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Naturschutz und Landschaftsplanung 44 (5), 2012, 142-148, ISSN 0940-6808
Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart
Ökosystemdienstleistungen
Alter Wein in neuen Schläuchen oder ein Impuls für die Landschaftsplanung?
Von Christian Albert, Christina von Haaren und Carolin Galler
Abstracts
Das Konzept der Ökosystemdienstleistungen beschreibt den
Nutzen von ökologischen Systemen für die Menschen und wird
auch in Deutschland zunehmend diskutiert. Bisher ist ungeklärt, wie das Konzept in den Theorie- und Methodenkanon
der Landschaftsplanung einzuordnen ist. Ziel dieses Beitrags
ist es, die Konzepte der Ökosystemdienstleistungen und der
Landschaftsfunktionen miteinander zu vergleichen sowie mögliche Vorteile einer stärkeren Integration des Ökosystemdienstleistungs-Konzepts in die praktische Landschaftsplanung auszuloten.
Der Vergleich zeigt zahlreiche Gemeinsamkeiten zwischen
den Konzepten, beispielsweise in Bezug auf die angestrebten
Ziele sowie die berücksichtigten Arten von Nutzen. Unterschiede bestehen hinsichtlich der Methoden und der Rolle von ökonomischen Bewertungen.
Eine sinnvolle Integration des ÖkosystemdienstleistungsKonzepts in die Landschaftsplanung würde insbesondere in
der Erweiterung um Ansätze zur Berücksichtigung von privaten Gütern, zur Bilanzierung von Leistungen und ökonomischen
Bewertungen bestehen. Umgekehrt könnte Landschaftsplanung
methodisch erheblich zur Umsetzung des Ökosystemdienstleistungs-Konzepts beitragen.
1 Einleitung
Das international vieldiskutierte Konzept
der Ökosystemdienstleistungen (ÖSD)
besteht darin, den Nutzen von ökologischen Systemen für die Menschen zu beschreiben. Ziel ist es dabei, vornehmlich
durch die Darstellung des ökonomischen
Wertes von ÖSD das öffentliche Bewusstsein zu schärfen und Beiträge zu einer
langfristigen Sicherung des Dargebots an
ÖSD zu leisten.
Wichtige Initiativen, die zur Popularität
des Konzepts der ÖSD beitrugen, waren
Arbeiten von Costanza et al. (1997) und
anderen zur Klassifikation, Quantifizierung und Monetarisierung von Leistungen
von Ökosystemen. Verstärkte Aufmerksamkeit erhielt das Konzept durch das
Millennium Ecosystem Assessment (MA
2005), einer groß angelegten Studie, die
erstmals einen globalen Überblick über
den Zustand und Nutzen der Ökosysteme
für den Menschen bot. In den folgenden
Jahren stieg die Zahl an Publikationen
enorm. Ein wichtiger Meilenstein war die
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Ecosystem Services – Old Wine in New Bottles or an Incentive for
German Landscape Planning?
The concept of ecosystem services describes the benefits of
ecological systems for people, and has been receiving increasing attention, also in Germany. It has however not become
clear how this concept could be integrated into the theories
and methods of German landscape planning. The objective of
this contribution is to compare the concepts of ecosystem services and landscape planning and to explore potential opportunities to integrate the concept of ecosystem services more
strongly into practical landscape planning.
The comparison shows similarities concerning the objectives
and the types of ecosystem services or landscape functions
considered. Differences exist in the methods applied and in
the role of economic valuation.
A sensible integration of the ecosystem services concept in
landscape planning would in particular include a broadening
of the planning scope to also incorporate private goods as well
as an amendment of planning methods towards the quantification of services and their economic valuation. Vice versa, the
practical implementation of the ecosystem services concept
could benefit from incorporating insights from landscape planning methods.
2010 erschienene TEEB-Studie (The Economics of Ecosystems and Biodiversity,
www.teebweb.org), die darauf abzielte,
den ökonomischen Wert von Leistungen
der Biodiversität und Ökosysteme für die
Politik besser erfassbar zu machen.
Im deutschsprachigen Raum liegen erst
wenige wissenschaftliche Veröffentlichungen zu ÖSD vor (beispielsweise Grunewald
& Bastian 2010, Plieninger et al. 2010).
Zugleich bestehen in Deutschland im Rahmen der Landschaftsplanung jahrzehntelange Erfahrungen in der Erfassung und
Bewertung von Naturraumpotenzialen
bzw. Landschaftsfunktionen – Konzepte,
die sich mit dem der ÖSD überschneiden.
Drei Probleme sind herauszuheben:
1. ÖSD sind ein Konzept mit einer großen Strahlkraft in der öffentlichen Debatte, da sie direkt auf den Nutzen für den
Menschen verweisen. Das Konzept wird
zunehmend auch in Deutschland diskutiert und gewinnt voraussichtlich durch
die Erarbeitung der nationalen TEEBStudie „Naturkapital Deutschland“ auch
für die Planungspraxis weiter an Bedeutung. Bisher ungeklärt ist, inwiefern sich
die Konzepte der ÖSD und der Landschaftsfunktionen unterscheiden und welche Beiträge die internationale Forschungsdebatte für die deutsche Landschaftsplanungspraxis leisten könnte.
