufnahmeeinrichtung für
Flüchtlinge, in der vorher das Rehabilitationszentrum Salus untergebracht war.
Angelika, die mit uns im kleinen Büro eine vorläufige Bilanz zieht,
lächelt, sie weiß, dass es kein einfaches Unterfangen wird. Sie ist
die Koordinatorin des Hauses Noah; mit ihr arbeiten untertags
Alfonso und Julia zusammen. Es geht nicht nur um die 40 jungen Afrikaner, die sie in der Zeit, die ein Asylantrag in Anspruch
nimmt, der ihnen den Flüchtlingsstatus gewährt, begleiten. Angelika und die Mitarbeiter, die dieses Abenteuer mit ihr teilen,
weiß, dass ihr Flüchtlingsheim ein „Zeichen“ sein soll. Ein Stein
des Anstoßes. Er soll Zweifel auslösen und Fragen aufwerfen. Er
soll die Beschaulichkeit von Prissian stören.
Die ersten, die Fragen gestellt haben, waren die Mitarbeiterinnen
der Pfarrcaritas-Gruppe. Sie haben, nachdem sie erfahren hatten, dass die Einrichtung von der Diözesancaritas geführt werden
wird, sofort Kontakt mit der Caritas aufgenommen. Sie wollten
wissen, was dort geschehen soll, wer die Flüchtlinge sind, was
sie brauchen und ob sie direkt betroffen sind.
Ein gemeinsamer Abend, zu Hause bei der Pfarrcaritas-Leiterin
Reinhilde, hat die Angst vor dem Unbekannten einem gewissen
Bewusstsein weichen lassen. „Sehen“ bedeutet, die Dinge besser zu verstehen („urteilen“) und entscheiden zu können, was zu
tun ist („handeln“). Viele andere hatten inzwischen bereits geurteilt, ohne zu sehen.
Ein paar Tage später fand im Rathaus ein erstes Treffen zwischen
dem Bürgermeister, der Landesrätin und den Vertretern der verschiedenen Vereine statt. Mit den Menschen arbeiten, damit die
Gemeinschaft (Christen und Bürger) solidarischer wird und Verantwortung übernimmt: dies ist zusammenfassend die Aufgabe der
Caritas. Gerade deshalb lächelt Angelika: Ihr ist bewusst, dass ihre
Aufgabe sich nicht nur darauf beschränkt, die 40 Gäste des Haus
Noah zu betreuen, sie bedeutet auch manchmal schmerzhafte
Auseinandersetzungen mit der Umgebung: den Nachbarn, den
Dorfbewohnern, den Menschen, die den Kopf schütteln, die nicht
einverstanden sind, die Gefangene ihrer eigenen Vorurteile sind.
66Caritas&Du
Caritas&Du04/2015
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Das Haus Noah kommt nicht nur den 40 Bewohnern zugute. Die
Bemühungen betreffen auch die 800 und mehr Gemeindebürger.
Die jungen Freiwilligen kommen sowohl aus dem Dorf wie auch
aus Lana und Burgstall. Prissian ist in aller Munde, es berichten
die Zeitungen, im Internet ist darüber zu lesen und bei Treffen der
Caritas mit Kollegen von München, Verona und Trient wird darüber
diskutiert. Prissian ist plötzlich überall.
Auf das Treffen mit den Vereinen folgte eine sehr lebhafte Bürgerversammlung. Hier ist die Anspannung spürbar. Harte Worte
fallen. Die Gemeinde, die Landesverwaltung, die Caritas werden
angegriffen. Es geht jedoch nicht darum, die Meinung von jemandem zu ändern. Im Moment soll nur gesagt werden, um was
es geht und zu zeigen, auf welcher Seite man steht. Es gibt auch
greifbare Sorgen: Tourismus und Wirtschaft befürchten negative Auswirkungen. Wird das so sein? Einige Wochen später folgt
die Antwort: „Ein traditionell gastfreundliches und offenes Dorf
kann doch nicht jene ablehnen, die von weit her kommen und
Hilfe brauchen. Im Gegenteil, unsere Gäste wären wohl empört,
wenn wir bedürftigen Menschen die Unterstützung verweigern
würden“, lautet die öffentliche Stellungnahme des Direktors von
Meran Marketing, Thomas Aichner.
