Die Direktvermarkter und ihre Portfolios 2015 Spreu trennt sich vom

DIREKTVERMARKTUNG
1. Februar 2016
Die Direktvermarkter und ihre Portfolios 2015
Spreu trennt sich vom Weizen
ÖkostromDirektvermarkter
Bild: vencav - Fotolia
I
n Zeiten, in denen Volkswagen
noch als leuchtender Stern der
deutschen Automobilbranche galt,
warben die Wolfsburger für ihren
Käfer mit dem unschlagbar sinnigen
Slogan „Er läuft und läuft und läuft.“
Es läuft auch bei der Direktvermarktung von Strom aus EEG-Anlagen,
zumindest wird das Gesamtportfolio,
wie politisch gewollt, immer größer.
Binnen Jahresfrist sind bis Anfang
2016 weitere rund 7 335 MW hinzugekommen, so dass der Gesamtkuchen
derzeit etwa 53 000 MW umfasst. Das
Gros davon entfällt auf Windturbinen
an Land und auf See.
Das heißt aber nicht, dass in Reihen
der Direktvermarkter eitel Sonnenschein herrscht. Im Gegenteil. „Es
gibt eine Reihe von Anbietern, die mit
Preisen unterwegs sind, mit denen sich
wirklich keine Deckungsbeiträge erwirtschaften lassen“, beschreibt Josef
Werum, Geschäftsführer der in.power
GmbH, das Geschehen. Die gleiche
Erfahrung hat sein Pendant von energy2market, Andreas Keil, gemacht: „In
den vergangenen Wochen sind Portfolios über den Tisch gewandert, bei
denen klar ist, dass die entsprechenden Unternehmen damit Verluste einbuchen müssen.“
Für Ralf Klöpfer sind das alles Indizien für einen Konsolidierungsprozess,
über den bereits seit zwei Jahren in
den Reihen der Direktvermarkter geredet wird. „Uns sind anfangs kleinere
Portfolios zur Übernahme angeboten
worden, mittlerweile haben wir schon
größere Offerten auf dem Tisch gehabt“, sagt der Vertriebsvorstand der
MVV Energie. Die Kurpfälzer können
sich freuen: Sie bleiben nicht nur der
größte Solar-Direktvermarkter, sondern haben mit ihrem Pool vor allem
dank Zugewinnen bei der Windenergie
einen deutlichen Sprung nach vorne
gemacht auf nunmehr 4 100 MW. Dieses Plus, sagt Klöpfer, sei auch auf die
Übernahme der Windwärts Energie
und der Mehrheitsbeteiligung bei der
juwi-Gruppe zurückzuführen.
Bei den Direktvermarktern erwartet
Klöpfer, dass sich bereits in nächster
Zeit die Spreu vom Weizen trennt: „Es
wird eine Handvoll größerer Player
übrigbleiben“, sagt er offen. Selbstbewusst erwähnt er nicht explizit, dass
für ihn MVV Energie auch künftig zu
den Playern zählt, die den Direktvermarktungsmarkt mitbestimmen.
„Direktvermarktung ist
mittlerweile Big Data“
In seiner Prognose fühlt sich der MVVMann dadurch bestärkt, dass die Zahl
der White-Label-Anbieter bei den
Direktvermarktern deutlich zugenommen hat. Offen dazu bekennt sich von
den befragten Unternehmen nur die
in der Schweiz ansässige Wind Energy
Trading. Die Eidgenossen konnten den
für mehrere Stadtwerke betreuten Pool
um 600 auf 2 600 MW ausbauen. Was
Klöpfers Wahrnehmung stärkt: „Es gibt
nach außen eine Vielfalt, die es hinter
den Kulissen längst nicht mehr gibt.“
Zu aufwendig sei mittlerweile das Direktvermarktungsgeschäft geworden:
„Mit einer simplen 08/15-Bilanzkreisbewirtschaftung ist nichts zu gewinnen“. Klöpfer: „Direktvermarktung ist
mittlerweile Big Data, dafür sind teure
IT und hochqualifizierte Leute rund
um die Uhr notwendig. Das rechnet
sich nur bei entsprechenden Portfoliogrößen.“ Und nicht zu vergessen:
„Direktvermarktung ist und bleibt ein
Risikogeschäft. Damit die Banken die
entsprechenden Verträge abnicken,
brauchen die Direktvermarkter eine
ausreichende Bonität.“
Sie gehen jedenfalls davon aus, dass
der Konzentrationsprozess Fahrt aufnimmt – und zwar bereits in diesem
Jahr. Gut die Hälfte der Unternehmen,
die bei der jüngsten, mittlerweile
4. -Umfrage zur Situation und zu
den Perspektiven im Direktvermarktungsgeschäft geantwortet haben,
glaubt, dass der Marktbereinigungsprozess noch 2016 einsetzt.