2. Ein wichtiger Aspekt des ÖSD-Konzepts sind ökonomische Bewertungen. In
der Landschaftsplanung wurde dieser
Ansatz vor Jahrzehnten als wenig zielführend eingeschätzt und – bis auf wenige
Ausnahmen – nicht weiter verfolgt. Unklar
ist, ob die Argumente vor dem Hintergrund der derzeitigen Situation in der
Praxis neu bewertet werden müssen.
3. Wenn Naturschutz und Landschaftsplanung in der aktuellen Debatte nicht
abgehängt werden wollen, besteht dringender Bedarf nach der Klärung von Begrifflichkeiten und Konzepten sowie der
kritischen Diskussion von Ansätzen zur
Integration von Methoden der ökonomischen Bewertung in bestehende Planungssysteme.
Christian Albert et al., Ökosystemdienstleistungen, NuL 44 (5), 2012, 142-148
Ziel dieses Artikels ist es, die Konzepte
der ÖSD und der Landschaftsfunktionen
zu vergleichen sowie mögliche Vorteile
einer stärkeren Integration des ÖSD-Ansatzes in die praktische Landschaftsplanung auszuloten. Dazu werden folgende
Fragen behandelt:
ffWelche Gemeinsamkeiten und Unterschiede bestehen zwischen den Begriffen
und Konzepten der ÖSD und der Landschaftsfunktionen?
ffWie können die etablierten Methoden
zur Bewertung von Landschaftsfunktionen
weiterentwickelt werden, um das Ökosystemdienstleistungs-Konzept bzw. Ansätze
zu Quantifizierung und ökonomischer
Bewertung des Dargebots von ÖSD in die
Landschaftsplanung zu integrieren?
Der Schwerpunkt dieses Beitrags liegt
auf der praxisbezogenen Darstellung des
Themas. Ein ausführlicher Überblick findet sich in von Haaren & Albert (2011).
2 Vorgehen
Zuerst wird das Konzept der ÖSD dem in
der Landschaftsplanung etablierten Verfahren der Analyse von Landschaftsfunktionen gegenübergestellt. Folgende Aspekte werden verglichen: (a) der Hintergrund,
(b) die Ziele, (c) die betrachteten Güter,
(d) die Definitionen sowie (e) Vorgehensweisen und Methoden. Im Anschluss wird
diskutiert, ob und wie die Methoden zur
Bewertung von Landschaftsfunktionen
weiterentwickelt werden sollten, um Ansätze des ÖSD-Konzepts in die Landschaftsplanung zu integrieren.
Methodisch basiert der Artikel auf einer
Literaturanalyse. Hinsichtlich des ÖSDBegriffs bezieht sich der Artikel auf die
TEEB-Studie (2010b) und Überblicksdarstellungen (u.a. de Groot et al. 2010, Fisher
et al. 2009) sowie ausgewählte Klassiker
(v.a. MA 2005). Die Darstellung von Ansätzen der Landschaftsplanung bezieht
sich auf das deutsche Planungssystem
sowie wissenschaftliche Publikationen
(u.a. Bastian & Schreiber 1994, Haber 1971,
Heiland 1999, von Haaren 2004).
3 Gemeinsamkeiten und
­Unterschiede
Ein Vergleich der Konzepte der ÖSD und
der Landschaftsfunktionen zeigt eine Vielzahl von Übereinstimmungen sowie einige Unterschiede (vgl. Tab. 1).
3.1 Ähnlicher Hintergrund
Beide Konzepte verfolgen einen anthropozentrischen Ansatz, indem sie den Nutzen von Natur und Landschaft für den
Menschen in den Mittelpunkt stellen. Im
ÖSD-Konzept wird direkt eine Verbindung
zwischen den Leistungen von Ökosystemen und dem menschlichen Wohlergehen
hergestellt (MA 2005). Das Konzept der
Landschaftsfunktion nimmt Bezug auf
diejenigen Güter und Leistungen von
­Natur und Landschaft, für die aus beste-
Tab. 1: Ausgewählte Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Konzepten der ÖSD und der
Landschaftsfunktionen.
