Kapitel 4 Cutting & Packing Inhalt 4.1 Einleitung/Beispiele 4.2 Typologie & Begriffe 4.3 Eindimensionale Probleme 4.4 Zweidimensionale Probleme 4.5 Dreidimensionale Probleme (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 2 Beispiel 1: Zuschneiden von Heizungsrohren Rohre der Länge 9 vorrätig Es sollen kürzere Rohrstücke der Längen 2, 3 und 4 (mehrere je Typ) herausgeschnitten werden Dabei ist es sinnvoll, „gute“ Schnittmuster zu finden Eindimensionales C&P Problem (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 3 Beispiel 2: Zuschneiden von Platten Es sollen eine Reihe von kleinen Platten hergestellt werden (mehrere je Typ) Es stehen einige Typen von großen Platten zur Verfügung, aus denen die kleinen Platten geschnitten werden können. Zweidimensionales C&P Problem (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 4 Beispiel 3: Container Beladung Es sollen eine Reihe von kleinen Boxen in möglichst wenige Container verladen werden Dreidimensionales C&P Problem (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 5 Beispiel 4: Backup auf CDs oder USB Sticks Eine gegebene Anzahl von Dateien (verschiedene Größen) soll auf möglichst wenig CDs oder USB Sticks gesichert werden Ähnlich wie Beispiel 1 (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 6 Beispiel 5: Rucksackproblem ein Wanderer will seinen Rucksack packen und kann verschiedene Dinge mitnehmen (Getränk, Brot, Fernglas, Regenschutz, Kamera, Handy, Navi ...) jedes Teil hat Gewicht und bringt Nutzen bei gegebener Gewichtsbeschränkung (oder Volumens-beschränkung) für den Rucksack (z.B. 10 kg oder 25 Liter) soll der Nutzen maximiert werden Rucksackproblem, „knapsack“-Problem ähnlich BSP 1, aber Nutzen i.a. nicht proportional zu Gewicht (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 7 Beispiel 6: Kapitalbudget ein gegebenes Budget soll auf Investitionsprojekte mit unterschiedlichem internen Zins (bei gleicher Laufzeit) aufgeteilt werden Projekte können gleichzeitig realisiert, aber nicht geteilt werden Gesamtverzinsung soll maximiert werden z.B. Projekt 1: Projekt 2: Projekt 3: Alternativerendite Gesamtbudget (c) Prof. Richard F. Hartl Anfangsinvestition 14 Mio 10 Mio 9 Mio interner Zinssatz 12 % 11 % 10 % 5% 20 Mio Transportlogistik Kapitel 4 / 8 Beispiel 6: Kapitalbudget – Fortsetzung1 z.B. Projekt 1: Projekt 2: Projekt 3: Alternativerendite Gesamtbudget Zwei mögliche Lösungen: Anfangsinvestition 14 Mio 10 Mio 9 Mio interner Zinssatz 12 % 11 % 10 % 5% 20 Mio 0 Projekt 1 0 Projekt 2 14 10 Projekt 3 20 19 20 Lösung 1: Zinsertrag pro Jahr = 14·12 + 6·5 = 198 Lösung 2: Zinsertrag pro Jahr = 10·11 + 9·10 + 1·5 = 205 (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 9 Beispiel 6: Kapitalbudget – Fortsetzung2 Entspricht Produktionsprogammplanung bei einem Engpass (Produktion & Logistik 1) Bei Teilbarkeit Produkt DB pro Bearbeitungs- AbsatzhöchstStück zeit pro Stück Menge Reihung nach relativem DB j dj aj Aj (einfach) 1 4 1 200 Unteilbarkeit 2 12 4 75 (nur 0 oder 3 10 2 50 Absatzobergrenze) 4 6 3 40 np-schweres 5 7 1 100 C&P Problem (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 10 Beispiel 7: Fliessbandabstimmung C&P Problem mit Reihenfolgebeschränkungen Tätigkeit Beschreibung Ausführungszeit Unmittelbar vorhergehende A Grundplatte 3 - B Achsen 3 A C Motor 4 A D Getriebe 6 A E Räder 8 B F Lenkstange 3 C, D G Keilriemen 