St. Albertus Magnus Kath. Kirchengemeinde Gemeindezeitung Ausgabe Nr. 45 Pfingsten 2015 Im Interview: Dagmar Gebauhr Gemeindefasching → S. 4 → S. 17 Wir knüpfen aneinander an* Erstkommunion 2015 → S. 20 St. Albertus Magnus Dominikanerkloster Pfarrei St. Albertus Magnus Brucknerstraße 6, 38106 Braunschweig Tel.: 23 885-0 / Fax: 23 885-85 www.dominikaner-braunschweig.de Brucknerstraße 6, 38106 Braunschweig Tel.: 23 885-0 / Fax: 23 885-85 www.dominikaner-braunschweig.de P. Hans-Albert Gunk OP P. Osvaldo Robles Segovia OP P. Martin Rosner OP P. Wolfgang Stickler OP P. Hermann Welter OP P. Fritz Wieghaus OP P. Johannes Witte OP 36 25 00 10 36 25 00 11 36 25 00 14 36 25 00 12 36 25 00 13 36 25 00 16 36 25 00 15 Las Casas Haus Volksbank Braunschweig-Wolfsburg Konto 610 426 6001, BLZ 269 910 66 IBAN: DE87 2699 1066 6104 2660 01 BIC: GENODEF1WOB Pfarrbüro Barbara Münzberg Bürozeiten: 238 85-0 Mo-Fr 8.30-12.00 Uhr Rendantin Kontakt: P. Martin Rosner 36 25 00 14 Helga Wirths 238 85-15 Caritas / Soziale Sprechstunde Forum Extra Klaus Macke Kontakt: Hans-Albert Gunk OP 36 25 00 10 Förderverein Dominikanerkloster e.V. Montag G O T T E S D I E N S T E Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Hl. Messe 18.30 Uhr 19.00 Uhr Vesper Hl. Messe 8.15 Uhr Hl. Messe 18.30 Uhr 19.00 Uhr Rosenkranz Hl. Messe Frank Schindler (Vorsitzender) Bernhard Bendfeldt Rainer Cech Dr. Stefan Piter 36 25 00 15 8.15 Uhr Pfarrgemeinderat 233 85 23 Organisten Volksbank Braunschweig-Wolfsburg Konto 101 373 4000, BLZ 269 910 66 IBAN: DE94 2699 1066 1013 7340 00 BIC: GENODEF1WOB Kontakt: P. Johannes Witte 0171 / 998 27 81 05306 / 97 03 16 37 47 70 22 59 60 00 Pfarrbücherei M. Schmidt-Kortenbusch Öffnungszeiten: 50 31 01 So 10.30-11.00 Uhr Do 17.30-18.30 Uhr Kindergarten St. Albertus Magnus Brucknerstraße 1, 38106 Braunschweig www.kindergarten-braunschweig.de Leitung: Christine Engel 33 13 10 Partnergemeinden 8.15 Uhr Hl. Messe Samstag 8.15 Uhr 18.00 Uhr Hl. Messe Hl. Messe Pastor Janis Berzins Pastor Mirko Gremse Sonntag 9.30 Uhr 11.00 Uhr 18.00 Uhr Hl. Messe Hl. Messe Hl. Messe Gemeinde des 22.April, El Salvador An Weihnachten, Neujahr, Ostern und Pfingsten geänderte Gottesdienstzeiten! St. Pauli-Matthäus, Braunschweig 39 04 97 03 33 48 90 [email protected] St. Josef, Magdeburg-Olvenstedt Pfarrbüro 0391 / 722 58 99 Das Titelbild zeigt das Prozessionskreuz unserer Kirche vor dem Altarbild. Das Kreuz wurde 1986 im Rahmen der Neugestaltung der Kirche von Gerd Winner geschaffen. offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 2 Liebe Gemeinde, Zwischen Glauben und Glauben der Caritaskreis unserer Gemeinde lädt seit einiger Zeit zum Gespräch mit Migranten ein. Auf dem Faltblatt dazu steht auf der ersten Seite „Willkommen“ in allen möglichen Sprachen. Zwischen Glauben und Glauben besteht ein Unterschied. Es gibt einen Glauben, der trennt, und einen, der zusammenführt. Es gibt einen Glauben, der fordert und richtet, und einen, der hinweist und hilft. Es gibt einen Glauben, der tötet, und einen, der stützt und ermutigt. Es gibt einen Glauben, der zum Verständnis befreit, und einen, der Intoleranz fördert. Es gibt einen Glauben, der auf den Menschen zielt, und einen, der von ihm ablenkt. Es gibt einen Glauben, der Wege zur Hilfe zeigt, und einen, der alles zum Schicksal erklärt. Es gibt einen Glauben, der Tränen trocknet, und einen, der hartherzig macht. Es gibt einen Glauben, der Tote zum Leben erweckt, und einen, der Leben verhindert. Es gibt einen Glauben, der die Phantasie anregt, und einen, der einfallslos macht. Zwischen Glauben und Glauben besteht ein Unterschied. Josef Dirnbeck, Martin Gutl Das erinnert an die Pfingsterzählung in der Apostelgeschichte (Apg 2,1-13), wo berichtet wird, dass „Menschen aus allen Völkern unter dem Himmel“ (V.5) versammelt waren. Sehe ich im Gottesdienst in unsere Gemeinde, kommt mir das genauso vor. Viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern, mit verschiedenen Sprachen, Menschen, die in Asien, Afrika, Südamerika geboren sind oder aus verschiedenen europäischen Staaten kommen, sind bei uns versammelt. Alle bringen sie ihre je eigene Sprache und Kultur mit und es gelingt uns eine Gemeinde zu sein. An Pfingsten wurden damals und werden heute Grenzen durch Gottes Geist überwunden. Nach dem Krieg haben die Vertriebenen – überwiegend aus Schlesien – unsere Gemeinde geprägt und mit aufgebaut. In den achtziger Jahren kamen Katholiken aus Osteuropa zu uns. Heute sind wir eine Gemeinde von „Menschen aus allen Völkern unter dem Himmel“ geworden. In Deutschland haben viele Angst vor Fremden. Es gibt derzeit Demonstrationen gegen die angebliche „Überfremdung“. Wir erleben sogar Hass und Gewalt. Wir können in unserer Gemeinde die Erfahrung machen, dass die sogenannten „Fremden“ keine Bedrohung, sondern vielmehr eine schöne Bereicherung sind! In der Kirche gab es nie und gibt es keine „Ausländer“! Pfingsten ist ein ausgesprochen schönes, ein lebendiges und weites Fest. Frohe Pfingsten! P. Wolfgang Stickler OP Liebe Gemeinde, mit diesen nachdenklichen Gedanken über den Glauben wünsche ich mir und uns, dass der Geist von Pfingsten uns den rechten Weg zeigt und uns den wahren Glauben erkennen lässt. Für den Pfarrgemeinderat: Frank Schindler In dieser Ausgabe Interview mit Dagmar Gebauhr Wieder einmal in El Salvador Freundeskreistreffen einmal anders Kreuzweg der Schöpfung 2015 Caritas-Gesprächskreis für Migranten Der Jupi-Harz-Schneetag Besondere Aktivitäten der Schulanfänger Der Kindergarten beim Gemeindefasching So eine Party, die gibt’s nur im Kloster Klosterwochenende der Kommunionkinder offen e Kirche 4 6 9 11 12 13 14 16 17 18 Wir knüpfen aneinander an* Lesetipps aus der Bücherei Drei Jahre Meditativer Tanz Hornburg und die Adonisröschen „Roswitha lässt grüßen“ Gesichter aus der Gemeinde Notizen aus der Pfarrgemeinde / Termine Auf den Spuren Jesu im Heiligen Land Impressum Gruppen der Gemeinde Nr. 45 – Pfingsten 2015 20 22 23 24 25 26 27 29 34 35 3 Interview mit Dagmar Gebauhr pax christi An einem Freitagabend im April hatte ich Gelegenheit, Dagmar Gebauhr in ihrer Wohnung in Melverode zu besuchen, um etwas mehr über sie und ihr Leben zu erfahren. Liebe Dagmar, erst einmal herzlichen Dank, dass du dich zu diesem Interview bereit erklärt hast. Zunächst würde ich gerne etwas über deine Kindheit erfahren. Ich bin am 15.03.1951 hier in Braunschweig im katholischen Krankenhaus St. Vincent geboren und wurde – wie es damals üblich war – auch gleich dort getauft. Meine Eltern wohnten in der Dürerstraße im östlichen Ringgebiet, wo ich zusammen mit einem älteren und einem jüngeren Bruder aufwuchs und bis zu meiner Hochzeit lebte. 1957 wurde ich in die katholische Grundschule Friesenstraße, heute Edith-Stein-Schule, eingeschult. Später wechselte ich auf das Gymnasium Ricarda-Huch-Schule, das ich 1969 mit dem Abitur verließ. Warst du während deiner Schulzeit auch schon in einer Gemeinde aktiv? Als Mädchen war ich Mitglied in der Frohschar in der neu gegründeten Gemeinde St. Albertus Magnus. Dort empfing ich auch die erste Heilige Kommunion. Zu dieser Zeit war ich eine sehr eifrige Kirchgängerin. Das ließ aber zum Ende meiner Schulzeit nach und ich zog mich etwas von der Kirche zurück. Wie ging es nach deinem Abitur weiter? Es war schon immer mein Wunsch gewesen, Lehrerin zu werden. Also begann ich gleich nach dem Abitur mein Studium in Politikwissenschaft und Englisch mit dem Ziel, Realschullehrerin zu werden. 1972, noch während meines Studiums, heiratete ich meinen Mann Udo, den ich bereits in der 8. Klasse bei der Tanzstunde kennengelernt hatte. Pater Hilger hat uns in der Klosterkirche Grauhof bei Goslar getraut. Ein Jahr später beendete ich mein Studium und konnte sofort meinen Schuldienst in der EmilLangen-Realschule in Sz.-Lebenstedt antreten. offen e Kirche Dort übernahm ich im Alter von 23 Jahren als Klassenlehrerin eine 5. Klasse mit 35 Schülern, die ich bis zur Mittleren Reife begleitete. Noch heute habe ich regelmäßige Treffen mit dieser Klasse und das finde ich ganz toll. Wie ging es nach der Hochzeit mit deiner Familie weiter? 1978 wurde unser erster Sohn Philipp geboren. Kurz darauf trat Udo eine Stelle als Bezirkskonservator in Oldenburg an. Anfang 1980 zog ich ebenfalls dorthin und wurde noch im selben Jahr an eine kooperative Gesamtschule versetzt. Schon nach einem knappen Jahr verließen wir Oldenburg aber wieder, da Udo nun als Stadtdenkmalpfleger hier in Braunschweig zu arbeiten begann. In der Zwischenzeit war auch unser zweiter Sohn Julius geboren. Von 1981 bis 1985 lebten wir in einem kleinen Haus in der Mastbruchsiedlung. Ich begann nach gut einem Jahr Beurlaubung an der Lademann-Realschule in Helmstedt zu arbeiten. 1983 wurde unsere Tochter Imma geboren. Mit nunmehr drei kleinen Kindern schloss sich für Nr. 45 – Pfingsten 2015 4 mich eine 3 ½-jährige Zeit zu Hause an. 1985 zogen wir in unser jetziges Haus in Melverode. Flüchtlinge e.V., in dessen Vorstand ich von Beginn an tätig bin. Als die Kinder älter waren, besuchten sie zunächst den Waldorfkindergarten und später die Waldorfschule. Seit 2013 bin ich zudem im pax christi Diözesanverband Hildesheim tätig und seit 2014 Mitglied des Pfarrgemeinderates von St. Albertus Magnus. Irgendwann hast du dann wieder angefangen zu arbeiten+ Ab 1987 war ich an der Orientierungsstufe Lindenbergsiedlung beschäftigt. 