Überblick • Einzelabschluss – Massgeblichkeit und umgekehrte Massgeblichkeit – Beispiel: Verbuchung einer Agio-Rückzahlung – Beispiel: Rückstellung für Nachsteuern und Steuerbussen? – Bedeutung des Anhangs für die Besteuerung Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 1 Überblick II • Konzernabschluss – Keine steuerliche Konsolidierung in der Schweiz – Ausnahme: Gruppenbesteuerung bei der MWSt – Latente Steueraktiven und -passiven; Chancen und Risiken; Beispiel Verlustvorträge – Neue Grenzen für die Steuerplanung durch die Rechnungslegung – Konzernsteuerquote: Aussagekraft?; Möglichkeiten und Grenzen deren Beeinflussung; Minimale oder optimale Konzernsteuerquote als Ziel? Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 2 Steuern und Einzelabschluss • Massgeblichkeitsprinzip der steuerlichen Erfolgsrechnung – – – – Für Steuerpflichtige massgeblich ab Einreichung Ausnahme in der Praxis: Transfer Pricing Vorbehalt: Bilanzberichtigung Für Steuerbehörden nur massgeblich, wenn formell korrekt und Vermutung für materielle Richtigkeit vorhanden – In jedem Fall Überprüfung auf steuerrechtliche Korrekturvorschriften (inkl. geldwerte Leistungen) – Nicht nur massgeblich für direkte Steuern, sondern auch für Verrechnungssteuer Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 3 Steuern und Einzelabschluss • Umgekehrte Massgeblichkeit – True und fair view (im Rahmen des OR) würde zu höheren Steuerbelastungen führen – Unternehmen schöpfen idR steuerliche Spielräume zu Ihren Gunsten aus und beeinflussen damit die handelsrechtliche Darstellung (Bsp. Warenlager, pauschale Delkredere, Abschreibungen) Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 4 Beispiel: Rückerstattung VSt bei AgioRückzahlung – Sachverhalt: Einbringung von Beteiligungen,teilweise gegen Agio mit nachfolgender Rückzahlung (ca. 500 Mio.) – Verbuchung Rückzahlung: Geld/Beteiligung (nicht Geld/a.o. Ertrag und anschliessend allenfalls Abschreibung der Beteiligung) – EStV gewährt Meldeverfahren nicht und verweigert Rückerstattung von ca. 160 Mio. – Frage der Rechnungslegung: Darf Agio-Rückzahlung überhaupt als Ertrag verbucht werden? Entscheidet dann über Rückerstattung, wenn kein Abschreibungsbedarf auf Beteiligung ausgewiesen Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 5 Beispiel Rückstellung für Nachsteuern und –Bussen? – Sachverhalt: Steuerbetrug wegen offensichtlichem Privataufwand in der Erfolgsrechnung einer AG – Verurteilung der AG wegen Steuerhinterziehung und deren Organe wegen Steuerbetrug Gewinnsteuer – Verurteilung der Begünstigten wegen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung Einkommensteuer – Verurteilung der Organe wegen gemeinrechtlicher Urkundenfälschung, weil keine Rückstellungen für Nachsteuern und Steuerbussen in AG! – Überzogenes Verständnis der Anforderungen an die Rechnungslegung und Konflikt mit Strafrecht Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 6 Einzelabschluss: Bedeutung des Anhangs • Anhang als wertvolle Quelle für Steuerbehörden – geldwerte Leistungen aus Bürgschaften etc. – Veränderungen der stillen Reserven – eigene Aktien (auch indirekt gehaltene) als direkte Teilliquidation Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 7 Steuern und Konzernabschluss – Konzernabschluss steuerlich nicht massgeblich; aber mögliche Erkenntnisquelle für Behörden i.S. Bewertungen im Einzelabschluss – Problem: Keine Verlustverrechnung im Konzern; Postulat der Wirtschaft; Standortnachteil. Aber: Umstrukturierungstatbestände ermöglichen Steuerplanung in diese Richtung – Ausnahme Gruppenbesteuerung bei der Mehrwertsteuer – EU-Projekt: Common Consolidated Tax Base (nicht Gegenstand