Vitale Substanzen

Unikurs in Zürich
Grundlagen Akupunktur – TCM
Vitale Substanzen
Dr. med. H.-E. Truffer
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Was es zu wissen gilt:
Qi:
Was ist Qi? Welche Formen von Qi gibt es und wo entstehen diese? Wo im Körper
befindet sich Qi? Welche Funktionen hat Qi?
Xue:
Was ist Xue? Woraus entsteht es und welche Organe sind daran beteiligt? Welche
Funktion hat es?
Jing:
Was ist Jing? Woher kommt es und wo kommt es vor? Wozu braucht es Jing?
Jin-Ye: Was sind „Säfte“? Wo und wie entstehen sie? Wie grenzen sie sich von Xue und Jing ab?
Shen:
Was ist Shen? Ist es eine vitale SUBSTANZ? Welche menschlichen Funktionen sind
davon beeinflusst? Wo kann gesehen werden, ob jemand „Shen“ hat und warum ist das
wichtig? Was sind die 3 Kostbarkeiten und wie hängen diese zusammen?
Vitale Substanzen
Sie sind die Basis der Lebensprozesse, d.h. Substanz und Grundlage aller physiologischen,
metabolischen und biochemischen Prozesse eines Lebewesens. Dazu gehören aber auch die
intellektuellen und spirituellen Aspekte des Lebens; kurz, eben alle Funktionen eines lebenden
Wesens. Mittels dieser „Substanzen“ versucht man auch die Entstehung und die Grundlagen des
Lebens zu erklären.
Alle Funktionen und Veränderungen im menschlichen Körper im Verlaufe eines Lebens, von der
Geburt bis zum Tod, sind Resultat des Zusammenspiels der Vitalen Substanzen Qi, Xue, Jin-Ye,
Jing und Shen.
Wir lernen diese „Substanzen“ kennen, weil sie die Grundlage für das Verständnis der
Physiologie der TCM bilden. Woher kommen diese „Substanzen“? Welche Funktionen haben sie?
Was passiert, wenn sie nicht oder nicht genügend da sind, zuviel oder sogar am falschen Ort?
Die Kenntnis von Qi, Xue, Jin-Ye, Jing und Shen und das Verständnis ihrer Funktionen weisen
den Weg zum Erkennen der pathologischen Vorgänge.
Die Vitalen Substanzen sind bei allen Prozessen des Lebens mit beteiligt und deren
Veränderungen finden sich deshalb auch in den verschiedenen Krankheitsbildern wieder. In den
differentialdiagnostischen Systemen (Differentialdiagnose: Bian Zheng) wie den 8 Leitkriterien
(ba gang bian zheng), den 6 Meridianpaaren (liu jing bian zheng), den Leitbahnen (jing luo bian
zheng), den vitalen Subtanzen selbst (qi xue yin ye bian zheng), den Funktionskreisen (zangfu
bian zheng), den 4 Schichten (si fen bian zheng) und dem 3-Erwämer (san jiao bian zheng).
sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015
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Qi
Die TCM vergleicht Qi mit dem von einem kochenden Reistopf aufsteigenden Dampf. Dabei ist
nicht das Wasser das Qi, sondern die Energie, die den Dampf nach oben bringt. Das chinesische
Schriftzeichen beinhaltet das Zeichen für Reis (struktiv, Yin-Aspekt) und für Gas (Yang-Aspekt).
Auf den menschlichen Organismus bezogen können wir die Lebensenergie Qi als Ausdruck aller
Lebensvorgänge (Yin und Yang) ansehen.
Eine Rolle spielt auch die Form und Verfügbarkeit der Energie, es reicht nicht, sie zu haben, wir
müssen sie auch verwenden können. Viele Faktoren sind an diesem Prozess beteiligt, denken
Sie z.B. an die elektrische Energie. Vom Bergbach bis zur Steckdose sind viele Stationen, die
perfekt funktionieren müssen, damit unser PC läuft. So ist das auch beim Qi, wenn es denn da
ist, muss es auch richtig laufen und seinen Zweck erfüllen. Tut es das nicht, werden wir krank.
Dazu kommen wir später, sehen wir uns zuerst das Qi aus Sicht der TCM an.