1993 wurde ich an die Orientierungsstufe Stöckheim versetzt. Als 2004 die Orientierungsstufe in Niedersachsen abgeschafft wurde, konnte ich schließlich wieder bis zu meiner Pensionierung im Jahr 2013 als Realschullehrerin an der Realschule Kennedy-Platz arbeiten. Wann hast du begonnen, wieder in der Kirche aktiv zu werden? Mit der Entscheidung, meine Kinder katholisch taufen zu lassen, war für mich klar, dass ich selbst wieder regelmäßiger den Gottesdienst besuchen würde. Dabei lag es nahe, dies in der St. Bernward-Gemeinde im Heidberg zu tun, wo ich schließlich auch als Tischmutter bei der Erstkommunion meiner Söhne aktiv wurde. Etwa 1986/87 entwickelte sich der Wunsch, mich stärker politisch zu engagieren. Damals schwankte ich zwischen einem Beitritt zu den GRÜNEN und dem Engagement in einer Pax Christi-Gruppe. Da es in St. Albertus Magnus bereits eine solche Gruppe gab, vertiefte sich der Kontakt zu meiner alten Heimatgemeinde wieder. Da die Kinder u.a. als Ministranten im Heidberg ihre kirchliche Heimat hatten, pendelten wir zunächst zwischen beiden Gemeinden. Erst nach dem Tod von Pfarrer Tannhäuser zog es auch die Kinder nicht mehr so stark nach St. Bernward. Schließlich empfing unsere Tochter Imma bereits in St. Albertus Magnus ihre Erstkommunion. Wie ging es dann mit deinem Engagement in der Gemeinde und bei Pax Christi weiter? Hast du bei so viel Engagement noch Zeit für andere Hobbys? Ich lese sehr gerne und bin Mitglied in einem Lesekreis und in der Bücherei. Mein Interesse ist dabei sehr weit gestreut; vorwiegend lese ich jedoch Romane und Biografien. Außerdem bin ich eine begeisterte Kinogängerin. Dabei liebe ich vor allem die kleineren Produktionen, wie sie im Universum-Kino laufen. Gerne besuche ich das Braunschweiger Filmfest. Seit meiner Pensionierung bin ich auch Mitglied im Chor der Waldorfschule und frische an der Volkshochschule meine Französisch-Kenntnisse auf. Auch das Stricken habe ich für mich entdeckt: Ich stricke gerne Schals und Socken. Das Stricken ist für mich eine Art Meditation, bei der ich mich gut auf mich selbst konzentrieren kann. Auch Radfahren gehört zu meinen Hobbys. Wenn möglich nutze ich für meine Erledigungen das Fahrrad. Gibt es etwas, das dir besonders wichtig ist? Seit langer Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema Ernährung und habe mir dazu einiges an Wissen angeeignet. Es ist mir ein großes Anliegen, mich bewusst zu ernähren und dieses Bewusstsein auch anderen zu vermitteln. Bewusste Ernährung bedeutet für mich: global verträglich, regional, saisonal, biologisch, vorwiegend vegetarisch und fair gehandelt. Wie siehst und erlebst du die Gemeinde St. Albertus Magnus? Aufgrund meiner Berufstätigkeit und meiner großen Familie blieb neben meinem Einsatz für die Pax Christi-Gruppe nur wenig Zeit, mich anderweitig zu engagieren. Einmal habe ich jedoch als Katechetin einen Firmkurs begleitet. Etwa seit Mitte der 1990er Jahre bin ich zudem als Lektorin aktiv. St. Albertus Magnus ist meine kirchliche Heimat: Hier bin ich groß geworden, und hier habe ich immer einen Raum und ein offenes Ohr gefunden, wenn es darum ging, eine Idee zu verwirklichen. Es ist großartig, wie viel Wertschätzung, Unterstützung und Rückhalt ich in dieser Gemeinde schon so oft gefunden habe, z.B. bei der Gründung des Rechtshilfefonds. Die Zusammenarbeit der Pax Christi-Gruppe mit dem Verein Refugium / Flüchtlingshilfe Braunschweig e.V. führte 1999 zur Gründung des Braunschweiger Rechtshilfefonds für Ich freue mich über den regen Gottesdienstbesuch: Es ist eine schöne und gute Erfahrung, den Gottesdienst mit so vielen Menschen teilen zu können. offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 5 Die Gemeinde bietet ein vielfältiges Angebot, das breit gefächert ist und viele Interessen abdeckt. Die Gemeinde zeichnet sich durch eine große Offenheit aus sowie durch die zahlreichen Menschen, die sich an unterschiedlichen Stellen einbringen. Was wünschst du unserer Gemeinde für die Zukunft? Zunächst einmal wünsche ich der Gemeinde, dass sich weiterhin so viele Menschen finden, die Dinge fortführen oder Neues entwickeln. Es wäre schön, wenn der Strom der Menschen, die sich so vielfältig engagieren, nicht abebbt. Außerdem wünsche ich mir, dass die Gemeinde auch weiterhin so eine hohe Akzeptanz erfährt – auch in kirchenfernen Kreisen. Ich wünsche, dass die positive Ausstrahlung und der gute Ruf, den die Gemeinde weit über ihre Grenzen hinaus genießt, auch in Zukunft fortbesteht. Liebe Dagmar, herzlichen Dank für dieses Gespräch. Wir wünschen dir alles Liebe und Gute für die Zukunft und Gottes Segen. Für die Redaktion: Frank Schindler Wieder einmal in El Salvador Ein neues Jahr beginnt immer spannend, aber 2015 war es für mich eine besondere Erfahrung. Anstatt Silvester zu feiern, verbrachte ich die Nacht mit meiner Tochter Eva am Flughafen in Frankfurt. Am 1. Januar machten wir uns auf den Weg ans andere Ende der Welt, um Freunde und Sozialprojekte in El Salvador zu besuchen. Nach einem sehr ruhigen Flug über Madrid und mit Zwischenstopp in Guatemala Stadt, landen wir am Abend des 1. Januar 2015 um kurz vor 19 Uhr (7 Stunden Zeitverschiebung) pünktlich auf dem 2014 umbenannten „Monseñor Óscar Arnulfo Romero“-Flughafen in San Salvador. Nach neun Jahren ist es mein dritter Besuch in dem kleinsten mittelamerikanischen Land. Beim Verlassen des Flughafengebäudes schlägt mir sofort feuchtwarme, tropische Luft entgegen. Wir freuen uns, als wir unseren Freund Mario in der großen wartenden Menge entdecken, der uns mit seinem nicht ganz nach deutschem TÜV-Standard zusammengesetzten Auto nach San Salvador chauffiert. „Nun bin ich wieder einmal in El Salvador“, denke ich. offen e Kirche Unterm Weihnachtsbaum in La Libertad Die Begrüßung im Hause von Norma und Mario, bei denen wir die nächsten drei Wochen Nr. 45 – Pfingsten 2015 6 verbringen werden, ist sehr herzlich. Sie wohnen in einem noch relativ sicheren Stadtteil von San Salvador (San Jacinto) und außer dem Gebell der umherstreunenden Hunde ist es erstaunlich ruhig für salvadorianische Verhältnisse. In den nächsten Tagen wird sehr viel geredet; über die Lage im Land, über Verbesserungen seit dem Antritt der linken FMLN-Partei im Jahre 2009, aber vor allem über die weitere Verschlechterung der Sicherheitslage. Leider sind meine spanischen Sprachkenntnisse sehr begrenzt, so dass diese Unterhaltungen immer mit großem Stress für Eva verbunden sind. Sie ist sehr bemüht, mir alles zu übersetzen, aber manchmal werde ich auch über eine halbstündige Diskussion mit nur zwei Sätzen informiert. Was hat sich verändert seit meinem letzten Besuch im Jahr 2006? Auf den ersten Blick nicht viel. Beim unachtsamen Laufen durchs Zentrum fällt man immer noch in die Löcher auf den Gehsteigen und auf den Straßen. Der Müll auf den Wegen, in den Parkanlagen und vor den Häusern ist nicht weniger geworden. Die ganze Innenstadt ist weiter zugebaut mit illegalen Verkaufsständen, die für das Überleben von so vielen Menschen existenziell sind. Auf den zweiten Blick sind doch Unterschiede zu meinem letzten Besuch zu erkennen. Es wird versucht, das Verkehrschaos, das vor allem in San Salvador herrscht, in den Griff zu bekommen. So wurde auf dem Boulevard, der unterhalb der Gemeinde vom 22. April vorbei läuft, eine eigene Busspur eingerichtet. Ebenso ist mein Eindruck, dass die Infrastruktur, vor allem was die Ausfallstraßen angeht, sich sehr verbessert hat. Positives gibt es auch von den staatlichen Schulen zu berichten. Die Kinder werden nun mit einem Frühstück versorgt und auch die Lernutensilien sowie die Schuluniform werden gestellt. Mit verschiedenen Programmen versucht die Regierung Lehrer in Kunstund Theater-Pädagogik auszubilden. Die so Ausgebildeten sollen anschließend mit Jugendlichen arbeiten und diese so von den Jugendbanden (Maras) fernhalten. Zum Negativen hat sich vor allem die Kriminalität entwickelt. Nach Aussagen von Freunden und Bekannten hat sich diese dramatisch erhöht. Wir wurden davor gewarnt mit öffentlichen Bussen zu fahren. Ganze Buslinien werden von den unterschiedlichen Maras kontrolliert und als ihr Eigentum betrachtet. Das ganze Land wird in Geiselhaft dieser Banden genommen. El Salvador ist immer ein gefährliches Land gewesen, aber die momentane Lage lässt offen e Kirche Die Mensa in der UCA Hörsaal in der UCA Bild der Ermordeten Jesuiten die Menschen in manchen Gegenden zur Selbstjustiz greifen, da Polizei und Regierung versagen. Eine schöne Erfahrung war unser Besuch in der UCA (Universidad Centroamericana) der Jesuiten. Das ist für jeden Studenten der Befreiungstheologie die erste Adresse. Beim Betreten dieses riesigen, umzäunten Geländes wähnt man sich in einer anderen Welt: Ansprechende Gebäude, gepflegte Parks, überall Mülleimer (die nicht geklaut werden) lassen eine sehr angenehme Atmosphäre entstehen. Hier ist auch das Óscar Romero Gedächtnishaus zu finden, in dem nicht nur die Geschichte Nr. 45 – Pfingsten 2015 7 von Óscar Romero zu sehen ist, sondern auch die Geschichte der Ermordung der sechs durch das Militärregime 1989 ermordeten Jesuiten sowie ihrer Köchin und deren Tochter. Zu den wichtigsten Punkten unseres Aufenthaltes gehörten natürlich die Besuche in unseren Projekten in der Gemeinde vom 22. April. Wir nahmen am Nucleo und am Treffen des Vereins „Jean Donovan“ teil. Wir konnten sehen, wie sinnvoll mit den gespendeten Geldern umgegangen wird. Neben den bekannten Tätigkeiten in der Schule, Schule unter freiem Himmel, Kindergarten und Clinica werden seit geraumer Zeit auch Computerkurse angeboten. Sie werden von dem sehr engagierten Ferman José geleitet und erfreuen sich bei den Kindern großer Beliebtheit. Im Januar waren in der Schule 110 Kinder eingeschrieben. In der Kindertagesstätte sind 23 Kinder angemeldet, aber die Zahl wird sich wahrscheinlich noch erhöhen. Sehr bewegt hat mich der Besuch in dem Elendsviertel „Bendición de Dios“, welches auf der anderen Seite des Boulevards nach 2008 entstanden ist. Bei sengender Hitze liefen wir mit drei Mitarbeiterinnen der Projekte mehrere Stunden von Hütte zu Hütte um die Familien aufzusuchen, deren Kinder nach den Ferien wieder zur Schule kommen sollen. Dies ist keine leichte und ungefährliche Aufgabe für die Beteiligten, da dieses Gebiet von einer anderen Jugendbande beherrscht wird als die Gemeinde vom 22. April, in der unsere Projekte liegen. Trotzdem nimmt man diese Mühe und Gefahr auf sich, damit auch diese Kinder eine Chance auf Bildung haben. Es waren intensive und bewegende Wochen in El Salvador. Es gäbe noch vieles zu erzählen, wie z.B. ein Tag an der Pazifikküste in La Libertad, ein Ausflug an die „Puerta del Diablo“, ein Besuch im Botanischen Garten mit den vielen tropischen Pflanzen, die Gottesdienstbesuche im „Rosario“ (Dominikanerkloster in San Salvador) und natürlich die vielen Begegnungen mit den Leuten. Begrüßung in den Projekten der Gemeinde Kinder im Kindergarten Mitglieder des Vereins „Jean Donovan“ Die Herzlichkeit, die Freundlichkeit und die Lebensfreude der Menschen, die diese trotz des täglichen Überlebenskampfes ausstrahlen, hat mich auch bei diesem Besuch wieder einmal sehr beeindruckt. Helga Wirths Helga und Eva-Maria Wirths besuchten in den ersten drei Januarwochen unsere Partnergemeinde in El Salvador. offen e Kirche Mit Mitarbeitern in den Projekten Nr. 45 – Pfingsten 2015 8 El Salvador-Wochenende 2015 Freundeskreistreffen – einmal anders Am 18. April fand das diesjährige Treffen des Freundeskreises El Salvador in Braunschweig statt. Auch in diesem Jahr konnten wir dazu einige auswärtige Gäste bei uns begrüßen. Allerdings lief das Treffen etwas anders ab als üblich. Das begann schon damit, dass uns die Gemeinderäume nicht zur Verfügung standen, da Pater Fritz alle Räume für die Feier der Erstkommunion benötigte. Glücklicherweise konnten wir für unsere Sitzung und das Mittagessen auf das Las-Casas-Haus ausweichen. Ein herzliches Dankeschön an Pater Martin für die Gastfreundschaft in „seinem“ Haus! Die Mitglieder des Freundeskreises trafen sich also am Samstag um 11.00 Uhr zur Sitzung. Wie in jedem Jahr ging es hier in erster Linie um einen ausführlichen Bericht über die im vergangenen Jahr geleistete Arbeit in den Projekten in der Gemeinde vom 22. April und die genaue Verwendung der dafür vom Freundeskreis gesammelten Spendengelder. Ebenso wurde darüber