Foto Arturo Zilli
Foto Domenico Sfondrini
Fotos Paolo Valente
Mitarbeiter und zahlreiche Freiwillige setzen sich mit den Flüchtlingen für ein gutes Miteinander
in Prissian ein.
Das ist die Kraft der „Zeichen“. Das Haus Noah in seiner (intelligenten) Einfachheit bringt die Südtiroler Touristiker dazu, die
Rolle dieses Landes, was Gastfreundschaft und Aufnahmebereitschaft betrifft, neu zu definieren und zwar nicht nur den Touristen gegenüber, sondern den Menschen im Allgemeinen und
im Besonderen jenen gegenüber, die vor unerträglichen Situationen fliehen (Situationen, die auch durch unseren Lebensstil
ausgelöst werden). Ablehnung wird sichtbar, zeigt aber auch
und vor allem das Gute und Positive, das im Wachsen ist. Als
am 13. Juli die jungen Männer im Haus Noah, ankommen, sind
schon einige Freiwillige dort, um sie willkommen zu heißen und
die Ärmel hochzukrempeln. Auf sie und alle anderen warten
arbeitsintensive Wochen. Sie entdecken in diesen Wochen ein
neues Prissian.
Nach weniger als zwei Monaten nach der Öffnung des Zentrums
berufen diese Freiwilligen und die Gemeindeverwaltung Tisens
eine Pressekonferenz ein. Die Botschaft ist im Titel enthalten: „50
Tage miteinander“. Die Frauen der Pfarrcaritas haben ein Buffet
vorbereitet. Reinhilde gibt zu: „Das Haus Noah ist eine Herausforderung für uns, weil wir uns bisher nur um Bedürftige im Dorf
gekümmert haben“. Jetzt öffnen sich diese Grenzen. Prodekan
Fotos Paolo Valente
Alexander Raich ist sich sicher: „Für unsere Gemeinschaft ist es
eine große Chance. Ich sehe eine positive Entwicklung und einen offenen Dialog, dank des Einsatzes der Freiwilligen. Ich hoffe,
dass noch viele sich anstecken lassen. Das Gute ist ansteckend.
Es leuchtet, es gibt ein helles Tisens“. Der Bürgermeister Christian
Matscher gibt zu: „Am Anfang war ich skeptisch. Der Einsatz der
Freiwilligen war jedoch unsere Stärke. Ich bin stolz auf mein Dorf.“
Auch Vizebürgermeister Thomas Knoll bestätigt: „Die Kraft unserer Freiwilligen ist unsere Stärke. Die jungen Menschen haben uns
gezeigt, dass Dinge geändert werden können.“ Julia, die von Anfang an dabei ist, fasst es in einer einfachen Aussage zusammen:
„Ich bin von Tisens und es war mir wichtig, etwas zu tun.“
„Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“ Diese Worte
sind der Kern unserer christlichen Wurzeln, unseres Christseins,
das für manche in Gefahr zu sein scheint. Das geschieht doch
jedes Mal, wenn unsere persönlichen Interessen (wirtschaftliche,
ethnische, nationalistische oder politische) gegenüber der Brüderlichkeit überhand nehmen. Den Menschen und seine Würde
in den Mittelpunkt stellen: Das ist es, wozu Christen beitragen
können und in Prissian/Tisens tun sie es, in Südtirol, in Europa,
in der Welt. Paolo Valente
Caritas&Du 04/2015 7
Foto youngCaritas
youngCaritas
aktiv
„Zeit schenken“
Die ersten Schritte in die Welt der Freiwilligenarbeit machen,
dem Nächsten helfen und gleichzeitig tolle und wichtige Erfahrungen sammeln: Das sind die Ziele des Projektes „Zeit
Schenken“, das nun schon zum zehnten Mal stattfindet.
