Vorlesung 8 A) Heidelberger Gruppe Vertreter um 1780 geboren sammelten sich etwa um 1804/05 in Heidelberg Interesse für das Mittelalter; Sammeln von Volksliedern und Märchen das wichtigste Organ war Achim von Arnims Zeitung für Einsiedler Heidelberger Romantik 1808: „Zeitung für Einsiedler” Herausbildung eines Nationalgefühls und einer „Volkstümlichkeit”; Pflege deutscher Volksdichtung Clemens Brentano/ Achim von Arnim (1781-1831) Des Knaben Wunderhorn Spätere Novelle: „Geschichte vom braven Kasperl und des schönen Annerl” („Ehre”) Joseph von Eichendorff (1788-1857) Gedichte Roman: „Ahnung und Gegenwart” (1815) Erzählungen: „Das Marmorbild” (1819), „Aus dem Leben eines Taugenichts” (1826), „Eine Meerfahrt” (1835/1864) u.a. – Verabschiedung frühromantischer Postulate Jakob Grimm (1785-1853)/ Wilhelm Grimm (1786-1859) Kinder- und Hausmärchen Deutsche Sagen; Deutsche Mythologie Deutsches Wörterbuch Ausgaben: Hildebrandlied; Wessobrunner Gebet; Hartmann von Aue: Der arme Heinrich; Lieder der alten Edda Begründer der Germanistik Joseph Görres (1776-1848) „Die deutschen Volksbücher” (1807) endete in Berlin, wo seit Fichtes Reden an die deutsche Nation (1807) politische Radikalisierung herrschte in Berlin trafen die Heidelberger Dichter mit der politisch orientierten Dresdener Gruppe (Heinrich von Kleist (1777-1811) und Adam Müller (1779-1829)) zusammen Clemens Brentano (1778-1842) Achim von Arnim (1781-1831) Joseph Görres (1776-1848) Jacob Grimm (1785–1863) Wilhelm Grimm (1786-1859) Jacob Ludwig Carl geboren am 4. Januar 1785 Wilhelm Carl geboren am 24. Februar 1786 Philipp Wilhelm Grimm Jurist Dorothea Grimm geb. Zimmer 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Friedrich Hermann Georg Grimm (1783-1784) Jacob Ludwig Carl Grimm (1785-1863) Wilhelm Carl Grimm (1786-1859) Carl Friedrich Grimm (1787-1852) Ferdinand Philipp Grimm (1788-1844) Ludwig Emil Grimm (1790-1863) Friedrich Grimm (1791-1792) Charlotte (Lotte) Amalie Hassenpflug, neé Grimm (1793-1833) Georg Eduard Grimm (1794-1795) Jacob und Wilhelm ziehen zu einer Tante nach Kassel. Dort besuchen sie das Gymnasium. Jacob beginnt an der Universität Marburg zu studieren. Wilhelm folgt ihm ein Jahr später. Mutter Dorothea Grimm stirbt. Jakob nimmt eine Stelle als Bibliothekar in Kassel an, um die Geschwister zu versorgen. Wilhelm folgt bald. Band I und II der Kinder und Hausmärchen erscheinen. Wilhelm heiratet Henrietta Dorothea Wild. Sie hatte den Brüdern viel Material für die Märchensammlung gegeben. Die Brüder forschen und forschen und forschen… Sie interessieren sich für Linguistik, mittelalterliche Literatur und Folklore. Die Brüder werden an die Universität Göttingen berufen. Jacob arbeitet an der Universität bis 1848. Wilhelm arbeitet an der Universität bis 1852. … interessiert sich für deutsche Sprachgeschichte. Er arbeitet an einer deutschen Grammatik und einem deutschen Wörterbuch. Wilhelm hilft. Wilhelm Grimm stirbt am 16. Dezember 1859. Jakob Grimm stirbt am 20. September 1863. Einige Märchen auch „Romantik der Frauensalons“ genannt Salons spielten im Berliner literarischen Leben eine außerordentliche Rolle Salons von Bettina Brentano-Arnim, Henriette Herz, Rahel Levin-Varnhagen und Sarah Mayer Gründung der Berliner Universität durch Wilhelm von Humboldt (1810) Politisierung; „Freiheitskriege“ Adam Müller (1779-1829) Achim von Arnim E.T.A. Hoffmann (1776-1822) Adelbert von Chamisso (1781-1838) Friedrich de la Motte Fouqué (1776-1843) 1815 Wiener Kongress 1830 Pariser Juli-Revolution „Reaktion“; „Metternich-System“;Heilige Allianz geographische Zersplitterung: Wien und München - katholische Spätromantik (Friedrich Schlegel, Joseph Görres, Schelling, später Brentano) Schlesien - Eichendorff ; Berlin - E.T.A. Hoffmann (1776-1822), Adalbert von Chamisso (1781-1838) Schwäbische Schule - begann fast zeitgleich mit der Heidelberger Romantik (Ludwig Uhland, Gustav Schwab, Justinus Kerner, Friedrich Rückert) Gustav Schwab (1792 – 1850) Hrsg.: „Deutsches Musenalmanach“ „Deutsche Volksbücher“ „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“ Ludwig Uhland (1787 – 1862) Balladen, z. B. „Des Sängers Fluch“ Lieder „Vaterländische Gedichte“ Wilhelm Hauff (1802 – 1827) „Der Mann im Mond“ 3 Märchenalmanache: „Die Karawane“ „Der Scheik von Allesandria“ „Das Wirtshaus im Spessart“ Jurist, Komponist, Zeichner, Schriftsteller Kunst- und Künstler-Thematik Erzählungen/ Erzählsammlungen Fantasiestücke