PDF - IndieKino Berlin

D MUSTANG Mädchen und Freiheit D SPOTLIGHT Systematisches Wegschauen D DER KUAFÖR AUS DER K
­ EUPSTRASSE
Folgen eines Anschlags D ALS WIR DIE ZUKUNFT WAREN Sieben Ost-Filmer erzählen D NICHTS PASSIERT ­Konsequent
in den Abgrund D COLONIA DIGNIDAD Flucht aus den Fängen der Foltersekte D LICHTES MEER Aufbrechen ohne
­Zurückzukehren D 69 TAGE HOFFNUNG Spektakuläre Rettungsaktion D ABOVE AND BELOW Mars und Abwasserkanal PROJEKT A Anarchistische Initiativen in Europa D SUFFRAGETTE Radikal für das Wahlrecht D DAS WETTER IN
­GESCHLOSSENEN RÄUMEN Trinken im Hotel D FREUNDE FÜRS LEBEN Abschied mit Hund
MAGAZIN DER UNABHÄNGIGEN BERLINER LICHTSPIELHÄUSER
D 23 D FEBRUAR 2016
indiekinoBERL
COLONIA DIGNIDAD – START AM 18.2.2016
gOldeN
glObe®
Oscar®
NOmiNieruNg
NOmiNieruNg
2016
2 016
Ab 25. FebruAr im Kino
/mustang.derfilm
„Überwältigend“
New YOrk Times
www.mustang.weltkino.de
„Hinreissend“
der Tagesspiegel
„grossartig“
Hamburger abeNdblaTT
DIE INDIEKINOS
D ACUD KINO D B-WARE!LADENKINO D BALI KINO D
­ ­BROTFABRIKKINO
BERLIN D BUNDES­PLATZ KINO D CITY KINO WEDDING D EISZEIT KINO
D EVA-LICHTSPIELE D FILMKUNST66 D FILMRAUSCHPALAST D FSK-KINO
AM ORANIENPLATZ D HACKESCHE HÖFE KINO D IL KINO D SPUTNIK
KINO AM SÜDSTERN D TILSITER ­LICHTSPIELE D UNION FILMTHEATER
D XENON KINO D Z-INEMA D ZUKUNFT D FLK FRIEDRICHSHAGEN D FLK
HASENHEIDE D FLK INSEL D FLK POMPEJI D FLK „UMSONST & DRAU­S­
SEN“ IM FILMRAUSCHPALAST D OPEN AIR KINO IM FMP1
EDITORIAL
Der Zirkus ist in der Stadt. In Berlin dreht sich im Februar fast alles um
die Berlinale. In den Indies Acud Kino, Il Kino und Union Filmtheater Friedrichshagen ist sie in Form von „Berlinale Goes Kiez“ zu Gast, im City Kino
Wedding bietet das von Dieter Kosslick heißgeliebte „Kulinarische Kino“
Sterneküche zu Foodie-Filmen und in den Hackesche Höfe Kinos ruft die
„Woche der Kritik“ mit gewagten Thesen und ausgefallenen Filmen zur
Diskussion auf. Auch wir fallen natürlich auf dem Festival herum. Aktuelle
Eindrücke, Empfehlungen und ad hoc Filmbesprechungen gibt es ab dem
11.2. unter www.indiekino.de.
Was viele nicht wissen: es gibt ein Kinoleben neben der Berlinale. Die
Filmreihe „Best Actress“ im Bundesplatz Kino kann es durchaus mit der
diesjährigen Retrospektive aufnehmen. Das City Kino lädt zur langen
Oscar-Filmnacht ein. Brotfabrik-Kino, Il Kino und Sputnik ziehen ihre regulären Sonderveranstaltungen durch. Auch filmisch ist einiges geboten:
So starten direkt im Anschluss an die große Sause die beiden Wettbewerbsfilme HAIL, CAESAR! von den Coen-Brüdern und MIDNIGHT SPECIAL von Jeff Nichols (SHOTGUN STORIES, TAKE SHELTER), auf den wir
als Genre-Fans ganz besonders gespannt sind. Empfehlen können wir
auch den energiegeladenen Debütfilm der franco-türkischen Regisseurin
Deniz Gamze Ergüven MUSTANG und den fantastisch aussehenden Dokumentarfilm ABOVE AND BELOW, der Menschen trifft, die sich ein Leben
außerhalb der Gesellschaft in der Wüste oder unter der Erde eingerichtet
haben. Statt erkältet am Potsdamer Platz in der Schlange zu stehen, ist
es also durchaus möglich, entspannt mit einer Tasse Tee und ein paar
Gleichgesinnten in den kuscheligsten Kinos der Stadt den feuchtkaltesten
Wintermonat des Jahres zu überstehen. Nur mal so.
Viel Spaß beim Lesen und viel Spaß im Kino,
Eure INDIEKINO BERLIN Redaktion
Die Märzausgabe von INDIEKINO BERLIN erscheint am 3.3.2016
DEVID STRIESOW
MAREN EGGERT
ANNINA WALT
LOTTE BECKER
ER WILL RUHE. UM JEDEN PREIS.
ab
11. Februar
im Kino
Ein Film von MICHA LEWINSKY
WWW.FACEBOOK.COM/NICHTSPASSIERT
INDIEINHALT
Feuer bewahren, nicht Asche anbeten
06MAGAZIN
NEU IM FEBRUAR
08MÄDCHEN UND FREIHEIT:
MUSTANG
12
11
21
16
15
15
18
21
16FLUCHT AUS DEN FÄNGEN DER
FOLTERSEKTE: COLONIA DIGNIDAD
22KINDERFILME
24KINOHIGHLIGHTS
69 Tage Hoffnung
Above and Below
Als wir die Zukunft waren
Colonia Dignidad
Feuer bewahren, nicht
Asche anbeten
Freunde fürs Leben
Grenzbock
Hail, Caesar!
30NACHBILD, IMPRESSUM
31KINOADRESSEN
22 WEITER IM KINO
Japanische Filmwoche
Anomalisa
D4
D FEBRUAR 2016
10
11
21
19
8
12
14
18
10
14
20
19
20
Der Kuaför aus der
Keupstraße
Lichtes Meer
Midnight Special
Miss Lovely
Mustang
Nichts passiert
Projekt A
Sibylle
Spotlight
Suffragette
Ungezähmt
Das Wetter in
geschlossenen Räumen
Where to Invade Next
NACH DER PULITZER-PREIS-PRÄMIERTEN RECHERCHE DES BOSTON GLOBE
OSCAR®-NOMINEE
MARK
RUFFALO
OSCAR®-NOMINEE
MICHAEL
KEATON
BAFTA®-NOMINEE
GOLDEN GLOBE®-NOMINEE
LIEV
RACHEL
MCADAMS SCHREIBER
JOHN
SLATTERY
OSCAR®-NOMINEE
UND
STANLEY
TUCCI
AB 25. FEBRUAR IM KINO
DIE WAHRHEIT STECKT ZWISCHEN DEN LÜGEN
Sumé - The Sound of a Revolution
INDIEMAGAZIN
BERLINALE ENT­
DECKUNGEN 2015
Immer zur Berlinale stellt das Bali Kino noch einmal
Highlights des vergangenen Festivals zusammen.
Das sind in diesem Jahr VICTORIA, Sebastian
Schippers in einer langen Einstellung gedrehter
Film einer langen Berliner Nacht, EISENSTEIN IN
GUANAJUATO, Peter Greenaways bilderwilde Imagination von Sergej Eisensteins Mexikoreise im Jahr
1931 und der Dokumentarfilm SUMÉ – THE SOUND
OF A REVOLUTION über die grönländische Band
Sumé deren Musik die grönländische Unabhängigkeitsbewegung begleitete. www.balikino-berlin.de
DIE BERLINALE RETROSPEKTIVE LESEN
1966: während der Neue Deutsche Film vier Jahre nach dem Oberhausener Manifest erstmals Anerkennung auf bedeutenden europäischen Festivals erfährt und mit Peter Schamoni, Volker Schlöndorff und
Alexander Kluge drei seiner bekanntesten Vertreter Auszeichnungen erhalten, werden in der DDR rund
die Hälfte der DEFA-Produktionen, die sich offen mit den Widersprüchen des „real existierenden Sozialismus“ auseinandersetzen, aus den Kinos verbannt und verboten. Die diesjährige Retrospektive zeigt
das Jahr 1966 als Wendepunkt des deutschen Kinos und will mit einer Zusammenschau die verpasste
Chance einer wechselseitigen Rezeption nachholen – mit rund zwanzig Spiel- und Dokumentarfilmen
aus Kino und Fernsehen der BRD und der DDR und zeittypischen kurzen und mittellangen Filmen als
Vorfilm. Begleitend erscheint im Bertz + Fischer Verlag das Buch DEUTSCHLAND 1966 – FILMISCHE
PERSPEKTIVEN IN OST UND WEST über die Aufbruchsstimmung dieser neuen Generation von jungen
Filmemachern, die mit traditionellen Erzählweisen brechen und mit neuen Formen, Motiven und Themen
experimentieren.
BERLINALE GOES KIEZ
Im sechsten Jahr werden die Berliner Kiezkinos - darunter die Indies ACUD KINO, CITY KINO
WEDDING, IL KINO und UNION FILMTHEATER - wieder zur weiteren Spielstätte des offiziellen Festivals und präsentieren jeweils zwei Filme aus dem
Berlinale-Programm. Zu allen Filmen haben sich bereits Gäste angesagt. www.berlinale.de > Festival > Sektionen
13.2. IL KINO:
15.2. ACUD KINO:
18.30 Uhr: JUG-YEO-JU-NEUN
YEO-JA (THE BACCHUS LADY)
(R: E J-yong, Republik Korea,
Panorama)
21.30 Uhr: LAO SHI (OLD STONE)
(R: Johnny Ma, Volksrepublik
China/Kanada, Forum)
18.30 Uhr: BERLIN UM DIE
ECKE (R: Gerhard Klein, DDR,
Retrospektive)
21.30 Uhr: BORIS SANS BÉATRICE (BORIS WITHOUT BÉATRICE) (R: Denis Côté, Kanada,
Wettbewerb)
D6
D FEBRUAR 2016
17.2. UNION
FILMTHEATER:
19.2. CITY KINO
WEDDING
18.30 Uhr: DAS TAGEBUCH DER
ANNE FRANK (R: Hans Steinbichler, Deutschland, Generation)
21.30 Uhr: JONATHAN (R: Piotr
J. Lewandowski, Deutschland,
Panorama)
15 Uhr: DIE EHE DER MARIA
BRAUN (R: Rainer Werner Fassbinder, BRD, Hommage)
18.30 Uhr: KULINARISCHES KINO
Goes Kiez
21.30 Uhr: METEORSTRASSE (METEOR STREET) (R: Aline
Fischer, Deutschland, Perspektive
Deutsches Kino)
INDIEMAGAZIN
FRIEDENSFILMPREIS
Als einziges Filmfestival der Welt verleiht die Berlinale,
bzw. eine siebenköpfige Jury, der in diesem Jahr auch
die Betreiberin des Bali Kinos Helgard Gammert angehört, einen Friedensfilmpreis. In den letzten Jahren ging
der beispielsweise an THE LOOK OF SILENCE, JUST
THE WIND oder GOODBYE BAFANA. Der diesjährige
Friedensfilmpreis wird am 21.1. um 17 Uhr im Hackesche Höfe Kino vergeben.
WOCHE DER KRITIK
Parallel zur Berlinale findet vom 11. bis zum
18. Februar die zweite Woche der Kritik im Hackesche Höfe Kino statt. Die Woche wird
vom Verband der deutschen Filmkritik e.V. in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung organisiert. An sieben Abenden wird es Filme und Diskussionen mit internationalen
Filmkritikern geben, die zur „intensiven Auseinandersetzung mit Kino, ästhetischen und
erzählerischen Formen und deren politischen Rahmenbedingungen“ anregen sollen. Bei
Redaktionsschluss waren vier Filme des Programms bekannt: COMA von der jungen syrischen Regisseurin Sara Fattahi spielt in einer Wohnung in Damaskus und zeigt den Alltag
von drei Frauen aus verschiedenen Generationen. MALGRÉ LA NUIT von Kultregisseur
Phillippe Grandieux verspricht einen sinnlichen Reigen aus erotischen, experimentellen
und tranceartigen Beziehungen. In BLUE DRESS reflektiert Igor Minaev sein eigenes Filmschaffen unter der sowjetischen Zensur. Der Collagekünstler Lewis Klahr zeigt mit SIXTY
SIX eine Anthologie von 12 digitalen Filmen. Die New York Times nannte SIXTY SIX „eine
der erlesensten kinematografischen Errungenschaften des Jahres“. wochederkritik.de
NEUE SÄLE IM UNION FILMTHEATER
KULINARISCHES KINO
IM CITY KINO Dieter Kosslick: „Krieg
ist nicht das geeignete Mittel, um Probleme wie Rassismus, Armut oder Klimawandel zu lösen. Die Küchen
der Welt schon eher. Essen verbindet und Gastfreundschaft ist ein Beitrag zur Völkerverständigung.“ Unter
dem Motto „Make Food Not War“ zeigt das zehnte
Kulinarische Kino der Berlinale elf aktuelle Filme über
die Beziehungen zwischen Essen, Kultur und Politik.