Diese Einschätzung teilt auch Marktführer Statkraft Markets. „Die Erlöse,
die sich heute noch im Direktvermarktungsgeschäft erzielen lassen, reichen
einfach nicht für alle aus“, betont Geschäftsführer Stefan-Jörg Göbel.
Für ihn ist angesichts des hart umkämpftes Marktes ein großes Portfolio
unverzichtbar: „Größe ist kein Wert an
„Standort-Pricing“ wird zum
Standard bei
Standort-Bewertung
Nicht nur die Enervie-Gruppe
konnte in den zurückliegenden
Monaten ihr Portfolio ausbauen.
Einen Sprung nach vorne, und
zwar etwa im 1 000-MW-Korridor, machten EnBW Trading, Neas
Energy, Trianel/Gesy sowie Vattenfall. Ohnehin haben die einst so
starken vier Verbundunternehmen
die Direktvermarktung mit Verspätung für sich entdeckt, heißt es in
Branchenkreisen. Dagegen sind
Firmen wie Clean Energy Sourcing,
• Dafür gibt es einige Gründe. Unter anderem lassen einige Unternehmen ihr Portfolio von
einem Dienstleister (White Labeling) vermarkten, was in der Umfrage nicht weiter aufgeschlüsselt werden kann. Unschärfen gibt es beispielsweise bei RWE Deutschland AG, die
die Direktvermarktungsleistung aller ihrer Vertriebstöchter gemeldet hat. Unabhängig davon
haben auch die Lechwerke AG und enviaM AG ihre eigenen Zahlen gemeldet.
• Nach Einschätzung der von  angesprochenen Branchenkenner hat sich wohl nur ein
Unternehmen nicht an der Umfrage beteiligt, das über einen Vermarktungspool von mehr
als 1 000 MW verfügt.
• Leider mehrt sich die Zahl der Unternehmen, die nur Annäherungswerte nennen oder unvollständige Angaben zum Mix ihrer Portfolios machen. Begründet wird diese Haltung immer
mit „Wettbewerbsgründen“.
• Nur einen Annäherungswert gibt es auch für Quadra Energy aus Düsseldorf, mittlerweile
ein Tochterunternehmen des Windturbinenunternehmens Enercon GmbH. In einem Mitte
September vergangenen Jahres geführten Interview äußerte Enercon-Geschäftsführer
Hans-Dieter Kettwig gegenüber , dass das eigene Vermarktungsportfolio noch nicht
die 3 000-MW-Marke überschritten habe.
Wasserkraft
0
stabil
flexibel
0
9
3 000
2 500
100
400
0
wächst
325
55
Danske Commodities
Deutschland GmbH
4673,5
4527,7
4072,5
361
94,3
0
stabil
43
0
1 000
2 030
1 800
50
120
wächst
20
40
5
3
wächst
18
18
0
60
5,5
Regelenergie
3 500
2
9,3
0,99
8,7
0
stabil
0,3
Weitere Flexibilitätsangebote
Ja
u
2018
u
1 - 2 Jahre
u
2016
u
u
u
2018
u
Optionsprämie: Anlage bekommt fest vereinbarte Vergütung (Euro/MW) für Flexibilität,
Vermarktung und Optimierung
u
u
k. A.
0
k. A.
u
53,7
k. A.
k. A.
2
51,8
wächst
32
k. A.
u
3,1
3,1
k. A.
k. A.
