Treffen der Supersportler

PORSCHE
FAHRER
Porsche
FAHRER
Ausgabe 2-20­16
Februar / März / April 2016
u 6,80 (D) · u 7,70 (A)
CHF 9,90 · u 7,80 (B/L)
u 9,00 (E/I)
NEU! 911 Turbo
Carrera GT, 918 Spyder, 959
Treffen der Supersportler
Ruf RSR 3.4
996 Turbo
Designerstück
Max Hoffman
340 PS Einzelstück
Feuer und Wasser
Cayman Moncenisio
Spurensuche
Techno
Titelstory – Vergleich 959, Carrera GT und 918 Spyder
Die stärksten, besten und teuersten Supersportwagen ihrer jeweiligen Porsche-Epoche treffen auf der
Teststrecke erstmals aufeinander – um ganz trivial
ihre individuellen Eigenschaften zu vergleichen und
herauszufinden, welcher der drei die Spitze der Evolution darstellt.
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Parade
Diese drei Supersportwagen sind,
bildlich gesprochen, sowohl hoch
entwickelte Intelligenzen als auch instinktgetriebene Fahrmaschinen. Und
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mit jeder neuen Generation steigen diese
beiden Parameter exponentiell. Wir haben sie herausgeholt aus ihren Sammlungen und Ausstellungsräumen. Wir
wollen wissen, wie sie sich im direkten
Vergleich am Lenkrad anfühlen und wie
sich der Umgang mit ihnen im Laufe der
˘
Zeit verändert hat.
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Titelstory
918 Spyder
das maximal Mögliche
Große Räder, große Bremsen. Die beim
Bremsen zurückgewonnene Energie wird
gespeichert. Das Cockpit wirkt vergleichsweise einfach und bekannt.
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Den Anfang macht der 918, ein herausragendes Meisterwerk der Ingenieurskunst. Im Stand erinnert er an eine
dieser High-End-Uhren, bei denen eine
Verkomplizierung um ihrer selbst willen
eingebaut wurde und die man stundenlang mit Verwunderung bestaunen kann
– sich fragend, wie es möglich ist, so
viel Raffinesse in einem derart kleinen
Gehäuse unterzubringen.
Die erste Reaktion ist Faszination, die
weit mehr in den Bann zieht, als es sonst
bei reinen Supersportwagen der Fall ist.
Warum? Weil dieser Porsche die ersten 20
Kilometer ohne einen Tropfen Kraftstoff
zurücklegen oder per entfesseltem V8-Motor überirdische Geschwindigkeitsregionen
anstreben kann. Einerseits, andererseits.
Der Gegensatz ist faszinierend. Der
deutlichste Unterschied im Vergleich
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Wie in der Formel 1 lässt der Motor
seine Abgase nach oben raus.
Das V8-Triebwerk leistet 608 PS.
Porsche 918 Spyder
Motor: wassergekühlter dohc-V-Motor, Hybridmodul mit
Elektromotor
Drei Motoren mit insgesamt 887 PS katapultieren den 918 Spyder in 2,6 Sekunden
auf Tempo 100. Ein ausfahrbarer Heckflügel generiert dringend benötigten Abtrieb.
zum Carrera GT ist das Drehmoment.
Während sein älterer Bruder eher elastisch und progressiv ist, liefert der 918
von Anfang an einen unmittelbaren,
mächtigen und konstanten Schub – vergleichbar mit dem Tritt ins Kreuz im 959
bei 5000/min, aber spontaner und jederzeit abrufbar.
Die ersten Kilometer
fährt der 918 ohne Sprit
Eine weitere Fabelleistung, die Weissach
mit dem 918 vollbracht hat, ist das Niveau
des Handlings und der Fahrwerksbalance
trotz des zusätzlichen Gewichts der Batterien und zweier Elektromotoren. Natürlich ist der Carrera GT durch seine leichtere Frontpartie beim Fahren zackiger, aber
der 918 fühlt sich recht ungekünstelt und
bodenständig an.
Außerirdisch ist dagegen dank des
Allradantriebs die Traktion am vorderen
Ende des 918 – kein Luxus, wenn man so
viel Kraft auf die Straße bringen muss. Die
Beschleunigungsdaten von 959, Carrera
GT und 918 miteinander zu vergleichen,
ähnelt einem Vergleichstest zwischen ei-
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ner F16, einer Saturn-5-Trägerrakete und
dem Millennium Falcon aus Star Wars:
Alle sind sehr schnell, aber für jedes gilt
ein anderer Maßstab. Mit Werten von
2,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und
18 Sekunden für den 1-Kilometer-Sprint
eröffnet der 918 eigentlich eine neue Dimension bei den Beschleunigungen über
die Distanz.
Von 200 km/h auf Tempo 0
in 125 Metern
Vor noch gar nicht allzu langer Zeit waren 20 Sekunden beim Sprint über 1000
Meter das Maß der Dinge. Bei diesen Werten irgendwo noch eine Sekunde zu finden, bedeutet sehr intensive Detailarbeit.
Das Gleiche trifft für die Bremsen zu, die
für die Verzögerung von 200 auf 0 km/h
ganze 125 Meter brauchen; das sind neun
Meter weniger als beim Carrera GT, fast
zwei Wagenlängen. Trotz dieser schier
unglaublichen Zahlen wartet der 918 mit
erstaunlich einfacher Handhabung und
Funktionalität auf. Er ist die vollendete
Kombination des technisch Machbaren,
˘
ein wahres Meisterstück.
