Prinz Carl Philip von Schweden

WirtschaftsBlatt deluxe * edition 3 * 2015 * NR. 65
deluxe
„
Du kannst nicht ein Haus lieben,
das ohne Gesicht ist und in dem
deine Schritte keinen Sinn haben.
Antoine de Saint-Exupéry
„
3*2015 Armanis Vision I Carl Philips Passion I Hadids Installation I Meiers Exkursion
Stil leben
Pop-Art trifft Disco-Glam: Wie sich Dee und
Tommy Hilfiger in Miami eingerichtet haben
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CALIBRE DE CARTIER DIVER
EDITORIAL
Alexander Pfeffer
Coverfoto: ©Andrew Eccles/August/PictureDesk.com, Kolumnenfoto: Richard Tanzer
Chefredakteur WirtschaftsBlatt deluxe
edition 3*15 deluxe 5
Cool beim Pool. Tommy Hilfigers Billardtisch war früher ein Ford Mustang.
6 deluxe edition 3*15
Foto: Douglas Friedman
EDITORIAL
DELUXE STELLT VOR
Tommy Hilfiger
Der Modeschöpfer Tommy Hilfiger
wurde mit 150 US-$ Startkapital
einer der erfolgreichsten Designer
seiner Generation. Wie erfolgreich,
lässt sich anhand seines neuen
Luxusdomizils in Miami erahnen.
Die Villa gleicht einer Pop-ArtGalerie – mit Warhols in der Disco
und Keith Haring am Pool. Ein
Hausbesuch ab Seite 40.
auch ins Zentrum der Geschichte
über den Industriedesigner auf Seite
22 gestellt. Claret wurde 1968 in
Barcelona geboren und hat u. a. am
Central Saint Martins College of Art
and Design in London studiert.
Christian Pizzinini und Antonio Scolari
Dieses Duo kennt die schönsten Hotels spezialisiert. Ein schönes
Plätze Italiens – schließlich ist ihre Plätzchen können sie jetzt auch
Agentur Pizzinini Scolari Comuni- ihr Eigen nennen: den Palazzo
cazione auf die Vermarktung von Mongiò dell‘Elefante della Torre in
Apulien. Mehr ab Seite 60.
Tourismusdestinationen und
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Weitere Links, Informationen
und Bilder zu den Storys.
Fotos: Metalarte, Douglas Friedman, Daniele Notaro
Curro Claret
SeinNamestehtfürKreativität und
Karitatives. Die Arbeiten von Curro
Claret beschäftigen sich mit Produktionsformen, die in Zusammenarbeit
mit sozialen Hilfsprojekten entstehen. Ein solches Projekt haben wir
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32
INHALT
30
24
14 Schön hässlich
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht
streiten. In unserem Fall jedoch schon. Beim Tou­
ristencamp in der Wüste Gobi lässt sich schwer
von ästhetisch gelungener Architektur sprechen.
16 Leben mit dem Feind
Die Wohnung unseres Autors Franzobel ist
immer picobello. Doch er fühlt sich wie ein
Partisan in einem Krieg, der längst verloren ist.
Eine Abrechnung.
18 Blaue Stunde
Architekten tragen gern Schwarz. Die Modewelt
baut zurzeit aber auf Blau – so auch die Uhren­
hersteller. Acht Beispiele von Tiffany über
Glashütte Original bis Patek Philippe.
18
10 deluxe edition 3*15
20 „Wir haben unseren Stil gefunden“
Der österreichische Unternehmer Thomas
Sabo ist weltberühmt für seinen leistbaren
Silberschmuck. Jetzt wagt er den Sprung ins
Luxussegment. Ein Gespräch über die
Strategie dahinter.
22 Mann im Lampenlicht
Vom Schuhband zur Leuchte – dem spanischen
Designer Curro Claret ist dazu ein Licht aufge­
gangen. In Kooperation mit Camper und Meta­
larte entwickelte er die Kollektion „Shoelaces“.
24 Die neue Prinzenrolle
Ist das die Krönung? Prinz Carl Philip von
Schweden führt mit seinem Studienfreund Oscar
Kylberg die Designagentur Bernadotte &
Kylberg. Autorin Inge Ahrens traf sie vor Ort.
30 Die Modewelt ist nicht genug
Immer mehr Designer möbeln unsere vier Wände
auf. Zuletzt zeigte sich dies bei der Salone del
Mobile in Mailand, wo Armani, Missoni und
Bottega Veneta ihren großen Auftritt hatten.
Fotos: Bernadotte & Kylberg, Beigestellt (2), Hersteller
22
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INHALT
76
40
40 Hausbesuch bei Mr. Hilfiger
Wie kann man sich einen Mix aus Kunstgalerie
und Disco-Glam vorstellen? Ungefähr so wie
Tommy Hilfigers Villa in Miami. Unsere Autorin
Lydia Schmid war vor Ort.
48 Neuer Blick auf Mode
Möbeldesigner Martino Gamper hat sich jetzt
auch in der Modewelt eingerichtet: Der
Italiener zeichnet für die Schaufenster des
Luxuskonzerns Prada verantwortlich.
60 Die Palast-Renovation
Auch Adelige sind mal knapp bei Kasse: Diesem
Umstand verdanken Christian Pizzinini und Antonio Scolari ihren Palazzo. Aus dem baufälligen
Anwesen haben sie ein Designobjekt gemacht.
66 Schatzinseln
Nur ein kleiner Teil der mediterranen Inseln ist
so prominent und viel besucht wie Mallorca,
Korsika oder Sardinien. Viele Perlen schlummern unentdeckt im Schatten dieser großen,
schönen Nachbarinnen. Ein Wegweiser.
72 Frisch aus dem Drucker
In den USA fährt das erste weitgehend in
einem 3-D-Druck-Verfahren hergestellte Auto
auf der Straße. Auch Oldtimerbesitzer
profitieren von dieser Technik.
76 Im Stall des Millionärs
Wo früher Rennpferde standen, entstehen
jetzt Songtexte für die Schweizer Band Yello:
Dieter Meiers Schreibtisch steht in einem
ehemaligen Pferdestall in Argentinien.
40 Schmucke Schlange
Bulgari schmückt sich mit einer Kunstinstallation
von Star-Architektin Zaha Hadid. Die PritzkerPreisträgerin ließ sich dabei von der Ikone des
Schmucklabels, der Schlange, inspirieren.
WirtschaftsBlatt deluxe Medieneigentümer, Herausgeber, Verleger WirtschaftsBlatt Medien GmbH, Anschrift: Hainburger Straße 33, 1030 Wien, Telefon: 01/60 117-0, Redaktion Dw 306, Fax 259,
Geschäftsführung: Mag. Herwig Langanger, Dr. Rudolf Schwarz, Chefredakteion: Eva Komarek, Gerhard Hofer, Redaktion: Alexander Pfeffer (Leitung), Yasmin El Mohandes, Mag. Christoph Pridun,
Anzeigen Projekt- und Anzeigenleitung: Verena Fritz, Telefon: 01/514 14-258, Mailadresse: [email protected] (Anzeigenabteilung), Druckunterlagenübermittlung: [email protected],
Produktion Leitung: Stephan Fisnik, Art-Direction: Matthias Eberhart, Fotoredaktion: Yasmin El Mohandes, Bildbearbeitung: Christian Stutzig, Hersteller: Neografia a.s., Škultétyho 1, 036 55 Martin, Slowakei,
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WirtschaftsBlatts. Offenlegung gem. § 25 Medieng. http://www.wirtschaftsblatt.at/impressum
Nächste Ausgabe: Freitag, 12. 6. 2015
12 deluxe edition 3*15
Fotos: Douglas Friedman, Jan Riephoff, Daniele Notaro; Illustration: Lena Zotti
66
60
UNGLAUBLICH REISEN
14 deluxe edition 3*15
redaktion
Alexander Pfeffer
Wüste Gobi
SCHÖNHÄSSLICH
Behausungen bekommen gegenwärtig eine
beachtliche Aufmerksamkeit im Internet
und boomen in Blogs und Foren. Über
40.000 Anhänger lästern allein auf der
Seite „Ugly Belgian Houses“ auf Facebook
und Tumblr über hässliche Gebäude in
Belgien. Und der amerikanische Immobilienmakler Leif Swanson zeigt auf
Uglyhousephotos.com Chaos, schlechten
Geschmack und hässliches Dekor.
*
Foto: Getty Images
Über Geschmack lässt sich bekanntlich
nicht streiten. In unserem Fall jedoch
schon. Beim Touristencamp in der Wüste
Gobi, auch Turtle-House genannt, lässt sich
schwer von ästhetisch gelungener Architektur sprechen – obwohl diesem Objekt ein sympathisch-skurriler
Charme nicht abgesprochen werden kann.
Unansehnliche
edition 3*15 deluxe 15
KOLUMNE
LEBEN MIT DEM FEIND
Die Wohnung unseres Autors Franzobel ist immer picobello. Doch er fühlt
sich wie ein Partisan in einem Krieg, der längst verloren ist. Eine Abrechnung.
I
ch habe viele Feinde. Manche habe ich einmal beleidigt,
anderen vor Urzeiten die Freundin ausgespannt, wieder
anderen bin ich zutiefst unsympathisch, weil sie mir so
ähnlich sind. Es gibt auch einige, die kenne ich nicht
einmal persönlich. Dann gibt es aber noch einen ganz
speziellen Feind, der wöchentlich zu mir nach Hause kommt,
sich fünf, sechs Stunden in der Wohnung aufhält und dafür
auch noch kassiert. Ich öffne ihm die Tür, serviere ihm Kaffee.
Nein, das ist kein perverser Masochismus und auch keine
besonders ausgefuchste Therapie, sondern einfach der
Tatsache geschuldet, dass mein Feind eine Feindin ist: die
Putzfrau! Sie heißt Jana – und nicht, wie ich jahrelang
verstanden habe, Erna – kommt aus Polen und ist ein Schatz
von Mensch: weltoffen, witzig, herzlich. Ihre putztechnischen
Fähigkeiten stehen völlig außer Zweifel, nach ein paar
Stunden Jana sieht die Wohnung sauber und gepflegt aus und
nicht mehr wie eine Räuberhöhle, in der jahrelang eine Horde
depressiver Chaosforscher gehaust hat. Aber Frau Jana hat
16 deluxe edition 3*15
G
anz egal, ob man zwischen schwanger aussehenden Antiquitäten oder billigen Einbauschränken
(Stilrichtung: spätes Resopal) wohnt, ob in einem
fürstlichen Landgut oder in einem Gemeindebau,
es sind die Ordnungshalter, die Hausbesorger, Putzfrauen und
sonstigen „guten“ Geister, die alles bestimmen. Anfangs habe
ich nur versucht, Frau Jana nicht in die Quere zu kommen.
Mittlerweile verhalte ich mich während ihrer Putzorgien
mucksmäuschenstill und bemühe mich, nicht in ihr Blickfeld
zu geraten, um nicht selbst in irgendeinem Stauraum oder
Staubsaugersack zu landen. Ja, ich habe Angst. Angst, ich
könnte nicht in ihre Ordnung passen. Angst, sie könnte mich
mit all dem anderen Müll entsorgen. Um sie nicht mit vollen
Aschenbechern zu provozieren, habe ich das Rauchen aufgegeben. Ich trinke nur noch Wasser aus der Leitung, esse kaum
und wechsle meine Kleidung nur in Notfällen. Alles, um sie
nicht auf mich aufmerksam zu machen. Ich will mich an der
Putzfrau nicht abputzen, aber seit sie begonnen hat, auch
Buchstaben aus meinen Sätzen herauszusaugen, ganze
Absätze glattzubügeln, schmutzige Wörter herauszuwaschen,
bin ich verzweifelt. An dieser Stelle etwa gab es einmal eine
tolle Schlusspointe. Zugegeben, nicht ganz jugendfrei, aber
lustig. Und jetzt? Einfach verschwunden! Weggeräumt. Es
hilft alles nichts, sie hat das Kommando übernommen. Ich
fühle mich wie ein Partisan in einem Krieg, der längst verloren
ist. Die Wohnung sieht nun natürlich immer picobello aus,
aber ich? Ich bin besiegt.
*
Foto: Peroutka, Montage
„Es gibt einen ganz speziellen
Feind, der wöchentlich zu mir
nach Hause kommt und dafür
auch noch kassiert.“
nicht nur eine eigene Meinung, sondern auch eine eigene
Ordnung, sodass sich nach jeder ihrer Sessions all meine
wohlgeordneten Bücherinseln in einem nach Größe und Farbe
gestapeltem Turm wiederfinden. Die gerade in Arbeit befindlichen Manuskripte landen in Kästen, Schubladen oder an
anderen uneinsehbaren Orten, wo man sie garantiert nie
wieder findet. Genauso ergeht es meinen Notizbüchern und
Lieblingsstiften. Alles, was nicht in Janas Ordnung passt,
verschwindet. Die schlimmsten Feinde sind ja die, die sich als
Freunde generieren. Meine Putzfrau ist besonders perfide,
schmeichelt sich ein, bringt polnische Schokolade und
Zubrówka mit, dabei hat sie das Kommando übernommen. Es
ist ihr übrigens völlig egal, ob man sie Raumpflegerin,
Reinigungsdienstleistende oder eben Putzfrau nennt, ob es
politisch korrekt ist, für jemand anderen aufzuräumen oder
nicht. Sie steht darüber, denn sie hat die Macht. Offiziell
schrubbt sie die Böden, wischt die Kästen, bügelt Hemden,
saugt und wechselt die Bettwäsche. Tatsächlich aber ist sie
die eigentliche Herrscherin über mich, meine Frau, mein Kind,
vier Spinnen, 72 Ameisen, zwölf Motten, acht Fruchtfliegen
und alle anderen, die sonst noch in der Wohnung leben.
Foto Michel Gibert. Foto unverbindlich. Dank an:TASCHEN / Wandskulptur Alban Lanore / Wallpaper: www.arte-international.com. *Information über die Konditionen erhalten Sie im Geschäft
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Wir
haben
unseren
Stil
gefunden
Der österreichische Unternehmer
Thomas Sabo ist weltberühmt für
seinen leistbaren Silberschmuck.
Jetzt wagt er den Sprung ins
Luxussegment. Ein Gespräch über
die Strategie dahinter.
von Malena Ruder
Hätten Sie ein Beispiel?
In den letzten Jahren haben wir immer wieder Themen
aufgegriffen, bei denen wir dann einsehen mussten, okay, da
haben wir nicht das richtige Händchen gehabt, Neonfarben
zum Beispiel. Wir haben unseren Stil gefunden und müssen
ihm treu bleiben.
deluxe:: Herr Sabo, erst war da der Silberschmuck, dann
kamen Uhren und Parfums dazu. Jetzt folgt der Goldschmuck
– wird Ihr Sortiment nicht etwas beliebig?
THOMAS SABO: Diese Ansicht teile ich nicht. Wir haben in
unseren Schmuckstücken und auch in unseren anderen
Produkten eine sehr erkennbare Handschrift, und die
behalten wir auch bei. Totale Seitwärtsbewegungen machen
wir ja nicht.
Es gibt also Sachen, die nicht infrage kommen?
So ist es.
20 deluxe edition 3*15
Die neue Linie bedeutet also nicht das Aus für die rockigen
Sachen mit Totenköpfen oder die Bettelarmbandanhänger
„Charm Club“?
Nein, sie ist eine Ergänzung. Gerade der Charm Club bringt
nach wie vor einen guten Anteil des Umsatzes ein. Wir sind
sehr happy, dass wir diesen Level ganz gut halten.
Ein Charm gibt es ab 19 Euro, die neue „Fine Jewellery“-Linie
aus Gold und mit echten Steinen kostet zum Teil mehr als
10.000 Euro. Haben Sie keine Angst, dass das für Ihre Kunden zu viel sein könnte?
INTERVIEW
Genauso wie Rosberg die Kurve richtig anfahren muss,
muss man auch als Model sehr viele Talente mitbringen.
Gerade vor dieser jungen Frau habe ich sehr viel Respekt.
Ich habe selten jemanden in ihrem Alter erlebt, der eine so
große Disziplin hat und so wohlerzogen ist. Das muss ich
ganz klar sagen.
Wenn man Angst hat, dann soll man Sachen nicht machen.
Natürlich muss man immer Respekt haben, und das haben
wir bei diesem Projekt. Es ist eine enorme Herausforderung,
der wir uns stellen. Ich kenne kein Unternehmen, dem es gelungen ist, auf den „Affordable“-Bereich eins draufzusetzen.
