03 Erde-Mond System

Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
Kapitel II: Das Erde-Mond-System
Kapitel II:
Das Erde-Mond-System
1
Kugelgestalt von Erde und Mond

bereits in der Antike bekannt
Krümmung des Terminators
(Schattenlinie auf dem Mond)
 Mond ist eine Sphäre
(Pythagoras ~520 v.Chr.)
 Runder Schatten der Erde
während einer Mondfinsternis
 Erde ist eine Sphäre
(Anaxagoras ~ 450 v.Chr.)
 Mondsichel  Mond befindet
sich zwischen Erde und Sonne
(Aristoteles ~ 350 v.Chr.)
Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
Kapitel II: Das Erde-Mond-System

2
Kugelgestalt von Erde und Mond

Erste Präzisionsmessung des Erdumfangs
Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
Kapitel II: Das Erde-Mond-System


Eratosthenes (~200 v.Chr)
Messung der Kulminationshöhe der Sonne
( und ) an zwei Orten bekannter Nord-SüdEntfernung d
d
 

2R 360

 R  150000 Stadien
Genauigkeit ca. 1% !
3
Die Erde

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Kapitel II: Das Erde-Mond-System


Radius: R = 6378km
Masse: via Newton
 M = 5.974 x 1027g
Mittlere Dichte

 = M /V= 5.5 g/cm3
typische Dichte von
Oberflächengestein
 ≈ 3 g/cm3
 höhere Dichten im Erdinnern
(Fe, Ni …)


Erdaufbau



Platten,Kruste,Mantel,Kern
Zwiebelschalenmodell
nur grobe Näherung
4
Erdaufbau

Untersuchung via
Schallwellen

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Kapitel II: Das Erde-Mond-System


Platten  Kontinente




vor 250 Millionen
Jahren nur ein
Kontinent (Pangäa)
Oberfläche


Seismologie
Erdbeben
2/3 Ozeane
1/3 Kontinente
Ältestes Gestein: ≈ 4 Milliarden Jahre
Wärme im Erdinnern:


Radioaktiver Zerfall (238U, 232Th, 40K)
Transport durch Wärmeleitung und Konvektion
5
Erdatmosphäre

Zusammensetzung
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Kapitel II: Das Erde-Mond-System





Durchschnittliche Temperatur



N2: 76%
O2: 23%
H2O: 0.06-1.7%
Ar: 1.3%
T = 288K = 15°C
Erhebliche örtliche und zeitliche Schwankungen
(typisch ± 5 -10%)
Druck


P = 1 atm = 1.013 x 106 dyn/cm2 (Meereshöhe)
leichte Schwankungen (typisch ± 2%)
6
Die Temperatur der Erde

von der Erde abgestrahlte Energie
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Kapitel II: Das Erde-Mond-System

Gesamtleuchtkraft wird auf Kugelschale mit einem
Radius d, dem Abstands zwischen Sonne und
Erde, verteilt
LSun
F
4πd 2

Die Erde sammelt pro Zeit die Energie auf, die auf
ihre Querschnittsfläche einfällt
LSun R2
Lin 
4π d 2

Ein Teil A (Albedo) wird wieder abgestrahlt, die
netto-Leistungsaufnahme ist folglich
2
L
R
L*in  (1  A) Sun 2 
4 d
7
Die Temperatur der Erde

Von der Erde abgestrahlte Energie
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
Die Gesamtleuchtkraft (Leistungsabgabe)
der Erde berechnet sich aus dem StefanBoltzmannschen Gesetz
L  4πR2 T4

Im Gleichgewicht sind Leistungsaufnahme
und –abgabe identisch
(1  A) LSun
T 
16 d 2
4

8
Die Temperatur der Erde

Daraus berechnet sich die Temperatur
(1  A) LSun
T 
16 d 2
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Kapitel II: Das Erde-Mond-System
4






d = 149,6 x
× 1066 km
33 erg/s
L = 3.826 x
× 1033
-5 erg cm-2
-2 s–1
–1 K-4
-4
 = 5.6702 x
× 10-5
Albedo
 Ozeane:
7-9%
 Wald:
12%
 Sandboden:
30%
 Schnee:
60%
 Wolken:
30-90%
 Mittelwert:
30%
T⊕ = 255 K, d.h. ca. 30K zu niedrig
9
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Kapitel II: Das Erde-Mond-System
Der Treibhauseffekt