„Zeit Schenken“ funktioniert wie folgt: Die Jugendlichen, in einem
Mindestalter von 16 Jahren, entscheiden am Anfang des Schuljahres, bei einem sozialen Projekt mitzumachen und sich anderen
Menschen zu widmen. Sie „schenken“ mindestens 30 Stunden ihrer Freizeit, also einen Nachmittag pro Woche, fünf Monate lang. In
einem der 50 Vereine, Genossenschaften oder Diensten, die jedes
Jahr landesweit mitmachen, können die Schüler und Schülerinnen
so ihre Zeit einbringen: Kindergärten, Altenheime, öffentliche Einrichtungen der Caritas, aber auch sportliche Genossenschaften
mit sozialer Ausrichtung, Bibliotheken oder Jugendzentren.
Maria, 16 Jahre alt, aus Brixen, Freiwillige von „Zeit Schenken“
und im Weltladen tätig erzählt: „Im Geschäft war Platz für alle: junge und alte Menschen, Menschen mit deutscher Muttersprache,
Italiener, Ladiner, Praktikanten und Freiwillige. Es gab immer etwas
zu tun und das Team war immer offen für neue Ideen und Inputs.“
„Der erste Tag war etwas komisch, keiner von den Senioren redete mit mir und viele waren sehr misstrauisch. Mit der Zeit stieg das
Vertrauen aber und am Ende des Dienstes waren viele traurig als
ich wegging. Durch das Projekt habe ich mich selbst besser kennengelernt. Ich habe auch meine Klasse miteinbezogen, mit der
ich dann ein Fest für die Gäste des Hauses gemacht habe“, sagt
Josiel, 18 Jahre alt, aus Bozen, Freiwilliger in einem Pflegeheim.
„Zeit Schenken“ ist ein Projekt, das auch diejenigen beschenkt,
die Zeit schenken. Die Jugendlichen haben die Möglichkeit, tiefgehende, anspruchsvolle und kreative Erfahrungen im Bereich der
Freiwilligenarbeit zu machen, bei denen jeder von ihnen die eigenen Fähigkeiten einbringen, aber auch neue entdecken kann.
Im vergangenen Jahr haben 87 Jugendliche am Projekt teilgenommen. Sie haben insgesamt 3300 Stunden „geschenkt“, also
412 Arbeitstage damit verbracht, anderen zu helfen.
Schulen, Pfadfindergruppen, SKJ-Gruppen oder auch Jugendzentren, die interessiert sind, das Projekt in der eigenen Gruppe
zu aktivieren, können die youngCaritas bis zum 15. Oktober unter
Tel. 0471 304 334 kontaktieren, oder eine E-Mail an [email protected]. senden. id
8 Caritas&Du 04/2015
LaufWunder
In Südtirol ist wieder ein neues „LaufWunder“ in Sicht. Dieses findet im kommenden Jahr zwischen 16. und 20. Mai
statt. Schulen und Jugendgruppen sind eingeladen, sich
schon jetzt dafür anzumelden.
3.500 Kinder und Jugendliche von insgesamt 28 Grund-, Mittelund Oberschulen und zwei Gruppen von Firmlingen sind heuer im
Mai in 22 Orten Südtirols für den guten Zweck an den Start gegangen. Dank ihrer Sponsoren haben sie dabei 65.720 Euro erlaufen.
Mit diesem Geld wird das Kinderpatenschaftsprojekt der Caritas
„Olá“ in Brasilien unterstützt. In Taquaritinga, einer kleinen Stadt im
Bundesstaat Sao Paolo, bietet das Zentrum „Sao Joao Bosco“ 100
Kindern im Alter von ein bis sieben Jahren eine Bleibe für untertags.
Diese Kinder stammen aus schwierigen Familienverhältnissen. Sie
können ins Zentrum kommen, um Schulaufgaben zu erledigen, zu
spielen, tanzen und gemeinsame Projekte zu machen.