Wieso sollte es Ihnen gelingen?
Ich denke, dass wir alle Talente und Skills mitbringen. Zudem
bin ich oft angesprochen worden von Leuten, die teure Sachen
tragen, aber bei anderen Marken nichts finden, das ihnen
gefällt. Ich glaube, dass die Tür für uns offen ist.
Wie wählen Sie die Botschafter aus?
Das ist unterschiedlich. Bei David Garrett hat sich das
eigentlich von selbst entwickelt, er hat schon immer sehr
offensiv unseren Schmuck getragen. Bei Nico Rosberg
hatten wir gezielt nach jemandem gesucht, der Sport mit
einer gewissen Dynamik abbildet. Auch mit ihm arbeiten
wir jetzt schon sechs Jahre zusammen. Es passt einfach, der
Nico ist ein Supertyp. Bei Georgia May Jagger haben wir
nach einem bestimmten Frauentyp gesucht. Wir sind total
von ihr überzeugt und haben ebenfalls einen längerfristigen
Vertrag abgeschlossen.
Ist im Uhrenbereich auch eine Premiumlinie geplant?
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass wir uns da Dinge
überlegen. Man muss aber auch sagen, dass die Uhrenindustrie nicht die Flexibilität hat, die wir von der Schmuckindustrie kennen. Aber auch damit werden wir zurechtkommen.
Wie kann man sich Ihre Rolle im Unternehmen vorstellen?
Ich bin in alle Bereiche involviert, ins Design, in die
Entwicklung, den Vertrieb und so weiter.
Was, außer dem Material, ist anders bei der neuen Linie?
Unsere Fine Jewellery ist von den Themen her sehr
neu, Chakra-Elemente kenne ich aus der Schmuckbranche überhaupt nicht. Grundsätzlich ist die teure
Linie feiner verarbeitet. Aber alle Stücke tragen
natürlich unsere Handschrift.
Chakren stammen aus der asiatischen Kultur. Wollen Sie so
neue Märkte erobern?
Das hat eher mit meiner Geschichte zu tun. Ich habe in den
Achtziger- und Neunzigerjahren in Asien gelebt, und zwar
gefühlt gelebt, nicht nur irgendwo irgendetwas darüber
gelesen.
Quelle: NZZ am Sonntag; Fotos:Thomas Sabo
Kommt der Sabo-Stil eigentlich überall auf der Welt gut an?
Ja. Unsere Marke hat sich global durchgesetzt, wir haben
keine großen Unterschiede zwischen Europa und Asien.
Dort hat man vielleicht mehr Hang zu Farbe, zu Rot zum
Beispiel. Jetzt wollen wir etwas in Asien aufbauen, und ich
bin sehr zuversichtlich, dass uns die Fine Jewellery dabei
helfen wird. Der dortige Anspruch ist sehr hoch, das könnte
passen.Aber im Grunde haben wir uns von solchen
Überlegungen nie beeinflussen lassen. Zu Skandinavien
etwa hat man mir gesagt: Da kannst du nur Erfolg haben,
wenn du ganz schlichte Ringe verkaufst. Trotzdem hat es
funktioniert.
Auch Männerschmuck, sonst eine schwierige Angelegenheit, läuft sehr gut bei Ihnen. Wie machen Sie das?
Im Bereich Männerschmuck sind wir tatsächlich Vorreiter,
wir haben im letzten Jahr auch sehr viel dazugewonnen in
diesem Bereich. Das liegt zum einen natürlich an den
Schmuckstücken. Zum anderen aber sicher auch an unseren
Testimonials.
Die männlichen Markenbotschafter, Rennfahrer Nico Rosberg
und Geiger David Garrett, sind wegen ihrer Fähigkeiten
berühmt, das weibliche Model Georgia May Jagger für ihre
Schönheit. Wieso haben Sie nicht auch eine talentierte Frau
gewählt?
Fine Jewellery.
Die Anhänger der
neue Chakra-Linie
fangen preislich
bei 1490 € an.
Was für eine Art Chef sind Sie?
Ziemlich gerade heraus! Natürlich, wenn man so
dynamisch ist wie ich, dann hat man immer wieder
schnelle Wechsel in den Gedanken, das ist oft nicht so
leicht für die Mitarbeiter. Aber ich denke, wir haben im
Unternehmen einen sehr ehrlichen Umgang miteinander.
Das macht es für alle einfacher.
Sie sind demnach immens wichtig fürs Geschäft. Wie sieht
es mit der Nachfolge aus?
Vor zwei Jahren habe ich eine andere Managementstruktur
gewählt, die Verantwortung ist auf mehrere Schultern verteilt
worden, darüber bin ich sehr froh. Natürlich spielt auch der
familiäre Aspekt eine Rolle. Aber meine Söhne sollen selbst
darüber entscheiden, ob sie im Unternehmen arbeiten
möchten oder nicht. Ich habe mir diese Freiheit in meinem
Leben auch genommen.
*
Zur Person:
Thomas Sabo, Österreicher (*1961 in
Nürnberg), machte eine Lehre als Feinmechaniker. Nach einer Asienreise begann er, Schmuck zu entwerfen. 1984
gründete er die Firma Thomas Sabo.
Heute hat das Unternehmen mit Sitz in
Lauf an der Pegnitz global über 1400
Mitarbeiter und macht mehr als 200
Millionen € Umsatz. Er ist verheiratet
und hat zwei Söhne.
edition 3*15 deluxe 21
DESIGN
redaktion
Yasmin El Mohandes
MANN IM
LAMPENLICHT
Vom Schuhband zur Leuchte – dem spanischen
Designer Curro Claret ist dazu ein Licht aufgegangen. In Kooperation mit Camper und Metalarte
entwickelte er die Kollektion „Shoelaces“ – und
hilft damit sogar sozial Schwachen.
Es handelt sich bei diesem Projekt übrigens um die
Fortsetzung einer erfolgreichen Zusammenarbeit:
Claret hat für das spanische Schuhlabel Camper
bereits in Madrid und Barcelona zwei Geschäftslokale gestaltet. Auch hier spielten Schuhbänder eine
große Rolle und fanden erstmals – als geknüpfter
Vorhang – ihren Einsatz. Dritter im Bunde ist diesmal Leuchtenhersteller Metalarte: Gemeinsam
entwickelten sie die „Shoelaces“-Lampenschirme,
die Anfang des Jahres in Produktion gingen.
Foto: Beigestellt
*
22 deluxe edition 3*15
Eine der erfolgreichsten Erfindungen aus dem Schwarzwald.
Und eine Kuckucksuhr.
Der Unterschied heißt Gaggenau.
Manche Dinge aus dem Schwarzwald ändern sich nie. Andere
werden seit 1683 immer besser. Denn seit unserer Gründung
als „Hammerwerk und Nagelschmiede“ haben Innovationen
bei uns Tradition. Bestes Beispiel: unsere Backofen-Serie
400, mit Backofen, Dampfbackofen und Wärmeschublade.
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mit einzigartigem Design. Schließlich werden unsere Geräte
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INTERVIEW
Zwei Männer, eine Leidenschaft
für Design. Prinz Carl Philip
von Schweden (l.) und sein
Geschäftspartner Oscar
Kylberg.
24 deluxe edition 3*15
DIENEUE
PRINZENROLLE
Ist das die Krönung? Prinz Carl Philip von Schweden
führt mit seinem Studienfreund Oscar Kylberg die
Designagentur Bernadotte & Kylberg. Jetzt haben sie
den Geist von Stockholm in Vasen und Schalen von
Stelton gegossen. Inge Ahrens besuchte die beiden.
D
ie skandinavischen Königshäuser haben einen
Hang zum Kreativen: Der 2002 verstorbene
Sigvard Bernadotte von Schweden war als Leiter
der dänischen Silbermanufaktur Georg Jensen
ein international anerkannter Produktdesigner.
Sein Kaffeeservice steht im New Yorker Museum of Modern
Art. Und Königin Margrethe II. von Dänemark ist für ihre
Decoupagen berühmt, hat zahlreiche Bücher veröffentlicht
und Bühnenbilder geschaffen.
Auch Prinz Carl Philip von Schweden hat diesen Weg
gewählt. Er studierte unter anderem Grafikdesign an der
Rhode Island School of Design und der Stockholmer
Forsbergs Skola. Dort lernte er seinen heutigen Partner
Oscar Kylberg kennen, mit dem er das Label Bernadotte &
Kylberg gründete. Auch Kylberg stammt aus einer
künstlerischen Familie: Carl Kylberg, ein Vorfahre aus dem
19. Jahrhundert, schaffte es mit seinem Gemälde
„Homecoming“ auf eine schwedische Briefmarke und ins
Nationalmuseum der Landeshauptstadt.
Seit 2012 entwerfen die beiden Designer gemeinsam Mode,
Textilien und Porzellan. Ihr neuester Wurf ist die
Stockholm-Kollektion „Aquatic“, die vor Kurzem auf der
Messe „Ambiente“ in Frankfurt präsentiert wurde. Für das
dänische Traditionsunternehmen Stelton gestalteten sie
vier Schalen und drei Vasen unterschiedlicher Größe aus
Edelstahl und ließen sich dafür vom allgegenwärtigen
Wasser ihrer Lebensstadt inspirieren: Stockholm schwimmt
schließlich auf 14 Inseln im Mälarsee und in der Ostsee.
Tintenblaue Seen ließen die Designer dann auch im
cremeweiß emaillierten Edelstahl schimmern.
Zum Interview in Stockholm zeigen sich Carl Philip
Bernadotte und Oscar Kylberg als gut gelauntes und
eingespieltes Team, das nicht nur die gemeinsame Arbeit,
sondern auch die Liebe zu ihrer Heimatstadt verbindet.
edition 3*15 deluxe 25
Ihre Kollektion heißt „Aquatic“. Was stand zuerst fest: der
Titel oder die Serie?
OSCAR KYLBERG: Da wir leidenschaftliche Stockholmer
sind, war die Idee mit dem Wasser sofort da.
CARL PHILIP: Sie hätten uns mal sehen sollen, wie wir in
unserem Atelier mit allen Blautönen aquarelliert haben.
Sie haben mit blauer Tinte Ihre Designstücke selbst bemalt?
CARL PHILIP: Wir haben auf Papier aquarelliert, beide
zusammen auf einem Bogen. Alles war sehr spielerisch. Ein
wenig so, als würde man wieder zur Schule gehen. Eine schöne
Arbeit, die dann von Stelton umgesetzt wurde. In Handarbeit.
Stück für Stück. Es ist schon etwas Besonderes, dort in einer
Reihe mit Gestaltern wir Arne Jacobsen zu stehen.
Vasen sind traditionell aus Porzellan oder Glas. Was hat Sie
dazu bewogen, Aluminium als Rohstoff zu verwenden?
OSCAR KYLBERG: Stelton arbeitet viel mit Edelstahl und
Holz in zylindrischen Formen. Wir wollten das Organische
dazugeben. Weiche Formen, kühl und glänzend einerseits und
– je nach Exponat – innen oder außen Stück für Stück handgearbeitetes, hauchdünnes, cremeweißes Email mit einem tiefblauen See, der schimmert wie wirkliches Wasser.
CARL PHILIP: Eigentlich kommen wir damit zurück auf
die Klassiker der 1950er-Jahre, als emaillierter Edelstahl in
Skandinavien bereits en vogue war.
Haben Sie eine Vorliebe für bestimmte Blumen, und welche
würden Ihrer Meinung nach am besten in Ihren Vasen aussehen?
CARL PHILIP: Das sind doch persönliche Vorlieben.
Müssen es Blumen sein? Es kann doch auch eine Pflanze
sein oder junges Schilf von den Ufern des Schärengartens.
OSCAR KYLBERG: Also für mich ist das eher ein Designstück. Es sei denn natürlich, meine Frau sieht das anders.
deluxe: Heute Morgen habe ich meinen Kaffee aus
kobaltblauen Tassen von Villeroy & Boch getrunken. Welches
Geschirr steht bei Ihnen zu Hause auf dem Frühstückstisch?
CARL PHILIP VON SCHWEDEN: Oje, ich bin gar kein
Frühstücksmensch! Wir haben sowohl Porzellan von
Gustavsberg als auch von Villeroy & Boch im Schrank.
OSCAR KYLBERG: Bei uns gibt es von Ikea bis Royal
Copenhagen alles. Wie das so ist in einem Familienhaushalt.
Schwedisches Design ist seit je in Material und Form stark
beeinflusst von der Natur. Was hat Sie beide bei der Gestaltung der Vasen und Schalen für das dänische Unternehmen
Stelton bewegt?
CARL PHILIP: Wasser, immer wieder Wasser. Schließlich
liegt Stockholm auf einer Insel. Das haben wir einzufangen
versucht.
OSCAR KYLBERG: Wir entschlossen uns, kein Einzelstück,
sondern eine Linie zu entwickeln. Wie Sie sehen, gehört
alles zusammen: die Schalen, die Vasen. Die Form fasst alles
zu einem Ganzen, wie eine Familie.
26 deluxe edition 3*15
Worum geht es Ihnen bei der Gestaltung? Muss das Objekt
in jedem Fall nützlich sein, oder darf es auch einfach nur
schön sein?
CARL PHILIP: Wenn etwas nützlich ist, muss es ja nicht
gleich hässlich sein. Außerdem wird nicht selten das
Benutzte mit der Zeit noch schöner. Denken Sie nur an ein
altes Ledermöbel.
OSCAR KYLBERG: Oder an ein altes Fahrrad. Es bekommt
Persönlichkeit.
Ist es ein Luxus, sich mit Schönheit beschäftigen zu können?
CARL PHILIP: Schönheit ist das, was man sieht. Das kann
manchmal auch einfach ein Detail sein. Schönheit ist
überall.
OSCAR KYLBERG: Für mich ist Schönheit auch Timing.
Den richtigen Moment zu erkennen, im richtigen Licht. Wir
durchlaufen einen Designprozess, von der Sinnfrage bis hin
zur Form. Die wird dann hoffentlich auch schön.
Sie studierten beide an der Stockholmer Forsbergs Skola
Grafikdesign. Wie hat Sie diese Ausbildung beeinflusst?
CARL PHILIP: Während des Studiums haben sie uns
gepusht, mit unseren Ideen auch mal aus dem Rahmen zu
fallen.
OSCAR KYLBERG: Wir konnten unsere Fantasien ausleben.
Das hat uns sicher geformt.
INTERVIEW
Gustav III., einer Ihrer Vorfahren aus dem 18. Jahrhundert,
war ein großer Förderer der Künste. Der gustavianische Stil,
ein kühler Klassizismus in einer Mischung aus Licht und
Anmut, ist legendär. Können Sie beide beschreiben, was
Ihren gemeinsamen Stil unverwechselbar macht?
CARL PHILIP: Oscar und ich machen Dinge, die wir lieben.
Ob sie gefallen und ob sie Bestand haben, das weiß man erst
später. Es ist einfacher, zurückzuschauen und zu werten.
Wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Denken Sie an
Andy Warhol, der in den 1950er-Jahren als Werbegrafiker
startete.
Oscar Kylberg, Sie stammen aus einer Künstlerfamilie. Das
Gemälde „Homecoming“ von Carl Kylberg ziert sogar eine
schwedische Briefmarke. Hat Sie das geprägt?
OSCAR KYLBERG: Auch auf dem Gemälde „Homecoming“
spielt das Wasser eine große Rolle. Es ist ein Seestück und
hängt heute im Nationalmuseum in Stockholm, Schwedens
größtem Kunstmuseum. Eigentlich malt meine ganze
Familie, wenn auch heute eher nebenberuflich. Das liegt
also im Blut. Ich habe schon während des Unterrichts lieber
meinen Lehrer gezeichnet, als seinen Ausführungen zu
folgen. Ich male auch Porträts. Aber den Prinzen habe ich
noch nicht verewigt.
Carl Philip, Ihr Großonkel Sigvard Bernadotte war ein anerkannter Gestalter. Sein Kaffeeservice steht sogar im New
Yorker Museum of Modern Art. Als er starb, waren Sie 23
Jahre alt. Wie nah waren Sie ihm und seiner Arbeit? Gab Ihr
„Wenn etwas nützlich ist, muss
es ja nicht gleich hässlich sein.
Außerdem wird das Benutzte
oft mit der Zeit noch schöner.“
Onkel Ihnen etwas mit auf den Weg?
