20160215 - Präsentation-Crowdfunding-Prof-Dr-Ralf-Beck

Vortrag
IHK Würzburg-Schweinfurt
Mainfranken
Crowdinvesting Finanzierung von Start-Ups und von
Unternehmen mit Wachstumsideen
von Prof. Dr. Ralf Beck
Crowdfinanzierungen
Crowdfunding
auf Spenden
basierend (ohne
materielle
Gegenleistung)
•
•
•
•
•
auf Belohnungen
basierend
(materielle
Gegenleistung oft
geringer als der
hingegebene
Geldbetrag)
das fertige
Produkt als
Gegenleistung
(Vorfinanzierung
von Produkten)
künstlerische Projekte (z.B. Musik, Film, Video)
soziale Projekte
Events
Produktideen (Mode, Spiele etc.)
und vielfältige weitere Projekte
ideelle
Unterstützung
Projektbeteiligung
ist im Grunde
eine Produktkauf
als unterstützende Finanzierungsmöglichkeit für Start-ups gut geeignet,
wenn Fangemeinde aktiviert werden kann
Crowdlending
Crowdinvesting
Zinszahlungen plus
Tilgung fließen an
die Investoren
erfolgsabhängige
Zahlungen fließen die
an Investoren (meist
Beteiligung am
Jahresergebnis und
zusätzlich an der
Wertsteigerung)
• Kredite von Privat • Erfolgsbeteiligung
an Privat
an Start-ups und an
Wachstums• Kredite von Privat
unternehmen
an Unternehmer
Geldanlage
für Start-ups nur
begrenzt
geeignete
Finanzierungsmöglichkeit
Prof. Dr. Ralf Beck: Crowdinvesting
Geldanlage
auf Start-ups
zugeschnittene
Finanzierungsmöglichkeit
mit begleitendem
Werbeeffekt
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Grundmechanismus des Crowdinvestings
Für Start-up-Unternehmen ist das Crowdinvesting eine Finanzierungsmöglichkeit, die
„smart money“ bietet, also Geld mit einem Zusatznutzen (Werbung, Unterstützung und
Feedback aus der Crowd usw.).
Über ein Crowdinvesting kann sich jedermann völlig unkompliziert über das Internet am
Erfolg von innovativen Unternehmen beteiligen und dies mit hohen Renditemöglichkeiten.
Prof. Dr. Ralf Beck: Crowdinvesting
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Was bedeutet Crowdinvesting?
Finanzierung von Unternehmen durch eine Vielzahl von Personen (Mikroinvestoren) über das
Internet.
Ein Investment ist manchmal schon mit geringen Mindestbeträgen möglich (bei Geldwerk1 ab
20 bzw. 50 € bis 10.000 €).
Wenn die Funding-Schwelle nicht erreicht wird, erhalten die Anleger ihren Einsatz ungekürzt
zurück.
Es entstehen zumeist keine Gebühren für die Anleger (es gibt Ausnahmen).
Die Investoren erhalten keine Mitspracherechte (das ist vielen Start-ups wichtig).
Finanziert werden vorwiegend innovative Start-ups, aber auch etablierte Unternehmen, die
eine Wachstumsidee haben sowie Immobilienprojekte.
Der Anteil des (Mikro-)Investors wird i.d.R. anhand einer Unternehmensbewertung festgelegt.
Mindestlaufzeit der Anlage zumeist 5 bis 8 Jahre.
Prof. Dr. Ralf Beck: Crowdinvesting
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Entwicklung des Crowdinvesting-Marktes in Deutschland
in Mio. €
Jahr
2011
2012
2013
2014
Die Marktdaten sind nicht vollständig, da einige (meist kleinere) Anbieter keine Daten herausgeben.
Die Daten für 2015 liegen noch nicht vor. Schätzung für 2015: Volumen etwas oberhalb von 30 Mio. Euro.
Prof. Dr. Ralf Beck: Crowdinvesting
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Ablauf eines Crowdinvestings
1. Schritt
Start-up und Crowdinvesting-Plattform treten in Kontakt miteinander. Das Start-up wird auf seine grundsätzliche Eignung hin überprüft.
2. Schritt
Das Start-up stellt aussagekräftige Unterlagen über sein Projekt zur Verfügung (Business-Plan) sowie ein
Video über das eigene Vorhaben.