des heutigen Referats) Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 8 Latente Steueraktiven und -passiven • Prinzip von True und Fair view bedingt, dass bei der Bewertung von Aktiven und Passiven latenten Steuern Rechnung getragen wird • Stille Reserven und andere steuerliche Abweichungen vom Marktwert (z.B degressive Abschreibungen) bewirken latente Steuerbelastungen; diese werden in der Konzernrechnung passiviert und mindern damit den konsolidierten Gewinn • Gleiches gilt für Steuerrisiken (z.B. Transferpricing, agressive Steuerplanungen) Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 9 Latente Steueraktiven und -passiven • Für Aktiven gilt Gleiches, wie für Passiven; namentlich Verlustvorträge stellen ein Aktivum dar, wenn damit gerechnet werden kann, dass diese künftig mit Gewinn verrechnet werden können. • Bsp. UBS 2007: Aktivum Verlustvorträge 10,3 Mia; Wertberichtigung in gleicher Höhe; Bsp. Swiss Re: Verlust von 2,3 Mia. als Verlust von 1,6 Mia. nach Steuern kommuniziert • Rechnungslegungsstandards verpflichten zu Aktivierung, aber 'Business Judgment' ermöglicht Spielraum; Negativbeispiel: Riesenverlust von GM in 2007 wegen Auflösung von aktivierten Verlustvorträgen Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 10 Neue Grenzen für Steuerplanung • Agressive Steuerplanung führt zwar zu niedrigerem Ergebnis in Einzelabschluss; wird jedoch durch Rückstellung im Konzernabschluss wieder ausgeglichen • Agressive Steuerplanung hat deshalb nur Liquiditäts- aber keinen Gewinneffekt und ist deshalb nicht attraktiv • Neuste Tendenz: SEC-Reporting verlangt Offenlegung von Steuerrisiken (bis jetzt nicht pro Land); aber Erkenntnisquelle für Steuerbehörden Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 11 Neue Grenzen für Steuerplanung II • Passiverung von Steuerrisiken bewirkt auch – Zurückhaltung betr. Rechtsmittelverfahren (lange Unsicherheit über Bewertung des Passivums – Zunahme von APA's im Bereich des Transferpricing – Generell vorsichtigerer Umgang mit Steuerrisiken – bei Ablauf von Verjährungsfristen u.U. erhebliche a.o. Erträge Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 12 Konzernsteuerquote • Aufgrund der verschiedenen – unterschiedlichen Einflussfaktoren – auf die Konzernsteuerbelastung, namentlich durch latente Aktiven und Passiven, ist ein Vergleich der Konzernsteuerquote verschiedener Unternehmen sehr problematisch • Dennoch Analysten stellen solche Vergleiche an; Herausforderung für Steuerverantwortliche im Konzern: Allzu grosse Ausschläge sollen verhindert werden • Umfragen zeigen, dass Steuerverantwortliche von Grosskonzernen ca. 25% ihrer Zeit für Tax Accounting und Reporting verwenden Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 13 Konzernsteuerquote II • Tendenz: zu hohe Konzernsteuerquote wird als Zeichen für ineffiziente finanzielle Führung interpretiert; zu tiefe Konzernsteuerquote erweckt Misstrauen bei der Finanzgemeinde; Bsp.: Richmont 2006 Konzernsteuerquote von 13,6% • Konzernteuerquotenbetrachtungsweise wichtiger Faktor für Wahl der Schweiz als Standort für MNU; Bedeutung der privilegierten Gesellschaften Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 14 Fazit • Steuern im Einzelabschluss von grosser Bedeutung, weil diese die tatsächliche Steuerlast bestimmen (ausser in Ländern, die eine konsolidierte Besteuerung kennen) • CH-Unternehmen sollten Entwicklung in EU aufmerksam verfolgen • Bedeutung der Steuern im Konzernabschluss von zunehmender Bedeutung, für Unternehmen, aber auch für Unternehmensstandort Schweiz Prof. Dr. R. Waldburger MLE Stiftungsrat Donnerstag 22. Mai 2008 15
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