CARL PHILIP: Als ich ein sehr junger Mann war, wusste ich
zwar von der Bedeutung Sigvards als Gestalter. Aber mein
eigenes Interesse an Design entwickelte sich erst einige
Jahre später. Ich entschied mich, Grafikdesign zu studieren.
Wir hatten also keine Chance, uns darüber auszutauschen.
Jetzt gibt es dieses tolle gestalterische Vermächtnis. Ich
wünschte, ich könnte heute mit ihm sprechen.
Tauschen Sie sich auch mit Ihrer Patentante, Königin
Margrethe II. von Dänemark, über Ihre Designarbeit aus?
CARL PHILIP: Ehrlich gesagt sehen wir uns nicht so häufig,
aber wenn, dann sprechen wir auch über unsere Arbeit. Ich
finde, sie ist wirklich eine gute Künstlerin.
Wo und wann haben Sie sich kennengelernt und vor allem:
Wie kamen Sie darauf, 2012 ein gemeinsames Label zu
gründen?
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„Wasser, immer wieder Wasser. Schließlich liegt
Stockholm auf einer Insel. Das haben wir
einzufangen versucht. “
Carl Philip, Sie haben für Gense, das bald 160 Jahre alte
schwedische Unternehmen und seit Langem Hoflieferant,
ein Silberbesteck entworfen. Knüpfen Sie da an die Tradition
Ihres Großonkels an?
CARL PHILIP: Ich kann das nicht beurteilen, aber tatsächlich sagen manche, mein Silberbesteck „CPB 2091“ sei dem
von Sigvard nicht allzu fern. Die Verbindung zur Arbeit
meines Großonkels könne man sehen. Wir sind beide auf
unsere Art modern und schnörkellos.
OSCAR KYLBERG: Wenn es ornamental wird, schrillen bei
uns die Alarmglocken.
Sie haben bereits Daunenjacken entworfen und für das Kaufhaus Åhléns Textilien für das Interior Design. „Svenska
Djur“ heißen Ihre Servierplatten mit Hasen und Maulwürfen,
die Sie für die 190 Jahre alte Porzellanmanufaktur Gustavsberg entwickelten. Wie wichtig ist Humor für die Gestaltung?
CARL PHILIP: Humor ist immer dabei. Wir haben einfach
Spaß bei der Arbeit.
OSCAR KYLBERG: Lachen gehört dazu, auch wenn wir
28 deluxe edition 3*15
seriöse Dinge tun. Vor allem während des frühen Designprozesses mit der Hand auf dem Papier können wir unserem
Spieltrieb freien Lauf lassen.
Wenn Sie jetzt mit der Stockholm-Kollektion „Aquatic“ für
Stelton auf den internationalen Markt gehen, ist Ihnen schon
wegen Ihrer Persönlichkeit Aufmerksamkeit gewiss. Aber ist
es damit auch leichter, dass Ihr kreatives Können als solches
anerkannt wird?
CARL PHILIP: Im Gegenteil: Es ist sehr viel mühevoller.
Wir müssen immer besser sein als andere. Glauben Sie mir,
wir arbeiten umso härter. Das war auch der Grund, warum
ich in Rhode Island in den USA unter einem Pseudonym
Design studierte. Ich wollte mir keine Vorteile verschaffen.
Ich habe dort an einem Designwettbewerb teilgenommen
und bekam eine Auszeichnung für die Entwicklung eines
Logos, das den Leuchtturm von Martha’s Vineyard zeigt.
Das fühlte sich richtig gut an!
Sie haben als Erkennungszeichen für Ihr Label die Buchstaben B+K Rücken an Rücken gestellt. Es erinnert mich an den
Schriftzug von ABBA, die ja auch ihre zwei B gegeneinanderstellten. Ist das vielleicht ein geheimes schwedisches
Erfolgsrezept?
CARL PHILIP und OSCAR KYLBERG abwechselnd: Oh,
das ist lustig. Das ist uns noch gar nicht aufgefallen. Ob wir
uns allerdings an ABBA orientierten? Rücken an Rücken,
das ist auf jeden Fall Absicht. Wir sind in unserer Arbeit ja
fast wie untrennbare Zwillinge.
*
Fotos: Bernadotte & Kylberg (3)
OSCAR KYLBERG: Ein Freund brachte uns zusammen. Wir
kannten uns schon vorher flüchtig. Wir waren sofort auf
einer Wellenlänge und hatten uns viel zu erzählen. Schnell
entstand der Wunsch, irgendwann etwas Gemeinsames zu
machen. Das hat dann aber doch noch zehn Jahre gedauert.
Wir verstehen uns ohne Worte. Wir sehen etwas und denken
das Gleiche. Fast wie Zwillinge.
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PASSION
DIE MODEWELT
IST NICHT GENUG
Immer mehr Designer möbeln unsere vier Wände auf. Zuletzt zeigte
sich dies im Rahmen der eben zu Ende gegangenen Salone del Mobile in
Mailand, wo Armani, Missoni und Bottega Veneta ihren großen Auftritt
hatten. Wir stellen Pioniere und Newcomer dieses Interieurtrends vor.
von Alexander Pfeffer und Yasmin El Mohandes
König Giorgio wird er genannt. Und tatsächlich hat es Giorgio Armani mit seinem Modereich laut „Forbes“-Magazin zum
fünftreichsten Mann Italiens gebracht. Heuer feiert der 80-Jährige den 40. Geburtstag seines Modelabels Armani – und
den 15. von Armani/Casa. Armani pflegt bei den Möbeln eine ähnlich kühle Zurückhaltung wie bei Kleidung. Seinen Stil
beschreibt er selbst als eine Mischung aus etwas Retro mit modernem Beigeschmack. Die Farben sind klassisch gehalten,
viel Beige, dunkles Holz und Silber erinnern an das Art déco. Alle Interieurelemente lassen sich miteinander kombinieren,
Brüche sind in der Armani-Welt nicht gefragt. Harmonie ist das oberste Gesetz, und so greift die Bordüre des Vorhangs etwa
das zartbraune Muster des Teppichs auf.
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Fotos: Hersteller
ARMANI
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PASSION
Zickzack-Muster trifft auf Sitzmöbel: Die italienische Modefirma Missoni bringt ihr Know-how
bereits seit mehr als 30 Jahren in die Kreation von Möbelstoffen ein. Dabei hat die Sichtweise von
Familienoberhaupt Rosita Missoni die Home-Linie geformt. Ihre Philosophie: „Das Zuhause muss
lebendig sein. Es entwickelt sich laufend weiter und ist niemals fertig.“ Ihre unverkennbaren bunten
geometrischen und floralen Musterstoffe sind beliebt als modisches Accessoire für die Wohnung,
etwa als Kissen oder Decken. „Unsere neue Kollektion kann trennen oder zusammenführen, sich von
drinnen nach draußen bewegen oder umgekehrt, und so eine Gartenatmosphäre in ein Zimmer
transportieren“, so Missoni.
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Foto: Hersteller
MISSONI
PASSION
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Eine Yogamatte, ein Whiskeyglas und einen Schwimmreifen hat Modeschöpfer Alexander Wang
bereits designt. Jetzt geht er einen Schritt weiter und entwirft eine dreiteilige Möbeledition für den
italienischen Hersteller Poltrona Frau. Die Kollektion des 31-Jährigen besteht aus zwei Sitzsäcken in
Leder und Samt mit Messingfundamenten sowie einem Beistelltisch, der eine Minibar beherbergt.
„Das ist ganz banal, ein alltägliches Stück“, so Wang über seine Sitzsäcke. „Wir hatten sie immer in
unserem Fernsehraum. Aber ich verbinde das Banale und das Luxuriöse gern in einem neuen
Kontext.“ Dabei setzt der Amerikaner, der neben seinem eigenen Label auch für das französische
Modehaus Balenciaga entwirft, auf mattes Schwarz, klare Linien und schnörkelloses Design.
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Foto: Beigestellt
ALEXANDER WANG
PASSION
Fotos: Getty Images, Hersteller
JEAN PAUL GAULTIER
„Ich kann nur Kleider entwerfen. Also ziehe ich meine Möbel an – mit dem Vorteil, dass Möbel sich
nicht beschweren, wenn man sie aus Versehen mit einer Nadel sticht!“ Mode-Maestro und Enfant
terrible mit Punk-Attitüde Jean Paul Gaultier arbeitet seit fünf Jahren erfolgreich mit dem französischen Interieurhersteller Roche Bobois zusammen. Jetzt widmet die Pariser Galerie Grand Palais
dem Modeschöpfer und seinem bisherigen Werk eine Retrospektive und zeigt auch Teile der Möbelkollektion, die Gaultier für Roche Bobois entworfen hat. So wurde eine „Pop-up-Bar“, komplett mit
dem „Ben Hur“-Sessel, den Leuchten „Maschio“ und „Femina“ sowie dem Sofa „Mah Jong“, das Hans
Hopfer 1971 designte, in der Couture-Version ausgestattet.
edition 3*15 deluxe 35
PASSION
Der Palazzo Gallarati Scotti sorgte während der Mailänder Möbelmesse für Gesprächsstoff: Das
italienische Luxuslabel Bottega Veneta hat in diesem Baujuwel aus dem 18. Jahrhundert seinen
weltweit ersten Store für Sofas, Schränke und Sessel eröffnet. Die 205 Quadratmeter große Boutique,
nur einige Schritte von der noblen Via Montenapoleone entfernt, ist von Kreativdirektor Tomas
Maier entworfen worden. Das moderne Konzept steht dabei im Kontrast zum historischen Ambiente:
originale Fliesenböden, hohe Kassettendecken und Wände, die Fresken der Meister des 18. Jahrhunderts – Carlo Innocenzo Carlone und Giovanni Battista Tiepolo – zieren. „Jedes Stück der HomeKollektion ist vielseitig, funktionell und so schön gestaltet, um ein Leben lang zu gefallen“, so Maier.
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Fotos: Hersteller
BOTTEGA VENETA
PASSION
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PASSION
MARNI
Fotos: Hersteller
Es duftet nach reifer Melone, Ananas
und anderen Früchten: Anlässlich der
Salone del Mobile verwandelte sich der
Showroom der Modemarke Marni in der
Viale Umbria 42 in einen Obstmarkt, genau
genommen in den Mercado de Paloquemao in Bogotá. Der kolumbianische
Markt inspirierte die italienische Designerin Consuelo Castiglioni zu ihrer
neuen, streng limitierten Home-Kollektion. Und nicht nur das: In Kolumbien
sind auch die farbenfrohen, handgefertigten Flechthocker entstanden, die das
Label auf seinem bunten Marktplatz
zeigt. Zwischen Sapote, Curuba, Guanábana und anderem exotischen Obst
konnten die bunten Stühle und Riesenfrüchte aus Metall und PVC auch gleich
erworben werden. Der Erlös geht direkt
nach Kolumbien, an das Frauenprojekt
von Anayibe Rincon.
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Villa unter Palmen. (rechte Seite)
Das 2007 erbaute Haus liegt an
einem mit Palmen gesäumten weißen
Privatstrand und zitiert mit seiner
modernen Formensprache die
Art-déco-Ära von Miami Beach.
Vor dem Pool: „Acrobat“, eine
Skulptur von Keith Haring.
40 deluxe edition 3*15
Foto: Beigestellt
Arbeitszimmer. Die Wände
des Büros von Tommy Hilfiger ließ
Innenarchitekt Martyn Lawrence
Bullard mit Alcantara bespannen.
Er designte auch den Schreibtisch.
Davor stehen rote Harvey-ProbberSessel. Das Kunstwerk „Le Gommeux“
ist von Jean Dubuffet.
WOHNEN
HAUSBESUCH
BEI MR. HILFIGER
Wie kann man sich einen Mix aus Kunstgalerie und Disco-Glam vorstellen?
Ungefähr so wie Tommy Hilfigers Villa in Golden Beach nördlich von Miami.
Unsere Autorin Lydia Schmid war vor Ort.
fotografiert von Douglas Friedman
edition 3*15 deluxe 41
WOHNEN
„Für uns stand es nie außer Frage, dass wir
hier auch in unserer privaten Kunstgalerie
wohnen wollen.“
D
ass Tommy Hilfiger Mut zur Farbe hat, erschließt
sich dem Besucher spätestens beim Betreten des
weitläufigen Salons, in dem ein Kuhfellteppich
mit Wellenmotiv in leuchtend roten, violetten
und weißen Streifen fast von dem großformatigen Warhol/Basquiat-Gemälde ablenkt, das da über einem
weißen Vintage-Sofa an der Wand hängt. Hohe Fensterfronten geben den Blick frei auf eine blaurote Monumentalskulptur von Keith Haring vor dem Poolbereich. Das neue,
1300 Quadratmeter große Anwesen des berühmten amerikanischen Modedesigners in der exklusiven Enklave Golden
Beach ist eine stilistische Hommage an die Swinging Sixties,
Pop-Art und die Rhythmen und Farben der pulsierenden
Florida-Metropole. „Wir sind wegen des Wetters gekommen,
42 deluxe edition 3*15
des Latino-Flairs, der lokalen Kunstszene und der Palmen“,
lacht der Hausherr. Und betont: „Für uns stand es nie außer
Frage, dass wir hier auch in unserer privaten Kunstgalerie
wohnen wollen. Meine Sammlung an amerikanischer Kunst
ist eine meiner größten Inspirationsquellen und hat eine
wichtige Rolle im Designprozess gespielt. In jedem Zimmer
ist ein ikonisches Werk, dass die Gestaltung des gesamten
Raums motiviert hat.“
Schon mit seinem ersten selbstverdienten Geld als Jeansverkäufer hat der Designer Pop-Art-Kunst und Fotografien
erstanden. Später hat er in seinen Modekollektionen den
Ostküsten-Chic der Vergangenheit wiederbelebt und
avancierte zum ungekrönten König des „All American Style“
Bild einer Ikone. Frühstücken mit
Elizabeth Taylor: Das Porträt in der
Küche stammt von Vik Muniz. Um
den Vintage-Tisch von Willy Rizzo
gruppieren sich Stühle von Erwine
und Estelle Laverne.
Design-Cocktail. (linke Seite)
Die Discokugel über der Hausbar
importierten die Hilfigers aus einem
Club auf Capri.
edition 3*15 deluxe 43
WOHNEN
Blickfang. Psychedelische Farben
der Seventies geben im Wohnzimmer
den Ton an. Den Teppich entwarf
Innenarchitekt Martyn Lawrence Bullard,
der die Villa auch eingerichtet hat.
Zwei Vladimir-Kagan-Sofas rahmen
einen Vintage-Tisch von JF Chen ein.
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WOHNEN
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WOHNEN
Spiegelpalast. Im Master Bedroom schimmern Tapeten von Astek und das Paul-Evans-Bett um die Wette. Überwurf und
Teppich sind aus mongolischem Lammfell von Aga John Oriental Rugs.
Moves like Jagger. (linke Seite) In der eigenen Disco ist Tommy Hilfiger in bester Gesellschaft: Warhol-Porträts des RollingStones-Sängers Mick Jagger finden sich an den Wänden.
BertSternsberühmteFotografienvonMarilynMonroe
zieren die Wände des Schlafzimmers.
mit Millardenumsatz und entsprechendem Lebensstil in
luxuriösen Anwesen in New York, Connecticut und Mustique.
Die Gestaltung übernahm der in Los Angeles lebende und für
seinen eklektischen Stil bekannte Martyn Lawrence Bullard.
Der Innenarchitekt erfüllt den Prominenten in aller Welt ihre
extravagantesten Wohnträume. „Die Arbeit mit Martyn hat
mir die Augen geöffnet“, schwärmt Hilfiger. „Er kam mit den
unglaublichsten Überraschungen an: Tapeten, die nach Bananen duften, wenn man an ihnen rubbelt, blinkende Neonlichter und dergleichen.“ „Shagadelic“ nennt er selbst diese glamouröse Mischung aus Reeditionen und amerikanischen
Designklassikern von Paul Evans, Willy Rizzo oder Vladimir
Kagan, die sich die Bühne mit Werken von Andy Warhol,
Keith Haring, Jean-Michel Basquiat und den Briten Tracey
Emin, Damien Hirst und Marc Quinn teilen. Elizabeth Taylor,
interpretiert von Vik Muniz, begrüßt die Familie schon zum
Frühstück in der schwarz-weißen Küche, ein Porträt von
Mick Jagger hängt im sogenannten Disco-Raum, und Bert
Sterns Marilyn-Monroe-Fotografien zieren die Wände des
Master Bedrooms. Mit fünf weiteren Schlafzimmern dient
dieses verspielte und im wahrsten Sinne „kunstvolle“ Heim
auch als Rückzugsort für den erweiterten Hilfiger-Clan,
bestehend aus sieben Familienmitgliedern und deren Freunden. Der Aha-Effekt ist groß, wenn sich alle zum Spiel im
unterirdischen Billardraum mit dem von Martyn Lawrence
Bullard zum Pool Table umfunktionierten Ford Mustang
einfinden: seine Verbeugung vor den amerikanischen
Wurzeln des Hausherrn.