2 D H Karosserie 5 E, F I Lichtanlage 6 G J Scheiben 1 F, H, I (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 11 Inhalt 4.1 Einleitung/Beispiele 4.2 Typologie & Begriffe 4.3 Eindimensionale Probleme 4.4 Zweidimensionale Probleme 4.5 Dreidimensionale Probleme (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 12 4.2 Typologie Wie gezeigt, lassen sich viele inhaltlich verschiedene Problemstellungen der BWL als C&P-Probleme formulieren. Es ist daher sinnvoll, eine allgemeine Einteilung (Typologie) dieser Probleme vorzunehmen; siehe: Dyckhoff, 1990, A Typology of C&P problems, European J. on OR, 44, pp145-159. Inhaltlich Dimension Verlade- oder Beladeprobleme Anzahl große und kleine Objekte (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 13 Inhaltliche Charakterisierung C&P im engeren Sinne (räumliche Dimension) Verschnittprobleme Verpackungs-, Beladungsprobleme abstrakte C&P-Probleme (nicht räumliche Dimension) Gewicht: Zeit: Geld: andere: Rucksack, vehicle loading Fließbandabgleich, multiprocesser scheduling Kapitalbudgetierung Dateienbackup für formale Behandlung und Lösungsmethode nicht wesentlich. (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 14 Dimension eindimensional 1 zweidimensional 2 dreidimensional 3 … Objekte sind zwar fast immer dreidimensional, aber oft sind nur 1 oder 2 Dimensionen relevant Z.B. wenn nicht gestapelt werden kann. z.B. Palettenbeladung ist z.B. zumeist zweidimensional (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 15 Verlade- oder Beladeprobleme Beladeprobleme: Alle großen Objekte und eine Auswahl der kleinen Objekte B Verladeprobleme: Alle kleinen Objekte in eine Auswahl der großen Objekte verpacken V Ladeprobleme: Auswahl der kleinen Objekte und Auswahl der großen Objekte [L] (Auswahl z.B. nach Wert oder Termin) (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 16 Große und kleine Objekte Große Objekte ein Objekt O „one“ (z.B. Rucksackproblem) identische Objekte I „identical“ verschiedene Objekte D „different“ (20 oder 40 Fuß Container) Kleine Objekte wenige Objekte von verschiedenen Formen F „few“ viele Objekte von vielen Formen M „many“ viele Objekte von relativ wenig verschiedenen Formen R „relatively few“ kongruente (identische) Objekte C „congruent“ (z.B. Paletten beladen) wichtig für die Auswahl der Algorithmen (exakt, Heuristiken) (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 17 Mögliche Typologie Dimension / Be-Verlade / große Objekte / kleine Objekte z.B. Rucksackproblem Palettenbeladung klassisches n-dimensionales Verschnittoder Verpackungsproblem Fließbandabgleich n-periodiges Kapitalbudgetierungsproblem "bin-packing" 1/B/O/ 2/B/O/C n/V/I/R 1/V/I/M 1/B/O/ 1/V/I/M Deckt nicht alles ab zusätzliche Gliederungsmerkmale Oder andere Klassfikation (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 18 Andere Typologien z.B. Gerhard Wäscher, Heike Hausner, Holger Schumann: An improved typology of cutting and packing problems, European Journal of Operational Research 183 (2007) 1109–1130. Verladeproblme Input Minimierung Beladeprobleme Output Maximierung … (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 19 Guillotine-Schnitte Als Schnittmuster kommen in Frage: Guillotine-Schnitte z.B. Glas immer von einem Ende des großen Objekts bis zum anderen verschachtelte Muster erlaubt Beschränkung auf Guillotine-Schnitte kann