22 Donnerstag, 17. März 2016 — Bern Das Polit-Urgestein und der Manager Grossrat Michael Aebersold und Stadtrat Peter Marbet konkurrieren um die SP-Nomination für den Berner Gemeinderat. Marbet hat wenig politische Erfahrung, punktet aber mit originellen Ideen. Bernhard Ott GB-Kandidatur GB will Teuscher im Stapi-Amt Die politischen Unterschiede zwischen den beiden muss man mit der Lupe suchen. Aber ihr Werdegang könnte unterschiedlicher nicht sein: Der Bundesangestellte Michael Aebersold hat die klassische «Ochsentour» als Lokalpolitiker absolviert. Die Liste seiner Mandate in Verbänden und Räten zeigt einen Karriereverlauf, der gleichsam «organisch» vom jugendlichen Aktivismus über die Politik auf verschiedenen Ebenen bis in die städtische Exekutive führt. Im Leben Peter Marbets hingegen spielt die Politik erst seit den letzten Stadtratswahlen eine grössere Rolle. Zuvor hatte der Historiker eine zielstrebig verlaufende Karriere als Verbandsmanager im Gesundheitwesen hingelegt, die ihn bis ins Direktorium des Berner Bildungszentrums Pflege führte – eine der grössten Fachschulen im Kanton Bern mit rund 270 Mitarbeitenden. Ein klarer Vorteil für Aebersold, könnte man meinen. Denn in der Politik zählt nichts so sehr wie der «Stallgeruch» und die Hausmacht in der eigenen Partei. Bei den «Primaries» in der Quartiersektion SP Bern-Ost vermochte Marbet aber erstaunlich gut mitzuhalten. Franziska Teuscher (GB) wurde gestern Abend an der Mitgliederversammlung des Grünen Bündnisses einstimmig für eine zweite Amtszeit in der Stadtregierung und zudem für das Amt als Stadtpräsidentin nominiert. Damit wird sie, die unter anderem mit dem Motto «Frauen zuerst» vorgeschlagen wurde, in Konkurrenz zu den RGM-Kandidaturen von Ursula Wyss (SP) und Alec von Graffenried (GFL) stehen. Die Nomination Teuschers ist auch als Reaktion auf die Nomination von Graffenrieds durch die Grüne Freie Liste zu verstehen. Schliesslich hatte sich das Grüne Bündnis zuletzt dafür ausgesprochen, dass eine Frau die Nachfolge von Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) antreten soll. Teuschers Kandidatur für das Stadtpräsidium sei aber «keine AlibiKandidatur», sagt GB-Präsidentin Stéphanie Penher. Schliesslich sei Teuscher bereits vor einem Jahr erstmals ins Spiel gebracht worden. Mit der Nomination Alec von Graffenrieds vor zwei Tagen habe sich die GFL nicht an eine bündnisinterne Abmachung gehalten, das Thema Stadtpräsidium vorerst aufzuschieben. «Das hat mich enttäuscht», bekennt Penher. Das GB wolle aber am Bündnis von Rot-Grün-Mitte mit GFL und SP festhalten. So gebe es nach wie vor genug Zeit, um über die Frage des Stadtpräsidiums zu diskutieren. «Wenn Alec von Graffenried für sich die Rolle des Brückenbauers in Anspruch nimmt, soll er damit im eigenen Bündnis anfangen», fordert Penher. (mob/bob) «In eine neue Richtung denken» Dabei konnte Aebersold zusätzlich mit dem Heimvorteil punkten und auf persönliche Erfahrungen mit dem grössten Problem des Quartiers hinweisen. «Ich habe direkt an der A 6 gewohnt. Ich weiss, wovon ich rede.» Da der Bund den geplanten Tunnel zwischen Muri und Wankdorf auf Eis gelegt habe, gebe es in absehbarer Zeit keine Patentlösung. Die Idee einer provisorischen Überdachung der bestehenden Autobahn hält Aebersold für unrealistisch. «Daher muss der Verkehr im Quartier weiter reduziert werden.» Marbet zeigte sich da unkonventioneller. In den Verhandlungen mit Bund und Kanton müsse die Stadt «ihre Haut so teuer wie möglich verkaufen». Die vom Bundesamt