*
edition 3*15 deluxe 47
Hineingezogen. Die Maserung des
Holzes lenkt den Blick zur Mode.
48 deluxe edition 3*15
INTERVIEW
NEUERBLICK
AUFMODE
Möbeldesigner Martino Gamper hat sich jetzt
auch in der Modewelt eingerichtet: Der Italiener
zeichnet für die Schaufenster des Luxuskonzerns
Prada verantwortlich. Uns erklärt er, warum er
keineswegs ein Dekorateur ist. von Peter-Philipp Schmitt
deluxe: Herr Gamper, bekannt geworden sind Sie mit dem
Projekt „100 Chairs in 100 Days and Its 100 Ways“, bei dem
Sie 100 Stühle vom Sperrmüll neu zusammengebaut haben.
Wie kam nun die Zusammenarbeit mit Prada zustande?
MARTINO GAMPER: Ich habe für Miuccia Prada Geschirr
und einige Vasen entworfen, die für ein exklusives Abend­
essen ihrer jungen Marke Miu Miu in Paris gedacht waren.
Ihr gefielen die Stücke offenbar, und so ließ sie mich wenig
später anrufen, um zu fragen, ob ich ihr auch ein Konzept
für die Schaufenster ihrer Prada­Geschäfte erarbeiten könn­
te. Zudem kenne ich Fabio Zambernardi, der bei Prada und
Miu Miu fürs Design zuständig ist. Fabio hatte einige meiner
Produkte und Möbel gekauft. Auch zu Miuccia Prada gab es
zuvor schon einen Kontakt über eine Freundin von ihr, Nina
Yashar, die in Mailand die Galerie Nilufar führt.
Foto: Prada
War es das erste Mal, dass Sie für eine Modemarke gearbeitet haben?
Beinahe. Ich habe gerade erst für die italienische Luxus­
marke Valextra Ledertaschen und Portemonnaies entwor­
fen. Prada aber ist die erste Modemarke dieser Größe, für
die ich als Möbeldesigner arbeite.
Würden Sie sagen, dass Sie damit zum Nachfolger des
Architekten und Designers Rem Koolhaas erkoren wurden,
der ja ein Vierteljahrhundert lang für Prada fast alles gebaut
hat, was ein Modekonzern so benötigt?
Nein, ganz gewiss nicht (lacht). Rem Koolhaas hat Gebäude
und Flagship­Stores mitsamt der Inneneinrichtung gebaut,
aber die Schaufenster selbst haben bislang Inhouse­
Designer von Prada gestaltet. Genau dafür wollten sie jetzt
einen Designer haben, der neue Ideen von außen einbringt.
Wie wichtig sind Schaufenster überhaupt noch, gekauft wird
doch zunehmend im Internet?
Im Internet wird zwar viel nach Produkten gesucht und
wohl auch gekauft. Aber die Menschen gehen trotzdem
immer noch gern in die Stadt, um Kleidung anzusehen,
anzufassen, anzuprobieren. Das ist gerade bei Mode wichtig,
auch wenn die Kunden letztlich ihre Kleidung dann doch im
Internet kaufen. Schaufenster sollen Interesse wecken,
insofern sind sie für Geschäfte unverzichtbar.
Schaufenster sind also eine Art Bühne. Ihre Entwürfe sehen
zumindest sehr danach aus.
Meine größte Sorge am Anfang war, dass ich Schaufenster
dekorieren sollte. Genau das wollte ich aber nicht.
Dafür gibt es ja auch Schaufensterdekorateure.
Genau. Sie sind gut, um rund um die Mode eine Geschichte
zu erzählen. Doch ich als Designer wollte ein Stück
Mini­Architektur erschaffen. Oder noch genauer: Ich wollte
ein Möbelstück entwerfen.
War das eine der Vorgaben?
Nein, aber Prada wollte etwas aus Holz haben. Und die
Größe der Schaufenster ist natürlich auch vorgegeben.
Genau das war eine Herausforderung, denn die Fenster sind
edition 3*15 deluxe 49
Weggezogen. Martino Gamper, 1971
in Meran geboren, lebt heute in London.
sehr schmal und nicht sehr tief. Um das zu betonen, wollte
ich einen Fluchtpunkt haben, auf den perspektivisch alles
zuläuft. So wirkt das Fenster dramatischer, und so erklärt
sich auch der Name: „Corners“, also Ecken.
Sie sagten, Sie wollten ein Möbelstück schaffen. Nahe­
liegend wäre ein Schrank.
Es ist schon eine Art Schrank. Aber letztlich bleibt es ein
Fenster, in das man hineinsieht. Meine Idee war, ein Fenster
zu haben, in das man hinein- und auch wieder hinausschauen kann. Darum gibt es im Hintergrund eine Videoleinwand mit Bildern.
Der Blick soll perspektivisch auf diese Leinwand geleitet
werden.
Genau. Der Betrachter schaut durch einen Spalt hinaus auf
eine andere Realität, in eine andere Welt.
Holz sollte es sein. Doch welches Holz?
Ausgewählt haben wir fürs Erste Ebenholz und Ahornholz.
Mir war aber vor allem wichtig, dass das Material gleich als
Holz zu erkennen ist. Am liebsten hätte ich Bretter gehabt,
50 deluxe edition 3*15
die nur grob mit einer Säge zugeschnitten wurden. Aber das
war Prada zu derb, zu rustikal.
Das passte nicht zum schicken Image?
Rustikal muss ja nicht jedem gefallen. Es war auch nur eine
Variante von vielen, die wir erarbeiteten. Und Holz lässt sich
auf viele Weisen darstellen: etwa durch seine Maserung, die
bei meinem Konzept nun für mehr Perspektive sorgt.
Sie haben selbst eine Ausbildung zum Schreiner gemacht,
bevor Sie Bildhauerei, Möbel­ und Produktdesign studierten.
Ja. Das war hilfreich bei diesem Auftrag. Bei den ersten
Präsentationen bei mir in meinem Londoner Studio habe ich
versucht zu zeigen, was man mit Holz alles machen kann.
Ich hatte extra Holzblöcke besorgt, die ich zerteilte. Dazu
führten wir Gespräche über Möglichkeiten, Holz neu zu
interpretieren. Der fertige Entwurf wirkt nun sehr
durchdacht, sehr schick und luxuriös, als wäre das Ganze in
einem Rutsch entstanden. Der Weg aber war nicht so gerade
heraus. Wir haben lange diskutiert, wir haben eine ganze
Reihe von Prototypen in meinem Studio gebaut, anfangs nur
kleine Modelle, mit denen ich selbst verstehen wollte, wohin
der Weg uns führt. Später entstanden dann etliche Modelle
auch in Originalgröße.
Sie nennen Ihr Projekt eine „Hommage an eine gewöhnliche
Ecke“.
Das unterstreicht die Einfachheit meines Konzepts. Im
Grunde ist es ja nur ein bescheidener Winkel aus Holz.
Die Schaufenster befinden sich in der Viktor­Emanuel­Gale­
rie in Mailand oder an der Old Bond Street in London. Inzwi­
schen sind die „Corners“ aber auch in deutschen Städten
Foto: Prada
„Als Designer wollte ich ein
Stück Mini-Architektur erschaffen.
Oder noch genauer: Ich wollte
ein Möbelstück entwerfen.“
INTERVIEW
und in Wien zu sehen. Ist das Konzept grenzüberschreitend
immer dasselbe?
Die Fenster sehen überall gleich aus, auch wenn ihre Größe
und Form sich unterscheidet.
Und das Konzept funktioniert auch überall?
Ich denke schon. Bislang gab es keine Beschwerden, auch
wenn wir kleine Änderungen vornehmen mussten. Das betraf
zum Beispiel die Schuhe der Schaufensterpuppen, die nach
unten hingen, weil der Boden, auf dem sie stehen, ja nicht
eben ist. Das Gefälle ist so groß, dass wir ihnen einen Keil
unter die Füße schieben mussten. Das sind aber nur Details.
Wie groß ist das Gefälle?
Ziemlich groß. Die Fenster sollten großräumig wirken, auch
wenn sie in Wirklichkeit nicht einmal einen Meter tief sind.
Das heißt, der Boden hat ein Gefälle von mindestens 30
Prozent.
Sie wollen die Fenster auch den Jahreszeiten anpassen.
In dieser Form sind die Fenster bis Juni zu sehen, für die
sechs Monate danach werde ich ein anderes Konzept
entwickeln.
Ist Miuccia Prada mit Ihrer Arbeit zufrieden?
Ich glaube schon. Sie war von Anfang an beteiligt und hat
mein Konzept auch nie infrage gestellt.
Wird es eine dauerhafte Zusammenarbeit mit Prada geben,
die mehr als nur die Schaufenster beinhaltet?
Abwarten. Für mich war es schon eine Überraschung, als
erster Designer für diese Aufgabe ausgewählt worden zu
sein. Denn auch wenn ich einige Modedesigner kenne, so
bin ich doch nicht Teil der Modewelt. Immerhin ist sie mir
jetzt nicht mehr ganz so fremd. Wer weiß, vielleicht wird ja
eine langfristige Beziehung daraus.
*
„Meine größte Sorge am Anfang
war, dass ich Schaufenster
dekorieren sollte. Genau das
wollte ich aber nicht.“
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Manche träumen, andere fahren nach
Lignano Sabbiadoro, Grado oder Triest
Ein Blick bis an den Horizont, das Anbranden der Wellen, salzige Seeluft
– für viele ist Meer ein Synonym für Urlaub, wenn auch nicht ausschließlich für den Badeurlaub: Erholung, Unterhaltung, Sport und
Natur – vor allem Familienferien sollten ein bisschen von all dem
beinhalten. Der Club Family Experience sorgt für die richtigen Rahmenbedingungen. Ihm gehören Hotels und Ferienanlagen in Triest,
Lignano Sabbiadoro und Grado an, die sich durch besondere Familienfreundlichkeit auszeichnen. Die Ausstattung umfasst auch Kinderspielplätze oder -bereiche, auf Anfrage Kinder- bzw. Gitterbetten
und Wickeltische sowie Kindermenüs zu flexiblen Uhrzeiten.
Das Family Carnet bündelt außerdem etliche Sondertarife für Familien. Es ist exklusiv in den Club-Family-Experience-Unterkünften erhältlich und gilt für eine Vielzahl von
Familienaktivitäten, wie individuelle
Ausflüge oder den Besuch von Vergnügungsparks. Lignano Sabbiadoro
ist fast ganz ein großer Themenpark
mit einer Dichte an familientauglichen Unternehmungsmöglichkeiten:
Mit Spiel und Spaß locken die Parks
Aquasplash, Gulliverlandia, I Gommosi und Parco Junior. Sehenswert sind
auch der Unicef Adventure Park, der
Parco Zoo Punta Verde und am Abend
der Luna Park Strabilia. In Lignano
Sabbiadoro bieten Badestrände und
Hotels, die zum Club Family Experience gehören, den kleinen Gästen vorbehaltene Spiel- und Sportbereiche mit
qualifizierten Betreuern, die darüber
hinaus für individuelle Babysitterleistungen bereitstehen. Eine weitere
Besonderheit ist der Doggy Beach in
Lignano Sabbiadoro, an dem Hunde
und ihre Besitzer willkommen sind.
Wer sich kurzzeitig vom Strand- und
überhaupt vom Landleben davontragen
lassen möchte, dem eröffnet sich die
Möglichkeit verschiedener Bootsausflüge, etwa in die Lagunenlandschaft
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des Fischerorts Marano Lagunare. Eine weitere Route führt durch das
Wassergebiet um Grado – durch ein Netz aus Kanälen und Sümpfen,
vorbei an einigen Valli da pesca, zur Fischzucht abgegrenzten Wassergebieten. Das Naturreservat Foci dello Stella und der Naturpark
der Isonzo-Mündung lassen sich am besten per Boot erkunden und
machen Besucher ob ihrer reichen Tierwelt staunen. Aus der Wasserwelt wurde in Grado eine regionale Fischdelikatesse kreiert: der Boreto alla Graisana, mit Knoblauch, Weinessig und Pfeffer zubereitet
und mit weißer Polenta serviert. Außerdem gibt es noch zahlreiche
kulinarische Besonderheiten, die nicht aus dem Wasser kommen,
den Spargel aus Fossalon etwa oder die Pfirsiche von Fiumicello.
An den immer sonnenbeschienenen Stränden von Grado zeigt das Meer
seine erholsamste Seite. Das seichte, ruhige und saubere Wasser, das
seit 24 Jahren mit der Blauen Flagge
ausgezeichnet ist, ist die ideale Umgebung für Kinder, die in aller Ruhe
spielen können, während die Eltern
sich sorglos entspannen. Die Strandanimation mit Mini-Clubs, aber auch
die Aktivitäten für größere Kinder und
ausgedehnte Grünbereiche sorgen dafür, dass man angenehme Tage verbringt. Direkt am Strand liegt der Thermalwasserpark mit Sprungbrettern,
Spielen, Wasserfällen, Hydromassage
und den Gummirutschen des Bimbo
Paradise Baby Park. Und wenn man
schon immer davon geträumt hat, auf
den Wellen zu reiten, dann sollte man
nicht die Kitesurf-Kurse versäumen.
Für alle jungen Leuten gibt es ebenfalls die Bibliothek am Strand oder die
Spielothek. Auch eine Märchenfrau erzählt Geschichten am Strand...
Unbedingt in Wassernähe sind die Triester anzutreffen. Nur zu verständlich,
angesichts dieses Meeres, das sich
an windigen Tagen tiefblau zeigt. Von
großer Schönheit ist auch die umliegende Landschaft, der Pinienhain auf
dem Barcola-Strand zum Beispiel oder
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Fotos: PentaPhoto, alessandro Castiglioni, MassiMiliano ZaMbelli, gianluCa baronChelli (Por Fesr 2007–2013)
Wasserfreuden an der Lagune, am
Strand von Lignano (l. u.) oder im
Aqua-Park von Grado (u.): Hier
kann man ebenso entspannt die
Tage genießen wie die Abende in
Restaurants mit Lokalkolorit und
feinster, für die Region typischer
Küche.
Miramare – das Schloss ebenso wie das gleichnamige WWF-Meeresschutzgebiet. Und immer wieder Badeanstalten. Die vielleicht bekannteste, sicher aber kurioseste ist das Bad Lanterna, das bis heute
durch eine Mauer in ein Männer- und ein Frauen- und Kinderbad
unterteilt ist. Einen in jeder Hinsicht scharfen Kontrast dazu bildet
die Costa dei Barbari, einer der wildesten Küstenabschnitte der Region mit einem herrlichen FKK-Strand.
Doch so sehr das „Ins-Bad-Gehen“ auch Teil des Alltags ist, kennt man
doch noch eine Vielzahl anderer Freizeitaktivitäten. Im Naturreservat Miramare werden etwa Scuba-Diving- und Schnorcheltouren angeboten.
Wer sich lieber über der Wasseroberfläche bewegt, dem eröffnet sich
die Möglichkeit zum Segeln, Kajak- oder Kanu-Fahren, Stand Up
Paddling – und natürlich zu Bootsausflügen. Die Seepromenade von
Barcola, der Hafen von Grignano, die Bucht von Sistiana und Porto
Piccolo etwa werden täglich angefahren. Auch abseits des maritimen
Lebens gibt es Schönes zu entdecken. Als nicht so sanfter Übergang zum kontinentalen Klima erhebt sich die Karst-Hochebene, die
mit rauer Naturpracht, Artenvielfalt und mit den Osmizze lockt, typischen Weinlokalen, die nur für kurze Zeit öffnen und die Essenz
der typischen Karstküche führen: Wurstwaren, native Olivenöle, Käse
und Weine aus eigener Produktion. Eine weitere lokale Spezialität
sind Honigsorten wie der Sauerkirschenhonig. Ein deftiges Symbol
der julischen Küche ist die Jota. Diese als „Arme-Leute-Speise“ entstandene Suppe aus Bohnen, Kartoffeln und Sauerkraut hat neben
edlen Fisch- und Meeresfrüchte-Gerichten einen fixen Platz auf den
Karten auch der besten Restaurants erobert. v
Information: www.turismofvg.it (Club Family Experience); Lignano Sabbiadoro Infopoint: Tel.: +39 0431 71821, [email protected]; Infopoint Grado: Tel.: +39
0431 877111, [email protected]; Infopoint Trieste: Tel.: +39 040 3478312,
[email protected]
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deluxe
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FRIAUL-JULISCH VENETIEN
Ob Berglandschaft bei Tarvis, Wassernähe am Fusine-Seebecken oder in
Lignano am Meer: In Friaul-Julisch Venetien kann man gut radeln und die
Natur in ihrer ganzen Schönheit erfahren. Gesund ist das obendrein.
