Ausgabe Oktober 2015

Staatsschauspiel Dresden
Die Theaterzeitung 58
Oktober 2015
Liebe Zuschauer,
die drei kommenden Premieren erzählen auf sehr unterschiedliche Weise von Treue, Liebe und Verrat: In Hebbels „Die Nibelungen“ spürt Regisseur Sebastian Baumgarten dem urdeutschen Mythos nach und dem Drang,
sehenden Auges ins Verderben zu gehen. Simon Solbergs
Uraufführung von Peter Wawerzineks „Rabenliebe“ im
Kleinen Haus erzählt in wortgewaltigen Sprachkaskaden von einer lebenslangen Muttersuche. Und am 1. November heißt es für alle „Reckless“-Fans: Jakob, Will und
Fuchs sind zurück! In „Das Goldene Garn“ (Reckless III)
wird Jakob von einer uralten Macht aufgefordert, eine
alte Schuld zu begleichen.
Es ist uns in dieser Zeit ein Anliegen, deutlich für eine
Kultur des Miteinanders einzutreten. Gemeinsam mit
vielen Bürgern unserer Stadt wollen auch wir die Geflüchteten willkommen heißen, die jeden Tag neu in
Dresden ankommen. Seit Mitte September laden wir wöchentlich Dresdner und Asylsuchende aller Altersgruppen ins Montagscafé ab 15 Uhr im Kleinen Haus ein, das
als Ort des Verweilens und der Kontaktaufnahme gedacht
ist. Wir beteiligen uns am Aufbau von Deutschkursen
durch Ehrenamtliche, unterstützen Patenschaftsvermittlungen u. v. m.
Ihre Ideen, Vorschläge und Anregungen rund um
das Montagscafé sind herzlich willkommen! Telefon: 0351.49 13 – 849 oder E-Mail: [email protected]
Ihr Wilfried Schulz
In Nibelungentreue verbunden: König Gunther von Burgund (Christian Erdmann), König Giselher (André Kaczmarczyk), Kriemhild (Yohanna Schwertfeger), Volker von Alzay (Thomas
Braungardt), Hagen Tronje (Rosa Enskat) und Siegfried von Xanten (Sascha Göpel)
Die Nibelungen
Deutsches Trauerspiel von Friedrich Hebbel
Premiere am 10. Oktober um 19:00 Uhr
im Schauspielhaus
(weiter Termine: 9.10. um 19:00 Uhr (Voraufführung)
sowie 16.10., 19. und 5.11. um 19:00 Uhr)
Im Kohlenkeller der Gefühle
„Die Nibelungen“, das ist der gespenstische Nationalmythos der Deutschen: Der heimtückische Meuchelmord
an Drachentöter Siegfried sichert König Gunther von
Burgund und Hagen Tronje den Nibelungenhort. Es gilt
zu vertuschen, dass Siegfried – unter der Tarnkappe verborgen – einst für Gunther die Isenkönigin Brunhild im
Kampf und im Bett unterwarf. Doch die Burgunden haben die Rechnung ohne Kriemhild, Gunthers Schwester
und Siegfrieds Frau, gemacht. Vierzehn Jahre arbeitet die
Witwe auf ihre Rache hin, bis die Burgunden schließlich
am Hof des Hunnenkönigs Etzel, des zweiten Mannes
Kriemhilds, in einem heillosen Gemetzel untergehen.
Vergeben und vergessen? Das ist die Sache der Burgunden nicht. Sehenden Auges gehen sie in den Tod und
Foto: Matthias Horn
reißen hunderte Unschuldiger mit sich. Auf die Frage
Etzels, warum denn gerade unter den zum Christentum bekehrten Germanen so gar nichts zu bemerken
sei von der christlichen Moral, den Feind zu lieben und
mit dem Kuss zu danken für den Schlag, entgegnet
sein Ratgeber Dietrich lakonisch: So sollt’ es sein, doch
ist nicht jeder stark genug dazu. Die mangelnde Geistesstärke, die Richtung des Willens umzukehren und eine
Todfeindschaft zu befrieden, heißt: Nibelungentreue.
Fortsetzung auf Seite 02
02
Staatsschauspiel Dresden
weist – Hagen und ihre
Brüder brachen ja zuerst
die Treue, indem sie
Siegfried ermordeten –,
tritt Giselher wortlos in
die Reihen der Burgunder zurück.
