Innerrhoden AV/Samstag, 6. September 2014 9 Puppen sind gute Projektionsflächen Am Wochenende vom 12. bis 14. September findet in Appenzell das 1. Appenzeller Figurentheater-Festival statt Figurentheater ist eine faszinierende Kunstform – häufig für Kinder, aber beileibe nicht nur. Das Spiel mit den Puppen bietet auch Erwachsenen intensive Theatererlebnisse. Am Wochenende vom 12. bis 14. September findet im Klostergarten in Appenzell das erste Appenzeller Figurentheater-Festival statt. Das Programm zusammengestellt hat Kurt Fröhlich, Leiter des Fährbetriebs Herisau, spezialisiert auf Figurentheater in seiner ganzen Bandbreite. Programm Toni Dörig Theater wird in der Regel von Menschen gespielt. Was aber ändert sich an einem Stück, einer Aufführung, wenn sie mit Figuren und nicht mit Schauspielern auf die Bühne gebracht wird? «Menschen können Dinge, die Figuren nicht können. Aber Figuren können auch Dinge, die Menschen nicht können. Eine Figur, eine Puppe kann ich zum Beispiel mit ausgeklügelten Mitteln live auf der Bühne vom Kind zum Erwachsenen werden lassen, man kann ihr beim Älterwerden zusehen. Eine Puppe kann durch den Raum fliegen, bei einem Menschen ist so ewas schwierig umzusetzen. Es ist auch ein enormer Unterschied, ob auf einer Bühne ein Mensch oder eine Figur stirbt», erklärt Kurt Fröhlich. Eine Projektionsfläche «Der wichtigste Unterschied besteht wohl darin, dass eine Figur kein Mensch ist, aber für den Menschen steht», führt Fröhlich weiter aus. «Eine Puppe ist viel ausgeprägter eine Projektionsfläche als ein Schauspieler. Ein Mensch hat seine eigene Mimik, Figuren können typisiert werden: Hotzenplotz, der Räuber; die Hexe oder der schlagfertige Kaspar. Ein Stück, das mit Figuren aufgeführt wird, kann viel weniger mit der Realität verwechselt werden. Puppen können auch Dinge sagen, die ein Mensch auf der Bühne kaum sagen wird. Figuren können unwirkliche, surreale Formen annehmen: halb Mensch, halb Tier zum Beispiel. All das bringt es mit sich, dass sich Figurentheater sehr gut für Märchen eignet. Aber die Möglichkeiten des Figurentheaters sind gross. Man kann zum Beispiel auch Goethes «Faust» mit Figuren äusserst wirkungsvoll auf die Bühne bringen. Kurt Früh inmitten einiger seiner Figuren in seiner Werkstatt in Herisau. orden das Kloster in Appenzell aufgab, gingen die Gebäulichkeiten an den Kanton über. Während der Diskussionen über die zufünftige Verwendung bildete sich rund um Karl Signer eine lose Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern, die sich dafür einsetzten, dass der Klostergarten der Bevölkerung öffentlich zugänglich gemacht wird. Mit schönem Erfolg: Die Standeskommission öffnete den Garten für alle und arbeitete ein verbindliches Nutzungsreglement aus. Gemäss diesem können auch Veranstaltungen im Klostergarten durchgeführt werden. Nun ist es natürlich im Interesse der genannten losen Gruppe, dass der Klostergarten wieder belebt wird. Einen wichtigen Beitrag dazu soll das Figurentheater-Festival leisten. Wenn möglich soll es zu einer jährlich stattfindenden Institution werden. Für die Umsetzung wurde der Verein Appenzeller Figurentheater-Festival mit Karl Signer als Präsident gegründet. Ein besonderes Anliegen des Vereins besteht darin, das Festival nicht nur vom Angebot, sondern auch von den Preisen her möglichst familienfreundlich zu gestalten. gespielt, die übrigen wurden vergeben (siehe «Programm»). Die sechs