KIRCHE FINDET STADT – STADT FINDET KIRCHE

KIRCHE FINDET STADT –
STADT FINDET KIRCHE
Empirische Studie zur Citypastoral in Frankfurt am Main
Zusammenfassung der Ergebnisse und Schritte
zur Rezeption
Ein Werkstattbericht
© Branko Srot - fotolia.de
2
Herausgeber
Fachstelle für katholische Stadtkirchenarbeit
Domplatz 3 - 60311 Frankfurt
Dezember 2015
Fotos: von den jeweiligen Einrichtungen zur Verfügung gestellt, Ausnahme Titelbild: fotolia.de
3
INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
Michael Thurn 5
Zusammenfassung der Studie 6
Kirche findet statt – Stadt findet Kirche. Ausgewählte Ergebnisse einer Umfrage
Michael N. Ebertz / Lucia A. Segler
6
Werkstattberichte
Zusammenfassung der Werkstattberichte 12
Der Caritasverband Frankfurt e.V. im Blick der Studie Gaby Hagmans
13
Die Internationale englischsprachige Gemeinde Sankt Leonhard im Blick der Studie Angelika Feuerbach
14
Die Katholische Akademie Rabanus Maurus im Blick der Studie Joachim Valentin und Dewi Maria Suharjanto
16
Die Katholische Erwachsenenbildung als Teil der Citypastoral Zur Perspektive und Bewertung der Studie „Kirche findet Stadt – Stadt findet Kirche“ aus Sicht der KEB
Hans Prömper
17
Der Kirchort Dom in der Pfarrei St. Bartholomäus im Blick der Studie Johannes zu Eltz
19
Der Kirchort Liebfrauen in der Pfarrei St. Bartholomäus im Blick der Studie „Die Fremden sind die besten Missionare der Kirche“
Christophorus Goedereis OFMCap
20
Die Offene Sprechstunde der Krisen- und Lebensberatung im Haus der Volksarbeit in der Studie „Kirche findet Stadt – Stadt findet Kirche“
Peter Rottländer
22
Die Stärken stärken – Punctum im Blick der Studie Michael Thurn
24
Die spirituelle Dimension im Prozess einer gemeinsamen katholischen Citypastoral in Frankfurt Helmut Schlegel OFM
25
Adressen und Kontaktmöglichkeiten 26
4
STUDIE
„KIRCHE FINDET STADT – STADT FINDET KIRCHE“
5
EINLEITUNG
Michael Thurn, Bezirksreferent
Die City von Frankfurt am Main ist geprägt durch passagere
Unverbindlichkeit und hohe Mobilität. Über 300.000 Pendler
kommen jeden Tag in die Stadt zum Arbeiten – so viele wie
nirgendwo sonst in Deutschland. Viele von ihnen arbeiten in
der City oder citynah. 4,5 Millionen Gäste besuchen die Stadt
jährlich mit einer sehr kurzen Verweildauer von durchschnittlich 1-2 Tagen. Neben Tagungs- und Messegästen sind es
vor allem auch Touristen, die im Rahmen ihres Aufenthalts in
Frankfurt die einschlägigen Orte in der City besuchen: Römer,
Paulskirche, Dom, aber auch die Einkaufsmöglichkeiten. Zur
City Frankfurts gehört die Haupteinkaufsmeile, die Zeil, eine
der umsatzstärksten Einkaufsstraßen Deutschlands. Auf der
Zeil sind pro Stunde über 10.000 Menschen unterwegs. Neben aller Kaufkraft sind Armut und Obdachlosigkeit sichtbar
präsent.
Seit dem 1.1.2014 besteht in Frankfurt-Mitte eine große
Pfarrei: Die Dompfarrei St. Bartholomäus, zu der rund 22.000
Katholiken in sieben Kirchorten gehören. Neben dem Dom
selbst gehört dazu auch die von Kapuzinern betreute Liebfrauenkirche, ein geistliches Zentrum in der Frankfurter City,
zugleich mit einem täglichen Angebot für Obdachlose im
Franziskustreff. Die zahlreichen angezündeten Kerzen im
Dom und Liebfrauen (zusammen über 2000 pro Tag) sind ein
Hinweis darauf, welche Anziehungskraft die Kirchen in der
City schon jetzt haben.
Außerdem liegen zahlreiche weitere katholische Einrichtungen in der City: Das neue Caritas-Haus, das sowohl die
Verwaltung als auch wichtige Beratungsstellen wie auch das
„Lebenshaus“ und eine Kindertagesstätte umfasst, und das
2007 eingeweihte Haus am Dom, das unter anderem Einrichtungen der Stadtkirche, der Erwachsenenbildung, Religionspädagogik und die katholische Akademie Rabanus Maurus
beherbergt und zudem zu einem wichtigen Veranstaltungsund Tagungsort geworden ist. Die Krisen- und Lebensberatung im Haus der Volksarbeit liegt zwar am Rand der City,
ist aber aufgrund des hoch nachgefragten Beratungsangebots eine wichtige Anlaufstelle für die City. Mitten in der City
nahe der Zeil dagegen befindet sich „punctum“ als niedrigschwellige citypastorale katholische Kontaktstelle. Die internationale englischsprachige Gemeinde wird nach Sanierung
der in der City direkt am Main liegenden St. Leonhardskirche
dorthin zurückkehren und ist somit als citypastoraler Akteur
mit zu bedenken.
Die hohe Dichte katholischer Einrichtungen und Institutionen
ist eine Chance und aufgrund der jeweils eigenen Geschichten und Hintergründe sowie der unterschiedlichen Zielgruppen, Zielsetzungen und Arbeitsweisen zugleich auch eine
Herausforderung. Ebenso als Herausforderung ist die ausgeprägte Passantenmentalität der Menschen in der City zu
sehen, die die Citypastoral grundlegend von der klassischen
pfarrlichen Pastoral unterscheidet.
Um in der City Frankfurts gemeinsam und zeitgemäß missionarisch Kirche sein zu können, war es notwendig, belastbare
Informationen darüber zu erhalten, wie die einzelnen Einrichtungen und Institutionen von den Menschen in der Frankfurter City wahrgenommen werden.
Aus diesem Grund hat der Gesamtverband der katholischen
Kirchengemeinden in Frankfurt im April 2013 eine empirische Studie zur katholischen Präsenz in der City von Frankfurt „Kirche findet Stadt – Stadt findet Kirche“ beim Institut
für angewandte Forschung, Entwicklung und Weiterbildung
an der Katholischen Hochschule Freiburg in Auftrag gegeben.
Durchgeführt wurde die Studie von Prof. Dr. Dr. Michael N.
Ebertz und Lucia A. Segler.
Die Leitfrage der Studie lautete: Was erschwert und was fördert und erleichtert es, Menschen in der City von Frankfurt
mit der Frohen Botschaft in Berührung kommen zu lassen?
Zu den umfangreichen Erhebungsinstrumenten gehören:
Zwei Fragebogenaktionen in den beteiligten Einrichtungen
und Institutionen (die erste als Testlauf), Befragungen und Interviews, Fotodokumentationen, teilnehmende Beobachtung,
Analysen der Homepages und Öffentlichkeitsarbeit u.a.m.
Im Januar 2015 wurde die Studie den untersuchten Einrichtungen und Institutionen präsentiert. Neben der Rezeption
in den jeweiligen Einrichtungen und Institutionen wurde ein
gemeinsamer Auswertungsprozess angestoßen, der nun begonnen hat. Dieser Prozess hat die durch die Ergebnisse der
6
KIRCHE FINDET STADT –
STADT FINDET KIRCHE:
Ausgewählte Ergebnisse einer Umfrage
Prof. Dr. Dr. Michael N. Ebertz/Lucia Segler, Freiburg
Studie gestützte Optimierung der Vernetzung der Citypastoral zum Ziel. Begleitet wird der Prozess ebenfalls von Prof. Dr.
Dr. Michael N. Ebertz und Lucia A. Segler. Für die finanzielle
Unterstützung des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken sind wir dankbar.
Gemeinsam wurde entschieden, die Studie nun zu veröffentlichen. Zugleich haben Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Einrichtungen und Institutionen ihre Sicht auf die
Studie und deren Ergebnisse zusammengefasst. Da der Stand
der Rezeption unterschiedlich ist, im Blick auf das Ganze der
Citypastoral jedoch am Anfang steht, haben diese Zusammenfassungen ausdrücklich Werkstattcharakter. Sie sind vorläufig und beanspruchen nicht, umfassend zu sein. Die Beiträge sind auch nicht durch Gremien o.a. der Einrichtungen
und Institutionen autorisiert, sondern stellen die persönliche
Einschätzung der Verfasserinnen und Verfasser dar. Den Beiträgen geht eine knappe thesenhafte Zusammenfassung der
Studie durch deren Autorinnen und Autoren voraus. Der AK
Citypastoral hat einen geistlichen Begleiter, dessen Perspektive ebenfalls dokumentiert ist.
Der Werkstattcharakter der Texte wurde für die Veröffentlichung auch in der Form beibehalten. Auch auf eine sprachliche Angleichung wurde darum verzichtet. Die Rezeption der
Studie ist ein im Gang befindlicher Prozess.
09. November 2015
Die acht Orte der katholischen Citypastoral in Frankfurt am
Main haben das Zentrum für kirchliche Sozialforschung
(ZEKIS) an der Katholischen Hochschule Freiburg mit einer
umfassenden soziologischen Untersuchung zur Außenwahrnehmung dieser Orte beauftragt, an der auch Studierende
mitwirkten. Sie wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Dr.
Michael N. Ebertz und Lucia Segler durchgeführt und hatte
die. Leitfrage: Was erschwert und was fördert und erleichtert es, Menschen in der City von Frankfurt an den Orten der
Citypastoral mit der Frohen Botschaft in Berührung kommen
zu lassen?