Es muss nicht gleich der Giro d’Italia sein, der einen in und durch
Friaul-Julisch Venetien führt, wenn auch das Rad das ideale Gefährt
dafür ist. Zwischen sanften Hügeln, Bergen und über weite Ebenen
zieht sich eine Vielzahl von Radwegen. Die Lage zwischen Alpen
und Adria lässt die Wahl zwischen verschiedenen landschaftlichen
Gegebenheiten und unterschiedlich anspruchsvollen Strecken. Ob
also Extreme Bike, Mountainbike oder Slow Bike – Friaul-Julisch
Venetien ist eine Region für das Fahrrad.
An alle Radsportler gleichermaßen richtet sich der Club Bike Experience. Ihm gehören Unterkünfte verschiedener Kategorien an, die
spezifische Serviceleistungen anbieten: Zwei- bis Fünf-Sterne-Hotels, B&B, Campingplätze und Feriendörfer, Agrotourismen, Dorfund Aparthotels – vielgestaltig wie die Anforderungen und Wünsche
an die Route sind auch jene an die Unterkunft. Allen Club-BikeHotels gemein ist neben einem kostenlosen Wi-Fi-Zugang eine auf
Radfahrer zugeschnittene Grundausstattung: ein verschließbarer
Fahrradabstellraum, eine Werkbank für etwaige Reparaturen, für
den Fall gröberer Probleme ist auch die Verfügbarkeit eines Mechanikers gegeben. Auch ein Platz zum Reinigen des Rades ist vorhanden sowie die Möglichkeit, Fahrräder zu entleihen. Für das Wohl
des Gefährts ist demnach bestens gesorgt.
Besonderes Augenmerk wird in den Einrichtungen des Club Bike Experience auf die Verköstigung gelegt. Der Tag beginnt daher – falls
gewünscht schon etwas früher als üblich – mit einem reichhaltigen
Frühstücksbuffet. Ebenso werden die Zeiten für das Mittagessen
flexibel gehandhabt und auf Anfrage auch Lunchboxen vorbereitet.
Weitere Vorteile für die Gäste der Club-Einrichtungen sind in einem
54 deluxe edition 4*15
Bonusheft zusammengefasst. Dieses Bike Carnet umfasst eine Reihe von Serviceleistungen zu Sonderpreisen, wie etwa den Verleih
von Fahrrädern mit oder ohne Motor, den Transport von Rädern, Gepäck und Personen sowie einen Führer- und Begleitdienst speziell
für Fahrradtouristen, auch in englischer und deutscher Sprache.
Der großen Fahrt durch die landschaftliche Vielfalt Friaul-Julisch
Venetiens steht somit wirklich nichts mehr im Weg.
Wie vielfältig diese Landschaft ist, erfährt man auf dem Alpe-AdriaRadweg. Dieser die österreichisch-italienische Grenze überquerende Radweg wurde kürzlich bei der „Messe des aktiven Urlaubs“
als Radroute des Jahres ausgezeichnet. Sie verbindet Salzburg mit
dem Badeort Grado, führt dabei etwa über Tarvis, Gemona, Udine,
Palmanova und Aquileia – eine Route, die zum Besichtigen dieser
kulturhistorisch interessanten Städte einlädt.
Wer aber doch auf der Spur von Lance Armstrong fahren möchte, kann
das auf der Strecke zwischen Maniago und Monte Zoncolan tun, einer
der spektakulärsten und herausforderndsten Etappen des Giro. Die
mittlerweile 23 Mountainbike-Strecken führen durch die Friaulischen Dolomiten und das Gebirge in der Umgebung von Tarvis, später durch die sattgrünen Täler des Natisone und des Torre, vorbei
an Weingütern, die, manchmal etwas versteckt, verstreut zwischen
den Hügeln liegen. Und mag der sportliche Anspruch auch noch so
hoch sein, dort eine kurze – oder vielleicht auch längere – Pause
einzulegen und die Landschaft zu genießen, ist immer eine hervorragende Idee. v
Information Club Bike Experience: www.turismofvg.it, Tel.: +39 0431 387130,
[email protected]
Fotos: Ulderica da Pozzo Por Fesr 2007 2013, PentaPhoto
Auf dem Radl Landschaft und
Küste erobern
FRIAUL-JULISCH VENETIEN
deluxe
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Durch historische Städte
spazieren
Information:
CLUB CITY STAY:
www.turismofvg.it,
Tel.: +39 0431 387130,
[email protected]
QUALITÄTSANFORDERUNGEN: Drei- und
Vier-Sterne-Hotels und
B&B der Kategorie Superior und Komfort bieten
gratis Wi-Fi in der ganze
Anlage, Aufzug, Parkplatz, FVG-Card-Verkauf,
alle gängigen Kreditkarten und Late Check-out
möglich.
ZIMMERGRUNDAUSSTATTUNG: Bad/
Dusche/WC/Klimaanlage/
Heizung, TV-Gerät SAT,
Minibar, Haarföhn, Vanity
Set, eine Flasche Wasser.
Fotos: Marco Milani, Fabrice Gallina, Danilo roMMel
SERVICELEISTUNGEN:
reichhaltiges FrühstücksBuffet, mehrsprachige
Informationen über Kultur- und Veranstaltungsprogramm der Stadt.
Das italienische Temperament ist sprichwörtlich und nirgends so konzentriert spürbar wie in den Städten des Landes. Besuchern, die die Energie
der Städte Friaul-Julisch Venetiens erleben möchten, bietet sich mit
dem Club City Stay eine Auswahl hervorragender Unterkünfte in der
Region. Diese Hotels und B&B wurden von der Agenzia Turismo FVG
geprüft und erfüllen die höchsten Qualitätsanforderungen in Bezug
auf Ausstattung und Serviceleistungen (siehe Information oben). Sie
sind die besten Ausgangspunkte für Spaziergänge durch die vielfältigen Stadtlandschaften.
Jene von Triest zum Beispiel, die wohl als internationalste der Städte Friaul-Julisch Venetiens gilt. Diese Weltoffenheit manifestiert sich in den
Spuren unterschiedlicher Konfessionen, die hier seit Jahrhunderten
selbstverständlich nebeneinander existieren, und in der Vielzahl an
Baustilen, die das Stadtbild prägen: Barock und Neoklassik, Jugendstil, Eklektizismus und romantischer Historismus. Ein anschauliches
Beispiel dafür ist das Schloss Miramare, das „Ziel am Meer“ Erzherzog Ferdinands, das nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt
liegt. Welchen Stellenwert das Meer im Leben der Triester spielt,
lässt sich am besten auf den Uferpromenaden und in den Seebädern
erfassen. Von April bis September bzw. Dezember sind mit der FVG
Card kostenlose Führungen durch Triest möglich, wie auch durch
die internationale Mosaikschule in Spilimbergo, die Städte Aquileia,
Cividale del Friuli, Palmanova, Görz sowie Udine.
Udine ist die Stadt der gemütlichen Osterien, der Palastbauten und der
Plätze – eine wunderbare Kombination. Auf der Piazza Matteotti oder
der Piazza Libertà gewinnt man einen guten Eindruck von der architektonischen Pracht und dem Flair der Stadt. Von dort ist der Dom
Die Burg von Görz, das Schloss
Miramare (beide l.) sind ebenso
einen Besuch wert wie die Altstadt
von Udine mit der Piazza San
Giacomo (o.) und die reizvolle
Stadt Pordenone.
DAS AUFENTHALTSANGEBOT umfasst zwei
Nächte im Doppelzimmer
(mit Frühstück) inklusive
ein Kind bis zwölf Jahre
(im Zimmer mit den Eltern) und eine FVG Card
pro Person (maximal zwei
Karten pro Buchung).
in wenigen Gehminuten erreichbar. Eine Besichtigung sollte jedenfalls auch die Kapelle des Santissimo umfassen, in der Werke von
Giambattista Tiepolo zu bewundern sind. Dem Künstler ist in Udine
sogar ein eigenes Museum gewidmet: die Gallerie del Tiepolo, nur
eines von zahllosen Museen der Stadt.
An Kunst- und historischen Museen reich ist auch die Grenzstadt Görz.
Hier befindet sich ein Platz besonderer Art: Auf der bis 2004 durch
eine Mauer getrennten Piazza Transalpina flaniert man mit einem
Bein in Italien und mit dem anderen in Slowenien. Die Burg ist ein
Juwel aus dem Mittelalter, die Aussicht von hier reicht über die sanfte Hügellandschaft und die Stadt mit ihren vielen historische Bauformen. Zur Zeit der Habsburger wurde Görz ob seines Flairs auch
das „Nizza an der Adria“ genannt.
Häufig prägen Flussläufe das Gesicht der italienischen Städte – wie der
Fluss Noncello Pordenone prägt. Ein kurzer Spaziergang am Ufer führt
die Besucher zu einer malerischen, historischen Altstadt mit eindrucksvollen gotischen und venezianischen Palästen mit Fresken
und wertvollen Kunst- und Archäologiemuseen. Die prickelnde, dynamische Stadt bietet sich als Schauplatz für viele kulturelle Events
an, wie das weltweit bekannte Stummfilmfestival (Giornate del Cinema Muto) und die berühmten Literaturfestivals Dedica und Pordenonelegge. v
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In collaborazione con
FRIAUL-JULISCH VENETIEN
deluxe
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Die typische Gastronomie der Region mit ihren Weinen, Schinken und mehr
punktet ebenso wie landesweite Produkte. Flair in den Lokalen inbegriffen.
Fotos: AlessAndro CAstiglioni, FAbriCe gAllinA
Kulinarisches lässt die Herzen von
Feinschmeckern höher schlagen
Wonach schmeckt eine Region? Im besten Fall nach den in ihr gewachsenen und hergestellten Produkten. Um Gästen zu zeigen, mit
welchen kulinarischen Eindrücken Friaul-Julisch Venetien aufwarten kann, hat die Agentur Turismo FVG den neuen Produktclub Geschmackserlebnisse in FVG gegründet, der besonders der Weingastronomie gewidmet ist. Sämtliche Gastronomiebetriebe, die dem Club
angehören, vertreten die durch das Projekt geförderten Werte: Qualität, Authentizität, Professionalität, Herzlichkeit und Einzigartigkeit der
Produkte. Sie alle erfüllen einerseits eine Reihe allgemeiner Anforderungen, etwa in Hinblick auf Ausstattung und Einrichtung des Lokals, zeichnen sich aber vor allem durch ihr Angebot aus, in dem sich
die erwähnten Werte widerspiegeln. Traditionelle lokale Gerichte und
Produkte – mit geschützter Ursprungsbezeichnung (DOP), geschützter
geografischer Angabe (IGP) oder dem Markenzeichen AQUA, typische
Lebensmittelprodukte (PAT) oder Presidi Slow Food – werden in der
Karte gesondert ausgewiesen. Selbstverständlich ist auch das Personal
auf diesem Gebiet bewandert und informiert die Gäste kompetent über
das Gebiet und sein (wein-)gastronomisches Angebot.
So breit wie die Auswahl an Speisen und Speisenbegleitern ist auch die
Auswahl an Gaststättenbetrieben. Zur besseren Orientierung wurden die
Mitglieder des Clubs in vier Kategorien unterteilt: In typischen Restaurants, Wirtshäusern und Gaststätten werden überwiegend lokale
Weine und Gerichte serviert. Aber gerade das Lokale zeichnet sich in
Friaul durch die Verbindung unterschiedlicher Einflüsse aus. Mitteleuropäische, mediterrane und slawische Traditionen verschmelzen
zur typischen Küche der Region. Dazu gehört Maritimes wie der Boreto, ein Fischgericht mit Knoblauch, Weinessig und Pfeffer, das mit
weißer Polenta serviert wird, oder die Cjarsons aus Karnien, natürlich
der legendäre San-Daniele-Schinken, Käsesorten wie der Montasio
oder der etwas weniger bekannte Formadi frant und selbstverständlich Spitzenweine – das Geschmackserlebnis in Friaul-Julisch Venetien ist vielfältig und sehr genussreich.
Italienisch im etwas weiteren Sinn ist das Angebot der Restaurants mit
italienischer Küche – der zweiten Kategorie –, das im Einklang mit der
nationalen Speisen- und Getränketradition steht. Die beiden letzten
Kategorien bilden einerseits Agrotourismusbetriebe, deren Bekenntnis zur Regionalität wohl in der Natur der Sache liegt, andererseits
empfohlene Gourmetrestaurants. Ihre Küche ist ausgezeichnet, entweder durch Sterne oder ein damit vergleichbares Prädikat. Auf ihrer
Karte steht außerdem zumindest ein lokales Gericht – wenn auch in
einer modernen Interpretation.
Einige Lokale des Clubs bieten noch weitere Serviceleistungen an,
etwa einen kostenlosen Aperitif mit lokalen Produkten oder speziell auf Kinder, Vegetarier oder Veganer, aber auch Personen mit
Zöliakie zugeschnittene Menüs; die Getränkeauswahl vieler Lokale umfasst Mineralwasser aus lokalen Quellen. Von solchen, wenn
aber wohl nicht denselben, stammen auch die angebotenen Weine,
oft aus dem eigenen Weinkeller. Bei der Auswahl ist vielfach ein
Sommelier behilflich. Aus gesamt zehn DOC-Gebieten, zwei davon
interregional, und drei Gebieten mit kontrollierter und garantierter
Ursprungsbezeichnung stammen die über 20 Weinsorten der Region. Darunter sind neben den beiden Berühmtheiten Ramandolo
und Picolit auch etwas weniger bekannte Rote, beispielsweise der
Cabernet Franc und der Refosco dal peduncolo rosso, und Weiße, Verduzzo friulano, Malvasia istriana oder Pinot bianco etwa. v
Information: www.turismofvg.it, Tel.: +39 0431 387130, [email protected]
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FRIAUL-JULISCH VENETIEN
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Vielleicht brauchte es gar nicht sehr viel mehr: sonnige Strände, unberührte Natur, das Meer, gutes Essen. Und doch wird der Sommer in Friaul mit einer Reihe von Veranstaltungen gefeiert, wie er es
verdient hat. Der fröhliche Sommerreigen beginnt im Mai mit dem
Sapori Pro Loco. Von 16. bis 17. und von 22. bis 24. Mai präsentieren die örtlichen Verkehrsvereine in der Villa Manin in Passariano di
Codroipo (Udine) die weingastronomischen, traditionellen und kulturellen Spezialitäten der Region, wobei das reizvolle Ambiente viel
zum Flair dieses Genussfestes beiträgt.
Die Grenzstadt Görz widmet sich zeitgleich, von 21. bis 24. Mai, der
Geschichte. Schlicht ÈStoria heißt dieses Festival, bei dem heuer in
Gesprächen, Lesungen, Ausstellungen und Vorführungen der Frage
nachgegangen wird, was Jugend einst bedeutete, und was sie heute
bedeutet. Internationale Historiker werden vor Ort sein und das Thema Jugend in der Kultur beleuchten. www.estoria.it
Welche Bedeutung der Weinanbau in Friaul-Julisch Venetien hat, muss
man eigentlich nicht fragen. Am 31. Mai kann man es aber sehen und
schmecken, wenn rund 100 Weinkeller in der gesamten Region ihre
Türen öffnen. Tausende Interessierte besuchen jedes Jahr die Cantine Aperte, um einen Einblick in die Arbeit der Winzer und die Feinheiten der Weinherstellung zu bekommen. Hin und wieder wird natürlich auch die Probe aufs Exempel gemacht. Einer der Höhepunkte
des Wochenendes ist das „Abendessen mit dem Winzer“, das am
Vorabend in einigen Weinkellern stattfindet.