0,5
2,6
stabil
0
0
u
energy2market GmbH
3 390
3 115
1 130
575
1 350
60
wächst
618
345
252
261
24
14
212
11
wächst
126
28
1 700
2 000
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
EWE Trading GmbH
2 050
1 810
1 600
20
190
0
wächst
102
36
Grundgrün Energie
GmbH
rd. 3 000
2 360
1 655
642
63
0
wächst
10
10
Iberdrola Energie
Deutschland GmbH
450
450
400
50
stabil
0
0
in.power GmbH /
BKW Energie AG
858
1 210
979
231
0,5
0
wächst
0
13
310
0
32
250
25
wächst
200
Regelangebote aus Wind und PV; Flexangebote für Gewerbe und Industrie
LichtBlick SE
280
ca.
1 000
13
Mark-E AG
1 000
1 350
1 150
150
37
13
wächst
33
5
Eigenverbrauchsoptimierung, Peak Shaving,
Peak Shaping
MVV Energie AG
3 000
4 100
k. A.
k. A.
wächst
150
k. A.
5
3 400
600
27
1
5
wächst
wächst
k. A.
k. A.
Next Kraftwerke
GmbH
1 368
1 734,1
748
439,5
1 066,7
46,9
wächst
SRL: 515,6,
MRL: 648,1
83
67,2
57,2
0,4
k. A.
wächst
0,4
k. A.
436
wächst
k. A.
k. A.
67,6
1 315
1 455
Stadtwerke Dresden
GmbH / Enso Energie
Sachsen Ost AG*
66
9,6
219
602
109
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
19
21
18
0
3
0
stabil
0
0
900
> 1 000
600
75
170
wächst
80
640
Statkraft Markets
GmbH
8 750
8 600
7 700
710
160
30 zzg.
130
Sonstige
30
wächst
100 bis 200
8 600
Südwestdeutsche
Stromhandels GmbH
101
97
66
11
17
3
stabil
k. A.
k. A.
Sunnic Lighthouse
GmbH
600
800
40
750
10
0
wächst
167
215
207
1
7
0
wächst
Stadtwerke Düsseldorf AG - Energiehandel
Stadtwerke München
GmbH
Syneco Trading GmbH
1 261
820
0
5
wächst
wächst
444
0,6
560
878
75
0
60
4 000
RWE Deutschland AG
404
wächst
> 3 000
Ovag Energie AG
437
> 2 500 1 300
13
5
Neas Energy AIS
Naturstrom AG
417
13
60
u
Eon Energie
Deutschland GmbH
Lechwerke AG
wächst
Kurzfristoptimierung, PRL
4
k. A.
109
800
0
> 3 000
> 4 000
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
wächst
Vattenfall Europe
Sales GmbH
2 600
3 600
2 520
1 015
0
65
wächst
120
154
132
22
wächst
k. A.
k. A.
Wind Energy Trading
AG
2 000
2 600
2 050
500
30
20
wächst
0
0
4-stellig
4-stellig
ja
nein
ja
ja
stabil
3-stellig
< 1 000
< 3 000**
Trianel GmbH/Gesy
Verbund Trading &
Sales Deutschland
GmbH
Weitere Meldungen:
Axpo Deutschland
GmbH
Enercon/Quadra
Energy
im dreistelligen
Bereich
215
k. A.
3 600
Ausweitung auf kurzfristigere Märkte und
Angebot für fluktuierende Erzeuger
nein
Stromvermarktung
aus KWK-Anlagen
ja, ab
69,8
Energieversorgung
Selb-Marktredwitz
GmbH
Kommt es zu einer
Marktbereinigung?
35
nein
Energiedienst Holding
AG
RWE Innogy GmbH
 als erste Fachpublikation im Jahr 2013 eine Befragung gestartet, um für mehr Transparenz beim Direktvermarktungsgeschäft mit EEG-Strom zu sorgen. Das Volumen dieses
Marktes ist stetig gewachsen und umfasst mittlerweile rund 53 000 MW (Stand: Anfang
Januar 2016).