Zum Einsatz kamen unterschiedliche Forschungsmethoden:
Dokumentenanalysen, Websiteanalysen und –einschätzungen, leitfadengestützte qualitative Interviews mit ‚Stammbesucher(innen)‘ der einzelnen Einrichtungen, mit Passant(inn)en,
Teilnehmende Beobachtungen, fotodokumentarische Methoden zur ‚vestimentären Kommunikation‘ sowie Befragungen
der Besucher(innen) mittels eines standardisierten Fragebogens. Dabei erfolgte die Auswahl der Befragten über eine
selbstselektive Gelegenheitsstichprobe. Hierzu waren die Verantwortlichen vor Ort gebeten, innerhalb eines bestimmten
Zeitraums (12.06. bis 28.07.2014) die Fragebögen auszulegen und die Besucher(innen), die gerade anwesend waren,
zur Teilnahme zu animieren. Eine repräsentative Stichprobe
wäre wünschenswert gewesen, kam aber schon deshalb
nicht in Frage, weil die Grundgesamtheit der Besucher(innen)
nicht bekannt ist. Eine randomisierte Stichprobe ließen die
zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht zu. Der Nachteil
einer Gelegenheitsstichprobe, der darin liegt, die Ergebnisse nur eingeschränkt verallgemeinern zu können, wurde
dadurch ausgeglichen, dass eine Replikationsstudie (10.04.
bis 30.04. 2014) durchgeführt wurde, die eine ähnliche Fragestellung mit mehrheitlich gleichen Fragen verfolgte und
tatsächlich zu weitgehend übereinstimmenden Ergebnissen
führte. Auch die Ergebnisse der Untersuchungen, die mit den
anderen Methoden erzielt wurden, stützen den Befund der
Befragung von insgesamt nahezu 1000 Besucher(inne)n. Er
kann in folgenden Punkten zusammengefasst werden:
1. Der Dom wird bei der Frage, welche Orte der Citypastoral bekannt sind, von den Befragten oft an erster Stelle
7
genannt, aber bei einigen auch als einzige bekannte Kirche. Viele der – auch auf der Straße als Passantinnen
und Passanten – Befragten kennen mehrere Orte der
Citypastoral in der Frankfurter Altstadt, insbesondere die
markanten Kirchengebäude (Dom, Liebfrauen, St. Leonhard). Sie nehmen sie tendenziell als zusammengehörig,
als Ensemble, war. Dabei ziehen sie in ihrer Raumsynthese nur noch selten Konfessionsgrenzen (beziehen z.B. die
Katharinenkirche ein) und rechnen häufig auch die Paulskirche diesem Ensemble zu. Allerdings ‚hängen‘ die acht
Orte der Citypastoral unterschiedlich eng zusammen,
wenn man die per Fragebogen erfassten ‚Wanderrouten‘
der Befragten zur Kenntnis nimmt. Wer sich an einem Ort
der Citypastoral befindet, läuft bestimmte andere Orte
des Ensembles an, andere aber auch nicht.
2. Viele dieser Orte werden von Passantinnen und Passanten in der Frankfurter City – wohl auch angesichts
des Mangels an „öffentlichen innerstädtischen Plätzen,
die zum Verweilen und als Treffpunkte einladen“ (Marianne Rodenstein) – zur Rekreation genutzt. Dies gilt
auch für die jüngeren Orte der Caritas (‚Lebenshaus‘)
und für das ‚Punctum‘, das in jüngster Zeit eine völlig
neue Konzeption erhielt und sich zu einer Art informationeller ‚Clearingstelle‘ im Ensemble der Citypastoral weiterentwickeln kann. Wie die Befragung zeigt, kommen
ins ‚Punctum‘ überdurchschnittlich viele Menschen ganz
spontan und ungeplant. Dies gilt auch für ‚Liebfrauen‘
mit seinem mystischen Innenhof, an den das ‚Punctum‘
direkt angrenzt, und der viele Menschen anzieht. Auch
die anderen Orte zeichnen sich dadurch aus, dass sie
unterschiedliche ‚Stammpublika‘ haben. Vielen Orten
gelingt es aber auch in überdurchschnittlicher Weise, für
Neuzugang offen zu sein: Die ‚Krisen- und Lebensberatung‘, ‚Punctum‘, die Katholische Erwachsenenbildung,
der Dom.
3. Auch bestimme Milieus zeichnen sich dadurch aus, dass
sie die Orte der Citypastoral eher ungeplant aufsuchen.
Es sind die Spaß, Unterhaltung und Unabhängigkeit liebenden ‚Sensation-Oriented‘.1 Allerdings gehört diese
1
Milieugruppe nicht zu den Hauptnutzer(inne)n der Orte
der Citypastoral in Frankfurt. Auch die effizienz- und karriereorientierten ‚Performer‘, von denen es ja in Frankfurt
viele gibt, kommen weniger. Von den vier unterschiedenen Milieugruppen herrschen eindeutig zwei Milieugruppen vor, die sich auch mit den Orten der Citypastoral
hochgradig identifizieren: Die Sinus-Milieu-Schwerpunkte liegen zum einen bei den pflicht-, status- und distinktionsbewussten ‚Established‘ und zum anderen bei den
bodenständigen, auf Sicherheit und Ordnung setzenden
‚Traditionals‘. Das Sozialprofil der Citypastoral zeigt somit eine deutliche ‚Milieuschlagseite‘, der nur in einigen
Orten durch Besucherinnen und Besucher aus den beiden anderen Milieugruppen leicht gegenbalanciert wird.
Anders gesagt: Die jungen leistungs- und hedonistisch
orientierten Milieugruppen werden durch die Frankfurter
Citypastoral kaum erreicht.
4. Im Übrigen zeigt das Sozialprofil derjenigen, welche die
pastoralen Orte in der Frankfurter City erreichen und die
Fragebögen ausgefüllt haben, folgende Züge:
> Sie zeigen ein breites Altersspektrum (9-94) mit vergleichsweise hohem Durchschnittsalter: bei gut 50
Jahren (Durchschnittsalter der Frankfurter Einwohner:
41,28; der Bevölkerung in Deutschland: 45,7)
> Mehr als die Hälfte (57,7%) sind weiblich.
> Ein gutes Drittel ist verheiratet (36,1%), ein knappes
Drittel ledig (32,7%). Die Übrigen sind geschieden oder
getrennt (13,1%) oder leben in anderen – von der Kirche nicht legitimierten – privaten Lebensformen (9,3%).
Der Anteil der Geschiedenen (14,1%) und Verwitweten
(9,2%) unter den Frauen ist erheblich höher als unter
den Männern (5,4% bzw. 1,6%). Der Anteil der Verheirateten unter den Frauen ist um knapp 10 Prozent geringer
(32,5%) als unter den Männern (42,0%).
> Mehr als die Hälfte der Männer (58,7%) sind Akademiker; deren Anteil unter den Frauen liegt bei 45,8%.
5. Differenziert man nach den acht verschiedenen citypastoralen Orten, die den Untersuchungsauftrag gegeben haben, dann zeigen diese ein je unterschiedliches
Im Fragebogen kam ein Indikator von vier Milieugruppen des Heidelberger Sinus-Instituts zum Einsatz.
8
Sozialprofil: So ist z.B. die Wahrscheinlichkeit, jüngere
Menschen oder Männer anzutreffen, an bestimmten Orten höher als an anderen. Auch haben die acht Orte unterschiedliche Milieuprofile: So erreicht die ‚Krisen- und
Lebensberatung‘ überdurchschnittlich viele Menschen
aus den etablierte Milieus und aus der Milieugruppe der
‚Performer‘, aber nur unterdurchschnittlich viele Menschen aus den traditionellen Milieus. ‚Punctum‘ wird
auch von überdurchschnittlich vielen ‚Sensationsorientierten‘ angelaufen, aber nur unterdurchschnittlich von
den ‚etablierten‘ Milieus.
6. Dies gilt auch für das Religionsprofil der Besucher(innen): Es kommen nicht ‚nur‘ Katholik(inn)en. Bei der
Caritas und beim ‚Punctum‘ sind sie sogar in der Minderheit. In der ‚Krisen- und Lebensberatung‘ sind nicht
nur die Katholik(inn)en in der Minderheit, sondern die
kirchlich Gebundenen überhaupt. Überdurchschnittlich
viele Evangelische finden sich unter den Besucher(inne)n
der Caritas und der Katholischen Erwachsenenbildung.
Diese und die Akademie Rabanus Maurus erreichen
knapp 50 Prozent Nicht-Katholiken und Nicht-Katholikinnen. Andere Orte sind ‚katholischer‘ geprägt: die englischsprachige Gemeinde, ‚Liebfrauen‘, aber auch die Besucher(innen) des Doms, die den Fragebogen ausgefüllt
haben. Aber auch diese Orte sprechen – wie viele andere
– aus den Kirchen Ausgetretene an. Mehr als jeder fünfte
Befragte, welchen die Angebote der Akademie Rabanus
Maurus erreichen, ist aus der evangelischen oder katholischen Kirche ausgetreten. Auch Menschen, die sagen, dass sie mit ihrer Religionsgemeinschaft weniger
‚eng‘, sondern eher ‚kritisch verbunden‘ sind, werden
in großer Zahl – am einen Ort mehr, am anderen Ort
weniger - erreicht. Die ‚eng Verbundenen‘ herrschen vor
unter den Befragten der ‚Englischsprachigen Gemeinde‘,
von ‚Liebfrauen‘ und des Domes, die ‚kritisch Verbundenen‘ unter denjenigen der Katholischen Erwachsenenbildung – sie sind aber auch in ‚Liebfrauen‘ und in der
Akademie Rabanus Maurus stark vertreten. In letzterer
Einrichtung finden sich aber auch viele Befragte, die sich
als ‚religiös unverbunden‘ bezeichnen. Diese sind bei
der ‚Krisen- und Lebensberatung‘, bei der Caritas und
beim ‚Punctum‘ stark überdurchschnittlich vertreten. Die
Befragten der Einrichtungen der Frankfurter Citypastoral
haben somit recht unterschiedliche Religionsprofile.
Diese unterscheiden sie noch markanter als die jeweiligen Sozialprofile.