Nach den Filmen des Hauptprogramms servieren
die Sterneköche Andoni Luis Aduriz, Sven Elverfeld,
Michael Kempf, Sonja Frühsammer sowie Alexander
von den Filmen inspirierte Menüs. Am 19.2. um 18.30
Uhr ist das „Kulinarische Kino Goes Kiez“ im City Kino
Wedding/Restaurant Pastis im Centre Français de
Berlin zu Gast, es läuft Detlev Bucks Kurzfilm SCHWARBUNT MÄRCHEN über Kühe im Frühling und anschließend THE SINGHAMPTON PROJECT, bei dem der
deutsch-kanadische Koch Michael Stadtländer und der
Landschaftskünstler Jean Paul Ganem demonstrieren,
dass „draußen einfach alles besser schmeckt“. Karten
unter: www.berlinale.de > Programm > Tickets.
Das Union Kino in Friedrichshagen hat an- und ausgebaut. Der große Saal mit Empore,
der auch für Konzerte, Partys und Abibälle genutzt wird, wird zum „Alten Saal“. In einem
Anbau kommen ein geräumiger „Neuer Saal“ und ein kleineres „Studiokino“ hinzu, in
dem Arthouse Kino auch mal in OmU zu sehen sein wird. Beide Säle verfügen nicht nur
über großzügige Sitzreihen mit Tischchen, sondern auch über jeweils eine von insgesamt
drei neuen Bars, die das Union mitgebaut hat. Die Eröffnung wird vom partyerfahrenen
Kinoteam am 18.2. rauschend gefeiert. Von 18 – 20 Uhr kann man den Neubau inklusive
aller Nebenräume besichtigen, ab 20 Uhr gibt es Baufotos live kommentiert von Kinochef
Matthias Stütz, und ab 21 Uhr Musik auf 4 Tanzflächen und Grillen im Kinohof. Wer
mitfeiern möchte, kann sich bei uns bis zum 12.2. unter­[email protected], Betreff: Union
melden. Wir verlosen unter allen Einsendungen 2 x 2 Freikarten.
FEBRUAR 2016 D
7D
Ferien. Fünf Mädchen, die Jüngste um die 10, die
Älteste vielleicht so um die 17 Jahre alt, toben am
Meer entlang nach Hause, in das winzige türkische
Dorf an der Schwarzmeerküste, in dem sie bei Vater
und Großmutter wohnen. Nach und nach werden im
Laufe des Films individuelle Charakterzüge sichtbar
werden, doch zunächst sind diese fünf als amorphe,
wilde, kichernde Masse inszeniert. Unbändige Energie, wehende Haare im Gegenlicht, und die Anzeichen
einer erwachenden Sexualiät – die eingedämmt werden muss, koste es, was es wolle. Als die Großmutter erfährt, dass die Mädchen mit Jungen im Meer
gesichtet wurden, wird das Haus zur Festung ausgebaut und das Regime drinnen auf Kloster umgestellt.
Statt der Schulmädchen-Uniformen kommen lange
braune Gewänder zum Einsatz, die Mädchen werden
aus der Schule genommen, die Erziehung hat nur
noch ein Ziel: „die gute Ehefrau“.
Auch wenn die Geschehnisse im Film auf verschiedene reale Vorkommnisse zurückgreifen, haftet der
drakonischen (Um)erziehung ebenso wie den lichtdurchfluteten Teenagerbildern zuvor etwas Surreales
an. Wenn mit jedem Vergehen die Barrikaden um das
Haus mit den vielen Fenstern wachsen, dann erinnert
das an ein Theaterstück von Ionesco. Regisseurin
Deniz Gamze Ergüven nennt neben so unterschiedlichen Filmen wie WILD AT HEART, DIE 120 TAGE VON
SODOM, FISH TANK, DIE FLUCHT AUS ALCATRAZ
und den Filmen der italienischen Neorealisten auch
Märchen als Inspiration. Sie sieht die Mädchen, vielleicht die widerständigen Frauen überhaupt, als fünfköpfige Hydra – obwohl das Zauberwesen bekämpft
wird und ein Glied nach dem anderen verliert, lebt
es weiter.
Als die Mädchen trotz der Hochsicherheitsgitter ausbüchsen, beginnt Akt zwei, der düsterste des Dramas. Wie die „zehn kleinen Negerlein“ werden die
Mädchen jetzt dezimiert. Eine nach der anderen wird
meistbietend verheiratet. Geradezu lakonisch arbeitet MUSTANG die Hochzeiten ab, von denen jede ein
bisschen anders gelagert ist. Während Sonaya einvernehmlich geht – der Junge mit dem sie geflirtet hat,
hält um ihre Hand an – ist Selma eine traurige, resignierte Braut, die nur eins möchte: endlich von allen
Deutschland/Frankreich/Türkei 2015 D 97 min D R: Deniz Gamze Ergüven D B: Alice
Winocour, Deniz Gamze Ergüven D K: David Chizallet, Ersin Gok D S: Mathilde Van de
Moortel D M: Warren Ellis D D: Güneş Nezihe Şensoy, Doğa Zeynep Doğuşlu, Elit İşcan, Tuğba
Sunguroğlu, İlayda Akdoğan D V: Weltkino Filmverleih
Start am 25.2.2016
¢ Acud Kino DF
¢ b-ware!ladenkino DF OMU
¢ Bundesplatz Kino DF OMU
¢ Eva Lichtspiele DF OMU
¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU
¢ Hackesche Höfe Kino OMU Tip-Preview am 3.2. um 20 Uhr
¢ Il Kino OMU
D8
D FEBRUAR 2016
Five teenage granddaughers are
forbidden to go to school, must remain
indoors, and are to be married off as
soon as possible when their grandmother hears that they have been fooling around with boys. The youngest,
Lale, begins to plan her escape.
INDIEFEATURE
MUSTANG
Mädchen und Freiheit
in Frieden gelassen werden. Langsam rückt Lale,
die Jüngste, das eigentliche Zentrum von MUSTANG
immer mehr ins Gesichtsfeld der Erwachsenen. Die
Zeit wird knapp. Schon ist die letzte Schwester verkuppelt, der Bräutigam steht vor der Tür. Während die
Hochzeitsgesellschaft draußen lärmt, suchen die letzten verbliebenen Schwestern nach einem Fluchtweg
aus der Mausefalle. Und so wird MUSTANG im letzten
Akt zum waschechten Prison-Break-Thriller.
Teenagerkitsch, Sozialdrama und Ausbruchsfilm
mit surrealen Einsprengseln: Es ist nicht ganz klar,
ob MUSTANG stilistisch irrsinnig vielschichtig oder
eher ganz schön uneben ist, aber vielleicht ist das
auch nicht so wichtig. Wie das titelgebende Wildpferd und der überwiegend aus Laien bestehende
Cast versprüht das Langfilmdebüt von Deniz Gamze
Ergüven viel Energie. Vielleicht sind es auch die Funken eines Paradoxons, das dem Film zugrunde liegt.
Ergüvens Analyse der Situation von Frauen in der
ländlichen Türkei ist einerseits zutiefst hoffnungslos:
Eine Versöhnung, ein Kompromiss, eine Annäherung,
ein Aufweichen der patriarchalen Position scheint
schlichtweg undenkbar. Die Gegenseite, zu der auch
die Mütter, Tanten und Großmütter gehören, bewegt
sich keinen Millimeter. Der einzige Ausweg heisst:
Flucht. Andererseits ist die Kritik so vehement, der
Ausbruchswille so groß, dass nicht vorstellbar ist, wie
sich das Patriarchat diesem Sturm lange entgegenstellen will. Vielleicht bleibt es ja irgendwann einfach
alleine zurück. D Hendrike Bake
INDIEKRITIKEN
USA 2015 D 128 min D R: Tom McCarthy D B: Josh Singer, Tom McCarthy D K: Masanobu
Takayanagi D S: Tom McArdle D M: Howard Shore D D: Michael Keaton, Mark Ruffalo,
Rachel McAdams D V: Paramount Pictures Germany
SPOTLIGHT
Deutschland 2016 D 92 min D R: Andreas Maus D B: Andreas Maus, Maik Baumgärtner
D K: Hajo Schomerus D S: Rolf Mertler D M: Maciej Sledziecki D D: Taner Sahintürk, Atilla
Öner, Sesede Terziyan D V: Real Fiction Filmverleih
DER KUAFÖR AUS DER
KEUPSTRASSE
Systematisches Wegschauen
Folgen eines Anschlags
Als das „Spotlight“ getaufte Investigativ-Team des Boston Globe im Januar
2002 eine große Reportage über den seit drei Jahrzehnten totgeschwiegenen Missbrauch junger Gemeindemitglieder durch Priester und dessen
systematische Vertuschung durch die katholische Kirche veröffentlichte,
stand die liberale Traditionszeitung kurz vor ihrem 130. Gründungsjubiläum. Am Horizont zeichnete sich die Printkrise ab und die Entscheidung,
auf diese Weise die Konfrontation mit der fest in der Gesellschaft verankerten Institution zu suchen und den überwiegenden Teil des ebenfalls
katholischen Abonnentenstammes gegen sich aufzubringen, war wirtschaftlich gefährlich und intern umstritten. Ein Jahr später bestätigte
der Pulitzer Preis ihre Arbeit für diesen und zahlreiche Folge-Artikel.
Regisseur Tom McCarthy hat die brisante Geschichte als schnelles und
faktenorientiertes Ensemblestück inszeniert, das den Darstellerstars
wie Michael Keaton, Mark Ruffalo und Rachel McAdams immer wieder
glänzende Momente schenkt. Nüchtern inszeniert und klug geskriptet,
zeichnet SPOTLIGHT die Recherche der Journalisten nach, die nicht nur
traumatisierte Opfer und eine selbstgerechte und Täter-schützenden Kirche zu Tage führt, sondern auch eine Gesellschaft entlarvt, die manchmal
einfach lieber nicht so genau hinschauen will. SPOTLIGHT entlässt dabei
niemanden aus der Verantwortung, weder die Legislative, Judikative noch
die Exekutive, und schon gar nicht die Reporter selbst, die trotz jahrelanger Hinweise erst dann tätig werden, als sie der neue Redakteur Marty
Baron (Liev Schreiber) mit der Nase auf das Thema stößt. SPOTLIGHT
wurde gerade für drei Golden Globes und sechs Oscars nominiert, darunter Oscars für „Bester Film“, „Beste Regie“, Bestes Drehbuch“ und „Bester
Schnitt“. D Jens Mayer
Start am 25.2.2016
¢ b-ware!ladenkino
¢ Eva Lichtspiele DF OMU
¢ Filmrauschpalast OMU
¢ filmkunst66 DF OMU
DF OMU
D 10
D FEBRUAR 2016
In 2002 the Boston Globe’s investigative „Spotlight“ unit uncovers the
sexual abuse of young community
members by Catholic priests and the
systematic decade-long cover-up by
the Church.
Am 9. Juni 2004 explodierte vor Özcan Yildirims Friseursalon in der Kölner
Keupstraße eine Nagelbombe. 22 Menschen wurden verletzt, unter ihnen
auch Öczan Yildirims Bruder Hasan, der abwechselnd mit seinem Bruder
im Geschäft arbeitete. Von allen Opfern der Naziterror-Gruppe um Mundlos, Böhnhart und Zschäpe wurden die Yildirims vermutlich am meisten
von der Polizei traktiert. DER KUAFÖR AUS DER KAUPSTRASSE, ein Dokumentarfilm von Andreas Maus, konzentriert sich auf die Opfer und deren
Wahrnehmung des Anschlags und seiner Folgen. Die Yildirim-Brüder und
ihre Familien wurden sofort nach dem Anschlag und danach immer wieder verhört. Unbedingt sollte ein Zusammenhang zur Türsteher-Szene
nachgewiesen werden, oder auch ein Versicherungsbetrug. Auch andere
Geschäftsleute aus der Keupstraße und ihre Kunden gerieten ins Visier
der Fahnder. Ein Juwelier musste doch Verbindungen zur Mafia haben?
Ein kräftig gebauter – und beim Anschlag schwer verletzter – Taxifahrer
konnte nur ein kriminelles Element sein. Später sieht man den riesigen
Mann über einem Ordner brüten, mit zitternden Händen und Tränen in
den Augen. Ich sammele alles, sagt er, das hilft, damit klar zu kommen.
Aber klargekommen ist noch keines der Opfer. Es gab zwar jede Menge
Promo-Besuche von Politikern, aber keine Hilfen für die traumatisierten
Anwohner der Keupstraße. Andreas Maus‘ Film fragt auch nach, warum
die Kölner Polizei ausschließlich im Umfeld der Opfer ermittelte, und Hinweise auf den rechtsextremistischen Hintergrund des Anschlags ignorierte. Dabei beißt der Film auf Granit, die Verantwortlichen haben nur
ein Achselzucken übrig. DER KUAFÖR macht deutlich, dass der Antirassismus der deutschen Obrigkeit erst einsetzt, als der Fall geklärt scheint.
Dann zwar mit Getöse, aber nur symbolpolitisch und ohne konkrete Folgen. D Hannes Stein
Start am 25.2.2016
¢ Acud Kino
¢ Sputnik Kino
The film shows the aftermath of
a 2004 terror attack in a street in
Cologne. The Turkish shop owners and
victims of the assault are the only suspects the police investigate for years,
until the neo-Nazi NSU group turn out
to be the perpetrators.
TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE
INDIEKRITIKEN
Deutschland 2015 D 81 min D R: Stefan Butzmühlen D B: Stefan Butzmühlen, Jan Künemund
D K: Jonas Schmager D S: Cristina Diz D M: Fabrizio Tentoni D D: Martin Sznur, Jules Sagot,
Katharina Melchior D V: Edition Salzgeber
LICHTES MEER
ABOVE AND BELOW
Aufbrechen ohne Zurückzukehren
Mars und Abwasserkanal
Zwei Männer und die Weite der See – viel mehr braucht Regisseur Stefan Butzmühlen nicht für seinen Film LICHTES MEER. Er erzählt die
Geschichte von Marek (Martin Sznur), der die Einöde Mecklenburg-Vorpommerns verlässt, um auf einem Containerschiff anzuheuern, wo er sich
Hals über Kopf in den französischen Ingenieur Jean (Jules Sagot) verliebt.