Kriemhild (Yohanna Schwertfeger) Fortsetzung von Seite 01
Was einmal Recht ist, muss Recht bleiben, und koste es
die ganze Welt. Anhand dieses verführerisch simplen
Prinzips verschwören und bekämpfen sich die Nibelungen gegenseitig, über drei abendfüllende Tragödien
hinweg – Der gehörnte Siegfried, Siegfrieds Tod und Kriemhilds Rache. Verführerisch deshalb, weil der Anspruch,
die Welt zu ordnen, indem man sie in „Recht“ und „Unrecht“ teilt, die tiefe innere Zerrissenheit der menschlichen Seele übertüncht.
Immer wieder bricht die Verzweiflung über das, was
die nibelungenhafte Gesinnungsethik an Konsequenzen fordert, aus den Hebbel’schen Helden hervor. Etwa
wenn der junge Giselher zögernd und nur äußerst widerwillig mit gezogenem Schwert an Hagens Seite
tritt, die Schwester zugleich um Verzeihung bittend: O
Kriemhild, halte ein, wir können ja nicht anders! Wir häuften ew’ge Schmach auf unser Haupt, wenn wir den Mann
verließen, der uns in Not und Tod zur Seite stand. Als Kriemhild auf die groteske Willkür der Treuebekundung hin-
Warum der junge Mann
nicht anders kann, als
in der verschworenen
Mordbande auszuharren, erklärt Volkers
Definition der Nibelungentreue: Des Weibes
Keuschheit geht auf ihren
Leib, des Mannes Keuschheit geht auf seine Seele.
Und eher zeigt sich Dir das
Mägdlein nackt, als solch
ein Jüngling Dir das Herz
entblößt. Neben einem
unemanzipierten Frauenbild zeigt sich hier die
nackte Angst hinter der
Nibelungentreue. Die
Scham über den eigenen inneren Zwiespalt
kann selbst gefährdeten Existenzen den Anschein unüberwindbarer Festigkeit verleihen.
Heroische Härte bedeutet, die Bedrohung der
Persönlichkeit
durch
widerstreitende Gefühle zu leugnen. Das gilt
insbesondere für die
Todesangst. Aus Etzels
Gemetzelhalle
heraus
schreit Giselher ein
letztes Mal: Bist Du es
Schwester? Hab doch Erbarmen mit meinem jungen Leib! Aber die Bedingung des Treuebruchs
gegenüber Hagen, die
an Kriemhilds Erbarmen geknüpft ist, lässt
Foto: Matthias Horn
ihn die Schmach der
Selbstentblößung fühlen und bald verstummen. Die Scham überschreibt die
Todesangst, die Giselher und alle Burgunder vor dem
Untergang im Kessel hätte retten können.
Endlich weg von Zuhause, endlich raus aus dem ewig
gefährdeten Burgund, das sich gegenüber dem Papst,
Hunnenkönig Etzel und Siegfried von Xanten nicht
wirklich behaupten kann! Eine unleugbare Katastrophenfaszination und Sehnsucht nach dem Ende aller
Dinge treibt die Nibelungen voran. In Etzels Saal stoßen sie mit dem Blut der Ermordeten an, was mit den
schauerlichsten Versen des Dramas kommentiert wird:
Noch niemals standen Männer zusammen wie die Nibelungen hier, und was sie auch verbrochen haben mögen, sie haben’s gut gemacht, durch diesen Mut und diese Treue, die sie
doppelt ehrt. Blut trinken – der ultimative Zivilisationsbruch avanciert zum ultimativen Beweis der Treue. An
dieser Stelle setzt später die Nibelungenideologie der
Nationalsozialisten an: Unsere Ehre heißt Treue. Was
für eine Absage an das Leben, die Ehre aus dem Verbrechen und das Heldenpathos aus dem Zivilisationsbruch abzuleiten.
Einmal zum absoluten Prinzip erhoben, das alle anderen Werte kategorisch ausschließt, kennt die Nibelungentreue nur noch ein einziges Tabu: die Verletzung
des Treueeids. In einer der letzten Szenen des Dramas
liegt Markgraf Rüdeger, Kriemhilds Vasall, auf Knien
vor ihr: Ich fleh zu Euch um meine Seele, die verloren ist,
wenn Ihr mich nicht von diesem Eide löst. Rüdeger fürchtet, in Erfüllung des Treueeids zum Mörder an seinem
Schwiegersohn Giselher zu werden. Ein allerletztes Mal
deutet sich die Möglichkeit der Umkehr, der Kampfverweigerung und des Treuebruchs an. Doch es fehlt,
wie von Dietrich vorhergesehen, die Geistesstärke zur
Konversion. Gerade das Seelenargument lässt Kriemhild nämlich nicht gelten. Glaubst Du, dass ich die Seele
rettete? Die Königin hat ihre widerstrebenden Gefühle
längst abgetötet, um dem Prinzip unbedingter Rache
zu genügen, die für sie mit der unbedingten Treue zu
Siegfried in eins fällt. Ich hätt’ mich selbst als Opfer dargebracht, und sollte doch verzichten auf den Preis? Nein,
nein! Und müsste ich die ganze Welt zur Ader lassen, ich
schauderte auch davor nicht zurück.
