Bericht Musik für Afrika_mit Fotos2

Benefizkonzert lockte ins Eichenzeller Schlösschen
Klassische Musik und afrikanische Klänge gab es bei einem Benefizkonzert
zugunsten der Hilfsorganisation Bridge the Divide im Eichenzeller Schlösschen.
„Bridge the Divide“ ist nicht nur eine Brücke zwischen den durch die Apartheid in Südafrika lange Zeit
voneinander getrennten Mentalitäten. Es ist die Aufforderung, sich aktiv für das Überbrücken der
heute noch bestehenden Unterschiede einzusetzen. Im Eichenzeller Schlösschen fand am
Samstagabend auf Initiative des Mit-Gründerehepaares, Rudi Neuland und Anna Will, ein CharityKonzert mit Unterstützung der Gemeinde, insbesondere von Bürgermeister Dieter Kolb und zur
Unterstützung der Initiative statt.
Dass es sich am Samstagabend um eine Premiere handelte, die nach Fortsetzung verlangt, umreißt
das Versprechen des Kommunalpolitikers. Künstlerisch gestalteten der in Fulda ansässige Chor
„Ubuntu“ den Abend sowie die Pianistin Monica Gutmann und die Mezzosopranistin Laetitia Cropp,
die beide ihre künstlerische Heimat in Frankfurt haben.
Ungewöhnliche, und vor allem lebendige Kombinationen sowie exquisite Leckerbissen, musikalischer
und kulinarischer Art, vermittelten einen Einblick, der gleichzeitig auf das Spannungsfeld und die
Atmosphäre der Hilfsorganisation Rückschlüsse zuließ. Wer das Künstlerehepaar Rudi Neuland und
Anna Will kennt, hat Fülle an diesem Abend erwartet, die sich vor allem durch wohlkalkulierte
Reduktion erst in einer eigenen Form subtil offenbart. Eine Fülle, die das Teilen und Mitteilen erst
möglich machen.
Den Einstieg und Übergang von einem strahlenden Frühsommertag zu einem Streifzug durch
klassische Liedkultur und eher unbekanntere Schätze der Klaviermusik gestaltete der in Fulda
ansässige Chor „Ubuntu“ mit lebensfrohen, afrikanischen Liedern.
Ubuntu bedeutet so viel wie Mitmenschlichkeit, Mensch sein durch andere Menschen. Die Leitung des
Chores obliegt Willi Petermann, der in der Region vor allem als Trommellehrer bekannt ist. Den Chor
gibt es in Fulda seit 2002. Viele der rund 20 Sänger und Sängerinnen sind gleichzeitig Pateneltern, die
eine Bildungspatenschaft in der Organisation „Bridge the Divide“ übernommen haben. Die Einnahmen
aus der Konzerttätigkeit spendet der Chor regelmäßig der in Südafrika tätigen Hilfsorganisation. Aber
Petermann hat die in Stellenbosch tätige Institution in dem dortigen Township auch besucht. „Wir
können
sicher
sein, dass unser
Geld nicht nur
ankommt,
sondern
auch
sinnvoll investiert
wird,“ so das
Resümee
im
Gespräch mit der
FZ.
In den Liedern des Chores, die immer auch von Bewegung und
angedeutetem Tanz begleitet sind, ging es um Liebe, die Verbundenheit mit
den Seelen der Geschöpfe, aber auch um Nelson Mandela und den Geist
sowie die Hoffnung auf die Überwindung der Atmosphäre, die zu Formen
wie die der Apartheid führen.
„Wir haben uns vor etwa zehn Jahren bei einem Besuch in Stellenbosch in
das Land Südafrika, in seine Schönheit, verliebt,“ sagte Rudi Neuland zur
Überleitung von dem Liedern des Landes am Südpol des afrikanischen
Kontinents zur klassischen Kultur des alten Europas.
Gleichwohl
verschloss das Ehepaar aus Eichenzell nicht die Augen vor dem riesigen
Gegensatz. Hinsehen oder Wegsehen, waren die Alternativen.
Spontan erwarben Neulands zusammen mit dem Gersfelder Arztehepaar Iris und Wolf Sigmund ein
Grundstück. Neuland lernte die richtigen Leute kennen, um zunächst Kindergärtnerinnen auszubilden,
die im Township Kindergärten nach dem Walldorfprinzip aufbauten. Heute bietet die Organisation, die
mit Unterstützung von Nelson Mandela sich zum Selbstläufer entwickelt hat, international
Bildungspatenschaften an.
Mit 30 Euro pro Monat wird ein Kindergartenplatz finanziert. 122 Kinder werden derzeit betreut.
Während der Schulzeit gibt es für die Kinder einen sicheren Raum, in dem sie Schulaufgaben machen
können, außerschulische, musische Förderung erfahren und wo es etwas nach der Schule zu essen
gibt, erzählte Neuland. Die dritte Säule besteht aus einer Existenzförderung für Jungunternehmer. Der
Geist der Gründer, die beabsichtigt hatten, in ihrer Hilfsorganisation einen Raum zu schaffen, damit
sich Kreativität neu entfalten kann, ist aufgegangen. Das Projekt ist von den Betroffenen
angenommen.
„Nun wird sich alles wenden“, beschwor die
Mezzosopranistin im „Frühlingsglaube“ von Franz
Schubert. Zuvor hatte die Pianistin Monica Gutman mit
Schuberts Impromtu op.90, Nr. 3 den Abend geöffnet
und vermittelt, dass die beiden Künstlerinnen mit ihrem
ganzen Können dem Konzert und damit auch dem Geist
der Hilfsorganisation zur Verfügung stehen. Die
charismatische Ausstrahlung Cropps verband sich mit
dem kraftvollen und sensiblen Spiel der Pianistin, die vor
allem in den Läufen im Rondo capricciosao op. 14,
brillierte, zu einem runden Ganzen. Mit scheinbarer
Leichtigkeit und großer stimmlicher sowie pianistischer
Klasse führten die beiden Künstlerinnen vom Lied zur
Oper, Operette bis hin zur Filmmusik und Liedern von
Zara Leander.
In der Pause hatten die Veranstalter einen köstlichen
Imbiss vorbereitet. Das milde Currysüppchen wärmte.
Ein kleines Rinderfilet auf Thymian und Rosmarin mit
Süßkartoffeln stärkte und wurde abgerundet von
vollfruchtigen südafrikanischen Weinen. Auf allen
Ebenen gesättigt und bereichert traten die viel zu
wenigen Gäste ihren Heimwege an.
Bericht: Jasmin-Martina Walker
Fotos: Gemeinde Eichenzell
Wer die Organisation „Bridge the Divide“ in Stellenbosch, Südafrika,
unterstützen möchte, kann sich unter folgender Adresse informieren:
Anna Will, Rudi Neuland, [email protected];
Drs. Iris und Wolf Siegmund, [email protected]