Schule als Vorbild für neue Kulturen: Der Mensch im Mittelpunkt – Ethikorientierte Führung in der Schule Führung stärken, Teamarbeit entwickeln, Persönlichkeitsentwicklung fördern – Schule in einer sich verändernden Welt 2. Februar 2016 Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Ludwig-Maximilians-Universität München Leopoldstr. 13, 80802 München Tel. 089/2180-5181, Fax: 089/2180-5238 E-mail: [email protected] Lehrstuhlinhaber Sozialpsychologie an der LMU Akademischer Leiter der Bayerischen Eliteakademie Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Leiter des LMU-Center for Leadership and People Management Homepage: http://www.psy.lmu.de/soz/personen/leitung/frey/index.html Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 1 Allgemeines zu Vision und Menschenbild einer Schule der Zukunft Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 2 Ausgangspunkt: Menschenbild und Werte: welche Werte haben wir zu verteidigen? a) b) c) d) e) funktionierende Demokratie, Rechtsstaatlichkeit offene Gesellschaft - Meinungsführer sozial-ökologische Marktwirtschaft Kritische Medien Frieden Diese Werte werden wir auf Dauer nur erhalten, wenn wir auch im globalen Wettbewerb erfolgreich sind. Dies geschieht in erster Linie durch Innovation und kontinuierliche Verbesserung von Produkten, Prozessen und Dienstleistungen. Schule hat den Auftrag die Menschen für unser Wertesystem auszubilden: religiöse Orientierung und Grundwerte, soziale, ökologische Marktwirtschaft, offene Gesellschaft, Demokratie, Rückgrat und Persönlichkeit. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 3 Schule bereitet die Kinder fürs Leben vor In der Art und Weise wie wir uns verhalten als Lehrer, Eltern usw. , d.h. wie wir loben, korrigieren, informieren, kommunizieren, Ziele und Erwartungen klären und vereinbaren, Konflikte regeln, geben wir a) Orientierung und Halt b) kompensieren wir teilweise Defizite des Elternhauses Ziel ist ein ethikorientierter Umgang miteinander, wobei Menschenwürde und Leistung/Kreativität/Persönlichkeitsentwicklung verbunden wird. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 4 Vision / Menschenbild von Schule Vorbereitung für das Leben / Persönlichkeitsbildung Schule ist die Institution, die für das Leben vorbereitet. Das Leben lernen. Für das Leben lernen. Schule soll junge Menschen vorbereiten, dass sie fähig und eigeninitiativ sind, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Individualität lernen. einen Unterschied machen Sich zur eigenen Identität bekennen o o … und nicht zu sehr Realitäten vortäuschen … und dann damit auch nicht auf der Flucht sein (und nicht erpressbar sein). Als Menschenbilder brauchen wir weniger Narzissten, Machiavellisten, Egoisten, Opportunisten. Sondern Personen, die neben Integrität Verantwortung, Solidarität, ganzheitliches Denken, vernetztes Denken und Optimismus zeigen. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 5 Die Sandwichposition des Lehrers für eine Schule, die fürs Leben vorbereitet Er ist konfrontiert mit ganz heterogenen Schülern, heterogenen Klassen, heterogenen Lehrerkollegen, heterogenen Eltern, dem Elternbeirat, den Vertretern der Wirtschaft, Vertretern der Ministerialbürokratie usw. Eltern Schüler Klasse Lehrer Kollegen Direktor Ministerium Die unterschiedlichen Zielgruppen haben dabei sehr heterogene Interessen. Im Extremfall ist jeder einzelne Lehrer überfordert mit dem, was er täglich macht. Er hat schwierige Schüler, schwierige Klassen, schwierige Eltern, schwierige Kollegen. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 6 Wichtige Aspekte für Schulqualität Spielregeln des Umgangs Fragen: • Wie soll in der Schule geführt werden gegenüber Lehrern, Eltern, Schülern? • Welche Spielregeln des Umgangs sollte man haben? • Welche Werte sollen über allem stehen? o Wir lernen voneinander. o Wir verhalten uns kollegial. o Wir reden miteinander und nicht übereinander. o Wir machen regelmäßig einen Erfahrungsaustausch. Die Wichtigkeit des Wohlfühlfaktors Welche Werte leiten unser Verhalten? • Eigentlich nur zwei: Qualität und menschenwürdiger Umgang • Zur Umsetzung muss man die Sehnsüchte kennen. • Ich komme gerne in die Schule. • Es soll Spaß machen, Neugierde fördern. • Schule erfordert aber auch Disziplin und Pflichterfüllung Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 7 Der Mensch im Mittelpunkt – was bedeutet dieses? • Stärken stärken, Schwächen reduzieren, Schwächen tolerieren • Jeder Mensch ist eine Individualität. Jeden einzelnen fördern • Gegenseitige Rücksichtnahme und Toleranz • Die Verletzung von Menschenwürde ist indiskutabel. • Die Wichtigkeit von Respekt, Wertschätzung, Anerkennung, Fairness als ethische Grundlage von Verhalten • Einschreiten wo Intoleranz, Machiavellismus, Narzissmus, Egoismus vorherrscht und andere erdrückt werden • Klarheit von Zielen und Erwartungen • Reflexion, was man tun kann, damit sich Menschen wohlfühlen, dass sie sich entwickeln können • Wenn der Mensch im Mittelpunkt steht, heißt das nicht, dass alles andere unwichtig ist. • Die Wichtigkeit des Kunden • Die Wichtigkeit von Erfolg des Unternehmens • Die Wichtigkeit von Innovation und Excellence Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 8 Allgemeines zu Führung: Facetten einer ethikorientierten Führung, Leistungskultur, Kultur von Menschenwürde • Sich selbst führen • Mitarbeiter /Kollegen führen • Team führen • Chef führen Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 9 Ethikorientierte / werteorientierte Führung (transaktional und transformational) - Leistung mit Menschlichkeit verbinden Führungskultur 3V Vorbild Verantwortung Verpflichtung Ethikorientierte Führungspersönlichkeit Umsetzung 1. 2. 3. Rahmenbedingungen für Excellence Rahmenbedingungen für Menschenwürde (Vertrauen, Fairness, Wertschätzung) Kultur von Excellence Einzeln, Team 4. Klarheit Ist/Soll (Paul) Unterstützung durch Multiplikatoren • 2(+)-6-2(-) Offene Feedback- und Reflexionskultur • Positiv • Negativ • Verbesserungsvorschläge Bewältigungskognitionen im Umgang mit suboptimalen Bedingungen Kultur von Wertschätzung Einzeln, Team Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 10 Der Baum als Metapher Ethikorientierte Führungspersönlichkeit Feinadjustierung Sichtbares Verhalten – Gesicht zeigen Werte Sehnsüchte der Zielgruppen Excellence Menschenwürdige Behandlung Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 11 Der Baum Der Baum als Metapher für • Führung • Persönlichkeit • Überzeugen • gegenseitiger Umgang Werte • Werte Wettbewerber Sehnsüchte von Zielgruppen Kunde • Kompass • Koordinatensystem Organisation Mitarbeiter Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 12 Umsetzungsregelkreis nach Paul: Soll/Ist-Klarheit Soll / Ziel / Vision Ist-Zustand Maßnahmen/Spielregeln/Aktionsschritte Es geht aber immer Verantwortlichkeiten um das Zeitrahmen Was Kontrolle und das Wie Ursachen für Diskrepanzen: • Nicht-Kennen • Nicht-Können • Nicht-Sollen • Nicht-Wollen • Nicht-Dürfen Verdeutlichung über konkrete Positiv- und Negativbeispiele Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 13 2(+)/6/2(-) Multiplikatorenmodell • Alleine erreicht man nichts. • Man braucht Unterstützer / Multiplikatoren. Führungsperson • Two step flow of communication. - + + + - + + Gruppe: 2(+)/6/2(-) Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 14 Excellencekultur Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 15 Kulturen für ein Center of Excellence (Auswahl) Vision – Ziel - Strategie 1. Kundenorientierungskultur / Marktorientierungskultur 4. Implementierungskultur 2. 3. Konkurrenzorientierungs- / Benchmarkkultur / Best ´practice Kultur 5. Zivilcouragekultur Kulturen des Kritischen Rationalismus 6. Rekreationskultur a) Problemlösekultur b) Reflexionskultur über Standards, Ziele, Prozesse 7. Adaptationskultur c) Konstruktive Fehler- und Lernkultur 8. Ethikkultur d) Konstruktive Streit- und Konfliktkultur e) Frage- und Neugierkultur Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 16 Wertschätzungskultur Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 17 Voraussetzungen für die Aktivierung von Werten bei Sender und Empfänger – z.B. Zivilcourage, Verantwortung, Toleranz gegenüber Andersdenkenden, Teamgeist, Verzicht, Nachhaltigkeit Weltweite Sehnsüchte Empfänger haben einen Wunsch nach… • • • • • • • • • • Sinn / Erklärbarkeit – warum und wozu? Vorhersehbarkeit / Transparenz Beeinflussbarkeit / Autonomie Talententwicklung – Freude und Spaß Kompetenz / Selbstwirksamkeit (Wissen, Handlungskompetenzen) soziale Beziehungen (social relatedness) Wertschätzung Fairness und Vertrauen Klarheit (Nutzen? Notwendigkeit? Erwartungen?) Maslow-Bedürfnisse…(Existenzielle Bedürfnisse: Sicherheit / Geborgenheit / Selbstverwirklichung) Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Weltweite Werte bei Sendern: Wann haben Sender bei Empfängern Erfolg? • • • • • • • Kompetenz Sympathie / Ausstrahlung / Charisma Durchsetzungsvermögen Glaubwürdigkeit Fairness / Vertrauen Empathie / Perspektivenwechsel / Rücksichtnahme Positivsicht, Zuversicht (veränderbare Welten) Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 18 Sehnsüchte der beteiligten Zielgruppen Sehnsüchte Kollegen Sehnsüchte Schüler: Erfüllbare vs. nichterfüllbare Sehnsüchte • • • • • • • • • • • Fairness Gute Noten Wertschätzung Stärkenorientierung Wenig Hausaufgaben Sinn Selbstverwirklichung Fairness und Vertrauen Transparenz und Klarheit Handlungsspielräume Guter Unterricht - Gutes Miteinander Sehnsüchte Direktor - Wenig Stress • • • • • • • • • Keine Klagen von Schülern, Eltern, Kollegen Guter Umgang Voneinander lernen Excellence Qualität Leistung Commitment Loyalität Gutes Image - Gute Ergänzung - Gegenseitige Unterstützung - Kein Neid Sehnsüchte Eltern - Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Gute Noten Fairness Wenig Hausaufgaben Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 19 Was motiviert, was demotiviert in der Schule? Was motiviert o Ernst genommen werden Was demotiviert o Schlechte Noten o Praktisches Wissen, z.B. in den Wald gehen o Zu große Distanz zwischen Schüler und Lehrer o Klare Regeln o Nur Pflicht und kein Spaß, kein Sinn o Heterogene Gruppen, um voneinander zu lernen o Kein Ausgleich von Defiziten, z.B. über Ganztagsschule und Nachmittagsbetreuung o Nur schimpfen Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 20 Motivation - Führen durch Fragen Was motiviert mich? (Lehrer) Was demotiviert mich? (Lehrer) Mangelnde Unterstützung und Wertschätzung Verwaltungsvorgänge intransparent Zu viele Vorgaben Freiräume Verantwortung Dinge gestalten Herausforderungen zu einem Ganzen zusammenführen Wertschätzung von Chef, Kollegen, Mitarbeitern Sichtbarer Erfolg ZDF Was motiviert mich? (Schüler) Fairness Interessante Didaktik Wertschätzung Sympathie Was demotiviert mich? (Schüler) Intransparenz Schlechtes Feedback Über- oder Unterforderung (fachlich, zeitlich) Keine Entwicklungschancen Schlechtes Arbeitsklima Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 21 Zur Wertschätzungskultur – einzeln und im Team • Erkennt die Schwächen, Bedürfnisse, Interessen der Menschen. • hat Menschenkenntnis • Respektiert andere – auch in ihrer Unterschiedlichkeit • begegnet Menschen auf gleicher Augenhöhe. • kann Menschen verbinden, hat ein Gespür für Menschen. • sieht die Stärken der Menschen • hat eine humanistische Grundhaltung • zeigt Wertschätzung und nimmt den Menschen ernst • sagt „danke“ und „bitte“. • verlangt von anderen, dass sie respektvoll handeln. • kann heterogene Teams – fast wie ein Dirigent – zusammen halten und Synergieeffekte aktivieren (gemeinsame Ziele und Interessen) • hat ein Gespür für Teamkonstellationen: Macht, Interaktionsgefüge, Rollengefüge Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 22 Führungskultur Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 23 Zur Führungskultur / Persönlichkeit / Charakter • Hat klare Werte (vergleiche Baum und Dreieck) – steht für Exzellenz und Wertschätzung. • Hat einen klaren Kompass, was grün, gelb und rot ist. • Wird von anderen mit den „drei Vs“ beurteilt: Vorbild, Verantwortung, Verpflichtung. • Ist Mensch geblieben und kein übermäßiger Narzisst, Machiavellist, Egoist und Opportunist. • Ist kritik- und konfliktfähig: • a) Kann Kritik und Konflikt entgegen nehmen und reagiert nicht schmollend, eingeschnappt, nachtragend. • b) Kann aber auch selber Kritik empfängerorientiert geben und Konflikte ansprechen. • Hat nicht die Wahrheit gepachtet, sondern ist offen für andere Sichtweise, und damit lernwillig und lernfähig. • Viele andere würden sagen: hat Führungspotenzial. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 24 Zur Führungskultur / Persönlichkeit / Charakter • Genießt Respekt bei Schülern, Eltern und Kollegen • hat so etwas wie eine natürliche Autorität / natürliche Souveränität – ohne dass er sich groß in den Vordergrund stellen muss. • Zeigt Zivilcourage und positioniert sich. • hat die Fähigkeit, das Potenzial anderer durch seine Führungsart zu entwickeln • stellt Fragen, lässt Fragen zu, hört zu. • Fällt nicht nur durch seine Worte auf, sondern durch seinen Taten. • Sein Wort hat Gewicht. • Ist ein guter Moderator. • Ergreift Initiative und übernimmt Verantwortung. • Er lernt aus Niederlagen und Misserfolgen – analysiert sie. Erfolge machen ihn nicht arrogant. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 25 Werteorientierte Führung bedeutet • Die Werte, die Mitarbeiter, Kunden, Betriebsrat, Firma haben, berücksichtigen und eine Quadratur des Kreises schaffen (muddling through) • Das Gegenteil ist nur Effizienz, Zahlen, Daten, Fakten, Erfolg (Hauptsache die Zahlen stimmen, egal wie man sie erreicht) • Zu werteorientierte Führung gehört auch Empathie, Fürsorglichkeit, Respekt, Rücksichtnahme, gegenseitige Wertschätzung usw. • Gesundheit des Mitarbeiters berücksichtigen • work-life-balance berücksichtigen • Regenerationschancen und Möglichkeiten geben • Chancen zur Distanzierung von der Arbeit • Die Ganzheitlichkeit des Menschen berücksichtigen • Es geht letztlich immer darum Leistung und Menschlichkeit zu verbinden Werteorientierte Führung ist relevant • Vor allem für Generation Y • Wichtig für einen attraktiven Arbeitgeber! • Relevant für den täglichen Umgang, um Burn-out, Erschöpfung zu vermeiden Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 26 Führung Mitarbeiterführung Unternehmensführung sich selbst führen Mitarbeiter und Team führen Chef führen Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 27 Verantwortung für sich selbst Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 28 Verantwortung für sich selbst: Der Kompass der ethikorientierten Führung • Verantwortlich für sein Handeln (und Nichthandeln), für die Konsequenzen seines Handelns • Drei Vs: Vorbild, Verantwortung, Verpflichtung • Glaubwürdigkeit, Integrität, Berechenbarkeit, Orientierung geben • Was sind die Werte, die mir wichtig sind? Wofür stehe ich? • Verantwortung für seine eigene Gesundheit, für die Familie, für die Zukunft • Defizite in den Kulturen Führung, Excellence und Menschenwürde erkennen Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 29 Mitarbeiterführung Kollegenführung Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 30 Führungsstile Ethisch erlaubt Ethisch tabu • Autoritativ, direktiv • Partnerschaftlich – kommunikativ – kooperativ • Laissez-faire im Sinne von Loslassen und geteilte Führung (shared leadership) • Rahmenbedingungen und Oberziele vorgeben – sich nicht in Details einmischen • Transformational • Autoritär (klein machen) • Destruktiv • Laissez-faire (Gleichgültigkeit) • Transaktional (Führung durch Soll-/Ist-Zustand) These: Man braucht alle Führungsstile, die ethisch erlaub sind • je nach Reifegrad des Mitarbeiters • je nach Art der Situation (dringend, Notfall) • je nach eigener Persönlichkeit (Distanz, Nähe) Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 31 Mitarbeiterführung und Unternehmensführung: Erreichung von heterogenen Zielen über heterogene Wege Umsetzung: Performance • 5-MinutenGespräche: Ist/SollAbgleich Ziel • Teamgespräche Steuermann/Kapitän Leuchtturm Orientierungsgeber • Jahresgespräche Prozess zum Ziel Coach/Begleiter Zeit Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 32 Führungskraft als Dirigent eines Orchesters Der Dirigent gibt Orientierung, Halt und definiert die Ziele. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 33 Ethikorientierte Führung Das Prinzipienmodell der Führung und Motivation von Frey Ziel: mündiger Mitarbeiter als Unternehmer im Unternehmen Prinzip der... 1. Sinn- und Visionsvermittlung 7. Wertschätzung 2. Passung und Eignung (Aufgabe/Team) 8. Fairness und Vertrauen 3. Transparenz (Information und Kommunikation) 9. sozialen Einbindung und sozialen Unterstützung 4. Autonomie und Partizipation 10. des persönlichen Wachstums 5. Zielvereinbarung und Prioritätenfestsetzung / Klarheit 11. des guten Vorbildes der Führungsperson 6. konstruktiven Rückmeldung (Lob und Korrektur) 12. fairen materiellen Vergütung Alle Prinzipien sind eine Bring- wie eine Holschuld. Führung ist individuell und situativ: androgynes Führungsverhalten Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 34 Die Wichtigkeit von Sinn (Meaning) und Vision Die zentralen Fragen nach dem Sinn: Warum (kausal) und wozu (final)? Wer Leistung und Veränderung fordert, muss Sinn bieten. Nichts hat Bestand, was nicht gut begründet werden kann. Kann man seine eigene Arbeit in ein großes Ganzes einbetten? Für was stehe ich? Für was stehen wir? Menschen sind bereit nahezu alles zu ertragen, wenn sie wissen, warum. Prozedurale Fairness mit voice. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 35 Hinter dem Sinn stecken folgende Bedürfnisse a) Sehnsucht nach Kausalität und Finalität (warum und wozu) b) Sehnsucht, dass etwas zweckmäßig und/oder notwendig und/oder nützlich ist. c) Etwas erfüllt Werte, z.B. dass man es als richtig oder falsch einordnen kann. d) Etwas, was den Selbstwert stärkt e) Sehnsucht nach Wirksamkeit (man will effektiv Einfluss nehmen können) Man möchte insgesamt Unsicherheit vermeiden und sich zu jemand oder etwas zugehörig fühlen, um Sinn erleben zu können. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 36 Passung und Eignung Was macht Spaß? Wo gibt es Brücken zur Lebenswelt des Gegenübers? Wo werden eigene Interessen, Talente, Fähigkeiten tangiert? Fazit: Nur was man gerne macht, macht man gut. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 37 Führung und Motivation: Wann macht Arbeit Freude und Spaß? Arbeit macht Freude und Spaß… (Beispiele) Wann macht Arbeit keinen Spaß? • bei Wertschätzung • bei Sinnklarheit • wenn man seine Talente und Interessen entwickeln kann • bei guter Beziehungsebene zu Chef und Kollegen • wenn man Handlungsspielräume hat • bei Herausforderungen • wenn man Erfolg erlebt • Man macht nichts richtig Sinnvolles • Nicht nachvollziehbare Vorgaben • Zu starke Abhängigkeit von Schnittstellen • Zu viele nicht-veränderbare Welten • schlechte Stimmung • schlechte Beziehung zu Chef und Kollegen • bei fairer Entlohnung Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 38 Entscheidungsketten und Partizipation – Plädoyer für eine Partizipationskultur in der Schule Vor der Entscheidung ist nach der Entscheidung Vorher Entscheidung • Skepsis äußern • Bedenken äußern • Streit- und Konfliktkultur • Entscheidungsvorschläge formulieren • Mitwirkungsmöglichkeiten nachher • Loyalität • Solidarität bei der Umsetzung Prozesspartizipation Entscheidungspartizipation Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Implementierungspartizipation Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 39 Prinzip der konstruktiven Rückmeldung über Lob und Korrektur Spielregeln der konstruktiven Rückmeldung: Wir leben eine Lob- und Anerkennungskultur. Wir loben uns gegenseitig - vertikal und horizontal. Wir geben uns auch gegenseitig Feedback über unsere blinden Flecken. Wir äußern Sichtweisen, hören sie an und geben dann unsere Sichtweise wider. Der Austausch von Sichtweisen erfolgt sachlich - ohne emotionale Verletzungen. Wir reagieren auch bei Negativpunkten bzw. kritischen Sichtweisen nicht empfindlichnachtragend. Wir bemühen uns um positive Anerkennung und gegenseitige Wertschätzung. Lob muss immer ehrlich und echt sein. Konstruktive Rückmeldung bedeutet nicht, dass man immer und alles loben muss dass man andauernd korrigieren und kommentieren muss dass man niemals mehr ein Auge zudrücken darf dass man alles konfrontieren muss/dass man in Kleinigkeiten nicht mehr generös sein darf. Instrumente: Alle Facetten von Lob, Dank, Anerkennung, Zeichen der Freude, Einladungen usw. Alle Facetten der Korrektur: Der Ton macht die Musik. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 40 Was ist negatives Feedback? Bestimmte Schlüsselbegriffe, die negativ besetzt sind: Mist, Quatsch, flaschig, das Hinterletzte, blöd Du bist schlimmer als deine Mutter Immer Nie Alles ist Quatsch ist Diffus = unkonkret Persönlich Nur negatives, nur negative Grundwahrnehmung Emotional Empfänger hat keine Erwiderungschance Overkill, d.h. der Sender steht unter dem Druck alles bringen zu müssen Schnee von gestern Bringt keine Hoffnung auf Besserung Blumig Sarkastisch, verletzend Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 41 Richtiges Feedback bei Korrektur ist: Persönlich Unter vier Augen, mit Augenkontakt Richtiger Zeitpunkt und Ort Konkret - ZDF (Zahlen, Daten, Fakten) Ich-Botschaft Konkreter Verbesserungsvorschlag, entweder gleich selbst nennen oder konkreten Verbesserungsvorschlag ermitteln Klare Argumentationskette: von Werten und Prämissen abgeleitet Sandwich-Feedback, d.h. Negatives in positives eingebettet Positive Grundhaltung Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 42 Kritik Kritik verfehlt ihre positive Wirkung, wenn sie: Konstruktive Kritik ist: absolut erfolgt als unfair wahrgenommen wird den anderen in die Enge treibt hinter dem Rücken der Person erfolgt die Person als ganze kritisiert unterhalb der Gürtellinie erfolgt vor „versammelter Mannschaft“ geäußert wird emotionale Konflikte auf Sachebene austrägt auf sachbezogene Konflikte emotional reagiert offen für andere Perspektiven, konstruktiv, sachlich-konkret, direkt, unter vier Augen, verhaltensbezogen, in Positives eingebettet, freundschaftlich, humorvoll, nicht nachtragend und mutig! Konstruktive Kritik ist mehr als bloße Schwachstellenanalyse: Sie geht einher mit dem Angebot von Gegenszenarien und Lösungsalternativen. Merke: Der Ton macht die Musik. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 43 Fairness Ergebnisfairness (Input, Output) Was? (Equality/Gleichheit, Equity/Leistungsprinzip, Need/Bedürfnisprinzip) Prozedurale Fairness, Verfahrensfairness (+ voice) Informationale Fairness (zeitliches und inhaltliches Drehbuch, Wie? ehrlich, rechtzeitig, umfassend - bad news genau so wie good news) • Interaktionale Fairness (Wertschätzung und Respekt auf gleicher Augenhöhe) Fairness erhöht Identifikation, intrinsische Motivation, Vertrauen, Commitment – Persistenz, Kreativität, Innovation. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 44 Androgyner Führungsstil und androgynes Verhalten im Umgang: Feminine und maskuline Aspekte verbinden - je nach Situation Weiche Faktoren im (Führungs)Verhalten: feminine Führungsaspekte • • • • • • • • • • • • • • Harte Faktoren im (Führungsperson)Verhalten: maskuline Führungsaspekte Zuhören können Fragen stellen können und Fragen zulassen Kunst der Pause Andere groß werden lassen können Sich als Mentor fühlen Sich selbst zurückstellen können Nicht immer Recht haben zu müssen Eigene Fehler und Schwächen eingestehen Nicht den „starken Max“ spielen Positive und negative Gefühle zeigen Mitarbeiter an der langen Leine lassen Sich auch für Privates interessieren Beziehungsebene betonen offene, hierarchiefreie Kommunikation: Dialogkultur • • • • Durchsetzungsvermögen Nein sagen können Sehr direktiv sein Sachebene betonen • Klarheit: Regelkreis von Paul = Soll / Ist, Maßnahmen, Verantwortlichkeiten, Zeitrahmen, Kontrolle Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 45 Der Bezug von allgemeinen Lernerfahrungen und Vertrauen zu sich und anderen (siehe auch Kindererziehung, Partnerschaft, Arbeitsplatz) Soziale Wärme Soziale Kälte Konsistenz Inkonsistenz Gebotsorientierung Verbotsorientierung Fairness Unfairness Kontrollierbarkeit Unkontrollierbarkeit Erklärbarkeit Mangelnde Erklärbarkeit Beeinflussbarkeit Mangelnde Beeinflussbarkeit Vorhersehbarkeit Mangelnde Vorhersehbarkeit Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 46 Führung und Erfolg … Übertragung auf den Bereich Schule • Sinnvermittlung • Ethikorientierte Führung • Partnerschaftlicher Umgang • Leistungsmotivation Identifikation Schulzufriedenheit • Wertschätzung • Neugierde • Noten • Fairness • Handlungsspielräume Ziel: Kultur der partnerschaftlichen Kooperation statt Streitkultur; ethikorientierte Führung und partnerschaftliche Unternehmenskultur Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 47 Kausalkette Lehrer-Führung und Konsequenzen von Lehrer-Führung Eine unglaubwürdige, nicht integre Lehrerpersönlichkeit erzeugt Eine ethikorientierte, integre Lehrerpersönlichkeit erzeugt o Intrinsische Motivation o Begeisterung o Demotivation o innere Kündigung o Dienst nach Vorschrift o Demotivierte Menschen o Leidenschaft o Identifikation o Motivierte Menschen mit Leistungsethos Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 48 Team Zusammenarbeit und Führung Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 49 Die Formulierung von Spielregeln a) b) Leistungsspielregeln Verhaltensspielregeln (Fairplay Spielregeln ) Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 50 Werte – Spielregeln des Umgangs • Offenheit gilt als Prinzip (open-mindedness, open door) statt closed-mindedness • Austausch von Information und Wissen (hierarchiefreie Kommunikation) statt Wissen ist Macht. • Feedbackkultur: Wir leben eine Lob- und Anerkennungskultur. Wir leben eine konstruktive Streit- und Konfliktkultur. Dies bedeutet: Feedback geben. Feedback holen, direkt und spontan. Fragen können, zuhören können. • Wir leben eine Problemlösekultur: Probleme verbinden wir mit zwei bis drei Lösungen. (Positives Denken wird vorangebracht. Wir denken in Kategorien von veränderbaren Welten. Wir denken in Möglichkeiten, Stärken und Chancen. • Wir wollen, dass unsere Arbeit und der Umgang miteinander Spaß macht und angenehm ist. Wir wollen uns bei der Arbeit wohl fühlen statt Klein machen, Intrigen, hinten herum. • Wir haben klare Ziele, Standards, Erwartungen und Spielregeln. Und wir sind fair im Umgang. Es gilt: Tough on the issue, soft on the person. • Ich bin zuständig. Wenn ich nicht, wer dann? Die Veränderung beginnt bei mir. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 51 Beispiele für Spielregeln zur Zusammenarbeit und Kommunikation o Wir reden miteinander und nicht übereinander oder hintenherum. o Wir sprechen Probleme und Konflikte zeitnah (konstruktiv-kritisch) an. o Hierarchie: ja. Aber wir haben eine hierarchiefreie Kommunikation, eine Dialogkultur (statt „Ober sticht Unter“). o Probleme verbinden wir mit zwei bis drei Lösungen. o Wir akzeptieren, dass er veränderbare und nicht veränderbare Welten gibt. Über beide sprechen wir regelmäßig. o Wir versuchen gemeinsame Ziele und Zielpriorisierungen zu formulieren. o Wir sprechen offen und ehrlich über Ist und Soll. o Wir setzen alles daran, dass die Arbeit uns möglichst viel Freude und Spaß macht. o Wir leben eine Lob- und Anerkennungskultur - genauso aber auch eine Streit- und Konfliktkultur. o Spielregeln des Umgangs auch formulieren für Körper und Fitness: Auf Körperfitness und Work-life-Balance als wesentliche Faktoren für Arbeitszufriedenheit wird ebenso Wert gelegt. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 52 Chef führen Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 53 Faktoren einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Chef • Den Chef spiegeln über Ist-Zustand und Soll-Zustand. • Mit Ich-Botschaften arbeiten: Ich sehe folgendes...., meine Wahrnehmung ist.... • Den richtigen Ort, den richtigen Zeitpunkt, den richtigen Ton wählen. • Perspektivenwechsel entwickeln: Wie erreiche ich den Chef? • Keine Ehrfurcht vor Hierarchie, sondern Respekt vor Menschen; keine Untertänigkeit • Professionelle Vorbereitung: Was will ich erreichen und wie will ich es erreichen? • Gegenargumente vorweg nehmen und im Vorfeld überzeugende Argumente finden Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 54 Faktoren einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Chef (2) • Klare Ziele vereinbaren und Erwartungen klären • Feedback geben und Feedback einfordern • Immer mit der Devise arbeiten: Was habe ich unternommen, dass mein Chef sich so verhält, wie ich es wünsche? • Im Extremfall gilt: Lieber um Entschuldigung zu bitten, als um Erlaubnis zu fragen, d.h. Freiheitsräume voll ausnutzen. • Persönlichkeit des Chefs berücksichtigen. • Man darf seinen Chef aber auch loben. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 55 Weitere ausgewählte Aspekte zu Zusammenarbeit und Führung Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 56 Was treibt Menschen In Veränderungen? Wahrnehmung von veränderbaren Welten Veränderbare und nicht veränderbare Welten Klärung im Kopf Bei Defiziten und Problemen: zwei bis drei Lösungsschritte generieren Veränderbare Welten Unveränderbare Welten ProblemlöseMöglichkeiten: Love it, change it, leave it, challenge it 10 Aktionsschritte Idealwelt Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 57 Impfen - Impftheorie 1. Positive Aspekte nennen 2. Negative Aspekte nennen • Aktive Widerlegung: Der Gegenüber soll das Gewicht der negativen Aspekte reduzieren • Passive Widerlegung: Es wird dem Gegenüber geholfen, das Gewicht der negativen Aspekte zu reduzieren. Aktives Impfen ist besser als passives Impfen. Impfen bedeutet: Eine Desensibilisierung gegenüber Negativem. Ebenso eine Sensibilisierung gegenüber Gerüchten. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 58 Umgang mit schwierigen Schülern, Eltern, Kollegen Beispiele Selbstüberschätzung oder Selbstunterschätzung Saturiertheit innerlich gekündigt Selbstprofilierer, der andere an die Wand drückt Egoist und mangelnder Teamplayer Informationsbunkerer Minderleister Verletzer von Spielregeln Frühpensionist Gegenstrategie: Ist-Situation ansprechen: spiegeln, spiegeln, spiegeln, und Konsequenzen für ihn und andere verdeutlichen Soll-Situation erläutern (Anforderungsprofil klären) Ursachenanalyse (Warum ist dieses so? Nicht Kennen Nicht Können Nicht Wollen Nicht Sollen Nicht Dürfen Konkrete Maßnahmen mehr oder weniger Verantwortung mehr oder weniger Transparenz mehr oder weniger Sinn mehr oder weniger Feedback, usw. klare Verantwortlichkeiten Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 59 Stärke statt Macht o o o o o o o o o o Wer Autorität hat, braucht nicht autoritär sein. Wer Autorität hat, muss seine Machtmittel nicht ausspielen. Beharren statt besiegen Direkter Umgang mit Schülern, die sich nicht an Regeln halten: weniger bestrafen und demütigen, sondern mehr ermutigen. Spielregeln des fairen Umgangs miteinander vereinbaren. Meinungsführer bei Lehrern und Schülern gewinnen Ist-/Soll-Abweichungen ansprechen. Wichtig ist, alle Rahmenbedingungen zur intrinsischen Motivation zu schaffen. Lehrerressourcen gezielt umsetzen, um gezielter mit den Anforderungen aus den Bundesministerien, der Eltern und Chefs umzugehen. Wer Frust schiebt, hat ohnehin langfristig verloren. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 60 Generation Y Work-Life Balance wird von vielen der Generation Y inzwischen aktiv eingefordert und ist auch Auswahlkriterium bei der Suche nach einem geeigneten Arbeitgeber. "Das wünsche ich mir für mein zukünftiges Arbeitsleben": • Angenehmes soziales Arbeitsumfeld, • Guter Verdienst und Vergünstigungen, • Erfüllende Arbeitstätigkeit, • Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf, • Bedürfnisgerechte Arbeitszeitregelung. --> also auch hier: soziale Verantwortung von Unternehmen ggb. den Mitarbeitern ist hier gewünscht! Ein fehlendes Bewusstsein für soziale Nachhaltigkeit ist bei Unternehmen besonders schwerwiegend, da sehr hohe Kosten entstehen durch den Ausfall von kranken Mitarbeitern! Es ist ja nicht so, dass sich das finanziell lohnen würde, die Leute zu verheizen, denn wenn Leute ausfallen dann kosten sie eine Menge Geld bis sie wieder kommen, und wenn sie dann ganz ausfallen dann muss man neue Leute anlernen. Das macht das Ganze doch sehr paradox. Ein paar Zahlen aus der ZEIT: "Psychische Erkrankungen führten dem BPtK zufolge zu besonders langen Fehlzeiten von durchschnittlich 30 Tagen im Jahr, bei Depressionen seien es sogar 39 Tage. Die volkswirtschaftlichen Kosten beliefen sich auf 26 Milliarden Euro." (http://www.zeit.de/karriere/201206/depressionen-verdopplung-berufstaetige) Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 61 Weisheit, Reife und Persönlichkeitsentwicklung als Konsequenz der Auseinandersetzung mit der Realität (Reflexion) All dies wird möglich nur durch permanente 1) Selbstreflexion Die eigene, begrenzte Sichtweise Mache ich die richtigen Dinge? Mache ich die Dinge richtig? Was lief gut, was lief nicht gut? Was könnte man besser machen? - Paul Baltes, MPI, Berlin 2) Teamreflexion Mache ich die richtigen Dinge? Mache ich die Dinge richtig? Was lief gut? Was lief nicht gut? Und warum? Was könnte man besser machen? - Michael West, Birmingham 3) Reflexion durch Externe Mache ich die richtigen Dinge? Mache ich die Dinge richtig? Was lief gut? Was lief nicht gut? Was könnte man besser machen? Erfahrung allein macht nicht klüger; es ist die Reflexion / Elaboration von Erfahrungen. Fazit: Hamsterrad anhalten. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 62 Plädoyer für eine fundierte Ausbildung in Menschenführung Notwendig ist eine intensive, kontinuierliche, flächendeckende Ausbildung der Schuldirektoren und der Lehrerinnen und Lehrer in gewissen Basics von Führung wie zum Beispiel Zusammenarbeit, Kommunikation und Konfliktlösung, und ein kontinuierlicher Erfahrungsaustausch. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 63 Kurzvita Prof. Dr. Dieter Frey • Abitur 1966 Wirtschaftsgymnasium Rastatt • Studium der Sozialwissenschaften (Psychologie, Ökonomie, Pädagogik u. Soziologie) in Mannheim u. Hamburg • Diplom 1970 bis zur Habilitation: Mitarbeiter am interdisziplinären Sonderforschungsbereich der Universität Mannheim über Entscheidungsforschung (Beteiligung von Ökonomen, Juristen und Psychologen) • Promotion 1973 über Verarbeitung selbstbedrohender Informationen • Habilitation 1978 über Informationsverarbeitung bei Entscheidungen (Habilitationsstipendium von DFG und VW Stiftung) • Von 1978 - 1993 Professor für Sozial- und Organisationspsychologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel • 1988/89 Theodor Heuss Professor an der Graduate Faculty der New School for Social Research in New York • • • • Seit 1993 Professor für Sozialpsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von Huber-Hogrefe, Roman Herzog Institut, NS Dokumentationszentrum München Deutscher Psychologie Preisträger 1998 (Psychologe des Jahres) • 1988 -1996 Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (92-96 Fachausschussvorsitzender für das Fach Psychologie zusammen mit Prof. Bierbaumer, Tübingen) • 1990 Organisation des 37. Kongresses der Deutschen Gesellschaft in Kiel (erster gesamtdeutscher Kongress) • • • • • • • • 2000 – 2002 und 2005-2006 Dekan der Fakultät für Psychologie und Pädagogik an der LMU, München 2006 – 2008 Geschäftsführender Direktor des Departments Psychologie, LMU München 2001 Auszeichnung der Zeitschrift Personalmagazin als „Praktischer Ethiker“ 2003 - 2013 Akademischer Leiter der Bayerischen Elite-Akademie Mitglied der ESMT Visiting Faculty (European School of Management & Technology, Berlin) Seminarleiter am USW (Universitätsseminar der Deutschen Wirtschaft); Thematik: Führung von Mitarbeitern Seit 2007 Akademischer Leiter des LMU