alumni interview - Hochschule Bochum

alumni interview
Mareike Tamara Müller im Gespräch mit AMM-Alumni Katja Domschky,
Inhaberin der Agentur acube
Woher stammt Dein Interesse an Marketing für Architekten? Und weshalb hast Du Dich speziell für
den Bochumer Studiengang AMM entschieden?
Erst war der Frust, der Berufsfrust. Man denkt naiv, auf der Baustelle haben alle die gleichen Interessen: Alle
wollen im Zeit- und Kostenrahmen bauen. Im Endeffekt ist es so, dass jeder jedem in den Hintern tritt und
man sich die Augen aussticht und in den Beton schubst. Der Beruf hat mir immer gefallen, aber der Kleinkrieg
auf der Baustelle war nicht schön. Es hat mich auch genervt, dass in der Kommunikation zwischen Bauherr,
Geschäftsleitung und mir als Architektin vieles verloren ging. Außerdem standen die Arbeit, die man leistet
und die Verantwortung, die man übernehmen musste, in keinem Verhältnis zu dem, was man verdient.
So habe ich mir überlegt, was ich eigentlich gerne an meinem Job mache und was ich gut kann. Ich hatte
für das Büro, neben der Projektarbeit die Öffentlichkeitsarbeit übernommen, also die Website gestaltet,
Wettbewerbspräsentationen gemacht und Flyer entwickelt. Das wollte ich professionalisieren und fing an zu
recherchieren, was es für Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich gibt. Das war dann AMM.
Gab es nach dem Studium die Überlegung, in ein Architekturbüro zurückzugehen?
Ich wollte weg von der Baubranche - ob Metzgerlehre oder Jura-Studium. Es gab aber auch viel Schönes
an dieser Branche und an der Arbeit als Architektin, das ich nicht missen wollte. Nachdem ich jetzt ein Jahr
Zeit und Geld investiert hatte, kam es dennoch für mich nicht mehr in Frage, wieder klassisch als Architektin
zu arbeiten. Eigentlich wollte ich noch zu 60 Prozent weiterhin im Büro arbeiten, um so meine Ausgaben zu
sichern und in der restlichen Zeit wollte ich mit meiner Selbstständigkeit Fuß fassen. Doch da kam dann der
Wink mit dem Zaunpfahl; ich wurde als letzte Architektin in meinem Büro entlassen. Dadurch musste ich
durchstarten.
Ein richtiger Kaltstart!
KD: Gezwungenermaßen habe ich dann die Selbstständigkeit sofort umgesetzt. So war es nicht
geplant und das hatte zur Folge, dass ich ohne Auftrag anfangen musste!
Wie hast Du das geschafft, wie hast Du den Anfang gemacht?
Ich habe ein Jahr akquiriert, habe ein Jahr genetztwerkt und ein Jahr geschaut, dass ich an Aufträge
herankomme. Als ich mich selbstständig gemacht habe, begann ich meine Akquise unter anderem mit Artikeln
für das Online-Magazin „Internet für Architekten“.
Wie betreibst Du Deine Akquisition heute?
Mein Marketing ist hauptsächlich persönlicher Kontakt. Ich lerne die Leute auf Reisen und auf
Veranstaltungen kennen. Ich halte Vorträge, gebe Workshops unter anderem bei der Akademie der
Architektenkammer Nordrhein-Westfalen, ich habe einen Lehrauftrag in Koblenz, halte Seminare und
schreibe nach wie vor Artikel.
Was für Kunden betreust Du überwiegend?
Unterm Strich, würde ich das Ganze in zwei Gruppen teilen. Das eine sind junge Unternehmen und
Existenzgründer, die sagen: „Wir müssen da etwas tun.“ Das sind die, die Fuß fassen wollen und sehen
möchten, wie sie über das Marketing und ihren Auftritt nach außen wachsen können.
AMM Architektur Media Management | Prof. Jan R. Krause | Lennershofstraße 140 | 44801 Bochum | www.amm-bochum.de
Das andere sind große Büros, die eigentlich schon sehr gut aufgestellt sind, aber merken, dass das Marketing
bei ihnen zu kurz kommt und es verbessern und professionalisieren wollen.
Sind die Schwerpunkte so gekommen, wie Du sie am Anfang geplant hattest?