diskutiert, welche Projekte wir im nächsten Jahr in welcher Höhe unterstützen können und wollen. Besonders bereichert wurde unsere Sitzung in diesem Jahr durch den Besuch von Benjamin und Sofia. Benjamin ist Theologe und hat in den letzten beiden Jahren an der UCA, der Katholischen Universität in San Salvador, ein Masterstudium in „Lateinamerikanischer Theologie“ absolviert. Seine Freundin Sofia ist Salvadorianerin und studiert zurzeit in Dortmund ländliche Raumplanung. Beide konnten uns interessante Einblicke in die gegenwärtige politische Situation in El Salvador geben und über die Veränderungen berichten, die sich seit dem Regierungswechsel vor sechs Jahren ergeben haben. Benjamin konnte uns natürlich auch detailliert über die Befreiungstheologie in El Salvador erzählen. So ging uns auch während des Mittagessens und danach der Gesprächsstoff nicht aus. Für den Nachmittag war dann ein Ortswechsel ins „B 58“, das in der Nähe des Klosters gelegene Jugendzentrum, geplant. Hier wollten wir am Abend an einem Rap-Konzert teilnehmen, und am Nachmittag unsere Projekte und den Freundeskreis für die Jugendlichen präsentieren. Dafür hatte uns das B 58 seine Cafeteria zur Verfügung gestellt. offen e Kirche Lizandro und Diego im „B 58“ Wieso ein Rap-Konzert? Vor ca. einem guten Jahr hat der Braunschweiger Rap-Künstler Carlos Kontakt zum El Salvador-Kreis aufgenommen. Carlos ist Deutsch-Ecuadorianer und lebt und arbeitet abwechselnd in Braunschweig und in Lateinamerika. Dabei hat er in verschiedenen Ländern unter dem Namen „Rapflection“ Musikgruppen mit Jugendlichen aufgebaut. Es gibt also „Rapflection Deutschland, Ecuador, Chile, Bolivien etc.“ In Lateinamerika arbeitet Carlos mit Straßenkindern. Da Carlos auch in El Salvador arbeiten wollte, ist er auf uns gestoßen, um erste Kontakte zu knüpfen. Mittlerweile hat er auch ein Projekt in der Hauptstadt San Salvador angestoßen. Für dieses Jahr hat er zwei seiner „Jungs“ aus Ecuador für einen Monat nach Deutschland eingeladen, um hier mit ihnen verschiedene Konzerte zu geben und deutschen Jugendlichen über die Lebenswirklichkeit seiner Schützlinge zu berichten. Eins dieser Konzerte war für den 18. April im B 58 geplant, und so haben wir uns mit dem Termin für das Freundeskreistreffen danach gerichtet. Als wir uns gegen 16.00 Uhr mit unserer Präsentation im B 58 eingerichtet hatten, gab es zunächst einmal etwas lange Gesichter, da aufgrund eines Missverständnisses bei der Absprache zu dieser Zeit noch gar keine Jugendlichen anwesend waren. Wir haben dann aus der Not eine Tugend gemacht und unser im Las Casas Haus abgebrochenes Gespräch einfach fortgesetzt. Gegen 18.00 Uhr begannen Nr. 45 – Pfingsten 2015 9 sich die Räumlichkeiten im B 58 langsam zu füllen, denn um diese Uhrzeit begann die Abendveranstaltung mit einer Podiumsdiskussion mit den beiden ecuadorianischen Gästen. Lizandro (22 Jahre) und Diego (18 Jahre) erzählten mit großer Offenheit und teilweise sehr emotional von ihrer von großer häuslicher Gewalt geprägten Kindheit und beantworteten Fragen zu ihrem Leben als Straßenkinder. Wer sich an dieser Stelle vielleicht so etwas wie Street Gang-Romantik erwartet hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Beide stimmten darin überein, dass die Zeit auf der Straße die schlimmste Zeit in ihrem Leben gewesen sei und dass sie froh sind, nicht mehr ein solches Leben führen zu müssen. Und hinter der zunächst so coolen Rapper-Fassade kamen Jugendliche zum Vorschein, die sich nach einem ganz normalen Leben mit geregelter Arbeit, Anerkennung und Respekt und vor allem mit einer richtigen Familie sehnen. Beide haben den Absprung von der Straße durch ihre Musik geschafft, wurden von Carlos bei Workshops entdeckt und sind mittlerweile erfolgreiche und in Ecuador schon sehr bekannte Musiker. Diego lebt inzwischen bei der Familie seines Onkels und arbeitet in dessen Metall- und Glasbaufirma mit. Am meisten Freude bereitet es ihm jedoch, anderen Jugendlichen in Workshops seine Erfahrungen mit der Rap-Musik weiterzugeben und sie anzuleiten. Das ist ihm fast wichtiger, als selbst Musik zu machen. mussten, da die ecuadorianischen Rapper als Haupt-Act natürlich erst ganz zum Schluss auftraten. Zuvor hatten noch die Braunschweiger Rapper Jennifer Gegenläufer, Jonny S und Carlos‘ Gruppe von Rapflection Braunschweig jeweils gut halbstündige Auftritte. Der gemeinsame Auftritt von Carlos, Lizandro, Diego und JoJo mit seiner Jazzgeige war gewiss der Höhepunkt des Abends. JoJo war vor ca. zehn Jahren zwei Jahre als Freiwilliger in den Sozialprojekten der Partnergemeinde. Über unser Netzwerk hatte er Kontakt mit Carlos aufgenommen und war bereits in Göttingen, seinem Lebensort, mit den Ecuadorianern gemeinsam aufgetreten. Interessant war zu beobachten, wie Diego bei der Podiumsdiskussion eher schüchtern und zurückhaltend plötzlich mit der Musik eine „Persönlichkeitsverwandlung“ durchmachte und sehr selbstbewusst und gelöst erschien. Kleines Highlight am Rande: Auch harte Rapper haben ein weiches Herz – Jonny S war so beeindruckt von der Arbeit in der 22 de April, dass er spontan sein Honorar für die Projekte spendete. Claudia Potyka-Buhrmann und Sven Buhrmann Lizandro geht jetzt wieder zur Schule und arbeitet in einer Stiftung mit, die sich um Straßenkinder kümmert. Beide thematisieren in ihren Texten ihre Erfahrungen als Straßenkinder und setzen sich kritisch mit der politischen und sozialen Situation in ihrem Land auseinander. Rassistische, Frauen verachtende oder Gewalt verherrlichende Texte sind bei ihnen tabu. Später am Abend hatten wir dann Gelegenheit, uns live davon zu überzeugen. Nach dem Ende der Podiumsdiskussion hatten wir dann in der Zeit bis zum Konzertbeginn Gelegenheit, den Anwesenden unsere Projekte und die Arbeit des Freundeskreises vorzustellen. Wer wollte, konnte auch salvadorianische Pupusas probieren, die Cecy für uns zubereitet hatte. Mit etwas Verspätung begann dann gegen 20.30 Uhr das eigentliche Konzert, bei dem wir uns aber auch noch eine ganze Weile gedulden offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 10 Kreuzweg der Schöpfung 2015 Das Bistum Hildesheim veranstaltet seit 2010 den „Kreuzweg der Schöpfung“, in diesem Jahr zum fünften Mal. Organisiert wurde er durch Jürgen Selke-Witzel, Diözesanbeauftragter für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Der Kreuzweg führte zu drei Stationen – Orte, an denen die Umwelt bedroht ist. Die dritte Station, mitgetragen durch die pax christi Gruppe in unserer Gemeinde, führte von der evangelischen Kirche St. Barbara in Wittmar zum Asse-Schacht. Die einführenden Worte von Pfarrerin Susanne Duesberg erinnerten uns daran, dass unser Lebensstil nur auf Kosten der Länder der Dritten Welt möglich ist – an die Ressourcen-Ausbeutung, an unmenschliche Arbeitsbedingungen. Ein Symbol dafür ist das mitgeführte Bolivianische Schöpfungskreuz: Sein Längsbalken stammt aus dem tropischen Tiefland Boliviens. Hier wird immer mehr Regenwald abgeholzt, um in Monokulturen Zuckerrohr für Biosprit oder Soja anzubauen, als Futtermittel für die Tiere, mit denen wir unseren Fleischbedarf decken. Der Querbalken stammt aus einer Mine im Silberberg von Potosí. Die Predigt hielt Propst Reinhard Heine aus Braunschweig. Grundlage seiner Predigt: Der Mensch lebt nicht nur von Brot, er lebt von jedem Wort, das Gott spricht (Matthäus 4.4). In der Asse sehen wir die Folgen, wenn Menschen andere Prioritäten setzen: Wirtschaftswachstum, der Wunsch nach materiellem „Immer mehr“ steht an erster Stelle, Wohlstandsmüll verdreckt und gefährdet unsere Erde. Wir aber leben nicht durch Reichtum, Macht und Applaus, sondern durch Gott und sein Wort, durch ihn erhalten wir Impuls und Richtung. Bestärkt durch die Worte von Pfarrerin Duesberg und Propst Heine machten wir uns auf den Weg durch den Asse-Wald – ein wirklich schwerer Weg für die, die abwechselnd das Kreuz getragen haben. Nach einer Station im Wald mit Gebeten und Liedern erreichten wir um 18 Uhr den Schacht. Hier endete der Kreuzweg mit der 28. Ökumenischen Asse-Andacht, gestaltet vom Pfarrer der katholischen Pfarrgemeinde St. Petrus in Wolfenbüttel, Matthias Eggers, und Mitgliedern aus der Gemeinde. Ungefähr 80 Menschen hatten sich an diesem Sonntag auf den Weg in die Asse gemacht. Kinder, Jugendliche, jüngere und ältere Erwachsene; katholische Christen, evangelische Christen. Wir waren nicht sehr viele Menschen, aber gerade diese „Mischung“ wirkte ermutigend, ebenso wie das Wissen, dass an anderen Orten andere Menschen mit den gleichen Zielen unterwegs sind: Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verän(Afrikanisches Sprichwort) dern. Gehen Sie doch nächstes Jahr mit! Dagmar Gebauhr pax christi offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 11 Caritas-Gesprächskreis für Migranten Unser Gesprächskreis mit Migranten trifft sich nun seit über zwei Monaten regelmäßig jeden Dienstagvormittag von zehn bis zwölf Uhr. so etwas wie einen Zoo gibt, fragten nach Essgewohnheiten, nach dem Klima zuhause und danach, wer gerne im Garten arbeitet. Angefangen hat alles mit dem Bedürfnis, etwas für Flüchtlinge zu tun. So fanden sich Mitglieder des Caritas-Kreises und andere Menschen aus der Gemeinde zusammen und fragten den Migrationsdienst der Caritas, welche Hilfe nötig und möglich wäre. Wir erfuhren, dass wir nicht so viel für diejenigen tun können, die nur für wenige Wochen in Braunschweig untergebracht sind und dann weiter ziehen müssen, sondern viel mehr den Migranten helfen könnten, die schon einen Sprachkurs besuchen, aber darüber hinaus Interesse an Kontakten und Gesprächen mit deutschsprachigen Mitbürgern haben. Bei den nächsten Treffen ging es um weitere Themen – von „Strickanleitung“ bis „Ostern“, von „Straßenverkehr“ bis „deutsche Vorsilben“. Einmal brachten auf den Vorschlag einer Teilnehmerin hin alle Beteiligten zehn Wörter mit, über die wir sprechen konnten. Ein anderes Mal gingen wir gemeinsam in die FotoAusstellung zur ehemaligen DDR und tauschten uns über das Gesehene aus. Bei einem weiteren Treffen besuchten wir zusammen den Botanischen Garten. Demnächst wollen wir auch mal zusammen kochen. Unserem ersten Treffen sahen wir erwartungsvoll entgegen. Es fanden sich etwa 15 Menschen aus aller Welt ein, eine bunte Mischung – von politischen Flüchtlingen, Studenten bis zu Ehepartnern von VW-Angestellten. Dazu ebenso viele Hilfswillige. Die Migranten sprechen auf sehr unterschiedlichem Level Deutsch. Deshalb teilen wir uns jeden Dienstag neu in kleine Gruppen auf, in denen wir auf die verschiedenen Bedürfnisse eingehen können. Wir begannen mit dem Thema „Natur“, ließen uns Lieblingstiere beschreiben, ließen uns erzählen, ob es im Heimatland offen e Kirche Wir erfahren viel Interessantes aus den Herkunftsländern – über die Situation in Syrien, in Ägypten, in Eritrea, die Arbeitsmöglichkeiten in