LICHTES MEER ist ein ruhiger Film. Wenn gesprochen wird, dann meist
aus dem Off – Marek zählt die verschiedenen Schifffahrtsberufe auf
oder beschreibt das Leben an Bord. Zwischendurch rezitiert er Passagen
aus einem Buch über einsame Fischer in Island, die exakt zu den leisen
Momenten zwischen den beiden jungen Männern passen.
Für deren im Verlauf des Films immer schwieriger werdende Beziehung
findet Butzmühlen dann vor allem eine auf Körperlichkeit beruhende visuelle Sprache. Mal in poetischen Bildern: Close-Ups von Händen, die über
Haut und durch Haar fahren. Mal in Form eines intensiven Spiels: Mareks
Blicke und seine Mimik sprechen Bände. Auf diese Weise entstehen sehr
eindringliche Sehnsuchtsbilder, die vom Übergang zum Erwachsensein
und von der Liebe zum Ungewissen, das danach kommt, handeln. Obendrein verortet Butzmühlen die Männerliebe – ein wiederkehrendes Thema
in seinen Filmen – in einem Milieu, das als homoerotisch aufgeladen und
latent schwulenfeindlich zugleich gilt.
Das ist sicherlich keine leichte Kost, soll es aber auch nicht sein. Doch
gelingt es Butzmühlen immer wieder, mit der emotionalen Schwere des
Films zu brechen, sei es mit langen Kamerafahrten über das blaue, von
der Sonne beschienene Meer oder mit Seemannsliedern, in denen Männer davon singen, wie wunderbar es ist, einfach aufzubrechen und nie
wieder zurückzukehren. D Christine Stöckel
Start am 4.2.2016
¢ BrotfabrikKino
¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU ,
am 6.2. um ?? Uhr in Anwesenheit
des Regisseurs
OMU
TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE
Deutschland/Schweiz/USA 2015 D 120 min D R: Nicolas Steiner D B: Nicolas Steiner
D K: Markus Nestroy D M: Paradox Paradise, Jan Miserre, John Gürtler D D: Edward
Cardenas, Cynthia Goodwin, Richard F. Ethredge D V: déjà vu Filmverleih
Marek leaves his home state Mecklenburg-Vorpommern to work on a
container ship. He falls in love with
Jean, a French engineer on board. A
poetic film about different types of
longing and the sea.
ABOVE AND BELOW beginnt wie ein Horrorfilm: Ein Mann läuft durch
einen Kanalisationsschacht und erzählt, wie er hier einmal den Geist
eines Mädchens gesehen hat, deren Familie in diesem Schacht wohnte,
bis ein starker Regen die Kanalisation flutete und die gesamte Familie
ertrank. Dann stapfen Astronauten über den Mars, stets bemüht den
Sichtkontakt nicht zu verlieren. Ist das ein Science Fiction Film? ABOVE
AND BELOW ist ein Dokumentarfilm, der aussieht wie das Reale, hätte
Stanley Kubrick es gefilmt. Jedes Bild eine perfekte Komposition, jede
Szene eine Hymne auf das Leben und seine Zerbrechlichkeit, ein Lied
von oben und unten, physikalisch-geographisch, ökonomisch und metaphysisch. Es geht um drei Menschen, die das Leben auf der Erde auf die
eine oder andere Art hinter sich gelassen haben: um April, eine Frau, die
gern zum Mars fliegen würde und in einer Mars-Forschungsstation lebt,
um Dave, einen Einsiedler, der in einem ehemaligen Militärbunker in der
Wüste wohnt, und um Cindy und Rick, ein Paar, das in der Kanalisation
von Las Vegas lebt. Rick sagt: „Wer noch nicht hier unten gelebt hat, weiß
nicht, was Leben ist. Das da oben ist ein Schein.“ ABOVE AND BELOW
handelt vom Jenseits des Schleiers, ohne dabei esoterisch zu werden.
April und Dave sind Army-Veteranen. Beide wirken schwer traumatisiert.
Rick und Cindy sind abhängig von Crystal Meth. Cindy hat eine Couch
besorgt, ein abgewracktes Ding auf dreieinhalb Beinen. Sie hievt das Ding
über einen Zaun. Dahinter ist der Abwasserkanal, ihr Zuhause. Sie freut
sich über das neue Möbel und schaltet eine Effekt-Lampe an, die sie im
Müll gefunden hat. „Man vergisst fast, dass man in einem Tunnel ist. Es
ist, als könnte man die Sterne berühren.“ sagt sie. Ein großer Kinofilm und
eine postapokalyptische Ballade über das Verschwinden, über Glück und
Verzweiflung am Rand der Welt. D Tom Dorow
Start am 25.2.2016
¢ b-ware!ladenkino
¢ BrotfabrikKino OMU
¢ filmkunst66 OMU
¢ Filmrauschpalast OMU
OMU
A couple living in a Las Vegas sewer,
a loner in an abandoned military
bunker, an army veteran in a Mars
research station in the desert. ABOVE
AND BELOW is a visually stunning and
gentle documentary about people who
live where the world ends.
FEBRUAR 2016 D
11 D
INDIEKRITIKEN
Schweiz 2015 D 88 min D R: Micha Lewinsky D B: Micha Lewinsky D K: Pierre Mennel
D S: Gion-Reto Killias D M: Marcel Blatti D D: Devid Striesow, Maren Eggert, Max Hubacher
D V: movienet Filmverleih
NICHTS PASSIERT
Konsequent in den Abgrund
Dieser Thomas ist schon ein ganz schöner Waschlappen. Am liebsten
geht er jedem Konflikt aus dem Weg. Seine Frau Martina verachtet ihn
dafür, seine 15jährige Tochter Jenny nutzt es schamlos aus, dass er nicht
nein sagen kann. Obwohl sie keinen Bock hat und seine Frau keine Zeit,
besteht Thomas darauf, mit der Familie in den Skiurlaub zu fahren. Auch
als Sarah auf dem Rücksitz Platz nimmt, gibt es keine Widerworte von
Thomas. Schließlich ist sie die Tochter des Chefs und der Duckmäuser
rechnet sich berufliche Aufstiegschancen aus, wenn er sie mit auf den
Familienurlaub nimmt, auch wenn Jenny relativ schnell von ihr genervt
ist. Dann gibt’s eben ein neues Snowboard und die familiäre Harmonie ist
wieder hergestellt. Täglich geht der Papa mit den Mädchen auf die Piste.
Martina vergräbt sich derweil in Arbeit. Als der Sohn des Pächters Severin
die Mädels in die örtliche Disco einlädt, fährt Thomas sie sogar in den Ort.
Doch dann kommt es zur Katastrophe, die Thomas’ heiles Weltbild aus
dem Gleichgewicht bringt. Jeder Versuch, das Geschehene zu verheimlichen, reitet den Familienvater nur noch tiefer in den Schlamassel.
Thomas manövriert sich konsequent in den Abgrund und es ist fast
schmerzhaft dem von Devid Striesow verkörperten Pantoffelhelden dabei
zusehen zu müssen. Striesow gibt seine Figur nicht der Lächerlichkeit
preis. Für jeden seiner Schritte gibt es Gründe und doch vergräbt man
als Zuschauer seine Finger immer tiefer in der Sitzlehne. Jeder Schritt
hallt im Zuschauer nach und man stellt sich zwangsläufig die Frage: Wie
würde ich handeln? Es ist bemerkenswert, mit welch bitterer Konsequenz
der Schweizer Regisseur Micha Lewinsky, dessen charmante Komödie
DIE STANDESBEAMTIN es ebenfalls ins deutsche Kino schaffte, seine
Geschichte durchzieht. D Lars Tunçay
Start am 11.2.2016
¢ b-ware!ladenkino
¢ filmkunst66
¢ fsk-Kino am Oranienplatz
D 12
D FEBRUAR 2016
When things go really wrong on a
skiing trip Thomas’ manoeuvers to
avoid conflict get him into ever more
trouble.
Originaltitel: The 33 D USA/Chile 2013 D 127 min D R: Patricia Riggen D B: Jose Rivera
D K: Checco Varese D S: Michael Tronick D M: James Horner D D: Antonio Banderas,
Rodrigo Santoro, Juliette Binoche D V: Warner Bros.
69 TAGE HOFFNUNG
Spektakuläre Rettungsaktion
Vor fünf Jahren wurden 33 Minenarbeiter in einer Kupfer-Gold-Mine in der
Atacama Wüste in Chile verschüttet. 69 Tage lang saßen sie in einer Tiefe
von 700 Metern fest, während draußen die ganze Welt am Bildschirm
die spektakuläre Rettungsaktion verfolgte. Alle Bergarbeiter überlebten.
69 TAGE HOFFNUNG dramatisiert nun die Ereignisse von damals. Die
persönlichen Geschichten der Minenarbeiter, die das Drehbuch um den
Unfall strickt, fallen eher schlicht und zweckmäßig aus: Vorabeiter Luis
hat von den Mängeln in der Mine gewusst, aber bei der Leitung nichts
bewegen können, der junge Alex ist dabei, Vater zu werden, und um den
Casanova Yonni streiten sich im „Camp Hoffnung“ vor den Toren der Mine
eine Geliebte und eine Ehefrau. Was dagegen ausgezeichnet funktioniert,
ist das Drama von Unglück und Rettung, das in chronologischer Reihenfolge und überzeugenden Bildern erzählt wird. Obwohl der Ausgang der
Geschichte bekannt ist, bibbert man mit, als die Schächte einstürzen, als
sich herausstellt, dass die Vorräte nur für 3 Tage reichen, als klar wird,
dass die vorgesehenen Rettungsleitern niemals installiert wurden und
das Funkgerät in der Rettungsstation nicht angeschlossen ist. Während
sich überirdisch die Familien der Eingeschlossenen unter Führung der
resoluten Maria (Juliette Binoche) zum Protest zusammenschließen und
die staatliche Minenbehörde die Rettungsaktion in der privat betriebenen
Mine übernimmt, verteilen die Minenarbeiter unten das wenige Essen auf
winzige Rationen und halten damit 17 lange Tage durch. Oben wie unten
ist man kurz davor, aufzugeben, als endlich eine Bohrung zum Sicherheitsraum vordringt und zumindest mal den Kontakt herstellt… Im Abspann
weist der Film darauf hin, dass die Minenarbeiter von der San Esteban
Mining Company niemals entschädigt wurden. Man hofft, dass sie an der
Verfilmung ihrer Geschichte ordentlich verdienen. D Hendrike Bake
Start am 11.2.2016
¢ b-ware!ladenkino
¢ filmkunst66 DF
DF OMU
Five years ago 33 mine workers were
trapped in a Chilean gold and cupper
mine in the Atacama desert. THE 33
is a straight forward dramatization of
the spectacular rescue operation that
ensued.
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Der Berlinale-Gewinner auf DVD & Blu-ray
Die Doppel-DVD und Blu-ray enthalten als exklusives Bonusmaterial Panahis Doku
„Dies ist kein Film“. Wie „Taxi Teheran“ schmuggelte der Regisseur den Film außer
Landes und wurde auf dem Festival in Cannes für seinen Mut und seine künstlerische
Leistung bejubelt.
Weitere Festival-Gewinner auf DVD und Blu-ray
Der Berlinale-Gewinner 2014 ist packender
Film noir, obsessive Liebesgeschichte und
aufschlussreiches Gesellschaftsporträt zugleich.
Xavier Dolans mitreißendes Mutter-Sohn-Drama
gewann den Preis der Jury in Cannes 2014 und
eroberte die Herzen von Publikum und Kritikern.
Der Gewinner der Goldenen Palme 2014 verbindet
grandiose Bilder einer archaischen Landschaft
mit einem Kammerspiel über Liebe und Macht.
Weltkino Filmverleih GmbH · Karl-Tauchnitz-Str. 6 · 04107 Leipzig · www.weltkino.de ·
/ WeltkinoFilmverleih
INDIEKRITIKEN
Deutschland/Spanien/Griechenland/Schweiz 2015 D 85 min D R: Marcel Seehuber, Moritz
Springer D K: Marcel Seehuber, Demian von Prittwitz D V: Drop-Out Cinema
PROJEKT A
SUFFRAGETTE
Anarchistische Initiativen in Europa
Radikal für das Wahlrecht
Das erschütterte Vertrauen in den Staat und diejenigen, die ihn repräsentieren, offenbart angesichts existentieller Krisen und desolater Zukunftsprognosen immer offener zutage tretende Risse in den etablierten Gesellschaftssystemen. „Wenn das System an sich zum Scheitern verurteilt ist,
ist es an der Zeit, sich Gedanken über Alternativen zu machen“, leiten die
Filmemacher Moritz Springer und Marcel Seehuber ihren Dokumentarfilm
ein, in dem sie verschiedene Lebensentwürfe innerhalb Europas vorstellen, die auf den politischen Ideen des Anarchismus basieren. Mit PROJEKT
A versuchen sie herauszufinden, inwieweit die Utopie von der „Überwindung des Staats“ und der „Abschaffung aller Herrschaft“ zu einem mehrheitsfähigen Modell einer gesellschaftlichen Utopie werden könnte oder
es eventuell auch schon ist. Dazu stellen sie Projekte und Menschen vor,
die mit jeweils unterschiedlichsten Prämissen auf der Basis anarchistischer Grundgedanken handeln. Darunter der Parko Navarinou im Athener Stadtviertel Exarchia – ein besetzter Parkplatz, der von Anwohnern
und Anarchisten zu einem öffentlichen Park umfunktioniert wurde, die
Anti-Atom-Aktivistin Hanna, die sich an Gleise kettet, um Atomtransporte zu stoppen, die Gewerkschaft CGT in Barcelona, die mit 80.000
Mitgliedern als größte anarchistische Gewerkschaft weltweit gilt, und die
ebenfalls in Barcelona entstandene Kooperative CIC, sowie das auf dem
Prinzip der solidarischen Landwirtschaft entstandene Kartoffelkombinat
in München. Die Ansätze sind dabei so bunt und vielfältig wie die heterogene Bewegung, nicht alle Protagonisten bezeichnen sich als Anarchisten
oder lehnen die Kooperation mit staatlichen Repräsentanten per se ab:
Was mit Straßenkämpfen und Abgrenzung beginnt, mündet schließlich in
die Idee gemeinschaftlich-autonomer Grundversorgung. D Jens Mayer
Start am 4.2.2016
¢ b.ware!ladenkino
¢ BrotfabrikKino OMU
¢ Z-inema OMU
¢ fsk-Kino am Oranienplatz
In their documentary feature Moritz
Springer and Marcel Seehuber visit
European initiatives, individuals and
unions that follow anarchist ideas.