technisch notwendig sein, auf Grund der einfacheren Handhabung sinnvoll sein, oder auch nur eine Zweckannahme für die Optimierung sein. (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 20 Guillotine-Schnitte 1-stufiges Guillotine-Schnittmuster 2-stufiges Guillotine-Schnittmuster 3-stufiges Guillotine-Schnittmuster verschachteltes Schnittmuster (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 21 Formen Rechteckig Allgemeine Formen (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 22 Orientierung Drehung (z.B. um 900) möglich Drehung nicht möglich z.B. Holzmaserung, Stoffmuster Allgemeine Drehung möglich (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 23 Zuordnungsweise on-line: Stücke müssen sofort verpackt werden off-line: simultane Optimierung aller Stücke und dann Verpackung – Sortierung möglich Zusammenhang mit statisch/dynamisch statisch: alle kleinen Objekte zu Beginn bekannt (off-line) dynamisch: kleine Objekte werden nach und nach bekannt und verfügbar on-line ist Extremfall von dynamisch, d.h. immer nur 1 kleines Objekt bekannt, und muss sofort verpackt werden (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 24 Inhalt 4.1 Einleitung/Beispiele 4.2 Typologie & Begriffe 4.3 Eindimensionale Probleme 4.4 Zweidimensionale Probleme 4.5 Dreidimensionale Probleme (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 25 4.3.1 Eindimensionale Probleme: ONLINE Wir betrachten den Fall 1/V/I/M (in der Literatur oft als "Bin-packing" bezeichnet), wo also viele kleine Objekte in möglichst wenige identische große Objekte eingepackt werden sollen. Es sei keine Zeit, aufwendige Berechnungen anzustellen; die Teile müssen sofort On-Line verpackt werden. Die einfachsten bekannten Heuristiken sind NF (next-fit) FF (first-fit) BF (best-fit) (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 26 4.3.1.1 NF (next-fit) Man ordne das kleine Objekt in das nächste große Objekt, das frei ist. Wenn also im aktuellen großen Objekt kein Platz mehr ist, wird ein neues großes Objekt begonnen und die zuvor bepackten großen Objekte werden nicht weiter betrachtet. BSP1: große Objekte Länge 8, kleine Objekte Länge 5, 2, 3, 2, 1, 3, großes Objekt 1: 5 2 5 großes Objekt 2: 3 2 3 großes Objekt 3: 3 3 (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik 7 8 1 5 usw. 6 8 8 Kapitel 4 / 27 4.3.1.2 FF (first-fit) Man ordne das kleine Objekt in das erste große Objekt ein, in das es noch hineinpasst. Alle bisherigen großen Objekte kommen also in Betracht. Nur wenn das kleine Objekt nirgends mehr hineinpasst, wird ein neues großes Objekt begonnen. BSP1: große Objekte Länge 8, kleine Objekte Länge 5, 2, 3, 2, 1, 3, großes Objekt 1: 5 2 59 großes Objekt 2: 3 2 3 (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik 1 7 8 3 5 8 Kapitel 4 / 28 4.3.1.3 BF (best-fit) man ordne das kleine Objekt in jenes große Objekt ein, wo dann der kleinste Restraum bleibt. Im Falle von Nichteindeutigkeit wähle man das erste solche große Objekt. BSP2: große Objekte Länge 8, kleine Objekte Länge 5, 6, 4, 2, 3, 3 Lösung NF großes Objekt 1: 5 5 großes Objekt 2: großes Objekt 3: großes Objekt 3: 6 4 4 3 3 Transportlogistik 6 8 6 8 6 8 2 3 (c) Prof. Richard F. Hartl 8 Kapitel 4 / 29 4.3.1.3 BF (best-fit) man ordne das kleine Objekt in jenes große Objekt ein, wo dann der kleinste Restraum bleibt. Im Falle von Nichteindeutigkeit wähle man