Fehlbezeichung


Treibhaus: Unterdrückung des Wärmeaustauschs durch
Konvektion
Treibhauseffekt: Absorption von Infrarotstrahlung (~10m) in
der Erdatmosphäre
10
Treibhauseffekt

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
T ≈ 285K
Wiensches Verschiebungsgesetz: max = 0.29cm/T




Natürlicher Treibhauseffekt



max ≈ 10m
In diesem Wellenlängenbereich viele Rotationsund Schwingungsbanden
von mehratomigen Molekülen,
insbesondere H20 und CO2
Wärme wird in der
Erdatmosphäre absorbiert
und nicht abgestrahlt
H20 = 30K
CO2 = wenige K
Extrembeispiel: Venus (95% CO2 in der Atmosphäre)
Temperaturerhöhung um  300K
11
Anthropogener
Treibhauseffekt
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

Seit Beginn der Industrialisierung:
Erhöhung der CO2-Konzentration
in der Erdatmosphäre um ca. 30%
Temperaturerhöhung um ca. 1° C




Abruptes Einsetzen um 1850
Erhöhung der CO2-Konzentration
entspricht Erwartungswert aus Energieproduktion
Temperaturerhöhung entspricht Messung
Unsicherheiten


Komplexität des Klimasystems (insbesondere CO2-Absorption
durch Ozeane)
Rückkopplungseffekte (z.B. CO2↑ ⇒ T↑ ⇒ mehr Wasserdampf
⇒ mehr Albedo ⇒ T↓)
12
Erdatmosphäre

Dichte via allg. Gasgleichung
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

PV=NkT
(k = 1.38 x 10-16 erg/K)
Dichte:

 = N  mH/V
: mittleres Molekülgewicht (Mittelwert)

für Erdatmosphäre: 1/4 x 32 + 3/4 x 28 = 29
mH =1.66 x 1024 g/cm3: Masseneinheit


kT
P

m H

 = 1.23 x 10-3 g/cm3 = 1.23 g/l
13
Schichtung der Erdatmosphäre

Säulendichte
Masse über einer Flächeneinheit
 Druck = Gewicht/Flächeneinheit
 Gewicht = Masse x Schwerebeschl.
 Säulendichte = P/g = 1032 g/cm2
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

Äquivalenthöhe/Skalenhöhe
Wenn die Dichte konstant wäre, dann hätte
die Atmosphäre eine Höhe von
H = P/(g ) = 8.3 km
 H/R ≈ 1.3‰  Erdatmosphäre ist dünn

14
Dichteschichtung der
Erdatmosphäre
h g
Gewicht: FG  m g    A h g
 Auftriebskraft
FB  P(h) A
 Kraft auf Bodenfläche
 Kraft auf Deckelfläche F   P(h  h) A
T

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A
dP
gmH

  g  
P(h )
dh
kT
 Komplikationen:
Atmosphäre nicht isotherm  T=T(h)
 Komposition ändert sich mit h   = (h)

15
Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
Kapitel II: Das Erde-Mond-System
Dichteschichtung der
Erdatmosphäre

A
dP
gmH
  g  
P(h )
dh
kT
Einfachste Lösung

h g
,T = const.  Einfache Differentialgleichung 1.
Ordnung mit konstanten Koeffizienten

 h 

P(h)  P0 exp  
 H0 
Barometrische Höhenformel, mit
kT
H0 
gmH

für Erdatmosphäre (T=285K, P0=106dyn/cm2, =29)
H0= 8.3 km
16
Erdmagnetfeld

Erde: magnetischer Dipol
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



Magnetische Pole stimmen nicht mit den
geographischen überein
magn. Südpol bei l=69°E und b=79°N
magnetische Pole wandern
Feldstärke und –richtung verändern sich