OMU
D 14
D FEBRUAR 2016
OMU
Großbritannien 2015 D 106 min D R: Sarah Gavron D B: Abi Morgan D K: Eduard Grau
D S: Barney Pilling D M: Alexandre Desplat D D: Carey Mulligan, Helena Bonham Carter,
Meryl Streep D V: Concorde Filmverleih
Im London von 1912 herrscht in der Frauenbewegung tiefe Frustration
darüber, dass nach Jahrzehnten des friedlichen Bittens und Argumentierens immer noch keine politische Teilhabe erwirkt ist. Maud Watts (Carey
Mulligan) ist zunächst eine unpolitische junge Wäscherin, Ehefrau und
zärtliche Mutter, als wir ihr an ihrem infernalischen, wiewohl in kalten Farben gezeichneten Arbeitsplatz, einer Dampfwäscherei, begegnen. Sie ist
zu sehr damit beschäftigt, unter schweren Bedingungen irgendwie über
die Runden zu kommen, als dass sie auf die Idee käme, etwas Grundlegendes an diesen Verhältnissen ändern zu können. Bei einem Liefergang
gerät sie zufällig zwischen Steine werfende Suffragetten, die lauthals das
Wahlrecht für Frauen fordern. Ist Maud zunächst wenig begeistert von
solch skandalösem Verhalten, beginnt sich dennoch ihr Horizont der vorstellbaren gesellschaftlichen Veränderungen zu erweitern. Zugleich erlebt
sie, wie der Protest auf Unverständnis und Repression stößt – das brutale
Vorgehen der Exekutive und Judikative, die mit Polizeigewalt und Zwangsernährung Gefangener auf die Forderungen nach Gleichberechtigung
reagieren, wirkt heute noch schockierend.
Vor dem Hintergrund historischer Ereignisse und mit einem sehr wachen
Blick für die Lebens- und Klassenverhältnisse seiner Hauptpersonen
erzählt SUFFRAGETTE von einem Prozess der Politisierung und Radikalisierung. Erst die aggressive Reaktion von Kollegen, Nachbarn und dem
eigenen Ehemann macht Maud zur Extremistin, die schließlich an der Seite
der Apothekerin Edith (Helena Bonham-Carter) zur Terroristin wird. Produziert wurde SUFFRAGETTE übrigens von einem Frauenteam: Regie führte
Sarah Gavron (BRICK LANE), das Drehbuch schrieb Abi Morgan (SHAME,
THE IRON LADY). Und Meryl Streep hat einen Auftritt als die furchtlose
Anführerin der Suffragetten, Emmeline Pankhurst. D Anna Stemmler
Start am 4.2.2016
¢ b-ware!ladenkino
ab ca. 25.2.
¢ Bundesplatz Kino DF OMU ab 18.2.
¢ Eva Lichtspiele DF OMU ab 18.2.
¢ Sputnik Kino DF OMU ab 18.2.
DF OMU
SUFFRAGETTE follows the trajectory
of Maud Watts (Carey Mulligan), a
laundry worker and young mother, who
turns from interested bystander into a
committed suffragette standing at the
side of bomb-laying Edith Ellyn (Helena
Bonham-Carter).
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INDIEKRITIKEN
Originaltitel: Truman D Spanien/Argentinien 2015 D 113 min D R: Cesc Gay D B: Cesc Gay,
Tomas Aragay D K: Andreu Rebes D S: Pablo Barbieri Carrera D M: Nico Cota, Toti Soler
D D: Ricardo Darín, Javier Cámara, Dolores Fonzi D V: Ascot Elite Filmverleih
FREUNDE FÜRS LEBEN
Abschied mit Hund
Deutschland D 87 min D R: Annette von Wangenheim D K: Philipp Metz D S: Ansgar Pohle
D V: RealFiction Filmverleih
FEUER BEWAHREN,
NICHT ASCHE ANBETEN
Der Prozess des Choreografierens
Tomás verabschiedet sich von Frau und Kindern in Kanada, geht zum Flughafen, fliegt nach Madrid und checkt dort im Hotel ein. Mit großer Sachlichkeit schildert der Film diese Verrichtungen einer Fernreise und bereits
jetzt wird klar: Hier ist ein Film, der den Alltag schätzt und Dramatisierungen vermeidet. In Spanien besucht Tomás seinen alten besten Freund,
den Schauspieler Julian, der an Krebs erkrankt ist. Die Sache ist ernst,
höchstwahrscheinlich ist es das letzte Mal, dass sich die beiden sehen
werden. Doch der Ton zwischen den Freunden bleibt locker, auch wenn
das für beide immer wieder harte Arbeit bedeutet. Es liegt eine große
Zuneigung in dem freundlichen Geplänkel und den trockenen Wortwechseln, die sich Ricardo Darin (Julian) und Javier Cámara (Tomás) liefern,
während sie im Wortsinn letzte Dinge erledigen. Sie gehen zum Arzt, um
die Behandlung abzubrechen. Sie suchen psychische Hilfe für Julians großen Boxer Truman, dem ja ein Verlust bevorsteht, und ebenso eine neue
Heimat für den Hund. Und sie besuchen Lucians Sohn, der in Amsterdam studiert. Dabei passiert nicht sehr viel. Es gibt keine kathartischen
Momente, keine Geheimnisse, die noch einmal auf den Tisch müssen,
weder den großen Zusammenbruch noch die große Versöhnung, noch
letzte Wünsche, die auf den letzten Drücker erfüllt werden müssen. Der
Tod ist in FREUNDE FÜRS LEBEN kein aufregendes Drama, das das Leben
noch einmal besonders hell strahlen lässt. Er ist und bleibt abscheulich.
Aber wie die beiden Freunde im Angesicht dieser Abscheulichkeit mit
einer Art lakonischer Würde den Alltag einer Freundschaft aufrechterhalten, ist ebenso rührend wie wohltuend. Ihre gemeinsame Geschichte und
Verbundenheit ist in jedem Moment spürbar. D Toni Ohms
Eine Kunstform in einer anderen darzustellen, ist kein leichtes Unterfangen, erst recht nicht, wenn es sich um eine so komplexe handelt wie den
Tanz. Genau das versucht jedoch Annette von Wangenheim in ihrer Dokumentation FEUER BEWAHREN – NICHT ASCHE ANBETEN, die sich dem
Choreografen Martin Schläpfer nähert. Ihr Ansatz ist dabei klassisch: Sie
beobachtet den Schweizer in seinem täglichen Leben, zeigt ihn in seinem
Haus beim Kochen und beim Füttern seiner Hasen, lässt ihn auf seiner
Almhütte über die Ruhe der Natur sinnieren und hakt nach und nach die
relevanten Stationen seiner künstlerischen Laufbahn ab. Weil in diesen
Phasen Worte im Mittelpunkt stehen, Schläpfer zudem zwar ein grundsympathischer Mann zu sein scheint, aber so sehr mit sich im Reinen ist,
dass keine Reibungsflächen entstehen, plätschert das Porträt ein wenig
dröge dahin.
Interessant wird es immer dann, wenn von Wangenheim nicht versucht,
die Faszination, die Kraft des Tanzes in Worte zu übersetzen, sondern
einfach nur den Tanz in den Mittelpunkt stellt. Zum einen bei Aufnahmen
von diversen Inszenierungen Schläpfers, vor allem aber bei der Probenarbeit. Schläpfer, seine Tänzer, seine Dramaturgin und die Musiker dabei zu
beobachten, wie sie in einem langwierigen, von Rückschlägen geprägten
Prozess nach und nach eine runde Choreografie entstehen lassen, ist aufschlussreich und spannend. Sich ganz auf diesen Aspekt zu konzentrieren, sich auf das filmisch immer wieder hoch ergiebige reine Beobachten
von Arbeits- von Handwerksprozessen zu konzentrieren, hat von Wangenheim leider nicht gewagt. So zerfällt FEUER BEWAHREN – NICHT ASCHE
ANBETEN in einen eher konventionell biografisch-psychologischen Teil
und spannende Beobachtungen vom Prozess des Choreografierens. D
Michael Meyns
Start am 25.2.2016
¢ fsk-Kino am Oranienplatz
OMU
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Tomás travels from Canada to Madrid
to visit his best friend Julian who has
terminal cancer. Throughout the visit
the friends maintain their customary
laconic banter as they deal with the
in turns sad and absurd minutiae of
Julians impending departure.
Start am 11.02.2016
¢ b-ware!ladenkino
¢ Eva Lichtspiele
¢ filmkunst66
Annette von Wangenheim attempts
a portrait of choreographer Martin
Schläpfer. She shows him in his private
life and in the process of developing a
new choreography.
FEBRUAR 2016 D
15 D
INDIEFEATURE
Flucht
aus
COLONIA
DIGNIDAD
den
Fängen
der
Foltersekte
Originaltitel: Colonia D Deutschland / Luxemburg / Frankreich 2015 D 110 min D R: Florian
Gallenberger D B: Florian Gallenberger, Torsten Wenzel D K: Kolja Brandt D S: Hansjörg
Weißbrich D M: André Dziezuk, Fernando Velázquez D D: Emma Watson, Daniel Brühl,
Michael Nyqvist D V: Majestic-Filmverleih
D 16
D FEBRUAR 2016
INDIEFEATURE
Es gibt erstaunlich wenige Spielfilme über die Schweinereien, in die
westdeutsche Regierungen und Regierungsbehörden international verwickelt waren. Dass erst 40 Jahre nach der Aufdeckung der Zustände
in der religiös-faschistischen „Colonia Dignidad“ in Chile ein Film über
die angebliche deutsche Musterkolonie, in deren Verließen Gefangene
des Pinochet-Putschregimes gefoltert und ermordet wurden, entsteht, ist
bezeichnend. 1976 hatte ein Report der UN die Kolonie des deutschen
Evangelisten Paul Schäfer an erster Stelle einer Liste der chilenischen Foltergefängnisse genannt. Schon damals veröffentlichte der „Stern“ Aussagen von Junta-Gegnern, die in der Colonia gefoltert worden waren. Gute
Beziehungen der Sekte zur CSU sowie zu den deutschen Botschaftern in
Chile, Erich Strätling und Hermann Holzheimer, sorgten lange dafür, dass
deutsche Behörden die kriminellen Machenschaften Schäfers und seiner
Komplizen unterstützten.
Mittlerweile sind die siebziger Jahre nicht mehr völlig sakrosankt, aber
COLONIA DIGNIDAD ist immer noch eine Ausnahme. Ein extrem spannender Politthriller, inszeniert von Florian Gallenberger, dessen letzter
Film JOHN RABE im Jahr 2009 in vier Kategorien den Deutschen Filmpreis
gewann und dreimal nominiert war. Dazu ist COLONIA mit Stars wie Daniel
Brühl, Emma Watson und Michael Nyqvist besetzt – eine große Produktion für einen deutschen Film. Daniel Brühl spielt einen jungen deutschen
Fotografen in Santiago de Chile, der mit den Sozialisten und Salvador
Allende sympathisiert. Als er während des Militärputsches fotografiert,
wird er festgenommen, mit tausenden anderen Demokraten ins Estadio
Nacional verschleppt, geprügelt und
gefoltert. Seine Freundin Lena (Emma
Watson), eine deutsche Flugbegleiterin, findet heraus, dass er mit anderen
Gefangenen in der dubiosen Colonia
Dignidad gefangen gehalten wird.
Lena tarnt sich den Vorstellungen der
Sekte entsprechend und behauptet,
der Colonia beitreten zu wollen. Dort
spielt inzwischen ihr Freund Daniel den
unverdächtigen Kolonie-Trottel, dem
Elektroschocks das Gehirn geschmolzen haben. Bevor sie aber gemeinsam die Flucht planen können, müssen sie sich erst einmal wiederbegegnen, denn in der Colonia Dignidad sind Männer und Frauen streng
getrennt. Nur der Colonia-Führer Paul Schäfer, den Michael Nyqvist mit
beeindruckender Körpermasse und einer Stimme, die ebenso gut säuseln
wie donnern kann, spielt, hat Zugang und Verfügung über alle Mitglieder
der Colonia.