Center for Leadership and People Management Mitbegründer der bundesdeutschen Initiative Generation D (Wie bringt man Deutschland voran?) sowie des Human Capital Clubs Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 64 Kurzvita von Prof. Dr. Dieter Frey Prof. Dr. Dieter Frey hat in Mannheim und Hamburg Sozialwissenschaften studiert. Nach Promotion und Habilitation in Mannheim wurde er 1978 Professor für Sozial- und Wirtschaftspsychologie an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. An der Graduate Faculty der New School für Social Research in New York war er 1989/1990 Theodor-HeussProfessor, bevor er 1993 einen Ruf an die Ludwig-Maximilians-Universität München erhielt und seitdem der dortige Lehrstuhlinhaber für Sozialpsychologie ist. 1998 erhielt Dieter Frey den Deutschen Psychologie-Preis (Psychologe des Jahres). Er war zudem von 2003 bis 2013 Akademischer Leiter der Bayerischen EliteAkademie und ist seit 2007 Leiter des LMU-Centers für Leadership und People Management, einer Einrichtung der dritten Säule der Exzellenzinitiative. Seit 1995 ist er Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Über viele Jahre war er Dekan der Fakultät 11 der LMU München. Ebenso war er ca. zehn Jahre Gutachter bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Vor seiner Münchner Zeit hatte er Rufe an die Universitäten Bielefeld, Bochum, Heidelberg, Hamburg und Zürich erhalten. Schwerpunktmäßig forscht Dieter Frey zu den Themen Entscheidungsverhalten in Gruppen, Erhöhung von Kreativität und Motivation sowie Entstehung und Veränderung von Einstellungen und Wertesystemen. Zudem setzt er sich für die Förderung des Transfers zwischen Universität und Wirtschaft ein. 2011 hat die Zeitschrift „Personalmagazin“ ihn als „Praktischen Ethiker“ und einen der führenden Köpfe im Personalbereich in Deutschland gelistet. Für seine Arbeiten, die zu einer humaneren Welt beitragen, wurde er 2015 von der Margrit-Egnér-Stiftung (Zürich) ausgezeichnet. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 65 Anhang Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 66 Die 10 Gebote – alle akzeptieren sie. Aber die Umsetzung ist oft defizitär. Gründe Menschen haben für alles, was sie tun, gute Begründungen. Stress und Zeitdruck andere setzen sie nicht um - man muss sich wehren Man hat bei der Umsetzung Nachteile Die Macht der Gewohnheit Jeder interpretiert die Gebote/Prinzipien so, dass es in Übereinstimmung mit seinem Selbstkonzept/Verhalten ist. Bei Verfehlungen wird man nicht darauf hingewiesen (warum siehst du den Splitter im Auge des anderen und den Balken im eigenen Auge nicht?) Es fehlt oft eine kritisch-rationale Diskussion, ob etwas im grünen Bereich ist oder nicht Man beruft sich auf Ausnahmen Man ignoriert Ethik und Moral Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 67 Widrige Bedingungen bei der Werteumsetzung Hohe Komplexität bei der Umsetzung: Schwierigkeiten bei der Umsetzung Negative Erfahrungen bei der Umsetzung - Umsetzung wird nicht belohnt, oft sogar bestraft Wenig Zeit, wenig manpower, wenig Unterstützung für die Umsetzung Teilweise konzeptionelle Widersprüche von bestimmten Werten, z.B. Fairness (jeder Wert auf die Spitze getrieben blockiert einen anderen Wert) Die Realität ist ein Durchwurschteln, weil es permanent Restriktionen gibt. Dringendes geht vor Wichtigem. Zeit- und Ressourcenknappheit. Erste Misserfolge bringen alle Betroffenen zur Resignation. Abweichende Mitglieder werden nicht angesprochen und es wird nicht zum Thema gemacht. Blockaden, die in der Diskrepanz zwischen Einstellung (Präferenzen) und Verhalten (Aufwand) liegen Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 68 Was fördert die Umsetzung in Schule und Hochschule? Hamsterrad anhalten: Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Visionen: Was ist unsere Vision? Was sind unsere Ziele? Welche Kulturen wollen wir haben? Wo sind wir gut und was wollen wir bewahren? Wo haben wir die größten Defizite hinsichtlich der Umsetzung unserer Kulturen? Welches ist der Maßnahmenkatalog inhaltlich, zeitlich? Wer ist für die Umsetzung verantwortlich? Klare Aktionspläne Klare Prioritäten Auseinandersetzung mit widrigen Bedingungen Klare Ziele Selbst- und Teamreflexion über Nicht-Umsetzung und Umsetzung Einbau in Automatismen Personen / Gesichter, die ein klares Commitment zur Umsetzung haben (Multiplikatoren) Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 69 Frey-Checkliste für Veränderungen a) b) c) d) e) Wahrnehmung eines Änderungsbedarfs Positive Sicht über die Zukunft Wahrnehmung konkreter Änderungsvorschläge Wahrnehmung von Veränderungsmöglichkeiten Professionelle Umsetzung durch Multiplikatoren Sage mir, wer für ein Projekt zuständig ist und ich sage dir, ob das Projekt erfolgreich ist, d.h. man kann die tollste Organisation kreieren mit den tollsten Ideen. Wenn man das Pech hat mit den falschen Leuten zu besetzen wird nichts passieren. Menschen gestalten Dinge. Die Konzepte liegen vor, aber was Menschen daraus machen, ist etwas anderes. Deshalb: Richtige Auswahl von Menschen (engagiert für Veränderung kämpfend, integrierend weil sie andere beziehen) Dieses wird ein kontinuierlicher Prozess sein. Man braucht aber immer Multiplikatoren. Letztlich entscheidend: Excellence durch einzelne Menschen, die Kulturveränderungen initiieren, mit ihrem Gesicht dafür stehen, Multiplikatoren um sich scharen Fazit: Wenn eine Kultur einmal am Leben ist, ist es leichter, dass auch neue darin sozialisiert werden. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 70 Was bedeutet ethikorientierte Führungspersönlichkeit und was ist das Gegenteil? Ethikorientierte Führungspersönlichkeit bedeutet: Das Gegenteil bedeutet: • Selbstreflektiert • Pessimistisch • Integer • Laissez faire • Werteorientiert • Falsch • Offen für Kritik Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 71 Was bedeutet eine Excellence- und Leistungskultur und was ist das Gegenteil? Excellence- und Leistungskultur bedeutet: Das Gegenteil bedeutet: • Leistung und Excellence hat einen hohen Wert • Alles ist möglich • Man reflektiert, wie es erreicht werden kann und was es konkret bedeutet Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie • Verfehlungen von Leistung und Excellence werden nicht diskutiert Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 72 Was bedeutet Kultur der Menschenwürde und des fairen Umgangs und was ist das Gegenteil? Kultur der Menschenwürde und des fairen Umgangs bedeutet: Das Gegenteil bedeutet: • Vielfalt wird zugelassen • Permanente Intrigen und Konflikte • Ein gutes Klima • Man redet nicht miteinander • Gegenseitige Unterstützung und Wertschätzung • Jeder hält sich für klüger als der andere Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 73 Vision / Menschenbild von Schule Team- und Kommunikationsfähigkeit in unterschiedlichen Welten Kreativität und Kommunikation als die zwei Basistalente lernen Das Lernen von Schlüsselqualifikationen muss verstärkt werden: Fragen stellen, zuhören können, kommunizieren, andere – das andere Geschlecht, andere Kulturen – verstehen und akzeptieren können. Fähigkeit zur Verbalisierung, da dies die Konfliktklärung stark verbessert. sich zuständig fühlen Basis-Werte wie Teamorientierung, Respekt vor Menschen, Toleranz, aber auch sich einordnen können, Demokratieverständnis, Zivilcourage sind wichtig. Toleranz Anerkennung von Unterschiedlichkeit und Andersartigkeit Lernen von Toleranz… erleichtert das Leben Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 74 Vision / Menschenbild von Schule Es geht darum die Komplexität des Stoffes zu vereinfachen im Sinne Einsteins: Mache komplexe Dinge einfach, aber nicht zu einfach: Zusammenhänge statt Details transportieren. Eine permanente „Entschlackung“ von Stoff, der den Oberzielen einer lebenswerten und auf das Leben vorbereitenden Schule dient. Es geht um Vermittlung von Wissen, Handlungskompetenzen und Werten. Die Kinder müssen mehr ausprobieren können, z.B. Zivilcourage, Höflichkeit, Theater spielen. Bei alledem braucht man nicht unbedingt mehr Stunden, sondern man muss dieses sinnvoll in das bestehende Curriculum einbinden. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 75 Vision / Menschenbild von Schule Forderungen Wir brauchen auch eine bessere Integration, Zusammenarbeit Schule und Beruf, Schule und Eltern Bessere Bezahlung der Lehrer. Es darf nicht sein, dass zu wenig Männer Lehrer sind. Bessere Lehrerausbildung in den Universitäten, in der Weiterbildung Bessere Schulkultur, wo Lehrer sich als Team verstehen, wo Schulen geführt werden. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 76 Vision / Menschenbild von Schule • Die Schule muss auch Antworten geben auf zentrale Fragen einer globalen Welt: Wie gehen wir mit den geringer werdenden Rohstoffen um? Wie gehen wir mit der Bevölkerungsexplosion in den Entwicklungs- und Schwellenländern um? Wie gehen wir mit der Überalterung unserer Gesellschaft in den entwickelten Ländern um? Wie gehen wir mit der Verknappung von Wasser um? Wie gehen wir mit dem Waffenarsenal um? • Es ist sinnvoll und notwendig, dass die Schüler mit diesen globalen Themen und Problemen konfrontiert werden. Denn die Schulen bilden letztlich die Multiplikatoren für die Gesellschaft von morgen aus. • Schulen müssten sich deshalb als Kompetenzzentren definieren, als Lernorte, die die Menschen vorbereiten nicht nur für die berufliche Zukunft, sondern insgesamt ihr Leben zu gestalten. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 77 Vision / Menschenbild von Schule • Die Ausbildung muss auch immer die deutsche Geschichte (sowohl positiv, deutsche Philosophie, deutsche Schriftsteller, als auch negativ, deutscher Totalitarismus, Ausgrenzung, Umgang mit Minoritäten, Verletzung von Menschenwürde, Gleichgültigkeit usw.) berücksichtigen. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 78 Einige Thesen zur Führung in Schulen Führung – Mitarbeiterführung und Unternehmensführung – in der Schule sind wichtig. Es geht letztlich um zwei große Ziele: a) Rahmenbedingungen für die Vermittlung von Wissen, Handlungskompetenzen und Werten schaffen sowie Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen. b) menschwürdiger Umgang mit allen Beteiligten. c) Die wichtigste Person in der Schule ist der Schuldirektor. Er ist der Chef. Es gilt: Sage mir, wer für ein Projekt zuständig ist, und ich sage dir, ob das Projekt erfolgreich ist sein wird. Eine gute Schule ist wie folgt durch folgende Merkmale gekennzeichnet: a) Vermittlung von Wissen, Handlungskompetenz und Werten (siehe oben) b) Vorbereitung auf das Leben und den Beruf. c) Vorbereitung für eine mentale, geistige Grundhaltung, die Zukunft gestaltet: Optimismus, Handlungsorientierung, Problemlösefähigkeit, soziale Kompetenzen, globales Denken und lokales Handeln. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 79 Einige Thesen zur Führung in Schulen • Schulen haben in unserer heutigen westlichen Gesellschaft eine ganz wichtige Funktion, weil viele Institutionen, die in früheren Jahrhunderten, Jahrzehnten und Jahren jungen Menschen Werte vermittelt haben, sie auf das Leben vorbereitet haben, sie gebildet haben, im Laufe der Zeit an Einfluss, Wertigkeit und Bedeutung verloren haben. • Die Familien bieten mit über 50 % Scheidungen heute keine stabile Basis mehr, die Kirchen haben massiv an Einfluss verloren, die Parteien verdienen wegen um sich greifender Korruption nicht mehr wirklich unser Vertrauen, usw. • Die Schule gehört heute zu den wichtigsten Institutionen, denn sie bereitet die jungen Menschen auf die Gesellschaft von morgen vor. Der Lehrer hat dabei eine ganz zentrale Funktion. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 80 Einige Thesen zur Führung in Schulen • Im Lehrerkollegium steckt großes Potential: • voneinander lernen, • Erfahrungsaustausch über schwierige Schüler • Optimierung des Lehrstoffs • Optimierung von Wissen, Handlungskompetenzen und Werten • Dieses Potential wird zu wenig aktiviert. • Lehrer sind oft gut ausgebildet im Fach, z.B. Mathematik, Physik usw., aber schlecht ausgebildet in Führung: zuhören können, Fragen stellen können, Wertschätzung, Fairness, Perspektivenwechsel, Umgang mit schwierigen Schülern, Umgang mit schwierigen Eltern, Umgang mit schwierigen Kollegen. • Schuldirektor und Lehrer sind verantwortlich für die jeweilige Kultur, zum Beispiel Qualität, fairer Umgang miteinander sowie gegenseitige Unterstützung. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 81 Der Beitrag von ethikorientierten Lehrern als Multiplikatoren • Die Verantwortung des ethikorientierten Lehrers für eine Schule, die auf die Zukunft und das Leben vorbereitet • Die Verantwortung des ethikorientierten Lehrers für die Umsetzung wichtiger Kulturen, ethikorientierte Persönlichkeitsentwicklung, Umsetzung einer Kultur der Menschenwürde und einer Kultur von Excellence, Leistung, Persönlichkeitsentwicklung • Wissen, Handlungskompetenzen und Werte vermitteln • Kollektive Beratungen unterstützen Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 82 Zentrale Aspekte der Thematik • Vision/Menschenbild von Schule • Ethikorientierte Persönlichkeit / Führungspersönlichkeit • Berücksichtigung der Sehnsüchte aller an der Schule Beteiligten • Alle Facetten von Führung (Prinzipienmodell von Führung, androgyner Führungsstil, Plädoyer zur Führung in Schulen), Grundlagen der konstruktiven Rückmeldung (auch im Gespräch mit dem Chef) • Minoritätentheorie (wann sind Minoritäten erfolgreich) • Umgang mit der Sandwichposition des Lehrers • Lust haben, sich da auf den Weg zu machen • Ansatzmöglichkeiten sehen, wie das gehen könnte • Module/Handlungsalternativen, die zum eigenen Persönlichkeitsstil passen aber auch eine Veränderung erzielen • Verbesserte Motivation bei den Schülern, aber auch bei den Lehrern als Folge Ziel Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 83 Erleben und Verhalten ist eine Funktion von P und U. E, V = f (P, U) Person Umgebung • Motivation • Unternehmensstruktur • Neugierde • Führungsverhalten • Wachsamkeit • Verhalten der Klasse • Belastbarkeit Potential von P (0 -100) Potential von U (0 -100) Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 84 Der Unterschied zwischen autoritativ und autoritär Autoritär ist • klein machen • von oben nach unten • der Gegenüber kann nicht mehr atmen Autoritativ ist • Mut zur Führung • Klare Orientierung und Halt geben • Autorität kraft Person, kraft Amt, kraft Fachkompetenz • Aber immer auch gut begründen • Der Ton macht die Musik • In der Umsetzung andere einbeziehen • Auch Widerspruch zulassen (voice geben), aber trotzdem eigene Position beibehalten • Vieles hat mir der Umsetzung von prozeduraler, informationaler und interpersonaler Fairness zu tun Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 85 Was treibt Menschen? Differenzierung der affektiv-kognitiven Landkarte Modell der Positivfokussierung von Frey: vom diffusen affektivkognitiven Gemengelage zu Differenzierung im Kopf Negativfokussierung + - Schwächen, Defizite Nichtveränderbare Welten - Risiken Ängste und Sorgen - - + + - + Positivfokussierung +- - Stärken + - + + + + Bedenken, Jammern, Grübeln Lageorientierung Chancen, Lösungen Hoffnung VW NVW Stolz Scham Probleme Veränderbare Welten Herausforderungen Love it, change it, leave it, challenge it Handlungsorientierung Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 86 Überzeugen: Wie kann der Sender seine eigene Akzeptanz erhöhen und was muss er beim Empfänger beachten? Sender • • • • • • • Empfänger Kompetenz/Expertise Sympathie Glaubwürdigkeit/ Vertrauenswürdigkeit Durchsetzungsvermögen Vorbild Positivorientierung • • • • • • • • • Erklärbarkeit / Sinn (kausal/final) Vorhersehbarkeit / Transparenz Beeinflussbarkeit / Autonomie Fairness / Vertrauen Wertschätzung Freude an Arbeit Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 87 Was lernen wir aus der Genesungsforschung? Bewältigungskognitionen: Ich fasse die Krankheit /Operation / Unfall usw. als Herausforderung auf. Ich glaube an mich selbst. Ich kann den Prozess der Genesung gut vorhersehen. Ich kann mein Netzwerk aktivieren. Ich bleibe realistisch optimistisch. Hilflosigkeitskognitionen: Es wird nie gut werden. Es ist alles schrecklich und fürchterlich. Ich kann nichts dagegen tun. Ich bin pessimistisch. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 88 Wichtige Basics für erfolgreiches Leben und Arbeiten • Genügend Schlaf • Mediation / Reflexion • Ernährung (Essen, Trinken) • Bewegung • Freunde/ Soziales • Sinnerfülltes Arbeiten Konsequenz: Sinnerfülltes Leben Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 89 Ethikorientierte Persönlichkeit als notwendige Bedingung einer Schule der Zukunft Ethikorientierte Persönlichkeit Excellence, Qualität Menschenwürdige Behandlung Rahmenbedingungen schaffen für Rahmenbedingungen schaffen für - Innovation - Aktivierung von Human- und Sozialkapital - Respektvoller Umgang mit Menschen - Partnerschaftliche Schulkultur - Qualität - Spitzenleistungen - Erfolg Verknüpfung von Leistung und Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Menschlichkeit Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 90 Der Baum Der Baum als Metapher für • Führung • Persönlichkeit • Überzeugen • gegenseitiger Umgang • Werte Werte • Kompass • Koordinatensystem Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 91 Multiplikatoren gewinnen (2/6/2) Das Phänomen des two step flow of communication Das Phänomen der stillen Post Das Phänomen des Kaisers neue Kleider Positiv- und Negativmultiplikatoren stecken andere an, infizieren andere. Multiplikatoren bewegen die Welt. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 92 Kulturen für ein Center of Excellence (Übersicht) Vision – Ziel - Strategie 3. 1. 