8. Kapitel: Fixes und zirkulierendes Kapital 1. Die Formunterschiede In diesem Kapitel behandelt Marx zwei unterschiedliche Formen des produktiven Kapitals in P. Diese bewirken dabei auch zwei verschiedene Umschlagszeiten des jeweiligen Kapitalwerts. Marx verweist hier auf das 6. Kapitel im ersten Band, in dem das konstante und das variable Kapital beschrieben werden. Ein Teil des konstanten Kapitals geht dabei nicht unmittelbar in der produzierten Ware auf, sondern behält seine selbstständige Form gegenüber dem Produktionsprozess. Dies sind die Arbeitsmittel. Ihr Wert wird dabei nur indirekt und Stückchenweise auf die produzierten Waren übertragen. Er ergibt sich zunächst aus ihrer durchschnittlichen Lebensdauer ( Marx zieht im ersten Band einen Vergleich zu Lebensversicherungen, in denen aus der durchschnittlichen Lebensdauer eines Menschen Schlüsse gezogen werden, 1. Band S. 218). Eine besondere Eigentümlichkeit besteht darin, dass hier ein Teil des vorgeschossenen Kapitalwerts nicht weiterzirkuliert, sondern in Form der Arbeitsmittel in der Produktionssphäre fixiert bleibt. Daher nennt Marx diesen Teil des produktiven Kapitals fixes Kapital. Eine weitere Eigentümlichkeit besteht darin, dass hier der Kapitalwert nicht in seiner Gebrauchsform zirkuliert, dieser nicht in die Ware eingeht, sondern nur sein Wert. Das ist jedoch keine wesentliche Eigenschaft von fixem Kapital. So geht auch ein Teil der Hilfsstoffe, wie etwa Kohlen oder Leuchtgas nicht in seiner besonderen stofflichen Form in die Warenbildung ein. Der Unterschied zu fixem Kapital ist hier jedoch, dass ihr kompletter Wert in die Zirkulation eingeht und sie daher in einer Produktionsperiode vollständig verzehrt werden. Für die Wiederholung der Produktionsperiode muss daher ihr Wert erneut vorgeschossen werden. Die Bestimmung, die einem Teil des in Produktionsmitteln ausgelegten Kapitalwerts den Charakter des fixen Kapitals gibt, liegt ausschließlich in der eigentümlichen Weise, worin dieser Wert zirkuliert. ( S. 160f.) Fixes Kapital bestimmt sich dabei ausschließlich durch seine Funktionsweise im Produktionsprozess ( ein Ochse kann z. Bsp. beide Formen des produktiven Kapitals annehmen, als Arbeitsvieh ist er fixes Kapital, ein Arbeitsmittel, als Mastvieh Rohstoff und Arbeitsgegenstand). Daher rührt auch die Verwirrung in der bürgerlichen Ökonomie, die über diese besondere Form vorherrscht, da oftmals besondere stoffliche Eigenschaften von fixem Kapital zu dessen Bestimmung herangezogen werden ( etwa die Beweglichkeit bzw. Unbeweglichkeit). Es ist jedoch das wesentliche Merkmal, dass hier ein Teil des Wertes fixiert bleibt. Der Grad seiner Fixiertheit wächst dabei mit der durchschnittlichen Lebensdauer der Arbeitsmittel, die Proportion, worin es Wert abgibt, steht immer im umgekehrten Verhältnis zu seiner gesamten Funktionszeit ( S. 159). Dass heißt, umso mehr Produktionsperioden ein Arbeitsmittel funktioniert, umso weniger Wert gibt es an die einzelne Ware weiter. Dieser richtet sich dabei an den Verlust seines Wertes in der Gebrauchsform. Fixiert ist dabei jedes Kapital bis zu einem gewissen Grad in der Produktion. Entscheidend ist hierbei jedoch ob der Wert der jeweiligen Produktionsmittel innerhalb einer Produktionsperiode weiter zirkuliert, dass heißt komplett im fertigen Produkt erscheint oder nur allmählich, über mehrere Produktionsperioden weitergegeben wird. Hieran entscheidet sich die Trennung in zirkulierendes Kapital auf der einen und fixes Kapital auf der anderen Seite. Diese eigentümliche Zirkulation bewirkt dabei ebenso eine eigentümliche Form des Umschlags. Der Teil des Werts, den das Arbeitsmittel in der Produktion durch Abnutzung verliert, geht in die Ware ein und verwandelt sich durch ihren Verkauf in Geld. Das heißt der Wert des fixen Kapitals existiert im Grunde genommen in