Spanien, die wirtschaftliche Situation in Brasilien. Wir wussten vorher beispielsweise nicht, dass sich die Menschen aller arabischen Länder auf Hocharabisch verständigen können, dass man in Brasilien deutschen Volkstanz pflegt, dass dort die Wärmflasche fester Bestandteil des winterlichen Heizens ist oder dass die strenge Fastenzeit für einen Christen aus Eritrea bis zum Weißen Sonntag geht. Dabei ist die Vielfalt der Gruppe ein großer Gewinn für beide Seiten: die Migranten müssen sich mit verschiedenen Sprachtempi und Gra- Nr. 45 – Pfingsten 2015 12 den der Lautstärke und Deutlichkeit auseinandersetzen und die Braunschweiger damit, dass die, die eigentlich schon gute Grundkenntnisse in der deutschen Sprache haben, noch lange nicht jedem Alltagsgespräch folgen können. Mal fehlen die Wörter, mal sind die deutschen Gegebenheiten wie „Schultüte“ oder „Mülltrennung“ ganz fremd. Es ist erstaunlich, wie schnell die Gruppe zusammen gewachsen ist, wie leicht eine offene, fröhliche und freundschaftliche Atmosphäre entstanden ist. Möglicherweise ergeben sich im Laufe der Zeit auch Tandempartnerschaften innerhalb des Gesprächskreises, als eine persönliche Begleitung von Migranten, die in bestimmten Lebensbereichen Unterstützung benötigen. Wir haben den Eindruck, dass sowohl die Braunschweiger als auch die Migranten mit großer Begeisterung zu den Treffen kommen. Deshalb haben wir uns entschlossen, dieses Angebot bis auf Weiteres aufrecht zu erhalten, allerdings die Ferienzeiten auszusparen. Die Gruppe ist offen. Das heißt, jeder Interessierte ist herzlich willkommen. Auch wer Menschen kennt, denen unser Angebot eine Integrationshilfe sein könnte, soll diese gerne zu uns schicken. Susanna Pütters Der Jupi-Harz-Schneetag Am Samstag, dem 24. Januar, haben wir Jungpfadfinder einen Tag im Harz verbracht. Wir haben uns schon morgens um 8:00 Uhr mit unseren Leitern am Braunschweiger Bahnhof getroffen und sind von dort aus mit dem Zug und dann mit dem Bus nach Torfhaus gefahren. Zum Glück lag Schnee. Viele von uns hatten einen Schlitten mit und wir sind ganz viel gerodelt. Am Ende wollten unsere Leiter mit uns eine Schneeballschlacht machen. Der Schnee war aber viel zu pulverig, so dass daraus nichts wurde (wir Kinder wollten sowieso viel lieber rodeln!). Die Zeit verging viel zu schnell und wir mussten schon wieder mit Bus und Zug zurück nach Hause. Es war ein sehr schöner Tag, alle hatten viel Spaß! Lotti (Charlotte) Moß Die Jungpfadfinder im Alter von 10 bis 13 Jahren treffen sich jeweils montags von 17:00 bis 18:30 Uhr im Keller des Pfarrheims. Lust mitzumachen? Telefonnummern der Gruppenleiter findet ihr am Ende der Gemeindezeitung. Oder schreibt eine Mail an [email protected] offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 Foto: Martin Grünwald 13 Besondere Aktivitäten unserer Schulanfänger Streichhölzer anzünden Experimentieren mit Eiswürfeln Wenn Eisberge schmelzen* Ein Schwerpunkt bei der Arbeit mit den Schulanfängern ist das Experimentieren: In unserem „Kindergarten-Labor“ haben die Kinder die Möglichkeit, in kleinen Gruppen verschiedenste Dinge auszuprobieren. Beim letzten Mal haben wir etwas über Eisberge herausgefunden: Dass sie Wasser verdrängen und dass der Wasserstand nicht steigt, wenn sie schmelzen. Auch ein Eiswürfeltrick ist uns gelungen. Agnes-Pockels-Labor: Rotkohl Um andere Labore kennen zu lernen, sind wir im Agnes-PockelsLabor in der TU Braunschweig gewesen. Dort haben wir Regenbogenfarben mit Hilfe von Rotkohlsaft hergestellt. Weitere Höhepunkte sind die Fahrten ins Phaeno in Wolfsburg. Dort gibt es sehr viele tolle Experimente und Phänomene zum Anfassen, Bestaunen und Ausprobieren. Wir besuchen jedes Mal einen Workshop zu einem der vier „Elemente“ Erde, Wasser, Luft oder Feuer. In diesem Jahr kamen noch Formen und Muster dazu. Der Roboter und das schiefe Haus sind bei jedem Besuch der erste Anlaufpunkt für die Kinder. Phaeno: Das „Element“ Wasser Im Rahmen der Braunschweiger Museumspädagogik haben die Kinder den Wochenmarkt auf dem Altstadtmarkt besucht. Am 20. März war Weltwassertag und wir hatten die Gelegenheit, das Wasserwerk am Bienroder Weg zu besuchen. Alle waren begeistert von den großen bunten Rohren und dem Becher frischen und kalten, rein Braunschweiger Wassers, welches wir direkt aus einem Wasserhahn des Wasserwerks trinken durften; offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 Roboter im Phaeno 14 Wir sind die Schulanfänger 2015 denn das Wasser, das aus unseren Wasserleitungen zu Hause kommt ist mit Harzwasser gemischt. An diesem Tag gab es ebenfalls eine partielle Sonnenfinsternis. Christian hatte uns eine besondere „Sonnenbrille“ mitgebracht, so dass wir die Möglichkeit hatten, die Kinder einzeln unter Aufsicht dieses Phänomen anschauen zu lassen. Im Juni wird von den Maltesern noch ein Erste-Hilfe-Kurs unter dem Motto „Abenteuer Helfen“ für die Schulanfänger angeboten. Ein Ausflug der Schulanfänger mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist im Juli geplant. Das Ziel wird noch nicht verraten! Am 16. Juli werden wir dann unsere Schulanfänger mit einem Gottesdienst verabschieden. Christine Engel „Wasserleitung“ am Tag des Wassers im Wasserwerk offen e Kirche Phaeno: Das schiefe Haus Echtes Braunschweiger Wasser Nr. 45 – Pfingsten 2015 15 Der Kindergarten beim Gemeindefasching Es war im Februar, als mich meine Chefin zum ersten Mal aus meinem Winterschlaf weckte. „Jaja“, werdet Ihr sagen, „wer kann sich in der heutigen Zeit noch einen Winterschlaf leisten?“ Ich – Charles Knie. Im Winter schlafe ich zwar nicht wirklich, bin aber nur sehr selten zu sehen. Meine Chefin bedeckt mich mit diversen Vorhängen, mal aus Jeans, mal aus Baumwolle. Ich glaube, sie sagt dazu Hose... Doch dieses Jahr sollte es anders sein. Bereits im Januar hörte ich meine Chefin mit anderen lieblichen Stimmen über meine Familie sprechen. Sollte es möglich sein, dass ich in naher Zukunft meine lustigen Verwandten Femura und Paratella wiedersehe? Ich war sehr gespannt. Doch zunächst wurde nur über neue Vorhänge gesprochen: Die Stimmen nannten sie allerdings Röcke, BHs und Ringelsocken. Auch die Worte Tischtennisball, Tüll und Gummiband fielen, was mir nicht so ganz verständlich war. Dann war es so weit. Der Vorhang wurde gelüftet. Ich fühlte mich ein wenig wie Bartimäus – sehend und auch irgendwie blind. Eine süße Stimme hauchte wunderbar melodisch mehrfach das Wort „atemlos“. Und so fühlte ich mich auch, als meine Chefin mich ohne Unterlass tanzen ließ. Es wurde still und ich freute mich auf meine nun wohl verdiente Ruhe. Doch was hörte ich da: „Nochmal – das war noch nicht synchron.“ Es ging wieder rund. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, andere Leidensgenossen zu fühlen. Doch ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn die Bewegungsfolgen forderten meine volle Konzentration. Irgendwann streikte ich und machte meiner Chefin klar: „Wenn du nicht aufhörst, bringe ich dich morgen keine einzige Treppe hinauf.“ Sie schien es verstanden zu haben und machte sich mit mir auf den Heimweg. Diese Hochleistung wurde von mir noch weitere Male erwartet, bis etwas Wunderbares geschah: Zärtliche Hände berührten mein Gesicht mit Pinsel, Stift und mit den puren Fingerspitzen. Und ich konnte von nun an sehen! Allerdings sah ich nur wieder einen Vorhang... Viel Zeit blieb mir nicht, das mit meinen Verwandten gefüllte Zimmer zu betrachten. Die offen e Kirche Stimmen nannten ihn den „El Salvador-Raum“. Zwischen Femura und Paratella marschierte ich neben dem Vorhang in einen riesigen Saal. Meine Chefin steuerte auf eine Bank zu – wie nett! Hinsetzen und entspannen – dachte ich. Doch da kam sie wieder, diese Stimme, die ich einst so zärtlich fand. Und ich wusste, was geschehen würde: Hochleistungssport – Atemlos durch die Nacht bis ein neuer Tag erwacht! Mittlerweile konnte ich die Tanzschritte schon fehlerfrei und hatte die Gelegenheit, mir den Saal etwas näher zu betrachten. An der Decke hingen riesige Bonbons. Die Wände waren mit Clowns und Luftschlangen verziert und direkt vor mir war ein Meer von leuchtenden Kinderaugen. Diesen Anblick werde ich wohl nie vergessen. Drum sage ich fast atemlos: Danke an alle, die diesen Saal geschmückt, diese Feier organisiert und die Kinderaugen zum Strahlen gebracht haben. Susanne Kolbe Nr. 45 – Pfingsten 2015 16 Gemeindefasching 2015 So eine Party, die gibt’s nur im Kloster offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 17 Klosterwochenende der Kommunionkinder Wir Erstkommunionkinder haben in diesem Jahr unser gemeinsames Wochenende im Dominikanerkloster in Braunschweig verbracht. Bislang fanden die Wochenenden immer in Helmstedt statt. Aber dieses Jahr waren wir einfach so viele Kinder, dass nicht genug Platz für alle war und Pater Fritz die Idee hatte, das Wochenende hier im Kloster zu verbringen. Wir haben uns am Samstagnachmittag zu Kakao und Berlinern getroffen. Dann ging's erst einmal in die Gruppen. In unserer haben wir dann endlich einmal zusammen Fußball gespielt. Das hatten sich die Jungs nämlich schon lange gewünscht. Die Kinder, die keine Lust auf Fußball hatten, haben Schneemänner gebaut. Hinterher haben wir alle zusammen eine Schneeballschlacht gemacht. Außerdem mussten wir nebenbei ja auch noch unsere Gewänder für die Erstkommunion anprobieren. Nach dem Abendessen bei Brot und Kakao haben wir eine Nachtrallye gemacht. Wir haben einen Zettel mit Aufgaben gekriegt, die wir lösen mussten. „Zum Beispiel sollten wir ein Foto von uns allen auf der Vogelnestschaukel auf dem Spielplatz machen“, erklärt Leni. Als wir zurückkamen haben wir uns alle beim Singen am Feuer im Innenhof getroffen. Die Pfadfinder hatten ein Zelt aufgebaut und darin hatten sie ein großes Lagerfeuer für uns angezündet. Marieke: „Mein Papa hat Gitarre gespielt und wir haben alle mitgesungen.“ Dann war leider schon Zeit fürs Bett. Zum Schlafen wurden wir in fünf Gruppen aufgeteilt, Mädchen und Jungs getrennt. Geschlafen haben wir auf Isomatten und Luftmatratzen mit Die Autorinnen des Artikels Schlafsäcken. Ein paar Eltern haben sich dazu gelegt. Bei manchen hat es ganz schön lange gedauert, bis Ruhe war. „Meine Mama hat auch mit übernachtet, das fand ich toll“ freut sich Paulina. Am nächsten Morgen sind wir ziemlich früh aufgewacht und dann gab's Frühstück für alle im Gemeindesaal. Danach haben wir unsere Kommunionkerzen in den Gruppen gebastelt. Mia: „Auf meine Kerze habe ich ein Kreuz und meinen Namen gebastelt.