Rüdeger ist von Kriemhild auserkoren, das Instrument
des großen Aderlasses zu sein. Zu sehen ist daraufhin
das Zerbrechen der Persönlichkeit und die Verwandlung des Helden in ein gepanzertes Gespenst. In dem
Augenblick, da Rüdeger als stummer Berserker in den
Krieg zieht, ist Hebbels Versuch, absolut unversöhnliche Verhältnisse herzustellen, vollendet. Das Ende der
Sprache ist erreicht: Ich bin taub! Musik, Musik! Schlagt
an die Panzer, rasselt mit den Speeren, ich habe jetzt das
letzte Wort gehört. Der Untergang der Nibelungen bietet
keinen heldenhaften, sondern einen widerlichen Anblick. So lautet zumindest das Urteil Etzels: Es widert
mich, ich kann’s nicht mehr – mir wird die Last zu schwer.
Das Versprechen der Katastrophenfaszination, man
könne den Tod als rauschhafte Erfüllung des Daseins
gestalten, sofern der Gang ins eigene Grab als apokalyptisches Gemeinschaftserlebnis inszeniert werde,
erweist sich am Ende als erbärmlicher Verrat an den
Überlebenden.
Janine Ortiz
Zum Regisseur
Sebastian Baumgarten
arbeitet als Grenzgänger zwischen Schauspiel und Musiktheater.
Für seine „Orest“-Inszenierung 2006 an der Komischen Oper Berlin
wählten ihn die Kritiker
der Zeitschrift „Opernwelt“ zum Regisseur des
Jahres; 2011 eröffnete er mit Wagners „Tannhäuser“ die
100. Bayreuther Festspiele; 2013 war seine Zürcher Inszenierung von Brechts „Die heilige Johanna der
Schlachthöfe“ zum Berliner Theatertreffen eingeladen – um nur einige Stationen zu nennen. Seit 2013 leitet Baumgarten den Studiengang Regie an der Theaterakademie August Everding, München. Am
Staatsschauspiel Dresden brachte er bereits Sophokles’ „Antigone“, „Die Räuber“ von Friedrich Schiller
und davor „Der goldne Topf “ von e.t.a. Hoffmann auf
die Bühne.
Besetzung
Mit: Cathleen Baumann, Thomas Braungardt, Cobra Killer (Gina V. D’Orio
und Annika Line Trost), Thomas Eisen, Rosa Enskat, Christian Erdmann,
Sascha Göpel, André Kaczmarczyk, Jan Maak, Yohanna Schwertfeger
Regie: Sebastian Baumgarten
Christina Schmitt
Bühne: Hartmut Meyer
Musik: Cobra Killer
Kostüm:
Dramaturgie: Janine Ortiz
03
Die Theaterzeitung
10/2015
Rabenliebe
von Peter Wawerzinek
Premiere / Uraufführung
am 3. Oktober um 19:30 Uhr im Kleinen Haus 1
(weitere Termine: 8.10. und 27.10. um 19:30 Uhr)
Suche nach Geborgenheit
E
in kleiner Junge wird in einem Kinderheim abgegeben. Seine Mutter hat ihn mitsamt seiner Schwester in einer verwahrlosten Rostocker Wohnung zurück
gelassen und ist in den Westen gegangen. Der Junge
spricht nicht und ist auch sonst zurückgeblieben. Nach
einer Kindheit und Jugend erst im Heim und dann bei
einer Adoptionsfamilie macht sich der Erwachsene auf
die Suche nach seiner leiblichen Mutter und tritt der
alten Frau als über 50-Jähriger schließlich gegenüber.
Am Staatsschauspiel Dresden wird dieser über weite
Strecken autobiografische Roman des Berliner Autors
Peter Wawerzinek nun auf die Bühne gebracht. Die
Idee für eine Bühnenadaption des Stoffes lieferte der
Regisseur Armin Petras. Simon Solberg hat mit dem
Ensemble eine Fassung erarbeitet und wird „Rabenliebe“ nun in Dresden zur Uraufführung bringen. Zu
Beginn der Proben hat sich die Dramaturgin Felicitas
Zürcher mit ihm unterhalten.
Felicitas Zürcher: Sie sind diesmal vom Theater mit
einem bereits gefundenen Stoff konfrontiert worden. Wie war Ihr erster Eindruck von „Rabenliebe“? Was interessierte Sie daran?