Es gibt eine ganze Anzahl verschiedener Arten von Qi; ich werde versuchen, Ihnen die
wichtigsten Formen zu erklären. Beginnen wir am Ende:
Das gesamte Qi eines Individuums nennt man
ZHENG-QI (Zhen-Qi) =
Aufrechtes (Wahres) Qi
Lebensenergie, für alle Funktionen zur Verfügung stehendes Qi
Orthopathie (= Geradläufigkeit = gesund)
Entstehung und Aufbau von Qi
Die TCM kennt 4 Quellen des Zheng-Qi:
1.
YUAN-QI = Ursprungs-Qi
Das ist das vorgeburtliche Qi, es stammt von den Eltern und entsteht bei der Empfängnis. YuanQi wird in den Nieren gespeichert. Es wird auch Erbenergie genannt. Das wäre das Potential der
Genetik, also nicht die Gene sondern die damit implizierten potentiellen Eigenschaften.
2.
GU-QI = Nahrungs-Qi
Gu-Qi entsteht im mittleren 3E (mittleren San Jiao) bei Umwandlungsprozessen aus der
Nahrung. Mit Gu-Qi ist nicht das gemeint, was wir essen, sondern die daraus aufbereitete
Energie.
Zurück zum Qi: Wir haben nun also den Brennstoff Gu-Qi, die Zündung Yuan-Qi und brauchen
nun noch
3.
DA-QI = Grosses Qi (Luft, Sauerstoff)
damit es brennt. Hier treffen sich TCM und Schulmedizin, beide sind der Meinung, dass der
Sauerstoff in der Lunge der Luft entzogen wird.
Nun würde also das Auto laufen, es wird aber gleich etwas schwieriger: Sie werden mir alle
verzeihen, wenn’s technisch nicht ganz perfekt ist: Irgendwas ist doch noch verantwortlich für
die Geschwindigkeit, Tourenzahl, etc..
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4.
ZONG-Qi = Ahnen-Qi
Das ist verantwortlich für den Herzschlag und die Atmung, es bringt den Rhythmus. Wie der
Name sagt, bekommen wir dieses Qi vererbt, es entsteht bei der Geburt, beim ersten Schrei.
Das gesunde Qi, das Zheng-Qi (Zhen-Qi) ist gerichtet, sowohl hoch und nach aussen
aufsteigend wie auch nach innen und unten absteigend. Jedes Organ hat dabei seine eigene
Gerichtetheit des Qi. Von besonderem Interesse ist das Qi der Mitte (Zhong-Qi) und das Qi in
den Leitbahnen (Ying-Qi) und dasjenige unmittelbar unter der Haut (Wei-Qi):
ZHONG-QI = Mitten-Qi, Qi von Milz und Magen
Warum ist dieses Qi so wichtig? Wir haben vorher gesagt, dass ohne Essen gar nichts geht.
Das Essen gelangt in den Magen, der Magen übergibt danach das Gu-Qi der Milz, diese bringt es
nach oben zur Lunge, die es weiter verteilt. Die Funktionen Schlucken, “Verdauen“, die
Übergabe der daraus entstehenden Energie an die Milz und die Weitergabe nach oben sind vom
Zhong-Qi (Magen-Qi und Milz-Qi) abhängig.
Nahrung
Lunge
Qi
Milz
Magen
Qi
Das Magen-Qi geht nach unten (auch noch in Richtung Dünn- und Dickdarm), das Milz-Qi nach
oben (in Richtung Lunge und Herz), beide üben einen sich gegenseitig stabilisierenden Einfluss
aus.
YING QI = Bauenergie
Die Bauenergie fliesst in den Meridianen zum Verbrauchsort im Körper; sie ist zu verstehen als
Basis zum Aufbau und Erhalten von Gewebe und deren Funktionen.
