Masterplan zur „Dezentralen Energieversorgung Steiermark“

Presseaussendung
Masterplan zur „Dezentralen Energieversorgung Steiermark“
Ein steirisches Projektkonsortium unter der Federführung der JOANNEUM RESEARCH hat im
Auftrag des Landes Steiermark eine Erhebung zur Energieversorgung durchgeführt und den
Masterplan „Dezentrale Energieversorgung Steiermark“ (DEZENT) entworfen. Bis 2020 sollen
34 Prozent des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energien generiert werden. Aktuell sind
es noch 29 Prozent.
„Analysiert wurden die Möglichkeiten der dezentralen Energieversorgung der Steiermark. Dabei
wurden sowohl die erneuerbaren als auch alle anderen relevanten Energieträger berücksichtigt. Wir
haben Wasser, Wind, Biomasse fest, Biomasse flüssig, Deponie- und Klärgas, Biogas, Solarenergie
und Geothermie einbezogen. Als ‚dezentral‘ gelten dabei grundsätzlich alle erneuerbaren Energien,
die
innerhalb
der
Steiermark
nutzbar
gemacht
und
verbraucht,
gegebenenfalls
auch
zwischengespeichert werden“, erklärt Dr. Reinhard Padinger, Projektleiter und Energieexperte von
JOANNEUM RESEARCH.
Landesrat Mag. Jörg Leichtfried erklärt: „Der vorliegende Masterplan stellt eine wesentliche
Grundlage für die Weiterführung und Umsetzung der Energiestrategie 2025 Steiermark dar. Die
aufgezeigten Möglichkeiten zur dezentralen Energieversorgung aus einem Mix aller verfügbaren
erneuerbaren
Energieträger
werden
im
laufenden
Entwicklungsprozess
zur
Klima-
und
Energiestrategie Steiermark 2050 besondere Berücksichtigung finden.“
Landesrat Mag. Christopher Drexler ergänzt: „Um sinnvoll und effizient für die Zukunft planen zu
können, braucht es solide Basisdaten. Diese sind nun dank der Studie von JOANNEUM RESEARCH
verfügbar – und zwar umfassender als je zuvor.“
Der größte Anteil der Energie wird derzeit in der produzierenden Industrie verbraucht (42 Prozent),
gefolgt vom Verkehrsbereich mit 25 Prozent und den privaten Haushalten mit 24 Prozent. Der
Dienstleistungsbereich verbraucht ca. 7 Prozent, die Landwirtschaft 2 Prozent.
Derzeit kommen 29 Prozent der Energie in der Steiermark aus erneuerbaren Quellen. Das Ziel für
2020 liegt bei 34 Prozent.
Den größten Anteil an der Gesamtversorgung hat derzeit laut vorliegender Studie der Energieträger
Erdgas mit ca. 38 Prozent. Von den erneuerbaren Energieträgern spielt in der Wärmeversorgung die
Biomasse eine sehr große Rolle. In der Stromerzeugung spielt durch die Topografie die Wasserkraft
die bedeutendste Rolle. Ergänzt wird die Stromerzeugung durch Windenergie und Photovoltaik,
teilweise auch aus Biogas oder Klärgas. Die Projektergebnisse basieren auf einer Analyse des
Status-Quo der steiermärkischen Energieversorgung, einer Untersuchung des technischen Umfeldes
für dezentrale Energieversorgung sowie einer qualitativen und quantitativen Bewertung der
Technologien.
Sie
werden
in
Form
eines
Masterplans
für
die
Umsetzung
von
Optimierungsmaßnahmen für die dezentrale Energieversorgung dargestellt.
Herausforderungen an die Zukunft - die wichtigsten Ergebnisse des Masterplans
1) Energienutzung reduzieren
Ein sehr großes Potenzial zur Energieeinsparung liegt im Bereich der Raumwärme und
Warmwasserbereitung.
Einer
der
zentralsten
aber
leider
nur
langfristig
lösbaren
Herausforderungen ist die Urbanisierung der Siedlungsstrukturen. Die Zersiedelung bedeutet
hohen Energieverbrauch, vor allem im Bereich der Mobilität. Im industriellen Bereich gibt es
noch Optimierungspotenziale bei der Abwärmenutzung.