Simon Solberg: Mich hat die eigenwillige Sprache von
Wawerzinek fasziniert und die Unbedingtheit, in der er
in verschachtelten Sätzen innere Zustände beschreibt.
Außerdem haben sich beim Lesen immer wieder Themen-Felder aufgemacht, die weit über eine persönliche Mutter-Suche hinausgehen: Eine Phantasie, in
die er sich hineinträumt, die Übersetzungen, die er
für wirklich Erlebtes findet, oder wie er aus einfachen
Alltagsbeobachtungen einen philosophischen Blick
auf weltpolitisches Geschehen wirft. Die Suche nach
der Mutter wurde für mich beim Lesen immer mehr
zur Suche nach einem verstehenden Gegenüber, einer
bedingungslosen Liebe, einer „gebärmutteresken“ Geborgenheit, einem Weg, dem man bedenkenlos folgen
kann, einer richtigen Idee für das Leben.
Die Geschichte spielt über weite Strecken in der
DDR, aus der die Mutter in den Westen geflohen
ist. Spielt dieser Aspekt für Sie eine Rolle?
Für mich als Kind der Wende-Generation West fällt
der kreative Blick zwischen den Zeilen natürlich eher
auf generelle gesellschaftliche Fragestellungen als auf
spezifisch ostdeutsche, falls es diese überhaupt gibt.
Mich faszinieren die Passagen des Buches, in denen
Wawer­zinek aktuelle Parallelen beschreibt: so findet
die Flucht der Mutter, ausgelöst durch die Anziehung
des Westen, immer wieder aktuelle Entsprechungen in
der Fluchtbewegung der Menschen der südlichen Erdhalbkugel.
Torsten Ranft als Ich-Erzähler auf Muttersuche
Foto: Matthias Horn
„Rabenliebe“ ist die Lebens- bzw. Entwicklungsgeschichte eines Jungen, der nach Jahren der Muttersuche mit über 50 Jahren endlich seine Mutter
trifft. Happy End oder nicht?
Der Held dieser Muttersuche findet einen ganz eigenen
Weg, mit einer riesigen Erwartungshaltung und der
ernüchternden Realität umzugehen. Es ist ein fragiles
Ende, das zwar eine geläuterte und an Wissen und Erfahrung reichere, aber dennoch auch von den Ereignissen gezeichnete Figur hinterlässt – am Ende bleibt ihm
nur der Weg in die Schriftstellerei, um seine Gefühle
und Erfahrungen in einem Roman wie „Rabenliebe“
auszudrücken.
tende Abrechnung mit der Mutter. Wie werden Sie
diese Stimmung auf die Bühne transportieren?
Zunächst hat uns Olaf Altmann einen Raum ins Kleine
Haus gestellt, der zum „Verloren-Sein“-Fühlen in der eigenen Gehirn-Höhle einlädt. Zudem steht uns Miles Perkin
zur Seite, um uns musikalisch in die Leere der eigenen Seele zu entführen. Und schlussendlich versuchen die Schauspieler im Ringen um das Schmerzzentrum des Romans,
das Gefühl von „Rabenliebe“ für den Zuschauer erfahrbar
zu machen und im besten Fall Empathie zu wecken.
Besetzung
Mit: Christine Hoppe, Torsten Ranft, Nele Rosetz, Lea Ruckpaul, Sabine
Waibel, Miles Perkin
Obwohl der Roman aus der Perspektive des Ich-ErRegie: Simon Solberg
Bühne: Olaf Altmann
Kostüm: Katja Strohzählers geschrieben ist, wird er in Dresden nicht als schneider Musik: Miles Perkin Licht: Michael Gööck DramaturMonolog aufgeführt, sondern mit Torsten Ranft gie: Felicitas Zürcher
und vier Frauen. Wen spielen die Frauen?
Im Laufe des Romans begegnen dem Ich-Erzähler alle Zum Regisseur
möglichen Mutterfiguren und -formen, sowie Freunde
Simon Solberg inszenierte
und Fremde; zudem ist er begleitet von seinen inneu. a. am Maxim Gorki Theren Stimmen, seinen Alter Egos, seinen verschiedenen
ater Berlin, am Schauspiel
Der Roman ist eine 400seitige, eigenwillige Kom- Ichs, und all jene werden von den Spielerinnen verkörStuttgart, am Volkstheater
position aus Gedichten, Liedern, Anekdoten, pert.