Das Besondere an dem „LaufWunder“ ist einerseits der große
und begeisterte sportliche Einsatz der Kinder und Jugendlichen
für den guten Zweck. Zugleich wird die Veranstaltung von einer
Heerschar an Freiwilligen unterstützt. Über 400 Personen (Eltern,
Lehrer, Freunde, Pfarrcaritas-Mitarbeiter) waren so am Gelingen
des „LaufWunders“ mitbeteiligt.
Die Vorbereitungen für das nächste „LaufWunder“ laufen bereits;
dieses findet in der Woche vom 16. bis 20. Mai 2016 statt. Gelaufen wird für ein Projekt für Flüchtlingskinder aus Syrien. In der
Schule der Barmherzigen Schwestern St. Vinzenz in Broumana/
Libanon erhalten bedürftige syrische Flüchtlingskinder Zugang zu
guter Schulbildung. Viele der Kinder leben in Flüchtlingsunterkünften außerhalb ihres Landes. Sie sollen die Möglichkeit erhalten,
gemeinsam mit den einheimischen Kindern die Schule besuchen
zu können.
Für weitere Informationen und Anmeldungen wenden Sie sich innerhalb 10. Dezember an die Mitarbeiterinnen der youngCaritas
unter der Telefonnummer 0471 304 334 oder schreiben Sie eine
E-Mail an die Adresse [email protected]. id
Foto youngCaritas
youngCaritas
news
youngCaritas begegnet Flüchtlingen
Junge Freiwillige der youngCaritas hatten die Idee, etwas
gemeinsam mit Flüchtlingen zu organisieren. Entstanden
ist daraus ein gemeinsames Fest, das am 24. September
im Haus Aaron, einem der insgesamt acht Flüchtlingsheime
der Caritas in Bozen, gefeiert wurde. Ziel von youngCaritas
war und ist es, über die Begegnung mit Flüchtlingen Vorurteile abzubauen und Kontakte herzustellen.
Jugendliche von verschiedenen europäischen youngCaritasGruppen haben sich zusammengetan und den 24. September für
eine gemeinsame Aktion gewählt. Diese Aktion gemeinsam mit
Flüchtlingen zu planen, war angesichts der derzeitigen aktuellen
Situation naheliegend. In Bozen ist daraus eben dieses Fest im
„Haus Aaron“ entstanden, in welchem derzeit an die 130 Flüchtlinge leben. „Das Fest war mit rund 200 Teilnehmern ein großer
Erfolg. Die Freiwilligen haben das Fest organisiert und gemeinsam
mit den Flüchtlingen Essen vorbereitet und verteilt. Zwei Musikgruppen sorgten für musikalische Stimmung. Auf diese Weise
wurde der Grundstein für eine zukünftige Zusammenarbeit zwischen Jugendlichen und Flüchtlingen gelegt. Allen Beteiligten sagen wir dafür ein großes Danke!“, sagt Isabella Distefano, eine der
Organisatorinnen von youngCaritas. Weitere Treffen und Projekte
in diesem Zusammenhang sind geplant. Gleichzeitig zu dem Fest
fand am 24. September auch eine europaweite Facebook- und
Tweetteraktion statt, die zur Solidarität mit Flüchtlingen aufrufen
sollte. Diese stand unter dem Motto „part of a puzzle“, um zu zeigen, dass wir alle Teil eines Ganzen sind und jeder von uns gebraucht wird. Jeder und jede konnte ein Foto von sich und einem
Puzzleteil mit dem Hashtag partofapuzzle auf die verschiedenen
Facebookseiten von youngCaritas Europa posten. Wer beim
nächsten Treffen zum Thema Migration dabei sein möchte und Teil
der Freiwilligengruppe werden möchte, kann sich bei youngCaritas in Bozen unter Tel. 0471 304 333 oder [email protected]
melden. jp
Neue Gadgets
Es ist wieder soweit: youngCaritas hat neue Gadgets mit
tollen Sprüchen, die zum Nachdenken anregen und gleichzeitig praktisch sind. Schweißbänder, Multifunktionstücher, Taschen und vieles mehr sind bei der youngCaritas
erhältlich.