3. Schritt
Die Projektunterlagen werden von der Plattform geprüft. Im Falle eines positiven Votums werden die Bedingungen festgelegt und die erforderlichen individualisierten Vertragsunterlagen (auf Basis vorbereiteter
Musterverträge) erstellt.
4. Schritt
Das Projekt wird auf der Website der Plattform präsentiert und die potenziellen Anleger können nun
investieren. Das Funding wird i.d.R. von einer (intensiven) Werbekampagne begleitet.
5. Schritt
Das Start-up erhält den Finanzierungsbetrag und baut sein Geschäft auf. Der Investor erhält turnusmäßig
Informationen über den Geschäftsverlauf und, wenn das Projekt erfolgreich ist, erhält er seinen zuvor
vertraglich vereinbarten Erfolgsbeitrag.
Prof. Dr. Ralf Beck: Crowdinvesting
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Vergleich Aktie-Crowdinvesting 1
Kriterium
Aktie
Crowdinvesting
1. Wertsteigerungspotenziale der
finanzierten Unternehmen
mittel
i.d.R. sehr hoch
2. Chancen für Anleger
mittel
hoch
ja (ist jedoch
weitestgehend nutzlos)
i.d.R. nein („grauer
Kapitalmarkt“)
mittel (aber:
„Klumpenrisiko“)
hoch (können jedoch
durch Risikostreuung
reduziert werden)
mäßig bis schlecht
gut (aber noch zu wenige
Projekte verfügbar)
6. Gewinnbeteiligung
ja
zumeist ja
7. Beteiligung an der Wertsteigerung
ja
zumeist ja
nein
manchmal ja
bei einem Börsengang
sehr hoch
situationsabhängig
niedrig bis hoch
3. Prospektpflicht
4. Risiken für Anleger
5. Möglichkeiten der Risikostreuung
für Kleinanleger
8. Mindestverzinsung
9. Kosten für Unternehmen
Prof. Dr. Ralf Beck: Crowdinvesting
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Vergleich Aktie-Crowdinvesting 2
Kriterium
10. Finanzierungszeitraum
11. Beteiligung am Eigenkapital
12. Zugangsweg
13. Gebühren für Anleger
14. Zu erwartende Gesamtrendite
15. Liquidierbarkeit
16. Eignung vorwiegend für …
17. Gesellschaftlicher Nutzen der
Investition
18. Nähe des Anlegers zum Unternehmen, in das investiert wurde
Aktie
Crowdinvesting
auf Dauer
auf Zeit (min. 5-8 Jahre)
ja
zumeist nein
oftmals über die
Hausbank
nur über
Internetplattformen
zumeist relativ hoch
zumeist keine
mittel
mittel
sehr gut
schlecht (Mindestlaufzeit
und i.d.R. fehlender
Zweitmarkt)
Großunternehmen
junge innovative
Unternehmen
eher gering
hoch
i.d.R. sehr gering
vergleichsweise hoch
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Geldwerk1
Vorliegen eines Pitch Decks und eines vollständigen
Businessplanes sowie eines Videos des Start-ups.
Mindestkapitalbedarf: 50.000 €; Maximalkapitalbedarf:
2,5 Mio. €.
Die Laufzeit der Kampagne beträgt i.d.R. 30 Tage und
kann auf Wunsch verlängert werden.
Vehikel: Partiarische Nachrangdarlehen (Prospektpflicht
entfällt; keine Stimm- und Mitspracherechte für Anleger).
Laufzeit der Finanzierung i.d.R. mindestens 5 Jahre.
Gegenleistung für die Anleger: Gewinnausschüttung
gemäß Anteilsquote plus Beteiligung an der Wertsteigerung; ggf. feste Mindestverzinsung.
Die Provision für Geldwerk1 liegt zwischen 5 und 10%
des erreichten Funding-Betrages.
Die Start-ups haben während der Laufzeit der Crowdfinanzierung Jahresabschlüsse und Quartalsberichte zur
Verfügung zu stellen sowie über wichtige Ereignisse adhoc zu informieren.
Anlegersicht: Das Crowdinvesting ist auch ein Weg, die
Entwicklung der regionalen Wirtschaft zu unterstützen.