58 deluxe edition 4*15
Die wahrscheinlich schönste Verschmelzung von Geschichte und Geschmack stellt das Festival Aria di Friuli Venezia Giulia dar. An den Tagen
von 26. bis 29. Juni herrscht ganz besonders geschäftiges Treiben
in den alten Gassen und auf den mittelalterlichen Plätzen von San
Daniele del Friuli. Dann wird dem Geheimnis des berühmten Prosciutto San Daniele nachgespürt. In Kursen können die Besucher
die hohe Kunst des Schneidens und Servierens erlernen, erfahren,
was man am besten zu einem echten San-Daniele-Schinken isst
und trinkt, und es gleich ausprobieren. Eine so namhafte Spezialität verlangt nach einer würdigen musikalischen „Untermalung“:
Am 27. gibt Bob Dylan ein Konzert im Rahmen der Veranstaltung.
www.prosciuttosandaniele.it
Auch in Sauris dreht sich von 11. bis 12. und von 18. bis 19. Juli alles um
den Schinken. Das Sauris-Schinkenfest ist eine gute Gelegenheit, dieses Bergdorf, seine Tradition, Handwerksbetriebe und nicht zuletzt
seine Bevölkerung kennenzulernen. Natürlich putzt sich das Dorf zu
diesem Anlass heraus, es gibt Musik, ein Unterhaltungsprogramm
für Kinder und gastronomische Stände, an denen unter anderem
verschiedene Wurst- und Käsesorten, typische Gerichte wie Frico,
Polenta und Gnocchi und sommerliche Erfrischungen wie BeerenObstsalat oder das Sauriser Bier angeboten werden. www.sauris.org
Zur Abkühlung trägt das Udin&Jazz-Festival in Udine üblicherweise nicht
bei, mag der Jazz noch so cool sein. Vom 24. Juni bis 31. Juli begeht
es seinen 25. Geburtstag mit zahlreichen Musikern der lokalen, na-
Fotos: Archivio P.A.N., UldericA dA Pozzo (Por Fesr 2007–2013), FotogrAFiA PierlUigi BUmBAcA (siAe 2014),
mArco milANi, lUciANo gAUdeNzio (Por Fesr 2007–2013), mAssimo crivellAri (Por Fesr 2007–2013)
Ein Veranstaltungsreigen
belebt den Sommer
FRIAUL-JULISCH VENETIEN
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1. Spezialitäten der Region bei Sapori Pro Loco; 2. Kunst, Kultur und Geschichte unter dem Aspekt der Jugend vermitteln die
Events bei ÈStoria; 3. Prosciutto im Fokus: Festival Aria di Friuli Venezia Giulia; 4. Ein Fest für den Schinken auch in Sauris; 5.
Chick Corea in Udine beim Jazzfestival erleben; 6. Die Scorpions bei Music & Live; 7. In Triest findet das Kurzfilmfestival Mare
Metraggio statt; 8. Tänzerinnen beim Mittelfest in Cividale; 9. Spektakuläre Flugshow Frecce Tricolori.
tionalen und internationalen Jazzszene. Darunter sind Hiromi Uehara
und Trio, die am 1. Juli auftreten, und Stefano Bollani am 20. Juli.
Zum Abschluss gibt sich und dem Publikum die Jazzlegende Chick
Corea die Ehre. www.euritmica.it
Dass das italienische Lebensgefühl eng mit der Musik verknüpft ist,
dürfte bekannt sein. Und es bestätigt sich immer wieder aufs Neue,
zum Beispiel durch Angebote wie Music&Live, das für eine Reihe
von Partnerhotels gilt: Bei Buchung mindestens einer Übernachtung
ist der Eintritt für eines der zahlreichen Konzerte in Friaul-Julisch
Venetien im Preis inbegriffen. Das musikalische Spektrum ist groß,
unter den geladenen Künstlern sind Paolo Nutini, 2 Cellos, Anastacia, die Scorpions, Einstürzende Neubauten, Passenger und Anna
Calvi. www.musicandlive.it
Manche großen Künstler aber sind gerade erst dabei, sich als solche
zu entpuppen. Den Hoffnungen des italienischen und internationalen
Films widmet sich das Shorts International Film Festival in Triest. An
den acht Tagen vom 2. bis zum 10. Juli werden Filme gesehen und
besprochen, auch mit den Filmschaffenden selbst. Das Rahmenprogramm umfasst unter anderem diverse Workshops und vielleicht
den einen oder anderen Cocktail in lebendiger Festivalatmosphäre.
www.maremetraggio.it
Lebendig und atmosphärisch sind die Veranstaltungen alle, jedes auf seine Weise. Das Mittelfest in Cividale del Friuli will gleichzeitig Brücken
zwischen den Ländern Mitteleuropas schlagen. Seit über 20 Jahren
gelingt dieses Unterfangen. Das Kulturfestival, heuer vom 18. bis
zum 26. Juli, versammelt Kunstschaffende aus rund zehn Ländern
und unterschiedlichsten künstlerischen Disziplinen wie Schauspiel,
Musik, Tanz, Poesie und Figurentheater. www.mittelfest.org
Eine sehr selten gezeigte, spektakuläre und nicht ganz ungefährliche
Kunstform kann am 12. Juli in Lignano Sabbiadoro und am 2. August
in Grado bestaunt werden, wenn die Flugakrobaten der dreifarbigen
Frecce Tricolori durch die Luft wirbeln.
Die Meister des Fliegens haben die Menschen schon immer fasziniert.
Das belegt auch die ungebrochene Beliebtheit des Sagra dei Osei in
Sacile, eines der ältesten Vogelmärkte der Welt. Erstmals erwähnt
wurde er im Jahr 1274. Er findet heuer am 22. und 23. August statt.
Diese wichtigste Vogelveranstaltung Europas ist gleichzeitig ein großes Volksfest und vor allem bekannt für das traditionelle Singvogelwettsingen. www.prosacile.com
Darüber, ob eine schöne Singstimme beim Sup Race behilflich ist, gibt es
noch keine Informationen. Jedenfalls gewinnt das von der North East
Kitesurfing Association in Lignano Sabbiadoro veranstaltete StandUp-Paddling-Rennen, wer als Erster die Ziellinie vor dem Goldstrand
von Lignano überquert. Allerdings steht das Gewinnen nicht so sehr
im Vordergrund. Vielmehr geht es um den Spaß an der Sache, wenn
sich am 5. und 6. September zahlreiche Sportler und Fans am Strand
versammeln und den Sommer ausklingen lassen. v
Information: www.turismofvg.it, Tel.: +39 0431 387130, [email protected]
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ARCHITEKTUR
Lässig. Die Besitzer Christian
Pizzinini und Antonio Scolari vor
ihrem Sandstein-Palazzo aus
dem 17. Jahrhundert.
60 deluxe edition 3*15
DIE PALASTRENOVATION
Auch Adelige sind mal knapp bei Kasse: Diesem
Umstand verdanken Christian Pizzinini und Antonio
Scolari ihren Palazzo. Aus dem baufälligen Anwesen
haben die beiden ein luftiges Designobjekt gemacht.
von Sönke Krüger
Fotografiert von Daniele Notaro
Schöne Aussichten. „Hier lebt
es sich viel entspannter als in
Norditalien, und auch das
Wetter ist besser“, so Pizzinini.
edition 3*15 deluxe 61
ARCHITEKTUR
Detailverliebt. Holländische
Friso-Kramer-Stühle stehen um
einen Tisch von Saarinen.
W
ie praktisch, dass auch Adelige hin und wieder in
finanzielle Schieflage geraten. Sonst wären Christian
Pizzinini und Antonio Scolari, beide nicht blaublütig,
heute wohl kaum Eigentümer des Palazzo Mongiò
dell’Elefante della Torre. Diesen nämlich musste sein
Vorbesitzer, ein gewisser Baron Diego Mongiò, Anfang der 1960er-Jahre
räumen, weil er knapp bei Kasse war. Seine Vorfahren hatten irgendetwas
mit Hannibals Dickhäutern zu tun, daher der Elefant im Familienwappen des Barons und an der Fassade des Palastes. Er versteckt sich in
einer schmalen Gasse in der barocken Altstadt Galatinas tief im Süden
Apuliens. Damals war die Provinz das Armenhaus Italiens, sodass der
Baron keinen Käufer fand. Sein sandsteinernes, aus dem 17. Jahrhundert
stammendes Anwesen stand fünf Jahrzehnte lang leer.
2012 stießen die heutigen Eigner auf die 600-Quadratmeter-Immobilie – und schlugen zu. „Wir waren gleich verliebt in den Palazzo:
ideale Lage, intakte Mauern und Böden, keine Mängel trotz des langen
Leerstands, zwei Dachterrassen, großzügige Räume – genügend Platz
für unsere Designobjekte, die wir schon seit Jahren gesammelt hatten“,
sagt Christian Pizzinini. Er stammt aus den Südtiroler Dolomiten, sein
Freund Antonio aus Brescia. Es folgten sechs Monate der behutsamen
62 deluxe edition 3*15
Renovierung, bei der die historischen Kreuzgewölbe und Arkaden, die
alten Fliesen- und Marmorböden mustergültig aufgefrischt wurden,
eine der Dachterrassen wurde mit einem Jacuzzi bestückt. 22 Räume
und Kammern, verteilt über drei Etagen, zählt das Haus seit seiner
Restaurierung. Auch die frühere Hauskapelle wurde zu einem
Wohnraum umgestaltet, mit 7,50 Meter hoher Decke.
Entspannter als in Italiens Norden
Seit der Palazzo fertig ist, lebt das Paar rund sieben Monate im Jahr
dort, ansonsten in Brescia. „Hier geht es viel entspannter zu als im
Norden“, sagt Christian Pizzinini, „und auch das Wetter ist besser.“ Ihr
neues altes Haus haben die beiden Italiener, die gemeinsam eine
PR-Agentur betreiben, komplett selbst eingerichtet. Ihre Möbel- und
Objektsammlung, die überwiegend aus Trouvaillen des italienischen
Mid Century besteht, fügt sich dank des filigranen Designs ihrer
1950er- und 1960er-Jahre-Objekte hervorragend in die historischen
Räumlichkeiten ein.
Hier ein Medea Chair von Vittorio Nobili, dort ein Sideboard von
Osvaldo Borsani, daneben eine feingliedrige Lampe von Stilnovo. Nicht
zuvergessen:jenesgrandioseDoppelbettdesMailänderStararchitekten
„Das Bett war ein großes Glück. Denn so ein Stück
ist auf dem Markt quasi nicht erhältlich.“
Rarität. Das Giò-Ponti-Bett
stammt aus dem Nachlass des
Hotels Parco dei Principi in Rom.
Schick. Die Küche zieren hölzerne
Medea Chairs von Vittorio Nobili
und ein weißer Eames-Chair.
edition 3*15 deluxe 63
„Wir waren gleich verliebt in den Palazzo: ideale
Lage, keine Mängel trotz des langen Leerstands.“
Eingangsbereich. Behutsam
sanierter Innenhof mit Treppe
zur Beletage.
64 deluxe edition 3*15
ARCHITEKTUR
Auf der Sonnenseite. Christian
Pizzinini und Antonio Scolari
lassen die Füße baumeln.
Giò Ponti, das aus dem Hotel Parco dei Principi in Rom stammt und
jetzt in einem der Schlafzimmer im ersten Stock steht.
„Dass wir das Bett bekommen haben, war großes Glück. Denn so ein
Stück ist auf dem Markt quasi nicht erhältlich“, freut sich Christian
Pizzinini. „Freunde von uns wohnten in Rom in der Nachbarschaft des
Parco dei Principi und das Hotel hat damals fast sein gesamtes Mobiliar
verkauft. Alles original Giò Ponti! Unsere Freunde haben für ihre
Möbelgalerie natürlich aufgekauft, was sie bekommen konnten. Eines
der Betten haben sie dann an uns abgetreten.“
Manche Zimmer an Designfans vermietet
Die Designschätze sind nach der Devise „weniger ist mehr“ erfreulich
zurückhaltend, aber stets pointiert über das Haus verteilt, das deshalb
nicht wie ein überladener Antiquitätenladen wirkt oder wie die vorlaut
inszenierte Fotokulisse eines Interieur-Magazins. Alles passt, kein
Stück stiehlt dem anderen seine Wirkung. Und alles wird benutzt – im
Palazzo Mongiò dell’Elefante wird gelebt und gewohnt.
Manchmal organisieren die beiden Eigentümer im Erdgeschoss
kleine Ausstellungen, gelegentlich vermieten sie auch einmal ein
Zimmer an andere Liebhaber italienischen Designs aus den Fünfzigerund Sechzigerjahren. Ganz streng sind die beiden in Sachen Italianità
allerdings nicht: Hier und da mischt sich ein Eames-Chair oder ein
finnischer Saarinen-Tisch unter die einheimischen Klassiker. „Die
können wir ja nicht rausschmeißen“, sagt Christian Pizzinini, „wir sind
schließlich nicht reich.“ Antonio Scolari ergänzt: „Und auch nicht
dogmatisch.“
In jedem Zimmer, in jedem Winkel ist das Herzblut spürbar, mit
dem die beiden ihrem alten Palast neues Leben eingehaucht haben.
Übrigens auch mit moderner Kunst. „Wir kombinieren Mid Century
gern mit Zeitgenössischem“, sagt Antonio Scolari und zeigt stolz auf
die knallrote Stahlskulptur namens A-Volta. Sie stammt vom
Südtiroler Bildhauer Eduard Habicher und zieht sich in kühnem
Schwung wie ein meterlanger Feuerschweif durch den Salon. „Wir
lieben solche Stilbrüche.“
Zum Glück geht diese Liebe nicht so weit, dass die beiden den Palazzo
Mongiò dell’Elefante in Anspielung auf seinen Namen mit Elefantenbildern oder Rüsselskulpturen dekorieren würden. Weniger ist eben
mehr.
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Nur ein kleiner Teil der mediterranen Inseln ist so prominent
und viel besucht wie Mallorca, Korsika oder Sardinien. Viele
Perlen schlummern unentdeckt im Schatten dieser großen,
schönen Nachbarinnen. Ein Wegweiser
von Stefanie Bisping, Illustrationen von Lena Zotti
Biševo
Sazan
Errikousa
Kastellorizo
ZINSELN
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REISE
Im nudIstenhImmel
Île du Levant,
Frankreich
Zwischen Uniform und String liegen
manchmal nur wenige Meter. Zumindest auf der vor Le Lavandou gelegenen Île du Levant, wo französische
Marinesoldaten und Nudisten
friedlich nebeneinander leben. Der
Großteil der acht Kilometer langen
und zwei Kilometer breiten Insel, die
einstmals, wie viele der schönsten
Flecken im Mittelmeer, als Gefängnis
genutzt wurde, ist militärisches Sperrgebiet. Doch in Heliopolis,
dem ersten FKK-Dorf
Europas, sieht die
Welt ganz anders aus.
Sofort nach der Ankunft darf, wer will, die
Kleider abwerfen. Schon
seit den 1930er-Jahren, als
zwei französische Ärzte das Nudistendorf begründeten, lebt man hier
unbehelligt von Kleiderzwängen. Im
Hafen, auf dem Dorfplatz und auf öffentlichen Straßen sind die Menschen
aber angehalten, „le minimum“ zu tragen: einen Pareo oder String. Ansonsten gilt: weg mit allem, was im herrlichen mediterranen Klima nur belastet.
Am bildschönen Sandstrand Plage des
Grottes sowieso. Schließlich trägt
sogar der Ort einen minimalistischen
Look und kommt ohne Laternen und
Leuchtreklamen aus.
Anreise: ganzjährig Fähren ab Le Lavandou und Hyères.
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Insel ohne ZIegen
Cabrera, Balearen, Spanien
20 Einwohner, drei Straßen, zwei Strände,
eine Festung, eine Bar. Cabrera, Hauptinsel
eines aus 18 unterschiedlich großen Felsbrocken bestehenden, 30 Bootsminuten südlich
von Mallorca gelegenen Archipels, bietet das
Kontrastprogramm zur Königin der Balearen.
Abends werden fast alle Besucher weggeschwemmt. Lange durften nur Schiffseigner
im Hafen übernachten, der auch nur 50
Liegeplätze hat. Ankern ist fast überall verboten, damit der Meeresboden keinen Schaden
nimmt. Seit Kurzem besitzt Cabrera ein Dutzend Fremdenzimmer. Die kargen Kammern
in ehemaligen Militärbaracken ermöglichen
Tauchern, früh am Morgen ins Neopren zu
steigen und die Höhlen rund
um die Insel zu erkunden. Zu
einladend will die Insel nicht
werden. Seit 1991 ist Cabrera Nationalpark und Vogelschutzgebiet. Wer hierher
kommen möchte, muss die Regeln der
strengen Ranger befolgen: die Wege nicht
verlassen, keine Zweige von Wacholder oder
Ölbaum brechen, nichts mitnehmen außer
dem eigenen Müll. So rigoros wird Cabrera
geschützt, dass sogar die Ziegen weichen
mussten, die der Insel ihren Namen gaben.
Sie fraßen zu viel.
Anreise: Ausflugsboote verkehren ganzjährig
ab Colònia de Sant Jordi auf Mallorca.
REISE
Knast vor Cannes
Sainte-Marguerite,ÎlesdeLérins,Frankreich
Fünf Kilometer vor Cannes liegt das Inselchen,
auf das d’Artagnan einst den „Mann mit der
eisernen Maske“ brachte – angeblich der
königliche Zwillingsbruder des Sonnenkönigs,
den dieser verdächtigte, seinen Thron usurpieren zu wollen. So steht es bei Alexandre Dumas
dem Älteren. Tatsache ist, dass 1624 bis 1627 im
Norden der Insel das Fort Royal gebaut wurde,
dem bald ein Gefängnis angeschlossen und das
später von Frankreichs Oberfestungsbaumeister Vauban weiter befestigt wurde.
Und wirklich wurde ein maskierter, nicht identifizierbarer
Gefangener 1687 hierher
gebracht. Bis ins 20.
Jahrhundert blieb es
ein Karzer mit sehr geringen Fluchtaussichten.
Immerhin: In schönerer Umgebung könnte
man eine Haftstrafe kaum absitzen. Heute
kommen Tagesgäste aus Cannes, um durch
Eukalyptus- und Pinienwäldchen zu streifen,
die Wunder der mediterranen Flora zu
betrachten und in einem der Restaurants
Salade niçoise und kühlen Rosé zu sich zu
nehmen, bevor sie in schweren Festungsmauern frösteln. Dort ist die Zelle des Mannes mit
der eisernen Maske zu besichtigen. Jugendgruppen dürfen sogar im Fort übernachten.
Alle anderen müssen zurück aufs Festland.
Anreise: regelmäßige Fährverbindung ab
Cannes nach Sainte-Marguerite und zur
Nachbarinsel Saint-Honorat.
oliven, Zypressen, weiCher sand
Errikousa,
Griechenland
Mit 6000 Inseln schreibt Griechenland
die schwärzesten Zahlen des Mittelmeerraums: So viele besitzt kein anderes
Land. Viele dieser Schätze sind unentdeckt. Wie Errikousa, die kleine, zwei
mal vier Kilometer umfassende Insel im
Ionischen Meer. Rund 500 Menschen
leben heute noch hier; nach dem Zweiten
Weltkrieg wanderten viele Insulaner
nach Amerika aus. Denn Errikousa liegt
weit ab vom Schuss, damals wie jetzt,
obwohl das touristisch übererschlossene
Korfu nur 25 Kilometer jenseits des Meeres liegt. Nur bei gutem Wetter verkehrt
die Fähre von dort. Legt sie ab, können
die Passagiere sich auf Zypressen- und
Olivenhaine freuen, auf den malerischen
Ort Errikousa und auf wenig besuchte
Sandstrände. Der Strand Errikousa beschreibt im Inselsüden einen breiten,
halbmondförmigen Bogen und bildet einen natürlichen Hafen mit glasklarem Wasser. In der Bucht
liegen Segelboote, bewacht werden sie von
einer kleinen Kirche
auf einem Hügel.
Schöner ließe sich
Inselfrieden kaum
malen. Hier ist er
ganz real – samt
gegrilltem Fisch
und griechischem
Wein in einer der
kleinen Tavernen
des Orts.
Anreise: täglich per
Fähre ab Korfu.
sardiniens Kleine sChwester
San Pietro, Italien
San Pietro muss sich hinter der schönen
Schwester Sardinien nicht verstecken. Doch
nur im August wird es auf der Insel mit sieben
feinsandigen Stränden voll (wobei „voll“ angesichts von 300 Hotelbetten ein relativer Begriff
ist). Sommergäste wie Tom Cruise und Johnny
Depp nächtigen auf ihren Jachten, die sie aus
dem Trubel der Costa Smeralda in den ruhigen
Hafen der kleinen Insel gesteuert haben. 6000
Menschen leben ganzjährig in Carloforte, dem
einzigen Ort und Hafen San Pietros. Wie aus
der Zeit gefallen wirkt das Fischerdorf mit seinen pastellfarbenen Fassaden. Wenn die von
Portovesme im Südwesten Sardiniens kommende Fähre anlegt, sperrt ein Polizist den Corso
Battellieri, damit die Autos vom Schiff fahren
können. Abends wird die Uferstraße zur Flaniermeile. Am Denkmal von Carlo IV. treffen
sich die Menschen. In kleinen Bars und Pizzerien kommen sie zusammen, um im Trainingsanzug Fußball zu schauen. Das Viertel Wein
kostet 1,20 ¤, den Liter gibt es für vier ¤, die
Pizzen sind groß wie Wagenräder. In schmalen
Sträßchen flattert vor den Fenstern Wäsche im
Wind. Das dörfliche Leben des scheinbar
ursprünglich gebliebenen Fischerorts übt einen
unwiderstehlichen Zauber aus. Ein wenig erinnert es an Saint-Tropez ohne Brigitte Bardot
oder Giglio in der Zeit vor dem Schiffswrack.
Man möchte länger bleiben.
Anreise: Ab Portovesme im Südwesten
Sardiniens verkehren ganzjährig und rund um
die Uhr Fähren nach Carloforte.
edition 3*15 deluxe 69
elbas schroFFe NachbariN
blaue Grotte, roter WeiN
Schönheit liegt bekanntlich im
Auge des Betrachters. Bis 1986 war
Capraia Strafkolonie, dann wurde
sie Teil des Nationalparks des Toskanischen Archipels. Mochten Gefangene in der entlegenen Vulkaninsel Ödnis erkennen, bezaubert sie
freie Menschen durch die Kraft
ihrer Natur. Wilde Ziegen, Möwen
und Felsen bestimmen das Panorama. Capraia liegt optisch wie geografisch näher an der Nordwestküste Korsikas als am lieblichen Elba.
Rund 400 Menschen teilen sich
heute die 20 Quadratkilometer große Insel, die ihre schroffen Formen
aus steilen Klippen und felsigen
Abgründen einem heftigen Vulkanausbruch vor einigen Millionen
Jahren verdankt. Zu ihnen gesellen
sich im Sommer Bootsurlauber,
Taucher und Naturliebhaber, die
sich am Flair des kleinen Jachthafens, dem idyllischen Dorf Capraia,
an der unberührten Landschaft der
wilden Westküste und den einsamen Buchten der Ostküste berauschen wie an schwerem toskanischen Wein.
Anreise: per Fähre ab Livorno
(zweieinhalb Stunden), ab Korsika
oder Elba.
Kristallklares Wasser kräuselt sich
in kleinen Buchten und an hellen
Stränden. Der wohl schönste liegt
an der Westküste in der Bucht
Porat: halbrund, geschützt, unter
eine Klippe geschmiegt. Kaum jemand schafft es zu dieser sechs
Quadratkilometer großen Perle, die
in der Fülle von Kroatiens spektakulären Küsten- und Insellandschaften schwer zu finden und
daher wenig besucht ist. Biševo ist
die entlegenste bewohnte kroatische Insel – neben Vis, der Nachbarin, auf der seit 20 Jahren der Tourismus blüht und die die meisten
Tagesgäste hinüberspült. Die übrigen Besucher sind Segler auf
Kreuzfahrt. Die „Blaue Grotte“ Modra špilja in der Bucht Balun, mit
kleinen Booten erreichbar, entfaltet
ihre ganze Magie am frühen Mittag, wenn einfallendes Sonnenlicht
sie in alle Schattierungen von Blau
taucht. Dass Biševo dazu noch 26
Höhlen besitzt, macht die Insel für
Taucher besonders attraktiv. Und
als wäre das alles nicht genug, keltern die knapp 20 Bewohner der
Insel auch noch ihren eigenen
Wein. Tiefrot leuchtet er im Glas.
Anreise: im Sommer täglich per
Fähre ab Komiža (Vis) nach Porat,
im Winter mehrmals pro Woche.
Capraia,
Toskana, Italien
70 deluxe edition 3*15
Biševo, Kroatien
Fels im meer
Comino, Malta
Ein Felsplateau im Meer. Seevögel segeln im seidig blauen Himmel, am Boden reckt sich Gestrüpp durchs Gestein: Agaven, einige Oleanderbüsche, duftender wilder
Thymian. Auf einem Hügel thront der im 16. Jahrhundert
erbaute Festungsturm St Mary’s Tower. Comino, das mit
dreieinhalb Quadratkilometern kleinste bewohnte Eiland
– immerhin vier Menschen sind hier gemeldet – im maltesischen Archipel, ist ein karger Fleck im Meeresarm
zwischen Malta und Gozo. Doch auch die stolze große
Schwester Malta bereist schließlich niemand wegen ihres
üppigen Grüns. Und wie sie besitzt Comino seine ganz
eigenen Trümpfe: keine Autos, reine Luft und vor allem
herrliche Tauch- und Schnorchelgründe. Allein Cominos
„Blaue Lagune“ ist mit weißem Sand und kristallklarem
Wasser ein guter Grund, sich dieses Inselchen näher
anzusehen. Ein Hotel gibt es auf Comino, dazu ein paar
Miet-Bungalows und einen Campingplatz; die Polizeistation und ein Kirchlein geben dem Leben moralische und
spirituelle Struktur. Vom Kümmel allerdings, der der
Insel den Namen gab und im Mittelalter hier angebaut
wurde, ist nichts geblieben.
Anreise: ganzjährig stündlich Fährverbindungen ab Mgarr
(Gozo) und Cirkewwa (Malta) zur „Blauen Lagune“.
REISE
ZukunftSmuSik
Sazan, Albanien
Kastellorizo,
Griechenland
Athen, Ankara, Alexandria, Beirut. Diese stolzen Städte
des Ostens eint die Tatsache, dass sie alle in gleicher Entfernung zum neun Quadratkilometer kleinen Inselchen
Kastellorizo liegen. Kein Wunder also, dass das karge
Eiland einstmals ein bedeutender Umschlagplatz am
Schnittpunkt zwischen Ost und West und entsprechend
hart umkämpft war – bis es von den Weltkriegen schwer
getroffen wurde und die Insulaner in Scharen auswanderten. Doch noch immer weckt Kastellorizo Begehrlichkeiten. Denn heute ist die Insel ein Fluchtort, an dem man
sich vor der Welt verstecken und ein Schaumbad in
Schönheit nehmen kann. Eine alte Festung, eine blaue
Grotte, uralte Kirchlein und Ruinen aus der Antike – Kastellorizo besitzt alles. Der Fischerhafen Megísti, heute
wieder Heimat von gut 200 Menschen, schmiegt sich in
eine schmale blaue Bucht, abends duftet es aus Restaurants und Tavernen nach gegrilltem Tintenfisch. Nächster
Nachbar Kastellorizos ist das drei Kilometer entfernte
Städtchen Kas an der türkischen Küste – was aus türkischer Sicht bedeutet, dass der schöne Flecken in der Ägäis
eigentlich zur Türkei gehört. Oder gehören sollte.
Anreise: tägliche Flugverbindung ab Rhodos, mehrmals pro
Woche Fährverbindung ab Rhodos; tägliche Fähre ab Kas.
Foto: Beigestellt
Lange war die Insel Sazan ein Zankapfel zwischen Italien und Albanien. 1947
wurden die Eigentumsverhältnisse bis auf Weiteres geklärt. Bislang wird Sazan
nur militärisch genutzt, doch wie schön wäre es, wenn diese hügelige Insel (deren
Großteil allerdings unter Schutz steht) Geld aus Urlauberbörsen in albanische
Kassen spülen würde? Folgerichtig träumt man von der touristischen Erschließung des kleinen, sechs Quadratkilometer messenden Juwels, das derzeit nicht
besucht werden kann. Resorts und sogar ein Casino sollten hier schon angelegt
werden, doch zu einer Entscheidung reiften diese Planspiele nie. So konnte das
Mittelmeer eines seiner Geheimnisse bewahren. Anreise: Noch nicht möglich.
Schöner Zankapfel
edition 3*15 deluxe 71
AUTO
FRISCH AUS
DEM DRUCKER
In den USA fährt das erste weitgehend in einem
3-D-Verfahren hergestellte Auto auf der Straße.
Die Technik steht zwar erst am Anfang, doch manche
Experten glauben sogar, dass das VW-Werk in Wolfsburg
bald ein Museum sein wird. Oldtimerbesitzer profitieren
jedenfalls bereits jetzt.
von Thomas Imhof
72 deluxe edition 3*15
Kundenwünschen sofort nachzukommen. „Die drei kritischen Stellgrößen der Autobauer sind die vielen Einzelteile,
das Gewicht und die Kosten für die Werkzeugfertigung“,
sagt Rogers. Der neue Prozess drücke die drei Kostentreiber
und eröffne andere spannende Perspektiven.
Zum Beispiel das Ende der Mega-Autofabriken. „Die Welt
braucht keine weiteren Detroits“, tönte Rogers bei der
Premiere des treffenderweise „Strati“ (italienisch für
„Schichten“) getauften Schichtmodells vor einigen Wochen.
Vier, fünf Jahre Entwicklungszeit werde es künftig nicht
mehr geben, sagt er voraus. Stattdessen könne man ein neues
Auto in vier Monaten designen, entwickeln und mithilfe von
3-D-Drucktechniken auch bauen. In Mikrofabriken sowie in
maximal 10.000 bis 15.000 Einheiten pro Jahr. Im Design
orientiert an dem, was gerade Trend ist. „Denn unsere
Modelle sind organisch, sie wachsen aus Zellstrukturen wie
ein Knochen“, sagt Rogers. Und sie bestünden nur noch aus
einem Bruchteil von Einzelteilen – 49 sind es beim Strati,
statt 5000 bis 6000 bei heute gängigen Fahrzeugen.
Ideen der Onlinecommunity
Zu den Kernprinzipien von Local Motors gehört der Einsatz
von Techniken wie Open Source und Crowdfunding.
Vorschläge für das Design und die Technik der Fahrzeuge
Fotos: Local Motors
D
as schwarze Gebilde lässt schon die Form eines
zweisitzigen Buggys erahnen. Es steht in einem
wannenförmigen Gerät von der Größe eines
Schiffscontainers. Der Kopf eines 3-D-Druckers
trägt im Stil einer Heißluftpistole die nächste der
212 Schichten eines Kunststoffs auf, der ABS (AcrylnitrilButadien-Styrol) heißt und sich nach seiner Abkühlung
verhärtet. Es ist der gleiche Stoff, aus dem auch Lego-Steine
bestehen. 44 Stunden dauert es, dann hat der 3-D-Drucker
die tragende Struktur des Autos fertiggestellt. Weitere 24
Stunden vergehen, bis eine computergesteuerte Fünf-AchsenFräsmaschine die geriffelte Oberfläche glatt geschliffen hat –
und es an die Montage der Mechanik gehen kann.
Was wie der erste Schritt in eine revolutionär neue Ära der
Automobilproduktion anmutet, zeigt das aus Chandler (im
US-Staat Arizona) stammende Start-up-Unternehmen
Local Motors. Local-Motors-Chef John B. „Jay“ Rogers, ein
Harvard-Absolvent, hat geradezu umstürzlerische Visionen.
Was Tesla und dem Chef Elon Musk bei der Popularisierung
des Elektroautos gelingt, schwebt dem ehemaligen USMarine nun für die Automobilfertigung vor.
Das Ziel ist, Autoteile einfach und schnell auszudrucken,
überschüssiges Material zu vermeiden, Transportkosten zu
minimieren und mit schnellen Designänderungen neuen
Auto auf Druckbefehl.
In 44 Stunden hat der 3-Drucker
die tragende Struktur des „Strati“
von Local Motors fertiggestellt.
edition 3*15 deluxe 73
„Solange noch CAD-Daten oder eine scanbare Vorlage zur
Verfügung stehen, lässt sich so gut wie alles reproduzieren.“
werden komplett von einer Onlinecommunity mit aktuell
über 40.000 Mitgliedern erstellt, gesammelt und per
Abstimmung ausgewählt. Auch der Strati ging als Sieger aus
einem Internetdesignwettbewerb hervor. Der Entwurf des
Turiners Michele Anoè gefiel durch die vergleichsweise
leicht zu druckende Form und das abnehmbare Dach. Mit
dem 3-D-Drucker entstanden das Chassis und alle
Interieurteile inklusive der Sitze. Die Batterie, den E-Motor,
den Kabelbaum, Aufhängungen und Beleuchtungen
entnahmen die Amerikaner dagegen dem Baukasten des
französischen Renault Twizy. Die Teile aus dem elektrisch
angetriebenen Zweisitzer wurden medienwirksam während
einer Fachmesse in Chicago eingebaut, ehe der Strati vor
Publikum aus eigener Kraft ins Freie surrte.
Die Palette der heutigen Druckverfahren ist extrem breit,
doch ein Prinzip eint sie alle: Sie bauen dreidimensionale
Gegenstände aus digitalen Druckvorlagen akkurat Schicht
für Schicht auf, statt einen Rohling bis zur gewünschten
Form abzutragen. Anders als beim Schneiden, Drehen oder
Bohren fällt somit auch kein Abfall oder Verschnitt an.
Darüber hinaus sind komplexe Formen darstellbar, bei
denen eine existierende Maschine schnell an ihre Grenzen
kommen würde.
Oldtimerszene profitiert bereits
Die 3-D-Technik hat bereits in zahlreichen Sparten Anwendung gefunden und ist in der Medizintechnik, der Luft- und
Raumfahrtindustrie sowie der Architektur unverzichtbar
geworden. Das neue Triebwerk „Leap“ (für „Entwicklungs74 deluxe edition 3*15
sprung) von General Electric soll ab 2016 unter anderem
den Airbus A320neo in die Lüfte heben. In der Welt des
Automobils ist es überraschenderweise die Oldtimerszene,
die schon jetzt von der neuen Technologie profitiert. Jay
Leno, amerikanischer Entertainer und leidenschaftlicher
Auto- und Motorradsammler, frohlockt: „Solange noch
CAD-Daten oder eine scanbare Vorlage zur Verfügung
stehen, lässt sich so gut wie alles reproduzieren. Kleine Teile
wie einen Türgriff kann ich in fünf Stunden herstellen, ein
großes Teil wie den nach über 100 Jahren porös gewordenen Wasservorwärmer für meinen White-Dampfwagen von
1907 in 33 Stunden.“ Die Kosten seien überschaubar: 2995
US-$ für den Scanner, unter 15.000 $ für den Drucker. Eine
Massenproduktion sei noch nicht möglich, „aber du
brauchst nun nicht mehr für jedes kleine Ersatzteil bei Ebay
zu schauen“, scherzt Leno.
Doch was den Oldie-Freund so freut, ist auch mit zu siebenstelligen Preisen angebotenen Topdruckern noch nicht 1:1
auf Großserienmodelle übertragbar. Laut Nikolai Zaepernick, Bereichsleiter Strategie und Geschäftsfeldentwicklung
bei EOS in Krailling bei München, werde es – wenn überhaupt – noch einige Jahre dauern, bis ganze Autos gedruckt
werden können. „Die Größe der druckbaren Teile wird zwar
in den nächsten Jahren stetig wachsen, dennoch wird man
nicht zwangsläufig für jede Komponente, die heute in
großen Stückzahlen konventionell und wirtschaftlich
gefertigt wird, auf additive Verfahren umsteigen“, sagt
Zaepernick. Besonders die in der Autoindustrie so wichtigen
Stückkosten seien ein Bremsklotz. Schnell interessant
Foto: Getty Images
Jay Leno, US-Moderator und Oldtimersammler
AUTO
werde es jedoch im Luxussegment, bei Oldtimern, Tuningfahrzeugen oder in der Formel 1, in Bereichen also, in denen
schon heute fast alle Teams die neue Technik für hoch
belastete Teile einsetzten. Bis zum dreidimensional
gespritzten Serienprodukt ist es noch ein sehr weiter Weg,
glaubt auch Simon Reader, bei Mahle Powertrain in
Northampton als Entwicklungschef tätig. Der Manager sagt:
„Wenn es um 100.000 identische Teile geht, hat ein permanentes Werkzeug weiterhin Kostenvorteile.“ Perry Hubbing
von RedEye, einer Tochterfirma von 3-D-Pionier Stratasys,
rechnet mit einer Zeitspanne von nur fünf bis zehn Jahren,
„ehe wir Teile in solch großen Mengen fertigen können“.
Visionen und Prognosen
Glaubt man diesen Experten, wird es also wohl eher nicht
zu jenem Szenario kommen, das die Managementberatung
Barkawi schon apokalyptisch prophezeite. Ihr zufolge könnten in 20 Jahren VW-Modelle in weltweit 100 Designbüros
entwickelt und in zehntausend 3-D-Schnelldruckerstationen kundennah gebaut werden – das Volkswagen-Werk in
Wolfsburg könne man dann getrost als Museum nutzen.
Zu jenen Visionären, die sich dennoch lieber heute als
morgen vom Status quo verabschieden würden, gehört Jim
Kor. Der Ingenieur und Tüftler aus dem kanadischen
Winnipeg hat schon 2011 die Karosserie seines dreirädrigen
Kleinwagens „Urbee“ mit einem Drucker hergestellt.
Gelenkt wird das auf einem konventionellen Rohrrahmen
aufbauende Modell vom einzigen Hinterrad, zwei E-Motoren treiben die beiden Vorderräder an, ein mit Ethanol
gefütterter Rasenmähermotor dient als Reichweitenverlängerer. Der Zweisitzer glänzt mit einem besonders niedrigen
Luftwiderstandsbeiwert (cw-Wert) von 0,15 – Resultat der
Tropfenform samt Kammheck.
2500 Stunden brauchte eine ganze Reihe von 3-D-Druckern,
um die Karosse in Schichten von je sechs Millimetern Dicke
auszuspucken. Das höre sich zwar lang an, doch könne man
so bis zu zehn Monate Entwicklungszeit einsparen, behauptet Kor beschwichtigend. Der Kanadier ist davon überzeugt,
dass sich die Technologie und die Art, wie wir heute Autos
bauen, definitiv verändern werden. „Nicht alles wird man in
3-D drucken, doch einen großen Teil eines Autos“,
prophezeit er. „Eines Tages wird es möglich sein, Teile in
einem Arbeitsgang zu drucken und zu lackieren.“ Das
Nachfolgemodell des Urbee, das nur 600 Kilo wiegt und 0,8
Liter/100 km verbraucht, will Kor bereits zu über 60 Prozent
drucken lassen, zum Beispiel auch die bislang noch gläsernen Fenster. „Und wir planen, die Einzelteile auf nur noch
30 Stück zu reduzieren.“
Während Kor für eine mögliche Kleinserie seines Modells
erst noch finanzkräftige Partner brauchen würde, hat
Local Motors schon konkrete Verkaufsziele. Jay Rogers
will die Bauzeit des Strati erst einmal auf 24 und dann noch
weiter auf nur zehn Stunden drücken. Ab 2016 soll der
Zweisitzer dann zu Preisen zwischen 18.000 und 30.000 $
in den Handel kommen. Beim Elektroantrieb wird es auch
künftig bleiben. Dieser könnte – und da würden sich zwei
mit dem gleichen Pioniergeist treffen – von Tesla-Chef
Musk kommen.
*
Damit Ihr Traumgarten
kein Traum bleibt!
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edition 3*15 deluxe 75
Farm. Fünf Autostunden von Buenos
Aires entfernt liegt der Rückzugsort
von Yello-Mastermind Dieter Meier.
76 deluxe edition 3*15
DOMIZIL
IM STALL
DES MILLIONÄRS
Wo früher Rennpferde standen, entstehen jetzt Songtexte für die
Band Yello: Dieter Meiers Schreibtisch steht in einem ehemaligen
Pferdestall in Argentinien. Auf seiner Farm zieht sich der Musiker seit
20 Jahren zurück und züchtet ganz nebenbei auch noch Rinder.
von Claudia Scholz, Fotografiert von Jan Riephoff
edition 3*15 deluxe 77
DOMIZIL
„Man lebt hier nach einem anderen Rhythmus,
alles ist entschleunigt.“
D
rei- bis viermal im Jahr fährt der Schweizer
Musiker und Unternehmer Dieter Meier auf
seinen argentinischen Landsitz und schaut nach
seinen Ländereien. Mit seinen Viehzüchtern
reitet der 70-Jährige dann über die grünen
Weiden der Pampa Húmeda, der feuchten Grassteppe im
Osten Argentiniens. „Ich spiele nicht Amateur-Gaucho, ich
treibe keine Rinder vor mir her, aber das Land, das man
bebaut, sieht man am besten vom Pferd aus“, erzählt er.
Seine Estancia – so nennt man eine argentinische Farm – ist
ein typischer Dieter-Meier-Ort: produktiv und ästhetisch
zugleich. Dieter Meier war schon vieles in seinem Leben,
professioneller Pokerspieler, Straßenkünstler, Musiker. Er
gründete 1978 die Elektro-Band Yello, die bereits zwölf
Millionen Platten verkaufte. Dass er heute zu den 300
reichsten Schweizern zählt, hat der Sohn eines Bankiers
auch seiner Beteiligung an der Schweizer Aktiengesellschaft Orell Füssli Holding zu verdanken.
78 deluxe edition 3*15
Und seit einigen Jahren ist er eben auch Rinderzüchter, der
das Fleisch seiner Tiere in seinen eigenen Restaurants
serviert, zuletzt hat er ein Lokal namens „Ojo de Agua“ in
Berlin eröffnet, zu Deutsch: Wasserauge. So heißt seine argentinische Farm, auf der er mehrere Monate im Jahr lebt.
„Alle meine Freunde und die ganze Familie kommen sehr
gern hierher“, sagt Meier, der Vater dreier Töchter und
eines Sohnes ist. Inzwischen nennt er Argentinien seinen
Hauptwohnsitz, aber er wohnt auch noch in Hongkong, auf
Ibiza und in Los Angeles.
20 Schlafzimmer und vier Salons
In der buchstäblichen Pampa kann er besonders gut
arbeiten. Seine Estancia liegt fünf Autostunden von Buenos
Aires entfernt. „Man lebt hier nach einem anderen
Rhythmus, alles ist entschleunigt.“ Nach dem Ende der
Militärdiktatur in Argentinien erwarb Dieter Meier 1996 die
Estancia „Ojo de Agua“ mitsamt Pferdeställen und einem
Landhaus aus dem 19. Jahrhundert.
Passion. „Ich spiele hier nicht Amateur-Gaucho, ich
treibe keine Rinder vor mir her, aber das Land, das man
bebaut, sieht man am besten vom Pferd aus.“
edition 3*15 deluxe 79
DOMIZIL
„Ich liebe es, wie die mechanischen Hämmerchen die Buchstaben aufs Papier werfen. Das ist fast wie Klavierspielen.“
Die 20 Schlafzimmer und vier Salons zeugen vom nahezu
fürstlichen Lebensstil des Erbauers Pedro Luro, einem
Farm-Pionier in der Pampa. Sein Gestüt für Rennpferde
erlangte Ruhm weit über die Grenzen Argentiniens hinaus.
Die Erben der Estancia, die das Anwesen an Meier
verkauften, ließen Familienalben und einige 1970er-JahreMöbel zurück, die Meier gegen antikes, argentinisches
Mobiliar austauschte. „Den Rest des Erbes habe ich in das
Haus integriert.“
An den Wänden hängen Fotos der ehemaligen Bewohner
und ihrer Rennpferde, im Stall stehen die alten DerbyPokale. Auch die Bibliothek der Familie übernahm der
Schweizer, darunter einige Bücher aus den Anfängen des
Buchdrucks. „Ein unendlicher Schatz für einen Geschichtsinteressierten wie mich“, sagt Meier.
Im Stall entstehen jetzt Songtexte
Einen der Pferdeställe von 1891 hat er zum rustikalen Atelier
umgebaut. Hier steht nun seine Schreibmaschine. „Ich liebe
es, wie die mechanischen Hämmerchen die Buchstaben aufs
Papier werfen. Das ist fast wie Klavierspielen.“ Auf ihr
schreibt er Essays und Songtexte, auch für das neue YelloAlbum, das im Herbst erscheinen wird. Überall stehen filigrane Silberfiguren aus den Andenregionen, die er auf Antik80 deluxe edition 3*15
märkten findet. „Mich fasziniert die Mischung aus europäischer Silberschnitzkunst und indianischen Einflüssen.“
Zu essen gibt es auf der Farm all das, was außen herum im
Garten und auf den Äckern wächst. „Zu 90 Prozent versorgen
wir uns selbst“, versichert Meier. Auf dem fruchtbaren
Boden gedeihen Salat, Bohnen, Kartoffeln, Soja bestens. Der
Wein, der bei ihm auf den Tisch kommt und den er auch in
seinen Restaurants serviert, stammt von Weinbergen in
Mendoza, die ihm ebenfalls gehören. Auch Schafe züchtet
er, demnächst soll eine Nussplantage hinzukommen. In
Berlin sucht er übrigens gerade eine weitere Bleibe, am
liebsten wäre ihm eine große Altbauwohnung.
*
Zur Person
Ohne ihn wäre der Sound der Achtziger ein anderer. Dieter Meier, eben
erst 70 Jahre alt geworden, ist als Kopf des Elektropop-Duos Yello bekannt.
Aber der umtriebige Schweizer Bonvivant, Markenzeichen Schnurrbart
und Halstuch, der sich gern „Individualanarchist“ nennt, hat sich auch
als Performancekünstler, Filmemacher und Unternehmer einen Namen
gemacht. Seit 1996 engagiert sich Meier vor allem in der Rinderzucht und
im Weinbau.
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Bulgari schmückt sich mit einer
Kunstinstallation von Star-Architektin
Zaha Hadid. Die Pritzker-Preisträgerin ließ
sich dabei von der Ikone des Schmucklabels,
der Schlange, inspirieren. Ausgestellt wurde
das Werk im Bulgari Hotel Milano während
der Mailänder Möbelmesse. Bestaunt haben
es Schauspielerin Nastassja Kinski,
Designer Philippe Starck und der Shootingstar der Modewelt, der Wiener
Arthur Arbesser.
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Malvasia Nera Zolla 2012 Vigneti del Salento, Apulien, Italien
Salento: Licht und Stein.
Die Besonderheit dieser Region zeichnet sich aus durch die intensive
Lichteinstrahlung und den festen Stein mit speziellen Klimaverhältnissen.
Durch diese einmalige Atmosphäre können die Weinstöcke ihre aromatische Komplexität entwickeln.
Mit dem Malvasia Nera Zolla 2012 werden Eleganz, Finesse und samtige
Tannine vereint. In der Nase duftig nach Granatapfel, Himbeere, Kirsche,
getrockneten Blumen, zusammen mit ausdrucksstarken Farben. Ein Wein
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Aglianco Pipoli 2012 Vigneti del Vulture, Basilikata, Italien
Basilikata: Die Kraft des Vulkans.
Bereits die Griechen waren es, die die Vorfahren der Aglianco-Rebe in
die süditalienische Region Basilikata brachten. Angebaut auf dem Monte
Vulture, einem fruchtbaren vulkanischen Boden, der die ideale Voraussetzung für kräftige Weine mit ausgeprägtem Charakter bietet.
Der Aglianco del Vulture Pipoli 2012 verblüfft durch seinen Facettenreichtum: Noten von roten Früchten in Kombination mit Lakritz, Vanille
und schwarzem Pfeffer. Ein nachhaltiges Finale, mit einem vollen Körper
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Il Passo 2013 Vigneti Zabù, Sambuca, Italien
Sizilien – ein Weinland der Superlative.
Die unberührte Fläche von Sambuca in Sizilien ist ein Gebiet mit Weinbergen mit tausendjähriger Tradition. Vigneti Zabù bietet mit der Nähe zum
Lago Arancio nahezu perfekte Verhältnisse für das Traubenwachstum.
Ein absolutes Trinkvergnügen präsentiert der Il Passo 2013 durch ein
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Ihnen ins Haus!
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