für Strassen geplante Freigabe der Pannenstreifen für den Verkehr in beide Richtungen sei nicht zu verhindern. «Aber die Stadt müsste gleichzeitig eine provisorische Überdachung verlangen.» Zwar könnte man auf einem solchen Dach keine Wohnungen bauen, und der Bund würde sich kaum an der Finanzierung beteiligen. «Aber man könnte in eine neue Richtung denken», sagte Marbet. Ketzerisches zur Kantonspolizei Nicht nur unkonventionell, sondern für SP-Verhältnisse schon fast abenteuerlich waren Marbets Ideen zur Kantonspolizei, wo die Klagen der Stadt über eine fehlende Ombudsstelle für Bürgerinnen Von Graffenried Motivation Unterschiedliche Profile: Michael Aebersold und Peter Marbet. Foto: Valérie Chételat und Bürger notorisch sind. Juristisch sei es so, dass die Stadt die polizeilichen Leistungen beim Kanton bestelle, sagte der MBA-Absolvent. «Wir könnten sie ja andernorts einkaufen.» Er gebe aber zu, dass diese Idee «ketzerisch» sei, sagte Marbet. Die Kündigung des polizeilichen Rahmenvertrags mit dem Kanton sei «kaum richtig», konterte Aebersold. Der Gemeinderat müsse vielmehr seine politische Verantwortung für die Einsätze der Polizei auf Stadtgebiet besser wahrnehmen. Es gehe sicher nicht darum, ins operative Geschäft einzugreifen, wie dies der verstorbene städtische Polizeidirektor Kurt Wasserfallen (FDP) getan habe. «Aber der Gemeinderat müsste mit dem Polizeikommandanten vermehrt zusammensitzen und auch heikle Einsätze thematisieren», so Aebersold. Schwerer Stand für Quereinsteiger Polit-Quereinsteiger wie Marbet seien nach wie vor eine Ausnahme, sagt der Politologe Georg Lutz. Sie müssen entweder mit einem berühmten Namen oder mit unkonventionellen Ideen punkten – wie Peter Marbet, wäre aufgrund der SP-«Primaries» im Burgernziel anzufügen. «Die Parteien müssen sich gut überlegen, ob sie mit der Bevorzugung von Quereinsteigern ihre eigene Basis nicht demoralisieren», sagt Lutz. Täglich sprächen ihn immer wieder neue Leute auf seine Kandidatur fürs Stadtpräsidium an, sagt GFL-Kandidat Alec von Graffenried am Tag nach seiner offiziellen Nomination. «Das ist meine Motivation.» Trotz der drei Kandidaturen von Rot-Grün-Mitte (RGM) fürs Stadtpräsidium gehe die Diskussion im Bündnis weiter. «Alle drei Parteien wollen RGM weiterführen.» Er habe aber auch Wahlchancen, wenn die GFL im Alleingang antreten müsse, sagt von Graffenried. Die Forderung nach einer Frau im Stadtpräsidium sei ein gutes Argument. «Aber es ist nur ein Argument.» Der Entscheid darüber liege bei den Wählerinnen und Wählern. Eines seiner Vorbilder als integrative Kraft sei Winfried Kretschmann, der wiedergewählte grüne Ministerpräsident des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg, sagt von Graffenried. (bob) Anzeige Falscher Zahnarzt soll 44 Monate brummen Der Verteidiger des mutmasslich falschen Bieler Zahnarztes beantragt Freispruch – ausser in einem Nebenpunkt. Die Anklage wirft dem 53-jährigen Zahntechniker unter anderem vor, sieben Patientinnen und Patienten darüber getäuscht zu haben, dass er nicht die nötige Ausbildung besass. Durch seine nicht fachgerechte Arbeit habe er ihnen Schmerzen bereitet und Schäden im Mundbereich verursacht. Der amtliche Verteidiger sagte, alle Kläger hätten gewusst, dass der Beschuldigte nur Zahntechniker sei. Der niedrige Preis sei der Grund gewesen, ihn zu wählen. Wer einen Nichtfachmann beauftrage, nehme in Kauf, dass etwas schiefgehen könne. Staatsanwältin Barbara Henauer betonte, der Beschuldigte habe bewusst den Eindruck erweckt, er