München, am Deutschen
Sprachkunst, Gedankenexperimenten und reflexiTheater Berlin und am
ven Passagen. Welche Komponenten des Textes Der Roman kreist auf vielfache Weise um das TheTheater Basel, wo er in der
werden in Ihrer Inszenierung eine Rolle spielen?
ma Mutter. Welche fünf Wörter mit MUTTER fallen
Spielzeit 2012/2013 HausreVon dem Füllhorn an starken Text-Passagen ist der Ihnen innerhalb von 30 Sekunden ein?
gisseur und Co-SchauSchritt zu einer Adaption für die Bühne immer ein Muttermal, Mutterkuchen, Mutation, Mutant,
spielleiter war. In Dresden
schmerzhafter. Wir versuchen, uns an den prägenden Mut-terrier.
inszeniert Solberg regelmäßig, u. a. „Romeo und Julia“
Stationen der Romanfigur entlang zu hangeln, um
(eingeladen zum Festival „Radikal jung“), Sartres „Die
dann immer wieder anzuhalten und seinen philosophi- Trotz zahlreichen humorvollen und teils aberwit- schmutzigen Hände“ und zuletzt „Der abentheurliche
schen Exkursen Raum zu geben.
zigen Episoden bleibt der Roman Anklage und wü- Simplicissimus Teutsch“.
04
Staatsschauspiel Dresden
Das Goldene Garn (Reckless III)
kehrt zurück in die Welt, die ihm eine Haut aus Jade
Kinder- und Familienstück für alle ab 8 Jahren
gab – auf der Spur der Dunklen Fee. Aber den Zweck der
von Cornelia Funke
Reise bestimmt ein anderer: Jemand, den ein alter Pakt
Für die Bühne eingerichtet von Robert Koall
Uraufführung/Premiere am 1. November um 17:00 an die Gebrüder Reckless bindet. Jemand aus einem uralten Geschlecht, das nach acht Jahrhunderten zurück an
Uhr im Schauspielhaus
die Macht drängt: Der Erlkönig. Er hat den Handel nicht
vergessen, den Jacob im Labyrinth des Blaubarts mit ihm
geschlossen hat; er lehrt Jacob und Fuchs das Fürchten
Das Schicksalsband der
und zwingt Jacob zu einem Abkommen: Jacob soll sein
einzig wahren Liebe!
künftig erstgeborenes Kind an ihn abtreten. Denn auch
in der Welt der Märchen muss für alles bezahlt werden.
acob und Will Reckless sind zurück! Diesmal führt
die Reise hinter dem Spiegel Fuchs und Jacob aus dem Wieder schenkt die Autorin Cornelia Funke dem
New York unserer Gegenwart weit nach Osten. Auch Will Staatsschauspiel Dresden ihr Vertrauen und lässt
J
auch den dritten Teil ihrer „Reckless“-Romanserie
im Schauspielhaus zur Uraufführung kommen, in
dem die Brüder Jakob und Will Reckless unversehens
in eine Parallel-Märchenwelt geraten. Jakob ist einst
über den Spiegel im Zimmer seines Vaters in diese unberechenbare und gefährliche „Parallelwelt“ eingetreten und ihr schließlich erlegen. Hexen, Blaubärte oder
auch nur vergiftete Kämme, Spindeln und Zaubertränke sind nicht erst seit den Erzählungen von den
Gebrüdern Grimm die beliebten Zutaten, aus denen
phantastische Stoffe gemacht sind. Und das sei garantiert: In diesem neuen Märchenabenteuer von Cornelia Funke wimmelt es nur so von fantastischen Gestalten. Es treten auf: Einhörner und Feen, Baba Jagas,
KURZGESCHICHTENWETTBEWERB
Gemeinsam mit unserem Projektpartner, der
Ostsächsischen Sparkasse Dresden, veranstalten
wir zu „Das Goldene Garn (Reckless III)“ einen
Kurzgeschichtenwettbewerb.
Schreibe eine Kurzgeschichte und schicke uns
den Text. Wir haben drei mögliche Geschichtenanfänge mit Sätzen aus „Reckless III“ zusammengestellt.
Suche dir einen Anfang aus und erfinde deine eigene Geschichte mit deinen eigenen Fantasie-Charakteren oder den Figuren aus Reckless weiter:
Die Räuber hatten sich keine Mühe gegeben,
ihre Fährte zu verwischen …
In dem kleinen Wald auf der goldenen Schale
hatte sich der Eindringling durch das Knacken
der Äste verraten …
Der Teppich erhob sich so sacht, …
Je nachdem wie alt du bist, darf die Länge der Geschichte unterschiedlich sein.
Aus den Einsendungen werden zehn Geschichten
von einer Jury ausgewählt. Die Texte werden zum
Teil in der Theaterzeitung des Staatsschauspiels,
bei uns im Theater und im Internet veröffentlicht.
Als Preise winken Theaterkarten, Bücher, kleine
Überraschungen und für alle Gewinner ein Backstagebesuch mit Fotosession mit den Darstellern
aus dem „Das Goldene Garn“. Und vielleicht wird
deine Geschichte bei dieser Gelegenheit dann ja
auch vorgelesen.