das erste solche große Objekt. BSP2: große Objekte Länge 8, kleine Objekte Länge 5, 6, 4, 2, 3, 3 Lösung FF großes Objekt 1: 5 2 5 großes Objekt 2: 7 6 6 großes Objekt 3: 4 7 8 3 3 (c) Prof. Richard F. Hartl 8 3 4 großes Objekt 3: 8 Transportlogistik 8 Kapitel 4 / 30 4.3.1.3 BF (best-fit) man ordne das kleine Objekt in jenes große Objekt ein, wo dann der kleinste Restraum bleibt. Im Falle von Nichteindeutigkeit wähle man das erste solche große Objekt. BSP2: große Objekte Länge 8, kleine Objekte Länge 5, 6, 4, 2, 3, 3 Lösung BF großes Objekt 1: 5 3 5 großes Objekt 2: 8 6 2 6 großes Objekt 3: 4 3 4 (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik 8 7 8 Kapitel 4 / 31 4.3.1.4 Online Algorithmen Komplexität NF wächst linear mit Anzahl der kleinen Objekte FF wächst quadratisch (es sei denn, man hält nur ein fixe Maximalzahl an großen Objekten offen dann linear BF wächst ebenfalls quadratisch (es sei denn, man hält nur ein fixe Maximalzahl an großen Objekten offen dann linear Meist ist BF die beste und NF die schlechteste Heuristik Die Effizienz kann gesteigert werden, indem man die kleinen Objekte zuvor sortiert Offline Algorithmen (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 32 4.3.2 Eindimensionale Probleme: OFFLINE Wir betrachten wieder den Fall 1/V/I/M, also das klassische "Bin-packing" problem, wo also viele kleine Objekte in möglichst wenige identische große Objekte eingepackt werden sollen. Nun sei es möglich, aufwendigere Berechnungen anzustellen; die Teile müssen nicht sofort On-Line verpackt werden sortieren möglich Die einfachsten bekannten Heuristiken sind NFD (next-fit decreasing) FFD (first-fit decreasing) BFD (best-fit decreasing) (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 33 Eindimensionale Probleme: OFFLINE Im Falle von NFD bringt das sortieren nicht viel, da die Lücken später nicht mehr mit kleinen Objekten gefüllt werden. Es ist ja immer nur ein großes Objekt offen. Wir lösen daher mit FFD (first-fit decreasing) und BFD (best-fit decreasing) die obigen Beispiele BSP1: große Objekte Länge 8, kleine Objekte Länge 5, 2, 3, 2, 1, 3 5, 3, 3, 2, 2, 1 BSP2: große Objekte Länge 8, kleine Objekte Länge 5, 6, 4, 2, 3, 3 6, 5, 4, 3, 3, 2 (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 34 BSP1: OFFLINE BSP1: große Objekte Länge 8, kleine Objekte sortiert 5, 3, 3, 2, 2, 1 Wir lösen mit FFD und BFD großes Objekt 1: 5 3 5 großes Objekt 2: 3 2 3 8 2 5 1 7 8 In beiden Fällen (zufällig) die optimale Lösung (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 35 BSP2: OFFLINE BSP2: große Objekte Länge 8, kleine Objekte sortiert 6, 5, 4, 3, 3, 2 Wir lösen mit FFD und BFD großes Objekt 1: 6 2 6 großes Objekt 2: großes Objekt 3: 5 3 5 3 4 4 8 8 7 8 In beiden Fällen (zufällig) die optimale Lösung (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 36 Theoretische Resultate 1. Im Gegensatz zu Heuristiken gibt es für Approximationsalgorithmen „worst case" Abschätzungen So kann z.B. für FFD die folgende "worst case" Abschätzung gezeigt werden: [Anzahl bins mit FFD] [optimale Anzahl bins] + 4 2. Wenn die Länge der großen Objekte steigt, so kann die Anzahl der benötigten Bins nicht steigen Dies gilt für die optimale Lösung, nicht aber für Heuristiken oder Approximationsalgorithmen; siehe folgendes Beispiel. (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 37 Gegenbeispiel