Ökosystemdienstleistungen
Landschaftsfunktionen
anthropozentrische Perspektive
ü
ü
aufbauend auf dem Konzept der Naturraumpotenziale
(ü)
ü
•Hintergrund
•Ziele
Grundlagenforschung
ü
Umweltbildung
ü
ü
Inwertsetzung
ü
ü
Entscheidungsunterstützung
ü
ü
ü
Integration und Bewertung von bestehendem, disziplinären Wissen
•betrachtete Güter
öffentliche Güter
ü
ü
private Güter
ü
Versorgungsleistungen*
ü
ü
Regulierungsleistungen*
ü
ü
Lebensräume/unterstützende Leistungen*
ü
ü
kulturelle Leistungen*
ü
ü
Fragestellung gemeinsam mit Akteuren abklären und ausformu­
lieren
ü
ü
ÖSD für die Analyse priorisieren
ü
(ü)
Informationsbedarf bestimmen und geeignete Verfahren wählen
ü
ü
•Vorgehen und Methoden
ü
Angebot an ÖSD raumspezifisch analysieren
Angebot an ÖSD großräumig/statistisch analysieren
ü
Nachfrage nach ÖSD analysieren
ü
ÖSD quantitativ bilanzieren und ökonomisch bewerten
ü
ü
Analyse von Empfindlichkeiten und Beeinträchtigungen
Maßnahmen identifizieren und beurteilen
ü
ü
ü
gesamträumliche Entwicklungsstrategien erarbeiten
Verteilungswirkungen analysieren
(ü)
ü
•Maßstabsebene
Schwerpunkt international/national
ü
ü
Schwerpunkt lokal/regional
•verwendete Informationen
Landnutzung
ü
ü
weitere Indikatoren (beispielsweise Boden, Wasserhaushalt,
­Vegetation, Klima)
•Bewertungsgrundlagen
(ü)
ü
kardinal
ü
(ü)
ordinal
(ü)
ü
Information
ü
ü
Beteiligung
(ü)
ü
•Stufen der Partizipation
ü
explizite Grenzen der Beteiligung (für NIMBY**) durch öffentlichen
Auftrag
Quellen: Boyd & Banzhaf (2007), Fisher et al. (2009), MA (2005), TEEB (2010a, b), von Haaren (2004),
von Haaren et al. (2007)
* Klassifikationen von Gruppen von ÖSD nach TEEB 2010; ** not in my back yard
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Naturschutz und Landschaftsplanung 44 (5), 2012, 142-148, ISSN 0940-6808
henden Gesetzen (in Deutschland insbesondere dem Naturschutzgesetz) gesellschaftliche Ansprüche abgeleitet werden
können.
Die Entstehung beider Konzepte kann
auf Arbeiten zum Naturraumpotenzial­
ansatz zurückgeführt werden. Bereits in
den 1950er Jahren erarbeiten Bobeck &
Schmidthüsen (1949) das Konzept der „naturgegebenen Entwicklungsmöglichkeiten“. Darauf aufbauend wurden in der
damaligen DDR die Ansätze des gesamtwirtschaftlichen Potenzials (Neef 1966)
und der partiellen Naturraumpotenziale
entwickelt (Haase 1978). Vermutlich in
Kenntnis des Naturraumpotenzial-Ansatzes konzipierten van der Maarel und Kollegen in den Niederlanden ein globalökologisches Modell, welches später von de
Groot (1992) und Arbeitsgruppen in den
USA (beispielsweise Daily 1997) zum
ÖSD-Konzept weiterentwickelt wurde. Auf
Basis des Naturraumpotenzialansatzes
setzte sich in der westdeutschen Landschaftsplanung seit den 1980er Jahren
zunehmend der Begriff der Landschaftsfunktion durch (beispielsweise Langer et
al. 1985). Diese Bezeichnung hatte sich
als vorteilhaft für die Kommunikation mit
politischen Entscheidungsträgern erwiesen.
3.2 Ähnliche Ziele
Auch in Bezug auf die Ziele des Einsatzes
des ÖSD- und des LandschaftsfunktionsKonzepts finden sich große Übereinstimmungen. Beide Konzepte verfolgen die
generellen Ziele, Umweltentscheidungen
zu unterstützen, zum Umweltbewusstsein
beizutragen und dafür Natur und Landschaft in Wert zu setzen (s. dazu in anderen Worten das BNatSchG und UIG). Die
Ziele des ÖSD-Konzepts umfassen die
Verbesserung von Wissen über die Leistungen der Natur, die Unterstützung umweltbewusster Entscheidungen und die
Förderung von Gerechtigkeit und menschlichem Wohlbefinden (Fisher et al. 2009,
MA 2005).
Ein Unterschied besteht darin, dass sich
das ÖSD-Konzept mehr auf die Schaffung
von Grundlagenwissen über Ökosysteme
konzentriert. Landschaftsplanung zielt
dagegen primär darauf ab, aus bestehenden Datengrundlagen das potenzielle und
derzeitige Dargebot an Landschaftsfunktionen zu identifizieren, mögliche Entwicklungsziele und -strategien zu entwickeln und Maßnahmen für deren Umsetzung vorzuschlagen. Landschaftsplanung
steht damit an der Schnittstelle zwischen
Naturwissenschaften und politischen Entscheidungen.
144
144
3.3 Ähnliche betrachtete Güter
In der Literatur zu ÖSD findet sich eine
Reihe unterschiedlicher Klassifizierungsansätze. Das MA (2005) differenziert 30
ÖSD und ordnet sie in vier Gruppen: Basisleistungen, Versorgungsleistungen,
Regulationsleistungen und kulturellen
Leistungen. Ob Basisleistungen wie Bodenbildung und Photosynthese als ÖSD
bezeichnet werden sollen, wird noch diskutiert (s. von Haaren & Albert 2011). Alternativ wird vorgeschlagen, den Begriff
der Dienstleistungen nur auf die direkten
Beiträge zu menschlichem Wohlbefinden
anzuwenden. Auch in den TEEB-Studien
bleibt diese konzeptionelle Unklarheit in
Form der Gruppe „Lebensgemeinschaften/
Unterstützende Dienstleistungen“ weiterhin bestehen.