Die youngCaritas will bekanntlich zum Nachdenken anregen und
zum aktiven Handeln auffordern. Dies tut sie mit verschiedenen
Aktionen, an denen sich junge Leute beteiligen können. Allerdings
nicht nur! Es gibt auch immer wieder neue Gadgets von youngCaritas, die im Büro in Bozen oder im online-shop verkauft werden.
Seit kurzem gibt es zwei neue Produkte: youngCaritas Schweißbänder und Multifunktionstücher. Beide sind zum Sporteln ideal,
aber nicht nur. Bei den Schweißbändern befindet sich an der Innenseite ein kleines Täschchen mit Reißverschluss, in welchem
Schlüssel oder Geld verstaut werden können. Die Aufschrift „Create future“ (Zukunft gestalten) will dazu ermuntern, sich bewusst mit
der eigenen und unser aller Zukunft auseinanderzusetzen. Die
neuen Multifunktionstücher der youngCaritas indes können als
Hals- und Mundschutz bei Wind verwendet werden, sind aber
auch gut als Stirn- oder Haarband geeignet. Die Tücher gibt es in
blau und grün und sie tragen die Aufschrift „Be the change“. Mit
diesem Aufruf „Sei die Veränderung“ sollen vor allem Jugendliche
dazu angehalten werden, sich aktiv für eine solidarische Gesellschaft einzusetzen. Jede und jeder einzelne kann und soll zu einer
positiven Veränderung in der Welt beitragen.
Bereits etwas länger im Sortiment sind die Umhängetaschen
in rot, grün und schwarz mit verschiedenen Botschaften drauf:
„Schau dich um“, „Got a vision“ oder „Spazio alla differenza“.
Wer sich für die Gadgets von youngCaritas interessiert, kann im
Büro in der Sparkassenstraße 1 in Bozen vorbeischauen. Auf Anfrage können die Produkte der youngCaritas auch in den Außenstellen der Pfarrcaritas Büros in Meran, Brixen und Bruneck abgeholt werden. Weitere Infos dazu gibt es auf der Homepage www.
youngcaritas.bz.it oder unter Tel. 0471 304 333. se
Caritas&Du 04/2015 9
Schaufenster
Begegnungen in Meran
In Zeiten knapper werdender Ressourcen
ist die Gefahr groß, dass in unserer Leistungsgesellschaft vor allem für Menschen
mit Beeinträchtigungen immer größere
Barrieren beim Zugang zur Arbeitswelt entstehen. Um die Teilhabe am Arbeitsmarkt
zu fördern, spielt eine gute Weiterbildung
eine wichtige Rolle. Gerade bei Menschen
mit Behinderung trägt Bildung und persönliche Entwicklung zu einer dauerhaften Verbesserung ihrer gesamten Lebensqualität
bei. Auch die Menschenrechtskonvention
für Menschen mit Behinderung unterstützt
dieses Anliegen stark. Das Bildungshaus
Lichtenburg in Nals organisiert für Menschen mit Behinderung bzw. Menschen
mit psychischer Erkrankung, welche in
einem Arbeits- oder Beschäftigungsver-
hältnis stehen oder ein solches anstreben,
eine Weiterbildungsreihe. Die vier Module
beinhalten ein Bewerbungstraining, Tipps
für ein gutes Auftreten am Arbeitsplatz, die
Zusammenarbeit mit Kollegen und den
Umgang mit den eigenen Gefühlen.
Das erste Modul der Weiterbildungsreihe
findet am Freitag, 16. Oktober, von 14.30
von 18 Uhr und am Samstag von 9 bis 18
Uhr statt. Die weiteren Termine folgen im
November und Dezember.
Referentin Evi Mittersteiner ist Supervisorin, Coach, Moderatorin und Beraterin.