7. Die meisten der Befragten wurden über persönliche
Netzwerke auf den einen oder anderen citypastoralen
Ort aufmerksam – oder man kennt sie eben in Frankfurt
und darüber hinaus, haben sie doch eine weite sozialgeographische Ausstrahlungskraft, gemessen an den über
Postleitzahlen gemessen Einzugsradius der Befragten.
Viele von ihnen sind mit einigen dieser Orte gleichsam
aufgewachsen: über Gottesdienstbesuche, persönliche
Empfehlungen und Einladungen, über institutionelle Vermittlung und Mundpropaganda. Andere – eher indirekte
– Medien haben nur in Einzelfällen Bedeutung: facebook
(z.B. für die Englischsprachige Gemeinde), Onlineportale
(‚Krisen- und Lebensberatung‘), Veranstaltungshinweise
in den Zeitungen (Akademie Rabanus Maurus), Plakate
oder auch Programmhefte (Erwachsenenbildung, Akademie Rabanus Maurus). Allerdings zeigt sich wieder: Jeder
dieser citypastoralen Orte hat nicht nur ein eigenes
Sozialprofil und Religionsprofil seiner Besucherinnen
und Besucher, sondern auch ein je eigenes Medienprofil, womit er auf sich aufmerksam macht.
8. Diese Orte werden von den Befragten nicht nur zur Begegnung mit anderen Menschen und zum Verweilen, zur
Ruhe genutzt – Ruhe suchen übrigens Besucherinnen
und Besucher aus allen Milieus, mehrheitlich sogar die
‚Sensationsorientierten‘. Auch diese zünden – mehrheitlich in ‚Liebfrauen‘ – Kerzen an. Dieses Ritual ist eine
Praxis, die alle Milieus verbindet. Andere Tätigkeiten
trennt die Milieus: Gottesdienste und Beichte. Viele suchen einen Impuls für ihre Lebensorientierung und Information wie Reflexion über ‚Gott und die Welt‘. Auch
im Blick auf die nachgefragten Tätigkeiten zeigen die
citypastoralen Orte unterschiedliche Profile. Während Orte
mit Komplett-Angebot – vom Gottesdienst über caritative
9
Tätigkeit bis zur Bildung – darunter sind (Liebfrauen, Leonhard), gibt es andere mit Spezialangeboten: z.B. Beratung und Therapie in der Krisen- und Lebensberatung
oder der Caritas, Bildungsangebote im Haus am Dom.
9.Die Erfahrungen der Befragten mit den Angeboten der
Citypastoral sind weitgehend positiv, auch dann, wenn
sie sich mit ihnen nicht ‚eng verbunden‘ wissen: „Hier
hat man Zeit für mich“, sagen viele, „hier erlebe ich
Gastfreundschaft“, „hier kann man gut ins Gespräch
kommen“. Sehr viele erleben an diesen Orten soziale Anerkennung: „Hier werde ich akzeptiert“, so, wie ich bin.
„Perspektivwechsel“, „Horizonterweiterung“, „Orientierung“ – das sind andere Stichworte, die die meisten Befragten mit der Frankfurter Citypastoral verbinden; und
sie sind dankbar für die dort gemachte Erfahrung von
Kompetenz, Engagement und Offenheit. Missionarische
Zudringlichkeit erleben sie dort nicht, aber selten auch
Mitgestaltungs- und Einflussmöglichkeiten. Die stärksten
Partizipationschancen scheint die Englischsprachige Gemeinde zu bieten. An anderen Orten herrscht diesbezüglich Kritik vor: Gut 50% der Befragten konstatieren diese
‚Partizipationslücke‘, überdurchschnittlich im ‚Punctum‘,
aber auch in ‚Liebfrauen‘. Minderheiten sind es, die einigen Orten Schwächen attestieren, indem sie sagen:
> „Hier gibt es nichts, was mich anzieht“
(Dom: zustimmend: 16%);
> „Hier fühlen sich auch junge Menschen wohl“
(Akademie Rabanus Maurus: ablehnend: 38,5%;
Katholische Erwachsenenbildung: ablehnend: 38,5%);
> „Hier sind viele Leute nicht auf meiner Wellenlänge“
(Dom: zustimmend: 38,2%, Akademie Rabanus Maurus:
37,5%; Liebfrauen: zustimmend: 34%);
> „Hier erlebe ich eine eher geschlossene Gesellschaft“:
(Englischsprachige Gemeinde: zustimmend: 49%);
> „Hier erlebe ich Gastfreundschaft“ (Dom: ablehnend:
15,6%);
> „Hier ist man aus Überzeugung engagiert, nicht des
Geldes wegen“
(Katholische Erwachsenenbildung: ablehnend: 13%);
>
>
„Hier geht man auf meine Bedürfnisse ein“
(Liebfrauen: ablehnend: 25%);
„Hier erhalte ich Orientierung“
(‚Punctum: ablehnend: 39%; Akademie Rabanus Maurus:
ablehnend: 27%);
> „Hier erhalte ich Antwort auf meine Fragen“
(Dom: ablehnend: 23%);
> „Hier fühle ich mich eingeladen zum Innehalten“
(Punctum: ablehnend: 39%; Akademie Rabanus Maurus:
ablehnend: 27%);
> „Hier hat man Zeit für mich“
(Akademie Rabanus Maurus: ablehnend: 33,3%).
Immerhin bieten solche problematisierenden Wahrnehmungen auch Anlass zur kritischen Selbstreflexion und
stoßen Verbesserungsmöglichkeiten an. Nur für kaum
messbare Minderheiten haben sich deren – wie im einzelnen auch immer formierten Erwartungen – an die Orte
der Frankfurter Citypastoral nicht erfüllt. Die ‚sensationsorientierte‘ Milieugruppe ist am ehesten zurückhaltend,
wenn es um die positive Beurteilung ihrer Erwartungserfüllung geht.
10. Die acht Orte der katholischen Citypastoral erhalten von
denjenigen, die an der Befragung teilnahmen, unterschiedliche Weiterempfehlungs‚noten‘: Aber alle liegen
im positiven Bereich.
Freiburg, am 15. November 2015
Die vollständige Studie finden Sie unter:
www.frankfurt-katholisch.de
10
11
12
ZUSAMMENFASSUNG DER WERKSTATTBERICHTE
DURCH DIE AUTORINNEN UND AUTOREN
Caritasverband Frankfurt e.V.
Das Profil der Caritas als kompetenter Anbieter qualitativ
hochwertiger sozialer Dienstleistungen wird in der Öffentlichkeit wahrgenommen, dies wird jedoch weniger mit unserem christlichen Selbstverständnis in Verbindung gebracht.
Mangels Rücklauf an Fragebögen sind die Ergebnisse des
quantitativen Teils der Erhebung nur begrenzt auswertbar.
Internationale katholische Gemeinde englischer Sprache
Die internationale englischsprachige Gemeinde in Sankt
Leonhard stellt sich mit einem breiten Spektrum von Tätigkeitsinteressen der Befragten in vielen Punkten sehr ähnlich
dar wie die Dom- und Liebfrauengemeinde. Darüber hinaus
bietet sie Heimat für englischsprachige Einwanderer und
Menschen, die berufsbedingt auf Zeit hier leben, sie ist multinational. Die Gemeinde weist das „katholischste Profil“ aller
untersuchten Einrichtungen mit der engsten Kirchenverbundenheit der Besucher auf.
Katholische Akademie Rabanus Maurus im Haus am Dom
Aufmerksam für die Talente, Freuden und Sorgen der Stadtgesellschaft, initiiert und begleitet die katholische Akademie
Rabanus Maurus im Haus am Dom interreligiöse, kulturelle,
philosophische, soziale, politische und wirtschaftliche Diskurse. Die Studie zeigt, dass wir in unseren Anliegen glaubwürdig
sind. Personen, die mit dem Programm der Akademie vertraut
sind, kommen ohne Scheu vor Verurteilung. Unser Publikum
ist der Kirche kritisch verbunden bzw. unverbunden.
Katholische Erwachsenenbildung Frankfurt
Die Katholische Erwachsenenbildung ist Anbieterin von Bildungsveranstaltungen, welche sowohl Kirchengebundene als
auch Kirchendistanzierte erreicht. Dabei wirkt neben Bildung
und Qualifizierung die Begegnung mit anderen als wichtiges
Teilnahmemotiv. Als Stärken kann die KEB eine hohe Akzeptanz und Teilnehmendenbindung bei gleichzeitiger Offenheit
für neue und abwechslungsreiche Perspektiven, Orientierungen und Kontakte in das Netzwerk Citypastoral einbringen.
Kirchort Dom St. Bartholomäus in der Dompfarrei
Der Bartholomäusdom in Frankfurt ist seit alters her ein
Wahrzeichen der Stadt und ein Ankergrund der Geschichte im
Fluss der Zeit, der hier hurtiger fließt als anderswo. Das vermittelt ein Gefühl von Beständigkeit. Der Dom ist die Kirche,
die auch den Menschen einfällt, die sonst von Kirche nichts
wissen. Der Dom ist der katholischen Kirche von der Stadt zur
Verfügung gestellt, dass sie ihn offen halte. Das tun wir von
acht bis acht mit zurückhaltender Präsenz. Gottesdienste und
Musik machen täglich das „heilig öffentlich Geheimnis“ des
Glaubens zugänglich.
Kirchort Liebfrauen in der Pfarrei St. Bartholomäus
Schon der hl. Johannes Chrysostomos wusste im 4. Jahrhundert: „Die Fremden sind die besten Missionare für die Kirche.“ Wenn jemand von außen draufschaut, dann schaut er
anders drauf als diejenigen, die täglich draufschauen – und
die womöglich meinen, sie wüssten ohnehin, wie die Sache
zu laufen hat. Die Studie „Kirche findet Stadt – Stadt findet
Kirche“ war für uns so etwas wie eine Missionierung von
außen. Sie hat uns den Blick geschärft.