Die Texte könnt ihr entweder mailen an info@
staatsschauspiel-dresden.de oder schicken an
Staatsschauspiel Dresden, Kennwort „Kurzgeschichtenwettbewerb“, Theaterstraße 2,
01067 Dresden. In jedem Fall Namen, Absender
und Alter nicht vergessen!
Teilnehmen können alle Schülerinnen und Schüler bis
inklusive 18 Jahre. Einsendeschluss ist der 15. Januar
2016. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Will Reckless (Thomas Kitsche), Jacob Reckless (Jonas Friedrich Leonhardi) und Fuchs (Karina Plachetka) brechen auf zu
neuen Abenteuern Folgende Vorstellungen von Das Goldene Garn
(Reckless III) sind bereits im Vorverkauf: 30.10. (18:00)
Voraufführung, 7.11. (19:oo), 8.11. (10:30), 3.12. (10:30),
6.12. (15:00 + 19:00), 8., 9., 11., 12.12. (10:30), 20.12. (16:00),
21.12. (10:30), 22.12. (10:30), 27.12. (15:00 + 19:00)
Wir spielen das Kinder- und Familienstück Das Gespenst von Canterville von Oscar Wilde für alle ab 10
Foto: David Baltzer
Jahren auch in dieser Spielzeit weiter. Folgende Termine sind bereits im Vorverkauf: 18.11. (19:00), 29.11.
(15:00 + 19:00), 13.12. (15:00 + 19:00), 25.12. (17:00),
26.12. (10:30)
Unsere Kinder- und Familienstücke werden unterstützt durch die Ostsächsische Sparkasse Dresden.
05
Die Theaterzeitung
10/2015
Unholde, Wassermänner, Baumwesen, Menschen aus
Stein, die sogenannten Goyl, Spione und ein Zar, der zu
Audienzen in Begleitung eines Bären kommt. Und das
alles vor sagenhafter Kulisse: Goldene Türme, düstere
Wälder – allerorts zauberhafte Welten.
Der neue Roman setzt dort ein, wo der letzte aufhörte
und Jacob und die Gestaltwandlerin Fuchs sich in allerletzter Sekunde vor den Goyl, den Steinwesen, durch
einen Spiegel in die reale Welt retten konnten. Jetzt hat
er einen neuen Auftrag: Er muss die Arnbrust, seine
magische Superwaffe, im New York der Jetzt-Zeit sicher
verstecken. Doch der Erlelf Oberon macht ihm immer
wieder einen Strich durch die Rechnung. Er, wie alle
Erlelfen, einst von den Feen ins Exil vertrieben, wittert Es sind die ganz großen Themen wie Leben und Tod, Liebe
seine Chance nach „acht Jahrhunderten in der falschen und Verrat, die in „Das Goldene Garn (Reckless III)“ verhanWelt“ endlich wieder zurückkehren zu können.
delt werden. Ein Märchenstoff wie fürs Thea­ter gemacht!
Es kommt zum fantastischen Gerangel zwischen ihm
und Jacob, Fuchs, Will und dessen Freundin Clara.
Und noch eine andere alte Bekannte spielt wieder ihr
undurchsichtiges Spiel: Die Dunkle Fee. Enttäuscht
und verletzt von Kamien, – ihrem einstmaligen Geliebten –, versucht sie wieder Herrin über ihre Gefühle zu werden, indem sie das „Goldene Garn“, dieses
Schicksalsband der einzigen wahren Liebe, ein für
allemal mal zerschneiden will – wenn es auch ihren
eigenen Tod bedeutet.
Regie führt Sandra Strunz, die bereits „Reckless II – Lebendige Schatten“ am Staatsschauspiel inszeniert hat.
Es spielen u. a. Jonas Friedrich Leonhardi und Thomas
Kitsche das Brüderpaar Jacob und Will Reckless, den
Fuchs Karina Pachetka, die dunkle Fee Ina Piontek,
Chanute Rainer Philippi und Oberon Atef Vogel. Außerdem sind die Schauspielstudenten Henriette Hölzel, Marius Ahrendt, Valentin Kleinschmidt und die
beiden Tänzer Cindy Hammer und Florian Busch auf
der Bühne zu sehen.
Julia Weinreich
QUIZ
Die Großbuchstaben vor
der richtigen Lösung ergeben die Lösung.