In § 1 Abs. 1 des BNatSchG (2010) sind
drei Zieldimensionen verankert, die den
Werthintergrund für die Werte und Funktionen (Landschaftsfunktionen) bilden,
die in der Landschaftsplanung erfasst werden (vgl. Mengel 2011). Diese Landschaftsfunktionen entsprechen in weiten Teilen
den im ÖSD-Konzept betrachteten Funktionen und Dienstleistungen (s. Tab. 2).
Die hier gegenübergestellten Landschaftsfunktionen und ÖSD sind jedoch nicht
identisch: Inhaltlich konzentriert sich die
Landschaftsplanung auf solche Werte und
Funktionen, die am Markt unberücksichtigt bleiben. So wird beispielsweise das
natürliche Ertragspotenzial einer Landschaft erfasst, nicht jedoch die erzielbaren
Produktionsumfänge an Nahrungsmitteln.
Darüber hinaus werden Basisleistungen
(wie Bodenbildung und Erosionsvermeidung) als vorgeschaltete Ökosystemprozesse definiert, die abhängig von der jeweils betrachteten Funktion sowohl als
Vorteil (z.B. für die natürliche Ertragsfähigkeit) wie auch als Nachteil (z.B. für
Habitate auf Pionierstandorten) interpretiert werden können.
3.4 Unterschiede in den
Definitionen
Landschaftsfunktionen beinhalten nach
gängiger Auffassung die derzeitige und
potenzielle Leistungsfähigkeit der Landschaft zur nachhaltigen Erfüllung menschlicher Ansprüche an den Naturhaushalt
und an das Landschaftserleben. Die Ansprüche umfassen sowohl die Erhaltung
des Naturerbes auch für künftige Generationen als auch immaterielle Bedürfnisse
wie die Lebensqualität und den Wunsch
nach Biodiversität (von Haaren 2004).
Landschaftsfunktionen sind damit ein normativer Begriff, der sich auf das Ziel der
Sicherung von Leistungs- und Funktions-
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fähigkeit des Naturhaushalts im Bundesnaturschutzgesetz bezieht.
ÖSD werden in der wissenschaftlichen
Diskussion bisher nicht einheitlich definiert (de Groot et al. 2010, Fisher et al.
2009). Ältere Veröffentlichungen (beispielsweise Daily 1997) betrachten ÖSD
als Bedingungen und Prozesse zur Gewährleistung menschlichen Lebens. Das
Millenium Ecosystem Assessment dagegen
versteht ÖSD als Vorteil oder Nutzen (benefits) von ökologischen Systemen für die
Menschen (MA 2005). Die aktuelle TEEBStudie (2010b) wiederum definiert ÖSD
als „direkte und indirekte Beiträge von
Ökosystemen zum menschlichen Wohlergehen“.
Entsprechungen und Unterschiede zwischen den verwendeten Begriffen lassen
sich anhand von Abb. 1 erläutern. Die
Grafik basiert im Wesentlichen auf dem
von Haines-Young & Potschin (2010) entwickelten Kaskaden-Konzept, welches
auch in der TEEB-Studie (2010a) Verwendung fand und sich in der internationalen
Debatte aktuell durchzusetzen scheint.
Das Konzept differenziert zwischen ÖSD
und den Nutzen und Werten für das
menschliche Wohlbefinden (de Groot et
al. 2010). ÖSD werden danach durch Ökosystemfunktionen erbracht, die auf das
Vorhandensein bestimmter biophysikalischer Prozesse und Strukturen angewiesen sind (entsprechend unterstützende
Dienstleistungen im MA). Ökosystemfunktionen sind dabei normativ verstanden als
diejenige Untergruppe von biophysikalischen Prozessen und Strukturen, die
Dienstleistungen erbringen. Werden ÖSD
tatsächlich genutzt, so stiften sie Nutzen
(beispielsweise Ernährung, Gesundheit
und Vergnügen). Dieser Nutzen kann
(ökonomisch) bewertet werden.
Im Kaskadenkonzept lassen sich Landschaftsfunktionen zum Teil mit Funktionen sowie zum Teil mit Dienstleistungen
gleichsetzen, je nachdem, ob sie als Funktionsfähigkeit oder Leistung verstanden
werden. Manche Landschaftsfunktionen
wie beispielsweise die Grundwasserdargebotsfunktion beschreiben die Funktionsfähigkeit einer Landschaft, um bestimmten Nutzen zu erbringen, jedoch
nicht die Menge an produzierten Leistungen (in diesem Fall die Menge an gefördertem Trinkwasser). Andere Landschaftsfunktionen, beispielsweise die Biodiversitätsfunktion, bilden dagegen die (für den
Menschen relevante) Leistung ab. Landschaftsfunktionen sind also unterschiedlichen Stufen des Kaskadenkonzepts zuzuordnen; der Nutzen wird häufig nicht
oder nur ansatzweise umrissen, der Wert
Christian Albert et al., Ökosystemdienstleistungen, NuL 44 (5), 2012, 142-148
Tab. 2: Klassifikationen von ÖSD und Landschaftsfunktionen (Werte und Funktionen von Natur und Landschaft/Landschaftsfunktionen, die aus
§ 1 BNatSchG abgeleitet werden können).