“ Um 11 Uhr haben wir einen Tischgottesdienst gefeiert. Nach dem Mittagessen war das Klosterwochenende leider schon vorbei und unsere Eltern haben uns abgeholt. Danke schön an die Mamas und Papas, die sich um das Essen und die Nachtwache gekümmert haben. Danke auch an Pater Fritz, der uns erlaubt hat, in seinem Kloster zu übernachten. Wir fanden es toll! Mia Antes, Paulina Brsesina, Leni Neteler und Marieke Ockel Lagerfeuer im Pfadfinderzelt offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 18 offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 19 Wir knüpfen aneinander an Erstkommunion 2015 Am Weißen Sonntag sowie am Sonntag darauf empfingen in St. Albertus Magnus insgesamt 65 Kinder ihre erste Heilige Kommunion. Sie hatten sich seit September wöchentlich getroffen und dabei viel über Jesus, Gott und unseren Glauben erfahren. Begleitet wurden die Kinder dabei von 13 Katechetinnen, mit denen sie auch das St. Martinsspiel im November sowie das Krippenspiel am Heiligen Abend vorbereitet hatten. ist eine Frohe Botschaft, die Jesus uns mit auf den Weg gegeben hat. Frank Schindler Das Thema der Erstkommunionfeiern, das allein von der Katechetenrunde entwickelt und ausgearbeitet wurde, lautete in diesem Jahr: „Wir knüpfen aneinander an“. Gleich zu Beginn der Feier wies Pater Fritz auf die lange Tradition der Kirche hin – eine Geschichte des Anknüpfens, eine Geschichte des Weitersagens, angefangen von den Jüngern Jesu bis in die heutige Zeit. Mit dem Knüpfen eng verbunden ist aber auch der Begriff des Netzes, um den es in der Katechese und in zahlreichen Liedern ging, die von den Mixed People begleitet wurden. Bereits in der Bibel ist davon die Rede, dass Jesus seine ersten Jünger, die Fischer waren, zu ‚Menschenfischern‘ machen wollte – nicht um die Menschen einzufangen, sondern um ein Netz zu bilden, das die Menschen auffangen soll. Das ist der Auftrag unserer Kirche. Im täglichen Leben spielen heute ganz andere Netze eine große Rolle – das Internet und die Handy-Netze. Netze also, die verbinden und der Kommunikation dienen. So soll auch das ‚Netz‘ der Kirche die Menschen verbinden, um die Frohe Botschaft Jesus‘ weiterzusagen. Anschaulich wurde dieses Bild durch ein Plakat, das die Katechetinnen für diese Erstkommunion angefertigt hatten und das während der Feier neben dem Altar stand (siehe S.19): Wie beim Spiel ‚Stille Post‘ flüstert Pater Fritz einem Kommunionkind eine Botschaft ins Ohr, die dann nach und nach an alle anderen Kinder und Katechetinnen weitergesagt wird, bis sie wieder bei Pater Fritz ankommt – Wie viel Freude die Kinder dabei hatten, konnten wir bei einer Präsentation der Einzelfotos beim Dankgottesdienst der Kommunionkinder sehen. So wie die Kommunionkinder sollen auch wir unseren Glauben mit Freude weitersagen. Es offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 20 Erstkommunionkinder und Katechetinnen nach der Feier am 12.04.2015 Gruppenbild nach der Erstkommunionfeier am 19.04.2015 offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 21 Lesetipps aus der Bücherei Als Mitglied der kfd bin ich immer besonders an den Buchbesprechungen in der Verbandszeitung „Frau und Mutter“ interessiert. Schon oft habe ich mich gefreut, Rezensionen über Bücher zu finden, die bereits bei uns in der Bücherei stehen. Es gibt aber auch Anstöße zu Neuerwerbungen. Drei Titel möchte ich Ihnen heute zum Lesen empfehlen: Hape Kerkeling: Der Junge muss an die frische Luft Wer hätte geahnt, dass Hape Kerkeling nie einen Kindergarten von innen gesehen hat? Stattdessen hat er bereits mit drei Jahren im Laden seiner Oma Änne Leute studiert und sein Talent für Parodien ausgelebt. Auch seine Homosexualität hat er früh entdeckt: „Schwul bin ich, solange ich denken kann.“ In gewohnt kurzweiliger und witziger Manier beschreibt der Entertainer seine Kindheit und Jugend und verbindet sie mit prägenden Erlebnissen als Erwachsener. Die Begegnung mit dem Dalai Lama schildert er als wahrhaft heilsam. Besonders, da das Erlebnis für ihn immer verknüpft sein wird mit der Erinnerung an den frühen Tod seiner Mutter. Im Plauderton, aber dennoch bewegend, erzählt Kerkeling aus seinem Leben – mit allem was für ihn dazu gehört. Eine bereichernde Erfahrung über einen überaus sympathischen Menschen. aus: „Frau und Mutter. Menschen Leben Vielfalt – Zeitschrift der kfd“, 01.2015, S. 21 Selja Ahava: Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm Alles ist gut und richtig zwischen Anna und Annti. Das junge Paar genießt sein Zusammensein, für beide ist es die große, endgültige Liebe. Als Annti bei einem Verkehrsunfall stirbt, zerfällt Annas Welt. Traumatisiert bleibt sie zurück, hat durch den Verlust des Partners ihre Identität und Teile des Gedächtnisses verloren. Mühsam tastet sich Anna fortan durch ihr Leben und kann das Geschehen um sich herum nur noch in Bruchstücken wahrnehmen: Ein Stuhl, ein Apfel, eine rote Gardine. Die Leserin begleitet Anna auf ihrem Weg bis ins hohe Alter und erlebt dabei eine Frau, die sich allmählich arrangiert: mit ihrer Verwirrung, mit Fetzen von Erinnerung, mit einem Wal, der einmal durch London schwamm und mit Gott, der sie regelmäßig besucht. Melancholisch und streckenweise tieftraurig ist der Debütroman der finnischen Autorin Selja Ahava. Aber auch schön, heiter, voller skurriler, phantasievoller Einfälle – und voller Weisheit. aus: „Frau und Mutter. Menschen Leben Vielfalt – Zeitschrift der kfd“, 10.2014, S. 21 Lutz Seiler: Kruso Der Roman „Kruso“, der im vergangenen Jahr mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, erzählt die Geschichte von Edgar Bendler, einem Saisonarbeiter auf der Insel Hiddensee im Sommer vor der Grenzöffnung. „Ed“ arbeitet als Tellerwäscher im Klausner, einer Kneipe auf dem höchsten Punkt der Insel. Dort lernt er Alexander Krusowitsch kennen, genannt Kruso. Er ist eine Art Guru, der „Inselkönig“, der die Utopie verfolgt, gestrandete Flüchtlinge in drei Tagen zu den Wurzeln der Freiheit zu führen. Zwischen Ed und Kruso entwickelt sich ein unausgesprochenes Verständnis. Der November 1989 verändert alles, und die eingeschworene Gemeinschaft des Klausners beginnt, sich aufzulösen. Lutz Seiler bewahrt mit seinem herausragenden Roman nicht nur die Erinnerung an das Schicksal der Ostseeflüchtlinge; es ist ein sehr poetisches Buch über eine außergewöhnliche Freundschaft. aus: „Frau und Mutter. Menschen Leben Vielfalt – Zeitschrift der kfd“, 02.2015, S. 20 Marianne Schmidt-Kortenbusch Gemeindebücherei St. Albertus Magnus Die Bücherei mit Schwerpunkt Kinder- & Jugendliteratur befindet sich in den Gemeinderäumen Öffnungszeiten: Sonntag: Donnerstag: offen e Kirche 10.30 -11.00 Uhr 17.30 -18.30 Uhr Leitung: M. Schmidt-Kortenbusch Nr. 45 – Pfingsten 2015 Tel.: 50 31 01 22 Drei Jahre Meditativer Tanz Bereits das dritte Jahr tanzen wir regelmäßig, meistens einmal im Monat, zusammen meditative Kreistänze. Wir sind eine offene Gruppe in der jeder, der Freude am Tanzen hat oder diese entdecken will, herzlich willkommen ist. Im Vordergrund steht dabei, vom Alltag mal etwas zurücktreten zu können und sich tanzend auf die Klänge von Liedern aus unterschiedlichen Kulturen einzulassen. Die Wiederholung von einfachen Schrittfolgen hat einen meditativen Charakter. Mal langsam, aber auch mal schneller sind wir tanzend gemeinsam in Bewegung. Begleitet ist der Abend mit Texten und Gebetsgebärden die, zur Besinnung einladen. Der meditative Kreistanz lädt ebenfalls dazu ein, Tanz als Gebet zu erfahren. In lockerer Atmosphäre genießen wir außerdem den gesundheitsfördernden Aspekt des Tanzens. So sind die Tanzabende immer wieder ein schöner Abschluss eines Tages und wir sind dankbar darüber, dazu die Möglichkeit in den Räumen der Gemeinde von St. Albertus Magnus zu haben. Mit einem Spendenbeitrag unterstützen wir ein Schulprojekt (die Goethe-Tagore-Academy) in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch. Dort werden Kinder von Textilarbeiter/innen unterrichtet, die somit eine Chance auf Bildung be- offen e Kirche kommen und dadurch die Möglichkeit einen Weg aus extremer Armut zu finden. Die Kinder sind sehr dankbar dafür, Bildung zu erhalten, und genießen es, zur Schule gehen zu dürfen. Der Verein, der die Schule von Deutschland aus unterstützt, ist die Deutsch-Bengalische Kinderhilfe e.V. (www.deutsch-bengalische-kinderhilfe-ev.de) Unsere Tanztreffen finden im Rahmen der kfd jeweils mittwochs von 20 Uhr bis 21 Uhr im „großen Saal“ statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich und genauere Informationen können Sie den Flyern und Plakaten entnehmen, die in der Kirche ausliegen. Wir freuen uns über Jeden, der neu dazukommen möchte. Nr. 45 – Pfingsten 2015 Inga Dierssen 23 Von Frauen für Frauen Hornburg und die Adonisröschen am Kleinen Fallstein Geradezu märchenhaft verträumt präsentierte sich uns die über 1000-jährige Fachwerkstadt Hornburg an einem sonnigen Donnerstag, dem 9. April 2015. Die Stadt war einst ein bedeutender Hopfenanbauort im Mittelalter, zahlreiche Hopfenspeicher und über 400 reich verzierte RenaissanceFachwerkhäuser mit bunten Fächerrosetten prägen das Ortsbild neben der romantischen MühlenIlse und der Marienkirche von 1616, dem ersten protestantischen Kirchenneubau im Lande Braunschweig. Der barocke Orgelprospekt mit fünf Engelsfiguren, die symbolisch ihre Instrumente spielen können, sobald die Orgel erklingt, zählt zu den schönsten Norddeutschlands. Altar und Kanzel und seltene, barocke Wandmalereien sind überaus beeindruckend. Nicht unerwähnt bleiben darf Hornburg als Geburtsort des ersten deutschen Papstes Clemens II., der hier 1005 das Licht der Welt erblickte. Er krönte Kaiser Heinrich III. und erließ Gesetze gegen die Simonie (Kauf geistlicher Ämter). Sein Grab befindet sich im Bamberger Dom und ist das einzige Papstgrab nördlich der Alpen. Hornburg: Marienkirche Am Kleinen Fallstein Nach der kurzweiligen und sehr kompetenten Stadtführung durch Frau Namuth, die 1957 in der Marienkirche heiratete, ging es zu den rechtzeitig aufgeblühten Adonisröschen bei Hoppenstedt, deren Anblick alle Teilnehmerinnen nach dem langen, grauen Winter entzückte. Durch die vielen schönen Eindrücke bereichert ließen wir den Tag im Schladener „Itschenkrug“ ausklingen. Ursel Burgermeister offen e Kirche Adonisröschen am Kleinen Fallstein bei Hoppenstedt Nr. 45 – Pfingsten 2015 24 Von Frauen für Frauen „Roswitha lässt grüßen“ Am 19. März diesen Jahres machten sich fünfzehn Frauen auf den Weg, die „Roswithastadt“ Bad Gandersheim und ihre nähere Umgebung zu erkunden. Bei schönem Sonnenscheinwetter ging´s – wie schon gewohnt – vom Parkplatz des Dominikanerklosters aus los. Unsere erste Anlaufstelle war im Örtchen Clus – unweit von Bad Gandersheim gelegen und 888 Jahre alt – eine kleine, gut erhaltene Marienkapelle. Der holzgeschnitzte Altar, der Szenen des Marienlebens zeigt, zog gleich die Aufmerksamkeit, des ansonsten schlicht gehaltenen Raumes auf sich. Von dort ging es dann – nur einen Sprung weit entfernt – zum Kloster Brunshausen, der Keimzelle Gandersheims. Im Jahr 852 gründeten die Stammeltern der Ottonen, Liudolf und Oda, hier das spätere Frauenstift Gandersheim. terinnen von uns hatten jetzt das Bedürfnis, sich auf direktem Weg nach Braunschweig zu begeben. Eine