Anzahl Bins - 60 bei größerer Länge L benötigt FFD mehr große Objekte: kleine Objekte der Längen 44, 24, 24, 22, 21, 17, 8, 8, 6, 6. Großes Objekt der Länge 60 44 8 24 22 24 21 8 6 17 6 60 60 60 Bei "Länge" 60 kommt man mit 3 großen Objekten aus. Diese Lösung ergibt sich bei FFD (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 38 Gegenbeispiel Anzahl Bins – 61 Kleine Objekte der Längen 44, 24, 24, 22, 21, 17, 8, 8, 6, 6. Großes Objekt der Länge 61 44 17 24 22 24 21 6 8 8 61 61 6 61 61 Bei "Länge" 61 benötigen FFD & BFD 4 große Objekte Optimale Lösung wäre jene die bei L = 60 herauskam. (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 39 Weitere Lösungsverfahren Weitere Lösungsverfahren für das Bin-Packing Problem: Greedy-Heuristik: Löse eine Reihe von Knapsackproblemen, also jedes große Objekt wird so gut wie möglich befüllt, dann geht man über zum nächsten Bin (obiges Gegenbeispiel 60-61) Knapsackprobleme exakt lösbar über dynamisch Optimierung, Branch & Bound, MIP, oder heuristisch durch Sortierung nach Nutzen/Gewichtseinkeit (gleiche Idee wie relativer Deckungsbeitrag) Exakt: Generiere „alle möglichen“ Schnittmuster aus den kleinen Objekten und wähle dann die beste Kombination mittels MIP aus (Set covering) Dabei ist es nicht nötig, alle Schnittmuster zu generieren, sonderen es werden schrittweise neue Muster generiert (Spaltengenerierung, column generation) (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 40 Inhalt 4.1 Einleitung/Beispiele 4.2 Typologie & Begriffe 4.3 Eindimensionale Probleme 4.4 Zweidimensionale Probleme 4.5 Dreidimensionale Probleme (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 41 4.4 Zweidimensionale Probleme Bei zweidimensionalen Problemen haben die kleinen Objekte nicht nur Länge i sondern auch eine Höhe hi Ebenso haben die großen Objekte eine Länge L und eine Höhe H. Ein einfacherer Fall ist das s.g. „Strip packing“ Problem, wo nur die Länge L gegeben ist, und ALLE kleinen Objekte zu verpacken sind, wobei die Gesamthöhe des “großen Streifens“ zu minimieren ist Auch 1,5-dimensionales Problem genannt (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 42 4.4.1 ONLINE „Strip packing“ Problem Ein Niveau-Algorithmus (level algorithm) packt die kleinen Objekte so, daß mehrere nebeneinander gepackt werden und die größte Höhe eines dieser Objekte das Niveau ergibt, wo die nächsten Objekte eingepackt werden. Der einfachste Algorithmus ist der der NFL (next fit level) Algorithmus, in dem die kleinen Objekte in der Reihenfolge eingepackt werden, in der sie ankommen. Passt ein kleines Objekt nicht mehr in ein „Level“, so wird dieses Level geschlossen und ein neues eröffnet. (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 43 Beispiel NFL für Strip Packing Einfachster ONLINE Algorithmus NFL Zunächst wird Level 1 befüllt mit kl. Objekten 1, 2 und 3. Objekt 4 hat horizontal keinen Platz mehr Level 1 geschlossen (Höhe durch das höchste Objekt, nämlich Obj. 2 bestimmt), und Level 2 eröffnet Objekte 4 und 5 in Level 2 (Höhe durch Objekt 4 bestimmt) Etc. (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik usw. i= 6 i= 7 i= 8 i= 9 i= 4 i= 5 i= 1 i= 2 i= 3 Kapitel 4 / 44 FFL und BFL für Strip Packing Deutlich besser sind die Level Algorithmen FFL und BFL, die immer alle Level offen halten und die Lücken später füllen können FFL (first fit level): jedes kleine