Für diese Umfrage hat  insgesamt 116 Unternehmen angeschrieben, die bei den vier
Übertragungsnetzbetreibern einen MPM-Bilanzkreis (Managementprämienmodell) beantragt haben. Von 37 Unternehmen hat  eine Rückmeldung erhalten. Alle Daten beruhen
auf Unternehmensangaben. Dazu noch einige Anmerkungen:
• Wie in den Vorjahren übersteigt auch in diesem Jahr die von den Unternehmen angegebene
Größe ihrer Portfolios zusammen den von den vier Übertragungsnetzbetreibern vermeldeten
Bestand zu Beginn 2016
Biomasse/
Biogas
Clean Energy Sourcing
AG
enviaM AG
Die 4. E&M-Umfrage zur Situation bei der Direktvermarktung
PV
Angebot Leistung in MW
3,5
Elektrizitätswerke
Schönau Vertriebs
GmbH
wie neuere KWK-Anlagen in die Direktvermarktung müssen: „Wer davon
große Sprünge erwartet, wird enttäuscht werden.“ Auf dem darbenden
deutschen Solarmarkt sind im vergangenen Jahr jeden Monat im Schnitt
etwa 100 Anlagen in der Größenklasse
zwischen 100 und 1 000 kW errichtet
worden − mehr nicht. Verschiedene
Direktvermarkter wie Grundgrün
oder Next Kraftwerke hatten bereits
im vergangenen Jahr Online-Portale
entwickelt, um diese Solarleistung so
einfach wie möglich „einzusammeln“.
Fazit: Obgleich das Geschäft mit der
Direktvermarktung längst zur Routine
geworden ist, scheint dieses Jahr bei
den Playern im Markt einiges in Bewegung zu geraten. Wenn es bislang einen
Gewinner gegeben hat, sagt e2m-Geschäftsführer Keil, sind es die Betreiber
regenerativer Kraftwerke, allen voran
die Windmüller: „Die Kunden haben
ein Gespür dafür entwickelt, die eigentümliche Wettbewerbssituation für
sich auszunutzen.“ Das heißt, im Gegensatz zu manchem Direktvermarkter
machen sie ihren Schnitt. 
Wind
Entwicklung des
Portfolios
0
EnBW Trading GmbH
Grundgrün Energie oder energy2market (e2m) in dieses Jahr mit kleineren
Portfolios als 2015 gestartet. e2m bleibt
weiterhin der größte Direktvermarkter
im Biomassebereich, gefolgt von Next
Kraftwerke aus Köln.
Die Gewinne und Verluste bei den
Portfolios einzelner Unternehmen sind
nicht nur im anziehenden Verdrängungswettbewerb begründet. Einige
Direktvermarkter verzichten bewusst
auf Windparks in wirtschaftlich weniger attraktiven Regionen. Die Devise
lautet: „Standortqualität statt Größe“,
wie lassen sich einzelne Windparks
mit ihren Lastganglinien an Bedarf
und Nachfrage anpassen? Nach Einschätzung von e2m-Geschäftsführer
Andreas Keil hat sich dieses Standort-Pricing „zur Standard-Bewertung“
von neuen und alten regenerativen
Kraftwerken bei den Direktvermarktern entwickelt.
Auch Keil erwartet für dieses Jahr
„eine gewisse Marktbereinigung“.
Daran ändert auch die Tatsache nichts,
dass neuerdings Photovoltaikanlagen
ab einer Leistung von 100 kW ebenso
Stand
Stand
01.01.2015 01.01.2016
Aufteilung Energieträger in MW
9
EnDaNet GmbH
sich, aber allein schon wegen der Risikominimierung und der Möglichkeit,
Skaleneffekte zu nutzen, versuchen
wir, unsere Position weiter auszubauen.“
Das ist der Deutschland-Dependance des norwegischen Staatskonzerns zumindest im vergangenen Jahr
nicht gelungen. Gegenüber dem bisherigen „Allzeithoch“ von 9 200 MW im
Dezember 2014 lag Statkrafts Portfolio
zu Beginn dieses Jahres um 600 MW
niedriger, auch beim Vergleich zu Anfang 2015 ergibt sich ein Minus von
150 MW. „Wir vermarkten nur den
Strom der erneuerbaren Anlagen, mit
denen wir Geld verdienen“, erklärt
Göbel, „deshalb haben wir uns auch
von einigen Windparks getrennt.“
Die gleiche Devise gelte auch für die
Enervie-Gruppe, sagt Javier Flores:
„Wir können es uns schlichtweg nicht
leisten, unwirtschaftliche Windparks
zu übernehmen und dann zu subventionieren“, sagt der Leiter Energiehandel bei den Südwestfalen in Hagen.