WEI QI = Abwehr-Qi
Das Abwehr-Qi ist die Kraft in unserem System, die uns vor dem Eindringen von Pathologischen
Energien schützt. Unter „Pathologische Energien“ verstehen wir die äusseren pathogenen
Faktoren. Das sind z.B. Wind, Kälte, Feuchtigkeit…
Wei-Qi fliesst in der Körperoberfläche, in den TMM (Tendino-Muskuläre-Meridianen). Was kann
geschehen, wenn wir der Kälte ausgesetzt sind? Die Kälte dringt langsam immer tiefer in den
Körper ein. Reagieren wir nicht und der Körper auch nicht genug, kann das zum Tod durch
Erfrieren führen. Wir brauchen also ein starkes, wärmendes Wei-Qi, das gegen den Eindringling
kämpft.
sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015
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Physiologie der Energieentstehung
Da-Qi
Gu-Qi
Zong-Qi
Yuan-Qi
Zheng-Qi
Ying-Qi
Wei-Qi
Qi Funktionen
1. Qi ist die Quelle aller Bewegungen (Transport). Damit gemeint sind alle Lebensfunktionen; also Bewegung im eigentlichen Sinn, Körperfunktionen, Denken und auch
„Bewegung“ als Emotion.
2. Qi hat Schutzfunktion (Wei-Qi).
3. Qi ist Quelle aller Transformation, d.h. bei der Entstehung resp. Umwandlung von
verschiedenen Qi ineinander, aber auch bei Umwandlung von Qi zu Blut, Tränen,
Schweiss etc.
4. Qi hat Haltefunktion von Substanzen und Organen, es hält z.B. das Blut in den Gefässen;
ist das Qi schwach, sinken Organe (Prolaps).
5. Qi wärmt den Körper.
6. Qi nährt den Körper.
Wir haben nun eine Ahnung davon, was Qi sein könnte; wir wissen wo und wie es entsteht, wo
es sich sammelt, wer es verteilt und wozu das alles nötig ist.
Anfangs ist das etwas verwirrend und auch sehr undurchsichtig. Mit der Zeit lernt man aber die
Gedankengänge zu verstehen und kann dann mit dem Qi-Begriff gut arbeiten.
sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015
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XUE Blut
Der westliche „Blut“-Begriff kann für die TCM nicht 1:1 so aus der schulmedizinischen
Betrachtung übernommen werden.
Blut definiert sich in der TCM auch aus der Funktion, nicht nur als Aspekt der Materie, obwohl es
gerade auch die materielle Form des Qi genannt wird. Es hat Yin Aspekt.
Bildung des Xue
Aus dem Ying Qi (Bau-Energie) der Nahrung und Körperflüssigkeiten wird unter Mithilfe von
Magen und Milz (Säfte) sowie dem Einfluss von Herz und Lunge das Blut aufgebaut und in die
Leitbahnzirkulation eingebracht. Man nennt Magen und Milz die Quelle der Entstehung von Blut
(und Qi!). Auch Jing (Essenz) aus der Niere (s.u.) kann sich in Blut umwandeln und beschränkt
auch umgekehrt. In der Leber wird das Blut gespeichert, sie gilt als „Meer des Xue“.
HERZ/LUNGE
Ying Qi
Säfte
MAGEN/MILZ
HERZ
→ → →LEBER
regiert
verteilt
speichert
Jing
NIERE
Funktion des Xue
Fortwährende Zirkulation in den Gefässen, wodurch Befeuchtung und Ernährung des Körpers
gewährleistet werden. Da keine strenge Differenzierung der „Gefässe“ erfolgt, ist auch nicht von
Bedeutung wo das Blut zirkuliert; die Funktion ist wichtiger, als die anatomische Präzision.
Es ernährt und befeuchtet also den Körper; namentlich:
- Geist-Shen (Herz)
- Gesicht und Lippen
- Sinnesorgane
- Muskeln, Sehnen, Nägel
- Haut
- Kopfhaar
- Menstruation, Fötus, Muttermilch
Regulation des Xue
Herz, Lunge und Leber sind die zentralen Organe für die Bewegung des Blutes, also die
Zirkulation. Grundlage für Produktion liefern Milz und Magen. Die Leber hat ausserdem
Speicherfunktion. Die Milz ist ebenso zuständig für die Gefässe, sie hält das Xue in den
Gefässen.
sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015
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Jin-Ye Körperflüssigkeiten
Jin-Ye sind alle Körperflüssigkeiten (Säfte) ausser Blut: Sekrete und Exkrete, interstitielle
Flüssigkeit. Man unterscheidet:
Jin = klare Flüssigkeiten: Sie gelangen zu Haut, Muskeln, Körperöffnungen und in die Gefässe.