Offene Sprechstunde der Krisen- und Lebensberatung im Haus der Volksarbeit
Die Studie zeigt, dass viele Menschen, welche die Kirche nicht
(mehr) erreicht, unser Beratungsangebot wahrnehmen. Was
die Sinus-Milieu-Zuordnung der etwa 50 befragten Klienten
unserer Einrichtung betrifft, legt die Studie eine gezieltere Ansprache der „jüngeren“ Milieus nahe. Die Übereinstimmung
zwischen dem, wie wir sein wollen, und den Rückmeldungen
der Klienten ist erfreulich hoch. Eine vertiefte Vernetzung der
Anbieter dürfte das integrative und sozial sensible Profil der
Frankfurter Citypastoral deutlicher werden lassen.
Punctum – Begegnung, Information, Gespräch
Die Studie weist punctum als einen Ort aus, der neugierig
macht, offen ist und an dem tendenziell kirchendistanzierte Menschen Information, Gastfreundschaft, Akzeptanz und
gute Gesprächsmöglichkeit erfahren. Diese Stärken sind auch
im Blick auf die Vernetzung in der Citypastoral weiter auszubauen.
13
DER CARITASVERBAND FRANKFURT E.V.
IM BLICK DER STUDIE
Gaby Hagmans, Caritasdirektorin
Bestandteil der Studie „Kirche findet Stadt – Stadt findet
Kirche“ sind die Angebote und Dienste des Caritasverbands
Frankfurt e. V. in der Frankfurter Innenstadt. Im Einzelnen sind
dies: die Angebote des Lebenshauses und der Kita St. Leonhardt sowie die Beratungsdienste und Anlaufstellen, die
in die Caritas-Geschäftsstelle in der Alten Mainzer Gasse 10
integriert sind. In die durchgeführte Studie bzw. Befragung
sind daher insbesondere Rückmeldungen von Klienten der
Erstkontaktstelle, der Schuldner- und Suchtberatung sowie
von Tagungsgästen eingeflossen. Den geringen Rücklauf aus
dem Bereich der Caritas führen wir im Wesentlichen auf die
gewählte Methodik zurück, die aus unserer Sicht für diese
Zielgruppen eher ungeeignet ist. Die vorliegenden Ergebnisse
der Studie können aufgrund der geringen Rücklaufquote nur
als bedingt aussagekräftig gewertet werden, die inhaltliche
Richtung der Aussagen sind insgesamt für den Caritasverband nicht überraschend. Es lassen sich einige interessante
Tendenzen und Fragestellungen für uns aus den Ergebnissen
ableiten.
Die Caritas wird im Rahmen der Studie eindeutig und sehr
konkret als helfende Organisation wahrgenommen, die ein
breit gefächertes Dienstleistungsangebot mit hoher fachlicher Qualität vorhält. Dies wird u. a. daran deutlich, dass
100 Prozent der befragen Besucherinnen und Besuchern die
Caritas weiterempfehlen würden. Davon 91,7 Prozent „auf
jeden Fall“. Damit ist der Caritasverband an der Spitze aller
teilnehmenden Institutionen. Die Caritas wird darüber hinaus in besonderer Weise als fürsorglich, unterstützend und
kompetent erlebt. In diesem Zusammenhang liefert die Studie eindeutige Anhaltspunkte dafür, dass die Qualität unseres
Angebots grundsätzlich stimmt.
Ein erkennbares katholisches Profil der Caritas wird von
den Befragten hingegen eher weniger wahrgenommen. Dabei ist auch das Religionsprofil unserer Besucherinnen und
Besucher erwähnenswert. Nur ein Drittel der Befragten ist
katholisch und sogar die Hälfte der Befragten gibt bei der
Selbsteinschätzung an, keine Verbundenheit zu einer Religion
oder zur Kirche zu haben.
Als gefragter und geschätzter Dienstleister im sozialen System bietet die Caritas Frankfurt differenzierte Beratung,
Dienstleistungen und Hilfen für alle Menschen der Stadtgesellschaft an, die sich an uns wenden. Grundlage der Caritasarbeit ist dabei stets die Nächstenliebe in der Nachfolge Jesu.
Nächstenliebe wird insbesondere durch konkretes Handeln
sozial wirksam. Caritas ist neben Liturgie und Verkündigung
Wesensmerkmal der katholischen Kirche. Die Caritas muss
daher an der Qualität ihrer sozialen Dienstleistungen nichts
ändern, jedoch deutlicher machen, dass diese Dienstleistungen ihren Ursprung in unserem christlichen Selbstverständnis
haben. Im Hinblick auf die Ergebnisse der Studie stellen sich
daher aus meiner Sicht folgende zentrale Fragen für den Caritasverband Frankfurt e. V.:
> Welche Rolle nimmt die Caritas innerhalb der Stadtkirche ein bzw. wie können wir diese Rolle zukünftig weiterentwickeln?
> Wie kann sich die große Wirkkraft der Caritas als Teil der
katholischen Kirche besser entfalten?
> Wie können wir das katholische Profil der Caritas stärken, damit es von den Menschen, die unsere Dienste in
Anspruch nehmen, als Mehrwert und Qualitätsmerkmal
erlebt wird?
Diese Fragestellungen werden wir bei der Entwicklung unserer Strategie und der inhaltlichen Ausrichtung des Verbands
weiterhin in den Blick nehmen.
09. November 2015
14
DIE INTERNATIONALE ENGLISCHSPRACHIGE
GEMEINDE IN SANKT LEONHARD
IM BLICK DER STUDIE
Angelika Feuerbach, ehrenamtliches Gemeinderatsmitglied
Einleitend muss gesagt werden, dass sich die Erhebungen
auf die englischsprachige Gemeinde in Sankt Leonhard beziehen, die seit 2011 wegen Renovierungsarbeiten in der
Leonhardskirche im Meditationszentrum Heilig Kreuz in der
Ketteler Allee untergebracht ist. Dieser Standort weitab von
der Innenstadt beeinflusst die Zusammensetzung der Besucher. Spontane und Zufallsgäste fallen weg, ebenso die Touristen, deren Interesse dem kunsthistorisch interessanten Gebäude gilt. Die Gottesdienstzeit am Samstag um 19:30 Uhr
ist sehr spät für Familien und ungünstig für Alleinstehende,
die im Anschluss gemeinsam ausgehen wollen. Der Umzug in
die Leonhardskirche im Jahr 2017 könnte eine Veränderung
in der Besucherstruktur nach sich ziehen. Eine Erhebung danach würde sicherlich ein verändertes Bild ergeben.
Bezogen auf den Familienstand sind die Besucher am „bürgerlichsten“ mit 48,6% Verheirateten, jedoch auch 35,8%
Ledigen. Die Zahl der Geschiedenen oder getrennt Lebenden
ist deutlich kleiner als bei Dom und Liebfrauen. Der Anteil
derjenigen ist hoch, die den Gottesdienst gemeinsam mit anderen besuchen.
Es gibt keine Aussagen über die Verteilung der Befragten
nach Sinusmilieu-Quadranten bezogen auf die englischsprachige Gemeinde. Es ist zu vermuten, dass die Aussagen für
Dom und Liebfrauen hier übertragen werden können.
Dort stammen die derzeitigen Besucher aus den Milieugruppen der Established und Traditionals. Das bedeutet, dass zwei
Gruppen, nämlich die Performer und Sensationsorientierten,
nicht erreicht werden.
Überraschenderweise wurden die Besucher auf die Gemeinde mit 60 % über Facebook aufmerksam, danach kamen persönliche Vermittlung, Einladung, Kirchenbesuch, Mundpropaganda, Suchmaschine und Touristeninformation.
Als Grund des Aufenthaltes werden Gottesdienstbesuch,
Gebet, Impuls, Meditation, Begegnung, Beichte, Glaubensinformation, Kerzen und Sonstiges in der aufgeführten Reihenfolge genannt. Es überrascht die Nennung der Beichte mit
24,8% im Vergleich zu 16% in Liebfrauen.
Die Befragten nennen als Schwerpunkte der pastoralen
Handlungsbereiche bei der Suche nach Rat, Hilfe und Seelsorge die englischsprachige Gemeinde, ebenso die Caritas
und die Krisen- und Lebensberatung. Es ist erstaunlich, dass
die Befragung keine nennenswerte Verbindung von der englischsprachigen Gemeinde zu den beiden anderen genannten Einrichtungen gezeigt hat. Das bezieht sich auch auf die
Verbindung zur Katholischen Erwachsenenbildung, obwohl
in der Gemeinde seit über einem Jahrzehnt zahlreiche Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dieser Einrichtung durchgeführt wurden.
Die Gemeinde selbst wird von Besuchern der anderen Einrichtungen ebenso nicht als Ziel angegeben. Eine einseitige
Verbindung besteht zu Dom und Liebfrauen.
In der Bedeutung des Ortes für die Befragten zeigt sich, dass
die Zustimmungsrate zu Aussagen wie „Hier erhalte ich Sicherheit, hier erlebe ich Heimat, Gastfreundschaft, eine religiöse Atmosphäre, hier erfahre ich Unterstützung“ sehr hoch
ist. Die höchste Zustimmung aller befragten Einrichtungen
gab es zu der Aussage: „Hier fühlen sich junge Menschen
wohl“. Überrascht hat mich, dass die Empfindung einer geschlossenen Gesellschaft auf relativ hohe Zustimmung stieß.
Darüber wird zu beraten sein.
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass Verkündigung,
Seelsorge, religiöse Kommunikation und Diakonie von den
Besuchern in der angebotenen Form geschätzt werden. Die
Bedeutung des Ortes liegt für alle in der Sinus-Studie genannten Gruppen an erster Stelle im Gebet. Hier sind auch die
Performer und Sensations-Orientierten einbezogen. Für die
beiden Letztgenannten liegt das Interesse am Gottesdienst
unter 20 Prozent. Im Hinblick darauf, dass aus den Gruppen
der Performer und Sensationsorientierten das Bedürfnis nach
Meditation, Stille und Gebet und Kerzenanzünden als Anliegen genannt wird, stellt sich die Frage nach den richtigen
Angeboten für diese Menschen. Daraus ergibt sich eine Aufgabe für die gesamte City Pastoral. In der englischsprachigen
Gemeinde wird man darüber hinaus überlegen müssen, wie
15
Einrichtungen wie Caritas und Krisen- und Lebensberatung
besser bekannt gemacht werden können. Das Problem der
Verständigung muss geklärt werden, da viele Gemeindemitglieder nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen.