Zylinder: 8
Hubraum: 5733 cm3
Batterien: Lithium-Ionen-Batterie mit 6,8 kWh, 230 kWh
Maximalleistung
Leistung: 887 PS bei 8500/min kombiniert; 608 PS bei 8700/
min (V8-Motor) – 286 PS bei 6500/min (Elektromotoren)
Drehmoment: 917–1280 Nm
Kraftübertragung: Hinterradantrieb, Elektromaschine mit
Getriebe für Antrieb der Vorderräder
Getriebe: Siebengang-PDK
Karosserie: Monocoque aus Kohlefaser-verstärktem
Kunststoff
Fahrwerk: Einzelradaufhängung an doppelten Querlenkern
vorn, Mehrlenkerachse mit adaptiver elektromech. Einzelradlenkung hinten, elektr. geregelte Zweirohr-Gasdruckdämpfer
vorn und hinten, Porsche Active Suspension Management
(PASM)
Bremsen: Hybridsystem mit adaptiver Rekuperation; gelochte,
innenbelüftete PCCB-Scheibenbremsen 410 x 36 mm vorn,
390 x 32 mm hinten
Radstand: 2730 mm
Spur: 1664 mm (vorn), 1612 mm (hinten)
L x B x H: 4643 x 1940 x 1167 mm
Räder/Reifen: 9,5 J x 20 mit 265/35 ZR 20 (vorn);
12,5 J x 21 mit 325/30 ZR 21 (hinten)
Leergewicht: 1674 kg
Höchstgeschwindigkeit: 345 km/h
Beschleunigung 0–100 km/h: 2,6 sec
Tankinhalt: 70 l
Bauzeit: 2013–2015
Stückzahl: 918
Basispreis: 768.026 Euro
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6
Sport-schau – Carrera 6
für den Sieg
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Die markante 906-Form mit dem
Auf und Ab ihrer Seitenlinie und der
weit nach vorn ragenden, flachen
Schnauze prägte Porsches Rennwagen-Design der folgenden Jahre.
Vor 50 Jahren betrat der Carrera 6 die Rennsport-Bühne: In der Sport- und Langstrecken-WM
dominierte die Neukonstruktion die Konkurrenz und holte den Gesamtsieg bei der legendären Targa Florio. Die größte Berühmtheit erlangte er jedoch in der Hand von Tausenden von
jungen und reifen Privatfahrern.
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Tuning – 911 Ruf RSR 3.4
Viel ist
nicht genug
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Er ist noch immer die Blaupause
für das Gefühl von Leistung und
Agilität, das ein sportlicher Porsche vermitteln soll: der Porsche
911 Carrera 2,7 RS. Aber da gab
es noch die RSR-Version für die
Rennstrecke. Zu heiß für die Straße? Alois Ruf hat sich einen 911
RSR gebaut, der auch dort eine
gute Figur macht.
Der 911 Ruf RSR 3.4 bringt das Rundstreckenfeeling des Vorbildes auf die Landstraßen – ohne die Nachteile und Einschränkungen eines Rennwagens.
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Unbezahlbar sind sie geworden:
der prägende Carrera 2,7 RS und
seine verschärfte Rennsport-Version
2.8 RSR. Fahren sieht man sie nur noch
selten – die Gefahr, große Werte zu beschädigen, ist vielen Besitzern zu groß
geworden. Was tun, wenn man so einen
Wagen auch bewegen oder das RS-Gefühl
erleben möchte? Am besten selbst komponieren – und einen RSR nach eigenen
Vorstellungen erfinden.
„Ich bin immer ein großer Liebhaber
des Carrera 2,7 RS gewesen, das Maximum des RS ist natürlich der RSR. Mit
den Autos bin ich als junger Mann aufgewachsen und ich habe gesagt: ,So ein
Auto baue ich mir nach meinem Gusto
auf!‘ “, sagt Alois Ruf. Lange hat er Teile
für seine RSR-Interpretation gesammelt
und aufgehoben, einige bewahrte er
schon seit den siebziger Jahren auf. „Damals waren sie noch bezahlbar.“ Alu-Hauben und -Kotflügel, die seltenen Fuchsfelgen in 9 und 11 Zoll Breite gehören dazu.
Anfang der neunziger Jahre begann
er mit dem Projekt RSR. Um in der richtigen Zeitspanne zu bleiben, wurde als
Basis eine 911-T-Karosserie aus dem
Jahr 1973 gewählt. Natürlich wäre es
auch einfacher gegangen: mit einem
verbrauchten 911 SC als Grundlage, mit
Kunststoffteilen, mit einem im Vergleich ˘
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Happy End – Besuch bei Max Hoffman
Maxie
was here
356 Roadster und Max Hoffmans
Eigenheim, zwei Design-Ikonen der
1950er Jahre. Das von Frank Lloyd
Wright entworfene Haus ist im
Originalzustand erhalten.
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Max Hoffman machte Porsche in den USA berühmt,
ihm hat die Welt den Speedster zu verdanken. Er
verkaufte Autos und sammelte Kunst. Die Gestaltung des New Yorker Showrooms und des eigenen
Wohnhauses überantwortete er dem berühmten
Architekten Frank Lloyd Wright.
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