ÖSD
Landschaftsfunktionen **
Versorgungsleistungen
Nahrungsmittel
natürliche Bodenfruchtbarkeit (2)
Rohstoffe
natürliche Bodenfruchtbarkeit (Potenzial zur Erzeugung nachwachsender Rohstoffe sowie Biomasse zur Energie­
erzeugung) (2)
Süßwasser
Qualität und Quantität des Grundwassers (Nutzungs- und Regenerationsfähigkeit des Grundwassers) (2)
Qualität und Quantität der Oberflächengewässer (2)
Regler- und Speicherfunktionen des Bodens (2)
Filter- und Pufferfunktionen des Bodens (2)
Rohstoffe für Arzneimittel
Nutzungsfähigkeit von Wind- und Solarenergie sowie Wasserkraft (2)
Regulierungsleistungen
Regulierung des lokalen Klimas
und der Luftqualität
bioklimatische sowie lufthygienische Ausgleichsfunktion (2)
Kohlenstoffabscheidung und
‑speicherung
Klimaschutzfunktion von Gebieten, die als THG-Senken fungieren (THG-Speicherung und Festlegung in Böden und
Ökosystemen) (2)
Abschwächung von
Extremereignissen
Hochwasserschutzfunktion/ausgeglichener Niederschlags-Abflusshaushalt (2)
Abwasserreinigung
natürliche Selbstreinigungsfähigkeit und Dynamik von Gewässern * (2)
Erosionsvermeidung und Erhaltung
der Bodenfruchtbarkeit
als Empfindlichkeiten dargestellt im Rahmen der natürlichen Bodenfruchtbarkeit (2, s.o.)
Bestäubung
Funktionen von Tieren und Pflanzen, Lebensgemeinschaften und Biotopen im Naturhaushalt (2) (z.B. Blütenbestäubung
von Wild- und Kulturpflanzen durch Insekten) *
Biologische Schädlingsbekämpfung Funktionen von Tieren und Pflanzen, Lebensgemeinschaften und Biotopen im Naturhaushalt (2) *
Lebensräume/unterstützende Leistungen
Habitate (Lebensräume) für
Tier- und Pflanzenarten
Erhaltung der genetischen
Vielfalt
Bedeutung von Tier- und Pflanzenarten, Lebensgemeinschaften, Biotopen und Ökosystemen für die Biodiversität
(Kriterien: Gefährdung, Verantwortung) (1)
Lebensraumfunktion und Biotopverbundfunktion (1, 2)
Archivfunktion von Böden/ Geotopen (Geodiversität) (1)
(Biotopentwicklungspotenzial (1))
natürliche Dynamik von Landschaftsteilen, sich selbst regulierende Ökosysteme (1, 2, 3)
Bedeutung der Meeresgewässer für den Naturhaushalt (2)
Bedeutung wild lebender Tiere und Pflanzen, ihrer Lebensgemeinschaften sowie ihrer Biotope und Lebensstätten im
Hinblick auf ihre jeweiligen Funktionen im Naturhaushalt (2)
kulturelle Leistungen
Erholung sowie geistige und
körperliche Gesundheit
Tourismus
Bedeutung von Natur- und Kulturlandschaftstypen/ Einzellandschaften für das natürliche und kulturelle Erbe (1) und
für Erleben und Erholen (3)
Erleben und Wahrnehmen der Landschaft (Vielfalt, Eigenart und Schönheit), Erholungswert der Landschaft (3)
(prägende Landschaftselemente mit besonderer Bedeutung für die Landschaftswahrnehmung: u.a. Gewässer, Böden/
Geotope, Tiere, Pflanzen, Lebensgemeinschaften/ Biotope). Dabei werden nur die Landschaftsvoraussetzungen
einschl. Infrastruktur für den Tourismus betrachtet; Anregungen für künstlerische Leistungen werden nicht gemessen.
Großräumige, unzerschnittene Landschaften (1, 2, 3) (auch zur Kategorie (Lebensräume/Unterstützende ­Leistungen) *
ästhetischer Genuss und
Anregung für künstlerische und
kulturelle Leistungen
Spiritualität und Vertrautheit
Quellen: Gruehn (2004), Mengel (2011), von Haaren (2004) und von Haaren et al. (2007). Copyright der Piktogramme: Jan Sasse für TEEB.
** bisher in Praxis der Landschaftsplanung noch nicht behandelt. Die Funktion ergibt sich aus den in § 1 BNatSchG formulierten Zielen des Naturschutzes und der Landschaftspflege
und sollte zukünftig in Landschaftsplanung betrachtet werden.
** Angabe der Zieldimension nach § 1 BNatSchG im Klammern: (1) biologische Vielfalt; (2) Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts einschließlich der Regenerations­
fähigkeit und nachhaltiugen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter; (3) Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie Erholungswert von Natur und Landschaft
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Naturschutz und Landschaftsplanung 44 (5), 2012, 142-148, ISSN 0940-6808
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wird bisher nur ansatzweise betrachtet.
