Wasser trinken und Gold ernten JUDO Mit Selbständigkeit und Durchhaltewillen möchte Jana Bruggmann an die Spitze Die 17-jährige Bichwiler Judoka Jana Bruggman möchte Olympia 2020 in Tokyo erleben und als Sportlerin die Schweiz vertreten. Unterstützt wird sie auf diesem Weg auch vom Panathlon Club Wil Region. Wir sprachen anlässlich des Vorstellungs-Meetings beim Panathlon-Club mit der jungen Sportlerin über ihre sportlichen Motivationen und die Zukunft. Warum gerade Judo? «Ich schnupperte mit Kolleginnen beim Judoklub Oberuzwil und ich hatte gleich von Beginn weg viel Spass und wusste, das ist mein Sport.» Was ist denn die Faszination beim Judo? «Es ist Wett-Kampf und trotzdem sehr fair und mit der gegenseitigen Achtung. Mich faszinieren die Techniken und die damit verbundene Körperbeherrschung und die Vielfalt des Kampfsportes grundsätzlich.» Gab es auch andere Optionen? «Ich habe es einmal auf dem Golfplatz versucht. Das war aber nicht mein Ding und als Mädchen hatte ich keine Lust, so viel zu laufen (lacht) und dann den kleinen Ball nicht ins Loch zu treffen.» Frage an die Mutter von Jana: Wäre die Wahl in die Fusstapfen von Belinda Bencic zu treten nicht lukrativer gewesen? «Im Nachhinein vielleicht ja. Doch Jana hat sich ihre Sport selber ausgesucht und das ist auch richtig so, denn es macht ihr grossen Spass, sie hat sich Ziele gesetzt und das ist das Wichtigste.» Nach dem Vorstoss unter die besten der Jugend in der Region und dann in der Schweiz kam der Wechsel vom BC Oberuzwil, wo sie das Judo-ABC erlernte, zum Grossclub Nippon St.Gallen. Warum? «Ich bin Andreas Brunschwiler und dem Trainerteam dankbar für das, was ich in Oberuzwil lernen durfte. Die Gegner/innen waren dann nicht mehr so stark, dass ich weiter profitieren konnte und deshalb der Wechsel zu Nippon SG, wo ich wieder auf ebenbürtige Gegner/innen stosse. Oberuzwil ist eher ein Breitensportclub, der dann gerne Talente zur weiteren Förderung weitergibt.» Gibt es ein Vorbild als Judokämpferin? «Ja, aber nicht im Bereich Judo, sondern die Kunstturnerin Giulia Steinbruber, denn sie opfert sehr viel Zeit für den Sport und hat ebenfalls in einer Randsportart Erfolg dank viel Durchhaltewillen und Verzicht. Das fasziniert mich.» Welches waren denn die bisher grössten resp. schönsten Erfolge? Ich hatte echt Hühnerhaut, als ich kürzlich bei einem grossen intern. Turnier auf dem obersten Treppchen stand und wusste, dass ich es schaffen kann, auf diesem Niveau mitzuhalten. Zur Freude spürte ich so richtig die Hühnerhaut und das möchte ich gerne weiter erleben dürfen. 2014 gewann ich Silber und Bronze an den Schweizermeisterschaften.» Was macht denn eine gute Judoka aus, resp. welches sind die Voraussetzungen, um Erfolg zu haben? Es sind die die Beweglichkeit, Geschwindigkeit, das Gespür für die Taktik und Überraschungsmomente und über allem viel Durchhaltewillen und Selbständigkeit. Wo ist das nächste Mal der Erfolg mit Hühnerhaut geplant? «Planen ist vielleicht nicht ganz richtig, aber ich hoffe und fühle mich stark genug, heuer in der Kategorie U18 (Gewichtsklasse bis 57kg) Schweizermeisterin zu werden und in der Kat. U21 auf das Podest zu steigen.» Und die weiteren Zukunftspläne im Sport? «Ich möchte mich für grosse Turniere, dann für die EM, die WM und für den Traum aller Sportler, für die Olympischen Spiele, qualifizieren. Für mich wären diejenigen von 2020 in Tokyo die wohl früheste Option mit dabei zu sein und ein Ziel, wofür sich Training und Entbehrungen lohnen.» Zu den Entbehrungen gehören auch die Einhaltung des Kampfgewichts für die jeweiligen Kategorien. Ist das der zweite Kampf zum sportlichen? «Jein! Als Jugendliche ist das weniger ein Problem. Mit dem Erwachsenwerden kann sich auch das Gewicht schneller verändern und man muss die Gewichtsklasse wechseln und das ist nicht immer so einfach, denn es ändern vielfach auch die Gegnerinnen und somit die Kenntnisse über sie ihre Taktiken.» Gibt es ein Mittel, um das Gewicht zu halten? «Fasten und Wasser trinken aber dies im gesunden Mass. Wenn ich vor einem Wettkampf zu schwer bin, heisst das eine Woche Wasserkur, denn mit dem Wasser werden auch weitere belastende Stoffe ausgeschwemmt, so dass ich bis zum Wiegetermin das Wettkampfgewicht auf die Waage bringen. Wasserkur? Was heisst das? «Ab Montag sechs Liter Wasser und dann bis Donnerstag pro Tag um einen Liter abnehmend.» Und dann wieder voll in die Töpfe und rein mit den Kalorien? «Weit daneben ist das tatsächlich nicht, denn das Gewicht am Freitagabend vor dem Wettkampf gilt, also kann ich mich meinem Heisshunger widmen und meine Gelüste stillen ohne nachgewogen zu werden.» (lacht) «Aber auch hier alles im Mass, denn mit einem schweren Magen lassen sich kaum Erfolge erkämpfen.» Jana Bruggmann Die Bichwilerin ist 17 Jahre (2.7.1998) jung, wohnt bei ihren Eltern und macht eine Ausbildung als Kauffrau bei der Swisscom. Die Swisscom offeriert den Sporthilfe-Sportlern gewisse Entgegenkommen und unterstützt sie, soweit möglich, dass sie Training, Arbeit und Schule eher unter einen Hut bringen können. Jana trainiert bis viermal in der Woche und die meistens nach der Arbeit. Ihre bisher grössten Erfolge sind Podestplätze an der Junioren Schweizermeisterschaft und an int. Turnieren. Sporthilfe-Programm Vereine, Firmen und Privatpersonen können über die Sporthilfe junge Sportlerinnern mit einem Betrag von 2500 Franken pro Jahr unterstützen. 500 Franken davon gehen an die Sporthilfe, welche damit weitere Sportler/innen und Förderaktionen unterstützt. Der Vertrag ist jeweils auf ein Jahr befristet und umfasst klare Bestimmungen. Die von der Sporthilfe vorgeschlagenen Sportler/innen müssen vorgegebene sportliche Kriterien erfüllen und bereits einen entsprechenden Leistungsausweis vorlegen können und die erhaltenen Gelder gezielt für ihren Sport (Trainingskosten, Reisen usw.) einsetzen. Hermann Rüegg
© Copyright 2024 ExpyDoc