Es sind andere Bürostrukturen als ich am Anfang dachte. Ich hatte mehr an kleine Büros gedacht, die neu
starten und teileweise grottenschlechte Internetauftritte haben. Aber auch große Büros, die man unterstützen
könnte. Die großen Büros haben mittlerweile eigene Mitarbeiter für die PR. Bei Kleineren ist es oft so, wenn
sie einen schlechten Internetauftritt haben, haben sie meist auch kein Sinn und kein Interesse an Marketing.
Mein jetziger Kundenstamm sind meist Büros mit 20 bis 30 Mitarbeitern. Das sind Büros, die ein Bewusstsein
für Marketing haben und wissen wie wichtig das ist, aber noch keine internen Marketingstellen besetzen.
Natürlich habe ich auch Büros mit bis zu 80 Angestellten. Aber das ist eher die Ausnahme.
Architekten haben oft das Bewusstsein, sie könnten ihr Marketing selber betreiben. Sind Architekten
da belehrbar und können sie ihren Stolz überwinden?
Ich unterstütze die Architekten ja nicht, weil ich es besser kann, sondern nur weil diese keine Zeit dafür
haben (schmunzelnd). Architekten schaffen diese Arbeit neben ihrem Projektalltag zeitlich nicht. Wie man die
Steuerberatung und Buchhaltung auslagert, übernehme ich die PR.
Interessenskonflikte oder Misstrauen nach dem Motto, eine andere Architektin macht jetzt für uns
das Marketing gibt es nicht?
Es ist oft so, dass es sogar wichtig ist, dass ich Architektin bin. Architekten fühlen sich besser
verstanden, da gibt es schon einen Zusammenhalt. Als Architektin kenne ich natürlich die Branche,
das zählt. Ich bin auch noch in der Kammer, hätte also die Bauvorlageberechtigung noch. Das
bräuchte ich eigentlich nicht mehr, ich plane ja nicht mehr, bin also auch keine Konkurrenz. Aber für mich ist
der Titel auch ein Stück weit Akquise.
Hat sich in der Zeit seit Beginn der Selbstständigkeit etwas am eigenen Idealismus und den
Vorstellungen geändert?
Nein. Ich habe die Selbstständigkeit von Anfang an genossen, mit allen Nachteilen, die sie auch hat. Der
Stress ist natürlich ein anderer: Ende des Monats die Miete zu zahlen, auch ohne regelmäßiges Einkommen.
Ich merke im Vergleich zu früher, dass ich viel mehr nachdenke, was ich gerne mache und wo ich hin möchte.
Es gibt natürlich auch jetzt noch Aufträge, die sind wie Brot und Butter und es gibt Aufträge, die mehr Spaß
machen.
Es gibt bei der Gründerinnenagentur einen Artikel über eine Landschaftsarchitektin, die Du beraten
hast in Fragen des Corporate Designs und der Corporate Identity. Sie beschreibt das Ganze als eine
starke Zusammenarbeit und Unterstützung in der Findung und Ausformulierung eigener Ideen. Siehst
Du Deine Aufgabe auch so?
Ja, mein Schwerpunkt ist tatsächlich Strategieentwicklung, also Analyse und Konzeption. Dann kommt die
Umsetzung, in welcher Form auch immer. Da tun sich die Architekten schwer, in der Regel melden sie sich
mit einem bestimmten Problem, zum Beispiel dass sie einen Internetauftritt brauchen. Wenn ich dann beim
ersten Gespräch nachfrage: „Was wollen sie denn mit dem Internetauftritt erreichen?“, wird das meist mit
einem „Braucht man halt“ beantwortet. Natürlich kann ich dem Büro einen Internetauftritt gestalten, der ist
dann schön, aber ob er ihm was nutzt bleibt die Frage. Diese klassischen Marketingfragen, wo man steht,
wen man ansprechen will und was man ansprechen will, können die meisten Architekten nicht beantworten.
Da merkt man, dass die Architekten zwar wissen, dass sie mittlerweile werben dürfen und auch wissen, dass
sie das heutzutage einfach auch müssen, aber den Schritt ins Innere zu gehen und zu überlegen, wo sie
stehen, da tun sich die meisten noch schwer.
Katja Domschky ist Inhaberin der Agentur acube, architektur pr,
www.a-cube.de
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