In TEEB (2010c) wird vorgeschlagen, die
Auswahl und Bewertung von ÖSD u.a.
durch lokale Akteure durchzuführen. Dies
steht im Gegensatz zur Landschaftsplanung, wo Bewertungen zuerst aus legitimierten Gesetzen abgeleitet werden. Die
Rolle von rechtlichen Regelungen, legitimierten gesellschaftlichen Prozessen oder
politischen Entscheidungen bei der Konzeption und Analyse von ÖSD wird in der
Literatur nicht erwähnt.
4 Diskussion und
­Schlussfolgerungen
Abb. 1: Vergleich der Klassifikationen der ÖSD und der Landschaftsfunktionen. Grafik auf Basis
des (1) Kaskaden-Konzepts von Haines-Young & Potschin (2010), Maltby (2009) und TEEB (2010a, b),
­verändert und ergänzt um (2) die Einordung der Landschaftsfunktionen aus von Haaren et al. (2007),
Gruehn (2004) sowie von Haaren (2004). Bildquellen: Andrea Damm, berggeist007, Frank Hollenbach,
Karl-Heinz Laube, Kai Niemeyer/pixelio.de
wird i.d.R. gar nicht abgebildet. Zudem
betrachten Landschaftsfunktionen nur
diejenigen Aspekte der Landschaft, die in
den kommerziellen Märkten unberücksichtigt bleiben und daher durch öffentliche Planung abgedeckt werden müssen
(von Haaren 2004, von Haaren et al. 2007).
3.5 Unterschiede bei Methoden
und Bewertungsgrundlagen
In der Landschaftsplanung wird die Wahl
der Methoden zur Untersuchung von
Landschaftsfunktionen an die Zielsetzungen und vorhandenen Datengrundlagen
angepasst. Die Sachinformationen werden
entweder quantitativ erfasst (auf Kardinalskalen) oder qualitativ beschrieben.
Verschieden Maßstabsebenen werden bei
der Bewertung der Landschaftsfunktionen
und der Anpassung von Maßnahmenvorschlägen an ebenenspezifische Verantwortlichkeiten berücksichtigt. Die Bewertung des Zustandes von Landschaftsfunktionen berücksichtigt sowohl ihren aktuellen Wert als auch Empfindlichkeiten
gegenüber Belastungen, tatsächliche Beeinträchtigungen sowie Entwicklungspotenziale. Bei der Beschreibung und Bewertung kommt eine Vielzahl unterschiedlicher Indikatoren zum Einsatz. Bewertungsgrundlagen liefern politisch legitimierte Gesetze (insbesondere BNatSchG).
Ökonomische Bewertungen kommen
selten zum Einsatz. Der Umfang von Partizipation wird in der Landschaftsplanung
146
durch die Kompetenzen der Akteure bedingt. Dabei wird auf rechtlich legitimierte Standards Bezug genommen, was auf
der jeweiligen politischen Ebene entschieden werden kann.
Ansätze zur Analyse von ÖSD umfassen
sowohl Methoden zum Messen von Prozessen in Ökosystemen als auch zur Beurteilung ihres Wertes. Grundlageninformationen liefert die quantitative Messung
von Ökosystemprozessen in Anlehnung
an die Methoden der Funktionsanalyse.
Unterschieden wird zwischen Gebieten
mit Angebot und Nachfrage von ÖSD, die
zumeist nicht identisch sind (Fisher et al.
2009). Ökonomische Bewertungen sind
oft ein zentrales Element und Ziel (z.B.
TEEB 2010a). Als Indikatoren verwenden
zahlreiche raumkonkrete Untersuchungen
ausschließlich die Landnutzung (Burkhard
et al. 2009, Naidoo et al. 2006). Diese Herangehensweise mag auf nationaler und
internationaler Ebene hinreichend sein.
Sie stößt jedoch an Grenzen auf der lokalen Ebene, die für die Beeinflussung von
Landnutzungsentscheidungen von besonderer Bedeutung ist.
Der Schwerpunkt bisheriger Untersuchungen zu ÖSD lag auf der globalen bis
nationalen Ebene (beispielsweise Costanza et al. 1997, Kienast et al. 2009, MA
2005). Zunehmend wird aber auch die
regionale und lokale Ebene als möglicher
Anwendungs- und Entscheidungskontext
diskutiert. Die Rolle von Partizipation
Die vorliegende Untersuchung hat viele
Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen den Konzepten der ÖSD und
der Landschaftsfunktionen identifiziert.
Daraus lassen sich Ansatzpunkte für eine
stärkere Integration der beiden Ansätze
ableiten sowie Vor- und Nachteile einer
Ergänzung der Landschaftsplanung diskutieren.
Gemeinsamkeiten zwischen den Konzepten bestehen hinsichtlich des ähnlichen konzeptionellen Hintergrunds, der
Ziele sowie der großen Überschneidungen
bei den berücksichtigten Dienstleistungen
bzw. Funktionen von Natur und Landschaft. Folgende bedeutende Unterschiede können festgestellt werden.
ffÖSD wurden bisher primär für hohe
Entscheidungsebenen (global, national)
ermittelt und für Entscheidungen in stark
aggregierten Bilanzen und ökonomisch
ausgedrückten Ergebnissen dargestellt.