Aus diesem Grund werden die Angebote der Akademie Rabanus Maurus vermutlich nicht angenommen.
und solche, die nur als Touristen kommen. Mit dem Wissen
über die Ergebnisse der Befragung sollte man sich schon jetzt
darauf vorbereiten, Angebote für diejenigen bereitzuhalten,
die bis jetzt nicht von der Kirche erreicht werden konnten.
Das wird allerdings erneut einen großen ehrenamtlichen Einsatz voraussetzen.
Die hohen Zufriedenheitswerte der Besucher bei Themen wie
Horizonterweiterung, christlicher Umgang, religiöse Atmosphäre, Gastfreundschaft, Heimat, hohe Unterstützung oder
auch die Anerkennung des großen ehrenamtlichen Einsatzes
in der Gemeinde müssen ein Ansporn sein, einen Weg zu finden, um kirchenfernen Menschen den Zugang zu erleichtern.
Der Umzug in die Leonhardskirche nach deren Wiedereröffnung wird der Gemeinde wieder spontane Besucher bescheren, und zwar solche, die am Gottesdienst teilnehmen wollen
08. November 2015
16
DIE KATHOLISCHE AKADEMIE RABANUS MAURUS
IM BLICK DER STUDIE
Prof. Dr. Joachim Valentin, Direktor
Dr. Dewi Maria Suharjanto, stellv. Direktorin
Wer mit der Arbeit der Akademie vertraut ist, schätzt das Haus
am Dom als Ort des Diskurses. Sowohl die Studie als auch unsere eigenen Evaluationen zeigen, dass wir Stammpublikum
besitzen, das sich vornehmlich über das halbjährlich erscheinende Programmheft (und den monatlichen newsletter) über
das Veranstaltungsangebot informieren. Auch die Werbung
über emailing funktioniert sehr gut.
Sehr gut aber versteckt
Wer Veranstaltungen der Akademie besucht, tut dies zu 91 %
geplant. Passageres Publikum gibt es kaum. Dies liegt, so
zeigt es die Studie, auch an der dunklen, nicht einladenden
Anmutung des Eingangsbereichs. Gerade tagsüber empfanden die Befragten das Haus als hermetisch, düster und nicht
transparent – gleich dem Auftritt einer Bank. Es gibt kaum
Informationen, die über die Aufgaben des Ortes aufklären;
ein Ort der Begegnung sehe anders aus.
Kaum Öffentlichkeitsarbeit
In der Studie wurde der Web-Auftritt der Akademie von kirchenfernen Usern, einem wichtigen Zielpublikum der Akademie, erprobt. Die Seiten seien ganz interessant, war das
Urteil, aber nicht zur Weiterempfehlung, weil zu hölzern und
wenig inspirierend für Personen, die keinen Kontakt zu kirchlichen Themen pflegten.
Erste Schritte
Die Akademie steht im Kontakt mit verschiedenen säkularen wie nichtsäkularen Kräften der Stadt und des Landes,
die sie miteinander und der Öffentlichkeit bekannt macht.
Reflexion, Esprit und Anwaltschaft für den Menschen sind
ihre Beweggründe. Die Akademie hat insgesamt eine hohe
Dienstleistungserwartung an sich. Für diese Anliegen ist es
kontraproduktiv, dass wir a) als Ort nur mit Hürden besucht
werden und b) bestimmte Milieus nur durch direkten Kontakt
überzeugen, nicht aber durch unser elektronisches Abbild.
Die Begrüßungssituation vor und in unserem Foyer soll in einem ersten Schritt verbessert werden. Ein Schaukasten an
der Außenfassade ist geplant, andere Möglichkeiten der Außenbewerbung erwogen und das Personal an der Rezeption
geschult. Es wird großer Wert auf ein einladendes, freundliches Willkommenssetting gelegt.
Die Studienleiter/innen der Akademie haben vereinbart, dass
sie neue, zielgruppendifferenzierte Wege der Kommunikation einschlagen. Ein Blog „Bewahre das Gute“ zum Lebenskunstgespräch ist bereits geschaltet, ein Blog zu ökonomischen Aspekten der aktuellen Migrationsbewegung ist in
konkreter Planung.
Denkbare Konsequenzen
Gefragt nach unseren Visionen für ein citypastorales Netzwerk, erscheinen folgende Bilder von unserem geistigen
Auge:
Wir machen den Perspektivwechsel zur Norm. Wir leben Pluralität und stellen uns dadurch noch überzeugender auf. Wir
entlasten uns, weil wir nicht alles anbieten und nicht alle erreichen müssen. Wir lernen dazu, weil die anderen manches
besser machen. Wir erreichen mehr und anderes Publikum,
weil die anderen Partner im Netzwerk auf unser Angebot hinweisen. Wir bieten alle gemeinsam ein kohärentes Bild von
katholischer Kirche in der City. Wir bieten und erfahren Rückhalt in schwierigen oder sich wandelnden Großwetterlagen,
sowohl inner- als auch außerkirchlich.
05. November 2015
17
DIE KATHOLISCHE ERWACHSENENBILDUNG ALS
TEIL DER CITYPASTORAL
Zur Perspektive und Bewertung der Studie „Kirche findet Stadt – Stadt findet Kirche“ aus Sicht der KEB
Dr. Hans Prömper, Leiter der KEB Frankfurt
Das Angebot der KEB –
Ort der Bildung und Begegnung:
Die Katholische Erwachsenenbildung hat ein klares Profil als
Anbieterin von Veranstaltungen, die in der Regel wiederholt
und geplant aufgesucht werden. Dabei spielt neben inhaltlichen Interessen (Bildung, Qualifizierung, Lernen) aber auch
als nicht zu unterschätzendes Motiv die Begegnung mit anderen Menschen eine Rolle. Dies zeigt sich zum einen darin,
dass viele Teilnehmende nicht allein kommen, sondern gemeinsam mit anderen. Dabei ist die KEB allerdings aber kein
Closed Shop der immer Gleichen, sondern sie wird als Ort
abwechslungsreicher Kontakte, der Vernetzung und Horizonterweiterung wahrgenommen und positiv bewertet.
Zugänge und erreichte Zielgruppen –
Ort offener Kirchlichkeit:
Der Einzugsbereich der KEB Frankfurt geht weit über die
Stadtgrenzen hinaus, hier hat die KEB Anteil an der Metropolfunktion Frankfurts für das Umland. Überrascht hat mich
jedoch die hohe Ansprache unterschiedlicher Kirchenbindungen! Die KEB erreicht sowohl eng mit der Kirche Verbundene
als auch kritisch Verbundene. Da viele Teilnehmenden sich
der KEB gegenüber als kritisch verbunden bezeichnen, darf
in kirchlicher Perspektive von einer hohen – in kirchlicher Perspektive und Sprache - missionarischen Qualität der KEB ausgegangen werden. Die KEB hat als kirchlicher Ort Zugänge zu
kirchendistanzierten, säkularen Milieus, sie ist aber auch zugleich ein Kompetenzort der Kirchenverbundenen. Diese offene Atmosphäre der Begegnung zeigt sich auch darin, dass
etwa zu gleichen Teilen der KEB eine „religiöse Atmosphäre“
zugeschrieben und eben nicht zugeschrieben wird.
Hohe Bindung und Zufriedenheit der Teilnehmenden:
Ebenfalls überrascht hat mich die hohe Teilnehmendenbindung
und Zufriedenheit der Teilnehmenden mit der KEB. Wenn mehr
Personen der KEB zuschreiben, bei deren Veranstaltung zu sein,
obwohl sie tatsächlich an einem anderen Ort der Citypastoral
sind, dann nehme ich eine gewisse Markenbindung an die
KEB wahr. Dafür spricht auch, dass sich relativ viele durch eine
„persönliche Einladung“ bzw. „Empfehlung“ (Mundpropaganda) zur Teilnahme angesprochen fühlen.
Hohe Wanderungsbewegung der Teilnehmenden zu
anderen Orten der Citypastoral:
Die Teilnehmenden der KEB sind auch Teilnehmende bzw. Besucher der Orte Dom, Liebfrauen und Kath. Akademie. Diese
Wanderungsbewegung der Teilnehmenden ist faktisch stärker, als es von den Akteuren der Citypastoral in ihrer Selbstbeschreibung wahrgenommen wird. Für die Zukunft müsste
geprüft und konzeptionell berücksichtigt werden, inwieweit
diese Wanderung Ausdruck einer Doppelung in der Angebotsstruktur oder aber – was ich eher vermute – Ausdruck
unterschiedlicher Veranstalterprofile und differenzierter Bedürfnisse der Teilnehmenden nach kirchlicher und religiöser
Kommunikation und Betätigung.
Verhältnis KEB - KARM:
Die bei der Gründung des Haus am Dom unterstellte Lesart, die Akademie spräche Akademiker und die KEB mittlere
Bildungsschichten an, ist empirisch nicht gedeckt. Das je alleinstellende Unterscheidungskriterium liegt nicht in der Zielgruppe, sondern im inhaltlich unterschiedenen Auftrag und
Angebot: Während die Akademie eher ein Ort der offenen
gesellschaftlichen Debatten und Kurzzeitveranstaltungen ist,
ist für die KEB mehr die längerfristige Fortbildung (z.B. in der
Qualifizierung von Ehrenamtlichen, in persönlichkeitsbildenden Langzeitmaßnahmen) profilgebend. Dies sollte in der
Wahrnehmung, der Außenkommunikation und bei Planungsabsprache stärker berücksichtigt werden.
18
Stärken der KEB kommunizieren und fördern:
Die KEB erhält seitens der Teilnehmenden insgesamt sehr positive Rückmeldungen und Empfehlungen. Von ihrer hohen
Akzeptanz zeugen Attribute wie z.B. fürsorglich, unterstützend, Zeit für mich, gastfreundlich, christlicher Umgang miteinander, Raum zum Innehalten, Antworten auf meine Fragen, Orientierung gebend, Perspektivenwechsel, Partizipation
möglich. Spürbare Überzeugungen und Ehrenamtlichkeit als
Background werden als Stärken wahrgenommen. Ich wünsche und hoffe, dass diese Qualitäten auch in Zukunft nicht
nur anerkannt und gesichert, sondern auch in Mittel- und
Ressourcenausstattung berücksichtigt und gefördert werden
können.