Sie begleitet die Menschen bei allen vier
Treffen.
Information und Anmeldung unter: www.
lichtenburg.it oder Tel. 0471 057 100,
bildungshaus@lichtenburg. sk
Foto Paolo Valente
Häuser Arnika, Bahnhof Meran, Noah
(Prissian) und Bewohnern von Meran
im Innenhof des Flüchtlingszentrums
eingeladen. Viele Menschen nahmen
trotz des wechselhaften Wetters daran
teil. Am nächsten Tag wurde der Tag der
Schöpfung begangen. Das ökumenische
Netz hat die traditionelle ökumenische
Begegnung in der evangelischen Kirche
organisiert. Vertreter der katholischen
Kirche und der evangelischen und der
orthodoxen Gemeinde nahmen daran
teil. Auch einige junge Männer aus den
Flüchtlingshäusern von Meran sind da,
sie singen traditionelle Lieder aus ihren
Herkunftsländern.
Es wird darüber nachgedacht, dass die
Zerstörungen der Umwelt eine unfreiwillige Migration zur Folge hat. Das wirft
natürlich die Frage auf: Müssen/wollen/
sollen wir unseren Lebensstil überdenken? pv
Ein Nachmittag am Meraner Bahnhof,
3. September: Der Verein Volontarius hat
in Zusammenarbeit mit der Diözesancaritas (und anderen lokalen Vereinen)
zu einem Fest mit Asylbewerbern der
Weiterbildung für
Menschen
mit Beeinträchtigung
Sonntag der Weltmission
Den Sonntag der Weltmission hat 1926
Papst Pius XI. eingeführt; er wird jährlich
im Oktober weltweit in der katholischen
Kirche gefeiert. Die Kollekte, die in dieser
größten Solidaritätsaktion der Katholiken an diesem Tag in allen Ländern
der Welt zusammenkommt, ist für die
vielfältigen Aufgaben der Mission in den
ärmsten Diözesen der Welt bestimmt.
Die Flüchtlingsproblematik, die wir täglich
auch in Südtirol hautnah erleben müssen,
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wird am heurigen Weltmissionssonntag
Thema sein.
Vom 15. bis 25. Oktober 2015 wird der
Combonimissionar P. Sebhat Ayele aus
Eritrea unsere Diözese besuchen. P.
Sebhat hat selbst seine Heimat verlassen
müssen und betreut nun seine Landsleute in Kampala, der Hauptstadt Ugandas,
wo er für sie ein Zentrum aufgebaut hat.
Er wird uns bei Begegnungen und in
Gottesdiensten von der Situation vor Ort
berichten und uns Einblicke in die prekäre
Situation der Menschen seines Heimatlandes geben. Die erste Begegnung findet am Donnerstag, 15. Oktober, um 20
Uhr im großen Saal des Pastoralzentrums
in Bozen statt.
Sollten Pfarreien und Eine-Welt-Gruppen
P. Sebhat noch einladen wollen, so
können Sie sich gerne beim Missionsamt melden. Tel. 0471 306 213, E-Mail:
[email protected]. missio
Schaufenster
Das Jahr der Barmherzigkeit
Am 8. Dezember beginnt das außerordentliche Heilige Jahr, das dem Thema
der Barmherzigkeit gewidmet ist. Das
bietet allen christlichen Gemeinden die
Möglichkeit, das eigene Sein und Tun im
Licht der bedingungslosen Liebe für die
Nächsten zu überdenken.