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Beispiel: Das Projekt FootFact
1. Mögliche Investmentbeträge pro Anleger: 50 Euro bis 10.000 Euro (über Kapitalgesellschaften mehr)
2.
Mindestverzinsung: 4,0% pro Jahr
3.
Erfolgsbeteiligung Komponente 1: Beteiligung am jährlichen Ergebnis vor Steuern
4.
Erfolgsbeteiligung Komponente 2: Beteiligung am Unternehmenswert (EBIT des
letzten Geschäftsjahres vor dem Ausstieg x Faktor 5)
5.
Mindestanteil je 50 Euro Investment: Bei Erreichen des Fundinglimits in Höhe von
200.000 Euro beträgt der Anteil 0,005%
6.
Investmentform: Partiarisches Nachrangdarlehen
7.
Fundingschwelle: 25.000 Euro
8.
Fundinglimit: 200.000 Euro
9.
Fundingzeitraum: 30 Tage (wird ggf. verlängert)
10.
Unternehmensbewertung: 800.000 Euro (Pre-Money-Bewertung)
11.
Mindestlaufzeit der Beteiligung: bis 31.12.2020
Prof. Dr. Ralf Beck: Crowdinvesting
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FOOTFACT hat eine Software-Applikationen (App) für Smartphones entwickelt, die der
Fußvermessung über Smartphone-Kameras dient. Es handelt sich um die erste derartige App,
die exakte Messergebnisse liefert und gleichzeitig extrem einfach zu bedienen ist. Die App führt
zu einer erheblichen Reduzierung der Retouren bei Schuhlieferungen im Online-Handel. Davon
profitieren sowohl die Online-Händler als auch die Schuhe bestellenden Kunden.
Prof. Dr. Ralf Beck: Crowdinvesting
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Um was geht es?
FAKTEN
• Online-Schuh-Händler und Hersteller verlieren weltweit Milliardenbeträge durch Retouren (Beispiel
Zalando: geschätzte Retourenquote ca. 50-70%).
• Online Schuh-Händler und Hersteller zahlen erhebliche Beträge für Porto, Verpackung, Auspacken,
Kontrollieren und Aussortieren, Reinigen und erneutes Verpacken; hinzu kommen Wertverluste bei
den retournierten Waren.
• Kunden möchten nicht mehrere Paar Schuhe in verschiedenen Größen von einem Modell bestellen,
wenn sie nur eines kaufen.
• Für Kunden ist der Aufwand relativ groß, Retouren zu veranlassen und manchmal auch mit Kosten
verbunden.
PROBLEME
• In Deutschland ist die Retourenquote besonders hoch.
• Die durchschnittlichen Kosten für einen retournierten Schuh betragen in Deutschland zwischen 7,50 –
20 Euro.
• 75% der in Deutschland online zurück gesandten Schuhe werden aufgrund der falschen Größe
retourniert.
LÖSUNG
• Mit FootFact können Kunden mehrere Paar Schuhe verschiedener Marken und Modelle bestellen
– sie werden alle passen.
• Kunden werden durch FootFact häufiger und ggf. gleich mehrere Paar Schuhe online kaufen, weil
keine Retouren aufgrund der falschen Größe mehr nötig sind.
• Online Schuh-Händler und Hersteller werden durch FootFact nicht nur geringere Kosten haben
sondern auch höhere Umsätze erzielen.
Prof. Dr. Ralf Beck: Crowdinvesting
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Quellen
Beck, Ralf: „Crowdinvesting – Die Investition der Vielen“, 3. Aufl. Kulmbach 2014
Beck, Ralf: „Aktie versus Crowdinvesting – Vor- und Nachteile aus Sicht der Kleinanleger“,
in: CFO aktuell - Zeitschrift für Finance & Controlling 04/2014, S. 126 – 129
Beck, Ralf: „Crowdinvesting und börsengehandelte Aktien im Vergleich“, in: „Jahrbuch Crowdfunding
2015“ hrsg. von Gajda, O./Schwarz, F./Serrar, K., Wiesbaden 2015
Carsten, Jakob/Schramm Dana Melanie: „Startup-Crowdfunding und Crowdinvesting:
Ein Guide für Gründer“
Prof. Dr. Ralf Beck: Crowdinvesting
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