Ye = trübe Flüssigkeiten: Sie gelangen zu den Gelenken, Geweben und zu Hirn und Mark.
Bildung der Jin-Ye
Sie entstehen aus der aufgenommenen Nahrung (→Ying Qi, Bauenergie) und werden unter
Mithilfe vom Qi einiger Organe (Lu, Mi, Ni, Dü, Di) getrennt und aufgebaut.
Blut (Xue) und Säfte (Jin-Ye) sind ähnlich, unterscheiden sich unter anderem durch Nährgehalt
und Funktion. Blut entsteht aus den klarsten Anteilen der Säfte.
Funktion der Jin-Ye
Jin: Zirkulieren mit dem Abwehr-Qi (Wei Qi), sind also an der Oberfläche, ernähren und
befeuchten Haut und Muskulatur, bilden Tränen, Speichel, Schweiss, Schleim.
Ye: Zirkulieren im Körperinneren, sind dickflüssig oder trüb, befeuchten Organe, Gelenke, Mark
und Sinnesorgane; sie bilden z.B. Verdauungssäfte, Gelenkflüssigkeit, Liquor.
Pathologie der Jin-Ye:
- Mangel-Verbrauch-Verlust von Jin-Ye führt zu Trockenheit.
Ursachen sind: Schwitzen, Durchfall oder Erbrechen, Blutung, Hitze
anhaltender Yin Mangel (vor allem von Magen und Nieren)
verminderte Flüssigkeitsaufnahme
Folgen davon: Mundtrockenheit, Speichelmangel, trockene Schleimhäute und Lippen
trockene Haut, spröde Haare, trockener Husten
geringe Urinmenge, trockener Stuhl, Obstipation
- Retention führt zu Ansammlungen im Körper.
Ursachen:
Invasion äusserer pathogener Feuchtigkeit
meist Qi Mangel der Milz (Umwandlung / Transport vermindert)
Folgen davon:
Schleim (Tan):
Feuchte (Yin):
Wind-Schleim → Schwindel, Schlaganfall, Epilepsie
Hitze-Schleim → dickes, gelbes Sputum
Kälte-Schleim → klares Sputum
Feuchtigkeits-Schleim → viel weisses Sputum, Übelkeit
Trockenheits-Schleim → wenig zäher Schleim
hier wird nach Körperregion unterschieden, z.B.
Brust-Magen: Spannung, Völlegefühl, klares Sputum
Extremitäten: Schmerz, Schweregefühl, Oedeme
Schleim kann in sichtbar-schleimiger (sog. substanzhafter) Form oder aber auch in schleimignicht-sichtbarer (sog. substanzloser) Form vorliegen: subkutane Knoten (inkl. Lymphknotenschwellung), Taubheitsgefühl (Meridianbefall), Steinbildungen (Niere, Gallenblase), Gelenke
(Knochendeformationen), Syndrom des „Schleim benebelt den Geist“ (psychiatrische
Störungen, Epilepsie, Apoplexie).
Bei Ödemen der westlichen Medizin unterscheidet die TCM zwischen Tan und Yin. Tan ist
hierbei zäher, schwerer und neigt zu Ansammlungen und Blockaden. Meist entsteht er aus
Feuchtigkeit durch Einwirkung von Hitze, die Viskosität wird dadurch höher. Hierher gehören
auch Tumore! Ödeme werden in der TCM nach Ursache und Lokalisation unterschieden, daraus
lassen sich dann auch Diagnose und Therapie ableiten: Ödeme durch Lungen-Qi-Mangel
(insbes. Thorax-Bereich), Milz-Yang-Mangel (insbes. Bauchregion), Nieren-Yang-Mangel
(insbes. Beine).
sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015
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Jing Essenz
Jing ist die verfeinerte „Substanz“, die Essenz, die allem organischen Leben zu Grunde liegt. Jing
ist aber nicht als rein materiell anzusehen, sondern trägt auch den Aspekt des Entwicklungspotentials des gesamten Menschen in sich. „Vor-Himmels-Jing“ (xian tian jing) ist die
angeborene Essenz und entsteht aus der Vereinigung von Eizelle und Spermium. Es bestimmt
Wachstum und Entwicklung (Genetik), kann nicht aufgebaut und erneuert werden, sondern
nimmt im Laufe des Lebens sukzessive ab. Ein Teil des Jing, das „Nach-Himmels-Jing“ (hou tian
jing), kann über die Nahrung aufgebaut werden. Jing wird in der Niere gespeichert.