Hier liegen auch die methodischen Stärken des Ansatzes.
ffLandschaftsplanung beschäftigt sich
ausschließlich mit solchen (i.d.R. öffentlichen) Dienstleitungen und Gütern, die
am Markt unzureichend oder nicht unberücksichtigt werden und für die deshalb
ein staatlicher Vorsorgeauftrag besteht.
Das ÖSD-Konzept dagegen umfasst auch
private Güter (wie Nahrungsmittel).
ffPartizipation von Stakeholdern bei der
Auswahl der betrachten Leistungen, der
Bewertung und Zielfestlegung kommt im
ÖSD-Ansatz bisher weit weniger differenziert zum Einsatz als in der Landschaftsplanung, die immer den Unterschied zwischen Gemeinwohl und Einzelinteressen
beachten muss.
ffEin wichtiger Bestandteil der Abschätzung von ÖSD sind zumeist quantifizierte
Abschätzungen und ökonomische Bewertungen. Die Landschaftsplanung arbeitet
dagegen überwiegend mit Bewertungen
auf ordinalen Skalen, die sich für die Entscheidungsunterstützung zu Landnutzungen auf lokaler und regionaler Ebene als
Christian Albert et al., Ökosystemdienstleistungen, NuL 44 (5), 2012, 142-148
ausreichend erwiesen haben.
Aufgrund der großen Überschneidungen könnte die Landschaftsplanung (als
in Deutschland eingeführtes Instrument)
auf den unteren Planungsebenen zu einer
Trägerin des ÖSD-Ansatzes werden. Auf
den oberen Ebenen kann sie ihn bei der
Integration von Umweltzielen in gesamtwirtschaftliche Berechnungen sowie Ökobilanzen unterstützten. In Hinblick auf
diese beiden Einsatzfelder wäre allerdings
die Landschaftsplanung auf der lokalen
und regionalen Ebene zu ergänzen und
weiterzuentwickeln.
Eine Integration des ÖSD-Konzepts in
die Landschaftsplanung würde bedeuten,
das Dargebot an Dienstleistungen der
Landschaft stärker quantitativ zu bilanzieren und ggf. ökonomisch zu bewerten. Das
könnte zu folgenden Nachteilen führen:
ffFehlt eine sorgfältige Differenzierung
zwischen den Landschaftsfunktionen im
staatlichen Zuständigkeitsbereich und
Marktgütern in der Planung, so wird die
Abgrenzung von Zuständigkeiten für die
Umsetzung und Finanzierung schwierig.
ffÖkonomische Bewertungen bergen das
Risiko, nicht genutzte Leistungen unter
ihrer Bedeutung für das Wohlergehen der
Gesellschaft zu bewerten. Auch stellt sich
die Frage, ob in der Zukunft liegender
Nutzen von Leistungen angemessen berücksichtigt wird. Werden Bürger mit ökonomischen Werten für Biodiversität und
landschaftliche Schönheit konfrontiert, so
könnte sich eine Ernüchterung einstellen.
Darüber hinaus könnten bei der Nutzung
ökonomischer Ansätze Werte der Natur
gegeneinander und gegen kommerzielle
Marktwerte ausgespielt werden (Prinzip
der schwachen Nachhaltigkeit). Um dies
zu verhindern, muss zwischen indisponiblen und disponiblen Zielen unterschieden werden (von Haaren 2004).
ffQuantifizierungen und ökonomische
Bewertungen von ÖSD basieren zwangsläufig auf einer größeren Zahl von Annahmen und komplizierteren Verfahren als
Bewertungen von Landschaftsfunktionen
auf ordinalen Skalen. Eine große Herausforderung besteht daher darin, diese Methoden transparent zu kommunizieren,
um partizipative Verfahren zu ermöglichen. Öffentliche Diskussionen über die
Angemessenheit genannter ökonomischer
Werte könnten von den eigentlichen planungsrelevanten Fragen ablenken. Die
Kommunikation von Unsicherheiten
könnte diesem Risiko entgegensteuern.
Trotz der angesprochenen Herausforderungen birgt eine Integration des ÖSDKonzepts in die Landschaftsplanung große Chancen. Die ökonomische Bewertung
von Leistungen von Natur und Landschaft
könnte wichtige zusätzliche Argumente
für die Umsetzung von Maßnahmen zum
Schutz und der nachhaltigen Nutzung von
Landschaften schaffen. Eine Berücksichtigung (ausgewählter) marktfähiger Güter
könnte die Bildung von Allianzen mit
Landnutzern unterstützen, indem Synergien zwischen der Bereitstellung von
Landschaftsfunktionen und einer Vermarktung der in der gleichen Landschaft
erzeugten Güter aufgezeigt werden.
Ebenfalls könnte die Argumentationskraft der Landschaftsplanung verbessert
werden, wenn nicht nur potenzielle Verminderungen von naturschutzrelevanten Landschaftsfunktionen aufgezeigt,
sondern auch zusätzliche Produktions­
potenziale für Marktgüter dargestellt
würden.