Start am 18.2.2016
¢ b-ware!ladenkino DF
¢ Eva Lichtspiele DF
OMU
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Gallenberger und sein Produktionsteam haben ganz offensichtlich sorg­
fältig recherchiert. Selbst Karten der Kolonie tauchen im Film auf und
man mag sich durchaus darauf verlassen, dass die Darstellung des Terrorregimes Schäfers und die Regeln seiner Kolonie genau gezeichnet sind. Im
Gegensatz zu Ti Wests ähnlich gelagertem Film THE SACRAMENT, einem
Sekten-Thriller im Dokumentarfilmlook über Jim Jones und den Massenselbstmord in seinem „People´s Temple“ in Guyana, gelingt es allerdings
kaum, den Reiz der Colonia für ihre Bewohner zu erklären. Nyqvists Paul
Schäfer ist ein aufbrausender, perverser evangelikaler Faschist, der zwar
hinreichend kalkulierten Wahnsinn ausstrahlt, aber es ist schwer vorstellbar, wie es irgendjemand auch nur eine Minute in der Umgebung dieses
Monstrums ausgehalten haben soll. Die psychische Struktur der Sekte
interessiert Gallenbergers Film nur am Rande, aber was er schildert, ist
bezeugt: Jedes Gespräch bedeutet Gefahr, die gegenseitige Kontrolle ist
absolut. Wahrscheinlich war die Colonia vor allem ein Herrschaftssystem,
bei dem nur Schäfer und sein engsten Komplizen profitierten.
COLONIA DIGNIDAD ist vor allem ein straff inszenierter Genre-Thriller, der
beweist, dass deutsches Genrekino durchaus irrsinnige Spannung erzeugen kann. Gallenberger gelingt es, schnell eine bedrohliche Atmosphäre
zu schaffen, die zum Ende hin rasant eskaliert. Da erinnert COLONIA
an die besten Paranoia-Thriller der siebziger Jahre, wie THE PARALLAX
VIEW (1974, R. Alan J. Paluka, dt. ZEUGE EINER VERSCHWÖRUNG) oder
THE CONVERSATION (1974, R.: Francis Ford Coppola, dt. DER DIALOG).
Viel besser kann man das Finale eines
Thrillers nicht inszenieren.
Paul Schäfer wurde 2005 in Chile verhaftet. Die Colonia Dignidad existiert
weiter. Heute ist sie ein Anlaufpunkt für
Touristen, die „deutsche Kultur“ erleben
wollen, Oktoberfeste, Bierfeste, Blasmusik. Einige der ehemaligen Täter und
Opfer sind wieder in Deutschland, unter
anderem auch der Arzt Hartmut Hopp,
der den Bewohnern der Colonia einst
Psychopharmaka zwangsverabreichen
ließ und in Chile wegen Beihilfe zum Kindesmissbrauch zu fünf Jahren Haft
verurteilt wurde. Er lebt, bislang von der deutschen Justiz unbehelligt, in
Krefeld. Nach Angaben des Juristenverbandes European Center for Constitutional and Human Rights aus dem Sommer 2015 liegen der Krefelder
Staatsanwaltschaft alle Unterlagen der chilenischen Behörden vor. Chile
hat die Vollstreckung des Urteils beantragt, seit 2011 ermittelt aber auch
die Krefelder Staatsanwaltschaft selbst gegen Hopp. D Tom Dorow
On the outside „Colonia Dignidad“ in
Chile was a deeply religious German
community but behind closed doors
sect leader Paul Schäfer drugged
and abused his disciples and ran a
prison for the Pinochet regime. Florian
Gallenberger uses the real story as
background for a tight paranoid thriller
starring Daniel Brühl and Emma Watson.
FEBRUAR 2016 D
17 D
INDIEKRITIKEN
Deutschland 2015 D 80 min D R: Hendrik Löbbert D B: Hendrik Löbbert D K: Hajo Schomerus D S: Anja Siemens D M: Bernd Schurer D D: Hubertus Meckelmann, Hans-Dieter
Pfannenstiel, Robert Hinz u.a. D V: Farbfilm Filmverleih
GRENZBOCK
Deutschland 2015 D 87 min D R: Michael Krummenacher D B: Silvia Wolkan, Michael Krummenacher D K: Jakob Wiessner D S: Stine Sonne Munch D M: Björn Magnusson D D: Anne
Ratte-Polle, Thomas Loibl, Dennis Kamitz D V: Eksystent Distribution
SIBYLLE
Eigenartige Rituale
Klaviatur des Gruselfilms
Am klaren Himmel fliegen die Vögel in Formation. Der Jäger sitzt kauend
auf seinem kleinen Hocker, das Gewehr auf den Oberschenkel gestützt.
Der grüne Hut mit dem Gamsbart ist tief ins Gesicht gezogen. Seine unnatürlich orangefarbene Jacke sticht hervor. Er starrt in die Ferne und wartet.
Der Wald steht schweigend, nur Gezwitscher, hier und da ein Knacken.
Unterhaltungen werden ausschließlich leise flüsternd akzeptiert. Plötzlich steht der Jäger angespannt neben seinem Stuhl und schaut; lediglich
das Gras unter seinen Füßen ist zu hören. Dann zerreißen Schüsse in
der Ferne die Stille. Einige Sekunden später hallt, wie eine Antwort, ein
weiterer, dann noch einer.
Der junge Regisseur Hendrik Löbbert hat einen Kinofilm über die Jagd
und die Jäger im brandenburgischen Wald gemacht. Er beobachtet, hört
hin, hört zu. Es ist ein eigenartiges Ritual, ein seltsames Schauspiel nach
streng festgelegten Codices, das er den Zuschauern offenbart, für Uneingeweihte fremd und häufig bizarr. In der so präsenten Landschaft werden die Protagonisten zu Spielfiguren, ihr Handeln erscheint als Chiffre.
Zusammen mit Kameramann Hajo Schomerus und Cutterin Anja Siemens inszeniert der Filmemacher das Walduniversum als kontemplative
Erfahrungswelt. Reviere und Grenzen sind menschengemacht. Schreiten,
repräsentieren, vorbereiten, warten, jagen und sammeln. Damwild, Rotwild, Wildschwein. „Der Wolf ist eine ideologische Frage“, erfahren wir,
und: „Alte Hirsche röhren nicht mehr, sie knören.“ Am Ende bleibt das
ausgeweidete Wild; Rehe, geschmückt mit Nadelzweigen im Maul. Gegenseitige Gratulationen, Waidmannsheil. Die Beute wird zum Auto geschleift
und zum Fleischer gebracht, die Trophäen schmücken völlig überfüllte
Wände. Zurück bleibt der unbewegte Wald: ruhend, beruhigend, friedlich.
Als Sibylle den Hang herunterschaut, um zu sehen wo die ihr seltsam ähnliche Spaziergängerin geblieben ist, wird plötzlich alles anders. Unten, auf
einem Felsen im Meer, liegt der reglose Körper der unbekannten Frau, und
es scheint, als sei alles, was danach in Sibylles Leben passiert, von diesem Moment bestimmt. Auch filmisch ist im zweiten Langfilm von Michael
Krummenacher vieles anders als man es vom deutschen Film gewöhnt
ist: Da wäre der Zoom auf Sibylles verstörtes Gesicht wie im Horrorfilm
der 1970er, später werden Stadtbilder rot eingefärbt, die Kamera (Jakob
Wiessner) schwebt wie ein Geist den Figuren hinterher, klebt sich an sie,
legt sich unter sie, wird zum Voyeur und Seismographen des Unheimlichen zugleich. Mittendrin als titelgebende Hauptfigur: Anne Ratte-Polle
– wie immer großartig – in ihrem Horrorfilmdebüt als Architektin, die sich
langsam und unaufhaltsam von ihrer Familie entfremdet – oder die sich
von ihr. Unerklärliche Dinge passieren, erst im Italienurlaub wo der Unfall
passierte, später dann zu Hause. Erst sind es merkwürdige Zufälle, dann
gerät die Welt der Frau dramatisch aus den Fugen.
SIBYLLE kann sich sehen lassen, denn hier wird aufwendig, effektvoll
und äußerst ambitioniert auf der Klaviatur des Gruselfilms gespielt und
damit sehr gekonnt ein Genre bedient, das hierzulande quasi nicht existiert. Dass Krummenacher an einigen Stellen allzu deutlich seine filmischen Vorbilder zitiert und den immanenten Geschlechterkampf seiner
Protagonistin eher an der Oberfläche verhandelt, verzeiht man dem Film
schnell, denn die Bilder, die der Film produziert, sind Einladung genug,
sich im Kinosessel dem atmosphärischen Sog von SIBYLLE hinzugeben.
Mit dabei: Heiko Pinkowski (ALKI ALKI) als Arzt und Dennis Kamitz in seiner ersten großen Kinorolle. D Toby Ashraf
D Jens Mayer
Start am 4.2.2016
¢ filmkunst66. am 2.2. Preview in
Anwesenheit des Regisseurs
D 18
D FEBRUAR 2016
GRENZBOCK quietly observes the
strange rituals of hunters in the woods
of Brandenburg.
Start am 4.2.2016
¢ b-ware!ladenkino
¢ BrotfabrikKino
¢ Sputnik Kino, am 8.2. um 19.30 Uhr
und am 9.2. um 20 Uhr in Anwesenheit des Teams
Sibylle stumbles across the body of a
woman who looks like her during her
Italian holiday. It is only the first of
a series of disturbing incidents that
begin to threaten Sibylle’s mental
stability.
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INDIEKRITIKEN
Deutschland/Österreich 2015 D 96 min D R: Isabelle Stever D B: Isabelle Stever D K: Phillip
Kaminiak D S: Oliver Neumann D M: Yoyo Röhm D D: Maria Furtwängler, Mehmet Sözer,
Anne von Keller D V: movienet Filmverleih
DAS WETTER IN
GESCHLOSSENEN RÄUMEN
Indien 2012 D 113 min D R: Ashim Ahluwalia D B: Ashim Ahluwalia, Uttan Sinur
D K: K. V. Mohanan D D: Vineet Singh, Niharika Singh, Anil George D V: Rapid Eye Movies
MISS LOVELY
Rausch und Verblendung
Trinken im Hotel
Nach Entwicklungshilfe sieht es wahrlich nicht aus, was Dorothea da
treibt. Dorotheas Leben spielt sich vornehmlich im Hotelzimmer und in
Konferenzräumen ab. Das Hotel, eine Festung inmitten des Sturms, wirkt
wie eine Blase, während draußen die Sprengkörper detonieren. Da ist es
auch nicht wirklich von Belang, in welchem arabischen Land wir uns hier
befinden. Es ist irgendein Konflikt von vielen, den Dorothea mit Diplomatie und aalglattem Auftreten zu lösen versucht. Zwischendurch bewegt
sie sich aufgetakelt durch Partys und Empfänge und verkauft ihre Idee:
Ein Flüchtlingsmädchen soll ein Stipendium für ein Londoner College
erhalten. Doch die Suche nach der geeigneten Kandidatin gestaltet sich
schwierig. Nicht, dass sich Dorothea persönlich darum kümmern würde.
Sie verbringt ihre Zeit lieber damit, sich zu betrinken und Männer in ihr
Hotelzimmer einzuladen. Mit dem jungen Gigolo Alec scheint sie zumindest eine Konstante in ihren Bettbekanntschaften gefunden zu haben.
Aber als der mehr will, wird das zum Problem.
Maria Furtwängler gibt mit dem reduziert inszenierten Drama DAS
WETTER IN GESCHLOSSENEN RÄUMEN ihr Kinodebüt und legt sich ins
Zeug. Sie ist in nahezu jeder Einstellung zu sehen, meist alkoholisiert,
aber makellos, bis ihr die Welt unter den Füßen wegbröselt und sich das
auch in ihrem Äußeren spiegelt. Leider erschöpft sich Stevers Drehbuch
darin, Dorotheas Bettgeschichten und Eskapaden auszubreiten und dieser narrative Stillstand zerrt an der Geduld des Zuschauers. Nach der
dritten, vierten Wiederholung wird auch der letzte Zuschauer begriffen
haben, dass sich die PR-Beraterin betäubt, um die Welt, durch die sie sich
bewegt, nicht an sich herankommen zu lassen. Gerade angesichts des
hochaktuellen Themas hätte man sich da mehr gewünscht. D Lars Tunçay
Start am 28.1.2016
¢ Acud Kino
¢ b-ware!ladenkino
¢ filmkunst66
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Dorothea is an aid worker in some
Arab country, but she spends most of
her time drinking at receptions and
inviting men up to her hotel room.
When gigolo Alec wants more, Dorothea is faced with a problem.
Ashim Ahluwalia wollte eigentlich einen Dokumentarfilm über die indische
Sexploitation-Filmszene drehen. Aber keiner der Filmemacher war bereit,
vor der Kamera die gleichen Geschichten zu erzählen, wie in der Nacht
zuvor in der Kneipe. Aus dem Dokumentarfilm wurde ein Spielfilm, der
die Nachtseiten der indischen Filmproduktion zeigt. Anfang der achtziger
Jahre, Bombay. Die Duggal Bros. haben sich auf Softporno-Sexploitation-Horror spezialisiert. Blutgesichtige Monstren, die mit gierigen Fingern
die Braut in der heißen Hochzeitsnacht befummeln, nackte Hexen im
Lustrausch und Ähnliches. Weil in Indien Pornografie (also alles jenseits
züchtiger Küsse und entblößter Schultern) verboten ist, funktioniert die
Sexfilm-Produktion so, dass billig produzierte Horror- und Gangsterfilme,
in denen keine Nackten vorkommen, dem Zensor vorgelegt werden. Die
Sex- und Nacktszenen werden später auf zusätzlichen Filmrollen, den
„bits reels“, direkt an die Kinos geliefert und erst im Vorführraum in die
Filme montiert. Das ist natürlich immer noch illegal und gefährlich. Bei
einer Verhaftung drohen drei Jahre Gefängnis. Während der jüngere Bruder Sonu davon träumt, einen Liebesfilm mit seiner Angebeten Pinky zu
drehen, setzen Vickys Auftraggeber ihn immer mehr unter Druck. Als die
Polizei eine Darstellerin tot auffindet, hilft auch Korruption nicht mehr
gegen die Polizeiverfolgung. MISS LOVELY ist bewusst auf überlagertem
16mm-Material gedreht, um dem Film einen ungewaschenen, nervös verhangenen Look zu verpassen, der an frühe Filme des New Hollywood-Kinos erinnert. Alles wirkt schmierig und verklebt. An jeder Ecke hängen
bunte Birnchen, die hoffnungslos mit der Aufgabe überfordert sind, gegen
die Schäbigkeit anzufunzeln. Ein Anti-Bollywood-Film, der die indische
Exploitation-Filmszene zwischen brutalem Machismo, Rausch und Verblendung präsentiert. D Tom Dorow
Start am 17.12.2015
¢ BrotfabrikKino
OMU
Bombay, the early Eighties. Duggal
Brothers Sonu and Vicky have specialized in cheap sexploitation horror
movies. The pressure rises from both
their gangster financiers and the police
but Sonu dreams of making a romantic
movie with his lover Pinky.