Mein Gesamteindruck:
Wir – die Akteure der Frankfurter Citypastoral – sind gut.
Aber bei wechselseitiger Wahrnehmung, Anerkennung, Kooperation und gemeinsamer Außenkommunikation ist noch
viel Luft nach oben. Unsere Kunden sehen uns mehr als Einheit, als wir dies in unserer Planung und strategischen Kommunikation bislang berücksichtigen und realisieren.
09. November 2015
19
DER KIRCHORT DOM IN DER PFARREI
ST. BARTHOLOMÄUS IM BLICK DER STUDIE
Dr. Johannes zu Eltz, Stadtdekan und Pfarrer der Dompfarrei
1. Wie wird der Dom in der Studie gesehen? Die Studie sieht
den Dom als eine zentrale Sehenswürdigkeit in Frankfurt; als Kirche schlechthin, die auch Menschen richtig
zuordnen können, die sonst keine Kirchen kennen; als
bedeutsame Architektur, in der Frankfurter und deutsche
Geschichte sich abbildet; als Ort der Citypastoral, an dem
man (innerhalb der insgesamt erheblich milieuverengten Besucherschaft) relativ viel Verschiedenheit erleben
kann; als Kirche, die in der Mehrzahl katholische Menschen überwiegend allein und selten zum ersten Mal besuchen, an die sie außer eigentlich religiöser Kommunikation stark auch andere Erwartungen haben, in der sie
sich zum Innehalten eingeladen und sicher fühlen und
Orientierung erfahren, und in der sie ihre Erwartungen
ziemlich gut erfüllt sehen.
2. Was hat mich überrascht? Dass gegen den täglichen
Anschein, es kämen vor allem Fremde, gleichsam unbeschriebene Blätter, die der Wind dorthin weht, in Wirklichkeit auch im Dom überwiegend kirchlich gebundene
Traditionelle und Etablierte mit konventionellen Einstellungen Dinge suchen und finden, die man halt in einer
Kirche sucht und findet. Ich kann in der Studie den Niederschlag meiner Beobachtung nicht finden, dass der
Dom sozusagen dasselbe ist wie der Römer, nur mit
Mauern drum und Dach drüber.
3. Was bedeuten die Ergebnisse für den Dom, genauer: für
die Einstellung, mit der wir Verantwortliche den Dom betrachten und betreiben? Mir fällt als erstes ein: dass wir
dort nicht anders sein müssen, als wir sind! Dass wir dort
nichts anderes machen müssen, als wir kennen und können, sondern das, was wir kennen und können, besser.
Ein Ergebnis der V. EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft von 2014 kann man hier eintragen, dort unter
„Tendenz zur Polarisierung“ beschrieben, nämlich, dass
eine kleine, aber wachsende Gruppe von Menschen, die
mit ihrer Kirche sehr oder ziemlich verbunden sind, bestimmte und hohe Erwartungen an sie haben, während
eine große, ebenfalls wachsende Gruppe von Menschen,
die mit der Kirche kaum oder gar nicht verbunden sind,
nur noch Tradition als Bindungsmotiv haben, die sich
2
nicht in Ansprüchen ausformuliert und sie in der Weise
zufrieden fernstehen lässt, in der auch die Konfessionslosen zufrieden konfessionslos sind. Die Gruppe zwischen
den beiden, die die Mittelposition von „etwas verbunden“ einnehmen, und von der ich mir vorstelle, dass sie,
eher unsicher und auf der Suche, für ein missionarisches
Angebot in Betracht kommen, wird scheint´s immer
kleiner. Das passt auch zum Ergebnis der Untersuchung
„Was glauben die Hessen?“ vom Januar 2012, das Religion interessant bleibt, aber die Regie der Religion von
der Institution zum Individuum übergeht.2
4. Welche Konsequenzen sind denkbar? Ich glaube, dass
wir nicht auf dem Holzweg sind, wenn wir in die Richtung weitergehen, die wir eingeschlagen haben: wir machen das schöne Gebäude im Detail noch schöner und
arbeiten an einer schlüssigen Ästhetik der Ausstattung.
Wir feiern mehrmals am Tag zugleich öffentlich und
entzogen die Eucharistie und wehren uns nicht, wenn
immer mehr Leute mit ihren Kasualien in den Dom wollen. Wir halten ein intensives und reichhaltiges Angebot
an Dommusik vor, das mit überwiegend traditioneller
Hochkultur nationales Niveau anstrebt. Mit den Gottesdiensten und der Dommusik, die wir auf die Bedürfnisse
der Hochidentifizierten abstimmen, sind wir unter allen
Besuchern des Domes präsent. Wir erlauben ihnen und
gönnen ihnen Teilnahme, aber wir versuchen nicht, die
Form und den Ertrag dieser Teilnahme zu dirigieren. Wir
wollen mit den freundlichen älteren Ehrenamtlichen vom
„Empfang im Dom“ weiterhin zurückhaltend für die Besucher ansprechbar sein und versuchen, dieses Angebot
noch passgenauer zu machen (z. B. mit Chinesen für
Chinesen). Das Gäste- und Intentionenbuch, derzeit ein
bisschen stiefmütterlich in die Taufkapelle abgeschoben,
könnte an prominenterer Stelle (im „Turm“?) und in
schönerer Ausstattung unseren Wunsch nach Rückmeldung und unsere Bereitschaft zur Steigerung der Qualität
des Angebotes im Dom noch deutlicher machen.
vgl. Michael N. Ebertz/Meinhard Schmidt-Degenhard, Was glauben die Hessen? Horizonte religiösen Lebens, Berlin 2014
09. November 2015
20
DER KIRCHORT LIEBFRAUEN IN DER PFARREI
ST. BARTHOLOMÄUS IM BLICK DER STUDIE
„Die Fremden sind die besten Missionare der Kirche“
Christophorus Goedereis OFMCap, Kirchenrektor von Liebfrauen
Am Kirchort Liebfrauen haben wir unmittelbar nach Abschluss der Studie eine „Zukunftswerkstatt“ ins Leben gerufen. Diese hat mit den Ergebnissen der Studie weitergearbeitet und sich die Frage gestellt: Was bedeutet das alles
für unseren Kirchort? Von diesem Projekt möchte ich kurz
berichten. Denn daraus geht auch die Rezeption der Studie
für den Kirchort Liebfrauen hervor.
Im Alten Testament gibt es die folgende Erzählung: Das Volk
Israel befindet sich im Aufbruch - in eine ungewisse Zukunft.
Man spürt, dass das Vergangene nicht mehr trägt, ahnt aber
schon, dass der Weg in die Zukunft kein leichter sein wird. Es
könnte gar eine Wüstenwanderung werden. Im Buch Numeri wird berichtet, dass in eben dieser Situation Mose Kundschafter aussendet. Diese sollen vorauseilen, um zu schauen,
wie es denn in dem von Gott verheißenen Land eigentlich
aussieht. Und wie könnte es anders sein? Die Kundschafter
kehren zurück, und die einen berichten von einem Land, in
dem Milch und Honig fließen - die anderen von einem Land,
in das man lieber gar nicht erst seinen Fuß setzen sollte. Wir
alle wissen, dass das Volk Israel das „gelobte Land“ schließlich
erreicht hat - aber nur, weil es den Mut hatte, aufzubrechen.
Im Anschluss an die Studie „Kirche findet Stadt – Stadt findet Kirche“ ist Liebfrauen einen ähnlichen Weg gegangen.
16 Kundschafterinnen und Kundschafter fanden sich zur sog.
„Zukunftswerkstatt“ zusammen. Ein halbes Jahr lang haben
wir mit den für unseren Ort relevanten Ergebnissen der Studie gearbeitet und nach vorne geschaut. „Wir“, das waren
16 Personen. Solche, die Liebfrauen ganz eng verbunden
sind, und solche, die Liebfrauen eher aus der Distanz wahrnehmen. Leute aus der Eventbranche und vom Fernsehen,
Frauen und Männer aus dem kirchlichen und caritativen
Dienst, Menschen aus Marketing und Personalmanagement
und sogar der Pfarrer einer evangelischen Freikirche war mit
von der Partie.
Und wir waren erst einmal überrascht. Zahlen sagen zwar
nicht alles. Aber Zahlen sagen doch vieles. Hier ein paar
Eindrücke aus der Studie, die selbst Liebfrauen-Insider über-
rascht haben: Von den Menschen, die nach Liebfrauen kommen, kommen 74 % allein an diesen Ort, nur 15,9 % mit
Familie, 9,9 % mit anderen. 34,5 % sind verheiratet, 32,4 %
alleinlebend, 15,6 % geschieden oder getrennt lebend, 7,7
% verwitwet, 7,1 % leben in anderen Formen von Partnerschaft zusammen. Auch die Verbundenheit zur römisch-katholischen Kirche stellt sich interessant dar: 44,2 % sind der
katholischen Kirche eng verbunden, 42,9 % sind kritisch verbunden, andere machten keine Angabe. Von den Menschen,
die Liebfrauen aufsuchen, sind 76,7 % römisch-katholisch,
10,1 % evangelisch, 5,2 % anderer Konfession, 8% aus der
Kirche ausgetreten. Dies sind nur ein paar der prägnanten
Zahlen.