Objekt wird in das unterste Level eingepackt, wo es mit Breite i und Höhe hi noch hineinpaßt. Dabei ist die Höhe des obersten Levels nicht beschränkt (als ONLINE Algorithmen können die Höhen der unteren Levels aber nicht mehr verändert werden). Wenn kl. Obj. nirgends mehr hineinpasst neues Level beginnen. BFL (best fit level): wie FFL, nur wird jedes kleine Objekt in jenes Level eingepackt, wo es am besten passt, wo also der verbleibende horizontale Restplatz minimal ist. (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 45 Beispiel FFL und BFL für Strip Packing L=8 kleine Obj. i hi : 1 8, 5 4, 3 3, NFL 4 7, 2 3, 1 2, 23 und 4 2. (c) Prof. Richard F. Hartl 2 4 3 3 2 2 1 3 2 2 2 7 7 3 3 8 4 4 FFL und BFL 3 2 4 1 3 8 4 4 3 1 Transportlogistik 5 1 Kapitel54 / 46 2 4.4.2 OFFLINE „Strip packing“ Problem In vorigen Beispiel sah man, dass BFL (bzw. auch FFL) zwar den Platz horizontal recht gut ausnutzen kann, aber vertikal viel Platz verschwendet wird, weil sehr unterschiedlich hohe Teile in einem Level angeordnet sind. Wie in § 4.3.2 kann auch hier aus dem on-lineAlgorithmus ein off-line-Algorithmus gemacht werden, indem man die kleinen Objekte zunächst nach abnehmender Höhe sortiert. So erhält man den BFDH (best fit decreasing height) Algorithmus. 3 2 2 7 3 Transportlogistik 2 4 1 3 8 4 3 1 (c) Prof. Richard F. Hartl 4 5 2 Kapitel 4 / 47 Beispiel BFDH für Strip Packing L=8 kleine Obj.: 1 8, 3 2 5 4, 2 7 3 3, 4 7, FFL 2 3, und 3 1 2, BFL 3 23 8 und 4 2. kleine Obj. nach Höhe sortiert (sekundär nach Länge): 4 2 4 1 4 3 (c) Prof. Richard F. Hartl 1 5 3 1 8, 2 BFDH 2 4 7, 4 5 4, 3 3, 2 3, 8 7 2 3, 42 und 1 2. Transportlogistik 2 1 4 3 2 2 1 5 3 Kapitel 4 / 48 4 3 ONLINE „Strip packing“ - Shelf Auch im Rahmen von Online Algorithmen kann der Platz vertikal besser ausgenutzt werden, z.B. durch Shelf (Regal)Algorithmen. Wenn über die Dimensionen der kleinen Objekte zumindest eine Wahrscheinlichkeitsverteilung bekannt ist, dann kann man auch optimale Regalhöhen angeben Im einfachsten Fall sind die Höhen der kleinen Objekte gleichverteilt zwischen 0 und M. Dann ist es sinnvoll (optimal), äquidistante „Regalhöhen“ zu definieren, also gleich große Intervalle, die insgesamt [0,M] ergeben, also z.B. 0, M , M , 2M , ..., M K 2 , M K 1, M K 1 , M K K K K K K (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 49 Beispiel ONLINE „Strip packing“ - Shelf L=8 kleine Obj.: 1 8, 3 2 5 4, 2 7 3 3, 4 7, FFL 2 3, und 3 1 2, BFL 3 23 8 und 4 2. Maximale Höhe M=8 und K=4 Intervalle [0, 2], (2, 4], (4, 6], (6, 8]: 4 2 4 1 FFS 2 2 1 3 (0, 2] 4 3 2 (2, 4] 2 4 3 5 (2, 4] 3 8 7 (6, 8] 4 3 (c) Prof. Richard F. Hartl 1 5 Transportlogistik 2 1 4 Kapitel 4 / 50 4.4.3 Strip packing 2d Bin packing 1. 2. Wenn man eine gute Heuristik (z.B. BFDH oder BFS) zur Lösung des 1,5 dimensionales Problems hat (Strip packing), kann man leicht daraus eine Heuristik für das 2d Bin packing Problem machen: Ordne alle kleinen Objekte in Streifen Löse ein eindimensionales Bin Packing für die Höhe wobei die gebildeten Streifen die kleinen Objekte sind Wenn in Schritt 1 die BFDH Heuristik gewählt wird und in Schritt 2 die FFD Heuristik, nennt man diese 2d Bin packing Heuristik auch Hybrid First-Fit (HFF) (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 51 Beispiel für Hybrid First-Fit (HFF) Siehe http://cgi.csc.liv.ac.uk/~epa/surveyhtml.html Schritt 2 Schritt 