FEBRUAR 2016 D
19 D
INDIEKRITIKEN
Originaltitel: Unbranded D USA 2015 D 106 min D R: Phillip Baribeau D B: Ben Masters
(II) D K: Korey Kaczmarek, Phillip Baribeau D S: Scott Chestnut D M: Noah Sorota D D: Ben
Masters (II), Ben Thamer, Jonny Fitzsimons D V: NFP marketing & distribution
UNGEZÄHMT
WHERE TO INVADE NEXT
Auf Mustangs quer durch die USA
„Raubzug“ durch Europa
Um die Mustangs, die Wildpferde in den USA, tobt ein erbitterter Kampf
zwischen Tierschützern, Rangern und Viehzüchtern. Einst von den Spaniern importiert und dann verwildert, haben sich die Tiere auf den öffentlichen Flächen der USA inzwischen rasant ausgebreitet. Das Weideland
wird knapp – zumal die Wildtiere mit den Viehherden konkurrieren, die
ebenfalls öffentliches Land beweiden dürfen. Aus diesem Grund werden
jährlich rund 9000 Wildpferde eingefangen und zur Adoption freigegeben.
Nur 3000 von ihnen werden allerdings auch adoptiert, die anderen bleiben kaserniert. Um auf das Schicksal der Tiere hinzuweisen, beschließen vier pferdeverrückte junge Männer nach dem Studium, die USA von
Mexiko bis Kanada auf Mustangs zu durchqueren. Ben Masters, treibende
Kraft der Gruppe, erzählt, dass es ihnen dabei darum geht, zu beweisen, wie ausdauernd und tauglich die verfemten Tiere sind. Das klingt
zunächst nach kapitalistischer Verwertungslogik. Aber dann fügt er hinzu:
„Sie sind uns ähnlich. Für sie gibt es hier keinen Platz. Manchmal denke
ich, dass es auch für uns hier keinen Platz gibt.“
Bevor es losgeht, trainieren Ben, Jonny, Thomas und der zweite Ben die 16
Tiere über mehrere Monate. Ihre Reise führt sie durch biestige Kaktusfelder, erbarmungslose Wüste, die schmalen ungesicherten Bergpfade des
Grand Canyon, durch weite Ebenen, Schneematsch und Wald. Die Pferde
haben alle ihre Macken, halten aber bis auf einige Verletzungen gut durch.
Ein Stück des Weges ist auch ein netter störrischer Esel mit von der Partie. Die vier Jungs und die Freunde und Kollegen, die sie zwischendrin
begleiten, machen wenig Worte. Mal gibt es einen kleinen Konflikt um die
richtige Richtung, mal ein lustiges Geplänkel, mal ein paar spärliche Auskünfte zur Stimmungslage. UNGEZÄHMT lebt von den Eindrücken der weiten Landschaft und der zähen Pferde, die sie durchqueren. D Hendrike Bake
Start am 18.2.2016
¢ filmkunst66
D 20
OMU
D FEBRUAR 2016
USA 2015 D 119 min D R: Michael Moore D B: Michael Moore D K: Rick Rowley, Jayme Roy
D S: Pablo Proenza, Todd Woody Richman, Tyler H. Walk D D: Michael Moore D V: Falcom
Media
Four young men decide to travel from
Mexico to Canada on horseback to
raise awareness of the plight of America’s mustangs.
Es ist ruhiger geworden um Michael Moore. Zwar hat er seit seinem
Oscargewinn 2003 noch mit dem umstrittenen, aber öffentlichkeitswirksamen FAHRENHEIT 9/11 für Diskussionen gesorgt, aber die darauf folgenden Filme konnten nicht mehr an seinen Ruf als der Aufklärer weltweit
anknüpfen. Man darf aber nicht vergessen, dass Moore vorrangig Filme
über Amerika für Amerikaner macht. In WHERE TO INVADE NEXT geht
Moore nun auf „Raubzug“ durch Europa (und Tunesien), um dort Lösungen für die sozialen Probleme der USA zu „stehlen“. So findet er zum Beispiel in Italien attraktive, glückliche Arbeitnehmer mit mehreren Wochen
bezahltem Urlaub, köstliches, ausgewogenes Schulessen in Frankreich
und ein norwegisches Gefängnis, dessen Haftbedingungen Zuschauer im
„Land of the Free“ sicherlich neidisch machen werden.
Das alles wird gewohnt unterhaltsam-lustig vorgeführt und der europäische Zuschauer darf sich fragen, warum irgendjemand noch in die
USA ziehen möchte, wenn der wahre amerikanische Traum doch augenscheinlich ganz woanders zu finden ist. Andererseits vermutet besagter
Zuschauer aber auch spätestens, wenn ein französisches Schulkind bei
Moore zum angeblich allerersten Mal Coca Cola kostet, dass das vermittelte Bild vielleicht etwas geschönt sein könnte.
Die zweite Hälfte des Filmes erweist sich aber als weitaus global-idealistischer. Es geht hier nicht mehr nur um US-spezifische Probleme, sondern
grundsätzlich um eine neue, fürsorglichere Art, mit sich selbst und seinen
Mitmenschen umzugehen. Moore zeigt Beispiele, wo dies schon umgesetzt wird, etwa anhand einer Gruppe von weiblichen CEOs. Diesen Traum
kann man als Hirngespinst abtun oder sich überzeugen lassen, aber in
jedem Fall ist es ein leidenschaftliches und anschauliches Plädoyer.
D Christian Klose
Start am 25.2.2016
¢ b-ware!ladenkino
DF OMU
Michael Moore ‚invades‘ European
countries in order to ‚steal‘ solutions
for American problems from them.
May contain traces of idealism.
TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE
INDIEKRITIKEN
Deutschland 2015 D 87 min D R: Lars Barthel, Hannes Schönemann, Gabriele Denecke,
Peter Kahane D B: Lars Barthel, Hannes Schönemann, Gabriele Denecke, Peter Kahane
D S: Gudrun Steinbrück D M: Marcel Noll D D: Lars Barthel, Hannes Schönemann, Gabriele
Denecke, Peter Kahane D V: missingFilms
HAIL, CAESAR!
ALS WIR DIE ZUKUNFT WAREN
Sieben Ost-Filmer erzählen
„Westberlin riecht anders, nach Kaffee, Parfum und Obst“ bemerkt Peter
Kahane in der Auftaktepisode des 7-teiligen Porträtfilms ALS WIR DIE
ZUKUNFT WAREN. Wie alle der sieben Protagonisten verbrachte Kahane
(DIE ARCHITEKTEN) seine Jugend in der DDR und begann eine Laufbahn
als Filmemacher. Sowjetische Reiter- und amerikanische Cowboyfilme
prägten seinen Kinogeschmack. Danach lauschen wir Thomas Knauf,
dem Kurioses in Warschau widerfuhr, hören von Andreas Voigt etwas
über Ost-Radios und Fernweh und erfahren von Hannes Schönemann,
wie er als kleiner Bub von einer Sandburg aus die Welt entdeckte: Ein
verstohlener Blickwechsel mit einem Mädchen am Ostseestrand aktivierte in ihm einen solchen Freiheitsdrang, dass er mit dem väterlichen
Boot eine Flucht gen Westen plante – um dann doch als Heimkind in der
Zone zu verbleiben. Gabriele Denecke hingegen, die einzige Frau an Bord,
wechselte im Mädchenalter munter die noch unbemauerte innerdeutsche
Grenze, um drüben die buntesten Kaugummis zu erstehen. In Episode 6
erzählt Ralf Marschalleck vom Verlust seines Vaters, der sich der Liebe
wegen in die BRD absetzte und den Kontakt zur alten Familie abbrach.
Am Ende schließlich findet Lars Barthel ein poetisch fließendes Bild, das
den Kreis schließt.
Ein Clou ist es, dass die Protagonisten ihre Geschichten aus einem verschwundenen Land jeweils selbst in Szene setzen, mit Animationen,
Fotos, Ost-Musik oder szenischen Einschüben. Zwischendurch blendet
der Film in ein offenes Gespräch, das die Beteiligten in einem maroden
Berliner Altbau führen. Im Vergleich zu den Eigenporträts fällt das kurz
angerissene „Klassentreffen“ zwar eher mau aus, fördert aber dennoch
Interessantes zu Tage und fügt sich stimmig ins Gesamtkonzept ein, bei
dem „Ostalgie“ übrigens ebenso ausbleibt wie DDR-Bashing. Auch das ist
selten schön. D Christian Horn
Start am 25.2.2016
¢ Acud Kino
¢ b-ware!ladenkino
¢ BrotfabrikKino
¢ fsk-Kino am Oranienplatz
¢ Hackesche Höfe Kino, Premiere mit
Gästen am 24.2.
¢ Union Filmtheater
TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE
Seven filmmakers who were born in
the GDR talk about their youth in an
extinct country.
Der neue Film der Coen-Brüder, der die Berlinale eröffnet und deshalb zu
Redaktionsschluss noch nicht zu sehen war, sieht aus wie ein großer Spaß.
Der Film spielt in einem Hollywood Studio der 50er Jahre. Scarlett Johansson gibt im Wasserballett die Badenixe, George Clooney ist Baird Whitlock,
ein Charlton-Heston-artiger Megastar, Tilda Swinton die Klatschreporterin
Hedda Hopper. Als Whitlock von der Bande „Die Zukunft“ entführt wird,
muss Problemlöser Eddie Mannix (Josh Brolin) ran, um den Schauspieler
und, wichtiger noch, die nächste Großproduktion zu retten.
Start am 18.2.2016
¢ Acud Kino DF
¢ b-ware!ladenkino DF OMU
¢ Bundesplatz Kino DF OMU
¢ filmkunst66 OMU
¢ Hackesche Höfe Kino OMU
¢ Union Filmtheater DF ab 19.2.
USA/Großbritannien 2016 D R: Joel Coen,
Ethan Coen D D: George Clooney, Josh
Brolin, Scarlett Johansson
MIDNIGHT SPECIAL
Ebenfalls im Wettbewerb der Berlinale läuft MIDNIGHT SPECIAL, der neue
Film von Jeff Nichols, der mit seinen Indie-Genre-Experimenten SHOTGUN
STORIES und TAKE SHELTER bekannt wurde. Nach Western und Paranoia
Horror ist MIDNIGHT SPECIAL nun ein übernatürlicher Sci-Fi-Thriller: Als
Vater Roy (Michael Shannon) entdeckt, dass sein Sohn Alton mysteriöse
und verstörende Fähigkeiten besitzt, begibt er sich mit ihm auf die Flucht
– zunächst vor religiösen Extremisten und der Polizei, und schließlich vor
dem ganzen Land.
Start am 18.2.2016
¢ b-ware!ladenkino DF OMU
¢ Filmrauschpalast OMU
USA 2015 D 111 min D R: Jeff Nichols
D D: Kirsten Dunst, Sam Shepard, Michael
Shannon, Joel Edgerton, Adam Driver,
Jaeden Lieberher
FEBRUAR 2016 D
21 D
WEITERINDIEKINO
EIN ATEM
¢ b-ware!ladenkino, filmkunst66, Sputnik
Kino
THE BIG SHORT
¢ Union Filmtheater
B-MOVIE:
LUST & SOUND IN
WEST BERLIN
¢Filmrauschpalast, Sputnik Kino
JAPANISCHE FILMWOCHE
Vom 25.2. bis zum 2.3. zeigt das Bali Kino drei aktuelle japanische Produktionen. Im zärtlichen KIRSCHBLÜTEN UND ROTE BOHNEN finden drei
Außenseiter in Tokio zur Zeit der Kirschblüte zusammen. In Hirokazu Koreedas UNSERE KLEINE SCHWESTER nehmen drei liebenswerte Frauen die
unbekannte kleine Stiefschwester in ihrer Mitte auf. Für Kinder ist der einfühlsame Animationsfim ERINNERUNGEN AN MARNIE dabei. Als besonderes Highlight läuft am Donnerstag, den 25.2. um 20.30 Uhr der Klassiker UGETSU MONOGATARI/ERZÄHLUNG UNTER DEM REGENMOND von
Kenji Mizogushi (Japan 1953, OmU).