Die Zukunftswerkstatt war überrascht, wie viele Menschen
zu uns kommen, die gar nicht katholisch sind, die einer anderen christlichen Kirche angehören oder die aus der Kirche
ausgetreten sind. Wir waren auch überrascht über die hohe
Zahl an Menschen, die dezidiert allein(!) an unseren Kirchort
kommen. Uns wurden sozusagen neu die Augen dafür geöffnet, wie heterogen unser Publikum ist. Uns wurde auch
erneut bewusst, was die Menschen bei uns suchen, nämlich
laut Studie: 1) Stille, Ruhe und Besinnung, 2) Spirituelle Impulse, Glaubensinformation und Verkündigung, 3) Begegnung, 4) Reflexion und Bildung. Unsere Augen wurden durch
die Studie auch noch einmal neu auf die Bedeutung unseres
stillen Innenhofs gerichtet. 1.800 Kerzen werden hier täglich
angezündet – und das von Menschen verschiedener Religionen und auch ganz verschiedener gesellschaftlicher Milieus.
Hier erreichen wir Leute, die wir im „normalen Gottesdienst“
nicht erreichen. Ganz zu schweigen vom internationalen Milieu in unseren Gottesdiensten, das in Liebfrauen tendenziell
noch internationaler ist als an anderen Kirchorten.
Im Buch der Offenbarung heißt es: „Darum rate ich dir: kaufe
Salbe für deine Augen, damit du sehen kannst.“ (Offb 3,18).
Für uns war die Studie „Kirche findet Stadt – Stadt findet
Kirche“ so etwas wie Salbe für unsere Augen – um genauer
und dezidierter hinzusehen. Die Zukunftswerkstatt hat am
Ende ihrer Arbeit folgende Empfehlungen für den Kirchort
Liebfrauen ausgesprochen:
21
> Wir müssen in Liebfrauen neu auf den „Ort der Stille“
schauen und diesen profilieren. Man könnte auch fragen:
„Wie kann der Ort der Stille mitten in der Frankfurter City
noch mehr zum Ort der Stille werden?“
> Wir müssen neu in den Kirchenraum blicken. Wie kann
die Liebfrauenkirche noch profilierter internationale
Volksfrömmigkeit, Weltoffenheit und die Vielzahl der Kulturen miteinander verbinden und dazu Räume, Angebote,
Liturgien gestalten? Wie können wir noch mehr darauf
eingehen, dass viele Menschen zu uns kommen, die weder
katholisch noch kirchlich gebunden sind. Welche Chancen
sind damit verbunden in Liturgie und Verkündigung?
> Wir müssen neu „aus der Tür heraus schauen“: 200.000
Menschen gehen jeden Tag an Liebfrauen vorbei. Wie
machen wir noch mehr aufmerksam auf den „Ort der
Stille“? Welchen Chancen tun sich vor der Tür von Liebfrauen auf?
Diese Empfehlungen werden zurzeit in verschiedenen Gremien diskutiert. Im Anschluss daran soll klarwerden, welche
Schwerpunktthemen sich Liebfrauen für die kommenden Jahre vornimmt und welche Akzente neu gesetzt werden müssten.
Wer die Augen öffnet und wer Kundschafterinnen und Kundschafter aussendet, der kommt manchmal zu spannenden Erkenntnissen. In Liebfrauen bleibt es allemal spannend – nicht
nur dank der Studie.
09. November 2015
22
DIE OFFENE SPRECHSTUNDE DER KRISEN- UND
LEBENSBERATUNG DES HAUS DER VOLKSARBEIT
in der Studie „Kirche findet Stadt – Stadt findet Kirche“
Dr. Peter Rottländer, Leiter der Krisen- und Lebensberatung, Haus der Volksarbeit
Die „Krisen- und Lebensberatungsstelle“ des Haus der
Volksarbeit e.V. ist mit ihrer „Offenen Sprechstunde“ Teil
der Frankfurter Citypastoral. Menschen in Lebenskrisen, mit
Beziehungskonflikten oder in anderen Belastungssituationen
können fünf Stunden an jedem Wochentag (11-13 und 1518 Uhr) ohne Voranmeldung und wenn gewünscht anonym
sofortige Beratungsgespräche mit psychotherapeutisch ausgebildeten Beraterinnen und Beratern erhalten. Das erste
Gespräch in der Offenen Sprechstunde kann in Form eines
längerdauernden regelmäßigen Beratungsprozess mit individuell vereinbarten Terminen weitergeführt werden. Eine unmittelbare Kooperation besteht mit anderen „Offenen Türen“
in der Citypastoral: dem Punctum sowie offenen Angeboten
der Kapuziner (z.B. Beichtpräsenz) in Liebfrauen.
Eine Anmerkung zu der quantitativen Befragung innerhalb
der Studie zur Citypastoral: Von den rund 1000 abgegebenen
Bögen entfallen etwa 50 auf die Offene Sprechstunde (in der
Studie codiert als „Krisen“ und gelegentlich als „KLB“). Insofern sind die Ergebnisse aus dem Gesamt der Fragebögen
für die Offene Sprechstunde wenig relevant. Sehr relevant
dagegen sind die Einzelauswertungen der verschiedenen citypastoralen Orte. Auf diese wird im Folgenden deshalb mehr
Bezug genommen – wobei auch hier zu beachten ist, dass
2% nicht mehr als eine Person repräsentieren.
1. Die Krisen- und Lebensberatungsstelle wird, bis auf die
Spenden von Klienten, vollständig vom Bistum Limburg finanziert. Der Auftrag besteht darin, allen Menschen, die einen
Bedarf an psychologischer Beratung haben, Unterstützung
anzubieten und damit auch die Begrenzungen innerkirchlicher Milieus zu übersteigen. Insofern lautete eine erste Frage
an die Studie, ob es gelingt, Menschen auch jenseits kirchlicher Milieus zu erreichen. Die Ergebnisse, wie sie sich in der
quantitativen Befragung zeigen, sind erfreulich.
Nach Konfessionen getrennt zeigt sich folgendes Ergebnis
bei den Klienten, die den Fragebogen ausgefüllt haben:
Evangelische Kirchenzugehörigkeit: 18%; Katholische Kirchenzugehörigkeit: 28%; Andere als christliche Kirchen:
28%; Aus der ev. Kirche ausgetreten: 10%; Aus der kath.
Kirche ausgetreten 16%.
Auf die Frage nach der kirchlichen/religiösen Selbsteinstufung lauten die Antworten:
Eng verbunden: 4%; Kritisch verbunden: 30%; Unverbunden:
54%; Keine Angabe: 12%.
Die von der Kirche bereitgestellte psychologische Beratung
wird demnach von vielen Menschen aufgesucht, die sonst
wenig oder keinen Kontakt zu dieser Kirche haben. Wenn
man über die Zukunftsfähigkeit der christlichen Kirchen in
Großstädten wie Frankfurt nachdenkt, dürften die existentiell
hoch bedeutsamen und meistens sehr positiven Erfahrungen
der Menschen mit kirchlichen Beratungsstellen eine nicht zu
unterschätzende Bedeutung erhalten.
2. Die zweite Frage ergibt sich aus der ersten: Erreichen wir
wirklich alle Menschen, die psychologische Beratung aufsuchen möchten, d.h. wie milieugebunden bzw. –ausschließend ist die Art, wie wir uns präsentieren? Die Analyse des
Flyers der Offenen Sprechstunde (wie auch der Online-Beratung) liefert ein gutes Ergebnis (einzig der Name des Trägers
„Haus der Volksarbeit“ scheint einen gewissen Abschreckungseffekt auf bestimmte Klienten ausüben zu können).
Auch der Webauftritt wird sehr positiv bewertet. In der Analyse der Fragebogen hinsichtlich der Milieuquadranten waren wir überrascht, dass nur 21% derer, die den Fragebogen
ausgefüllt haben, den „jungen“ Milieus der Performer und
der „sensationoriented“ zugeordnet wurden. Das ist zwar im
Vergleich immer noch ein guter Wert, steht aber im Widerspruch zu den Eindrücken unserer Beraterinnen und Berater.
Sie berichten außerdem, dass jüngere und aus einfacheren
Verhältnissen kommende Menschen den Fragebogen als zu
kompliziert abgelehnt haben. Auch Klienten, die Probleme
mit der deutschen Sprache haben, sahen sich überfordert. Für
eine Bewertung wäre es zudem notwendig zu wissen, wie
hoch in diesen Milieus die Nachfrage nach psychologischer
Beratung im Vergleich zu den anderen Milieus ist. Gleichwohl: Wir folgern daraus, die Frage der Milieuverankerung
23
unserer Klienten stärker zu beobachten und darauf zu achten, auch für die „jüngeren“ Milieus einladend zu sein. Als
erster Schritt wurde der Flyer der Offenen Sprechstunde mit
einem neuen, frischeren Design gestaltet.
3. Die dritte Frage lautete: Sehen die Leute uns so, wie wir
glauben, dass wir sind? Dies lässt sich u.a. gut an den Antworten auf die detaillierten Fragen nach den Erfahrungen
ablesen, welche die Klienten in der Offenen Sprechstunde,
resp. im Beratungsprozess gemacht haben. Das Ergebnis ist
eine beeindruckende Übereinstimmung der Klientenantworten mit unserem Selbstverständnis. Ein Beispiel: Während die
Aussagen „Hier wird missioniert“ und „Hier herrscht eine
religiöse Atmosphäre“ als eher und gar nicht zutreffend bezeichnet werden (95% und 91%), wird das mehr auf Stil und
Haltung zielende Statement „Hier erlebe ich einen christlichen Umgang miteinander“ von 52% als ganz genau und
eher zutreffend eingestuft. Auch in der Zusammenstellung
der im Vergleich zu den anderen Einrichtungen feststellbaren Stärken finden wir uns gut wieder: Sicherheit, Fürsorge,
Unterstützung, Zeit für mich, Gespräche, Wohlfühlen, Akzeptanz, Antwort, Orientierung, bedürfnisgerecht, kompetent.
Diese Ergebnisse sehen wir auch durch die qualitativen Interviews bestätigt.
4. Eine Frage in der gesamten Gruppe zielt auf die Vernetzung miteinander. Es hat uns nicht überrascht, dass von den
Klienten wenige Verbindungen zu den anderen Einrichtungen der Citypastoral angegeben werden. Das dürfte einmal
an den beschriebenen, das Kirchenmilieu überschreitenden
Zielgruppen liegen, zum anderen aber auch mit dem Angebot „psychologische Beratung“ verbunden sein. Wir wissen,
dass gerade Klienten, die von anderen Einrichtungen der Citypastoral kommen, besonders viel Wert darauf legen, dass
sie diskret und geschützt zu uns kommen können. Sie würden in den anderen Einrichtungen nicht angeben, dass sie
auch in die Krisen- und Lebensberatung gehen. Die Vernetzung findet für uns daher wesentlich auf der Anbieterseite
statt. Und da ist sie umso wichtiger.