sei Zahnarzt. Jenen, die es besser wussten, habe er explizit erklärt, dank einer Weiterbildung dürfe er zahnmedizinische Eingriffe vornehmen. Diese Täuschung sei als gewerbsmässiger Betrug einzustufen. Mit seinem unbefugten Arbeiten habe der Beschuldigte vorsätzlich eine leichte Körperverletzung begangen, so die Anklagevertreterin. In vier Fällen seien die Folgen so gravierend und lang anhaltend gewesen, dass von einer schweren Körperverletzung ausgegangen werden müsse. Das liess der Verteidiger nicht gelten: Eine schwere Körperverletzung liege keinesfalls vor. Sein Mandant habe einige Male unbefugt im Mund gearbeitet, aber nur unter Aufsicht und Anleitung eines von ihm angestellten Zahnarztes. Alle übrigen Arbeiten seien von Zahnärzten ausgeführt worden. Die Kläger täuschten sich, wenn sie meinten, der Beklagte sei es gewesen. Dieser habe bloss assistiert. Denn seit 2012 habe er einen Abschluss als Dentalassistent. Ausser der fast vierjährigen Freiheitsstrafe forderte die Staatsanwältin eine Geldstrafe von 150 Tagessätzen und eine Busse von 5000 Franken. Weiter sei der Mann mit einem Berufsverbot zu belegen, da die Gefahr bestehe, dass er rückfällig werde. Trotz der Strafuntersuchung habe er seine Tätigkeit fortgesetzt. Deshalb sei die Prognose schlecht. Bedingte Strafen seien ausgeschlossen. Der Verteidiger anerkannte bloss eine unrechtmässige Anästhesie und beantragte eine bedingte Geldstrafe. Die Anwältin von einigen Privatklägern sagte, die Geschädigten hofften, dass der Tätigkeit des Beschuldigten endlich ein Riegel geschoben werde. Sie verlangte Schadenersatzsummen von 6000 bis 55 000 Franken und Genugtuungssummen von 10 000 bis 20 000 Franken. Das Urteil des Regionalgerichts in Biel ist für den 24. März angekündigt. (sda) Kurz Wiedereröffnung Réouverture HFR Meyriez-Murten AUSSTELLUNG 18. + 19. MÄRZ Jetzt doppelt profitieren: Eintauschcheck und Cash-Prämien!! Tag der offenen Tür HFR Meyriez-Murten BAHNHOFGARAGE GASEL AG PEUGEOT-VERTRETUNG + SPEZIALIST FÜR ALLE MARKEN Schwarzenburgstrasse 577 3144 Gasel b. Köniz 031 849 11 31 www.bahnhofgarage-gasel.ch Samstag und Sonntag 19./20. März 2016 10.00 bis 16.00 Uhr Chemin du village 24, 3280 Meyriez Rundgang durch das gesamte Spitalgebäude (2 Unter-/5 Obergeschosse) – medizinische Ateliers – Kinderecke (am Samstag) Nehmen Sie einen Augenschein der komfortablen und modernen Einrichtung sowie der medizinischen Leistungen. Anreise mit öff. Verkehr wird empfohlen. Oberländerrat Marc Jost ersetzt Christoph Ammann als Präsident Marc Jost (EVP), amtierender Grossratspräsident, ist von den Grossrätinnen und Grossräten des Oberlands zum Präsidenten des Oberländerrats gewählt worden. Er löst Christoph Ammann (SP) ab, der Ende Februar in den Regierungsrat gewählt worden ist. Der überparteiliche Rat setzt sich aus Kantonsparlamentariern aus dem Oberland zusammen und hat den Zweck, die Interessen des Oberlands zu vertreten. (pd) Tourismus Lenker Hotellerie mit mehr Übernachtungen Im vergangenen Geschäftsjahr 2015 verzeichnete Lenk-Simmental Tourismus (LST) bei der Lenker Hotellerie eine Zunahme von 0,6 Prozent, wie aus einer Mitteilung von gestern hervorgeht. Erfreulich seien auch die Zahlen für die Monate Januar und Februar, welche ein Plus von 1,5 Prozent im Januar und ein solches von 0,3 Prozent im Februar gegenüber dem Vorjahr auswiesen. Zur Zunahme beigetragen hätten unter anderem die zwei Grossanlässe Jubiläum 75 Jahre Juskila und Das Zelt. (pd)
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