¢ Bali Kino
DAS BRANDNEUE
TESTAMENT
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino,
City Kino Wedding, Il Kino
BRIDGE OF SPIES –
DER UNTERHÄNDLER
¢ b-ware!ladenkino, Filmrauschpalast,
Sputnik Kino
BROOKLYN
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Bundesplatz Kino, Hackesche Höfe Kino,
Sputnik Kino, Union Filmtheater
DER BUNKER
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, City Kino
Wedding, Z-inema
DF
CAROL
¢ b-ware!ladenkino, Bali Kino, Bundesplatz
Kino, City Kino Wedding, Eva Lichtspiele,
Filmrauschpalast, Sputnik Kino, Union
Filmtheater
CONDUCTA –
WIR WERDEN SEIN
WIE CHE
¢Acud Kino, Filmrauschpalast
THE DANISH GIRL
¢ b-ware!ladenkino, Eva Lichtspiele,
Hackesche Höfe Kino, Union Filmtheater, Xenon Kino
DIRIGENTEN
ANOMALISA
ANOMALISA von Charlie Kaufman (BEING JOHN MALKOVICH) ist ein
Stop-Motion-Animationsfilm für Erwachsene. Michael Stone ist ein erfolgreicher Buchautor, ein Guru der Kundenberatung, der in Cleveland am
nächsten Tag einen Pep-Talk vor Verkäufern und Callcenter-Angestellten
halten soll. Stone ist so depressiv, dass er die Stimmen aller Menschen
als die gleiche, männliche Stimme wahrnimmt. Nichts scheint die endlose
Distanz zwischen Stone und der Welt überbrücken zu können, bis er die
Stimme von Lisa auf dem Hotelflur wahrnimmt …
¢ b-ware!ladenkino DF OMU
¢ City Kino Wedding DF OMU
¢ Eva Lichtspiele DF
¢ Filmrauschpalast OMU
¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU
¢ Sputnik Kino DF OMU
¢ Union Filmtheater DF
USA 2015 D 90 min D R: Charlie Kaufman,
Duke Johnson D D: David Thewlis, Jennifer
Jason Leigh
¢ Sputnik Kino, am 31.1. um 17 Uhr
in Anwesenheit von Regisseur Götz
Schauder
EWIGE JUGEND
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino,
City Kino Wedding, Il Kino, Sputnik Kino
ICH BIN DANN MAL
WEG
¢ Union Filmtheater
IM SCHATTEN DER
FRAUEN
¢ b-ware!ladenkino, filmkunst66, fsk-Kino
am Oranienplatz
JANIS: LITTLE GIRL
BLUE
¢ b-ware!ladenkino, Filmrauschpalast,
Sputnik Kino, Union Filmtheater
JOY – ALLES AUSSER GEWÖHNLICH
¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino,
Sputnik Kino, Union Filmtheater
KIRSCHBLÜTEN UND
ROTE BOHNEN
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino,
City Kino Wedding, Hackesche Höfe Kino
LEGEND
¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino,
Sputnik Kino
LOUDER THAN
BOMBS
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Hackesche
Höfe Kino, Il Kino, Sputnik Kino
LOVE 3D
¢ b-ware!laadenkino MADEMOISELLE
HANNA UND DIE
KUNST, NEIN ZU
SAGEN
¢ Bundesplatz Kino
NEUKÖLLN WIND
¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding,
am 4.2. um 19 Uhr in Anwesenheit der
Regisseurin Arsenny Rapoport am 4.2.
um 19 Uhr
PASSION FOR
PLANET
Union Filmtheater
THE REVENANT
FAMILY BUSINESS
¢ Acud Kino, filmkunst66
¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding,
Hackesche Höfe Kino, Sputnik Kino,
Union Filmtheater
THE HATEFUL EIGHT
DAS SALZ DER ERDE
¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino,
Sputnik Kino
HELLO, I AM DAVID!
EINE REISE MIT
DAVID HELFGOTT
¢ b-ware!ladenkino, Bundesplatz Kino,
Hackesche Höfe Kino
¢ Il Kino
SEARCHING FOR
SUGAR MAN
¢ Sputnik Kino
STAR WARS: THE
FORCE AWAKENS
¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding
D 22
D FEBRUAR 2016
KINDERFILME A–Z
STURE BÖCKE
ALLES STEHT KOPF
SÜDAFRIKA –
DER KINOFILM
ALVIN UND DIE
CHIPMUNKS:
ROAD CHIP
¢ b-ware!ladenkino, Sputnik Kino
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino (3D)
¢ Union Filmtheater
SUITE FRANCAISE
¢ Union Filmtheater
SUMÉ – THE SOUND
OF A REVOLUTION
¢ b-ware!ladenkino
ARLO & SPOT
¢ b-ware!ladenkino (3D)
UNS GEHT ES GUT
BIBI & TINA –
MÄDCHEN GEGEN
JUNGS
UNSERE KLEINE
SCHWESTER
ERINNERUNGEN AN
MARNIE
¢ b-ware!ladenkino, Sputnik Kino
¢ Hackesche Höfe Kino
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino
UNTER FREUNDEN
¢ Union Filmtheater
VALLEY OF LOVE
¢ Bundesplatz Kino, Eva Lichtspiele, fskKino am Oranienplatz
WINTERGAST
¢ Il Kino
¢ b-ware!ladenkino, Eva Lichtspiele, Union
Filmtheater
¢ Bali Kino
HEIDI
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino,
Bundesplatz Kino, Eva Lichtspiele, Union
Filmtheater
HILFE, ICH HABE
MEINE LEHRERIN
GESCHRUMPFT
¢ b-ware!ladenkino, Eva Lichtspiele, Union
Filmtheater
INDIEKINDER
JANOSCH –
KOMM, WIR FINDEN
EINEN SCHATZ
DIE MELODIE DES
MEERES
DER JUNGE UND
DIE WELT
DIE PEANUTS
¢ Sputnik Kino
¢ b-ware!ladenkino
DIE KINDER DES
FECHTERS
¢ Acud Kino
KINDERFILM DES
MONATS: KÄPT’N
SÄBELZAHN UND
DER SCHATZ VON
LAMA RAMA
¢ Union Filmtheater, Bali Kino, Bundesplatz Kino, Eva Lichtspiele, Sputnik Kino,
Union Filmtheater, Xenon Kino
Alle Termine unter
www.kinderkinobuero.de
Vorbestellungen unter 030/235 562 51
DER KLEINE PRINZ
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, City Kino
Wedding, filmkunst66, Sputnik Kino,
Union Filmtheater
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino,
filmkunst66
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, filmkunst66, Union Filmtheater
RICO, OSKAR UND
DAS HERZGEBRECHE
¢ Acud Kino
ROBINSON CRUSOE ¢ b-ware!ladenkino (3D)
SEBASTIAN UND
DIE FEUERRETTER
¢ b-ware!ladenkino
SPATZENKINO:
SCHNEEGESTÖBER
¢ Bali Kino, Eva Lichtspiele, Xenon Kino
alle Termine unter www-spatzenkino.de,
Vorbestellungen unter 030/449 47 50
DIE WINZLINGE –
OPERATION
ZUCKERDOSE
¢ Union Filmtheater
AB 28. JANUAR IM KINO
INDIEKINOHIGHLIGHTS
BUNDESPLATZ KINO
BEST ACTRESS
Die Filmreihe zur gleichnamigen Ausstellung im Filmmuseum führt im
Februar weitere Oscargewinnerinnen ins Bundesplatz Kino. In ALICE
DOESN’T LIVE HERE ANYMORE (USA 1974, Regie: Martin Scorsese,
7.2.) schlägt sich Ellen Burstyn als Witwe Alice Hyatt mit ihrem Sohn allein
durch die USA, mit schäbigen Jobs als Barsängerin und Serviererin und
immer auf der Reise. In BOYS DON‘T CRY (USA 1999, Regie: Kimberly
Peirce, 14.2.) spielt Hilary Swank intensiv und ambivalent die Transsexuelle Brandon Teena, die ein Opfer brutaler Gewalt wird. Im Klassiker
A STREETCAR NAMED DESIRE (USA 1951, Regie: Elia Kazan, 21.2.) ist
Vivien Leigh die psychisch labile Blanche DuBois, die bei ihrer Schwester
Unterschlupf findet und dort aller Leben in Aufruhr versetzt. In BLUE JASMINE, einer modernen Variante der gleichen Vorlage von Tennessee Williams (USA 2013, Regie: Woody Allen, 28.2.) übernimmt Cate Blanchett
die Rolle der abgestürzten Businessfrau.
 Immer Sonntag um 15.30, mit Einführung
D 24
D FEBRUAR 2016
The Brain That Wouldn‘t Die
INDIEKINOHIGHLIGHTS
Robot Monster
Z-INEMA
WEITERE DRIVE-IN CLASSICS
Auch im Februar zeigt das Z-inema zwei erstklassige Trash-Science-Fiction-/Horror-Klassiker des klassischen US-Autokinos der 50er und 60er Jahre im Original. In
Joseph Greens THE BRAIN THAT WOULDN’T DIE (USA, 1962) macht sich ein Wissenschaftler nach einem schweren Autounfall auf die Suche nach einem perfekten
Körper für den Kopf seiner Freundin, den er glücklicherweise am Leben erhalten
konnte. Logisch, dass sich dafür am ehesten das Stripperinnen-Milieu anbietet...
Ganz andere Probleme hat die Menschheit in Phil Tuckers ROBOT MONSTER
(USA, 1953) - durch einen außerirdischen Atomschlag wurde sie nahezu komplett
vernichtet. Überlebt haben nur ein Professor, seine Familie und sein Assistent,
doch auch sie stehen bereits im Fadenkreuz eines der Aliens, das aussieht wie ein
unförmiger King-Kong mit albernem Antennen-Raumhelm. z-bar.de
 Jeweils um 20 Uhr, 16.2. THE BRAIN THAT WOULDN’T DIE (OV) / 23.2. ROBOT MONSTER (OV)
Boys Don‘t Cry
A Streetcar Named Desire
FEBRUAR 2016 D
25 D
INDIEKINOHIGHLIGHTS
The Revenant
BALI KINO
KINO DER NACHBARN: SEKSMISJA
CITY KINO WEDDING
SPUTNIK KINO
ACUD KINO
OSCAR-NACHT UND OSCAR-SHORTS
Jedes Jahr bei der Oscar-Verleihung wünscht man sich, einen Blick auf die preisgekrönten Kurzfilme werfen zu können. Das ist nun möglich. In zwei Programmen, OSCAR SHORTS – ANIMATION und OSCAR SHORTS – LIVE ACTION, holt der interfilm Verleih alle nominierten Filme
nach Deutschland. Die Oscar-Verleihung selbst kann man auch im Kino verfolgen. Am 28.2. zeigt
das City Kino Wedding zunächst die Oscar-Kandiaten ANOMALISA und THE REVENANT und
den Oscar-Gewinner des letzten Jahres, Alejandro Iñárritus Schauspieler-Drama BIRDMAN, und
überträgt danach die diesjährige Oscarverleihung. Oscar-Host ist übrigens Chris Rock, was angesichts des Wirbels um #oscarssowhite ganz spannend werden könnte.
Zwei Wissenschaftler lassen sich für ein Experiment einfrieren und wachen irrtümlicherweise
erst im Jahr 2044 wieder auf, wo sie die Erde als
einen totalitär-regierten und männerlosen Frauenstaat vorfinden. Bei der Flucht aus den unterirdisch liegenden Städten decken sie die Hintergründe der Revolution auf. In der Reihe KINO DER
NACHBARN zeigt das Bali Kino die abgedrehtschwarzhumorige Science-Fiction-Satire SEKSMISJA (SEXMISSION, Polen 1984, OmeU) von
Regisseur Juliusz Machulski, der darin nicht mit
Kritik am totalitären System und dessen Prüderie
spart. 2005 wählten die Leser der drei wichtigsten polnischen Filmzeitschriften den Kultfilm zum
besten polnischen Film der letzten dreißig Jahre.
 8.2. um 18 Uhr
 OSCAR SHORTS – ANIMATION: Sputnik Kino am 21.2. + 28.2. um 19 Uhr
 OSCAR SHORTS – LIVE ACTION: Acud Kino am 24.2. / Sputnik Kino am 28.2. um 21 Uhr
 Lange Oscar-Nacht im City Kino: 28.2., 18.15 Uhr ANOMALISA / 20 Uhr THE REVENANT / 22.45 THE BIRDMAN /
ab 1 Uhr Oscar-Liveübertragung
EVA LICHTSPIELE
DER ALTE DEUTSCHE FILM
Immer wieder mittwochs, um 15.45 Uhr: Im Februar präsentieren die Eva-Lichtspiele vier historische deutsche
Filme aus den 1930er Jahren, die von Martin Erlenmaier ausgewählt und mit einer Einführung präsentiert werden. In der turbulenten Verwechslungskomödie KLEINES MÄDEL – GROSSES GLÜCK (R: E. W. Emo, 3.2.)
wird das einfache „Schlossermädel“ Dolly Haas versehentlich erst für eine Komtesse, dann für deren Gesellschafterin gehalten. In NORDLICHT – RIVALEN AM NORDMEER (R: Herbert B. Fredersdorf, 10.2.) werden
zwei Pelzjäger und Grönlandfahrer in der Kulisse der rauen Landschaft Norwegens zu Konkurrenten um dieselbe Frau. Das mehrfach verfilmte Berliner Volksstück MEIN LEOPOLD (17.2.) erzählt auch unter der Regie
von Hans Steinhoff mit Max Adalbert eine melodramatische Vater-Sohn-Geschichte. Der Sängerfilm EIN WALZER FÜR DICH (R: Georg Zoch, 24.2.) mit Louis Graveure, Heinz Rühmann und Theo Lingen zur Musik von
Will Meisel erzählt feuchtfröhlich-vergnügt von einem geplanten Staatsstreich in einem kleinen Fürstentum.
www.eva-lichtspiele.de  Immer mittwochs um 15.45 Uhr
D 26
D FEBRUAR 2016
INDIEKINOHIGHLIGHTS
IL KINO
BUCHVORSTELLUNG:
JIM JARMUSCH
In ihrem Buch „Jim Jarmusch – Music, Words
and Noise“ betrachtet Sara Piazza die Filme
des Indie-Filmemachers aus der musikalischen
Perspektive und führt Interviews zum Thema mit
Komponist Ennio Morricone, Kritiker Luc Sante,
Musiker und Schauspieler John Lurie sowie Jarmusch selbst. Der hat seit den frühen 1980ern
immer wieder auch als Musiker performt, beispielsweise mit dem Post-Punk-Experiment Del
Byzanteens, bei dem er mit Sandkastenfreunden und Kommilitonen zusammenspielte. Die
Regisseurin und VJ-Pionierin Merrill Aldighieri
hat einen dieser außergewöhnlichen Auftritte im
New Yorker Hurrah Club mitgefilmt und lässt das
Konzert in ihrem Film ESKIMO LOUNGE MUSIC
von Gast-Saxofonist Lurie und Kollaborateur Luc
Sante kommentieren.
