Billig-Fahrdienst Uber: Eine normale Versicherung reicht nicht aus. Haften bei Unfällen die Fahrer? Beim Billigfahrdienst Uber arbeiten Amateurfahrer. Jetzt zeigt sich: Passiert ein Unfall, dann zahlt die Versicherung nicht. Knapp 800 Franken verdient ein Fahrer beim Fahrtenvermittler Uber. Wird ein Chauffeur krank oder geht sein Auto kaputt, gibt's gar keine Bezahlung mehr (Work berichtete). Doch damit nicht genug: Verursacht ein Fahrer einen Unfall, dann drohen ihm immense Kosten. Denn die meisten Autoversicherungen übernehmen den Schaden nicht. Felix Mundwiler, Sprecher der Generali-Versicherung: „Gewerbsmässige Personentransporte sind in unserem klassischen Produkt für Personenwagen nicht versichert.“ Das bestätigt auch Philipp Heer von der Allianz-Versicherung: „Wenn jemand regelmässig für Uber fährt, muss er uns das mitteilen,“ Dann brauche es eine spezielle Versicherung. Die kann bis zu dreimal so teuer sein wie eine normale Police. Immerhin: Als Fahrgast in einem Über-Taxi geht man kein spezielles Risiko ein. „Die gesetzliche Unfallversicherung des Gastes kommt für seine Heilungskosten auf“, so Allianz-Mann Heer. Allerdings wird sie den Betrag danach bei der Haftpflicht des Fahrers geltend machen. „Und diese kann die Kosten voll beim Fahrer einfordern, wenn sich herausstellt, dass er gewerbsmässig fährt und dies nicht gemeldet hat.“ Millionenschulden Das kann brutal teuer werden: Ist ein Fahrgast oder auch eine Fussgängerin nach einem Unfall invalid, dann übersteigen Heilungskosten und Erwerbsausfall rasch eine Million Franken. Patrick Pensa von der Basler Versicherung sagt zu Work: „Der Unfallverursacher haftet mit seinem Vermögen.“ Für die meisten Betroffenen heisst das lebenslange Schulden. Der Milliardenkonzern Uber gab auf Anfrage nicht bekannt, ob er seine Fahrerinnen und Fahrer auf dieses Risiko hinweise. Tatsache ist: Für seinen Billigdienst „Uber Pop“ in Zürich, Basel und Lausanne engagiert der Konzern Amateure ohne Bewilligung für berufsmässiges Fahren. Rätselhaft bleibt auch die Aussage von Rasoul Jalali, Chef von Uber Schweiz, in der „Basler Zeitung“: Er beteuert, alle Fahrten seien „voll versichert über eine Zusatzversicherung von Uber.“ Er lässt aber offen, ob sich diese auf den Fahrgast oder auf den Fahrer bezieht und welche Risiken genau gedeckt sind. Uber lehnt Haftung Ab In den Nutzungsbestimmungen zur Uber-App heisst es zudem: „Uber akzeptiert unter keinen Umständen irgendeine Haftung aus den vermittelten Beförderungsdienstleistungen.“ Doch ein derartiger Haftungsausschluss ist rechtlich nicht haltbar. Auf Anfragen von Work mit der Bitte um Klärung reagierte Uber nicht. Polizei ermittelt In Basel ermittelt die Polizei gegen vier Personen, die für Uber fahren. Sie stehen im Verdacht, ohne Bewilligung gewerbsmässige Personentransporte durchzuführen, sagt das Basler Justizdepartement auf Anfrage von Work. Zufall Auf solche Fälle stosse man „eher per Zufall“, so der Sprecher Martin Schütz. Systematisch kontrolliere man nicht, denn die Uber-Fahrzeuge seien nur schwer zu erkennen. „Wenn wir jedoch Hinweise erhalten, etwa wenn sich ein Fahrer oder sein Gast bei einer Verkehrskontrolle verrät, gehen wir dem nach.“ Auch die Stadtpolizei Zürich teilt mit, man verzeige immer wieder Uber-Fahrer. Genaue Zahlen weiss sie aber nicht. Im Gegensatz dazu müssen normale Taxifirmen eine spezielle Haftpflichtversicherung abschliessen, die auch gewerbsmässige Fahrten abdeckt. Pro Auto und Jahr kostet dies knapp 3000 Franken. Der Basler Unia-Mann Roman Künzler kritisiert: „Uber hat hier ein weiteres Schlupfloch, um massiv Kosten zu sparen - und wälzt das Risiko voll auf die Fahrer ab.“ Christian Egg. Work, 6.11.2015. Personen > Egg Christian. Uber. Unfallversicherung. Work, 6.11.2015
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