Restgruppe von sieben Frauen hatten noch Lust auf einen Kaffee; gesagt, getan: Im Klosterhof von Brunshausen gibt es das schöne Rosencafé mit selbstgebackenen Torten, unter anderem natürlich auch eine Roswithatorte! So ließen wir uns dort noch auf eine gute halbe Stunde nieder und nahmen dann den Heimweg in Angriff. Wieder einmal ging ein gelungener Tagesausflug „Von Frauen für Frauen“ zu Ende. Lust bekommen auch einmal mitzumischen? Ja, immer gerne! Unser Jahresprogramm 2015 finden sie als Flyer hinten am Schriftenstand der St. Albertus-Magnus Klosterkirche. Monika Steiner Als angemeldete Gruppe erhielten wir alle einen Audioguide und konnten so im eigenen Tempo die wechselvolle Geschichte des Klosters und seiner Bewohner kennen lernen; ebenso wie die Außenanlagen und die Ausstellung „Starke Frauen – Feine Stiche“. Nach gut 1 ½ Stunden fuhren wir dann zum Parkplatz ins Zentrum Bad Gandersheims. Über den historischen Marktplatz, vorbei an der imposanten Stiftskirche, auch Dom genannt, schlenderten wir zum Italiener, der uns bereits erwartete. Um 13.00 Uhr waren wir dort terminiert und nach so viel Wissensstoff für`s Gehirn benötigten wir jetzt eine Stärkung für das leibliche Wohlbefinden. Gepflegte Atmosphäre, freundliche Bedienung, kurze Wartezeit und sehr leckere Essensportionen machten uns fit für das weitere Tagesprogramm. Marienkapelle in Clus bei Bad Gandersheim Vor der Westfassade der Stiftskirche versammelten wir uns um 15.00 Uhr zur gut einstündigen Dom- und Stadtführung „Unterwegs mit Roswitha“. Die nette und engagierte Führerin verstand es, anschaulich die Gegebenheiten weiter zu vermitteln und uns unter anderem auch das Roswithafenster in der Antoniuskapelle der Stiftskirche zu erläutern. Roswitha, erste deutsche Dichterin, Schriftstellerin und Diakonisse, lebte in Bad Gandersheim etwa um 930 bis 980. Gegen 16.15 Uhr verabschiedete sich die Dame von unserer Gruppe und wir liefen zu unseren geparkten Autos zurück. Mehrere Mitstrei- offen e Kirche Bad Gandersheimer Dom Nr. 45 – Pfingsten 2015 25 Gesichter aus der Gemeinde Erstkommunion-Katechetinnen Silke Antes (44 Jahre, 2 Kinder) Beruf: Bauingenieurin Hobbys: Singen Motto: Bei sich sein Barbara Mauck Beruf: Kunstwissenschaftlerin Hobbys: Lesen, Reisen, Singen, Schwimmen, Garten Motto: Dennoch! Anika Gildner (40 Jahre) Beruf: Lehrerin am Wilhelm-Gymnasium für Musik und Deutsch Hobbys: Klavier, Chor, Sport Motto: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Marion Minnich (43 Jahre, 2 Kinder) Beruf: Bautechnikerin Hobbys: Laufen, Fotos Motto: Das Leben nehmen wie es kommt Dr. Astrid Müller-Gödeke (45 Jahre, 2 Kinder) Beruf: Tierärztin Hobbys: Reiten, Skifahren, Hund Motto: Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar Brigitte Ockel (43 Jahre, 4 Kinder) Beruf: Physiotherapeutin im Kindergarten der Lebenshilfe Hobbys: Lesen, Freunde treffen Motto: Carpe diem offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 26 Notizen aus Pfarrgemeinde und Kloster Beim Jahresempfang am 10. Januar konnte Pater Fritz auf ein ereignisreiches Jahr zurückblicken. Zu nennen waren vor allem die Priesterweihe von fr. Johannes Matthias Schäffler und fr. Gregor Naumann im Mai in unserer Kirche sowie die Visitation durch Weihbischof Schwerdtfeger im Herbst des Jahres. Ein Schwerpunkt in der Gemeindearbeit war die Umgestaltung der Medien, mit denen sich unsere Gemeinde dem Besucher präsentiert – vom Pfarrbrief über Flyer und Plakate bis hin zur neu gestalteten Homepage. Eine besondere Würdigung durch den Pfarrgemeinderat erfuhr Stephan Graeber für seinen langjährigen Einsatz in der Musikgruppe Mixed People. Zum Abschluss der Laudatio stimmten viele der Anwesenden in das Lied „Ich glaub‘ an einen Gott, der singt“ mit ein. Syré in diesem Frühjahr das Publikum an unserer Mühleisen-Orgel. Mit jeweils mehr als 50 Zuhörern waren die Konzerte durchweg gut besucht. Wir hoffen, dass die Orgelreihe spätestens im nächsten Jahr wieder fortgesetzt wird* Bei seinem Themenabend im März beschäftigte sich der Donnerstagstreff mit dem Thema Buße und Beichte. Pater Fritz lud zur Diskussion über den eigenen Umgang mit dem Bußsakrament ein und berichtete über seine Erfahrungen in der Seelsorge. Dabei vermittelte er vielen von uns sicher eine neue Sicht auf den Umgang mit Sünde und Schuld und einen neuen Zugang zu diesem Sakrament. Bei seinem Klausurtag am 28. Februar beschäftigte sich der Pfarrgemeinderat thematisch mit der Enzyklika Evangelii Gaudium von Papst Franziskus. Zahlreiche Punkte wurden herausgestellt und in Bezug zur Situation in unserer Gemeinde diskutiert. Auch in diesem Jahr brachen wieder ca. 20 Unerschrockene in Begleitung von Pater Osvaldo zum Emmausgang der Kolpingfamilie am frühen Ostermontagmorgen auf. Bei herrlichem Wetter ergaben sich wieder zahlreiche gute Gespräche und neue Impulse. Anschließend kehrten die Teilnehmer zum Frühstück ins Café El Salvador ein. Guten Anklang fand die Konzertreihe „ORGELAUSKLANG. Sonntagabend im Kloster. Mit vier Konzerten ganz unterschiedlicher Stilrichtung – von Bach über Liszt, Orgelmusik zur Passionszeit bis hin zu einem Opernabend – erfreute der bekannte Konzertorganist Wolfram Währenddessen fand in der Kirche bereits der Familiengottesdienst statt, in dessen Anschluss alle Kinder zum Ostereiersuchen auf das Gelände des Kindergartens eingeladen waren. Herzlichen Dank an P. Fritz, der auch in diesem Jahr wieder Unmengen an Ostereiern zur Verfügung gestellt hat. Kontakt: P. Johannes Witte OP Tel.: 0531 / 36 25 00 15 Bankverbindung: Volksbank Braunschweig-Wolfsburg Konto 101 373 4000, BLZ 269 910 66 IBAN: DE94 2699 1066 1013 7340 00 BIC: GENODEF1WOB Durch Ihren Mitgliedsbeitrag von mindestens 60,- € pro Jahr sowie mit zusätzlichen Spenden können Sie das Kloster wirksam fördern. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt. Mitgliedsbeiträge und Spenden können Sie steuerlich als Sonderausgaben geltend machen. Spendenbescheinigungen werden unaufgefordert übersandt offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 27 Im April veranstaltete die Kolpingfamilie einen Themenabend unter dem Motto „Von der Glühbirne zur LED-Lampe – Die Zukunft des Lichts“. Dabei gab Prof. Dr. Wolfgang Kowalsky von der TU Braunschweig einen interessanten Überblick über die Geschichte der künstlichen Beleuchtung und berichtete über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Beleuchtungstechnik, insbesondere der LED-Technik. Ende April luden der KKV (Verband der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung) und die Kolpingfamilie zu einem Vortrag über den Islam ein. Dabei gab Pfarrer Berzins von der Gemeinde St. Pauli-Matthäus, zugleich Islambeauftragter der evangelisch-lutherischen Landeskirche Braunschweig, einen Überblick über die Entstehung und Geschichte des Islam sowie die fünf Grundsäulen des muslimischen Glaubens: Glaubensbekenntnis – rituelles Gebet – Fasten – Almosen geben – Pilgerfahrt nach Mekka. Im Rahmen seines Vortrags erläuterte er auch zahlreiche Begriffe, die uns tagtäglich in den Medien begegnen. Viele davon schüren unbewusste Ängste in uns, da wir ihre ursprüngliche Bedeutung nicht kennen. Pfarrer Berzins warb daher vor allem um gegenseitiges Verständnis und Respekt. offen e Kirche Termine Samstag, 13. Juni 2015 – 10:00 Uhr Ökumenische Wallfahrt: „Siehe, ich mache alles neu“ Unterwegs zwischen dem Hildesheimer Dom und Kloster Marienrode (ca. 5-6 km) Rückkehr gegen 19:00 Uhr Anmeldung in den Pfarrbüros Sonntag, 05. Juli 2015 – 11:00 Uhr Internationaler Gottesdienst anschließend Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen beim gemeinsamen Brunch in den Gemeinderäumen Sonntag, 20. September 2015 - 09:30 Uhr Familiengottesdienst / Herbstfest 26. September - 04. Oktober 2015 11. Gemeindefahrt nach Burgund Schätze aus Kunst, Kultur und Küche Leitung: P. Hans-Albert Gunk Sonntag, 11. Oktober 2015 - 10:00 Uhr Firmung mit Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger Nr. 45 – Pfingsten 2015 28 Leserreise der KirchenZeitung Hildesheim nach Israel und Palästina Auf den Spuren Jesu im Heiligen Land Pilger aus dem Bistum Hildesheim waren vom 10.2. - 17.2.2015 unterwegs auf den Spuren Jesu in Israel und Palästina. Begleitet wurden sie von Dominikanerpater Martin Rosner und KiZRedakteur Rüdiger Wala. Er berichtet von der Reise. Tag 1: Zwischen den Wegen Die Zeit ist vor allem eines: unchristlich. Und das zum Auftakt einer Pilgerfahrt, die im Heiligen Land auf den Spuren Jesu wandern will. 4.30 Uhr morgens als Treffpunkt im Flughafen Hannover ist eine Herausforderung. Doch wie so vieles im Leben erweist sich ein vermeintliches Unbill als kleiner Segen. Einige Stunden später: Wir erreichen Tel Aviv und lernen unsere kompetente und sympathische Reiseleiterin Tati Weiss kennen, die mit uns die Woche verbringen wird. Nach zwei Stunden Busfahrt erreichen wir das Pilgerhaus Tabgha am See Genezareth in Galiläa, unsere erste von drei Herbergen. Tag 2: Es stürmt auf dem See Genezareth Bibelfilme täuschen. Es brennt nicht immer nur die Sonne heiß auf sandige Wege herunter. Der Sand ist heute in der Luft. Her geweht aus Ägypten, sagen die Wetterkundler. Dick und schwer. Der Sand verdunkelt sogar die Sonne. Zeitweise ziehen dichte Staubwolken an ihr vorüber. Es wirkt wie eine kleine Sonnenfinsternis. Der Geruch von Regen liegt in der Luft. Doch die Tropfen fallen (noch) nicht. Auch sie werden durch den Sand gehindert. Wie auch unsere Sicht. Kein Blick in die Weite. Nächste Station des Weges: Der Berg der Seligpreisungen. Bei Matthäus ist es ein Berg, auf dem Jesus von der wahren Gerechtigkeit spricht, bei Lukas ist es ein Feld. Vielleicht liegt die Wahrheit in der Mitte. Der Platz wurde gewählt, weil er schön ist, erfahren wir. Das ist er. Auf den Spuren Jesu zu gehen, heißt auch zu glauben. Wir kehren zum See Genezareth zurück und bringen unseren Dank für Gott. Wir feiern Eucharistie. Das Altartuch muss mit Steinen beschwert werden. Passt, weil der Tisch des Herrn direkt am Ufer des Sees, direkt unter der Brotvermehrungskirche unter freiem Himmel selbst ein großer Findling ist. Könnte Jesus genauso mit seinen Jüngern Mahl gehalten haben? Wir machen eine weitere Erfahrung. In Kirchenliedern singen wir vom Heiligen Geist, der kommt mit Feuer und mit Sturmesbraus. Nun, das Feuer entfachen wir vielleicht in uns, aber Sturmesbraus ist die Begleitmusik unseres Gottesdienstes. Erhebend. Der Weg führt uns weiter am Ufer des Sees zur Primatskapelle. Das Kirchlein steht an der Stelle, an der Jesus nach seiner Auferstehung mit seinen Jüngern Mahl gehalten und dann Petrus beauftragte, seine Schafe zu weiden. Wir fahren zum See Genezareth, der für den Aufbruch von Jesus steht. Hier hat er erstmals geheilt, Menschen um sich gesammelt und wie Schafe unter die Wölfe geschickt. Hier ging er über das Wasser. Der Anfang seines besonderen Weges. Der