Das IL KINO widmet dem Sounduniversum Jarmuschs und der Vorstellung von Piazas Buch
einen Abend in Anwesenheit der Autorin. Nach
dem Screening von Aldighieris Film soll die Regisseurin via Skype live zugeschaltet werden. Die
italienische Musikerin Sonia Brex sorgt mit ihrem
DJ-Set für Einstimmung und Ausklang.
BROTFABRIK KINO
BERLIN-FILM-KATALOG RARITÄT DES MO­
NATS #47: ENTLASSEN AUF BEWÄHRUNG
Als Vorgeschmack auf die diesjährige Berlinale-Retrospektive zeigt die Brotfabrik im Rahmen des
von Journalist und Filmhistoriker Jan Gympel initiierten Berlin-Film-Katalogs Richard Groschopps
häufig vergessenen und unterschätzten DEFA-Krimi ENTLASSEN AUF BEWÄHRUNG (1965): Ein
junger Mann, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde, droht in der kalten und abweisenden gesellschaftlichen Atmosphäre Ost-Berlins wieder kriminell zu werden. Vom Staatsapparat
und der Partei kann er keine Hilfe erwarten, lediglich seine Freundin hält zu ihm – aus Liebe,
nicht aus Ideologie.
 4.–10.2. jeweils um 19.30 Uhr
 6.2. ab 18 Uhr
BROTFABRIK KINO
VOGELBAUM #11:
W.R. – MYSTERIEN
DES ORGANISMUS
Genossinnen und Genossen! Kommunismus ohne
freie Liebe ist wie eine Totenwache auf dem Friedhof! Abstinenz ist konterrevolutionär! Zwischen
dem Sozialismus und der körperlichen Liebe kann
es keinen Widerspruch geben! Nieder mit der roten
Bourgeoisie! Sexpol ruft dringend dazu auf, Dušan
Makavejevs Volksbildungsfilm W.R. – GEHEIMNISSE DES ORGANISMUS (1971) zu sehen.
 26.-28.2. jeweils um 20 Uhr
FEBRUAR 2016 D
27 D
INDIEKINOHIGHLIGHTS
BROTFABRIK KINO
ROJ BASH. KURDISCHER
­FILMABEND
Im Rahmen eines kurdischen Filmabends stellt die Journalistin Eva Micropolou drei ausgewählte Produktionen der letzten Jahre vor. Der Dokumentarfilm THE WITNESSES OF WAR (SAVAŞIN TANIKLARI, Türkei 2012,
R: Sami Solmaz) lässt kurdische Journalisten zu Wort kommen, die über
den Bürgerkrieg im Osten des Landes sprechen. Im Drama FOLGE DER
FEDER! (Deutschland 2012) von Nuray Sahin lässt sich eine junge Alevitin aus Ost-Anatolien von einem Berliner Kurden zur Heirat kaufen, um
sich nach ihrer Ankunft in der Stadt auf die Suche nach ihrer Mutter und
ihrer Schwester zu machen. Miraz Bezar inszeniert in DIE KINDER VON
DIYARBAKIR (MIN DÎT, Deutschland/Türkei 2009) die Odyssee eines
Geschwisterpaares durch ihre Heimatstadt Diyarbakir, nachdem ihre
Eltern durch Angehörige einer paramilitärischen Spezialeinheit ermordet
wurden. www.brotfabrik-berlin.de
 13.2.: um 17.30 Uhr THE WITNESSES OF WAR (SAVAŞIN TANIKLARI, OmU)
 um 19 Uhr FOLGE DER FEDER! (OmU, in Anwesenheit der Regisseurin)
 um 21 Uhr DIE KINDER VON DIYARBAKIR (MIN DÎT, OmU, in Anwesenheit des Regisseurs)
SPUTNIK KINO
KURZFILM-SPECIAL
FILMRAUSCHPALAST
FANTASTIC WORLDS ON THE
CURVED SCREEN
Auch im neuen Jahr hat der Filmrauschpalast wieder einige Klassiker des
fantastischen Films im 35mm-Format auf der gekrümmten Panoramaleinwand im Programm, natürlich in englischer Originalfassung: George
Lucas’ und Steven Spielbergs Abenteuerfilm-Blockbusterklassiker JÄGER
DES VERLORENEN SCHATZES (USA 1981) und INDIANA JONES UND
DER TEMPEL DES TODES (USA 1984), das philosophische Science-Fiction-Action-„Ballett“ der Wachowski-Geschwister MATRIX (USA, Australien 1999), Joe Dantes Actionkomödie REISE INS ICH (USA 1987) um
einen geschrumpften Testpiloten im Körper eines Supermarktkassierers, Michael Crichtons Science-Fiction-Klassiker WESTWORLD (USA
1973) über einen außer Kontrolle geratenen Freizeitpark der Zukunft
und Richard Fleischers SOYLENT GREEN (USA 1973), in dem Charlton
Heston als Polizist im New York des Jahres 2022 einem ungeheuerlichen
Verbrechen auf die Spur kommt. www.filmrausch.de
CITY KINO
HACKESCHE HÖFE
AFRICAVENIR: LA MORT DU
DIEU SERPENT
Für LA MORT DU DIEU SERPENT (DEATH OF THE GOD SERPENT, Frankreich 2014) hat der französische Regisseur Damien Froidevaux das neue
Leben der 22jährige Koumba in einem senegalesischen Dorf begleitet, dem
sie sich völlig unvorbereitet stellen muss. Hintergrund: Nach einem Streit
und dem Aufenthalt in einer Polizeistation wird die junge Pariserin, die im
Alter von zwei Jahren nach Frankreich gekommen ist, innerhalb von 48 Stunden in ihr Geburtsland abgeschoben. Der Film dokumentiert fünf Jahre ihres
neuen Lebens, das von einem trotzigen Kampf um ihre Integrität geprägt ist,
in einem Land, das sie nie kennengelernt hat. Der Dokumentarfilm läuft im
Original mit englischen Untertiteln, im Anschluss an die Vorführung findet
ein Publikumsgespräch mit Damien Froidevaux statt. www.africavenir.org
 Hackesche Höfe Kino: 10.2. um 20 Uhr  City Kino Wedding: 11.2. um 19 Uhr
In der Reihe KURZFILM-SPECIAL zeigt das Sputnik-Kino unter dem Titel
ES WAR EINMAL...16 animierte Kurzfilme aus Litauen, Estland und Lettland über Götter, Dämonen, Hexen, Feen, Naturkräfte, Schöpfungsmythen und Festlichkeiten. Im Anschluss an die zweistündige Vorführung
folgt ein Filmgespräch mit dem litauischen Regisseur Algirdas Selenis.
Alle Filme werden im Original mit englischen Untertiteln gezeigt.
facebook.com/LitauischesKinoGoesBerlin, www.sputnik-kino.com
 5.2. um 22 Uhr
D 28
D FEBRUAR 2016
CITY KINO
WENN EIN GARTEN WÄCHST +
DISKUSSION
Das Phänomen des Urban Gardening ist seit einigen Jahren auch in
Deutschland angekommen und verbreitet sich in den Städten der Republik.
Ines Reinisch begleitet in WENN EIN GARTEN WÄCHST (2014) eine Gruppe
von Nachbarn, die in Kassel gemeinsam versuchen, eine städtische Rasenfläche in eine öffentliche „Gartenoase“ zu verwandeln. Im Anschluss an
die Vorführung wird gemeinsam mit der Regisseurin und Karin Thormeyer
(Grüne Liga Berlin), Wilfried Bommert (Institut für Welternährung) und Felix
Lodes (Himmelbeet, Wedding) diskutiert. www.wenneingartenwaechst.de
“...WECKT HOFFNUNGEN UND IST MICHAEL
MOORES WEITREICHENDSTER FILM”
BBC
“MOORES GUERILLAKAMPF FÜR
DIE MENSCHLICHKEIT”
BBC
“SEINE VERGNÜGLICHSTE DOKU!”
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
DIE NEUE GEHEIMWAFFE DES PENTAGON
 25.2. um 19 Uhr
AB 25. FEBRUAR BEGINNT
DIE INVASION IM KINO
WEITERE INFOS:
WWW.FALCOMMEDIA.DE
/FalcomMedia
WTIN_1/4_norm__93x128__210116.indd 1
21.01.16 16:59
IL KINO
CINEPHILIA, CHERRY PICS UND
ADULT HORROR MOVIES
Im Il Kino haben sich mittlerweile ein paar turnusmäßig wiederkehrende
Specials etabliert. Einmal im Monat präsentieren die Kinomacher unter
dem Motto CINEPHILIA einen persönlichen Lieblings-Überraschungsfilm.
In der Reihe CHERRY PICKS lädt die Berlin Film Society regelmäßig zum
Kurzfilmabend mit Begrüßungsdrink. Im Format „Sprinkles of Self-Doubt“
treten Stand-Up-Comediens aus aller Welt auf, und immer am ersten Freitag im Monat veranstalten die INDIEKINO-Redakteure Hendrike Bake und
Tom Dorow in der Reihe ADULT HORROR MOVIES einen Horrorfilmabend
für Erwachsene und Cineasten. Details auf den jeweiligen Facebook-Seiten.
 CINEPHILIA: 3.2. um 20 Uhr  ADULT HORROR MOVIES: 5.2. um 22 Uhr  CHERRY PICKS:
24.2., Drinks ab 19 Uhr, Filme ab 20 Uhr  SPRINKLES OF SELF DOUBT: 27.2. um 20 Uhr
Kinos
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28.01.2 rt
016
E I N FI L M V O N I S A B E L L E S T EVE R
NACHBILD
Hier drei Bilder von Glamour-Badenixen: Scarlett Johannson (2016) als Retro-Esther Williams in
HAIL, CAESAR!, Esther Williams als Helen Kellerman in MILLION DOLLAR MERMAID (1950), und
schließlich Helen Kellerman selbst, die Erfinderin des Wasserballetts und des einteiligen Badeanzugs, sowie die erste A-List-Darstellerin, die in einem Film nackt auftrat, als DAUGHTER OF THE
GODS (1916). Wir hätten als Vorbereitung auf die Berlinale auch Darsteller von römischen Kaisern
zeigen können, klar. Es sind nun aber Badenixen geworden. Viel Spaß im Kino und auf der Berlinale.
VORSCHAU
INDIEKINO IM MÄRZ
D EL CLAN Sohn der Mafia D GRÜSSE AUS FUKUSHIMA Begegnung im Nirgendwo D BABAI Dem Vater nach D SON OF SAUL Grand Prix Cannes 2015 D RESULTS Indie Fitness Komödie
D IM STRAHL DER SONNE Gefilmt in Nordkorea D NO LAND’S SONG Singen gegen das Regime
D DER SCHAMANE UND DIE SCHLANGE Hypnotisierende Bilder D TRUMBO Autor unter McCarthy
D LENALOVE Teenies, Liebe und Internet RAUM Welt im Zimmer D DER WERT DES MENSCHEN
Was tun im Kapitalismus? D CHAMISSOS SCHATTEN Ulrike Ottinger auf Entdeckungsreise
D HEART OF A DOG Laurie Anderson Doku D SILENT HEART Mutter nimmt Abschied D LEE SCRATCH
PERRY’S VISION OF PARADISE Dub-Pionier D MEIN EIN, MEIN ALLES Amour fou
IMPRESSUM
Grafik: Michael Zettler, Nora Wiesner (Zett Media)
Herausgeber:
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www.indiekino.de
Druck: Möller Druck & Verlag GmbH, Berlin
Geschäftsführung: Hendrike Bake
Redaktion: Hendrike Bake, Thomas Dorow­
[email protected]
Filmtexte: Toby Ashraf, Hendrike Bake, Tom Dorow, Christian
Horn, Christian Klose, Elinor Lewy, Jens Mayer, Michael
Meyns, Toni Ohms, Anna Stemmler, Hannes Stein, Christine
Stöckel, Lars Tunçay
Texte Kinohighlights: INDIEKINO BERLIN und Kinos
D 30
D FEBRUAR 2016
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Berlinale Goes Kiez (S. 6/7), Kinobilder: INDIEKINO BERLIN,
Fotografin: Marei Wenzel
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FEBRUAR 2016 D
31 D
D MUSTANG Mädchen und Freiheit D WHERE TO INVADE NEXT Michael Moores „Raubzug“ durch Europa ­­D FREUNDE
FÜRS LEBEN Abschied mit Hund D GRENZBOCK Eigenartige Rituale in Brandenburger Wäldern D COLONIA DIGNIDAD
Flucht aus den Fängen der Foltersekte D SIBYLLE Klaviatur des Gruselfilms D DAS WETTER IN GESCHLOSSENEN
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D FEUER BEWAHREN, NICHT ASCHE ANBETEN Der Prozess des Choreografierens D LICHTES MEER Aufbrechen ohne
Zurückzukehren D SPOTLIGHT Systematisches Wegschauen D PROJEKT A Anarchistische Initiativen in Europa
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D 23 D FEBRUAR 2016
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