Finanziellen Spielraum gebe es dafür
bei Enervie ohnehin nicht, so gebeutelt
wie der Regionalversorger in den
vergangenen beiden Jahren wurde.
Dass Enervie ihre Vertriebsaktivitäten bundesweit verstärkt hat,
daraus macht Flores kein Geheimnis: „Klar, haben wir neue Kunden
gewonnen, gewachsen sind wir
aber mit unseren Bestandskunden,
die von uns immer mehr Anlagen
vermarkten lassen.“ Die EnervieGruppe will dieses Geschäft ausweiten: „Die Direktvermarktung ist ein
zentraler Baustein für unser virtuelles Kraftwerk, dessen Bedeutung
für unser Unternehmen wächst.“
Im Frühjahr 2018 schalten die Südwestfalen ihre verbliebenen fossilen
Kraftwerke ab.
Portfolio in MW
61
BS Energy KG & Co.
KG
Der Verdrängungswettbewerb bei den Direktvermarktern
nimmt Fahrt auf. Indizien dafür sind Kampfpreise und mehr
White-Label-Aktivitäten. Eine Kurzauswertung der jüngsten
E&M-Umfrage. von Ralf Köpke
DIREKTVERMARKTUNG
1. Februar 2016
2018
Ja, bereits in
Gang
u
k. A.
u
u
u
u
u
u
Intraday-Vermarktung
2017
u
MRL Wind, energiewirtschaftlich sinnvolle
Verzahnung von Erzeugung und Verbrauch
(„Verzeugung“)
2016
u
u
u
u
u
PRL
2017
u
2016
u
Kurzfristoptimierung in allen Wertschöpfungsstufen
2016
u
2016/
2017
u
2017
u
u
u
Flexible Direktvermarktung, Bilanzkreisbewirtschaftung inkl. Intraday, usw.
Variabler Stromtarif Best of 96 zur Lastverschiebung sowie automatisierte Fahrplanoptimierung für Produzenten über ein
einheitliches System von der Prognose bis zur
Erfüllung
u
u
k. A.
2017
u
PRL, Intraday-Vermarktung, Batteriespeicher,
Ausbau Demand Response, Überschuss
PV-Einspeisung
Tertiärregelleistung aus Wind
Das SüdWestStrom-Portfolio-Pool-Modell
bietet heute schon viele Angebote zur
Vermarktung von Flexiblität.
u
u
2018
u
2016/2017
u
2020
u
2016
u
u
u
Perspektivisch Regelenergie, falls Regulierung
es zulässt
u
2015/2016
2016
u
SRL Wind, Demand Response
u
2016
u
Intraday-Optimierung
u
u
In Abhängigkeit des Weißbuches
u
u
2018
u
2016/2017
u
2016
u
Bspw. MRL aus Windenergie, Market Access
Intraday für Industriekunden und Stadtwerke
u
Derzeit noch in Planung
u
u
nein
u
u
k. A.
ja
*Stadtwerke Dresden GmbH und Enso Energie Sachsen Ost AG bewirtschaften ein gemeinsames Direktvermarktungsportfolio; **Diese Zahl nannte Enercon-Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig gegenüber E&M Mitte September 2015
u
Quelle: E&M
34
DIREKTVERMARKTUNG
1. Februar 2016
„Bei der Partnersuche geht es
weniger um Geld“
Erste deutsche Direktvermarkter wie energy2market sind im Ausland aktiv geworden.
Über Erfahrungen und Perspektiven dieses Engagements sprach E&M mit Geschäftsführer
Andreas Keil. von Ralf Köpke
Bild: E2M
E&M: Herr Keil, hierzulande sind die
Boomjahre bei der Direktvermarktung
vorbei. Ist der Gang ins Ausland daher
nicht eine logische Konsequenz, die
erste Direktvermarkter auch schon gezogen haben?
Keil: Der deutsche Markt ist sicherlich noch nicht ausgereizt. Ich nenne
mal die Stichworte Flexibilitäten und
Bereitstellung von Primärregelenergieleistung. Da ist noch einiges in
Bewegung, zumal die Übertragungsnetzbetreiber vor kurzem die Windenergie für den Regelenergiemarkt
zugelassen haben. Das Auslandsgeschäft wird sich parallel langsam,
aber systematisch entwickeln.