2) Energieerzeugungsseitig stehen noch Potenziale zur Verfügung
Im Bereich der Wasserkraft bestehen neben dem Kraftwerk Graz noch gewisse
Ausbaupotenziale. Auch durch die Revitalisierung älterer Kraftwerksanlagen lässt sich die
Stromerzeugung noch steigern. In der Photovoltaik ist ein großes Potenzial auf vielen
Dachflächen vorhanden, wo die Energie direkt beim Verbraucher bereitgestellt werden kann,
ebenso in der Solarthermie. Zu den Potenzialen der Biomasse gibt es teilweise
widersprüchliche Daten. Es ist daher hoher Forschungsbedarf gegeben. Auch im Abfall steckt
ein hoher Energiegehalt, welcher in der Steiermark noch kaum genutzt wird.
3) Forschungsbedarf besteht vor allem in den Bereichen:
‐
Integrierte, energieproduzierende Fassaden/Gebäude. Eine Kombination von Photovoltaik,
Speicherung und Elektromobilität könnte ein interessanter Ansatz sein.
‐
Weiterentwicklung von Speicherlösungen, thermisch und elektrisch.
‐
Intelligente Stromnetze „Smart Grids“: Durch ein verbessertes Zusammenwirken von
Erzeugung und Verbrauch ließe sich die Effizienz im Gesamtsystem steigern, allerdings nicht
um Größenordnungen.
‐
Motivation zur Umsetzung technisch bereits ausgereifter Lösungen.
„Die Steiermark gehört zu den Vorreitern im Streben nach einer nachhaltigen Energieversorgung. Den
Herausforderungen auf diesem Gebiet hat das Land Steiermark bereits erstmalig 1984 mit dem
Landesenergieplan Rechnung getragen“, erklärt Padinger. Im Jahr 2014 wurde die „Energiestrategie
Steiermark 2025“ beschlossen.
„Die fossilen Energieträger sind endlich und die Nutzung der Atomenergie hat sich längst als
gemeingefährlich herausgestellt und wird daher zunehmend gemieden. Es wird sich somit langfristig
zwangsläufig ein Gleichgewicht zwischen dem menschlichen Energiekonsum und den erneuerbaren
Ressourcen einstellen. Je früher und kontrollierter dieser Gleichgewichtszustand erreicht wird, desto
geringer werden die Auswirkungen allfälliger ‚Entzugserscheinungen‘ sein. Der Masterplan Dezentrale
Energieversorgung Steiermark zeigt hierzu gangbare Wege auf“, resümiert Energieexperte Padinger.
„Um die ,Energiestrategie Steiermark 2025‘ bestmöglich unterstützen zu können, wurde unter der
Projektkoordination von JOANNEUM RESEARCH der ,Masterplan – Dezentrale Energieversorgung
Steiermark‘ im Rahmen eines vom Land Steiermark geförderten gleichnamigen Projektes erarbeitet
und heuer fertiggestellt. Nun gilt es, die Maßnahmen sinnvoll in die Energiestrategie zu integrieren“,
so Drexler.
Leichtfried: „Energieeffizienz, die Erzeugung von Energie aus vorhandenen, erneuerbaren
Ressourcen sowie die Entwicklung und der Einsatz neuer Technologien in diesen Bereichen sind die
Voraussetzung für eine nachhaltige und sichere Energieversorgung in unserem Land. Der vorliegende
Masterplan zeigt hier die größten Potenziale und Herausforderungen auf.“
Projektpartner sind (in der Reihenfolge der Größe der Arbeitspakete): JOANNEUM RESEARCH, FH
JOANNEUM, Montanuniversität Leoben, Universität Graz, Energie Steiermark, TU Graz
Kontakt:
DI Dr. Reinhard Padinger
JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH
RESOURCES – Institut für Wasser, Energie und Nachhaltigkeit
Elisabethstraße 18/II
8010 Graz
Telefon: +43 316 876-1333
E-Mail: [email protected]