Frage 1
Der dritte Teil von Cornelia Funkes „Reckless“-Saga
trägt den Titel „Das Goldene Garn“. Dabei handelt es
sich um:
HI
die zu Gold gesponnen Haare einer Hexe
HY
den Schicksalsfaden der Liebe
HE
die Schurwolle magischer Schafe
Frage 2
Im Zentrum von Peter Wawerzineks „Rabenliebe“
steht die Suche nach:
PO
der abwesenden Mutter
PA
dem schnellen Geld
einem Ornithologen
PI
Die Dunkle Fee (Ina Piontek) will das Goldene Garn zerschneiden, um sich von der Liebe zu befreien. Aber Jacob Reckless (Jonas
Friedrich Leonhardi) macht ihr einen Strich durch die Rechnung …
Foto: David Baltzer
Neues aus dem Staatsschauspiel: Unserer Schauspieler am Filmset
Anfang der Woche haben in Prag die Dreharbeiten für den
TV-Zweiteiler „Die Dasslers“ begonnen. Christian Friedel
spielt Adi Dassler, den Gründer des Sportartikelherstellers
Adidas und Hanno Koffler seinen Bruder und Konkurrenten, Rudi Dassler, den Gründer von Puma. In weiteren
Hauptrollen sind Alina Levshin und Hannah Herzsprung
zu sehen. Die Dreharbeiten finden noch bis Anfang Dezember in Bayern und Tschechien statt. Die Ausstrahlung
im Ersten ist für das kommende Jahr geplant.
Auch Christian Clauß steht ab dieser Woche vor der Kamera. Es beginnen die Dreharbeiten für die deutsch/russische Koproduktion „Paradies“ unter der Regie von Andrej
Kontschalowski. Der Film erzählt die tragische Geschichte
dreier Menschen, deren Pfade sich während des Zweiten
Weltkrieges kreuzen: Olga, eine adlige russische Emigrantin und Mitglied der französischen Résistance; Jules, ein
französischer Kollaborateur und Helmut, ein hochrangiger deutscher SS-Offizier, gespielt von Christian Clauß.
Und ebenfalls in dieser Woche hat Rosa Enskat eine kleine Rolle im neuen Dresdner Tatort übernommen und gedreht. Sie spielt in der ersten Folge eine Lehrerin. Mehr
wird hier natürlich nicht verraten.
Jonas Friedrich Leonhardi wirkt in gleich zwei Produktionen von Regisseur Christian Schwochow („Der
Turm“). Und zwar in einer aufwendigen Spielfilmtrilogie
über die Entstehung und die Hintergründe des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Die Trilogie erzählt
die Geschichte aus drei Perspektiven, aus der der Täter,
der Opfer und der Ermittler. Leonhardi spielt im ersten Teil „Heute ist nicht alle Tage“ (AT) den Cousin von
Beate Zschäpe. Ausstrahlung ist im Frühjahr 2016. Der
zweite Film heißt „Paula“ und ist ein Biopic über Paula
Modersohn-Becker, eine der wichtigsten Künstlerinnen
der Moderne und Bewohnerin der Künstlerkolonie
Worpswede. Die weibliche Hauptrolle spielt Carla Juri.
Kinostart ist 2016.
Frage 3
Siegfried, der Held in Friedrich Hebbels Tragödie
„Die Nibelungen“, stammt aus:
PHTronje
STXanten
THNibelheim
Frage 4
Refugees are welcome here – Ideen, Vorschläge und
Angebote sind herzlich willkommen, die unseren
Treffpunkt für Geflüchtete und Einheimische beleben. Unterstützen Sie die neue Veranstaltungsreihe:
ASEMontagscafé
OSEMontagsmatinée
AREMontagsodyssee
Das Lösungswort bitte bis zum 07. Oktober an:
[email protected],
Betreff: „Quiz Oktober 2015“.
Unter den richtigen Einsendungen verlosen wir
10 x 2 Freikarten für „Maß für Maß“ am 11.10.
um 19:30 Uhr im Schauspielhaus.
Die Lösung des September-Rätsels lautete:
Siegfrieds Tod.
06
Staatsschauspiel Dresden
Neues von der Bürgerbühne
Am 24. und 25. Oktober stürzen sich die Teilnehmer
des Clubs der anders begabten Bürger hinein in die Arbeitswelt zwischen Kisten, Kabeln und Fließband, Wäsche, Kochschürzen und Poststempeln. In Verpackung
und Montage oder Was ich immer schon mal werden
wollte fragen sie nach dem Sinn ihrer Tätigkeit und ob
das, was sie tun, auch das ist, was sie tun wollen. Wie
groß ist die Kluft zwischen Wunsch und Realität? Aus
persönlichen Geschichten und filmischen Beiträgen
entsteht eine dokumentarisch-poetische Werkstattaufführung, eine theatrale Mischung aus Selbstbefragung
und -porträt.