Wir sind da vergleichsweise
opportunistisch unterwegs.
E&M: Was heißt das?
Keil: Wir schauen, wo sich einzelne Märkte so entwickeln, wie
wir es aus Deutschland kennen.
Das Modell Ausschreibung
von Einspeisungstarifen in
Verbindung mit der Direktvermarktung scheint das gängige
europäische Modell zu werden.
Wenn wir sehen, es bewegt sich
Andreas Keil: „Mit der
Marktöffnung gibt es
gleich Wettbewerb −
und zwar schnell und
heftig“
in einem Markt etwas, versuchen wir,
dort präsent zu sein.
E&M: Wo sind SIe bereits tätig?
Keil: Außerhalb von Deutschland
sind wir in Italien, Österreich, Polen
und Finnland bereits in vier Märkten
aktiv geworden. Bei der Wahl dieser
Länder gab es bei uns keine geographischen Vorgaben, wir sind schlicht den
Markt-Opportunitäten gefolgt.
„Wir sind schlicht
den MarktOpportunitäten
gefolgt“
E&M: Welche Erfahrungen haben Sie
als Direktvermarkter in diesen Ländern
gemacht?
Keil: Es ist nirgendwo schwerer oder
leichter als in Deutschland. Mit der
Marktöffnung gibt es gleich Wettbewerb − und zwar schnell und heftig.
Deshalb ist es unverzichtbar, unmittelbar auf die Marktöffnung in einem
Land zu reagieren, anderenfalls gerät
man ins Hintertreffen. Innerhalb der
ersten drei Monate nach Marktöffnung
ist eine Präsenz absolut notwendig, um
wichtige Marktanteile zu gewinnen.
E&M: Wie sieht Ihr Standing in den
vier genannten Ländern aus?
Keil: Wir haben überall ein
Grund-Portfolio gewinnen können.
Energie hat viele Gesichter »
RWEs kontrollierte
Ökostrom-Offensive
Mit Verspätung setzt RWE verstärkt auf Wind und Solar.
Ein Weg, der nicht ohne Risiken ist. von Ralf Köpke
V
on RWE-Chef Peter Terium
war bislang bekannt, dass er
Vegetarier ist. Als FußballFan hatte sich der gebürtige
Niederländer noch nicht geoutet. Für
das jüngste Pressegespräch von RWE
Innogy, dem grünen Arm von Deutschlands zweitgrößtem Energiekonzern,
hatte Teriums Pressestab den Slogan
„Wir starten eine kontrollierte Offensive“ gewählt – ein Spruch des früheren
Erfolgscoachs Otto Rehhagel.
Dass Terium erstmals bei dem Medien-Event des Tochterunternehmens
Mitte Januar auftauchte, hängt mit
künftig in die grünen Energien fließen
soll, wer in den Vorstand von NewCo
aufrückt, über all diese interessanten
Fragen schwieg sich der Konzernlenker erwartungsgemäß aus. Stattdessen
erging sich der Niederländer in Allgemeinplätzen wie „Die erneuerbaren
Energien sind ins Herz und in den
Fokus unseres Unternehmen aufgerückt.“ Börsenexperten gehen davon
aus, dass der Börsengang von NewCo
zwischen zwei und 4 Mrd. Euro einspielen könnte.
Die formelle Gründung von NewCo
(für das Tochterunternehmen gibt es
werke in Großbritannien zu verkaufen. Die Basis von NewCo soll gestärkt
werden. Vorgesehen ist unter anderem,
in das Geschäft mit großen Solar-Freiflächenanlagen in Nordafrika und im
Mittleren Osten einzusteigen. Auch
an der Förderung von organischen
Solarzellen, die sich vor allem für die
Gebäudeintegration eignen, zeigt sich
RWE mittlerweile interessiert.
Die Erblasten von Jürgen
Großmann
Dass das Unternehmen jüngst noch
für seine Vertriebssparte kleinere solare Hausdachanlagen angeboten hat,
unterstreicht das gewandelte Verhältnis zur Photovoltaik. Gerade einmal
drei Jahre ist es her, dass der damalige
Konzernchef Jürgen Großmann auf die
Solarenergie mit dem Spruch eingedroschen hatte, Photovoltaik hierzulande
zu fördern sei so sinnvoll, wie Ananas
zu züchten in Alaska. Dass RWE heute
lediglich einen Ökostromanteil von
fünf Prozent bei der Erzeugung vorweisen kann, ist mit auf Großmanns
restriktive, atomar-fossile Haltung zurückzuführen.
Auch in Irland, der Türkei und in den
USA will RWE mit seinem neuen Tochterunternehmen künftig aktiv werden.
„Bei allen Engagements gilt aber der
Grundsatz: Rendite vor Megawatt“,
betonte Hans Bünting, der aktuelle
Geschäftsführer von RWE Innogy. Zufrieden zeigte sich Bünting, dass die
Anfangsinvestitionen in die grünen
Energien beginnen, Früchte zu tragen:
Nach noch nicht testierten Berechnungen hat RWE Innogy im vergangenen
Jahr das operative Ergebnis mit über
400 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr
mehr als verdoppelt.
Um diesen Weg fortzusetzen, setzt
RWE weiterhin auf Partnerschaften −
eine Strategie, die das Essener Unternehmen seit gut drei Jahren verfolgt.
„Alle Großprojekte wie beispielsweise Offshore-Windparks werden wir
künftig nicht aus der eigenen Bilanz
finanzieren, sondern über eine Projektfinanzierung“, kündigte Bünting an.
Nach den bisherigen Plänen steht ihm
für die Jahre 2015, 2016 und 2017 rund
eine Milliarde Euro für Investitionen
zur Verfügung. Was nach dem Börsengang noch „oben drauf kommt“, ließ
Bünting offen.
Politische Unsicherheiten in
Nordafrika und der Türkei
Klar ist nur, dass die grüne Offensive
von RWE kein Selbstgänger werden
wird. „RWE kommt auf so manchen
Märkten schon heute zu spät“, urteilt
Energiemarkt-Experte Professor Uwe
Leprich von der Saarbrücker Hoch-
37
schule, „außerdem wartet niemand im
regenerativen Sektor ausgerechnet auf
das RWE.“
Nicht vom Tisch zu wischen sind außerdem politische Risiken. Davon gibt
es genug: In Großbritannien stoppt das
Unternehmen vorerst alle Planungen
für neue Windparks an Land, nachdem
die neue konservative Alleinregierung
im vergangenen Jahr die Förderbedingungen verschärft hat. Nordafrika und
die Türkei, die zu den ins Auge gefassten Standorten für die großen Solarkraftwerke zählen, gelten nicht als Hort
der politischen Stabilität.
In Deutschland, von RWE als einer
der Hauptwachstumsmärkte bei der
Windenergie adressiert, plant die
schwarz-rote Bundesregierung aktuell,
die Dynamik des Windkraftausbaus an
Land kräftig zu drosseln. Die bisher
vorliegenden Pläne für das nächste
Erneuerbare-Energien-Gesetz sehen
einen jährlichen Ausbaukorridor von
2 900 MW, im schlimmsten Fall von
nur 2 000 MW brutto vor. Ein wirklicher Wachstumsmarkt sieht anders
aus. „Auch damit ist Wachstum und
kein Stillstand verbunden“, betonte
Vorstandschef Terium allerdings. Eine
Einschätzung, die so bislang noch
nicht in der Windbranche zu hören
war. Vielleicht hat Teriums Pressestab
deshalb den Slogan von der „kontrollierten Offensive“ gewählt. 
Passt sich genau Ihrem Bedarf an.
Das Strompaket von VERBUND.
Bis zu
100
%
Wasserkraft
„Neu hinzukommen
wird das Geschäft mit
der Kraft-WärmeKopplung“
Ihres hätten wir auch gerne dabei.
Besuchen Sie unsere Live-Vorträge
am 16. und 17. Februar 2016 auf der
E-world energy & water in Essen.
Keil: Nein, überhaupt nicht. Wir
verdienen Geld. Wir investieren aus
unseren Gewinnen − und zwar so viel
wie wir für sinnvoll halten. Noch ein
Wort zum deutschen Markt: Bei der
Direktvermarktung von erneuerbaren
Energien wird es sicherlich nicht mehr
die Wachstumssprünge wie in der Vergangenheit geben; es geht mehr um
inhaltliche Fragen wie beispielsweise
Flexibilitäten. Neu hinzukommen wird
das Geschäft mit der Kraft-WärmeKopplung. Wir sind historisch mit einer
Reihe von Stadtwerken verbandelt,
deshalb rechne ich uns gute Chancen
bei der Direktvermarktung von KWKAnlagen aus. Wir könnten auch allein
in Deutschland weiter wachsen, wir
brauchen das Auslandsgeschäft nicht
unbedingt. Da wir davon ausgehen,
dass die europäischen Energiemärkte
zunehmend zusammenwachsen, wollen wir von Beginn an dabei sein.
E&M: Werden Sie in diesem Jahr noch
auf einem weiteren Markt im Ausland
als Direktvermarkter tätig werden?
Keil: Alle warten auf die Öffnung
des französischen Marktes. Kommt es
dazu, sind wir auch dabei. 
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In Polen haben wir beispielsweise
100 MW installierte Leistung unter
Vertrag. Die eigentliche Vertriebsarbeit
beginnt in diesem Jahr, weil wir unsere
Auslandsaktivitäten erst im zweiten
Halbjahr 2015 sukzessive gestartet
haben.
E&M: Ohne Geld ist das Auslandsgeschäft nicht zu stemmen. Haben Sie
genügend Kapital, um sich auf weiteren Märkten in Europa zu engagieren?
Keil: Wir wachsen immer mit unseren Geschäften, so werden wir es auch
bei dem Europa-Geschäft halten. Wir
sind kein klassischer Energieversorger,
der 30 Leute mit entsprechenden Hierarchien losschickt und damit verbundene Verluste produziert. Bei uns fallen
in der Regel Vorlaufkosten für das erste
halbe Jahr an, dann muss sich das Geschäft in den jeweiligen Ländern selbst
tragen.
E&M: Sind Sie auf der Suche nach
finanzkräftigen Partnern, um Ihr Auslandsgeschäft zu forcieren?
Keil: Ja. Aber bei der Partnersuche
geht es weniger um Geld, im Mittelpunkt stehen Know-how und Geschwindigkeit. Wir brauchen Partner
mit Kontakten und einer Infrastruktur,
an die wir uns andocken können. Das
zusammen macht es möglich, sehr
schnell auf neuen Märkten Fuß zu fassen.
E&M: Noch einmal gefragt: Brauchen
Sie künftig finanzkräftige Partner und
Gesellschafter angesichts der übersichtlichen Wachstumschancen auf
dem Heimatmarkt Deutschland und
Ihrer weiteren Pläne im Ausland?
E-WORLD
1. Februar 2016
20/01/16 11:17
Bild: RWE
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Peter Terium will die Öko-Sparte kräftig ausbauen
den Umbauplänen der Konzernspitze zusammen. Seit Anfang Dezember
steht fest, dass RWE den Vertrieb, die
Netze und die erneuerbaren Energien
in eine eigene Gesellschaft abspalten
wird, hausintern NewCo genannt. Im
Rahmen einer Kapitalerhöhung will
RWE Ende 2016 zehn Prozent der NewCo-Aktien an die Börse bringen. Vor
allem mit diesem eingesammelten
Kapital plant RWE, seine Öko-Sparte
kräftig auszubauen. „Gut die Hälfte der
Erlöse aus dem Börsengang ist nach gegenwärtiger Planung für den weiteren
Ausbau der erneuerbaren Energien vorgesehen“, kündigte Terium in Essen an.
Mit welchen Erlösen aus dem Börsengang er rechnet, wie viel Geld
noch keinen neuen Namen) ist für
Anfang April vorgesehen. Bis zum
Börsengang ist danach eine Phase mit
einem Übergangsvorstand vorgesehen.
„Operativ wird sich für Vertrieb, Handel
und RWE Innogy erst einmal nichts
ändern“, so Terium. Bis alle Einheiten
auf das Unternehmen übertragen sind,
werden nach seinen Worten weitere
zwölf bis 18 Monate vergehen.
Zur Vorbereitung auf das wachsende
Ökostromgeschäft hat der RWE-Vorstand bereits einige Entscheidungen
getroffen und neue Planungen eingeleitet. So verzichtet der Energiekonzern darauf, beispielsweise Europas
größten Windpark Zuidwester in den
Niederlanden oder alle Wasserkraft-
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