Beginn der Entscheidung, wie der Evangelist Matthäus schreibt. Und wir erleben einen Sturm, der so wohl auch die Glaubensfestigkeit der Jünger erschüttert hat, wie in den Evangelien berichtet wird. Jesus muss einen tiefen Schlaf gehabt haben. Und wir werden die Verse der Heiligen Schrift künftig mit einem anderen Gefühl hören. offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 29 Es beginnt zu regnen, auf dem Weg zur letzten Station des Tages: Kafarnaum, die Stadt, die sich Jesus selbst als neues Heim vor dem Aufbruch nach Jerusalem erwählt hat. Es ist auch die Heimat von Simon Petrus. Hier lebt er mit seiner Großfamilie, hier steht sein Haus, in dem Jesus mit lebte und die Schwiegermutter von Petrus heilte. Hier stritt Jesus in der Synagoge. Hier heilte er Kranke und Besessene. Über den Fundamenten des Hauses von Petrus „schwebt“ heute eine moderne, fast futuristisch anmutende Kirche, die unter seinem Patronat steht. In der Mitte des Gotteshauses geben Glasplatten im Boden den Blick auf das Haus frei. Tag 3: Akko und Nazareth Wir fahren nach Akko. Direkt am Mittelmeer. Eine Stadt, die zeigt, welche Irrwege die Christenheit nehmen kann. Es ist die Stadt der Kreuzritter. Gut zwei Jahrhunderte herrschen sie in der Stadt, befehden sich mit den Truppen der muslimischen Sultane, die ihrerseits das Heilige Land erobert hatten. einer dieser Grotten ist der Engel Maria erschienen. Nach griechisch-orthodoxer Tradition etwas außerhalb des Ortes nahe einer Quelle, im katholischen Verständnis unmittelbar am Haus des Josef. Auch heute stehen über beiden möglichen Stellen der Erscheinung Kirchen. Die 1969 geweihte katholische Verkündigungsbasilika ist eine der größten christlichen Sakralbauten im Nahen Osten. Gerade die Marienfresken machen diesen Ort so besonders. Denn sie zeigen aus nahezu allen Ländern der Welt ein Bild der Gottesmutter. Die „deutsche“ Darstellung hat etwas Prophetisches, die Ahnung eines Weges: Sie wurde weit vor der deutschen Wiedervereinigung geschaffen. Und doch zeigt sie zu den Füßen Marias zwei Kinder, die sich unter einer Mauer die Hand reichen. Wie war das noch mit dem Stürzen der Mächtigen vom Thron? Tag 4: Durch die Wüste Gestern waren wir auf dem Berg der Seligpreisungen. Dort sprach Jesus davon, dass die Friedfertigen selig sind, die, die dürsten nach Gerechtigkeit, die, die arm sind vor Gott. 1000 Jahre später fallen hier christliche Ritter ein, unter anderem Johanniter und Templer, die im Namen Jesu die heiligen Stätten mit Schwert, Armbrust und schwerem Kriegsgerät zurückerobern wollen. Wir machen uns auf den Weg nach Jericho, einer Stadt, die die Spuren des Volkes Israel mit Jesus verbindet. Unsere erste Station: ein Maulbeerfeigenbaum. Auf diesen Baum ist Zachäus geklettert, wie es der Evangelist Lukas beschreibt. Er war der Oberste der Zöllner und reich, aber klein an Gestalt. Und so musste der Mann, als der Wanderprediger Jesus in Jericho einzog, auf einen Baum klettern, um ihn sehen zu können. Jesus spricht ihn an und sagt, dass er in seinem Haus zu Gast sein werde. Seit gut zwei Jahrzehnten werden die Reste der alten Festungsanlagen der Johanniter und Templer freigelegt und restauriert. Manchmal werden sie auch nur per Zufall gefunden. Wir verlassen Akko und fahren weiter nach Nazareth, dem Ort, wo Jesus als Kind, Jugendlicher und junger Mann gelebt und gearbeitet hat. Nazareth ist auch der Ort, wo der Erzengel Gabriel der jungen Maria verkündet hat, dass sie ein Kind empfangen werde. Ein Kind, zu dem Maria bedingungslos ja gesagt hat, ein Kind, das ihr späterer Mann Josef, über den wir so wenig wissen, als sein eigenes annahm. Hier ist das Wort Fleisch geworden – genau hier. Bereits im vierten Jahrhundert gab es in Nazareth zwei Kirchen, die über Grotten errichtet wurden. In offen e Kirche Jericho, heute gut 22000 Einwohner zählend, ist die älteste Stadt der Welt. Ausgrabungen belegen, dass es bereits im Jahr 8000 vor Christi dort kleinstädtische Siedlungsstrukturen gab. Blickt man von Jericho nach Osten, in Richtung Jordanien, sind Ausläufer des Abarim-Gebirges zu erkennen. Dessen höchster Gipfel ist der Berg Nebo. Nr. 45 – Pfingsten 2015 30 Dort ist Moses gestorben, wie im Buch Deuteronomium zu lesen ist. Er durfte das gelobte Land schauen, aber nicht mehr selbst einziehen. Tag 5: Bethlehem und Hebron – Heiliges Land ohne Frieden Was für ein Tag. Was für ein Wechselbad der Gefühle in der Stadt, in der der Sohn Gottes Mensch geworden ist. Wir besuchen das Kinderheim La Crèche in Bethlehem. Eine (Kinder-) „Krippe“, was crèche übersetzt bedeutet, gerade in dieser Stadt in den palästinensischen Autonomiegebieten zu besuchen, ist etwas, was uns sehr nahe geht. Der Jordan ist unsere nächste Station. Jesus lässt sich dort von Johannes taufen. Der Sohn des allmächtigen Gottes lässt sich von einem Menschen taufen – und eine Stimme vom Himmel spricht herab: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen habe. Wir gehen von der einen Krippe zur anderen, zur Grotte, in der Jesus in der Krippe lag. Sie liegt unterhalb der Basilika der Geburtskirche, gleich der Geburtsgrotte gegenüber. Dort wo Jesus bei den Tieren in der Krippe in Windeln lag, am Altar der drei Weisen, feiern wir Gottesdienst. Wir beten für die Kinder von La Crèche, wir beten für alle Kinder in der Welt. Wir beten, dass sie eine Zukunft haben. In Frieden. Während wir unsere heilige Messe feiern, ziehen gerade mal einen Meter entfernt Menschenmassen an der Geburtsgrotte vorbei. Mal mehr, mal weniger ehrfürchtig. Der Jordan ist an dieser Stelle keine zehn Meter breit. Das Wasser ist gelb vom Sand der umgebenen Geröllwüste, die wir seit wenigen Kilometern südlich des Sees Genezareth durchfahren. Kleine Büsche säumen den Fluss, der sich leicht windet. Und in der Mitte des Jordan verläuft die Grenze zwischen Israel und Jordanien. So haben wir Zeugen, als wir an dieser Stelle unseren Glauben erneuern – zwei israelische und zwei jordanische Soldaten, die eher die Sonne genießen als sich gegenseitig zu belagern. Zuvor haben wir einen israelischen Militärposten passiert. Eine Grenze ist eine Grenze. Mit diesem Bild setzen wir unseren Weg durch die Wüste fort. Wir erreichen das Tote Meer. Keine Station auf den Spuren Jesu, sondern eher eine für uns. Auch zum Vergnügen, auch für die eigene Seele. Etwas Besonderes, dieses Gefühl im über 30 Prozent salzhaltigen Wasser zu liegen und nicht untergehen zu können – ein bisschen wie in Gottes Hand. Wir fahren weiter nach Bethlehem. offen e Kirche Am Nachmittag fahren wir nach Hebron, zum Grab der Patriarchen. In der Höhle Machpela. In ihr befinden sich die Ruhestätten der drei Erzväter Abraham, Isaak, Jakob und ihrer Frauen Sara, Rebekka und Lea. Gerade hier, an einer Stätte, die die drei monotheistischen Weltreligionen einen könnte, wird der Missbrauch der Religion für politische Zwecke mehr als sichtbar. Hier, wo Abraham nach dem Tod seiner Frau Sara für sie, für sich und für seine Familie für 400 Silberstücke in einem fairen Handel ein Feld und die Höhle für ein Grab gekauft hat. Die Höhle wurde bereits im 1. Jahrhundert vor Christus von König Herodes überbaut. Da später auch Christen die Gräber aufsuchten, wurde der Zugang zwischen ihnen und den Juden im 6. Jahr- Nr. 45 – Pfingsten 2015 31 hundert getrennt. Im frühen 10. Jahrhundert wird erstmals eine Moschee errichtet. Dann erobern Kreuzfahrer die Stadt und das Heiligtum. Sie errichten eine Abraham geweihte Kirche und begründen das Bistum Hebron. 1187 aber erobern die Osmanen Hebron zurück, die Kirche wird zur Moschee. Wir begeben uns zur Kirche Dominus flevit (lateinisch: „Der Herr weinte“). Das Gotteshaus gehört zum Franziskanerorden und wurde 1955 auf den Fundamenten einer byzantinischen Kirche aus dem 6. Jahrhundert erbaut. Es erinnert an die Trauer Jesu im Wissen um die kommende Zerstörung Jerusalems. Im Sechstagekrieg zwischen Israel und Jordanien 1967 marschierte die israelische Armee auch in Hebron ein. Nach 700 Jahren betraten Juden erstmals wieder Machpela. Seit dieser Zeit gibt es auch wieder eine jüdische Gemeinde in der Stadt. Heute liegt Hebron in den Palästinensergebieten. Wenige hundert jüdische Siedler leben unter 30000 Palästinensern, beschützt von der allgegenwärtigen israelischen Armee. Im Heiligtum entstehen getrennt voneinander eine Synagoge und eine Moschee. Dort, wo der Blick von einer zur anderen heiligen Stätte möglich ist, werden die Fenster mit Panzerglas verstärkt. Auf unserer Fahrt nach Hebron passieren wir Checkpoints. Wir sehen einen Siedler die Straße entlang gehen. Bewaffnet mit zwei Maschinenpistolen. Israelisches Militär blockiert eine Straße für Personenkontrollen. Wir bekommen einen Eindruck, welche Auswirkungen die Gier nach Macht und Besitz, überlagert von religiösem Fanatismus hat. Der Nährboden von Hass, der sich von Generation zu Generation fortsetzt. Tag 6: Jerusalem In Jerusalem ist es laut. Und, wie wir lernen, ist es wichtig, laut zu sein. Wer laut ist, hat wohl mehr Recht. Oder meint es zumindest. Und so messen sich Kirchenglocken aller christlichen Konfessionen mit den Lautsprechern, die den Ruf des Muezzin verstärken. Es heißt, die vom deutschen Kaiser Wilhelm II. am Reformationstag 1898 eingeweihte evangelische Erlöserkirche, hätte wohl das lauteste Geläut. Aber es konkurrieren auch Motorroller- und Treckerfahrer, Händler und Kunden in der Altstadt Jerusalems um das Recht des Lauteren. Wir beginnen unseren Pilgerweg durch die Altstadt Jerusalems außerhalb der Stadtmauern auf dem Ölberg. offen e Kirche Weiter gehen wir ein paar Schritte zum Garten Gethsemane, dort wo Jesus in der Nacht vor seiner Kreuzigung betete. Im Garten selbst findet sich die Kirche der Nationen, die Todesangstbasilika. Das katholische Gotteshaus steht an der Stelle, über die der Evangelist Lukas berichtet: „Und er betete in seiner Angst noch inständiger und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte.“ Wir gehen weiter auf den Spuren Jesu. Durch das Tal den Tempelberg hinauf. Wir passieren das Löwentor, das früher Stephanstor hieß – benannt nach dem Diakon Stephanus, der der erste Märtyrer wurde und im Tod noch bat: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an. Denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Unser Weg führt weiter durch die Altstadt. Jeder Stein scheint hier heilig, gewissermaßen religiös aufgeladen. Wir singen in der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Kreuzfahrerkirche St. Anna, die für ihre besondere Akustik bekannt ist. Wir entscheiden uns unter anderem für „Dona nobis pacem“. Wir sehen die Ausgrabungen des Badehauses am Teich Bethesda, dort wo Jesus einen Mann heilte, der zu schwach war, das Linderung versprechende Wasser zu erreichen. Später feiern wir Gottesdienst in der Kirche Ecce Homo: Siehe, ein Mensch. Tag 7: Von der Grabeskirche zur Klagemauer Es ist noch dunkel in Jerusalem. Kurz vor sechs Uhr morgens. Wir sind auf dem Weg zur Grabeskirche, die in orthodoxer Tradition Auferstehungskirche heißt. Dieser Name trifft eher das, was dort an dieser Stelle passiert ist. Zu Jesu Zeiten lag der Ort außerhalb der Stadtmauer, heute mittendrin in der Altstadt von Jerusalem. Um diese Zeit ist es still in der Grabeskirche. Nur wenige Pilger, Mönche und Ordensfrauen sind da. Kein Vergleich zu den Strömen von Wallfahrern und auch von Touristen, die von Kreuzfahrtschiffen Nr. 45 – Pfingsten 2015 32 kommend, die vor Haifa liegen, mal einen Tag Jerusalem machen – Grabeskirche inklusive. Der Gottesdienst, den wieder Dominikanerpater Martin Rosner, der geistliche Begleiter, mit uns feiert, ist streng geregelt. Nicht länger als 25 Minuten und kein Gesang. Wir feiern gleich neben der Stätte, auf der Jesus gekreuzigt wurde: der Kalvarienberg oder Golgota, der „Ort des Schädels“. Das Grab des Heilands steht inmitten einer riesigen Rotunde. Über dem Grab befindet sich ein Bauwerk im Bauwerk, eine sogenannte Ädikula. Zu bestimmten Zeiten finden Pilger Einlass. Wenige Meter davor liegt der sogenannte Salbungsstein. Hier soll der Leichnam Jesu für die Bestattung vorbereitet worden sein. Gelten mittlerweile das Grab und der Ort der Kreuzigung als bewiesen, der Stein ist es nicht. Zumindest nicht dieser. Seiner Verehrung tut das keinen Abbruch. Nach dem Frühstück verlassen wir die Altstadt, gehen durch das Jaffa-Tor in Richtung Zionsberg zur Dormitio-Abtei der Benediktiner. Der Jerusalemer Tradition entsprechend soll hier Maria im Kreis der Jünger erst entschlafen („dormitio“) und dann in den Himmel aufgenommen worden sein. des zweiten Jerusalemer Tempels zwischen himmeljauchzender Freude, intensiven Gebet und tiefer Trauer. Kotel nennen Juden dieses für Männer und Frauen getrennte Mauerstück von 48 Meter Länge und 18 Meter Höhe. Das Stein gewordene Versprechen Gottes seines ewigen Bundes. Juden aller Strömungen beten zur Mauer hingewandt. Aber es wird auch gesungen und gelacht. 13-jährige Jungen feiern ihre Bar Mitzwa, ihre Religionsmündigkeit. Sie legen den Tallit, das Gebetstuch, und die Tefillin, die Riemen mit den Gebetskapseln, an Arm und Kopf um. Sie tragen die Tora und lesen erstmals daraus vor. Ein großer Tag – für die jüdischen Jungen und für uns. Tag 8: Besuch in Emmaus – Abschied vom Heiligen Land Wir verlassen Jerusalem und fahren etwa 10 Kilometer weiter. Oder 60 Stadien, um ein biblisches Längenmaß zu benutzen. Mit anderen Worten: Wir sind wie Kleopas und ein weiterer Jünger am Tag nach Pessach von Jerusalem nach Emmaus unterwegs. Sie zu Fuß, wir mit unserem Busfahrer Shabi. Wir kommen in Abu Gosh an. Ein Ort mit 7000 Einwohner und einer von dreien, die als mögliches Emmaus von der Bibelwissenschaft ins Gespräch gebracht wurden. Emmaus bedeutet übrigens ‚warme Quelle‘ und war ein vergleichsweise häufiger Ortsname oder Namenszusatz zu Zeiten von Jesus. Das macht eine Identifizierung schwierig. Wir feiern unseren letzten Gottesdienst im Heiligen Land. Wir hören die Geschichte der beiden Jünger, die verzagt und gebrochen im Herz nach der Kreuzigung Jesu nach Emmaus gehen. Wir hören, von Lukas überliefert (24,13–35), wie sie den Auferstandenen treffen und ihn erst spät erkennen, als er mit ihnen das Brot brach und den Segen über den Wein sprach. Und wie sie sich fragten: „Brannte uns nicht das Herz?“ Nur wenige Schritte sind es bis zum Saal, in dem Jesus nach der Überlieferung das letzte Abendmahl gefeiert hat. Im Untergeschoss des Gebäudes wird das Grab von König David verehrt. Ebenso heilig wir der Schlusspunkt unseres Weges an diesem Tag: die Klagemauer. Wir erleben die jüdische Religion an der Westmauer des Plateaus offen e Kirche Dieses Herz brennt uns auch in diesem Moment. Wir bringen das, was uns bewegt als Fürbitte vor Gott. Wir danken für die Gemeinschaft und Fürsorge in unserer Pilgergruppe. Wir beten um den Frieden für das Heilige Land, wenn wir uns die Bilder aus der Altstadt Jerusalems, aus Bethlehem und aus Hebron wieder vor Augen führen. Wir bekennen Nr. 45 – Pfingsten 2015 33 auch unseren Glauben, wenn wir uns an die Taufe Jesu im Jordan, sein Wirken in Galiläa und seinen Einzug, seinen Passion und die Auferstehung in Jerusalem erinnern. Gerade jetzt, an dieser Stelle haben wir das Gefühl: Er ist mitten unter uns. Und uns brennt das Herz. Dieses Gefühl, so wird uns allen klar, haben wir nicht das erste Mal. Irgendwie wird uns allen klar, dass wir eigentlich nicht auf den Spuren von Jesus gegangen sind in den letzten Tagen. Sondern mit ihm. Das hat wohl auch etwas mit der Art und Weise zu tun, wie wir gepilgert sind – ein Impuls unseres geistlichen Begleiters, Pater Martin. Von Anfang an kam es ihm und uns darauf an, nicht einen wahren Gottesdienstmarathon zu feiern. Natürlich: Man kann an vielen Stellen im Heiligen Land den Dank vor Gott bringen. Nichts anderes machen wir in der Feier der Eucharistie. Pater Martin hat mit uns einen anderen Weg gewählt. Einige wenige, dafür besondere Akzente setzende Gottesdienste. Am Ufer des Sees Genezareth, am Ort der Geburt, der Passion und des Todes Christi. Und dort wo er sich als Auferstandener wieder zeigte. uns einwirken lassen. Gottesdienst, auch das ist eine Erfahrung, ist weit mehr als Zuhörer der Heiligen Messe zu sein. Wir lesen, singen und beten mit Jesus, inmitten von Gottes Schöpfung, inmitten der steinernen Zeugen seines Wirkens. Unser „Gottesdienst“, unser Spurensuchen fordert uns heraus. Sie machen uns auch zu Zeugen. Zu lebendigen Steinen. Derart häufig gehörte „fromme“ Worte erleben wir nun anders, neu, nicht mehr als eigentlich leere Formel. Wir laden nicht bequem das „Geistliche“ beim Geistlichen ab. Und auch Pater Martin spult nicht die Routine des Messbuches ab. Wir reden gemeinsam von, über – und mit Gott. Das wird uns schnell ganz selbstverständlich. Und mal ehrlich: Wann reden wir zwischen Cuxhaven und Hannoversch Münden, zwischen Bückeburg und Uelzen ganz selbstverständlich von Gott, von unseren Glauben, von dem, was uns trägt? Ohne irgendwelche Beklemmungen zu haben? All das, was uns die Tage bewegt hat, fassen wir jetzt in Emmaus zusammen. In Fürbitten. An diesem besonderen Ort. In dieser besonderen Kirche. Doch es nützt alles nichts: Wir müssen unseren Weg fortsetzen. Zum Flughafen. Doch diese Fahrt wird noch einmal unterbrochen. Shabi, der Mann der uns die Tage sicher durch das Heilige Land gefahren hat, lädt uns zum Essen ein. Ein kleines Abschiedsmahl. In seinem Dorf, in seinem Wohnzimmer mit Blick auf Zitronenbäume. Unser letztes Bild im Heiligen Land, unsere letzte Erinnerung, die wir mitnehmen können. Da brennt uns wieder das Herz. Da wissen wir: Er, unser Bruder Jesus Christus, ist bei uns. Alle Tage. Das ist für uns keine leere Gebetsformel mehr. Sondern mit Leben gefüllt. Uns kam es mehr darauf an, die Spuren Jesu selbst zu finden. Indem wir die Stätten seines Wirkens besuchen, die Worte aus der Schrift hören – und uns den Wind um die Ohren wehen, die Zehen den Wüstensand spüren und den Lärm der Händler auf Ein frohes Pfingstfest! Die nächste Ausgabe offen e Kirche erscheint zu Weihnachten 2015. Wir freuen uns wieder auf Ihre Berichte, aber auch auf Anregungen und Kritik. Bitte beachten Sie den Redaktionsschluss am 22. November 2015. Gerne würden wir auch neue Redaktionsmitglieder begrüßen, die uns bei der Suche nach interessanten Themen, beim Schreiben von Artikeln oder bei der Korrektur der Zeitung unterstützen. Ihr Redaktionsteam offen e Kirche Text u. Fotos: Rüdiger Wala und P. Martin Rosner Das Redaktionsteam: Claudia Oettich, Silvia Oettich, Frank Schindler, Christian Woitalla Organisation, Layout & Satz: Frank Schindler Druck: Wir-machen-druck.de Kontakt: Frank Schindler Claudia Oettich 0531 / 233 85 23 0160 / 91 92 58 35 E-Mail: [email protected] Pfarrbüro, 0531 / 23 88 5-0 Nr. 45 – Pfingsten 2015 34 Gruppen der Gemeinde Kinder- und Jugendgruppen Erwachsene Krabbelgruppen Bärbel Strauß Anna Geese Katharina Wittmann Isabelle Ricard Bläserensemble (Mo.) (Di.) (Do.) (Sa., franz.) über Pfarrbüro 701 47 07 22 58 12 54 05374 / 67 25 73 MinistrantInnen Do. 17.00h 288 66 77 33 48 31 34 19 01 35 51 94 233 54 84 Carlotta Hammerer Alexander Neubert Torben Scharf Stefan Peiner Jan Frölich Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) Gitarrengruppe Gerhard Mayer Nils Klein-Heßling Christian Gottschling Caritas-Kontaktstelle und Soziale Sprechstunde Klaus Macke • Pfadfinder (13-16 Jahre) Johannes Oldeweme Maxie Simgen Lennart Leuer • Rover (ab 16 Jahre) Steffen Runne 0171 / 998 27 81 Partnergemeinde El Salvador 3. Do. im Monat, 20.00h Sven Buhrmann Helga Wirths 33 03 63 05304 / 41 57 Gemeindezeitung offen e Kirche Frank Schindler 233 85 23 Frauengemeinschaft KFD Renata Schindler Mi. 17.00h 0176 / 23 47 18 93 0174 / 213 14 38 0151 / 16 61 84 17 • Jungpfadfinder (10-13 Jahre) Karoline Grecko Katharina Grecko Michael Vieth Martin Grünewald 14-tägig Mi. 19.45h 0160 / 91 92 58 35 Claudia Oettich Stamm „Martin Luther King“ Joh. Oldeweme 0173 / 624 74 71 Chr. Gottschling 0151 / 16 61 84 17 P. Fritz Wieghaus 36 25 00 16 • Wölflinge (7-10 Jahre) n. Vereinbarung 0160 / 320 49 27 Matthias Kaluza Mo. 17.00h 0176 / 61 80 65 58 0176 / 24 68 69 24 0176 / 61 50 60 25 Mi. 18.15h 0173 / 624 74 71 0172 / 424 65 26 0157 / 77 26 84 73 Do. 19.00h 0176 / 66 80 94 86 • Frauenfrühstück letzter Mi. im Mon. 9.00h 37 77 97 Gymnastik der Frauen Mo. 19.00h Anita Furche 33 18 19 Yoga Mo. 19.00h Antje Kanne 37 77 97 Sticken Di. 15.00h Beate Thiel 05308 / 71 79 Anita Furche 33 18 19 Von Frauen für Frauen lt. Progr. Monika Steiner 233 88 38 Meditative Kreistänze Mi. lt. Progr. Inga Dierssen 0171 / 233 26 34 Antje Kanne • • • • • Glaubensgesprächskreise Anne u. Mario Pechwitz 284 43 03 Kolpingfamilie Kinderschola n. Vereinbarung Mechtild Franke 05331 / 96 90 80 Claudia Oettich 0160 / 91 92 58 35 Dagmar Gebauhr Junge Erwachsene und Familien Astrid u. Ulrich Scharf Frank Schindler Musikgruppe Mixed People Frank Schindler Stephan Graeber Do. lt. Progr. 34 19 01 233 85 23 Di. 20.00h 233 85 23 05307 / 49 51 85 lt. Progr. 79 82 23 Günter Ratajczak Pax Christi Donnerstagstreff 233 85 23 Seniorenkreis Anita Furche 14-tägig Di. 20.00h 60 27 94 14-tägig Mi. 15.00h 33 18 19 Stepping out! – Stepptanzgruppe Mi. 18.30h Regine Hain TANDEM P. Osvaldo Robles Segovia 89 00 31 14-tägig Do. 19.30h 36 25 00 11 Band „Vom Wegesrand“ Sebastian Geese 701 47 07 Bitte teilen Sie uns Änderungen oder neue Gruppen umgehend mit. offen e Kirche Nr. 45 – Pfingsten 2015 35 Planung und Ausführung sämtlicher Elektroarbeiten Klaus Labitzke Elektrotechnik GmbH Inhaber Thomas Labitzke Werkstatt: Büro: Telefon: Fax: E-mail: Vossenkamp 1, 38104 Braunschweig Lortzingstraße 24, 38106 Braunschweig 0531/ 33 88 22 0531/ 33 88 24 [email protected]
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