„Es ist mein aufrichtiger Wunsch“,
schreibt Papst Franziskus, „dass die
Christen während des Jubiläums über
die leiblichen und geistigen Werke der
Barmherzigkeit nachdenken. Das wird
eine Form sein, unser Gewissen, das
gegenüber dem Drama der Armut oft eingeschlafen ist, wachzurütteln und immer
mehr in die Herzmitte des Evangeliums
vorzustoßen, in dem die Armen die Bevorzugten der göttlichen Barmherzigkeit
sind. Die Verkündigung Jesu nennt uns
diese Werke der Barmherzigkeit, damit
wir prüfen können, ob wir als seine Jünger leben oder eben nicht. Entdecken wir
erneut die leiblichen Werke der Barmherzigkeit: Hungrige speisen, Durstigen zu
trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde
aufnehmen, Kranke pflegen, Gefangene
besuchen, die Toten begraben. Und vergessen wir auch nicht die geistigen Werke der Barmherzigkeit.“ Versuchen wir
diesen Vorschlag zu vertiefen indem wir
im Matthäusevangelium (Kapitel 25, Vers
31 bis 40) lesen und an unsere Pfarrei
und Diözese denken und überlegen, wo
unsere „Orte der Barmherzigkeit“ sind.
Wo versorgen wir bedürftige Menschen
mit Essen, geben ihnen zu trinken, wo
nehmen wir sie auf und begleiten sie. Für
Christen (und nicht nur für sie) sind diese
Orte gelebtes Evangelium. pv
Foto Barbara Savegnago
Nacht der Trauer und
des Trostes
Wer einen lieben Menschen verliert,
durchlebt Gefühle, die nicht immer
leicht auszuhalten sind. Der Verstorbene
hinterlässt eine Lücke und die Hinterbliebenen fühlen sich in ihrer Trauer oft allein
und hilflos. „Menschen trauern, weil sie
lieben. Trauer braucht Zeit, sie erfordert
Worte, Zeichen und Gemeinschaft“, sagt
Günther Rederlechner, der Leiter der
Caritas Hospizbewegung. Betroffene
durchschreiten dabei oft auch Phasen
der Einsamkeit und der Verzweiflung.
Hilfreich kann in dieser Zeit die Begegnung mit anderen Menschen sein, die
Ähnliches erfahren haben und dieselben
Gefühle durchleben. Aus diesem Grund
veranstaltet die Caritas Hospizbewegung
gemeinsam mit der Caritas-Dienststelle
Freiwilligenarbeit und Pfarrcaritas am
Vorabend zu Allerheiligen zum dritten
Mal eine Nacht der Trauer und des
Trostes. Diese wird gleich an sechs verschiedenen Orten angeboten: in Bozen,
Schlanders, Meran, Brixen, Bruneck und
in St. Martin in Thurn. Die Trauernden
können dabei auf unterschiedliche Art
und Weise Stärkung erfahren. Verschiedene Stationen, wie etwa ein Trauercafé,
Kino oder Stille, aber auch ein gemeinsamer meditativer spiritueller Einstieg
sind dabei behilflich.
Nähere Informationen erteilt die CaritasHospizbewegung unter Tel. 0471 304
370 oder Email [email protected]. gr
„Mutter Erde“ und die „heiligen Wege“
Die Diözesancaritas bringt sich heuer bei
zwei verschiedenen Begegnungsangeboten im Cristallo-Theater ein: Das eine
ist die Vortragsreihe „Heilige Wege“. Dazu
erwartet die Caritas am 17. November
um 20.30 Uhr Francesco Gesualdi und
Sr. Antonietta Potente, die zum Thema
„Dal benavere al benvivere“ (Vom Haben
zum Sein) sprechen werden. Am 17. März
2016 indes werden Kardinal Francesco
Montenegro, Erzbischof von Agrigent
(und Lampedusa) und Präsident der
italienischen Caritas und Don Roberto
Davanzo, Direktor der Caritas Ambrosia-
na, in Bozen erwartet. Hauptthema dieses Abends sind die Nahrungsmittel. Die
Vortragsreihe „Heilige Wege“ bietet auch
mehrere „geistige Abendmahle“ in Form
von Kunst, Musik und anderen religiösen
Traditionen an.
Das zweite, an dem sich die Caritas auch
heuer wieder beteiligt, ist die Veranstaltungsreihe „Mutter Erde“. Der Focus
richtet sich dabei auf die neuen Formen
der Sklavenarbeit, denen die Migranten
in den Ländern ausgesetzt sind, die sie
aufnehmen. Am 26. November spricht Sr.
