Konstituenten/Phrasen Phrasenstrukturgrammatik

Überblick über linguistische Theorien
Dejan Matic
Konstituenten/Phrasen
Müller, Grammatiktheorie, SS. 4-11
Konstituenten oder Phrasen: Wörter, die eine synatktische und semantische Einheit bilden.
Konstituententests
Ersetzungstest/Substitutionstest
Er kennt [den Mann] --Er kennt [eine Frau]
--- Er kennt [diese blonde Frau]
Er versucht, [das Buch zu lesen].
--Er versucht, [der Frau das Buch zu geben].
Pronominalisierungstest
Der Mann ist weg.
--Er ist weg.
Peter versucht, das Buch zu lesen.
--Klaus versucht es auch.
Fragetest
Der Mann ist weg.
--Wer ist weg?
Er versucht, zu lesen. --Was versucht er?
Verschiebetest
Keiner kennt diese Frau.
--Diese Frau kennt keiner.
*Frau keiner diese kennt.
Er hat noch nicht das Buch zu lesen versucht.
Er hat noch nicht versucht, das Buch zu lesen.
Das Buch zu lesen hat er noch nicht versucht.
Koordinationstest
Der Mann und die Frau sind weg.
Er hat versucht, das Buch zu lesen und es dann verschwinden zu lassen.
Köpfigkeit
Kopf einer Phrase ist dasjenige Element, das die wichtigsten Eigenschaften der Phrase
bestimmt und den Aufbau der Phrase steuert (d.h. die Anwesenheit anderer Elemente
verlangt). Andere Elemente der Phrase werden Komplement genannt. Phrasen werden nach
Köpfen genannt:
NP – Nominalphrase (ein großer Mann)
PP – Präpositionalphrase (in meinem Haus)
VP – Verphrase (ein Buch lesen)
Phrasenstrukturgrammatik
Müller, Grammatiktheorie, 37-56
Phrasenstrukturgrammatiken formulieren Regeln darüber, wie aus Wörtern komplexere Einheiten
(Phrasen, Sätze) entstehen.
weil er das Buch dem Mann gibt
NP → D N
D → das
N → Mann
NP → er
D → dem
V → gibt
S → NP NP NP V
N → Buch
Dies lässt sich als Ersetzungsabfolge darstellen, als Strukturbaum und durch Klammerausdrücke.
Überblick über linguistische Theorien
Dejan Matic
Es gibt für jeden Satz viele mögliche Grammatiken, so ist es z.B. möglich, weil er das Buch dem Mann
gibt durch die folgende Grammatik zu analysieren.
NP → D N
D → das
N → Mann
NP → er
D → dem
V → gibt
V → NP V
N → Buch
Man muss bei jeder Sprache bei der Formulierung der Phrasenstrukturregeln darauf achten, dass die
relevanten morphosyntaktischen Kategorien durch die Regeln erfasst sind – so müssen z.B. im
Deutschen die Kategorien des Genus, Numerus, Kasus und der Flexionsklasse minimalberücksichtigt
werden. Z.B.
S → NP_1_sg_nom NP_akk NP_dat V_1_sg_nom_dat_akk
S → NP_2_sg_nom NP_akk NP_dat V_2_sg_nom_dat_akk, usw.
Das ist zu aufwendig und erfasst die Gemeinsamkeiten nicht; deswegen benutzt man
Merkmalstrukturen:
S→
NP(Per1, Num1, nom)
NP(Per2, Num2, akk)
NP(Per3, Num3, dat)
V(Per1, Num1, ditransitiv)
Semantik
Einfache Prädikatenlogik
Max schläft.
Ein Junge schläft.
Alle Jungen schlafen.
-------
schlafen’(Max’)
∃x (Junge’(x) & schlafen’(x))
∀x (Junge’(x) → schlafen’(x))
λ-Kalkül = Darstellung von Prädikaten mit leeren Stellen
λ-Abstraktion:
schlafen = λx.schlafen(x)
β-Reduktion/λ-Konversion:
λx.schlafen’(x), Max’ →
schlafen’(Max’)
λ-Kalkül und Phrasenstruktur
S → NP NP V
S(V’ NP’ NP’) → NP(NP’) NP(NP’) V(V’)
λxλy.lieben’(x,y)
λxλy.lieben’(x,y) Max’
λx.lieben’(x,Max’) Anna’
lieben’(Anna’,Max’)
X’-Theorie (X-bar-Theorie)
Die Grundidee: jeweils ein Kopf wird mit jeweils einem Komplement kombiniert, egal um welchen
Typ der Phrase es sich handelt. Wenn mehrere Elemente in einer Phrase erscheinen, handelt es sich
um unterschiedliche Phrasenebenen, die mit Apostroph(en) (ursprünglich: Linien, deswegen bar)
markiert werden.
Überblick über linguistische Theorien
das Bild von Paris
NP’’
→
Det [N’]
N’
→
No PP
Dejan Matic
das [Bild von Paris]
Bild [von Paris]
No ist der Kopf der Phrase, das lexikalische Element (oft ohne o geschrieben)
Der Kopf wird zunächst mit dem Komplement kombiniert und bildet mit ihm N’.
NP’ wird mit dem Spezifikator kombiniert und bildet die sog. maximale Projektion, NP’’ (oft einfach
NP).
Dieses Schema ist kategorieunabhängig, deswegen bezeichnet man die Stufen als XP, X’ und Xo,
wobei X für beliebige Arten von Köpfen steht.
XP
Spezifikator
Komplement
X’
Xo