Zeitskala: ≈10000 Jahre
Flip der Orientierung (bei Kristallisation im Gestein
eingefroren)
Ursache: Dynamoeffekt durch Erdrotation und
Konvektion von flüssigem, elektrisch leitendem
Material im Erdinnern
Feldstärke am Äquator: 0.32 Gauss
17
Erdmagnetfeld

Magnetosphäre
Wechselwirkung des
Erdmagnetfelds mit
elektrisch geladenen
Teilchen von der Sonne
 Teilchen bewegen sich entlang der Feldlinien
 Eindringen in dichtere Atmosphäre in der
Nähe der Pole
 Nordlichter, Polarlichter
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
18
Der Mond

Mittlere Entfernung: d=384400 km ≃ 60 R⊕
historisch: aus Parallaxe von verschiedenen Orten
auf der Erde
 heute: über Laser-Lichtlaufzeitmessungen
 Masse:
M= 7.35x1025 g = 1/81 M
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

Schwerpunkt des Erde-Mond-Systems
M Mond
1
3
rs 
d Mond  d Mond  RErde
M Mond  M Erde
82
4

d.h. liegt noch innerhalb der Erde !
Schwerpunkt definiert die Bahn um die Sonne
 Erdmittelpunkt oszilliert um 6″ um Richtung
Erde-Sonne
19
Die Mondbahn
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
Anziehungskraft der Sonne größer als die der Erde !
M Sonne
M
6
6
 8.9  10  4  10  2
2
(1 A.U.)
d Mond





Exzentrizität: 0.055 (siehe Kapitel III)
 „große Ungleichheit“
Bahnneigung gegen Ekliptik: ≈5°
Umlaufzeit (siderischer Monat): 27.32 Tage
Rotationszeit: 27.32 Tage
 zeigt uns immer die gleiche Seite zu
(gebundene Rotation, stabilisiert durch asymmetrische
Verformungen)
Jede Menge komplizierter Bahnstörungen
20
Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
Kapitel II: Das Erde-Mond-System
Die Mondphasen
21
Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
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Die Mondphasen
22
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Kapitel II: Das Erde-Mond-System
Die Mondphasen
23
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Kapitel II: Das Erde-Mond-System
Die Mondphasen
24
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Kapitel II: Das Erde-Mond-System
Die Mondphasen
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Die Mondphasen
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Kapitel II: Das Erde-Mond-System
Die Mondphasen
27
Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
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Die Mondphasen
28
Die Mondphasen

Periode der Mondphasen
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

synodischer Monat = 29.53 Tage
Winkelgeschwindigkeit der Sonne abziehen
1
tsyn.


1
tsid.

1
1 Jahr
Librationen: Mond zeigt uns 59% seiner
Oberfläche



Rotation konstant, aber Umlauf unregelmäßig (große
Ungleichheit)
Erde ausgedehnt
Neigung der Rotationsachse des Mondes zur Bahn
um 6.5°
29
Sonnen- und Mondfinsternisse

Finsternisse
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Kapitel II: Das Erde-Mond-System




Mondfinsternis: Mond taucht in
den Schatten der Erde
 nur bei Vollmond
 Von ca. 50% des Globus
beobachtbar
Sonnenfinsternis: Mond wirft
seinen Schatten auf die Erde
 nur bei Neumond
 Nur innerhalb enger
geographischer Grenzen
beobachtbar
Bahnneigung: Finsternisse nur, wenn Mond nahe seiner
Knotenpunkte
Mond und Sonne erscheinen am Himmel gleich groß

große Ungleichheit: Mondscheibe manchmal etwas kleiner als
Sonne  ringförmige Finsternis
30
Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
Kapitel II: Das Erde-Mond-System
Die Gezeiten
31
Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
Kapitel II: Das Erde-Mond-System
Die Gezeiten
32
Die Gezeiten
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Kapitel II: Das Erde-Mond-System
A

Anziehung im Punkt A etwas geringer als
in B
in A:
 in B:


B
GM
GM 
R 

1

2


(d  R )2
d2 
d 
GM
GM 
R 
aB 
 2 1  2  
2
(d  R )
d 
d 
aA 
Gezeitenkraft
2 G M R
atidal 
d3
33
Die Gezeiten

Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
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
Symmetrie um Erdmittelpunkt
 zwei Gezeitenberge
Vergleich der Gezeiten durch
Mond und Sonne
at, Mond M Mond (1 AU )3

 2.2
3
at, Sonne
M Sonned


Periode: 0.5 Mondtage  alle 12h25m Flut
Wegen Landmassen:





Verzögerung der Flutwelle
Schwingungen im Meeresbecken
Interferenzen
…
Einfluss der Sonne


Neumond, Vollmond: verstärkend  Springflut
Viertelmond: ausgleichend  Nippflut
34
Die Gezeiten

Analoge Deformation des Erdkörpers

Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
Kapitel II: Das Erde-Mond-System

Gezeitenreibung




Reibungsverluste Erde/Erde und Erde/Wasser 
Abbremsung der Erdrotation
derzeit: 16x10-6 sec/Jahr
historische Relevanz (z.B. Sichtbarkeit von
Sonnenfinsternissen)
Drehimpulserhaltung


Amplitude (bei Springflut): 30 cm
Anhebung der Mondbahn  Verlängerung der
Umlaufzeit
Gleichgewichtszustand: gebundene Rotation


1 Tag = 1 synodischer Monat = 50 heutige Tage
Erst in 3x1011 Jahren  unerreichbar
35
Die Entstehung des Erde-MondSystems - Szenarien

Fission
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Kapitel II: Das Erde-Mond-System



Einfang



Erde bildete sich mit zu hohem Drehimpuls, ein Teil
fliegt davon.
Problem: Erde rotiert relativ langsam
Erde fängt den Mond ein
Problem: Unwahrscheinlich, üblicherweise entweder
Vorbeiflug oder Impakt.
Gemeinsame Bildung


Erde-Mond System bildete sich als Binärsystem
Problem: Geringe Eisenhäufigkeit im Mond
36
Die Entstehung des Erde-MondSystems

Geologische Aufbau des Mondes:
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Kapitel II: Das Erde-Mond-System


Mittlere Dichte des Mondes:
 M= 7.35×1025 g, R= 1740 km
3
  = M /V = 3.3 g/cm = 0.6
Komposition des Mondes:
 kein Wasser (außer evtl an den Polen)
 keine Atmosphäre
 Insgesamt vergleichbare Komposition wie der
Erdmantel
 Eisen unterhäufig
 Häufigkeit der Sauerstoffisotope identisch zur
Erde (aber verschieden zu anderen Gebieten im
Sonnensystem)
37
Geschichte des Mondes und
der Erde
Mond ist gezeichnet von einer Unzahl von
Einschlagkratern
 Mehr Krater auf der uns abgewandten
Seite des Mondes als auf der uns
zugewandten
 Auch auf der Erde Zeichen häufigen
Meteoiriteneinschlags (verwaschen durch
Erosion)
 Mond-Erde-System bildete sich durch
Zusammenstoß zweier Protoplaneten ?
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Kapitel II: Das Erde-Mond-System

38
Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
Kapitel II: Das Erde-Mond-System
Computersimulation eines
Zusammenstoßes zweier
Protoplaneten
39
Die Entstehung des Erde-MondSystems - Szenarien

Fission

Einführung in die Astronomie und Astrophysik I
Kapitel II: Das Erde-Mond-System


Einfang



Erde fängt den Mond ein
Problem: Unwahrscheinlich, entweder Vorbeiflug oder Impakt.
Gemeinsame Bildung



Erde bildete sich mit zu hohem Drehimpuls, ein Teil fliegt davon.
Problem: Erde rotiert relativ langsam
Erde-Mond System bildete sich als Binärsystem
Problem: Geringe Eisenhäufigkeit im Mond
Impakt


Bildung durch den Zusammenstoß zweier Protoplaneten
Computersimulationen
 In Rotationsrichtung: Bildung eines Binärsystems (ErdeMond)
 Gegen Rotationsrichtung: kein Mond, Rotation hält an bzw.
wird umgekehrt (Venus)
40