Funktionen des Jing
Jing hat einen Yin Aspekt und wird Niere zugeordnet. Jing stellt die materielle Grundlage für den
Aufbau von Mark, Gehirn, Knochen, Blut und Sperma dar. Es ernährt und befeuchtet diese und
ist die Basis für Wachstum, Entwicklung (7- bzw. 8-Jahreszyklen) und Fortpflanzung. Es ist die
stoffliche Grundlage für das Nieren Yang und die Quelle des Mingmen.
Entwicklungszyklen:
Frauen
7
14
21
28
35
42
49
Männer
Die Nierenenergie ist in voller Entwicklung, Milchzähne fallen aus, Haare werden
länger.
Menarche tritt ein, Menstruation wird regelmässig. Du Mai (LG) und Ren Mai
(KG) öffnen sich, Chong Mai (Breite Bahn) ist gefüllt. Tian Gui (Tau des Himmels
= Fruchtbarkeitsessenz) und Jing sind reif, Fortpflanzung wird möglich.
Nierenenergie erreicht ihren Höhepunkt, Weisheitszähne brechen durch,
Muskeln und Knochen werden kräftig.
Körper ist in Blüte, Sehnen und Knochen sind gefestigt. Haut und Haare sind
voll entwickelt.
Yang Ming (Di-/Ma- Leitbahnpaar) Energie nimmt ab, das Gesicht wird welk, die
Haare beginnen auszufallen.
Die Energie der obere 3 Yang Meridiane werden schwach, das Gesicht trocken,
die Haare grau.
Ren Mai und Chong Mai werden schwach, Tian Gui verschwindet, Menstruation
bleibt aus. Menopause/Andropause. Zunehmende Schwäche.
8
16
24
32
40
48
56
Jing Pathologie
Aus dem oben gesagten lässt sich erkennen, was geschieht wenn zu wenig Jing da ist. Achten
muss man dabei aber auf das Alter, in welchem die Störung auftritt. Die Zusammenhänge von
Jing und Niere (Yin und Yang Aspekte) müssen ebenfalls berücksichtigt werden.
Mingmen
Mingmen gehört nicht zu den vitalen Substanzen. Es ist das so genannte „Feuer des Lebens“
oder „Tor der Vitalität“. Es hat Yang Aspekt und wird dem Nieren Yang zugeordnet. Mingmen
gilt als Wärmequelle des Körpers, das die Funktion der Organe und Fortpflanzung ermöglicht.
Gleichzeitig wird es aber von eben diesen Organen ernährt und aufgebaut. Schwäche oder
Mangel führen zu Störungen der Organfunktionen wie beispielsweise Ödemen,
Verdauungsstörungen, Depressionen, Müdigkeit etc. führen. Erlöschen des Mingmen führt zum
Tod.
sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015
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Shen
Von den „vitalen Substanzen“ am schwierigsten zu erfassen ist Shen. Man kann es umschreiben
mit Psyche, Geist, Vitalität oder Bewusstsein, eben das, was den Ausdruck und die Individualtiät
des Menschen ausmacht. (Shen ist dem Herz-Yang zugeordnet, hat demnach eigentlich mit
Substanz nichts zu tun, ist also immateriell. Es gehört aber zu den Grundlagen des Lebens
generell und wird deshalb hier miteinbezogen)
Funktion des Shen: Shen kontrolliert das Bewusstsein, Denken, Gedächtnis und Schlaf. Das
Herz beherbergt Shen, es kommt zum Ausdruck in den Augen. Der Glanz
der Augen weist auf die Intaktheit der Orthopathie (Geradläufikgeit =
Zheng Qi = Gesundheit) hin. Damit das Herz Shen (Yang) beherbergen
kann, muss es genügend Yin und Blut zur Verfügung haben. Fehlt Yin
oder Blut, kann das Shen nicht festgehalten werden, es kommt zum
„umherschweifenden Shen“, das bedeutet Unruhe, Konzentrationsstörung,
Schlaflosigkeit, Träume, Bewusstseinsstörung.