am Tag angesetzten Aufführungen sind vor allem für Kinder geeignet, an den beiden Abenden wird zudem je ein Stück für Erwachsene angeboten. Gespielt wird auf drei verschiedenen Bühnen. «Der Klostergarten wird einen sehr eigenen, faszinierenden Rahmen für das Festival bilden», ist Kurt Fröhlich überzeugt. Vielfalt der Figuren und Möglichkeiten «Weil es ja das erste FigurentheaterFestival in Appenzell ist, habe ich versucht, mit der Stückwahl eine möglichst grosse Bandbreite des Figurentheaters abzudecken», begründet Fröhlich seine Auswahl. Und die Möglichkeiten dieser Kunstform sind wirklich enorm, allein schon was die Vielfalt der Figuren betrifft: Es gibt sogenannte Handpuppen, wie sie zum Beispiel beim Kasperletheater eingesetzt werden, es gibt die Fadenmarionette und die Tischmarionette. Letztere wird häufig auf einer Fläche eingesetzt und der Spieler ist meistens sichtbar. Ein Beispiel dafür ist zum Beispiel die Echse des recht bekannten deutschen Kabarettisten Michael HatziFaszinierender Rahmen us, der sich mit seiner Kunstfigur auf Klostergarten beleben Mit der Programmgestaltung wurde Kurt der Bühne wie mit einem Kollegen unWer steht hinter dem Appenzeller-Figu- Fröhlich vom Fährbetrieb Herisau beauf- terhält. Grössenmässig gibt es in der rentheater-Festival? Als der Kapuziner- tragt. Zwei Stücke werden von ihm selber Praxis Figuren etwa zwischen ein, zwei (Bild: Toni Dörig) Dezimetern und drei Metern. Figurentheater kann von einer Person gespielt werden, vielfach braucht es dazu aber eine Gruppe. Ein wichtiges Element bildet zudem das Verhältnis der Menschen zu den Figuren. Der Puppenspieler kann sich ganz raushalten, neutral und unsichtbar sein, er kann aber auch in voller Grösse auf der Bühne stehen. Auch dann kann er sich aus dem Geschehen raushalten, er kann sich aber auch in die Dialoge und Handlungen einmischen. Nicht zuletzt im experimentellen modernen Figurentheater agieren nebst den Puppen auch Schaupieler. Auf diese Weise sind erstaunliche Effekte möglich. «Fährbetrieb» gegründet Kurt Fröhlich hat 1979 sein erstes Figurentheater im Restaurant Löwen in Herisau aufgeführt. Damals war er Tanzschüler bei Sigurd Leerer, einem Könner, der seine Tanzschule von Chile über London in die Ausserrhoder Alpenstadt verlegt hatte. Auf den Geschmack des Figurentheaters war Fröhlich durch ein Foto gekommen. Es zeigte ein Schattenspiel in Trickfilmform. Das hat ihn beeindruckt, er wollte es selber ausprobieren. Von da an «zog es ihm immer mehr den Ärmel rein». Irgendwann musste er sich entscheiden, ob für ihn das Figurentheater ein zeitraubendes Hobby oder ein Be- (td) Am 1. Figurentheater-Festival im Klostergarten in Appenzell wird folgendes Programm geboten: Freitag, 12. September: 18.30 Uhr Hans im Glück, gespielt von Kurt Fröhlich, Fährbetrieb, Herisau; 20.00 Uhr Django – Die Rückkehr, marotte-Figurentheater, Karlsruhe Samstag, 13. September: 16.00 Uhr Mascha und der Bär, Figurentheater Clalüna, Turgi; 17.00 Uhr Paquita, Figurentheater Susi Fux; 20.00 Uhr Szenen mit Marionetten, Figurentheater Raphael Mürle, Pforzheim Sonntag, 14. September: 11.00 Uhr, Häxewäldli, Figurentheater Claudine Kölbener, Appenzell; 14.00 Uhr Hotzenplotz, Theater Gustavs Schwestern, Rikon; 16.00 Uhr Bremer Stadtmusikanten, Fährbetrieb, Herisau, Kurt Fröhlich. Die Eintrittspreise wurden von den Organisatoren bewusst sehr moderat und vor allem familienfreundlich angesetzt. Vorverkauf