zwei Formen. Sein Wert erhält also jetzt Doppelexistenz. Ein Teil desselben bleibt an seine, dem Produktionsprozess angehörige Gebrauchs- oder Naturalform gebunden, ein andrer Teil löst sich von ihr ab als Geld ( S. 164). Dabei nimmt der Wert in der Naturalform beständig ab, während er sich durch die Zirkulation der Waren in Geld verwandelt. Allerdings wird, anders als beim zirkulierenden Kapital, der Wert nicht beständig in neue Produktionsmittel verwandelt vor jedem neuen Kreislauf. Dies geschieht erst wenn das Arbeitsmittel komplett zerschlissen ist und neu ersetzt werden muss. Das bedeutet, dass die Umschlagszeit des fixen Kapitals von der der anderen Kapitalbestandteile auseinander fällt. Sie richtet sich nach der Funktionsdauer der Arbeitsmittel. Der Wert, der sich dabei beständig in Geld verwandelt, wird in der Regel in einem Reservefonds ( Amortisationsfonds in den Unternehmen) bis zum Ankauf und Ersatz der Arbeitsmittel, angelegt. Diese eigentümliche Umschlagszeit des Wertes des fixen Kapitals nimmt Marx auch zum Grund, um den Wert der Arbeitskraft ebenso zum zirkulierenden Kapital zu zählen. Ihr Wert muß wie der von Rohstoffen beständig ersetzt und neu vorgeschossen werden, ihr Umschlag erfolgt dabei kontinuierlich, während sich der Umschlag des fixen Kapitals bruchweise vollzieht, erst nach dem Ablauf einer bestimmten Zeitdauer, ihr Umschlag also mehrere Umschläge des zirkulierenden Kapitals beinhaltet. Deshalb ist es auch wichtig die Unterscheidung in fixes und zirkulierendes Kapital von jener in konstantes und variables Kapital zu trennen. Dieser wird gemacht aufgrund von unterschiedlichen Funktionen im Verwertungsprozess, jener aufgrund der unterschiedlichen Form des Umschlags. Dabei betrifft dieser Formunterschied ausschließlich die Bestandteile des produktiven Kapitals. Er betrifft weder das Waren, noch das Geldkapital. Diese existieren zwar beide in der Zirkulationssphäre haben aber nichts mit dem zirkulierenden Kapital des produktiven Kapitals zu tun. Geldkapital und Warenkapital mögen noch so sehr als Kapital fungieren und noch so flüssig zirkulieren, sie können erst dann flüssiges Kapital im Gegensatz zu fixem werden, sobald sie sich in flüssige Bestandteile des produktiven Kapitals verwandelt. ( S. 168). 9. Kapitel: Der Umschlagszyklen. Gesamtumschlag des vorgeschossenen Kapitals. Die Entwicklung des fixen Kapitals und seine Lebensdauer bestimmen dabei ebenso die durchschnittliche Lebensdauer des Kapitals in seinen industriellen Anlagen. Marx geht hier von einer durchschnittlichen Lebenszeit von 10 Jahren. Dabei spielt jedoch nicht nur der physische Verschleiß des fixen Kapitals eine Rolle, sondern auch ihr moralischer Verschleiß. Das heißt zum Beispiel technische Entwicklungen der Produktionsmittel bedeuten ebenso einen Wertverfall der alten Produktionsmittel, auch wenn sie noch voll funktionsfähig sind. In der durchschnittlichen Lebensdauer des fixen Kapitals und seiner periodischen bruchweisen Erneuerung sieht Marx auch eine Grundlage periodischer Krisen gegeben. Durch diesen eine Reihe von Jahren umfassenden Zyklus von zusammenhängenden Umschlägen, in welchen das Kapital durch seinen fixen Bestandteil gebannt ist, ergibt sich eine materielle Grundlage der periodischen Krisen, worin das Geschäft aufeinanderfolgende Perioden der Abspannung, mittleren Lebendigkeit, Überstürzung, Krise durchmacht. ( 185f.) Zwar betont er, dass die Erneuerung und der Neukauf von Produktionsmitteln bei den einzelnen Kapitalen zu höchst unterschiedlichen Zeitpunkten erfolgt, allerdings sieht er in den Boomphasen und der Neubelebung nach einer Krise, in denen auch entsprechend in neue Produktionsmittel investiert wird, auch die Grundlage für einen gemeinsamen Umschlagszyklus dieser Teile des fixen Kapitals.
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