P2 Entwicklung und Validierung eines Bewertungsbogens für Phantomarbeiten in der zahnärztlichen Vorprüfung N. CORCODEL, L. EBERHARD, E. KARATZOGIANNIS, K-CH. WEGE, A.J. HASSEL, M. LECKEL, B.OHLMANN, P. RAMMELSBERG, ST. RUES, M. SCHMITTER, T. STOBER Abteilung für Zahnärztliche Prothetik, Universität Heidelberg, Deutschland Einführung Die Prüfung ist ein Instrument um theoretische und/oder praktische Kompetenzen zu verifizieren und sichert als Schlüsselelement die Qualität einer Ausbildung. Ein wesentlicher Teil der zahnärztlichen Vorprüfung besteht in der Bewertung von praktischen Kenntnissen und Fertigkeiten. Im Gegensatz zu den theoretischen Prüfungen, wie z.B. Multiple-Choice-Klausuren, ist die Prüfung von praktischen Fertigkeiten einer hohen Subjektivität und bei mehreren Prüfern zusätzlich einer Variabilität unterworfen. Zielsetzung Im Rahmen eines Lehrprojekts sollte ein Bewertungsbogen mit Erwartungshorizonten und Checklisten für die Evaluation der praktischen Phantomarbeiten der zahnärztlichen Vorprüfung entwickelt und validiert werden. Material und Methoden Statistische Auswertung: I. Erstellen eines Bewertungsbogen: • Die Übereinstimmung der Bewertungen wurde mittels Fleiss Kappa berechnet Workshop mit allen an der Physikumsprüfung beteiligten Prüfer (N=6) • Berechnung von Spearman Korrelationsanalysen zwischen dem Ergebnis der praktischen Physikumsnote des folgenden Semesters 1. Bewertung von 15 Kursarbeiten (15 Brücken und 15 Totalprothesen) (p<0.05). • Arbeiten aus dem abgeschlossenen Kurs davon 5 als nicht bestanden, 5 mit durchschnittlich und 5 mit sehr gut bewertete Kursarbeiten • alter Bewertungsbogen (Notengebung von 1-6) Ergebnisse 1. Die Reliabilität der Notenvergabe konnte von einem durchschnittlichen ICC-Maß von 0,75 auf 0,84 gesteigert werden. 2. Die Übereinstimmung, ob die Arbeit als bestanden gilt oder nicht, konnte von einem Fleiss Kappa von 0,11 auf 0,36 gesteigert werden. 2. Konsensfindung anhand anderer Kursarbeiten zu idealen Bewertungskriterien und zur Kategorienbeschreibung Erarbeitung eines Bewertungsbogens Merkmale des Bogens: • 8 Bewertungskriterien • Reduzierung der Notengebung auf 3 Bewertungsgrade (Noten 1, 3 oder 5) • definierte Erwartungshorizonte für jedes Bewertungskriterium 3. Die Validität der Prüfungsnote konnte durch eine signifikante Korrelation zwischen den Ergebnissen der praktischen Arbeiten aus den vorklinischen Kursen zu der Bewertung der praktischen Physikumsarbeit bestätigt werden (Spearman CC 0,36-0,67; p<0.011). Zeitpunkt Zahnärztliche Vorprüfung Frühjahr 2010 Name: Zahnärztliche Vorprüfung Frühjahr 2010 Name: Nr.: Kriterien Arbeit: Noten 1 2 3 Kriterien Datum: 4 5 6 Wesentliche Kriterien erfüllt (Substanzabtrag, Präpgrenze, Winkel, Einschubrichtung) Leichte Mängel Wesentliche Kriterien erfüllt (Passung, kein Schaukeln, Randschluss) Leichte Mängel (geringfügig zu kurz oder zu lang aber dicht, minimales Schaukeln) 3) Approximalkontakte (Patient) Wesentliche Kriterien erfüllt (beide vorhanden, in korrekter Position und Stärke) Leichte Mängel (beide vorhanden, zu stark oder zu schwach) 4) Statische Okklusion Mehrere Kontakte auf allen Brückengliedern ohne Bisserhöhung Mindestens ein Kontakt je Brückenglied ohne Bisserhöhung 5) Dynamische Okklusion Eckzahnführung gemeinsam mit FZ-Führungsteller Gruppenführung gemeinsam mit FZ-Führungsteller 6) Modellation und Gestaltung Metallgerüst (incl. Politur) Wesentliche Kriterien erfüllt (Zahnanatomie, Brückenzw.glied mit Basis, Gussqualität, Politur) Leichte Mängel Wesentliche Mängel Täuschung oder nicht durchgeführt 7) Verblendung Wesentliche Kriterien erfüllt (ansprechende Form- und Farbgestaltung, Politur) Leichte Mängel in Form- oder Farbgestaltung oder Ausarbeitung Wesentliche Mängel in Formoder Farbgestaltung oder Ausarbeitung Täuschung oder nicht durchgeführt Unversehrt und Sauber, Splicast spaltfrei Leichte Beschädigungen der Modelle, unsaubere Unterlagen 1) Präparation Brücke 13-15 Prüfer: 2) Passung und Randschluss 8) Arbeitsunterlagen (Modelle, Splitcast, Patient, Artikulator) Nr.: Wesentliche Mängel Täuschung oder (untersichgehend oder deutlich nicht zu invasiv oder zu konisch) durchgeführt Wesentliche Mängel (deutlich zu Täuschung oder lang oder zu kurz oder nicht deutliches Schaukeln oder durchgeführt undicht 