Mögliche Einsatzgebiete für Bilanzierungen könnte die Planung und Erfolgskontrolle von quantitativen Umweltzielen
sein (beispielsweise dem Flächenverbrauchsziel der Bundesregierung). Nicht
zuletzt wäre der Bilanzierungsansatz in
hohem Maße geeignet, politische Entscheidungsprozesse zu unterstützen. Als
Nebeneffekt würden Bewertungen, die auf
der Verbreitung bzw. Knappheit von Funktionen beruhen (z.B. der Biotopbewertung), besser unterfüttert werden.
Die insgesamt notwendige Weiterentwicklung der Terminologie der Landschaftsplanung und ihrer Methoden würde u.a. folgende Punkte umfassen:
ffZur begrifflichen Klärung müsste – analog zu den „Dienstleistungen“ aus dem
ÖSD-Kontext – eine Bezeichnung eingeführt werden, die zwischen den Landschaftsfunktionen und den Nutzenstiftungen für die Menschen steht. Der Begriff
der ÖSD hat sich zwar in der wissenschaftlichen und politischen Diskussion etabliert, könnte jedoch für die Kommunikation mit der Öffentlichkeit und Zusammenarbeit mit lokalen Entscheidungsträgern
und Betroffenen schwierig sein, da viele
Menschen sich wenig unter Ökosystemen
vorstellen können. Grunewald & Bastian
(2010) und andere schlagen den Begriff
‚Landschaftsleistungen‘ als Synonym für
ÖSD vor. Dieser Begriff hat den Vorteil
eines klaren Raumbezugs. Gleichzeitig
scheint er aufgrund der Einbeziehung von
menschlichen Einflüssen für den Einsatz
in der praktischen Planung geeignet.
ffEine Ergänzung der Analyse von Landschaftsfunktionen um quantitative Abschätzungen ist anzustreben, um eine
nützliche Informationsbasis für ökonomische Bewertungen zu schaffen. Dafür sind
bestehende Indikatoren und Bewertungs-
Fazit für die Praxis
• Das Konzept der Ökosystemdienstleis­
tungen erfährt zunehmendes Interesse
aus Politik und Wissenschaft und ist an­
schlussfähig an die Landschaftsplanung.
Einerseits behandelt die Landschaftspla­
nung bereits Ökosystemdienstleistun­
gen auf regionaler und lokaler Ebene un­
ter dem Begriff Landschaftsfunktionen.
Andererseits könnte das Ökosystem­
dienstleistungs-Konzept die Land­
schaftsplanung um die Berücksichtigung
von Marktgütern und Bilanzierungsan­
sätzen ergänzen.
• Eine Behandlung marktfähiger Güter
könnte Ziele der Landschaftsplanung po­
litisch stärken und Synergien mit Land­
schaftsnutzern fördern. Die Bilanzie­
rungsansätze im Ökosystemdienstleis­
tungs-Konzept können die Diskussion
um die Aufbereitung von Landschaftsin­
formationen für die Ökobilanz oder für
raumübergreifende Betrachtungen und
Alternativenvergleiche in Strategischen
Umweltprüfungen befruchten.
• Forschungsbedarf besteht hinsichtlich
geeigneter Methoden und Standardwerte
für quantitative Analysen und ökonomi­
sche Bewertungen von Leistungen von
Natur und Landschaft sowie empirischer
Erkenntnisse zu Vor- und Nachteilen des
Einsatzes in der Landschaftsplanung.
methoden dahingehend weiterzuentwickeln, dass sie – auf der Basis vorhandener
empirischer Daten – Schätzwerte für die
quantitative Bereitstellung von Landschaftsleistungen pro Hektar und Zeiteinheit liefern. Für bestimmte Landschaftsfunktionen bestehen bereits Zuordnungsregeln zwischen kardinalen Messwerten
und den ordinalen Skalenstufen (beispielsweise in von Haaren et al. 2011). Bei
anderen Landschaftsfunktionen wie dem
Landschaftsbild stellen quantitative Bewertungen eine größere Herausforderung
dar. Hier könnten standardisierte Punktesysteme erarbeitet werden. Erfahrungen
mit Methoden zur Bestimmung von Ersatzgeld im Rahmen der Eingriffsregelung
oder bei der Berechnung von Kosten und
Finanzierungsmöglichkeiten für Landschaftspflegemaßnahmen (Albert et al.
2008) könnten praxistaugliche Hinweise
liefern.
ffBezüglich der Möglichkeiten, Grenzen
und erfolgsversprechender Einsatzgebiete
ökonomischer Bewertungen, insbesondere von nicht (vollständig) über den Markt
abgebildeten Leistungen von Natur und
Landschaft, sollte eine fachpolitische Diskussion eröffnet werden. Auf Basis beste-
147
Naturschutz und Landschaftsplanung 44 (5), 2012, 142-148, ISSN 0940-6808
hender Erfahrungen (beispielsweise aus
der Eingriffsregelung) und in enger Zusammenarbeit mit Ökonomen sind Anknüpfungspunkte für ökonomische Bewertungen zu entwickeln und in der Praxis zu
testen.
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Anschriften der Verfasser: Dr. Christian Albert, Prof.
Dr. Christina von Haaren und Carolin Galler, Institut für Umweltplanung, Leibniz Universität Hannover, Herrenhäuser Straße 2, D-30419 Hannover, EMail [email protected].