the dark side of the moon» gravitation und

«THE DARK SIDE OF THE MOON»
GRAVITATION UND SCHWERELOSIGKEIT IN DER BERNER KUNSTSZENE
10 POSITIONEN, 10 KURZAUSSTELLUNGEN
PETER GYSI, 07.– 09.09.07
ALEXANDER EGGER, 05.– 07.10.07
KA MOSER, 02.– 04.11.07
DIETER SEIBT, 07.– 09.12.07
BURKHARD HILTY, 18.– 20.01.08
MARKUS FURRER, 01.– 03.02.08
HEINZ MOLLET, 07.– 09.03.08
CHRISTINE FREUDIGER, 04.– 06.04.08
PAUL LE GRAND, 02.– 04.05.08
ERNESTO NICOLAI, 06.– 08.06.08
Ernesto Nicola Nicolai
Ernesto Nicola Nicolai ist mit seinen «interventi spaziali», seinen Untersuchungen im Raum, dem Unsichtbaren
auf der Spur. Movens seiner Arbeit ist die Frage «Wie stark sind wir von Sachen beeinflusst, die wir gar nicht
wahrnehmen?» Nicolai denkt dabei an Phänomene wie Schallwellen oder Elektrosmog. Sein Thema berührt somit
leicht die Grenzen zur Naturwissenschaft, doch der Berner Künstler, der seine Ausbildung an den Kunstakademien in L’Aquila und Rom erhalten hat, behandelt es immer rein künstlerisch.
Angefangen hat Nicolai mit dem Versuch, das Unsichtbare sichtbar zu machen, das Unfassbare in eine abstrakte
künstlerische Form zu bringen. Auf seinen frühen Bildern aus den späten 1980er Jahren löste er Wolken und
Himmel zu einzelnen Farbfelder auf. Das Farb- und Formvokabular seiner Bilder variierte im Lauf seiner künstlerischen Entwicklung, ging mal ins feurig Explosive, mal ins wasserweich Gewellte. Hin und wieder kombinierte
er seine Malerei mit experimentellen Sounds. Schliesslich fand er in der Erscheinung des Pilzes ein Symbol für
jene unsichtbaren Kräfte, denen er nachspürte. Pilze reagieren sehr sensibel selbst auf schwache Umwelteinflüsse. Zudem spielt sich das wahre Leben der Pilze selbst im Unsichtbaren ab. Das, was landläufig als Pilz bezeichnet
wird, ist nur der Fruchtkörper, der eigentliche Pilz lebt als unterirdischer Körper, als so genanntes Myzel.
Mit dem Pilz hat Ernesto Nicola Nicolai, der 1960 in Bern geboren wurde, ein Motiv gefunden, das er sich mit
unterschiedlichsten Techniken bearbeiten kann. In einer eher bildhaft nachempfindenden Annäherung entstanden
Anfang der 1990er Jahre Pilze aus Pappmaché. Bei Ausstellungen in der Loeb Galerie oder der Dampfzentrale
legte Nicolai sogar Beete an, aus denen weisse Champignons mit der für Pilze üblichen Plötzlichkeit hervorsprossen. 1995 wandte er sich dann dem unsichtbaren Teil der Pilze zu. Zwei Jahre lang arbeitete er an einem Myzel.
Aus zu Fäden gezogener Stahlwolle erstellte er ein spinnwebartiges Netz, das 1998 die Galerie Francesca Pia in
einen geheimnisvollen Raum verwandelte.
Einem zwar oberirdischen, dennoch unsichtbaren Teil des Pilzkorpus hat Nicolai sich in den letzten Jahren zugewandt: den mikroskopisch feinen Sporen, die der Vermehrung des Pilzes dienen. In der Serie «Sporenfänger»
fotografiert Nicolai Berggipfel, die eine natürliche Grenze für den Sporenflug darstellen. Auch für Lebewesen, die
für uns unsichtbar in den Lüften schweben, ist die Welt nicht ohne Barrieren.
Alice Henkes
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