1) Zahnaufstellung Arbeit: TO / TU 2) stat. Okklusion (Shimstock, Lage mit Okklufolie) Täuschung oder Wesentliche Mängel (einer oder nicht beide fehlen deutlich) durchgeführt Nonokklusion (teilweise oder ganz) oder deutliche Bisserhöhung 3) dyn. Okklusion (mit zwei Farben Okklufolie) Täuschung oder nicht durchgeführt 4) Prothesenausdehung und Passung (wenn ein Kiefer deutliche Mängel "5") 5) Kunststoffqualität (wenn ein Kiefer deutliche Mängel "5") 6) Ausarbeitung/Politur (wenn ein Kiefer deutliche Mängel "5") Nur Brückenzwischen-glied oder Täuschung oder keine Beteiligung oder nicht Balancekontake durchgeführt Wesentliche Beschädigung der Täuschung oder Modelle oder stark verschmutzte nicht Unterlagen durchgeführt 7) Arbeitsunterlagen (Modelle, Splitcast, Patient, Artikulator) Richtlinien zur Endnote 1. Wenn keine Einzelnote "5" zählt die Durchschnittsnote 2. Wenn 2 x Einzelnote 5 in den Kriterien 1-4: bestenfalls Gesamtnote 4 3. Wenn 3 x Einzelnote 5: bestenfalls Gesamtnote 4 JA Abweichung von der Durchschnittsnote NEIN 1 2 3 Relation Kieferkamm/ Vestibulum, Glasplatte, Kompensations-kurve, Zahnachsen, (Prä-) Molarentangente, Verzahnung, Mittellinie, Form der Zahnbögen Leichte Abweichungen 2 Kontakte Molar, 1 Kontakte pro Prämolar in richtiger Lage, Front Overbite/Overjet Kontakt an maximal zwei Zahnpaaren pro Seite fehlt oder hat falsche Lage Zähne (3)4-7 Arbeitsseitenkontake, Zähne 4-7 Balancekontakte, seitl. Abstützung Protrusion Frontzahnführungsteller hat Kontakt Vor Bogenerstellung Datum: 4 5 6 Wesentliche Mängel Täuschung oder nicht durchgeführt weniger Kontakte als bei Beschreibung "3" Täuschung oder nicht durchgeführt mindestens zwei Arbeitsseitenkontakte und ein Balancekontakt, leichtes Abheben des FZF-Tellers keine Remontagemodelle, Eckzahnführung, unilaterale Täuschung oder Balance, weniger Kontakte als nicht bei "3", massives Abheben des durchgeführt Tellers oder nur Führung durch FZF-Teller Funktionsrand, keine Schaukeln und flächoges Anliegen auf dem Patientenmodell leichte Über- oder Unterkonturierung des Funktionsrandes, leichtes Schaukel Funktionsrand deutlich entfernt oder massive Überkonturierung, Täuschung oder massives Schaukeln, nur nicht punktförmiger Kontakt auf durchgeführt Patientenmodell homogen, keine Blasen, durchscheinend leichte Mängel deutliche Mängel Täuschung oder nicht durchgeführt korrekte Stärke, Oberfläche, Papillen, Politur leichte Mängel deutliche Mängel Täuschung oder nicht durchgeführt Unversehrt und Sauber Leichte Beschädigungen Wesentliche Beschädigung oder stark verschmutzte Unterlagen Täuschung oder nicht durchgeführt Durchschnittsnote: Durchschnittsnote: Richtlinien zur Endnote Noten Prüfer: BEGRÜNDUNG ENDNOTE NICHT BESTANDEN BESTANDEN Gesamtbewertung 1. Wenn keine Einzelnote "5" zählt die Durchschnittsnote 2. Wenn 2 x Einzelnote 5 in den Kriterien 1-4: bestenfalls Gesamtnote 4 3. Wenn 3 x Einzelnote 5: bestenfalls Gesamtnote 4 JA NEIN BEGRÜNDUNG Abweichung von der Durchschnittsnote ENDNOTE NICHT BESTANDEN BESTANDEN **. Die Korrelation ist auf dem 0,01 Niveau signifikant (zweiseitig). *. Die Korrelation ist auf dem 0,05 Niveau signifikant (zweiseitig). Tabelle 1. Verteilung der als bestanden oder durchgefallen gewerteten Arbeiten vor und nach der Erstellung des neuen Bewertungsbogens je Prüfer Nach Bogenerstellung Prüfer Bestanden Nicht bestanden 1 13 2 2 12 3 3 5 10 4 9 6 5 9 6 6 10 5 1 7 8 2 9 6 3 4 11 4 8 7 5 8 7 6 8 7 Tabelle 2. Korrelation Physikum praktische Bewertungen mit praktischen Noten der Kurse Gesamtbewertung Bewertungsbögen Brücke und Totalprothese OK+UK 3. Wiederbewertung derselben 15 Arbeiten wie in der ersten Benotungsrunde von allen Prüfern mit dem neu erarbeiteten Bogen II. Validierung des Bewertungsbogens Schlussfolgerung Durch die Verwendung eines standardisierten Bewertungsbogens konnte die Reliabilität der Bewertungen von praktischen Prüfungen erhöht werden. Der Bogen wurde zur Bewertung in der zahnärztlichen Vorprüfung für das WS 2011 eingesetzt. Die Bewertungen wurden anschließend mit den praktischen Noten der vorklinischen Kurse (Technische Das vorgestellte Lehrprojekt wurde von der Kurt Kaltenbach – Stiftung gefördert. Propädeutik, Phantomkurs Zahnersatzkunde I und II) korreliert.
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