bei Tourismus AI und der Appenzeller Kantonalbank. ruf sein soll. So entstand der «Fährbetrieb». Inzwischen hat er zwischen 2000 und 3000 Vorstellungen hinter sich, die meisten als Einmanntheater aufgeführt für Kinder. Letztes Jahr spielte er zusammen mit Kollegen am Jubiläumsfest auf der Ledi das Stück «1513 – oder was das Land Appenzell dazu beitrug, dass sich die Erde um die Sonne dreht». Publikum, das mitgeht Inzwischen weist Kurt Fröhlich ein beachtliches Lager an Puppen auf. Er macht sie selber, und zwar für jedes Stück neu. «Die Figuren müssen dem Stück angepasst sein, die einen müssen beweglich, die anderen eher steif und würdig wirken usw.» Zu den Stoffen kommt er zum Beispiel, indem er eine Erzählung theatertauglich umschreibt. Nicht selten erfindet er die Texte auch gleich selber. Bei so viel Enthusiasmus bleibt die Frage, was ihn denn am meisten fasziniert am Figurentheater. «Es ist eine Situation», erklärt Fröhlich: «Wenn ich mit meinen Figuren am Spielen bin, und spüre wie das Publikum mitgeht, wie es in der Handlung gefangen ist und der nächste Satz, der gesprochen wird, bereits im Raum tönt – das gehört zum Schönsten, was es gibt.» Bleibt zu hoffen, dass sich diese Situation am Festival in Appenzell möglichst häufig einstellt. www.appenzeller-figurentheater-festival.ch «kyBoot» hält Einzug am Postplatz Der Schweizer Luftkissen-Schuh kann gratis getestet werden, zum Beispiel beim Dorfrundgang Am vergangenen Dienstag wurde im Haus «Alte Post» am Postplatz in Appenzell ein kyBoot-Shop eröffnet. Ein breites Sortiment an Luftkissen-Schuhen ist anzutreffen und kann sogar ausprobiert werden – zwei Tage lang gratis. (pd) An der Ladentheke stehen im Wechsel die Besitzerin, Sook-Kyung Bartholet, oder Luzia Koch aus Steinegg. Das saisonal adaptierte Sortiment umfasst klassische Strassenschuhe, Sandalen, Laufund Wanderschuhe für Sie und Ihn – alle basierend auf dem besonderen Sohlensystem, das Karl Müller entwickelt hat. Das eingebaute Luftkissen ermöglicht einen leicht schwebenden Gang, entlastet die Gelenke und soll müden Füssen wirksam vorbeugen. Sook-Kyung Bartholet ist vom Produkt nicht ganz zufällig vollends überzeugt. Sie selbst arbeitete ein Jahrzehnt in der Schuhherstellung, und ihr Ehemann, Markus Bartholet, ist Produktionsleiter Sook-Kyung Bartholet und Luzia Koch im neuen Ladengeschäft am Postplatz. im kyBoot-Werk Sennwald, wo die Sohlen und Teile der Schuhe hergestellt werden. Noch werde die Mehrheit der Modelle in Italien, dem «Land der Schuhmode», konfektioniert, sagt sie. Schon bald aber werde auch ein reines Schweizer Produkt vorgestellt werden. Der kyBoot war bisher nur in der Dropa Drogierie im Coop-Center Appenzell anzutreffen. Der zweite Standort am Postplatz sei für ein anderes Publikum ausersehen, verrät die Ladenbetreiberin. Sie ist zuversichtlich, dass Touristen und Teilnehmende der Dorfführungen auf ihr Geschäft aufmerksam werden. Sie könnten ihren Rundgang in Zukunft durchaus auf einem kyBoot-Modell absolvieren, meint sie, denn man kann die Schuhe zwei Tage lang gratis testen. Den kyBoot gibts mittlerweile in rund fünfzig Modellen. Was im Laden nicht verfügbar ist, kann auf Bestellung jederzeit beschafft werden. Am Chilbisamstag laden Sook-Kyung Bartholet und Luzia Koch zum Tag der offenen Tür. Er soll zur (Bild: Rolf Rechsteiner) bescheidenen Eröffnungsfeier werden.
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