in Callots Manier (1814/15) Nachtstücke (1817) Die Serapionsbrüder (1819) Ambivalenz – moderne Erzählkunst Identität – Identitätsspaltung Ironie, Parodie Intertextualität, Intermedialität Kunstmärchen: Der goldne Topf, Klein Zaches genannt Zinnober, Meister Floh, Prinzessin Brambilla, Die Königsbraut; Das fremde Kind, Nußknacker und Mäusekönig gemeinsame Erzählstruktur Reflexivität, Intertextualität Romane „Die Elixiere des Teufels” (1815/16) Schauerroman-Modell (Matthew Gregory Lewis: „The Monk”) Selbstbiographie als Lebensbeichte (Confessiones) Doppelgängerfiguren Undurchschaubarkeit der Welt und des Ich Kater Murr (1820/22): vollständiger Titel – „Lebensansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern. Herausgegeben von E. T. A. Hoffmann” Doppelroman: Herausgeberfiktionen Autobiographie – Biographie: Bildungsgeschichte(n) – Goethe-Parodie unwahres vs. wahres Künstlertum Vollständigkeit vs. Fragment chronologische Ordnung vs. nicht rekonstruierbare Ordnung Originalität vs. Zitathaftigkeit Bearbeitung der Faust-Thematik 1804: „Faust. Ein Versuch” – Fragment – spezielle Behandlung des Faust-Stoffes Verkauf des Schattens ist nicht gleich Verkauf der Seele Schatten = soziale Identität Seele = transzendentale Identität ohne Schatten: sozial ausgegrenzt mit Seele: in der Natur (Naturforschung) – Einsamkeit – Integrität des Selbst im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern der Gesellschaft mit Schatten Märchenmotive (Glückssäckel; Siebenmeilenstiefel) Poesie als hoch subjektive Angelegenheit Religion Gefühl und Phantasie romantische Literatur ist antirationalistisch, irrational Universalpoesie große Zahl von Übersetzungen Vermischung der Gattungen neue Gattungen „Andere Zeiten“/zeitliche Ferne – v.a. Mittelalter Räumliche Ferne/Exotik – besonders der Orient, aber auch Spanien und Italien selten eine harmonisch entwickelte Persönlichkeit es handelt sich meistens um einen einseitigen Helden voller Phantasie und Gefühl oft autobiographische Zügen der zentrale Heldentypus der Romantik ist meistens ein Künstler manchmal rebellische Helden Motiv des Doppelgängers Inbegriff der göttlichen Schönheit Femme fatale Roman – von der Regelpoetik kaum beachtet, bei den Romantikern sehr beliebt große Freiheit und Möglichkeit zum Experimentieren viele Fragmente Vorbild – Goethes Leiden des jungen Werthers und Wilhelm Meister A) historische Romane B) Reiseromane C) Künstlerromane Wilhelm Heinrich Wackenroder, Ludwig Tieck - Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (1797) Tieck - Geschichte des Herrn William Lovell (1796) Friedrich Schlegel - Lucinde (1799) Clemens Brentano - Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter (1801) Novalis - Heinrich von Ofterdingen (1802) E.T.A. Hoffmann – Die Elixiere des Teufels (1815/16) - Lebens-Ansichten des Katers Murr (1819/21) zentrale Stellung des Märchens – Übergang zwischen Realem und Übernatürlichen; Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit werden verwischt Brüder Grimm – Kinder- und Hausmärchen (1812/1815) Novalis - Hyazinth und Rosenblüte (aus dem Fragment Die Lehrlinge zu Sais) Tieck - Blonder Eckbert (1796) E.T.A. Hoffmann - Goldener Topf (1814) Tieck – Der gestiefelte Kater (1797) - Ritter Blaubart (1799) eigentliche Domäne der Romantik „revolutionären“ Veränderungen Volkslied im Zentrum der Gattung Form – häufig nicht rational gebaut Oft sehr moderne bis experimentelle Züge, besonders bei Brentano Wie wird mir? Wer wollte wohl weinen, Wenn winkend aus wiegendem See Süß sinnend die Sternelein scheinen, Werd' heiter, weich' weiter, du wildwundes Herz. Komm Kühle, komm küsse den Kummer, Süß säuselnd von sinnender Stirn, Schlaf schleiche, umschleire mit Schlummer Die Schmerzen, die schwül mir die Seele umschwirrn. […] Novalis - Hymnen an die Nacht (1800) Achim von Arnim, Clemens Brentano - Des Knaben Wunderhorn (1806) Theodor Körner - Leyer und Schwert (1814) in der Romantik weniger beliebt - strenge Kompositionsregeln Der einzige große Dramatiker war Heinrich von Kleist, der jedoch meistens nicht zur Romantik gezählt wird historische Dramen, Ritter-, Schauer-, Sagen- und Legendenstücke Märchendrama Rührstück Stück im Stück, Theater im Theater Ludwig Tiecks - Karl von Berneck (1797) - Verkehrte Welt (1798) Zacharias Werner - Der vierundzwanzigste Februar (1809) - Cunegunde die Heilige, Römisch-Deutsche Kaiserin (1815)
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