1 (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 52 4.4.4 Bottom-Left (BL) Algorithmus Meist wird zunächst nach fallender Breite sortiert, es ist also dann ein OFFLINE Algorithmus. Ferner wird nun von der Annahme abgegangen, dass es ein Guillotine Muster sein muss. Man versucht also die Lücken noch besser zu füllen und keine Ebenen/Regale zu bauen → Lösungen sehen ”unordentlicher” aus Das nächste kl. Objekt wird so tief unten wie möglich platziert, und dann so weit links wie möglich. Kann als Strip packing oder auch als 2d Bin packing Algorithmus verwendet werden (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 53 Beispiel für Bottom-Left (BL) 4 5 7 3 3 2 4 2 8 2 4 3 3 1 (c) Prof. Richard F. Hartl 2 1 Transportlogistik Kapitel 4 / 54 Vergleich BL - BFDH 4 5 7 3 8 3 2 3 2 2 2 4 4 8 7 2 12 4 3 3 1 3 2 3 3 4 1 5 2 8 7 2 2 1 4 4 4 3 3 (c) Prof. Richard F. Hartl 2 2 1 Transportlogistik 5 3 1 4 Kapitel 3 4 / 55 Mögliche Einfügepositionen Bei BL Bei BLF „bottom left fill“ Weitere Punkte 8 7 12 3 1 3 2 2 2 4 4 4 3 (c) Prof. Richard F. Hartl 5 Transportlogistik 3 Kapitel 4 / 56 Weitere Bespiele Aus: E. K. Burke, G. Kendall, G. Whitwell: A New Placement Heuristic for the Orthogonal Stock-Cutting Problem, Operations Research 52 (4, July) , pp. 655–67, 2004 (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 57 Weitere Bespiele Aus: E. K. Burke, G. Kendall, G. Whitwell: A New Placement Heuristic for the Orthogonal Stock-Cutting Problem, Operations Research 52 (4, July) , pp. 655–67, 2004 (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 58 4.4.5 Touching Perimeter Heuristic Zunächst wie BL: Meist wird zunächst nach fallender Breite sortiert, es ist also dann ein OFFLINE Algorithmus. Ferner wird nun von der Annahme abgegangen, dass es ein Guillotine Muster sein muss. Man versucht also die Lücken noch besser zu füllen und keine Ebenen/Regale zu bauen → Lösungen sehen ”unordentlicher” aus Das nächste kl. Objekt wird dort platziert, wo Berührung mit anderen Objekten oder dem Rand so groß wie möglich ist. Wenn nicht eindeutig, BL Kann als Strip packing oder auch als 2d Bin packing Algorithmus verwendet werden (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 59 Beispiel für Touching Perimeter 4 5 7 3 3 2 4 2 8 2 4 3 3 1 (c) Prof. Richard F. Hartl 2 1 Transportlogistik Kapitel 4 / 60 Beispiel für Touching Perimeter 4 5 7 3 3 2 2 8 2 4 8 4 7 2 4 3 3 1 2 1 4 (c) Prof. Richard F. Hartl 2 1 3 1 3 2 4 2 3 Transportlogistik 5 3 Kapitel 4 / 61 4.4.6 Best Fit Heuristik Die kleinen Objekte werden nicht in vorsortierter Reihenfolge eingefügt, sondern es wird in jeden Schritt das am besten passendste Objekt gesucht und so tief wie möglich eingefügt: Suche tiefste Lücke, füge folgendes kleines Objekt ein Das höchste, das die Breite der Lücke völlig ausfüllt Wenn nicht möglich, wähle das breiteste, das Platz hat (links, höchster Nachbar, niedrigster Nachbar) Wenn kein Objekt hineinpasst schliesse/lösche die Lücke (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 62 4.4.6 Best Fit Heuristik links, höchster Nachbar, niedrigster Nachbar: Aus: E. K. Burke, G. Kendall, G. Whitwell: A New Placement Heuristic for the Orthogonal StockCutting Problem, Operations Research 52 (4, July) , pp. 655–67, 2004 (c) Prof. Richard F. Hartl Transportlogistik Kapitel 4 / 63
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