Eugenia Bonetti um 20.30 Uhr zum The-
ma „Sorelle non schiave“ (Schwestern,
nicht Sklavinnen). Anlässlich des Internationalen, Tages gegen die Gewalt gegen
Frauen geht sie darin auf den Menschenhandel mit Sklavinnen ein, die für die
Prostitution bestimmt sind. Am 17. Januar
2016 um 17 Uhr, dem gesamtstaatlichen
Tag der Migranten, wird − in Zusammenarbeit mit der Einwandererseelsorge der
Diözese − das Theaterstück „Im Meer
schwimmen Krokodile“ von Christian di
Domenico gezeigt, ein Theaterstück, das
auf das gleichnamige Buch von Fabio
Geda zurückgeht. pv
Caritas&Du 04/2015 11
was, wo,
wann...
31.10
Nacht der Trauer und
des Trostes
Am 31. Oktober findet in Bozen, Schlanders, Meran, Brixen, Bruneck und in St. Martin in Thurn die
Nacht der Trauer und des Trostes statt. Die Trauernden können dabei in verschiedenen Stationen auf unterschiedliche Art
und Weise Stärkung erfahren. Infos unter Tel. 0471 304 370
oder [email protected].
7.11
Gebrauchtkleidersammlung
15.11
Caritas-Sonntag
Am Sonntag, 15. November, wird südtirolweit der Caritas-Sonntag begangen. Mit der Botschaft „Not
ist näher als Du denkst“ soll in diesem Jahr vor allem auf die
Kinderarmut hingewiesen werden. Anlässlich des CaritasSonntages möchte die Caritas deshalb Betroffene ermutigen,
sich Hilfe zu suchen; gleichzeitig will sie die Bevölkerung zu
mehr Solidarität und zum Spenden anhalten. Infos unter Tel.
0471 304 330 oder [email protected].
Am Samstag, 7. November, werden wieder
gebrauchte, gut erhaltene Kleider und Haushaltswäsche sowie
Schuhe und Taschen gesammelt. Informationen zum Ablauf
der Sammlung sind in den einzelnen Pfarrgemeinden erhältlich.
Allgemeine Infos unter Tel. 0471 304 302 oder
[email protected].
17.11
„Mutter Erde“
Im Rahmen der Vortragsreihe „Mutter
Erde“ findet am 17. November um 20.30 Uhr ein Abend mit
Francesco Gesualdi und Sr. Antonietta Potente statt. Sie
sprechen zum Thema „Dal benavere al benvivere“ (Vom Haben
zum Sein). Infos unter Tel. 0471 202 016 oder www.teatrocristallo.it.
Impressum
Dieses „Caritas&Du“ ist die Sondernummer 05 zum
„Caritas Helfen“ Nr. 02 August 2015. Helfen ist unter
dem Namen Caritas info seit dem 19. April 2001 im
Nation. Zeitungsreg. (Registro Nazionale della Stampa) unter der Nr. p. 11180 eingetragen.
Herausgeberin: Caritas Diözese Bozen-Brixen,
Dienststelle Freiwilligenarbeit und Pfarrcaritas,
Sparkassenstraße 1, Bozen, Tel. 0471 304 330,
[email protected].
12 Caritas&Du 04/2015
Verantwortliche Direktorin:
Renata Plattner
Redaktion:
Isabella Distefano (id), Sabrina Eberhöfer (se), Missio
Bozen-Brixen (missio), Sabine Kaufmann (sk), Jessica
Pfitscher (jp), Renata Plattner (pla), Günther Rederlechner (gr), Paolo Valente (pv), Margreth Weber (mw).
Fotos:
© panthermedia.net_Adrian Brockwell, panthermedia_net__TatyanaGI, Caritas Diözese Bozen-Brixen,
Missio, Sabine Raffin, Barbara Savegnano, S. Hofschlaeger_pixelio.de, Paolo Valente, Margreth Weber,
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