Die drei Kostbarkeiten: Sie bilden die Grundlage des Lebens
Shen: Geist-Herz-Augen-Sehen
(Kosmos)
SHEN
QI
JING
Qi: Energie-Milz-Magen-MundSprechen-Transformation (Xue..)
(Körper)
Jing: Essenz-Niere-Ohr HörenKonstitution-Reproduktion
(Genetik)
Jing-Qi-Shen gelten als die drei Kostbarkeiten/Schätze (san bao) des Menschen. Im
menschlichen Leben geschieht die Umwandlung von Jing in Qi und von Qi in Shen. Verbraucht
Shen zuviel Qi (mentale, emotionale und behaviorale Verausgabungen), erschöpft sich Jing vorzeitiges Altern und Tod sind die Folge.
sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015
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Beziehungen von Blut, Qi und Jin-Ye
untereinander
Beziehungen zwischen Qi und Blut (Xue)
Qi produziert Xue:
Xue kann ohne Qi nicht entstehen. Milz und Magen sind der
Ursprung aller Bestandteile (Zhong-Qi). Qi-Mangel führt also
letztendlich auch zu Xue-Mangel.
Qi bewegt Xue:
Xue kann nur fliessen, wenn es durch Qi bewegt wird. Wo kein Qi ist,
entsteht Stagnation.
Qi hält Xue in Gefässen: Das Milz-Qi ist zuständig für die Haltefunktion. Ein schwaches Qi kann
das Blut nicht in den Gefässen halten, es kommt zu Blutungen.
Xue ist die Mutter des Qi: Xue trägt das Qi und ernährt das Qi. Xue hat Yin-Aspekt,
Qi hat Yang-Aspekt. Der Yin-Aspekt des Xue verhindert eineß
übermässige Yang-Aktivität des Qi und dessen Zerstreuung.
Beziehungen zwischen Qi und Körperflüssigkeiten (Jin-Ye)
Qi produziert Jin-Ye: Gleich wie beim Xue ist die Produktion der Jin-Ye von Magen und Milz
abhängig, die nur gut funktionieren, wenn das Qi kräftig ist und regelrecht
läuft.
Qi bewegt Jin-Ye:
Auch hier ist es wie beim Xue, die Flüssigkeiten müssen von Qi bewegt
werden, sonst entstehen Ansammlungen. Qi ist auch wichtig bei
der Trennung von trüben und klaren Flüssigkeiten (Zhong-Qi) und bei der
Umwandlung in der Niere.
Qi hält Jin-Ye:
Fehlt Qi, kommt es zu Flüssigkeitsstörungen wie spontan Schwitzen,
Polyurie, Enuresis etc.
Beziehung zwischen Blut (Xue) und Körperflüssigkeiten (Jin-Ye)
Beide haben dieselbe Quelle und sind abhängig vom Qi von Magen und Milz (Zhong Qi) und der
Ernährung. Blut besteht aus Flüssigkeiten und (Ying) Qi. Sie sind voneinander abhängig, denn
sie entstehen auf dieselbe Art und Weise; Verlust von Blut führt auch zu Mangel an
Flüssigkeiten. Mangel an Flüssigkeiten wiederum führt zu Konzentration des Blutes und damit zu
Störungen der Zirkulation.
Spezialfall Jing: Jing ist die Basis des Lebens, ist an allen Prozessen beteiligt und kann sich in
Blut umwandeln, wie auch aus Blut im beschränkten Mass Jing (hou tian jing) entstehen kann.
Quellen:
Prof. Liu, BUCM
University Textbooks of TCM, Chai Kefu
Leitfaden Chinesische Medizin, C. Focks, N. Hillenbrand
Grundlagen der TCM, S.Suwanda, Tian Li
sacam, © Dr. med. V. Meier-Jetzer / H.-E. Truffer, 2015
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