2. Kundenorientierungskultur / Marktorientierungskultur Konkurrenzorientierungs- / Benchmarkkultur / Best practice Kultur Kulturen des Kritischen Rationalismus a) Problemlösekultur b) Reflexionskultur über Standards, Ziele, Prozesse c) d) Konstruktive Fehler- und Lernkultur 4. Zivilcouragekultur 5. Rekreationskultur 6. Adaptationskultur 7. Ethikkultur Konstruktive Streit- und Konfliktkultur e) Frage- und Neugierkultur f) Innovationskultur / Phantasie-, Kreativitätsund Forscherkultur Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 93 Wichtige Aspekte für Schulqualität Spielregeln des Umgangs Fragen: • Wie soll in der Schule geführt werden gegenüber Lehrern, Eltern, Schülern? • Welche Spielregeln des Umgangs sollte man haben? • Welche Werte sollen über allem stehen? o Wir lernen voneinander. o Wir verhalten uns kollegial. o Wir reden miteinander und nicht übereinander. o Wir machen regelmäßig einen Erfahrungsaustausch. Die Wichtigkeit des Wohlfühlfaktors Welche Werte leiten unser Verhalten? • Eigentlich nur zwei: Qualität und menschenwürdiger Umgang • Zur Umsetzung muss man die Sehnsüchte kennen. • Ich komme gerne in die Schule. • Es soll Spaß machen, Neugierde fördern. • Schule erfordert aber auch Disziplin und Pflichterfüllung Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 94 Einige Thesen zur Führung in Schulen • Die Schule gehört heute zu den wichtigsten Institutionen, denn sie bereitet die jungen Menschen auf die Gesellschaft von morgen vor. Der Lehrer hat dabei eine ganz zentrale Funktion. • Im Lehrerkollegium steckt großes Potential: • voneinander lernen, • Erfahrungsaustausch über schwierige Schüler • Optimierung des Lehrstoffs • Optimierung von Wissen, Handlungskompetenzen und Werten • Dieses Potential wird zu wenig aktiviert. • Lehrer sind oft gut ausgebildet im Fach, z.B. Mathematik, Physik usw., aber schlecht ausgebildet in Führung: zuhören können, Fragen stellen können, Wertschätzung, Fairness, Perspektivenwechsel, Umgang mit schwierigen Schülern, Umgang mit schwierigen Eltern, Umgang mit schwierigen Kollegen. • Schuldirektor und Lehrer sind verantwortlich für die jeweilige Kultur, zum Beispiel Qualität, fairer Umgang miteinander sowie gegenseitige Unterstützung. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 95 Plädoyer für eine fundierte Ausbildung in Menschenführung Notwendig ist eine intensive, kontinuierliche, flächendeckende Ausbildung der Schuldirektoren und der Lehrerinnen und Lehrer in gewissen Basics von Führung wie zum Beispiel Zusammenarbeit, Kommunikation und Konfliktlösung, und ein kontinuierlicher Erfahrungsaustausch. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 96 Einige Thesen zur Führung in Schulen Führung – Mitarbeiterführung und Unternehmensführung – in der Schule sind wichtig. Es geht letztlich um zwei große Ziele: a) Rahmenbedingungen für die Vermittlung von Wissen, Handlungskompetenzen und Werten schaffen sowie Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen. b) menschwürdiger Umgang mit allen Beteiligten. c) Die wichtigste Person in der Schule ist der Schuldirektor. Er ist der Chef. Es gilt: Sage mir, wer für ein Projekt zuständig ist, und ich sage dir, ob das Projekt erfolgreich ist sein wird. Eine gute Schule ist wie folgt durch folgende Merkmale gekennzeichnet: a) Vermittlung von Wissen, Handlungskompetenz und Werten (siehe oben) b) Vorbereitung auf das Leben und den Beruf. c) Vorbereitung für eine mentale, geistige Grundhaltung, die Zukunft gestaltet: Optimismus, Handlungsorientierung, Problemlösefähigkeit, soziale Kompetenzen, globales Denken und lokales Handeln. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 97 Der Beitrag der Schulpsychologen • Die Verantwortung des Schulpsychologen für eine Schule, die auf die Zukunft und das Leben vorbereitet • Die Verantwortung des Schulpsychologen für ethikorientierte Führung, Qualität und menschenwürdige Behandlung • Die Verantwortung des Schulpsychologen für die Umsetzung wichtiger Kulturen, ethikorientierte Persönlichkeitsentwicklung, Umsetzung einer Kultur der Menschenwürde und einer Kultur von Excellence, Leistung, Persönlichkeitsentwicklung • Wissen, Handlungskompetenzen und Werte vermitteln • Kollektive Beratungen unterstützen • Coaching unterstützen Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 98 Vision / Menschenbild von Schule Die Schule und der Schüler ist das wichtigste Gut. Wir gehören zu den Ländern der Welt mit der geringsten Geburtenrate (Rangplatz 210 von 215 Staaten!). Umso mehr müssen wir um jeden einzelnen Schüler kämpfen, die Stärken statt die Schwächen des Schülers herausarbeiten. Dort, wo Defizite von der Familie sind, muss die Schule einen Beitrag leisten, dieses zu kompensieren. Vor allem Schüler mit Migrationshintergrund. Bei zunehmender Instabilisierung von Familien wird Schule umso wichtiger, um den Menschen einen Halt zu geben. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 99 Umgang mit widrigen, suboptimalen Bedingungen • Veränderbare / nicht-veränderbare Welten • Impftheorie • Nichts ist auf Dauer ideal, konsistent – alles ist im Fluss Ein Horror für Idealisten und Perfektionisten Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 100 Umgang mit Blockierern • Wer blockiert? Wer fördert? • Ursachenanalyse • Wie kann man Blockierer neutralisieren? • Wie kann man Meinungsführer gewinnen? • Die Macht des guten Arguments (die Argumentationskette mit der Vision verbinden) Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 101 Kampf der Selbstgerechtigkeit und mangelnden Einsicht • Jeder sagt: Nicht ich bin das Problem, sondern der andere. • Die Veränderung muss bei anderen beginnen. • Das kommt dadurch zustande, dass man keinen Austausch hat, und sich kein Feedback gibt. • Wichtig ist also die Bereitschaft an sich selbst zu arbeiten nach dem Motto: Die Veränderung beginnt bei mir. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 102 Wie setze ich bestimmte Dinge um? z.B. wie kommt man zu einer ethikorientierten Lehrerpersönlichkeit? • Es muss die Bereitschaft zur Selbstkritik und Selbstreflexion vorhanden sein • Bereitschaft sich Feedback geben zu lassen, wo man noch nicht so weit ist • Reflexion, was es bedeutet und was es nicht bedeutet • Konkrete Beispiele nennen, wie und wo es verwirklicht ist und wie und wo es nicht verwirklicht ist (Positiv- und Negativbeispiele) • Personen aufzeigen, die es schon leben oder noch weniger leben • Wenige Verantwortliche ernennen, die sich in der Umsetzung zuständig fühlen • Laufend Reflexion: Was läuft gut? Was läuft nicht gut? • Spielregeln vereinbaren, dass es gelebt wird Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 103 Führungsstile: Umgang mit Gegenüber Konstruktive Führungsstile • Direktiv/autoritativ/autoritär • Partnerschaftlich/partizipativ/ kommunikativ • Laissez-faire (gleichgültig vs. gewähren lassen) • Transaktional/transformational • Patriarchalisch • Androgyn • Ethikorientiert Destruktive Führungsstile: • Druck, Angst • autoritär • Totalitär • Klein machen Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 104 Hinter dem Sinn stecken folgende Bedürfnisse a) Sehnsucht nach Kausalität und Finalität (warum und wozu) b) Sehnsucht, dass etwas zweckmäßig und/oder notwendig und/oder nützlich ist. c) Etwas erfüllt Werte, z.B. dass man es als richtig oder falsch einordnen kann. d) Etwas, was den Selbstwert stärkt e) Sehnsucht nach Wirksamkeit (man will effektiv Einfluss nehmen können) Man möchte insgesamt Unsicherheit vermeiden und sich zu jemand oder etwas zugehörig fühlen, um Sinn erleben zu können. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 105 Was treibt Menschen? Differenzierung der affektiv-kognitiven Landkarte Modell der Positivfokussierung von Frey: vom diffusen affektivkognitiven Gemengelage zu Differenzierung im Kopf Negativfokussierung + - Schwächen, Defizite Nichtveränderbare Welten - Risiken Ängste und Sorgen - - + + - + Positivfokussierung +- - Stärken + - + + + + Bedenken, Jammern, Grübeln Lageorientierung Chancen, Lösungen Hoffnung VW NVW Stolz Scham Probleme Veränderbare Welten Herausforderungen Love it, change it, leave it, challenge it Handlungsorientierung Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 106 Plädoyer für • Sinn- und Visionskultur Spielregeln des Umgangs • Stärkenkultur statt Schwächen suchen • Danke • Bitte • Transparenzkultur statt Intransparenz • Führen durch Fragen • Partizipationskultur statt Befehl und Gehorsam • Reziprozität usw. • Lob- und Anerkennungskultur statt Demütigungskultur • Fairnesskultur • Unterstützungskultur Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 107 Plädoyer für eine fundierte Ausbildung in Menschenführung Notwendig ist eine intensive, kontinuierliche, flächendeckende Ausbildung der Schuldirektoren und der Lehrerinnen und Lehrer in gewissen Basics von Führung wie zum Beispiel Zusammenarbeit, Kommunikation und Konfliktlösung, und ein kontinuierlicher Erfahrungsaustausch. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 108 Einige Thesen zur Führung in Schulen Führung – Mitarbeiterführung und Unternehmensführung – in der Schule sind wichtig. Es geht letztlich um zwei große Ziele: a) Rahmenbedingungen für die Vermittlung von Wissen, Handlungskompetenzen und Werten schaffen sowie Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen. b) menschwürdiger Umgang mit allen Beteiligten. c) Die wichtigste Person in der Schule ist der Schuldirektor. Er ist der Chef. Es gilt: Sage mir, wer für ein Projekt zuständig ist, und ich sage dir, ob das Projekt erfolgreich ist sein wird. Eine gute Schule ist wie folgt durch folgende Merkmale gekennzeichnet: a) Vermittlung von Wissen, Handlungskompetenz und Werten (siehe oben) b) Vorbereitung auf das Leben und den Beruf. c) Vorbereitung für eine mentale, geistige Grundhaltung, die Zukunft gestaltet: Optimismus, Handlungsorientierung, Problemlösefähigkeit, soziale Kompetenzen, globales Denken und lokales Handeln. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 109 Weitere Fragen/Aspekte zu Führung Was tun, wenn man in der Minderheit ist? • Auch eine Minderheit kann Dinge bewegen. Entscheidend ist: Konsistenz über die Zeit, dranbleiben; Überzeugen; durch Erfolge glänzen, Verbündete suchen Die Vermittlung unangenehmer Botschaften (Eltern, Schüler, Kollegen) • Ganz zentral: Begründen, erklären, begründen, erklären – prozedurale Fairness Schreiben einer Beschwerde • Der Ton / das Wording: Wertschätzend, klar und nicht blumig Wen soll man fördern, wen nicht? • Humanisten und Leistungsorientierte fördern • Nicht fördern: Narzissten, Machiavellisten, Egoisten, Opportunisten Alters-/Geschlechtsheterogenität • Vereinbarung von Spielregeln, voneinander lernen, gegenseitiges Verständnis Umgang mit Demotivation? • Ursachenklärung, Sinnvermittlung, Wertschätzung, Verbündete einsetzen usw., Modell der ethikorientierten Führung umsetzen Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 110 Wichtige Fragen von Führung – 1 • Muss ich immer alles erklären und begründen? • Darf, kann oder muss ich Leute anschreien? • Darf, kann oder muss ich mich gegenüber den Leuten unterschiedlich verhalten oder muss ich alle gleich behandeln? • Darf ich Menschen kritisieren auch wenn sie empfindlich reagieren? • Muss ich meinen Leuten immer alles sagen? • Darf ich auch lügen? • Muss ich für meine Leute immer ansprechbar sein? • Muss ich als Chef alles wissen? • Muss ich Fehler zugeben? • Muss ich von allen geliebt werden? • Muss ich meine Verbündeten kennen? Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 111 Wichtige Fragen von Führung – 2 • Was tue ich, um Schwachstellen und Konflikte zu erkennen? • Bin ich auch für meinen Chef verantwortlich? • Wollen sich alle Menschen führen lassen? • Wie gehe ich mit den Schwachen um? • Wie hole ich Menschen aus der inneren Kündigung? • Gibt es den richtigen Führungsstil? • Wie vermittle ich Stolz an meine Mitarbeiter, dass sie hier arbeiten? • Bin ich als Chef auch für das Betriebsklima verantwortlich? Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 112 Ethikorientierte / werteorientierte Führung - Leistung mit Menschlichkeit verbinden Ethikorientierte Führungspersönlichkeit Umsetzung 1. Unterstützung durch Multiplikatoren • 2(+)-6-2(-) 2. Offene Feedback- und Reflexionskultur • Positiv Rahmenbedingungen für Excellence Rahmenbedingungen für Menschenwürde (Vertrauen, Fairness, Wertschätzung) Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie • Negativ • Verbesserungsvorschläge Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 113 Führungsstile: Umgang mit Gegenüber: Es gibt mehrere richtige Führungsstile Konstruktive Führungsstile • Direktiv/autoritativ/autoritär • Partnerschaftlich/partizipativ/ kommunikativ • Laissez-faire (gleichgültig vs. gewähren lassen) • Transaktional/transformational • Patriarchalisch • Androgyn • Ethikorientiert Destruktive Führungsstile: • Druck, Angst • autoritär • Totalitär • Klein machen Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 114 Die Wichtigkeit der Ressourcenaktivierung (physische, psychische, mentale, zeitliche, finanzielle Ressourcen) • Work-life-balance • Tankstellen • Netzwerke (gemeinsames Leid ist geteiltes Leid, gemeinsame Erfolge stecken noch mehr an – Erfolg nährt den Erfolg) • Basics lebenswerten Lebens Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 115 Umsetzung: Schwerpunkte von Positive Psychology berücksichtigen Ist-Analyse: Führungskräfte, Lehrer, Eltern usw. haben zunehmend das Gefühl, ausgeliefert zu sein dem System, den Schülern, dem Chaos, der Überforderung, der Lautstärke. Soll-Analyse: Positives, Machbares, Lernbares, Veränderbares steht im Vordergrund. Folgerung: Klärung im Kopf, Das Positive, Machbare, Veränderbare herausstellen, Problemlösung statt Problemfokussierung im Vordergrund Optimismus schaffen, Zukunft gestalten Umgang mit widrigen Bedingungen des Ist-Zustandes / impfen mit widrigen Bedingungen usw. Reflexion Wo besteht der größte Handlungsbedarf? Was könnten erste notwendige Schritte für die Umsetzung sein? Lösungsansätze Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 116 Ausgewählte Aspekte der positiven Psychologie • • • • • • • • • • • • • • • • Veränderbare/ nicht-veränderbare Welten Klärung im Kopf: o Was ist positiv und sollte bewahrt werden? o Was ist negativ und sollte verändert werden? Optimismus als Chance: Das Glas ist halbvoll. Betonung des Positiven. Man kann das Leben mit einer Positiv- oder einer Negativbrille sehen. Man braucht aber einen realistischen Optimismus, wenn man Zukunft gestalten will. 10% Verbesserungen 70% Lösungen Reflexion: Erfahrung macht nicht klüger. Es ist die Reflexion von Erfahrung: Selbstreflexion, Teamreflexion, Fremdreflexion Die Macht der Minoritäten – Koalitionen schaffen Das Netzwerk ethikorientierter Führungspersönlichkeiten Umgang mit Blockierern, Entlarvung von Blockierern Kampf dem Perfektionismus und Idealismus. Stattdessen smuggling through Durchwurschteln Umgang mit widrigen Bedingungen – - mit Widersprüchen leben - die Konsequenzen der Resilienzforschung Man muss sich selbst impfen - Impftheorie Das Lernbare betonen Rückschläge hinnehmen Gelassenheit wahren Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 117 Erfolgsfaktoren von Veränderungen herstellen Wahrnehmung von Defiziten der Realität (Soll/ist) Entwicklung eines positiven Zielzustandes Wahrnehmung von Handlungsmöglichkeiten – yes we can Initiatoren und Multiplikatoren definieren Klare Aktionspläne / Umsetzungsdrehbücher Notwendige Bedingungen zur Umsetzung der neuen Kultur Definition der zentralen Werte (möglichst einfach formulieren) Multiplikatoren, die sich zuständig fühlen Erfolge aufzeigen Geduld bewahren So möglich den Chef gewinnen Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 118 Wie mache ich es, dass Schüler / Mitarbeiter, die im Unterschied zum Orchester dem Dirigenten nicht immer folgen, dazu kommen ein gemeinsames Stück zu erarbeiten? • • • • • • Gute Beziehungsebene erarbeiten (Erziehung durch Beziehung) Alles immer gut begründen Von Werten und Visionen ableiten Sich auf Multiplikatoren verlassen können Partnerschaftlich in der Umsetzung Klar klären, wo man autoritativ ist (ich will, wir müssen) bzw. partnerschaftlich, laissez-faire, kooperativ Für alles gilt: Der Ton macht die Musik. Die Macht des guten Arguments. Del Bosque: Ich kann meine Söhne und Spieler nicht anschreien. Die verstehen dann meine Argumente nicht. Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 119 Partizipationskultur: Wie bekomme ich die Schüler / Mitarbeiter von Ihrer Lethargie weg, damit sie sich überhaupt beteiligen? • Gute Beziehung und Vertrauen (Erziehung durch Beziehung) • Alles immer gut begründen, Sinn vermitteln • autoritativ, aber der Ton macht die Musik • Leute einbinden • Multiplikatoren gewinnen • Selbstwirksamkeit transportieren • Erfolge feiern Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 120 Von den Werten von Generation Y lernen und die Umsetzung in die Führungs- und Unternehmenskultur auf alle Mitarbeiter übertragen • Die Sehnsüchte der Mitarbeiter kennen – und sie möglichst berücksichtigen (Sehnsucht nach Sinn, Freude und Spaß an der Arbeit). Dort, wo Arbeit Freude und Spaß macht, verbessert man sich eher (nur was man gerne macht, macht man gut). • Wenn die Umsetzung der Sehnsüchte nicht möglich ist: Erklären! - da sonst Autorität in Frage gestellt wird • Auch die Sehnsüchte der anderen Zielgruppen kennen: Kunden, Lieferanten, Betriebsrat, Chef, Kollegen und möglichst berücksichtigen – wenn nicht möglich: Erklären! • Selbstverwirklichung in der Arbeit und in der Freizeit • Feedback geben, holen und annehmen • Nachhaltigkeit in allem – ökologisch, ökonomisch, sozial • Work-Life-Balance – Familienfreundlichkeit • Ethische Fragen: Was tun wir, um die Welt besser zu machen? Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 121 Umsetzungsregelkreis nach Paul: Soll/Ist-Klarheit Soll / Ziel / Vision Ist-Zustand Maßnahmen/Spielregeln/Aktionsschritte Es geht aber immer Verantwortlichkeiten um das Zeitrahmen Was Kontrolle und das Wie Ursachen für Diskrepanzen: • Nicht-Kennen • Nicht-Können • Nicht-Sollen • Nicht-Wollen • Nicht-Dürfen Verdeutlichung über konkrete Positiv- und Negativbeispiele Prof. Dr. Dieter Frey Department Psychologie Schule Tutzing 11 2015 v3 mb mA Seite 122
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