Ringvorlesung im Kleinen Haus
Wachstum – Zwischen Effizienz,
Konsistenz und Suffizienz
Eine Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung in Kooperation mit dem Lehrstuhl Internationale Politik der
TU Dresden und dem Staatsschauspiel Dresden
ab 21. Oktober im Kleinen Haus
Im Jahr 1972 veröffentlichte der Club of Rome „Die
Grenzen des Wachstums“ und löste damit einen Diskurs über die Zukunft menschlicher Entwicklung aus.
Wenngleich sich die Prognosen verschoben haben, so
besteht bis heute eine Debatte über den Stellenwert
und die Umsetzung „guten Wirtschaftens“. Die aktuelle Krise scheint den Diskurs weiter zu revitalisieren.
Ziel der Veranstaltung ist es, Einblicke in die Wachstumskritik zu gewinnen sowie ein vielschichtiges Feld
an Problemzusammenhängen zu erarbeiten. Die thematisierten Inhalte und die hier eröffneten Perspektiven werden anschließend vor dem Hintergrund des
Spannungsverhältnisses zwischen sozialer Gerechtigkeit und individueller Freiheit diskutiert.
Am 21.10. spricht Marco Lehmann-Waffenschmidt
(Professur für Volkswirtschaftslehre, TU Dresden) Zur
­Zukunft des Wachstums – Fragmente einer gesellschaftlichen Transformation, die Ringvorlesung mit
Hans Diefenbacher (Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft, Heidelberg) am 28.10.
Das Montagscafé soll ein Ort zum Verweilen, Kennenlernen und Informieren sein.
Foto: Martina Aschmies
trägt den Titel Wachstum und Lebensqualität – Probleme und Perspektiven zur Messung von Wohlfahrt,
Uwe Lübbermann (Geschäftsführer Premium Cola) hat
#WOD – Initiative
Um 17:00 Uhr geht es weiter im Café mit Musik, Snacks seine Vorlesung am 4.11. unter die Überschrift Konund Brettspielen und zwanglosem Verweilen und Ken- sensdemokratie und Antimengenrabatt. Ein alternaweltoffenes Dresden
nenlernen.
tives Unternehmenskonzept gestellt.
Montagscafé im Kleinen Haus
Refugees are welcome here
Offener Treffpunkt für Geflüchtete und
Einheimische – von 0 bis 99 Jahren
b sofort ist jeden Montag im Kleinen Haus das
Montagscafé geöffnet. Das Kleine Haus bietet
einen offenen Treffpunkt für Geflüchtete und Dresdnerinnen und Dresdner: Mitarbeiter des Theaters, Geflüchtete, Zuschauer und Bürgerbühnendarsteller – alle
können einfach vorbeikommen. Das Montagscafé ist
ein Angebot für alle Altersgruppen. Falls sich keine gemeinsame Sprache findet, sind Dolmetscher vor Ort.
A
Um 15:00 Uhr geht es los mit einem Theaterworkshop,
der von Schauspielern und Theaterpädagogen geleitet
wird. Es sind keine Theater- und Sprachkenntnisse erforderlich. Wer Lust hat, kommt einfach spontan vorbei!
Ab 19:30 Uhr finden ergänzend wöchentlich wechselnde
­Aktionen wie Vorträge, Tauschbörsen, Lesungen, Kon- Staatsschauspiel Dresden
zerte oder Tanzstunden statt.
Adressen:
Anmeldungen sind nicht erforderlich. Ideen, Vor- Schauspielhaus Theaterstraße 2, 01067 Dresden
schläge, Anregungen und Angebote sind herz- Kleines Haus Glacisstraße 28, 01099 Dresden
lich willkommen (Telefon: 0351.49 13 – 849; E-Mail: Karten:
[email protected]).
per Telefon: 0351.49 13 – 555
Das aktuelle Programm finden Sie unter www.staatsper Fax: 0351.49 13 – 967
schauspiel-dresden.de. Der Eintritt ist frei.
per E-Mail: [email protected]
im Internet: www.staatsschauspiel-dresden.de
Vorstellungen mit
englischen Übertiteln
Impressum
m Schauspielhaus zeigen wir ausgewählte Vorstel- Herausgeber: Staatsschauspiel Dresden
lungen mit englischen Übertiteln. Im Oktober sind
Intendant: Wilfried Schulz
dies die beiden Shakespeare-Stücke Wie es euch gefällt
Redaktion: Dramaturgie / Öffentlichkeitsarbeit
am 1. Oktober um 19:30 Uhr sowie Maß für Maß am
Layout: Anett Hahn, Dresdner Magazin Verlag GmbH
11. Oktober um 19:00 Uhr.
Redaktionsschluss: 22.09.2015
I