5. Auch wenn unsere „Offene Sprechstunde“ als „Offene
Tür“ eine Brücke in die Citypastoral schlägt, ist es nicht selbstverständlich, dass die damit verbundene „psychologische
Beratung in kirchlicher Trägerschaft“ als Teil der Citypastoral
gesehen wird. Dass dies (wie auch die Einbeziehung der Caritas) in Frankfurt sehr klar so gesetzt wurde, zeigt etwas von
dem bemerkenswert integrativen und sozial sensiblen Profil
dieser Stadtkirche.
09. November 2015
24
DIE STÄRKEN STÄRKEN –
PUNCTUM IM BLICK DER STUDIE
Michael Thurn, Bezirksreferent
Die citypastorale Einrichtung „punctum“ hat im letzten Jahr
2014 ein neues Gesicht bekommen. Das äußere Erscheinungsbild wurde durch Renovierung und Umbau ebenso verändert wie das Konzept weiter entwickelt wurde. Aus dem
„i-Punkt Katholischer Kirchenladen“ wurde „punctum – Begegnung, Information, Gespräch“. Der Erhebungszeitraum
der Studie „Kirche findet Stadt – Stadt findet Kirche“ fiel
zum Teil in die umbau- und renovierungsbedingte Schließzeit der Einrichtung. Teile der Studie beziehen sich noch auf
den alten i-Punkt, während andere (wie die zentrale zweite
quantitative Erhebung oder die Website-Analyse) bereits im
seinerzeit ganz neuen punctum-Kontext stattfand. Vor allem
darauf beziehen sich die folgenden Anmerkungen.
Bei den Ergebnissen der Studie lohnt ein Blick auf das Profil
der Besucherinnen und Besucher. Es zeigt sich, dass punctum
von allen Einrichtungen den höchsten Anteil an ungeplanten Besuchern (56, 9%) und einen im Vergleich recht hohen
Anteil an Erstbesuchern (40%) hat. Entsprechend wird die
Einrichtung nicht als geschlossene Gesellschaft, sondern als
offen erlebt. Damit korrespondierend wird punctum als ein
Ort wahrgenommen, der neugierig macht.
Auch die Analyse der persönlichen Lebenssituation der Besucherinnen und Besucher ist aufschlussreich: Es ist ein recht
hoher Anteil an Ausgetretenen darunter (mehr als 25%).
Dem geringen Anteil an Verheirateten steht ein vergleichsweise hoher Anteil an getrennt Lebenden, Geschiedenen
oder Wiederverheirateten gegenüber.
Es fällt auf, dass viele Besucherinnen und Besucher von punctum in Bezug auf ihre persönliche Lebenssituation nicht
in das sonst erwartbare Besucher- oder Teilnehmerschema
kirchlicher Einrichtungen oder Veranstaltungen passen. Offensichtlich werden hier Menschen erreicht, die sich selbst für
eine Distanz zur Kirche entschieden haben oder die seitens
der Kirche auf Distanz gehalten werden. Die Besucherinnen
und Besucher erfahren punctum als anziehend und als einen
Ort, an dem man Zeit hat. Sie geben an, Gastfreundschaft,
christlichen Umgang, Akzeptanz und gute Gesprächsmöglichkeiten zu erleben – womöglich entgegen dem, was sie
aufgrund ihrer persönlichen Lebenssituation eigentlich von
Kirche erwarten oder befürchten.
Punctum spricht als explizit katholisches Angebot also Menschen an, die sonst weniger von Kirche erreicht werden. Zudem lädt punctum offenbar zum spontanen Besuch ein.
Allerdings ist die Milieuverortung der Besucherinnen und
Besucher mit der der anderen Einrichtungen vergleichbar: Es
werden überwiegend „Traditionals“ und „Established“ erreicht. Die kirchliche Milieuverengung wird auch durch punctum kaum aufgebrochen.
Punctum wird stark mit „Ruhe“ assoziiert und mit einem Ort
für Glaubensinformation. Auffällig ist, dass mehr als die Hälfte der Befragten im Blick auf die Bedeutung des Orts keine
der vorgegebenen Antwortmöglichkeiten wählen, sondern
„Sonstiges“ angeben. 39% geben zudem an, hier keine Orientierung zu erhalten. Ist die grundsätzlich positive Bedeutung des Ortes für viele nicht klarer benennbar? Das korrespondiert mit einer Rückmeldung aus der Website-Analyse:
Neben einem grundsätzlich positiven Feedback auf Ästhetik,
Lesbarkeit und Struktur werden mehr Informationen darüber
erwünscht, was die Besucherinnen und Besucher erwartet
und was dort wirklich geschieht. Lässt sich daraus die Notwendigkeit ablesen, den Auftrag der Einrichtung noch mehr
zu präzisieren?
In der Weiterentwicklung des Konzepts die Stärken stärken –
das könnte darum eine Konsequenz aus der Studie sein. Stichworte sind hier: Neugierig machen; gastfreundlich sein; den
offenen Charakter weiter ausbauen; Menschen ansprechen,
die sonst in der Kirche zu kurz kommen oder sich distanziert
haben und diese vielleicht überraschen oder zumindest positiv irritieren. Die herausragende Lage in der Fußgängerzone
begünstigt das. Dass über die Verweisfunktion von punctum
davon auch die anderen Einrichtungen der Citypastoral profitieren können, liegt auf der Hand.
Frankfurt, den 09. November 2015
25
DIE SPIRITUELLE DIMENSION IM PROZESS
EINER GEMEINSAME KATHOLISCHEN
CITYPASTORAL IN FRANKFURT
Helmut Schlegel OFM
Die soziologische Untersuchung in Bezug auf die acht Orte
der katholischen Citypastoral in Frankfurt hat gezeigt,
> dass ein beträchtlicher Teil der Menschen, die in der
Frankfurter Innenstadt verkehren, unabhängig von Herkunft, Alter, Familienstand und sozialem Status, auf der
Suche sind nach spirituellen Ressourcen für ihr Leben,
> dass diese Suche nach spirituellen Ressourcen weitgehend unabhängig ist von der religiösen oder konfessionellen Sozialisation der Betroffenen,
> dass die acht Orte der katholischen Citypastoral in unterschiedlicher Weise dieser Suche dienen und zwar nicht
nur aufgrund ihrer inhaltlichen Angebote (Gottesdienste,
Informationen, Predigt, Vorträge usw.), sondern auch
(und möglicherweise primär) durch ihre Raumausstrahlung, die Stille, die offene und einladende Kommunikation, die Angebote zu Rückzug, Besinnung, Musikhören
und die Möglichkeit, persönliche Rituale des Verweilens,
der Erinnerung, des Dankens, der Fürbitte usw. zu feiern,
> dass die Pluralität und die pluriforme Gestaltung dieser
Orte gut tut, es aber gerade deswegen eines erkennbaren
gemeinsamen Erscheinungsbildes (Logo der Citypastoral,
einladende Hinweisschilder, Absprachen, welche räumlichen und inhaltlichen Angebote wo gemacht werden,
gegenseitige Hinweise und Zuarbeit) bedarf.
Ergebnis: Es ist wichtig, dass sich die für die Gestaltung der
Citypastoral Verantwortlichen ihrer eigenen Spiritualität bewusst sind und sich darüber austauschen. In der Folge kann
in einer bewusst gewollten Weiterentwicklung kooperativer
Citypastoral das spirituelle Profil noch klarer hervortreten
(Raumgestaltung, Angebot von Stille, musikalische Akzente,
Segensrituale u.a.)
06. November 2015
26
ADRESSEN UND KONTAKTMÖGLICHKEITEN
Caritasverband Frankfurt e.V.
Alte Mainzer Gasse 10 - 60311 Frankfurt am Main
Tel.: (0 69) 29 82 0 - Mail: [email protected]
www.caritas-frankfurt.de
Internationale englischsprachige Katholische Gemeinde St. Leonhard’s
Vilbeler Str. 36 - 60313 Frankfurt
Telefon (0 69) 28 31 77 - Mail: [email protected]
www.stleonhards.org
Katholische Akademien Rabanus Maurus
Haus am Dom
Domplatz 3 - 60311 Frankfurt
Tel.: (0 69) 800 8718-403 - Mail: [email protected]
www.hausamdom-frankfurt.de
Dompfarrei St. Barthlomäus
Domplatz 14 (City) - 60311 Frankfurt am Main
Tel.: (0 69) 29 70 32 -0 - Mail: [email protected]
www.dom-frankfurt.de/dom/
Haus der Volksarbeit e.V.
Offene Spechstunde der Krisen- und Lebensberatung
Eschenheimer Anlage 21 - 60318 Frankfurt am Main
Tel.: (0 69) 1501-234 - Mail: [email protected]
http://www.hdv-ffm.de/beratung/krisen-und-lebensberatung
Punctum – Begegnung. Information. Gespräch
Liebfrauenstr.2 - 60313 Frankfurt
Tel.: (0 69) 131 40 67 - Mail: [email protected]
www.punctum-katholisch.de
27
Prof. Dr. Dr. Michael N. Ebertz/ Lucia Segler
Katholische Hochschule Freiburg
Karlstr. 63- 79104 Freiburg
Mail.: [email protected]
www.kh-freiburg.de
Katholische Erwachsenenbildung
Domplatz 3 - 60311 Frankfurt
Tel.: (0 69) 8008718-460 - Mail: [email protected]
www.keb-frankfurt.de
Kirche und Kloster in der Stadt
Schärfengäßchen 3, 60311 Frankfurt am Main
Tel.: (0 69) - 29 72 96 – 0 - Mail: [email protected]
www.liebfrauen.net
Wir danken für die Unterstützung des
Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken