MANAGEMENT Strategien STRATEGISCHE STOSSRICHTUNGEN FÜR DEN WERKZEUG- UND FORMENBAU Aktiv den Kundennutzen steigern Das schwierige Geschäftsfeld des Werkzeug- und Formenbaus bietet auch die Chance, sich vom Wettbewerb zu differenzieren. Die Düsseldorfer Deckert Management Consultants sieht dabei zwei strategische Alternativen: Verbesserung des Nutzens der Anwendung durch Teilnahme an der Produktentwicklung und bessere Nutzung des Werkzeugs durch Beteiligung an der Teileproduktion. WÄHREND das klassische Geschäftsfeld des Werkzeugbaus mit Werkzeugproduktion und in der Regel auch Werkzeugentwicklung bereits stark ausgeschöpft ist und daher nicht mehr viele Möglichkeiten zur Differenzierung bietet, sieht Dr. Carsten Deckert, Gesellschafter der Düsseldorfer Deckert Management Consultants (www.deckert-mc.com), gute Entwicklungschancen in einer Erweiterung der unternehmerischen Aktivitäten. Deckert: »Das erweiterte Geschäftsfeld beinhaltet die verstärkte Integration in die Prozesskette des Kunden. Dabei bieten sich zwei strategische Stoßrichtungen an: Verbesserung des Nutzens der Anwendung durch Teilnahme an der Produktentwicklung des Kunden sowie Verbesserung des Einsatznutzens des Werk- zeugs durch die Integration in die Teileproduktion.« Den Nutzen der Anwendung verbessern So liege der Fokus bei der Verbesserung des Anwendungsnutzens auf der Frage ›Was wird durch das Werkzeug hergestellt?‹. Ziel dieser Strategie ist es, durch verbesserte Werkzeuge den Nutzen für den Endkunden zu steigern, also Produkteigenschaften im Werkzeug zu realisieren, die der Verwender des Produktes honoriert. Der Werkzeugbau kann den Anwendungsnutzen in den drei Stufen ›Werkzeug‹, ›Produkt‹ und ›Idee‹ steigern. Bisher beinhaltet das Geschäftsmodell des Werkzeugbaus die Produktion und eventuell zusätzlich die Entwicklung des Werkzeugs. In der ersten Stu- Ausweitung des Geschäftsfelds Expansion: Über die Kernaufgaben hinaus kann der Werkzeugbau seine Aktivitäten in die Produktentwicklung oder die Fertigung hinein ausweiten. 28 fe produziert der Werkzeugbau Werkzeuge nach Vorgabe des Kunden. In der zweiten Stufe übernimmt er außer der Produktion auch die Entwicklung der Werkzeuge, beides wiederum nach Kundenvorgabe. In dieser Stufe liefert er dem Kunden Lösungen für definierte Produkte, also für Form- oder Stanzbiegeteile. Die ersten beiden Stufen gehören in der Regel zum klassischen Geschäftsfeld des Werkzeugund Formenbaus. Verstärkte Beratung während der Produktentwicklung Wer über das bisher Erreichte hinaus will, muss also einen Schritt weiter gehen, so Dr. Carsten Deckert: »Ein Werkzeugbauer, der bereits die Werkzeugproduktion und -entwicklung durch die konsequente Umsetzung dieser Erfolgsfaktoren beherrscht, kann den Anwendungsnutzen seiner Werkzeuge nur noch steigern, indem er sich in die Prozesskette des Kunden integriert. Diese dritte Stufe bietet dem Werkzeugbau die Möglichkeit, sein umfassendes Know-how bei der Bauteil- und Werkzeugauslegung von der Produktidee an einzubringen.« Eine Möglichkeit hierzu ist die verstärkte Beratung des Kunden in der Konzept- und der Detaillierungsphase der Produktentwicklung. Dabei kann er die Prozessentwicklung und das Projektmanagement ganz oder teilweise vom Kunden übernehmen. So wird bereits in frühen Phasen der Produktentwicklung gewährleistet, dass die entwickelten Produkte unter werk- © Carl Hanser Verlag, München FORM+Werkzeug 5/2003 Strategien zeugtechnischen Gesichtspunkten herstellbar sind. Eine weitere Möglichkeit in dieser Stufe ist die komplette Übernahme der Produktoptimierung. Zielsetzung dieser Phase ist es, das Produkt mit Hilfe der Simulation an einem virtuellen Prototyp zu optimieren, wobei das Produkt selbst oder das Werkzeug optimalen Einsatz des Werkzeuges zu gewährleisten, das heißt die Werkzeuge zu testen, instand zu halten und zu optimieren. Der Beitrag zum Einsatznutzen lässt sich in den drei Stufen ›Basisfunktionen‹, ›Verfügbarkeit‹ und ›Produktivität‹ steigern. Die erste Stufe zielt auf die Sicherstellung des Basisfunktionen. Hierzu Faustformel fuer den Kundennutzen Fusion: Höherer Kundennutzen entsteht durch bessere Produkteigenschaften und optimierte Nutzbarkeit des Werkzeugs. Ziel der Optimierung sein kann. Verbesserter Einsatz der Werkzeuge Der Fokus bei der Verbesserung des Einsatznutzens der Werkzeuge liegt auf dem direkten Kunden, also der Teileproduktion, und damit auf der Frage ›Wie wird das Werkzeug eingesetzt?‹. Ziel dieser Strategie ist es, den übernimmt der Werkzeugbau den kompletten Try-out für die Werkzeuge, das heißt Prüfung der Form- und Maßgenauigkeit des Bauteils sowie der Funktionsweise, Zuverlässigkeit und Leistung (Zykluszeit) des Werkzeugs. In der zweiten Stufe wird die Verfügbarkeit der Werkzeuge durch Übernahme der Instandhaltung verbessert, wozu sich der Werkzeugbau in die Teileproduktion integriert. MANAGEMENT In der dritten Stufe wird die Produktivität der Werkzeuge gesteigert. Dazu kann der Werkzeugbau zum einen die produktionsvorgelagerte Prozessoptimierung oder die produktionsbegleitende Werkzeugoptimierung übernehmen. Bei der Prozessoptimierung werden die optimalen Einsatzparameter für die Maschine, also Spritzgießmaschine oder Stanzpresse, ermittelt. Bei der langfristig angelegten Werkzeugoptimierung ermittelt man die optimalen Einsatzparameter für das Werkzeug. Eine Voraussetzung dafür ist, dass bereits die Instandhaltung übernommen wurde. Mögliche Optimierungsziele sind dabei kürzere Zykluszeit, Verbesserung der Form- und Maßgenauigkeit des Bauteils, reduzierter Ausschuss und verringerter Werkzeugverschleiß. Ein extremes Beispiel in dieser Stufe ist die komplette Übernahme von Nullserien- und Kleinserienproduktion. Dies ermöglicht es dem Werkzeugbau, einen durchgängigen Lernzyklus aus Werkzeugentwicklung, -produktion, -instandhaltung und -einsatz aufzubauen. So kann er sein fundiertes Werkzeugwissen weiter vertiefen. »Diese Stoßrichtungen bieten dem Werkzeugbau die Möglichkeit, sich über Qualität, Durchlaufzeit und Preis hinaus vom Wettbewerb zu differenzieren«, erläutert Dr. Carsten Deckert. »Dabei nutzt er das, was den Werkzeugbau schon immer ausgezeichnet hat: die Erfüllung von komplexen Kundenwünschen.« n Wir vitalisieren Ihre Geschäfte Deckert Management Consultants GmbH Königsallee 66 • 40212 Düsseldorf Telefon +49 (0)211-86 69 1-1 61 • Telefax +49 (0)211-86 69 1-1 62 Internet: www.deckert-mc.com
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