www.ptspaper.de » NEUE WERKSTOFFE » VERPACKUNGEN » PRINTPRODUKTE » RESSOURCENEFFIZIENZ PTS-FORSCHUNGSBERICHT IGF 17023 PRODUKTIVITÄTSVERBESSERUNG BEI DER WELLPAPPENHERSTELLUNG BEI GLEICHZEITIGER VERBESSERUNG DER PLANLAGE Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 1 (63) Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe: Produktivitätsverbesserung bei der Wellpappenherstellung bei gleichzeitiger Verbesserung der Planlage PTS-Forschungsbericht 18/14 Februar 2015, zweite geringfügig überarbeitete Auflage Mai 2015 Papiertechnische Stiftung (PTS) Heßstraße 134 D - 80797 München www.ptspaper.de Download-Information: Diese Studie steht auf der Homepage der PTS zum Download bereit: www.ptspaper.de/forschungsdatenbank Ansprechpartner: Christian Bienert Tel. (089) 12146-469 [email protected] Papiertechnische Stiftung PTS Papiertechnisches Institut PTI Heßstraße 134 80797 München Das Forschungsvorhaben IGF 17023 BG der AiF-Forschungsvereinigung PTS wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Dafür sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Unser Dank gilt außerdem den beteiligten Firmen für die Probenbereitstellung und für die freundliche Unterstützung bei der Projektdurchführung. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 2 (63) P roduktivitäts verbes s erung bei der Wellpappenhers tellung bei gleic hzeitiger V erbes s erung der P lanlage Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R. Inhalt Seite 1 Zusammenfassung ..........................................................................................................3 2 Einleitung und Zielstellung .............................................................................................5 3 Vorgehen.........................................................................................................................10 4 Systemaufnahmen .........................................................................................................14 5 Laboruntersuchungen ...................................................................................................15 6 Klebstoffeigenschaften .................................................................................................25 7 Penetrationsmodell ........................................................................................................29 7.1 Aufbau eines Basismodells zur Penetration von Wasser und Klebstoff in Wellpappenliner... 29 7.2 Variation der Penetrationsmodelle............................................................................................. 32 8 Trocknungsmodell .........................................................................................................39 9 Wellpappenmodell .........................................................................................................43 9.1 Modellaufbau .............................................................................................................................. 43 9.2 Modellvalidierung nach Balkentheorie ....................................................................................... 46 9.3 Variantenrechnungen ................................................................................................................. 49 9.4 Systemvalidierung an Wellpappenanlage und Auswertung der Modellergebnisse ................ 52 Glossar .................................................................................................................................................. 58 Literaturverzeichnis ............................................................................................................................... 60 PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe 1 Seite 3 (63) Zus ammenfas s ung Zielstellung Das Ziel des Forschungsprojekts war die simulationsgestützte Verfahrensoptimierung der Wellpappenherstellung durch eine Verringerung von Planlageabweichungen zur Produktivitätssteigerung von Wellpappenanlagen. Durch simulationsgestützte Optimierungsmaßnahmen kann eine Reduzierung von nicht plan liegenden Wellpappen und in Folge eine Qualitätsverbesserung an der Wellpappenanlage erreicht werden. Darüber hinaus können durch eine Verringerung von Produktivitätseinbußen in den nachgeschalteten Weiterverarbeitungsprozessen auch hier Produktivitätssteigerungen erzielt werden. Systemaufnahme Die Randbedingungen (Bahntemperaturen und –feuchten) unterschiedlicher Wellpappenanlagen zeigen zwar Ähnlichkeiten im Trend. Jedoch unterscheiden sich die Temperaturen und Feuchtegehalte der Papierbahnen an den verschiedenen Prozesspositionen zum großen Teil erheblich. Deshalb ist es nicht möglich, ein grundsätzliches Temperatur- und Feuchteprofil entlang des Wellpappenprozesses aufzustellen. Jede Anlage hat ein eigenes und individuelles Temperatur-Feuchte-Profil im Wellpappenherstellungsprozess. Penetrationsmodell Es wurden Penetrationsmodelle erstellt, die auf der Basis der BosanquetDifferentialgleichung das Eindringen der Klebstoffe in die Liner zeitlich und örtlich berechnen. Damit können die Eindringtiefe des Klebstoffwassers und die für das Kleben wichtige Restmenge zwischen den Linern abgeschätzt werden. Trocknungsmodell Aus den erarbeiteten Trocknungsmodellen lässt sich abschätzen, welche Feuchteänderungen in den Linern in kurzen Zeiträumen (z.B. Brücke) eintreten. Planlagemodell Es wurden Planlagemodelle erstellt, welche die Planlageabweichung der Wellpappe in den Hauptrichtungen längs und quer zur Welle berechnen (vereinfachtes, analytisches Modell). Darüber hinaus wird eine Erfassung von Verformungen und Beanspruchungszuständen an virtueller 2D- oder 3D-Geometrie zeitlich und örtlich aufgelöst ermöglicht (Finite-Elemente-Modell). Wesentliche Eingangsgrößen für die Modelle sind Länge, Breite und Wellengeometrie der Probe sowie Dicke, E-Modul, Feuchtdehnungskoeffizient, Feuchtegehaltsänderung und ggf. innere Spannungen in den einzelnen Lagen (Außendecke, Welle, Innendecke). Mit Hilfe von Modellrechnungen kann die zu erwartende Planlageabweichung in Abhängigkeit der Eingangsgrößen berechnet werden. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Schlussfolgerung Seite 4 (63) Bislang war es den klein- und mittelständischen Unternehmen der Wellpappenindustrie nur durch langwieriges Sammeln und Austausch von Erfahrungen möglich, den material- und produktionsbedingten Planlageabweichungen zu begegnen. Mit den Projektergebnissen können durch geringen Messaufwand diese Abweichungen an Wellpappen computergestützt für die wichtigsten Einflussgrößen abgeschätzt und berechnet werden. Dabei hat sich deutlich gezeigt, dass Faserorientierung, Feuchtedehnung in den einzelnen Lagen und innere Spannungen die Planlageabweichungen am stärksten beeinflussen, während die Steifigkeit der Einzellagen (E-Modul und Schichtdicke) eine untergeordnete Rolle spielt. Die Einfachheit der Modelle verursacht geringe Kosten für Messaufwand, Prognose und Umsetzung. Die Prognosegenauigkeit ist für die meisten Anwendungsfälle ausreichend. Sie soll durch entsprechende Weiterentwicklungen verbessert werden. Danksagung Das Forschungsvorhaben IGF 17023 BG der AiF-Forschungsvereinigung PTS wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Dafür sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Unser Dank gilt außerdem den beteiligten Firmen der Papier- und Zulieferindustrie sowie dem Arbeitskreis „Planlage von Wellpappe“ für die Unterstützung der Arbeiten. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe 2 Seite 5 (63) E inleitung und Ziels tellung Wellpappenanlage Die Herstellung von Wellpappe erfolgt in einer Wellpappenanlage (WPA). Der prinzipielle Aufbau einer Wellpappenanlage ist in Abbildung 1 gezeigt. Dazu sind drei verschiedene Hauptarbeitsgänge erforderlich: • Prägen der Welle (Riffeln), • Beleimen der Wellenberge, • Aufeinanderpressen von Welle und Decke. Das Papier wird zunächst im Vorheizer erwärmt und befeuchtet. Dadurch wird die erforderliche Elastizität erreicht, damit das Papier verformt (geriffelt) werden kann. Anschließend wird es unter Druck- und Hitzeeinwirkung zwischen zwei zahnradartig ineinandergreifenden Riffelwalzen hindurchgeführt. Dabei wird die Welle ausgeformt. Je nach gewünschter Wellenform haben die Walzen eine grobe, mittlere oder feine Riffelung. So entstehen die unterschiedlichen Wellenarten, die nach Wellenhöhe und -breite definiert sind (DIN 55 468). Nach dem Riffeln halten Vakuum oder Überdrucksysteme die gewellte Papierbahn auf der Riffelwalze, bis sie durch die Verklebung mit der Deckenbahn fixiert wird. Auf die Spitzen der Wellenberge des gewellten Papiers wird dann Klebstoff auf Stärkebasis aufgebracht und die Welle wird mit einer glatten Deckenbahn verklebt. Die einseitige Wellpappe ist fertig. Wird in einem Kaschierwerk auf die einseitige Wellpappe eine zweite Deckenbahn aufgeklebt, entsteht dadurch die einwellige Wellpappe. Sie ist die am meisten verbreitete Wellpappenart. Werden weitere einseitige Wellpappen aus gewellter und glatter Papierbahn hinzugefügt, entsteht mehrwellige Wellpappe. In der Heiz- und Zugpartie (siehe Abbildung 1) werden die Wellpappenbahnen über Heizplatten (bis 180 °C) gezogen. Hierbei wird den Klebestellen und dem Papier die notwendige Wärme zum Verkleben zugeführt. Gleichzeitig wird auch überschüssige Feuchtigkeit entzogen. Danach befördert ein Gurtsystem die Wellpappe zu den Rill- und Schneidevorrichtungen. Die Wellpappenbahnen werden vor dem Abstapeln und Verlassen der WPA auf Formate - abhängig von der weiteren Verarbeitung - zugeschnitten und gerillt. Dies geschieht mit Hilfe rotierender Schneid- und Rillmesser, die in Längs- oder in Querrichtung arbeiten. Abbildung 1: Prinzipieller Aufbau einer Wellpappenanlage (WPA) [1] PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Wellpappenklebu ng Seite 6 (63) Ein wesentlicher Verfahrensschritt bei der Herstellung von Wellpappe ist das Verkleben des gewellten Papiers mit den ebenen Deckenpapieren. Für diese Klebeprozesse werden 2-komponentige wässrige Stärkeklebstoffe eingesetzt, deren eine Komponente Stärkekleister und deren zweite Komponente native Stärke ist. Während die Stärkekleisterkomponente die Viskosität des fertigen Klebstoffs bestimmt, kommt der nativen Stärkekomponente die Sicherstellung der schnellen Anfangsklebkraft zu. In Anwesenheit von Wärme und Wasser verkleistert der native Stärkeanteil während des Klebprozesses spontan und es kommt zu einem sprunghaften Anstieg der Klebstoffviskosität, der benötigt wird, um in den sehr kurzen zur Verfügung stehenden Zeiten die sichere Verklebung von Wellenpapier und Deckenpapier zu gewährleisten. Die Rezeptur eines Stärkeklebstoffs ist so ausgelegt, dass die Viskosität des gebrauchsfertigen Klebstoffs auf das Auftragssystem angepasst ist und gleichzeitig die oben kurz beschriebenen Klebemechanismen wirken können. Beide Anforderungen begrenzen den Feststoffgehalt des Klebstoffs auf maximal etwa 30 %. Bei der Wellpappenproduktion gelangen somit über den Klebstoff hohe Wassermengen in das Produkt, was wiederum viel Energie für die Trocknung der Wellpappe erfordert und durch die Dimensionsänderungen der beteiligten Papiere infolge Feuchtigkeitsaufnahme und Trocknung Probleme bei der Planlage der produzierten Wellpappe nach sich ziehen kann. Betrachtet man nun aktuelle Trends in der Wellpappenindustrie, dann sind zahlreiche Maßnahmen zur Steuerung bzw. Vermeidung von Planlageabweichungen bei der Wellpappenherstellung zu erkennen. Insbesondere ist zu erkennen, dass die derzeit verfügbaren Steuerungssysteme Leistungsgrenzen erreicht haben. Im Einzelnen sind folgende Trends zu nennen: Trend: häufige Sortenwechsel In der Wellpappenindustrie werden die Losgrößen immer kleiner und die Sortenwechsel immer häufiger. Für die sichere Verklebung ist es notwendig, die Klebstoffmenge und die Klebstoffrezeptur auf die Art der eingesetzten Papiere anzupassen. Da diese Anpassung nur sehr bedingt automatisiert werden kann, steigt mit zunehmender Häufigkeit von Sortenwechseln die Gefahr, dass nicht korrekt an die Papiersorte angepasste Klebstoffe in nicht optimalen Mengen aufgetragen werden. Damit steigt die Gefahr der Produktion nicht plan liegender Wellpappe. Benötigt werden somit Steuerungssysteme, die Veränderungen der Papiereigenschaften hinsichtlich Wasseraufnahmefähigkeit und Penetrationsdynamik berücksichtigen. Trend: geringe Wellenhöhe und höhere Klebstoffmengen Ein weiterer Trend ist die steigende Produktion von Wellpappe mit sehr geringen Wellenhöhen. Wellpappen mit Wellenhöhen von weniger als 0,5 mm werden bereits hergestellt und haben sich eine beträchtliche Marktposition als leichter und biegesteifer Packstoff erworben. Kleine Wellenhöhen bedeuten auch kleine Wellenlängen. Damit einher geht der Umstand, dass pro Quadratmeter produzierter Wellpappe mehr Klebelinien vorhanden sind als bei Wellpappen mit großen Wellenhöhen und entsprechenden großen Wellenlängen. Mehr Klebelinien bedeuten aber auch mehr Klebstoff pro Flächeneinheit, mehr Wassereintrag in das Produkt und steigende Gefahren der Produktion von nicht plan liegender Wellpappe. Diese Probleme lassen sich nur mit Klebstoffen lösen, die so wenig Wasser wie möglich enthalten und die mit maximaler Präzision aufgetragen werden können. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 7 (63) Auch hier haben herkömmliche Steuerungssysteme die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit erreicht. Neue Lösungsansätze in der Steuerung der Planlage und evtl. neue Klebstoffauftragstechnik sind also langfristig erforderlich. Daten zur Wellpappenerzeugung Die Wellpappenindustrie hat in Deutschland im Jahr 2013 insgesamt 4,7 Mio. t bzw. 9,1 Mrd. m² Wellpappe hergestellt und dabei einen Umsatzwert von 4,7 Mrd. Euro erwirtschaftet [2]. Deutschland ist in Europa mit deutlichem Abstand führend in der Wellpappenherstellung. Im internationalen Vergleich wird Deutschland nur noch von China, den USA und Japan übertroffen. In Deutschland existierten im Jahr 2013 127 Wellpappenwerke. Die deutsche Wellpappenindustrie beschäftigt ca. 18.470 Mitarbeiter und stellt somit einen wichtigen Standort für die europäische Wellpappenindustrie dar. Die deutsche Wellpappenindustrie hat daher ein hohes Interesse an der Durchführung des Projektes. Entstehung von Planlageabweichungen (Warp) In der Literatur [3, 4, 5, 6, 7, 8] werden folgende papierbedingten Einflussfaktoren als verantwortlich für Planlageabweichungen gesehen: Unterschiedliche Dicke, flächenbezogene Masse, Feuchtdehnungs- und Trockenschrumpfungsverhalten der Deckenpapiere sowie Winkelabweichung der Vorzugsfaserrichtung von der Maschinenrichtung des Papiers. Die Einflussgrößen seitens der Wellpappenanlage können überwiegend mit der Maschinengeschwindigkeit, der Zugspannung der Papierbahnen sowie dem Umschlingungswinkel am Vorheizer (Preheater) und der Temperaturführung der Heizplatten in der Heizpartie benannt werden. Einflussgrößen, die von der Klebstoffseite her in Betracht gezogen werden, sind der Wellpappenklebstoff (z.B. Stärkeart, Rezeptur, insbesondere Feststoffgehalt), die Klebstoffauftragsmenge, definiert über den Leimspalt der Auftragswalze, sowie der Presswalzenandruck beim Verkleben von Decke mit der Welle. Maßnahmen gegen Planlageabweichungen Die bisherigen Maßnahmen, um Planlageabweichungen entgegenzuwirken, basieren weitgehend auf empirischen Erkenntnissen. Zwar werden Steuerungsmaßnahmen in der Literatur aufgeführt, wobei jedoch diese Maßnahmen meist auf eine exaktere Reglung der unterschiedlichen Maschinenparameter wie Leimspalt-, Bahnspannungs- und Heizungsregelung sowie Vorkonditionierung der Papiere am Vorheizer mit Variation des Umschlingungswinkels beschränkt sind. Eine Planlagesteuerung, die die entsprechenden Papiereinflussgrößen berücksichtigt, war vor der Projektdurchführung nicht verfügbar. Trocknungskineti Energie wird bei der Wellpappenerzeugung überwiegend in Form von Wärme k/Energiebedarf (Dampf) eingesetzt. Der größte Wärmebedarf besteht beim Formen der Welle (Riffeln), der Trocknung in der Heizpartie sowie beim Aufheizen der Papierbahnen im Vorheizer vor den jeweiligen Klebeprozessen. Dabei werden etwa 23% zum Erwärmen des Klebstoffs, 4% für die Verkleisterung der Stärke und 73% zum Trocknen des Klebstoffs der aufzubringenden Energie benötigt [9]. Die Abschätzung zur maximalen Wasseraufnahme des Luftvolumens in der Wellpappe kann über den Sättigungsgrad von Luft abgeschätzt werden: Bei einer Wellpappe mit B-Welle beträgt das Luftvolumen bei einem Quadratmeter Fläche in etwa 3 Liter. Bei einem Klebstoffauftrag von 5 g/m² pro Seite PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 8 (63) und einem Feststoffgehalt von 25% entspricht dies einem Wassereintrag in die Wellpappe von 30 g/m². Davon verbleiben ca. 2 g als Restfeuchtigkeit im trockenen Klebstoff. Somit müssen in diesem Beispiel aus dem applizierten flüssigen Wellpappenklebstoff etwa 28 g Wasser je m² verdampft werden. Das Luftvolumen kann jedoch in Abhängigkeit von der Temperatur nur einen geringen Anteil (maximal ca. 7 g) als Wasserdampf aufnehmen. Das restliche Wasser bzw. Wasserdampf verbleibt somit im Papier der Wellpappe. Modelle für Penetrationsvorgang Die Modellierung von Penetrationsvorgängen in Strukturen, die denen von Papieren entsprechen, wird seit etwa 1995 intensiv betrieben. Zu erwähnen sind insbesondere Arbeiten die durch die OMYA AG initiiert wurden (Gruppe Gane/Schölkopf, z.B. [10, 11, 12]) und bei Imerys Ltd. durchgeführte Untersuchungen (Gruppe Preston [13 , 14]). Aber auch von skandinavischen Forschungszentren sind wichtige Arbeiten bekannt, z.B. [15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22]. Im Vordergrund stehen dabei meist Untersuchungen, die das Verhalten der beim Offset-Druck vorkommenden Fluide und der in Offsetpapieren typischen Porenstrukturen betrachten. Aber auch für Tiefdruck-, Inkjet- und Flexodruckpapiere sind einige Arbeiten bekannt [23, 24]. Modelle für Trocknung Für die Modellierung der Wellpappentrocknung sind algorithmisch zwei Vorgehensweisen denkbar. Einen ersten Zugang bietet z.B. eine empirische „Verdunstungsformel“ [25], die auch die Beachtung von Trocknungs- bzw. Heizstufen ermöglicht, indem die umgebende Luft bezüglich Menge, Temperatur, Feuchtegehalt und Strömungsgeschwindigkeit betrachtet wird. Andererseits bieten Multiphysics-Algorithmen gerade die Voraussetzung, um sowohl Penetrations- als auch Verdunstungsvorgänge mittels FEM zu simulieren [26]. Das prinzipielle Vorgehen zur Simulation von Trocknungsvorgängen in Papiermaschinen wurde u.a. von Hunfeld [27] gezeigt. PlanlageModellierung Papierverbunde Für die Modellierung von Dimensionsstabilität und Planlage von mehrlagigen bzw. mehrschichtigen Papieren und Papierverbunden wurden bereits verschiedene Modellansätze in der Literatur vorgestellt: • Datenbasierte Modelle unter Verwendung Neuronaler Netze [28] oder PLSMethoden (PLS - Partial Least Square Fit) [29], • auf der Laminattheorie basierende Modelle [30, 31], • Kombinationen beider vorgenannten als sog. Grey-Box-Modelle [32, 33], • Modelle unter Verwendung der FE-Methode [34, 35, 36, 37, 38, 39]. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Forschungsziel Seite 9 (63) Ziel des Forschungsprojekts war die Produktivitätssteigerung von Wellpappenanlagen (WPA) durch simulationsgestützte Verfahrensoptimierung der Wellpappenherstellung über die Verringerung von Planlageabweichungen. Durch die simulationsgestützten Optimierungsmaßnahmen kann eine Reduzierung von nicht plan liegenden Wellpappen erreicht werden und damit verbunden eine Qualitätsverbesserung an der WPA. Außerdem können Produktivitätseinbußen in den nachgeschalteten Weiterverarbeitungsprozessen verringert und somit auch hier Produktivitätssteigerungen erzielt werden. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe 3 Seite 10 (63) Vorgehen Übersicht Zur Erstellung, Validierung und Anwendung der verschiedenen Simulationsmodelle wurden die dazu notwendigen Daten im Rahmen von Systemaufnahmen und geeigneten Laboruntersuchungen erfasst. Messverfahren bei der Systemaufnahme in Wellpappenanlagen Tabelle 1: Messmethoden bei den Systemaufnahmen Parameter Messmethode Messung der Oberflächentemperatur an der laufenden Papierbahn, wenn möglich über die Bahnbreite Messung der Feuchte an der Oberfläche der laufendenden Papier- bzw. Wellpappenbahn, soweit zugänglich und wenn möglich über die Bahnbreite Messung der des Feuchtegehaltes an entnommenen Papier- und Wellpappenproben Messverfahren bei der Papierund Wellpappenanalytik Erfassung der Flüssigkeitspenetration mit Hilfe des Penetrations Dynamic Analysators (PDA) • IR-Strahlungsthermometer Typ Raynger MX4 und • Thermographie-Kamera • IR-Moister Meter Visilab AK30 • DIN EN ISO 287 bzw. • mittels IR-Trocken-Waage Tabelle 2: Messverfahren bei der Papier- und Wellpappenanalytik Parameter Messmethode Flächenbezogene Masse DIN EN ISO 2286-2 Dicke (Wellpappenrohpapiere) DIN EN ISO 534 Feuchtdehnung ISO 8226 - 1 / 2 Feuchtigkeitsgehalt DIN EN ISO 287 E-Modul (Zugversuch) DIN EN ISO 1924 - 2 Rauheit (PPS-Verfahren) DIN ISO 8791 - 4 TSO/TSI L&W TSO-Tester Die Erfassung der Penetrationsdynamik mittels Ultraschall-Dämpfungsmessung ist eine Methode zur Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Flüssigkeiten und flachen Materialproben wie Papier, Karton, Textilien usw. Dazu wurde ein Penetrations Dynamic Analyzer „emtec PDA.C 02“ der Emtec Electronic GmbH, Leipzig, eingesetzt. Das Messverfahren beruht auf dem Prinzip der Erfassung der Intensitätsänderung von Ultraschallsignalen, die eine Materialprobe während des einseitigen Kontaktes mit einer Flüssigkeit – hier Wasser – durchdringen. Das Wasser sowie der Kunststoff des Probenträgers übertragen Ultraschallsignale mit kurzer Weglänge mit beinahe unverminderter Intensität. Trockenes Papier dagegen absorbiert einen großen Teil dieser Signale auf Grund der in den Poren enthaltenen Luft. Mit dem Eindringen des Wassers wird die Luft verdrängt und das Porenvolumen mit Wasser aufgefüllt, was zu Veränderungen des Ultraschallsignals führt. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Erfassung der Nassdehnung mit Hilfe des Wet Stretch Dynamics Analyzer (WSDA) Seite 11 (63) Das Gerät besteht aus einem Kontaktgefäß, in dem die Prüfflüssigkeit (destilliertes Wasser) eingefüllt wird. Das Gefäß wird solange befüllt, bis die Oberflächenspannung bricht und ein Teil der Flüssigkeit abläuft. So ist sichergestellt, dass immer mit derselben Menge gemessen wird. Oberhalb dieses Gefäßes befindet sich am Stativ die Einspannvorrichtung mit den Klemmen zum Einspannen der Papierprobe. An dieser Vorrichtung befinden sich ein Waagebalken zum Einstellen der Vorspannkraft, sowie der Wegmesssensor zur Aufnahme der Längenänderung des Papiers während der Nassdehnungsmessung. Der Prüfstreifen wird in der gewünschten Orientierung mit den Abmessungen 210 mm x 60 mm mittels einer Schablone und einem Markierungsstift vorbereitet, so dass bei der nachfolgenden Penetration das Wasser nicht über die Messfläche hinaus ins Papier eindringen kann. Anschließend wird der Streifen in die Spannvorrichtung eingelegt, so dass die Zungen der Waagebalken exakt übereinstimmen. Die eingespannte Probe wird auf das im Normalfall mit Wasser gefüllte Kontaktgefäß gefahren und ab dem Zeitpunkt, wenn das Messgerät in Ruhe ist, die Längenänderung des Streifens gemessen. Die Messung erfolgt über einen Wegmesssensor und die Nassdehnung wird in Abhängigkeit von der Zeit aufgezeichnet. Die Messwerte werden ab dem Zeitpunkt Null, das heißt ab dem Flüssigkeitskontakt gemessen, aber wegen der mechanischen Schwingung beim Kontakt erst nach 250 ms als Messkurve dargestellt. Die Besonderheit der Methode ist die Möglichkeit, Ober– und Unterseite der Papierprobe getrennt messen zu können, weil die Benetzung des Papiers jeweils nur von einer Seite aus erfolgt. Erfassung der Dimensionsänderung unter Hitzeeinwirkung durch das Messgerät Heat Shrinkage Analyzer (HSA) Das Messgerät Heat Shrinkage Analyzer (HSA) dient zur Erfassung der Dynamik der Dimensionsänderung einer Papierprobe unter einseitiger Hitzeeinwirkung. Das Gerät besteht aus einer Einspannvorrichtung ähnlich wie beim Wet Stretch Dynamic Analyzer, allerdings wird hier der Papierstreifen auf eine Heizzelle aufgelegt. Bestimmung der Planlageabweichung Die Planlageabweichung an Wellpappenproben wurde in Anlehnung an das FGP-Merkblatt FGP-PR: 01/97 bestimmt. Die Wellpappenprobe wird auf eine ebene Tischplatte gelegt und an den vier Ecken die Höhendifferenz mit einem geeigneten Messinstrument auf 0,5 mm gemessen. Die mittlere Wölbhöhe errechnet sich als Mittelwert der Höhendifferenzen der vier Ecken. Per Definition wird eine konvexe Wölbung – Krümmungsradius zur Außendecke - mit positi- In dem Heat Shrinkage Analyzer (HSA) werden Papierstreifen mit einer Breite von 60 mm und einer Länge von 210 mm zwischen zwei Einspannklemmen fixiert. An einer der Klemmen kann eine Vorspannung von 0-5 N über den Waagebalken angelegt werden. Unter dem eingespannten Papierstreifen befindet sich die Heizzelle (Fläche 60 mm × 60 mm) mit stufenlos regulierbarer Temperatur. Über Sensoren in den Einspannklemmen wird die Dimensionsänderung gemessen. Als Messergebnis erhält man ein Dimensions-Zeit-Diagramm, wobei die Längenänderung der Probe in Prozent angegeben wird. Die Auswertung der Daten bezieht sich nur auf die beheizte Teilfläche des Papiers von 60 × 60 mm. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 12 (63) vem Vorzeichen und eine konkave Wölbung – Krümmungsradius zur Innendecke – mit negativem Vorzeichen versehen. Die Materialdicke des Kaschierverbundes wird dabei berücksichtigt. Abbildung 2: Bestimmung der Planlageabweichungen E-Modul Der Elastizitätsmodul (auch Zugmodul oder Dehnungsmodul) ist ein Materialkennwert, der den Zusammenhang zwischen Spannung und Dehnung, bei der Verformung eines Papierstreifens, bei linear elastischem Verhalten beschreibt. Der Elastizitätsmodul wird als Formelzeichen mit E abgekürzt und hat die Einheit einer mechanischen Spannung. Der Betrag des Elastizitätsmoduls ist umso größer, je mehr Widerstand ein Papier seiner elastischen Verformung entgegensetzt. Ein Papier mit einem höheren Elastizitätsmodul ist also steifer als ein Papier gleicher geometrischer Abmessung mit niedrigerem Elastizitätsmodul. Der Elastizitätsmodul wird im Zugversuch nach DIN EN ISO 1924-2 ermittelt und ist als Steigung des Kraftverlaufs im Spannungs-Dehnungs-Diagramm bei einachsiger Belastung innerhalb des linearen Elastizitätsbereichs definiert. Der Elastizitätsmodul hängt u.a. von den Umgebungsbedingungen wie Temperatur oder Feuchte ab. Zugversuch an konditionierten Papierproben In diesem Versuchszyklus wurde der E-Modul von vorkonditionierten Papieren (Feuchtklima 85 % r.H.; Trockenklima 33 % r.H.) bestimmt. Hierfür wurden die vorgeschnittenen Papierstreifen in einer Klimakammer bei gewünschter relativer Luftfeuchtigkeit (r.H.) und 23 °C vorkonditioniert. Die Konditionierung der Proben und die Prüfung konnten jedoch nicht im gleichen Raum erfolgen. Damit kein Feuchtigkeitsaustausch der Papierproben mit dem Umgebungsklima während des Zugversuchs und beim Transport stattfinden konnte, wurden die Prüfstreifen in Kunststofftaschen mit den Maßen 170 mm x 20 mm nach Konditionierung gegeben. Die Messung wurde an den Prüfstreifen mit der Kunststofftasche durchgeführt, wobei die Zugbelastung nur am Papierstreifen erfolgte. Zugversuch an beheizten Papierproben Diese Versuchsreihe wurde zur Bestimmung des E-Moduls bei Papieren mit hoher Temperatur durchgeführt. Da sich eine vorgewärmte Papierprobe während des Einspannens in die Prüfmaschine wieder abkühlen würde und das Handling einer auf 80 °C erhitzte Probe schwierig wäre, wurde eine Heizvorrich- PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 13 (63) tung für den Zugversuch konstruiert. Diese konnte durch einen elektronisch regulierbaren Heizkolben auf eine voreingestellte Temperatur erwärmt werden. Die Kontaktfläche der Heizplatte hatte die Abmessungen von 180 x 40 mm und wurde so in der Zugprüfmaschine eingebaut, dass die eingespannte Papierprobe in direktem Kontakt zur Heizplatte war. Die Probe wurde dann so lange erhitzt bis eine Temperatur von 80 °C erreicht wurde. Die Probentemperatur wurde durch ein Infrarot-Thermometer überprüft. Messverfahren zur Klebstoffanalytik Tabelle 3: Messverfahren zur Klebstoffanalytik Parameter Messmethode Viskosität (Rotationsviskosimeter) In Anlehnung an DIN EN ISO 3219 Oberflächenspannung (tensiometrisch) DIN ISO 1409 Dichte (gravimetrisch) Pyknometer Kontaktwinkel (Benetzung) PTS-Methode PTS-PP: 103/85 Tortuosität, Erläuterung Der in den Modellen berücksichtigte Parameter „Tortuosität“ gibt an, wie lang im Mittel eine Kapillare im Papier angenommen wird. Bezogen auf das Gesamtpapier (Liner) ist die Tortuosität ein Faktor, der sich als Quotient von Kapillarlänge in z-Richtung des Papiers und Papierdicke berechnet. Die Tortuosität lässt sich nicht direkt bestimmen/messen. Sie kann nur abgeschätzt werden, z.B. aus der Auswertung von REM-Bildern der betreffenden Papierquerschnitte. Matlab als Programmierwerkzeug Die Penetrationsmodelle wurden mit Hilfe der Programmierumgebung Matlab [40] als eigenständige Lösung programmiert, wobei die für die Problemstellung wichtigen Prozessbedingungen in die Modelle integriert wurden. Mit der so erstellten Software konnten auch die Variantenrechnungen durchgeführt werden. FEM zur Modellierung des Planlageverhaltens Im Rahmen der Modellierungsarbeiten wurde die Finite-Elemente-Methode (FEM) eingesetzt, um das Planlageverhalten von Wellpappenaufbauten unter Berücksichtigung der durch Feuchtegehaltsänderungen bedingten Dehnungen der Einzellagen zu berechnen. Dazu wurden verschiedene mehrlagige Aufbauten, bestehend aus innerem und äußerem Liner sowie der Welle, mit dem Softwarepaket LS-Dyna (Fa. Dynamore) nachgebildet. Für die einzelnen Materiallagen erfolgte die Implementierung der zugehörigen Materialkennwerte (feuchteabhängiger E-Modul und Dehnungskoeffizient). Für definierte Feuchtegehaltsänderungen wurde das zu erwartende Planlageverhalten berechnet. Die Validierung vereinfachter Fälle erfolgte anhand analytischer Berechnungen. Die für die Rechnungen vorzugebenden Modellparameter der Papierlagen wie Schichtdicke, E-Modul (feuchteabhängig), Dehnungen (Dehnungskoeffizient, Feuchtedifferenz) wurden aus den im Rahmen des Projektes durchgeführten Messungen beschafft. Weitere Kenngrößen, wie z.B. Querdehnzahlen oder Schubmodulwerte, wurden abgeschätzt bzw. aus der Literatur übernommen. Testrechnungen zeigten, dass diese abgeschätzten Größen nur geringen Einfluss auf das Modellergebnis haben. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe 4 Seite 14 (63) S ys temaufnahmen Untersuchte Werke Drei Wellpappenwerke wurden untersucht. Die Anlagen waren von der Fa. BHS mit leicht unterschiedlichen Modifikationen (unterschiedliche Baujahre). Die Maschinen waren für zweiwellige Wellpappen ausgelegt. Im Rahmen des Projekts wurden Produktionen von einwelligen Wellpappen (B-Welle) untersucht. Prozessdaten Bei den Systemaufnahmen wurden folgende Parameter an verschiedenen Maschinenpositionen aufgenommen: • Oberflächentemperatur der Wellpappe-Bahn (IR-Thermometer) • Oberflächenfeuchte der Wellpappe-Bahn (IR-Moister Meter Visilab AK30) • Ermittlung des Feuchtegehaltes von Papier und Wellpappe (TrockenschrankMethode nach DIN EN ISO 287 bzw. mit Trocken-Waage) An Proben der eingesetzten Papiere wurden die Materialkennwerte ermittelt. Ergebnisse der Systemanalysen Die Randbedingungen der unterschiedlichen Wellpappenanlagen sind zwar im Trend für alle Maschinen ähnlich, wobei jedoch erhebliche Unterschiede in Temperaturen und Feuchtegehalte der Papierbahnen an den verschiedenen Prozesspositionen zwischen den Anlagen festzustellen sind. Deshalb ist es nicht möglich, eine grundsätzliches Temperatur- und Feuchteprofil entlang des Wellpappenprozesses aufzustellen. Jede Anlage hat ihr eigenes und individuelles Prozessprofil. In den nachfolgenden Abbildungen sind ausgewählte Ergebnisse aus den Systemanalysen an drei WPA’s zusammengestellt. Abbildung 3: Bahntemperaturen aus den drei Systemanalysen PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 15 (63) Bahnfeuchte Abbildung 4: Bahnfeuchten aus den drei Systemanalysen 5 L aborunters uchungen Bestimmung der mechanischen und Penetrationseigenschaften Von den Projektbegleitern wurden unterschiedliche Papiersorten zur Verfügung gestellt. Diese Papiere stellen einen repräsentativen Querschnitt der in den beteiligten Werken eingesetzten Wellpappenrohpapiere dar. Dabei wird zwischen drei verschiedenen Papierqualitäten unterschieden: • Kraftliner: enthält mindestens 70 % Sulfatzellstoff und bis zu 30 % Altpapier. Die langen Fasern des Sulfatzellstoffs verleihen dem Kraftliner eine besondere Festigkeit. • Testliner: ein zwei- oder mehrlagiges Deckenpapier mit garantierten (getesteten) Festigkeitseigenschaften. Bei den meist zwei Lagen wird im Allgemeinen eine dickere Unterlage (Trägerschicht) aus gemischtem Altpapier mit einer Deckenlage aus reinen Wellpappenabfällen gegautscht. • Wellenpapiere: (englisch „fluting“) sollen in erster Linie vertikalen Druck abfedern, müssen also eine möglichst hohe Steifigkeit bieten. Daneben sollen sie ausreichend elastisch sein, damit die Wellpappe bei nachlassendem Druck wieder in die Ausgangslage zurückschwingt. Wellenpapiere sind Wellenstoff und Halbzellstoff. • Sonderpapiere: außerdem werden noch weitere Papiersorten wie z.B. reine Zellstoffpapiere (Lebensmittelkontakt) und GD-Sorten (gestrichene Duplexpapiere) als Deckenpapiere eingesetzt. Von den eingesetzten Papieren wurden die Grundeigenschaften wie Dicke, flächenbezogene Masse und spezifisches Volumen gemäß den entsprechenden Normen ermittelt. Außerdem wurden die Feuchtdehnungseigenschaften der Papiere nach ISO PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 16 (63) 8226-2 sowohl in Maschinenrichtung (MD) als auch in Querrichtung (CD) erfasst. Die Längenänderung der Prüfstreifen wurde nach einer Umklimatisierung der Papiere von 33% auf 85% relativer Luftfeuchte (r.H.) bestimmt. Die Feuchtdehnung wird in % angegeben und berechnet sich nach folgender Formel: Darin bedeutet: • • • Grundeigenschaf ten und Feuchtdehnung der eingesetzten Papiersorten l85 = Länge des Probenstreifens in mm bei 85% relativer Luftfeuchte l33 = Länge des Probenstreifens in mm bei 33% relativer Luftfeuchte l0 = Länge des Probenstreifens in mm bei 50% relativer Luftfeuchte Tabelle 4: Gemessene Grundeigenschaften der eingesetzten Papiere Parameter Einheit Flächenbezog/m² gene Masse Dicke µm Spezifisches cm³/g Volumen Feuchtdehnung % (CD) Feuchtdehnung % (MD) Kraftliner Deckenpapiere Testliner GD-Papiere Wellenpapiere 126,8 – 170,0 116,2 - 166,6 154,7 - 176,4 79,4 – 127,0 150,1 – 231,8 154,4 - 242,8 170,1 - 197,5 120,0 - 189,2 1,133 - 1,364 1,049 - 1,576 1,100 - 1,120 1,467 – 1,520 0,65 – 1,25 0,75 – 1,18 0,82 – 0,85 0,50 – 1,04 0,18 – 0,31 0,13 – 0,33 0,11 – 0,22 0,19 – 0,28 Feuchtdehnungs eigenschaften Die Tabelle 4 zeigt, dass die Feuchtdehnungseigenschaften der unterschiedlichen Wellpappenrohpapieren – bis auf einige Ausnahmen – sowohl in Querrichtung (CD) als auch in Maschinenrichtung (MD) weitgehend auf dem gleichen Niveau liegen. In aller Regel wird das Feuchtdehnungsverhalten von Papier neben den Fasereigenschaften durch die Bahnzugs- und Querzugsverhältnisse in der Papiermaschine bestimmt. Eine starke Querschrumpfung bei der Papierherstellung bewirkt eine hohe Feuchtdehnung bei späterer Feuchtigkeitseinwirkung. Wird das Papier in der Querschrumpfung bei der Herstellung gehindert, wird die spätere Dehnung nicht mehr so stark ausfallen. Strichdicke Die Ermittlung der Strichdicke kann messtechnisch nicht eindeutig festgestellt werden, da es sich beim Streichen von Papier in aller Regel um ein nivellierendes Auftragsverfahren handelt. Das bedeutet, dass aufgrund der Oberflächenmorphologie der Basispapiere im Strich sowohl dünne als auch dickere Bereiche vorhanden sind. Deshalb wurde von einer mittleren Strich-Auftragsmenge von 15 g/m² ausgegangen. Bei einem spezifischen Volumen von ca. 1 cm³/g kann von einer mittleren Schichtdicke von etwa 15 µm ausgegangen werden. Da die gestrichenen Außenseiten der Deckenpapiere für die Abschätzung der Penetrationseigenschaften der Papiere lediglich eine untergeordnete Rolle spielen, ist diese Vereinfachung der Strichdicke zulässig. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Penetrationseige nschaften Seite 17 (63) Zur Abschätzung des Penetrationsverhaltens der verschiedenen Wellen- und Deckenpapieren wurde die Penetrationsdynamik bei einseitigem Flüssigkeitskontakt mit den Papieroberflächen mit Hilfe des Penetrations-DynamicAnalysators (PDA) erfasst. Da jedoch lediglich diejenige Papierseite, die mit dem flüssigen Wellpappenklebstoff in Kontakt kommt, von Interesse war, wurden bei den Deckenpapieren nur die Innenseiten, bei den Wellenpapieren beide Papierseiten untersucht. Die Ergebnisse der Untersuchungen zur Penetrationsdynamik sind in den nachfolgenden Abbildungen zusammengefasst. Abbildung 5: Penetrationskurven verschiedener Wellpappenpapiere; (1) Kraftliner; (2) Testliner; (3) Wellenpapiere; (4) Sonderpapiere (GD-, HP-Papiere) Penetrationseigenschaften PTS-Forschungsbericht Aus den Diagrammen ist zu erkennen, dass die unterschiedlichen Papiersorten einen signifikanten Einfluss auf die Penetrationseigenschaften haben. • Bei den Kraftlinerpapieren ist eine ausgeprägte Benetzungsphase zu sehen (Anstieg bis Kurvenmaximum), an die sich eine verlangsamte Penetrationsphase (Kurvenverlauf nach Maximum) anschließt. Bei den meisten Papieren erreicht die Penetrationskurve erst nach einer Eindringzeit von 30s einen Intensitätswert (I) von 40%. • Die Testlinerpapiere zeigen im Gegensatz zu den Kraftlinerpapieren ein indifferentes Penetrationsverhalten. Einige Papier verhalten sich wie Kraftliner, einige eher wie Wellenpapiere. Hier sind offenbar unterschiedliche Oberflächen- bzw. Masseleimungen der Papiere eingesetzt worden, die die Penetration von Wasser ins Papier beeinflussen. • Bei den Wellenpapieren sollte eine gute Benetzung und schnelle Penetrationsmöglichkeit gegeben sein, damit sie bei der Wellpappenherstellung gut und schnell verkleben. Dies zeigen auch die erfassten Penetrationskurven. www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 18 (63) Das Kurvenmaximum wird bereits nach sehr kurzer Benetzungsphase erreicht. Danach erfolgt eine sehr schnelle Flüssigkeitspenetration (starker Kurvenabfall). Die Kurven erreichen bereit nach < 5s Eindringzeit den Intensitätswert (I) von 40%. • Das Penetrationsverhalten der Sonderpapiere GD ist mit dem der Testliner vergleichbar und das der HP-Wellenpapiere gleicht erwartungsgemäß dem der übrigen Wellenpapiere. Darüber hinaus wurden an jeweils zwei Außen- und Innendecken und einem Wellenstoff TSI- und TSO-Messungen durchgeführt (siehe Tabelle 5). TSI, TSO Tabelle 5: TSI- und TSO-Messungen TSI, MD [kNm/g] TSI, CD [kNm/g] Mittel- Var.Mittel- Var.Min Max Min Max wert Koeff. wert Koeff. AD 5,2 3,8 4,9 5,42 11,4 2,0 11,21 11,86 Kraftliner ID 5,1 5,1 4,67 5,45 11,6 3,1 10,86 11,82 Wellenstoff HPZ 4,5 1,3 4,4 4,53 10,3 0,9 10,17 10,44 AD 3,8 2,4 3,68 3,89 9,1 1,6 8,97 9,33 Testliner ID 3,8 3,4 3,64 4,00 9,1 2,2 8,82 9,31 Porositäten im Normklima (NK) TSI MD/CD 0 0,46 0,44 0,43 0,42 0,42 TSO Angle Mittel- Var.Min Max wert Koeff. 5,4 27,2 3,58 7,09 3,4 57,5 1,25 6,79 3,5 25,9 2,56 5,07 6,8 11,9 6,08 8,42 6,7 19,3 5,23 8,82 Eine für die Modellierung der Penetrationsprozesse wesentliche Eigenschaft ist die Porosität, wobei vor allem die Gesamtporosität der Liner in % und der mittlere Porenradius in µm in die Berechnungen einfließen. Die Abbildung 6 zeigt die Porositäten der Papiere. Gegenübergestellt sind die Porositäten im Normklima und die etwas veränderten Werte nach leichter Befeuchtung (ca. 5% Feuchteeintrag). Für die Modelle kann man z.B. annehmen, dass zunächst die Normklimawerte gelten, im weiteren Prozess am Kaschierwerk aber für den Wellenstoff dann bereits eine Befeuchtung eingetreten ist. Eine analoge Darstellung für die Porenradien zeigt Abbildung 7. Abbildung 6: PTS-Forschungsbericht Porositäten der Papiere, sowohl im Normklima (NK) als auch in Befeuchtungsstufe 1 (ca. 5% zusätzliche Feuchte) www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Abbildung 7 Dehnung und Steifigkeit der Wellpappenpapiere bei Befeuchtung und Trocknung Seite 19 (63) Porenradien im Normklima & mit 5% zusätzlich befeuchtet Zur Charakterisierung der Wellpappenpapiere hinsichtlich ihrer Dehnungs- und Steifigkeitseigenschaften, die die Planlage der fertigen Wellpappe möglicherweise beeinflussen können, wurden mehrere Materialkenngrößen ermittelt. Zum einen wurde untersucht, wie sich die Feuchtigkeitseinflüsse auf die Papiersteifigkeit, gekennzeichnet durch den Elastizitäts-Modul (E-Modul / Zugsteifigkeit), auswirken. Dazu wurden die Decken- und Wellenpapiere bei unterschiedlichen klimatischen Umgebungsbedingungen konditioniert (Normbedingung: 23°C/ 50 % r.H.; Feuchtbedingung: 23°C/ 85 % r.H.; Trockenbedingung: 23°C/ 5% r.H.). An den konditionierten Papieren wurden dann mittels Zugversuch nach DIN EN ISO 1924-2 die E-Module sowohl in Maschinenrichtung MD als auch in Querrichtung CD ermittelt. Weiterhin wurde zur Kennzeichnung der Dehnungseigenschaften der Papiere das Dehnungsverhalten bei einseitigem Kontakt mit Wasser ermittelt. Dies erfolgte über die Bestimmung der Nassdehnung mit dem Wet Stretch Dynamics Analyzer (WSDA). Hierbei wurde nur die für eine dehnungsbedingte Planlageabweichung relevante Querrichtung CD der Papiere untersucht. Zur Kennzeichnung des Schrumpfungsverhaltens der Papiere, wie es bei einseitiger Hitzeeinwirkung der Fall sein würde, wurden Untersuchungen mit dem Heat Shrinkage Analyzer (HSA) durchgeführt. E-Modul – Normbedingungen In der nachfolgenden Tabelle 6 sind die E-Module aller Wellpappenpapiere gemessen unter Normbedingungen (23°C/ 50% r.H.) gegenübergestellt. Tabelle 6: Elastizitäts-Module (E-Modul) von Wellpappenpapieren bei Normklima 23°C / 50% relativer Luftfeuchte Parameter E-Modul (CD) E-Modul (MD) Einheit N/mm² N/mm² Kraftliner 1602 - 3330 2996 - 7844 Deckenpapiere Testliner 1133 - 2545 2539 - 6027 GD-Papiere 2344 - 2474 5108 - 5482 Wellenpapiere 1389 - 2099 2853 - 5548 Aus den Messergebnissen ist zu erkennen, dass die Kraftliner die höchsten E- PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 20 (63) Module aufweisen. Die E-Module der Testliner und auch der Wellenpapiere sind im Vergleich dazu deutlich kleiner (geringere Steifigkeit). Zwischen diesen ist beim E-Modul kein signifikanter Unterschied, evtl. noch ein geringer in Querrichtung, zu sehen. E-Modul – trocken/ feucht In Tabelle 7 sind die E-Module der Wellpappenpapiere, die bei verschiedenen klimatischen Bedingungen konditioniert wurden, zusammengestellt. Sie wurden sowohl in Maschinenrichtung als auch in Querrichtung ermittelt. Anhand der Ergebnisse sind zwischen Norm- und Trockenklimabedingungen keine eindeutig interpretierbaren Unterschiede ableitbar. Einerseits sich oft keine großen Einflüsse der Feuchtezustände erkennbar, andererseits zeigen die E-Module nicht den erwarteten Trend. Offenbar sind hier die aus der Papiererzeugung stammenden, fixierten Spannungszustände, noch so vorherrschend, dass die klimatischen Einflüsse dadurch überdeckt werden. Dagegen ist ein sehr deutlicher Einfluss nach der Lagerung im Feuchtklima zu identifizieren. Mit höherem Feuchtegehalt im Papier, der sich auf Grund der Lagerbedingungen im Papier einstellt, sinkt der E-Modul signifikant. Dieser Trend ist über alle Papier gleich, wobei sich bei den einzelnen Papieren das Niveau wiederum in Abhängigkeit von der Papiersorte deutlich unterscheidet. Bei den Kraftpapieren werden höhere E-Modulwerte gemessen als bei den Testlinern. Die geringsten Werte zeigen die Wellenpapiere. Entsprechend der Anisotropie der Papiere unterscheiden sich die Werte in MD- und CD-Richtung. Tabelle 7: Elastizitäts-Module (E-Modul) von Wellpappenpapieren bei 23°C und 5%, 50%, 85% relativer Luftfeuchte) Parameter E-Modul (CD) E-Modul (MD) E-Modul – Hitze / feucht 5 % r.H. 50 % r.H. 85 % r.H. 5 % r.H. 50 % r.H. 85 % r.H. Kraftliner 2290 - 3220 1602 - 3330 1091 - 1717 5735 - 7324 2996 - 7844 4209 - 5145 Deckenpapiere Testliner 1491 - 2711 1133 - 2545 316 - 958 4238 - 6617 2539 - 6027 2614 - 3753 GD-Papiere 2240 - 2747 2344 - 2474 760 - 819 5465 5108 - 5482 3411 Wellenpapiere 1428 - 2168 1389 - 2099 397 - 1021 4225 - 5725 2853 - 5548 2701 - 3555 Um das Steifigkeitsverhalten der Papiere bei Hitzeeinwirkung und insbesondere im feuchten Zustand beurteilen zu können, wurden die E-Module auch an Papieren mit höherer Temperatur ermittelt. Dabei wurde ebenso untersucht, wie sich die Steifigkeit entwickelt, wenn feuchte Papiere aufgeheizt werden. Aus Abbildung 8 ist zu erkennen, dass mit zunehmender Temperatur auch der E-Modul der Papiere größer wird, d.h. die Steifigkeit erhöht wird. Dieser Effekt ist mit Sicherheit auf das Austrocknen der Papiere durch die Temperatureinwirkung zurückzuführen. Die E-Module bei gefeuchteten und beheizten Papieren zeigen erneut den signifikanten Einfluss des Feuchtegehaltes. Zusätzlich ist eine Flexibilisierung durch den Temperatureintrag festzustellen. Der E-Modul der feuchten und beheizten Papiere ist etwas niedriger als bei nur feuchten Papieren. Hier wird offensichtlich noch eine weitere Erweichung im Papier erzielt (Abbildung 9). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 21 (63) Abbildung 8: E-Module an erwärmten Papieren – beispielhaft für Kraftund Testliner sowie Wellenpapier (MD- und CD-Richtung) Abbildung 9: E-Module von erwärmten, feuchten Wellenpapieren – beispielhaft für Kraft- und Testliner sowie Wellenpapier (MD- und CDRichtung) Dehnung Zur Erfassung des Dehnungsverhaltens bei einseitiger Befeuchtung und der Dimensionsänderung unter Hitzeeinwirkung wurden Untersuchungen mit dem Wet Stretch Dynamics Analyzer (WSDA) und dem Heat Shrinkage Analyzer (HSA) durchgeführt. Dabei wurde vorwiegend die für die Planlage von Wellpappe maßgebliche Dimensionsänderung in Querrichtung betrachtet. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Wet Stretch Dynamics Analyzer (WSDA) Seite 22 (63) Über den Klebstoffauftrag in der Wellpappenmaschine wird ein hoher Anteil an Wasser in die Papiere eingetragen. Dieser Wasseranteil führt bei den Papieren durch Quellung der Fasern zu Dimensionsänderungen, insbesondere in den Faserkreuzungspunkten. Dabei spielt das Penetrationsverhalten des Wassers in das Papier eine entscheidende Rolle. Die Messung mit dem Wet Stretch Dynamics Analyzer (WSDA) erfasst gleichzeitig beide Verhalten, indem das Papier einseitig mit flüssigem Wasser benetzt und durchtränkt wird. Die daraus resultierende zeitabhängige Längenänderung im Papier wird gemessen. In Abbildung 10 sind die Ergebnisse für unterschiedliche Papiersorten zusammengestellt. Es ist zu erkennen, dass das Nassdehnungsverhalten sehr stark von der Papiersorte abhängig ist. Einflussgrößen auf das Nassdehnungsverhalten sind die eingesetzten Fasern (Primär oder Sekundärfasern), der einoder mehrlagige Aufbau des Papiers sowie der Einsatz von chemischen Hilfsmitteln (z.B. Papierleimung). Klar erkennbar ist die geringe Nassdehnung bei den Kraftlinern. Ebenso eindeutig ist die schnelle und hohe Nassdehnung bei den Wellenpapieren, wobei nur ein marginaler Einfluss von der benetzten Papierseite zu sehen ist. Wellenpapiere sind für eine schnelle Wasseraufnahme, zur Optimierung der Verklebungseigenschaften, konzipiert. Die größte Variationsbreite ist bei den Testlinern zu finden. Hier ist vermutlich der größte Einfluss im Papier- bzw. Lagenaufbau und in der Leimung des Papiers zu vermuten. Die flächenbezogene Masse bzw. die Dicke des Papiers haben dabei offenbar keine Auswirkung auf das Nassdehnungsverhalten. Abbildung 10: Nassdehnungsverhalten verschiedener Wellpappenpapiere bei 23°C/50%r.H.; (1) Kraftliner; (2) Testliner; (3) Wellenpapiere; (4) Sonderpapiere (GD-, HP-Papiere) PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Heat Shrinkage Analyzer (HSA) Seite 23 (63) In einer WPA erfolgt die Trocknung stets mit untenliegenden Heizplatten, so dass die Wärme immer von der Oberseite der Papierbahn der Außendecke in die Wellpappe übertragen wird. Das wurde bei den Deckenpapieren für die Untersuchungen stets berücksichtigt. Bei den Wellenpapieren haben Vorversuche gezeigt, dass die Dimensionsänderung weitgehend unabhängig von der beheizten Papierseite war. Damit der Feuchtezustand der Papiere beim Einlauf in die Heizpartie mit berücksichtigt werden konnte, wurden die Versuchspapiere mit zwei unterschiedlichen Ausgangsfeuchten für die Messungen vorbereitet. Für eine Versuchsreihe wurden die Papiere bei 23 °C und 50 % relativer Luftfeuchte vorkonditioniert. Für eine weitere Versuchsreihe wurden die Papiere bei 23 °C und 85 % relativer Luftfeuchte vorkonditioniert. Frühere Arbeiten (41, 42) haben gezeigt, dass das Verhältnis einer Schrumpfung in Querrichtung zu der einer in Längsrichtung ca. mit 2:1 – 3:1 ausfällt. Aus diesem Grund war für die im Rahmen des Projektes durchgeführten Untersuchungen im Wesentlichen die für die Planlage wichtige Schrumpfung in Querrichtung des Papieres relevant. Abbildung 11: Dimensionsänderungen unter Hitzeeinwirkung verschiedener Wellpappenpapiere bei 23°C/50%r.H.; (1) Kraftliner; (2) Testliner; (3) Wellenpapiere; (4) Sonderpapiere (GD-, HP-Papiere) PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 24 (63) Die Diagramme in Abbildung 11 zeigen die Messkurven der Dimensionsänderung von Wellpappenpapieren, die bei 23°C/50%r.H. vorkonditioniert wurden. Es ist insbesondere im Anfangsbereich in der Steigung der Messkurven ein Unterschied zwischen den Papieren zu erkennen. Ein analoges Ergebnis zeigten die Messkurven der Papiere, die bei hoher Luftfeuchte (23°C/85%r.H.) konditioniert wurden, nur waren die Dimensionsänderungen dort im Betrag größer. Dies bestätigen auch die Ergebnisse aus den Berechnungen der Schrumpfgeschwindigkeiten (Abbildung 12). Berechnung der Schrumpfungsgeschwindigkeit Ausgehend von der Annahme, dass in einer modernen WPA die Durchlaufdauer in den Bereichen, in welchem das Papier mit Hitze in Berührung kommt, nicht länger als 6 Sekunden dauert, wurde der Faktor Schrumpfungsgeschwindigkeit definiert [42]. Für diesen Faktor werden jeweils die ersten 6 Sekunden der Schrumpfung ab dem Kurvendurchgang der Nulllinie betrachtet. An dieser Teilkurve wird jeweils die Schrumpfgeschwindigkeit der einzelnen Datenpunkte errechnet und anschließend das arithmetische Mittel über alle Schrumpfgeschwindigkeiten genommen, um somit einen Faktor zu erhalten, der eine mittlere Schrumpfgeschwindigkeit im relevanten Bereich angibt. Abbildung 12: Schrumpfungsgeschwindigkeiten unter Hitzeeinwirkung verschiedener Wellpappenpapiere bei 23°C/50% r.H und bei 23°C/85% r.H. vorkonditioniert.; (1) Kraftliner; (2) Testliner; (3) Wellenpapiere; (4) Sonderpapiere (GD-, HPPapiere) PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe 6 Seite 25 (63) K lebs toffeigens chaften Allgemeines Als Datenbasis für die Penetrationsmodellierung wurden 5 verschiedene Klebstoffe untersucht. Die Klebstoffe 1 bis 3 wurden als Fertigklebstoff seitens der Wellpappenwerke A und B angeliefert. Bei der PTS wurden anschließend deren Eigenschaften gemessen. Die Klebstoffe 4 und 5 wurden als Basismaterialien geliefert. Daraus wurden die Klebstoffe bei der PTS gemäß Rezeptur aufbereitet und unmittelbar danach gemessen. Insofern ist es möglich, dass die Messwerte der Klebstoffe 4 und 5 näher an den realen Parametern im WP-Werk liegen. Tabelle 8: Übersicht der im Projekt untersuchten Klebstoffe Bezeichnung Bemerkung Klebstoff 1 Werk A Klebstoff 2 Werk B, Sorte 1 Klebstoff 3 Werk B, Sorte 2 Klebstoff 4 Werk C Klebstoff 5 Sorte D Bei der Messung der Basisdaten wurde allerdings berücksichtigt, dass bei Wellpappenklebstoffen ab einer Temperatur von ca. 55°C die Quellung der Stärkekörner einsetzt (Verkleisterungstemperatur). Deshalb erfolgten die Messungen der Basisdaten bis maximal zu dieser Verkleisterungstemperatur. Dichten der Klebstoffe Die Dichte der Wellpappenklebstoffe wurde gravimetrisch (Pyknometerverfahren) ermittelt. Dazu wurde ein exakt definiertes Klebstoffvolumen ausgewogen und über Volumen & Gewicht die Dichte ermittelt. Dieses Verfahren wurde auch zur Ermittlung der Dichte bei höherer Temperatur des Klebstoffs angewandt. Abbildung 13: Dichte von Wellpappenklebstoffen (auf Stärkebasis) in Abhängigkeit der Temperatur Abbildung 13 zeigt die temperaturabhängige Dichte der Klebstoffe 1 bis 3. Trotz unterschiedlicher Feststoffgehalte und Rezepturen ist die Dichte der drei Klebstoffe mit 1,1 bis 1,3 g/cm³ nahezu gleich. Sie nimmt mit zunehmender Temperatur ab. Auch hier unterscheiden sich die Klebstoffe nicht signifikant. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 26 (63) OberflächenDie Ermittlung der Oberflächenspannung an den flüssigen Wellpappenklebstofspannungen der fen wurde mit Hilfe eines Tensiometers K13 (Krüss GmbH, Hamburg) nach Klebstoffe DIN ISO 1409 durchgeführt. Dabei wurde die Wilhelmy-Methode (Platte) ange- wandt. Für die Bestimmung der Oberflächenspannung bei höheren Temperaturen wurde vor der Messung der Klebstoff angewärmt und während der Messung der Probenbehälter im Gerät temperiert. In Abbildung 14 sind die Ergebnisse am Beispiel der Klebstoffe 1 bis 3 zusammengefasst. Abbildung 14: Oberflächenspannung von Wellpappenklebstoffen (auf Stärkebasis) in Abhängigkeit der Temperatur Im Gegensatz zu den Dichten der Klebstoffe sind in den Oberflächenspannungen deutliche Unterschiede zwischen den Klebstoffen zu erkennen. Auch der temperaturabhängige Verlauf ist dabei sehr verschieden. Viskositäten bei Das Fließverhalten von Flüssigkeiten wird über die Viskosität definiert. Da die Normklima meisten Klebstoffe ein strukturviskoses Verhalten aufweisen, ist zur Beschrei- bung von Klebstoffbasisdaten eine Viskositätskurve in Abhängigkeit Schergeschwindigkeit/Zeit aufzunehmen. Damit lassen sich Eigenschaften wie pseudoplastisches, dilatantes, thixotropes oder rheopexes Fließverhalten erfassen. Abbildung 15: Viskosität von Wellpappenklebstoffen (auf Stärkebasis) in Abhängigkeit vom Schergeschwindigkeitsgefälle PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 27 (63) Die Abbildung 15 zeigt die Viskositätskurven der Klebstoffe 1 bis 3, die bei Raumtemperatur (23°C) gemessen wurden. Die durchgezogenen Linien geben die Viskositäten mit steigendem Schergeschwindigkeitsgefälle wieder, die gestrichelten Linien den Verlauf bei fallendem Schergeschwindigkeitsgefälle. Beide Kurven wurden unmittelbar nacheinander gemessen. Bei allen Klebstoffen ist ein pseudoplastisches Fließverhalten zu sehen. Allerdings ist bei den Klebstoffen 1 und 3 die Strukturviskosität stärker ausgeprägt als bei Klebstoff 2. Außerdem ist bei Klebstoff 1 und 3 ein leicht thixotropes Verhalten zu erkennen. Viskositäten bei Die für die Simulationen in der Maßeinheit [mPa s] benötigten Viskositätsdaten Temperaturwurden im wichtigen Bereich zwischen 25°C und ca. 70°C mittels RVAanstieg Messungen mit steigender Temperatur gemessen. Eine Ergebnisübersicht zeigt Abbildung 16. Die Schwankungsbreite der Viskositäten im Bereich vor dem Gelierpunkt ist gut zu sehen. Einheitlich ist das bekannte leichte Absinken der Viskosität zwischen 25 und 55°C, wobei sich die Ausgangswerte bei 30°C doch deutlich unterscheiden. Hinweis zu beobachteten Geliertemperatur: Die Messungen der Klebstoffe 1, 2 und 3 wurden mit einem anderen Messgerät/Messverfahren durchgeführt als die Messungen zu den Klebstoffen 4 und 5. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Temperaturen in den ersten 3 Fällen verfahrensbedingt als zu hoch angenommen wurden, so dass auch dort die Gelierpunkte der Klebstoffe (Kurvenanstieg) im Bereich um 60°C oder etwas darunter liegen werden. Abbildung 16: Kontaktwinkel Viskositätswerte der 5 Klebstoffe im Bereich Für die Klebstoffe 2 bis 5 konnten die Kontaktwinkel gegen verschiedene Liner gemessen werden. Ausgewählt wurden beispielhaft ein Wellstoff (W6), ein Testliner (T2) und ein Kraftliner (K4). Die Klebstoffe 2 und 3 wurden bei Raumtemperatur gemessen, die Klebstoffe 4 und 5 bei der Prozesstemperatur von 35°C. Klebstoff 4 wurde zusätzlich bei 50°C gemessen. Da diese Messung wenig Unterschied zum Wert bei 35°C zeigt, wurde wegen des Aufwandes auf weitere Messungen bei 50° verzichtet. Die Messungen wurden jeweils in 2 Serien zu je 10 Messungen durchgeführt PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 28 (63) und zeigten eine hohe Reproduzierbarkeit. Insofern sind die Unterschiede bezüglich der Kontaktwinkel für verschiedene Liner durchaus als signifikant anzusehen. In der Tabelle sind die jeweiligen Mittelwerte dargestellt. Tabelle 9: Kontaktwinkel für Klebstoffe bei verschiedenen Temperaturen, kombiniert mit 3 unterschiedlichen Linern MessTemperatur in °C Klebstoff 1 KlebestellenBilder Kontaktwinkel Wellenstoff (W6) Messung nicht erfolgreich Testliner (T2) Kraftliner (K4) Klebstoff 2 23 72° Klebstoff 3 23 78° Klebstoff 4 35 90° 110° 119° Klebstoff 4 50 98° 108° 122° Klebstoff 5 35 100° 110° 118° Zur detaillierten Analyse der Klebestellen wurden von jodierten Proben Draufsicht-Aufnahmen gemacht, die die Klebstoffverteilung auf den Papieren für unterschiedliche Wellenarten (B-, E-, F-Wellen) erfassen. Eine Abschätzung der Klebeflächen aus diesen Bildern ergab die in Tabelle 10 dargestellten Werte, die eine weitere wichtige Basis für die Modellrechnungen bilden. Tabelle 10: Daten zur Klebstoffverteilung und deren Auftragsmenge. (Für F-Wellen wurden unterschiedliche Klebestellenbreiten gemessen.) Merkmale der Klebestellen mittlere Abstände mittlere Breiten Klebstoffauftrag (brutto) Feststoffgehalt im Klebstoff Wasser-Anteil im Klebstoff prozentuale Leimfläche (Kleb) flüss. Anteil auf Leimflächen Einheit mm mm g/m² % g/m² % g/m² B-Welle 6,30 1,06 6 25 4,5 16,8 26,7 E-Welle 3,10 0,76 8 25 6,0 24,5 24,5 F-Welle 2,24 0,81 10 25 7,5 36,2 20,7 F-Welle 2,24 0,63 10 25 7,5 28,1 26,7 Zur Erläuterung: Die mittleren Abstände der Klebestellen ergeben sich aus der Geometrie der Riffelwalze und können auf dem Papier gemessen werden. Aus den mittleren Breiten der Klebestellen kann dann die Leimfläche prozentual zur Papierfläche berechnet werden. Beim Klebstoffauftrag muss zwischen der Menge pro m² (brutto) und der lokalen Menge im Klebebereich unterschieden werden. Für die Penetrationsberechnung ist dann aber nur der Flüssig-Anteil des Klebstoffs von Interesse (letzte Zeile der Tabelle). Diese Überlegungen sind für die realen Mengen- und Restmengenberechnungen in den Modellen wichtig. Ergänzt wurden die Untersuchungen durch Querschnittsbilder der Wellpappen, die ebenfalls dazu dienten, den Klebeflächenanteil für die unterschiedlichen Wellenarten zu ermitteln. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 29 (63) 7 P enetrations modell 7.1 Aufbau eines B as is modells zur P enetration von Was s er und K lebs toff in Wellpappenliner Vorgehen BosanquetModell Die Modellierung der Penetrationsvorgänge der Klebstoffe in Welle und Decken wurde in diesem Projekt auf den Erfahrungen der vorangegangenen PTSProjekte „Toolbox“ [43] und „Kombidruck“ [ 44] entwickelt. Jedoch musste die Modellsoftware vor allem in folgenden Punkten erweitert werden: • Beachtung von 2 Papieren (Linern) zeitlich gestaffelt in einer Rechnung, • Beachtung von aufgenommenen Klebstoffmengen und deren Reste je m² bzw. je Klebefläche (Restmengenverwaltung), • Beachtung von Prozesszeiten und zeitweilig wirkenden Anpressdrücken, • Deutliche Erweiterung der Diagramme und Ergebnistabellen. Das Modell basiert auf der Differentialgleichung von Bosanquet [45]: d 2 dx dx = Peπ r 2 + 2π rγ cos θ π r ρ x + 8π η x dt dt dt (1) Trägheitsterm Viskositätsterm r - Kapillarradius γ - Oberflächenspannung ρ - Dichte Fluid Θ - Kontaktwinkel Fluid - Kapillarwand η - Viskosität Pe - äußerer Druck die den Flüssigkeitstransport x(t) in einer Kapillare beschreibt. Diese Gleichung lässt sich explizit lösen mit x(t ) 2 = 2b 1 −at t − 1 − e a a ( ) (2) wobei die wichtigen physikalischen Parameter (für Papier und Fluid) in den Variablen a und b gemäß Formel (3) zusammengefasst sind. a= 8η ρ r2 und b= Pe r + 2γ cos θ ρr (3) In der Literatur werden auch „vereinfachte“ Lösungen diskutiert, die jeweils nur einen Teil der Gleichung beachten. Einerseits den Trägheitsterm, der die Anfangsbewegung beschreibt und andererseits den Viskositätsterm, der mit fortschreitender Bewegung wirksam wird. Für den vorliegenden Fall ist dies aber nicht zweckmäßig (vgl. [44]) und wird deshalb hier nicht erläutert. Hier im Projekt erfolgte deshalb eine Beschränkung auf die allgemeingültige Formel (2). Eingabedaten Die für das Modell erforderlichen Daten wurden in 2 Dateien tabellarisch zusammengestellt. In den „Basisdaten“ sind die Daten für verschiedene Liner und PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 30 (63) Klebstoffe gesammelt und die gemessenen Parameter jeweils für das Normklima erfasst. Für ca. 15 Liner und 5 verschiedene Klebstoffe liegen die Parameter gemäß folgender Tabelle vor: Tabelle 11: Übersicht der für die Modellrechnungen wichtigsten Parameter In der Datei „Detaildaten“ sind wichtige Parameter der Klebstoffe erfasst, die sich im Prozessablauf abhängig von der Temperatur verändern. Das ist vor allem die Viskosität. In einigen Fällen wurden aber auch die Temperaturabhängigkeiten der Dichte, der Kontaktwinkel und der Oberflächenspannung gemessen und dann in den Modelldaten berücksichtigt. Ergebnisbeispiel Im Arbeitspaket wurden die Modellsoftware erstellt und erste Variantenrechnungen zur Funktionskontrolle durchgeführt. Das Beispiel in Abbildung 17 zeigt die Variation von Anpressdrücken und deren Auswirkungen auf Eindringtiefen des Klebstoff-Wassers und die im Zwischenraum verbleibende Restmenge. Die Diagramdarstellung gliedert sich in 3 Teile. Im oberen Diagramm ist der Eindringprozess des Fluids in die Welle (obere Kurve) und in die Decke (untere Kurve) über der Zeit dargestellt. Im unteren Teil sieht man die Abnahme der „Restmenge“ des Klebstoff-Wassers zwischen den Linern. Die Bedienoberfläche ermöglicht die Variation aller oben angegebenen Parameter für Liner, Klebstoff und Prozess. Abbildung 17: Penetrationsverläufe eines Klebstoffes bei unterschiedlichen Anpressdrücken an der Riffelwalze Das Programm gestattet die Prozesseinstellung auf „Riffelwalze“ oder „Kaschierwerk“. In beiden Prozessabschnitten sind unterschiedliche Standardparameter für die Prozesszeiten und Anpressdrücke hinterlegt. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Ergebnisbeispiel Seite 31 (63) Zur Beurteilung der in die Liner eingetragenen Feuchte wird außer dem Diagramm zusätzlich eine Tabelle ausgegeben, die Angaben zu den jeweiligen Feuchtemengen bereitstellt. Wie im Beispiel der Tabelle 12 ersichtlich, werden die Feuchtemengen sowohl in g/m² als auch, bezogen auf die realen Flächengewichte und Dichten, in % je Papierlage angegeben. Tabelle 12: Beispielergebnis mit typischen Werten für die in Welle und Decke übertragenen Feuchtemengen Feuchte in g/m² Feuchte in % Welle 2,0 2,5 Decke 2,1 1,4 Rest im Zwischenraum 4,9 nicht sinnvoll Im Sinne des Modellzieles ist diese Tabelle das wesentliche Ergebnis der Rechnungen. Sie gibt den Feuchtegehalt für Welle und Innendecke (Riffelwalze) bzw. Welle und Außendecke (Kaschierwerk) und die jeweilige Restmenge des Klebstoff-Wassers an. Ergebnisse und Eine erste Einschätzung der Modellmöglichkeiten ergab folgendes: Einschätzungen • Die Modellsoftware bietet eine hohe Variationsvielfalt bezüglich der Eingangsgrößen. • Einige Eingangsgrößen können nicht bzw. nicht mit der notwendigen Genauigkeit ermittelt werden und müssen deshalb abgeschätzt in die Rechnungen eingehen (z.B. Tortuosität, Anpressdrücke). • Im Ergebnis können sowohl zeitliche als auch mengenmäßige Angaben zum Eindringen der Feuchte in die Liner abgelesen werden. Wenn auch für die berechneten absoluten Werte keine Garantie bezüglich ihrer Genauigkeit gegeben werden kann, so ist davon auszugehen, dass die zeitlichen und mengenmäßigen Relationen bei Parameteränderungen aussagekräftig, plausibel und vertrauenswürdig sind. Eine Überprüfung der Modellgenauigkeit durch messtechnische Prüfung ist derzeit noch nicht möglich, da die untersuchten Größen im Prozess nicht messbar sind und jede Nachstellung im Labor zu deutlich anderen Abläufen führt (Das Eindringen von Tinten in grafische Papiere konnte die Modelle bestätigen). Wie bei jedem Modell wurden einige vereinfachende Annahmen getroffen. Plausibilitätsabschätzungen von Praktikern bzw. an WPA zeigten, dass die berechneten Werte in Größenordnung und Tendenz glaubwürdig sind. Zusammenfassung Modell Im Arbeitspaket wurde auf der Basis der Bosanquet-Gleichung eine MatlabSoftware erarbeitet, mit der die Penetration von Klebstoffen in Wellpappenliner in Varianten modelliert werden kann. Die wesentlichen Ergebnisse der Rechnungen sind die Eindringzeiten und –tiefen der Klebeflüssigkeit sowie die in Welle und Decke eingedrungenen Fluidmengen. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 32 (63) 7.2 Variation der P enetrations modelle Ziele für die Variantenrechnungen Mit der erstellten Modellierungssoftware wurden bei Änderung von Parametern für Liner, Klebstoff und Prozess einige Variantenrechnungen durchgeführt. Die Ziele dieser Rechnungen waren: • Unterschiede in den Penetrationsverläufen in den Linern festzustellen, • Unterschiede der Restmengen im zeitlichen Verlauf zu beobachten, • Feuchteverteilungen in Welle / Decke und Rest (in g/m² bzw. in %) nach dem Verkleisterungspunkt zu berechnen, • Beobachtung der Variationsbreite der Feuchteinhalte in den Linern und den Restmengen, abhängig vom jeweils variierten Parameter Beispielergebnisse für angenommene Situationen an Riffelwalze bzw. Kaschierwerk sind nachfolgend dargestellt. Riffelwalze Variation der Wellenstoffund Klebstoffmengen Für den Bereich der Riffelwalze wurden Penetrationsvorgänge bei variierendem Wellenstoff und unterschiedlicher Klebstoffmenge berechnet (Abbildung 18). Aus der Abbildung ist folgendes ersichtlich: • Die Penetration in die Wellenstoffe W6 und W7 verläuft ähnlich (blaue, rote, grüne Kurven fast deckungsgleich), für W6f (W6f ist die vorbefeuchtete Version von W6) verläuft die Penetration schneller, es wird mehr Klebstoff aufgenommen. Eine geringere Zuführung von Klebstoff (2. Fall, nur 6 g/m²) wirkt sich auf die Welle nicht aus, da der Gelierzeitpunkt den Penetrationsprozess abstoppt. Nur die Restmenge des Klebstoffes ist dann kleiner. • Da die Decke unverändert ist, gibt es auch bezüglich der Penetration keine Änderungen. • Bezüglich der Restmengen ist zu sehen, dass wegen der unterschiedlichen Porositäten von W6, W7, W6f in gleichen Zeiträumen etwas unterschiedliche Mengen in den Wellenstoff eindringen und deshalb die Restmengen leicht differieren. Wird weniger Klebstoff angeboten (2. Fall), so ist die Restmenge entsprechend kleiner. (Hinweis: Die Auftragsmengen 6 bzw. 8 g/m² beziehen sich auf den Feststoffanteil des Klebstoffs, die im Diagramm dargestellten Restmengen auf den Wasseranteil im Klebebereich!). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 33 (63) Abbildung 18: Eindringvorgänge bei Variation von Wellenstoff (Sorten W6, W6, W7, W6f), B-Welle und Klebstoffmengen von 6 - 8 g/m². Hinweis: Die Abkürzungen in der Legende des Diagramms bedeuten: • • • • K1 - Klebstoff Nr. 1, W6 – Wellenstoff Nr. 6, W6f – Wellenstoff Nr. 6 befeuchtet T3 – Deckliner ist Testliner Nr.3, B(x) – B-Welle mit Kleberauftragsmenge x Ergänzend sind in der nachfolgenden Tabelle die aufgenommenen Feuchtemengen nach 260 ms (Gelierzeit an der Riffelwalze) zusammengefasst. Welle Decke Rest im Zwischenraum Variation der Tortuosität W6- B(8) g/m² % 2,0 2,5 2,2 2,1 7,8 W6- B(6) g/m² % 2,0 2,5 2,2 2,1 4,8 W7- B(8) g/m² % 2,5 2,2 2,2 2,1 7,4 W6f- B(8) g/m² % 1,3 1,3 2,2 2,2 8,5 Die Tortuosität von Papieren wird z.B. durch die eingesetzten Faser- und Füllstoffe beeinflusst. Für Liner können diese Skalierungswerte etwa im Bereich zwischen 2 und 3 angenommen werden. Im Variationsbeispiel (Abbildung 19) wurden die Tortuositäten für beide Liner in den Stufen 2, 2.5 und 3 variiert (Details siehe Legende). Erwartungsgemäß ergibt sich für beide Liner eine schnellere Penetration für kleinere Tortuositätswerte. Der Klebstoff kann dann schneller eindringen. Auch die Restmengen sind dann für kleine Werte (Fall 3: 2 – 2, grüne Kurven) kleiner als für große Werte (Fall 5: 3 – 3, rosa Kurven). Die Diagrammkurven zeigen vor allem die qualitativen Unterschiede bezüglich der Eindringtiefen und der Restmengen bei diesen Abstufungen der Tortuosität. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 34 (63) Abbildung 19: Eindringvorgänge bei Variation der Tortuosität für Welle (2.5, 2.0, 3.0), und Decke (2.5, 2.0, 3.0) Hinweis zur Legende: Alle Rechnungen mit Kleber 5, Wellenstoff 6, Testliner 1; Zahlen: angenommene Tortuosität von Welle bzw. Decke Ergänzend sind in der nachfolgenden Tabelle die aufgenommenen Feuchtemengen nach 260 ms (Gelierzeit an der Riffelwalze) zusammengefasst. Welle Decke Rest im Zwischenraum Übersicht Riffelwalze T=2,5 / 2,5 g/m² % 1,8 2,3 1,9 1,2 5,3 T=2,0 / 2,5 g/m² % 2,3 2,8 1,9 1,2 4,8 T=2,0 / 2,0 g/m² % 2,3 2,8 2,3 1,5 4,4 T=3,0 / 2,5 g/m² % 1,5 1,9 1,9 1,2 5,6 T=3,0 / 3,0 g/m² % 1,5 1,9 1,6 1,0 5,9 Die Ergebnisse der zahlreichen Variationsrechnungen können hier nicht alle abgebildet werden. In der folgenden Tabelle ist deshalb eine verbale Einschätzung bezüglich der qualitativen Wirkung einiger Parameter an der Riffelwalze zusammengefasst. Konkrete Aussagen für einzelne WPA sind nur möglich, wenn die jeweiligen Parameter für Liner, Klebstoff und Prozess bereitgestellt und dann in den realen Grenzen variiert werden. Tabelle 13: Einschätzung der Wirkung ausgewählter Parameter auf das Eindringverhalten der Klebstoffe an der Riffelwalze Variiert Einschätzung Klebstoffmengen Kurven für Liner identisch, nur Gesamtmengen und Reste unterscheiden sich. Hohe Mengen führen zu größeren Resten, zu kleine Mengen zum (fast) vollständigen Eindringen und damit zu ungenügender Verklebung. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Klebstoffart (Viskosität) Wellenart Kontaktwinkel Decke Tortuosität Porenanteil Porenradius Geliertemperatur Druck1/Zeit1 (Leimauftragswalze) Druck2/Zeit2 (Presswalze bzw. Band) Seite 35 (63) Deutliche Unterschiede in Eindringtiefen und Restmengen. Klebstoffsorten bringen mit gewählten Parametern deutliche Unterschiede; bei Klebstoff 5 bleibt wegen der größeren Viskosität eine größere Restmenge. Kurve für Liner identisch, nur Gesamtmengen und Reste unterscheiden sich. Unterschiede werden auch quantitativ sichtbar, vor allem Unterschied zwischen <90° und >=90°. Für höhere Kontaktwinkel penetriert der Klebstoff nur in den „Andruckphasen“. Deutliche Unterschiede für verschiedene Liner als Decke, Welle natürlich identisch, aber auch Restmengen dann unterschiedlich! Einfluss sehr deutlich sichtbar. Hohe Werte führen zu größeren Restmengen! Kurve für Liner identisch, nur Gesamtmengen und Reste unterscheiden sich (Zusammenhänge sind komplex). Geringere Porositäten führen zu größeren Restmengen. Interessante Variationen mit deutlichen Unterschieden; geringere Porenradien führen zu langsameren Eindringen in Welle und Decke und damit zu größeren Restmengen. Kurven bis zur niedrigsten Geliertemperatur „identisch“; Prozess bricht früher oder später ab; geringe G-Temperaturen führen zu größeren Restmengen im Klebespalt. Unterschiede sind klar sichtbar, auch quantitativ; Auswirkungen natürlich nur auf Welle! Kürzere Zeiten und geringe Drücke führen zu größeren Restmengen. Unterschiede sind klar sichtbar, auch quantitativ; Auswirkungen auf Welle und Decke! Kürzere Zeiten und geringe Drücke führen wieder zu größeren Restmengen. Zur quantitativen Charakterisierung der Ergebnisse dienen folgende Angaben: Die Zeiten für das Eindringen der Klebstoffe in die Liner sind durch das Erreichen des Gelierpunktes begrenzt. Dieser wird an der Riffelwalze 250 bis 300 ms nach Beginn des Klebstoffauftrages erreicht, am Kaschierwerk je nach Bauform etwa 500 bis 700 ms nach dem Leimwerk. Die Eindringvorgänge spielen sich also im ms-Bereich ab. Die Eindringtiefen für den flüssigen Anteil des Klebers betragen typischer Weise je nach Anpressdruck und Liner- bzw. Klebstoffeigenschaften zwischen 20 und 60 µm. Geringere Werte gelten vor allem dann, wenn der Kontaktwinkel zwischen Klebstoff und konkretem Liner ≥ 90° beträgt, da dann ein Eindringen nur in den Phasen erfolgt, in denen ein äußerer Druck anliegt. Die in die Liner übertragenen Feuchtemengen schwanken im Bereich von 1% bis 10% Feuchtezuwachs im Papier. Insbesondere die höheren Werte können im Prozessablauf zwischen Riffelwalze und Kaschierwerk zu einer deutlichen Dehnung der „einseitigen Wellpappe“ führen und damit Spannungen in die Wellpappe eintragen, die später zu Planlageabweichungen führen. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Kaschierwerk Variation der Wellenart und der Klebstoffmengen Seite 36 (63) Für den Bereich des Kaschierwerks wurden Penetrationsvorgänge bei variierender Wellenart (B, E, F) und unterschiedlichen Klebstoffmengen (5 bis 9 g/m²) berechnet (Abbildung 20). Aus dieser Abbildung ist folgendes ersichtlich: • Die Penetration in Welle und Decke verläuft deckungsgleich bis auf die unterschiedlich lang vorrätigen Klebstoffmengen. Im Diagramm zu sehen sind deshalb nur doch die beiden letzten Kurven zu B(7) und F(7), d.h. BWelle mit 7g/m² und F-Welle mit 7g/m². • Bezüglich der Restmengen ist zu sehen, dass wegen der unterschiedlichen Auftragssituationen und Mengen die Klebstoffe unterschiedlich lange reichen. Im vorliegenden Fall sind für die Fälle 3 (F-Welle, 9g/m²) und 5 (FWelle, 7g/m²) zu wenig Klebstoff vorhanden, so dass die Restmengen bereits vor Erreichen des Gelierpunktes auf „Null“ gehen. Eine für den Klebevorgang ausreichende Restmenge liegt nur für den Fall 4 (B-Welle, 7g/m²) vor. (Hinweis: Die Auftragsmengen 5, 7, und 9 g/m² beziehen sich auf den Feststoffanteil des Klebstoffs, die im Diagramm dargestellten Restmengen auf den Wasseranteil im Klebebereich!) Abbildung 20: Eindringvorgänge bei Variation von Wellenart (B, E, F) und Klebstoffmenge (5, 7, und 9 g/m²) Hinweis zur Legende: Alle Rechnungen für Kaschierwerk mit Kleber 4, Wellenstoff 7, Kraftliner 4; variiert: Wellenart (Klebermenge) Ergänzend sind in der nachfolgenden Tabelle die aufgenommenen Feuchtemengen nach 600 ms (Gelierzeit am Kaschierwerk) zusammengefasst. Welle Decke Rest im Zwischenraum Kaschierwerk Variation des Porenradius g/m² 2,5 4,4 0,6 B(5) % 2,3 3,8 E(7) g/m² % 3,7 3,3 6,4 5,5 0,4 F(9) g/m² % 5,5 4,4 8,5 7,1 0 B(7) g/m² % 2,5 2,3 4,4 3,8 3,6 F(7) g/m² % 4,2 3,8 6,3 5,4 0 In diesem Variationsbeispiel am Kaschierwerk wurden der Porenradius für beide Liner variiert (Abbildung 21). Für die Welle in den Stufen r=2.2, 1.5, 2.8, für die Decke mit r=1.9, 1.4, 2.3 (Details siehe Legende). Die Kurven zeigen deutlich die Abstufungen in der Eindringgeschwindigkeit und im Verbrauch. Die Eindringkurven für Welle und Decke zeigen ein schnelles Eindringen jeweils PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 37 (63) bei großen Porenradien. Bezüglich der Restmengen zeigt sich die Abstufung der einzelnen Kombinationen mit dem minimalen Rest für (rW=2.8, rD=2.3, rosa Kurve) und dem maximalen Rest für (rW=1.5, rD=1.4, grüne Kurve). Abbildung 21: Eindringvorgänge bei Variation des Porenradius für Welle (2.2, 1.5, 2.8), und Decke (1.9, 1.4, 2.3) Hinweis zur Legende: Alle Rechnungen für Kaschierwerk mit Kleber 3, Wellenstoff 6, Testliner 2; variiert: Porenradius Welle – Decke (in µm) Ergänzend sind in der nachfolgenden Tabelle die aufgenommenen Feuchtemengen nach 600 ms (Gelierzeit am Kaschierwerk) zusammengefasst. Welle Decke Rest im Zwischenraum Übersicht Kaschierwerk r= 2,2 / 1,9 g/m² % 2,8 3,4 4,2 4,3 3,6 r= 2,2 / 1,4 g/m² % 2,8 3,4 3,1 3,3 4,6 r= 1,5 / 1,4 g/m² % 2,1 2,7 3,1 3,3 5,2 r= 2,2 / 2,3 g/m² % 2,8 3,4 5,0 5,1 2,7 r= 2,8 / 2,3 g/m² % 3,3 4,0 5,0 5,1 2,2 In der folgenden Tabelle 14 ist eine verbale Einschätzung bezüglich der qualitativen Wirkung ausgewählter Parameter am Kaschierwerk zusammengefasst. Die Wirkung einiger Parameter ist mit der an der Riffelwalze naturgemäß sehr vergleichbar. Auf die Unterschiede wird kurz hingewiesen. Tabelle 14: Einschätzung der Wirkung ausgewählter Parameter auf das Eindringverhalten der Klebstoffe am Kaschierwerk Variiert Einschätzung Klebstoffmenge Kurven für Liner identisch, nur Gesamtmengen und Reste unterscheiden sich, solange die Klebstoffmenge ausreicht. Hohe Mengen führen zu größeren Resten, zu kleine Mengen zum (fast) vollständigen Eindringen und damit zu ungenügender Verklebung. Kurve für Liner identisch, nur Gesamtmengen und Reste unterscheiden sich, solange die Klebstoffmenge reicht. Die Modelle können zur Optimierung der benötigten Mengen helfen. Qualitativ analog Riffelwalze Wellenart Porenanteil PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Einschätzung der Feuchteänderung auf der Brücke Seite 38 (63) Porenradius Qualitativ analog Riffelwalze Tortuosität Qualitativ analog Riffelwalze Geliertemp. Qualitativ analog Riffelwalze Druck1/ Zeit1 Unterschiede geringer als bei Riffelwalze; vor allem wirkt die Zeit wegen der geringen Drücke sehr wenig; niedrigerer Druck führt naturgemäß zu größeren Restmengen. Druck2/ (Zeit2) Nur Druckvariation sinnvoll; Zeit wird durch G-Temp bestimmt; niedrigerer Druck führt wieder zu größeren Restmengen. Zur Abschätzung von Spannungen, die beim Kleben in die Wellpappen eingebracht werden, sind u.a. die Feuchtegehalte im Moment des Klebens von Bedeutung. Ein entscheidender Prozessabschnitt zur Einschätzung der Situation am Leim- bzw. Kaschierwerk ist der Feuchteabfall auf der Brücke. Gemäß der Berechnungen zur Trocknung im Abschnitt 8 (AP9) lässt sich dieser grob abschätzen. Unter der Annahme, dass die Prozesszeiten zwischen Riffelwalze und Leimwerk je nach Situation zwischen 1 und 2 Minuten liegen, zeigt Abbildung 22 den Feuchteabfall in den Linern in 4 Varianten. In den Beispielen ist jeweils eine Gleichgewichtsfeuchte der Liner von 7% angenommen und ein gemäß der Penetrationsmodelle realistischer Feuchtezuwachs an der Riffelwalze von 2%, 3%, bzw. 5% bei typischen Halbwertszeiten τ für die Trocknung zwischen 4 und 12 Minuten. Aus dem Diagramm wird ersichtlich, dass in den betrachteten Zeiträumen nur ein geringer Feuchteabfall anzunehmen ist. Die aus der Praxis bekannten teilweise deutlichen Unterschiede im Verhalten der Wellpappen bei unterschiedlichen Verweilzeiten auf der Brücke müssen also noch durch andere Effekte überlagert werden. Denkbar wäre hier z.B. ein Wechsel von elastischen zu plastischen Verformungen durch längere „Liegezeiten“. Abbildung 22: Abgeschätzter Feuchteabfall der Liner im Bereich der Brücke nach unterschiedlichen Feuchteeinträgen, ausgehend von einer Gleichgewichtsfeuchte von 7%. Die jeweiligen Ausgangsfeuchten u0 (nach Riffelwalze) und die Halbwertszeiten tau sind in der Legende ersichtlich PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe 8 Seite 39 (63) Trocknungs modell Modellentwicklu ng zum Feuchteverhalten der Liner im Trocknungsprozess Zunächst wurde aus der Literatur eine Formel zur Beschreibung des Trocknungsverhaltens von Papieren/Linern abgeleitet. Aus Trocknungsversuchen konnten dann die erforderlichen Parameter bestimmt und somit der Wasserhaushalt der Liner in den prozessrelevanten Zeiten abgeschätzt werden. Theorie und DGL Zu Trocknungs- und Verdunstungsproblemen wurden in der Literatur drei für den vorliegenden Fall interessante Ansätze gefunden [46], [47], [48]. In der Dissertation von Funk [48] wurden Feuchteeigenschaften poröser Baumaterialien theoretisch untersucht. Übertragen auf die Prozesse im Papier lässt sich daraus folgend der Vorgang des Feuchteausgleichs durch eine gewöhnliche Differentialgleichung (DGL) beschreiben: (4) mit u(t) – absoluter Feuchtegehalt im Papier im Zeitverlauf u0 – absolute Papierfeuchte zum Startzeitpunkt ueq – Gleichgewichtsfeuchte des Papiers gemäß Klimabedingung th – „Halbwertszeit“ des Feuchteausgleichs. Formal entspricht Formel (4) einer einfach lösbaren linearen DGL der Form (5) mit der Anfangsbedingung u(t0) = u0 , t0 = 0 , so dass die Lösung u(t) leicht bestimmt werden kann, nämlich (6) Die Formel beschreibt den zeitlichen Verlauf des Feuchteinhalts von einer beliebigen Ausgangssituation zum umgebungsbestimmten Gleichgewicht. Deutung der Lösung Zunächst sei festgestellt, dass sich die in Formel (8) benötigten Parameter u0, ueq und tn messtechnisch leicht bestimmen lassen, wobei ueq und tn abhängig von der jeweiligen Papier- bzw. Linersorte seien werden. Gleichung (6) läuft dann auf einen im folgenden Diagramm dargestellten Zusammenhang hinaus. Dabei sind hier die 2 möglichen Fälle dargestellt, nämlich dass erstens die Gleichgewichtsfeuchte ueq wie in den meisten Fällen niedriger als die Papierfeuchte u0 in t0 ist. Zweitens kann diese in einigen Fällen (sehr hohe Luftfeuchte) auch höher als die Feuchte u0 sein, die hier im Beispiel nach Befeuchtung mit 12% angenommen wurde. Gemäß Umgebungsfeuchten sind bei dem Beispiel die Gleichgewichtsfeuchten ueq mit 8% bzw. 14% angenommen. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 40 (63) Abbildung 23: Übergangskurven zum Feuchtegleichgewicht Wie Formel (6) zeigt, hängt die Geschwindigkeit des Feuchteangleichens von der Differenz (ueq – u0) und der „Halbwertszeit“ th ab. Im folgenden Absatz sind einige Messergebnisse für diese Werte angegeben. Messergebnisse Es wurden zahlreiche Trocknungsmessungen durchgeführt, bei denen verTrocknungsschiedene Liner mit Wasser bzw. Stärkeklebstoff befeuchtet wurden. Auch die versuche dabei aufgetragenen Mengen wurden variiert. Qualitativ wurden dabei stets sehr ähnliche Ergebnisse erhalten, die denen von Abbildung 23 entsprechen. Die Unterschiede zwischen den Liner waren vernachlässigbar gering. Da für das Projekt vor allem das Klebstoffverhalten interessiert, werden dazu im weiteren beispielhaft Ergebnisse wiedergegeben. So bilden die folgenden Diagramme das typische Trocknungsverhalten der Liner nach Klebstoffauftrag über unterschiedliche Zeiträume ab. Abbildung 24 zeigt, dass bis zum Erreichen des Gleichgewichtszustandes erwartungsgemäß sehr viel Zeit vergeht. Aus solchen Langzeitmessungen können aber gleichzeitig auch die „Halbwertszeiten“ th bestimmt werden. Abbildung 24: Trocknungsverläufe für einige Befeuchtungsfälle bis zu einer Zeit von ca. 1:45 h PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 41 (63) Abbildung 25: Trocknungsverläufe bei Langzeitbeobachtung bis zu einer Zeit von ca. 16 h Beispielhaft wurden aus den Messungen für 2 Liner die „Halbwertszeiten“ des Trocknungsverlaufs bestimmt. Untersuchte Prozessschritte Versuch Klebstoff-Auftragsmenge Halbwertszeit Wellenstoff, Fall 1 14 % ca. 33 min Wellenstoff, Fall 2 25 % 52 – 60 min Bezüglich der Prozessuntersuchung bei der Leimung der Wellpappenliner sind die Abschnitte kurz vor dem Kleben interessant, da sich Dehnungen im Papier dort evtl. auf spätere Planlageabweichungen auswirken. Dabei wird der Zeitraum zwischen Abrollung der Welle und der Riffelwalze nur wenige Sekunden dauern, der Zeitbedarf zwischen Riffelwalze und Klebung im Kaschierwerk wird ca. 1 Minute betragen. Insofern sind für die Trocknungsvorgänge „vor dem Kleben“ nur solche kurzen Intervalle zu untersuchen. Aus den oben dargestellten Trocknungskurven und den ermittelten Halbwertszeiten ergeben sich für diese für den Prozess relevanten kurzen Zeiträume im Umgebungsklima folgende Abschätzungen für die „Trocknungsraten“. Tabelle 15: Trocknungsraten der eingetragenen Feuchte in %, bezogen auf die Papier- bzw. Linermasse, d.h. in Feuchte-% des Gesamtpapiers Auftragsmenge Halbwertszeit 5% 5% 10% 10% 14% 14% 25% 9 min 12 min 16 min 20 min 25 min 33 min 55 min PTS-Forschungsbericht Nach 30 Nach 1 Nach 2 Mi- Nach 3 MiSekunden Minute nuten nuten Trocknungsrate = xx % Feuchteverlust nach dem jeweils angegebenem Zeitraum 0,19 0,37 0,71 1,03 0,14 0,28 0,55 0,80 0,21 0,42 0,83 1,22 0,17 0,34 0,67 0,99 0,19 0,38 0,76 1,12 0,15 0,29 0,58 0,85 0,16 0,31 0,62 0,93 www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 42 (63) Die Trocknungsraten im Bereich 0,1 bis maximal ca. 1% zeigen, dass die Feuchteänderungen der Liner im Prozessdurchlauf nahezu zu vernachlässigen sind. Mit diesen Abschätzungen ist es aber potenziell möglich, auch diesen Sachverhalt in Simulationsrechnungen zur Planlage einzubeziehen. Übertragung Die dargestellten theoretischen und praktischen Ergebnisse zur Trocknung von der Ergebnisse Linern in Umgebungsklimata können dazu dienen, auf WP-Prozess • das Trocknungsverhalten der Liner im Prozess nach einer Befeuchtung oder einer Erwärmung abzuschätzen und das eintretende Dehn- bzw. Schrumpfungsverhalten daraus zu berechnen, • die zeitlichen Abläufe bezüglich der Feuchteänderungen im Lager besser einzuschätzen, • Vorgänge zur Trocknung bzw. Änderung im Wassergehalt in der Wellpappe besser zu verstehen. Zusammenfassende Aussagen speziell zum Trocknungsvorgang auf der Brücke sind im Abschnitt 7.2 (Varianten des Penetrationsmodells) dargestellt. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe 9 Wellpappenmodell 9.1 Modellaufbau Vorgehen Seite 43 (63) Zur Berechnung der Planlage wurde ein Finite-Elemente-Modell zur numerischen Simulation des Verhaltens von Wellpappe unter mechanischen Belastungen mit besonderer Berücksichtigung des Feuchtdehnungs- bzw. Trockenschrumpfungs-Verhaltens und daraus resultierender Deformationen aufgebaut. Dazu wurde ein geometrisch parametrisiertes Modells einer Wellpappenstruktur verfügbar gemacht und in das FE-Programmpaket LS-DYNA importiert. Für jede der drei Komponenten Außendecke, Welle, Innendecke wurde ein homogenes Materialgesetz zu Grunde gelegt, das jeweils Orthotropie berücksichtigt (mesoskopische Betrachtungsweise), ggf. unter Berücksichtigung von Abweichungen der mittleren Faserrichtung von der Maschinenrichtung oder anderer Unsymmetrien. Die maßgebenden Parameter in den verwendeten Materialmodellen wurden identifiziert, bzw. für weniger wichtigere Kennwerte abgeschätzt. Aufbau FEModell Zur Berechnung von Dehnungs-, Biegungs- bzw. Verwindungseffekten infolge mechanischer Belastungen, z. B. induzierte Feuchtedehnungen, Temperaturänderung und Krafteinwirkungen, wurde ein digitales mesomechanisches Modell von Wellpappe geschaffen, das insbesondere im Rahmen der Finite-ElementMethode verwendet werden kann. Die Erzeugung der Geometrie ist durch einen Algorithmus, der in der Programmiersprache Python direkt über die Form der Herstellung eines FE-Netzes umgesetzt wurde, vollständig parametrisiert. Damit sind grundsätzlich beliebige Abmessungen und Aufbauten möglich. Für Beispielrechnungen wurde ein Aufbau bestehend aus Decklage, Welle und Innenlage gewählt. Grundsätzlich können die Lagen untereinander durch eine Kohäsivverbindung miteinander verknüpft werden. Als Beispiel wurde eine starre Verbindung gewählt. Die Lagen können durch finite Schalen- oder Volumenelemente repräsentiert werden. Zur Berechnung von Biegedeformationen an etwa handgroßen Ausschnitten von Wellpappe wird die Vernetzung durch zwei Volumenelemente in Dickenrichtung je Lage empfohlen, insbesondere um lagenweise initiale innere Biegespannungszustände vorgeben zu können. Zur Gewährleistung der starren Verbindung sollte die Anzahl der Volumenelemente in Längs- und Breitenrichtung in jeder Lage gleich sein. Darüber hinaus sollte sie in Längsrichtung innerhalb einer halben Welle (von Wellental zu Wellenberg) ganzzahlig sein (s. Abbildung 26). Für die Wahl des Materialmodells stehen bereits im LS-Dyna-Lieferumfang zahlreiche temperaturabhängig parametrisierte orthotrope Formulierungen zur Verfügung. Abbildung 26: FE-Netz Wellpappe in LS-Dyna (links), Probe einwelliger Wellpappe mit Kontakt zur Unterlage (rechts) PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 44 (63) Berechnung Deformationen Zur Berechnung von Deformationen bei weiterer Klimatisierung ausgehend von einem in mechanischer Hinsicht zu charakterisierenden Anfangszustand der fertigen Wellpappe zum Zeitpunkt Null, also bei Austritt unmittelbar aus der Wellpappenanlage, wird ein temperaturabhängig parametrisiertes orthotropes elastisches Materialverhalten berücksichtigt. Die nicht oder sehr schwer durch Messung zu bestimmenden Parameter der Orthotropie, wie Schubmoduli oder Poissonzahlen werden im Rahmen der Literatur entnommener typischer Wertebereiche geschätzt. Für die hier angestrebten Untersuchungen von Biegedeformationen, die sich in Folge mechanischer Belastungen außerhalb der Herstellungsprozesse Umformen der Lagen bzw. Urformen der Wellpappe einstellen, werden insbesondere Elastizitätsmoduli und Dehnkoeffizienten maßgebend. Der Einfluss vorangehender Prozessschritte auf nachträgliche Biegedeformationen kann unmittelbar durch die Berücksichtigung eines lagenweise zu differenzierenden initialen inneren Spannungszustands erfasst werden. Durch diese Vorspannungen in jeder Einzellage zum Zeitpunkt Null, die zunächst nicht unmittelbar sichtbar zu Biegedeformationen führen können, wird der Werkstoff dahingehend hinreichend charakterisiert. Berechnet werden können diese Spannungen aus den Höhen der Durchbiegungen, die sich bei einzelner Betrachtung der Lagen zum Zeitpunkt Null einstellen würden. Die Parametrisierung der Temperaturabhängigkeit im Materialgesetz wird zur Abbildung der Feuchteabhängigkeit der Materialparameter des Papiers verwendet. System Lagerung/Belastung Betrachtet werden etwa handgroße Proben einwelliger Wellpappen, nachfolgend als Verbund bezeichnet, die auf einer Unterlage liegen. Zu dieser Unterlage hin gelten Kontaktbedingungen ohne Reibung. Berechnet werden soll die Biegung, die sich durch Feuchteänderung innerhalb einzelner Lagen im Verbund ergibt (s. Abbildung 26, rechts). Überlagert werden dazu folgende Einflüsse (vgl. Tabelle 16): Biegung des Verbunds in Folge 1. Vorspannung innerhalb jeder Lage (si), ermittelt aus Biegung (Biegespannung)/ Dehnung (Normalspannung) jeder Einzellage zum Zeitpunkt Null 2. Längs- und Breitendehnung der Einzellagen wegen Feuchteänderung (∆FG) Als Biegung wird die Anhebung (positiv) bzw. fiktive Senkung (negativ) von Rändern bzw. Ecken gegenüber der Unterlage bzw. der Probenmitte bezeichnet. Der Einfluss aus 2. verursacht ausschließlich im Verbund wegen unterschiedlicher Dehnung der Einzellagen eine Biegung, nicht aber wenn die Lagen einzeln vorlägen. Längere Zeit in einem Werkstoff vorliegende Spannungen können sich begünstigt durch den Einfluss von Wärme und Feuchte verringern. Diese Einflüsse aus Kriechen bzw. Relaxation werden nicht berücksichtigt Tabelle 17 und Tabelle 18 geben einen Überblick zu Eingangs- und Zielgrößen für das Finite-Elemente-Modell und das im nächsten Abschnitt zum Zwecke der Validierung untersuchte vereinfachte analytische Modell (Balkenmodell). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 45 (63) Modellparameter Tabelle 16: Relevante Parameter und Effekte bei einer Biegung des Verbundes zwischen Zeitpunkt t = 0 u n d t = 1 Eingangsgrößen Tabelle 17: Übersicht der Eingangsgrößen Zielgrößen Tabelle 18: Zielgrößen/Modellanwendungen für Balken- und FE-Modell Parameter Einheit Decklage Welle Innenlage Geometrie - Länge mm x x x - Breite mm x x x - Dicke mm x x x - Wellenteilung und -höhe mm x Mechanische Materialeigenschaften - Elastizitätsmodul E (MD, CD, ZD*) MPa x x x - Schubmodul* (MD, CD, ZD) MPa x x x - Querdehnzahl* (MD, CD, ZD) x x x Abweichung der Materialrichtung (aus TSO) ° x x x Vorspannung (innere Spannung) MD, CD N/mm² x x x Feuchtdehnung x x x % - Feuchtegehaltsänderung ∆FG 1/% x x x - Feuchtedehnungskoeffizient b (MD, CD, ZD*) mit *) gekennzeichnete Größen wurden für das FE-Modell abgeschätzt. Diese werden für das vereinfachte analytische Modell (Balkenmodell) nicht benötigt. Balkenmodell Planlageabweichung wMD und wCD in jeder Richtung separat PTS-Forschungsbericht FE-Modell Erfassung von Verformungen und Beanspruchungszuständen an virtueller 2D- o. 3D-Geometrie zeitlich und örtlich aufgelöst. (u. a. Planlageabweichungen wMD und wCD in beiden Richtungen gleichzeitig) Berücksichtigung zeitlich veränderlicher Einwirkungen (Simulation eines Prozesses möglich) Berücksichtigung örtlich aufgelöster Einwirkungen (nicht nur Differenzierung zwischen den Lagen, sondern auch innerhalb der Lagen) Überlagerung mehrerer Effekte mit Überschreitung des Bereiches elastischer Dehnungen (bleibende Verformungen im spannungslosen Zustand) www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe 9.2 Seite 46 (63) Modellvalidierung nach B alkentheorie Vorgehen Zur weiteren Modellverfeinerung und -verbesserung erfolgten eine Anpassung des Wellpappenmodells an die aus Messungen ermittelten Werte für die Materialparameter sowie eine Berücksichtigung der Randbedingungen für mechanische Belastungen und Feuchteverteilungen. Die Messungen aus AP3, die zur Bestimmung der Zahlenwerte für die in AP6 identifizierten Materialparameter dienten, lieferten gültige Wertebereiche, innerhalb derer später in Variantenrechnungen Parametereinflüsse untersucht wurden. Für geeignete Fälle wurde die in mechanischer Hinsicht fehlerfreie Funktionsweise des erstellten digitalen, mesomechanischen Finite-Elemente-Modells von Wellpappe durch die Balkentheorie belegt (Modellvalidierung). Es erfolgten dann Variantenrechnungen, bei welchen die Auswirkungen der im Modell erfassten Parameter auf das Planlageverhalten bewertet wurden. Validierung nach Balkentheorie Für repräsentative Sonderfälle bei der Berechnung von Dehnungs-, Biegungsbzw. Verwindungseffekten mit Hilfe des digitalen mesomechanischen FiniteElement-Modells von Wellpappe infolge induzierter Feuchtedehnungen wird die in mechanischer Hinsicht fehlerfreie Funktionsweise durch die Balkentheorie belegt. Grundlage der Betrachtungen ist unter Ausnutzung der Symmetrie der Kragbalken mit dreiteiligem Querschnitt (s. Abbildung 27). Die Wellpappenprobe wird entweder in Quer- (CD-) Richtung oder Längs- (MD-) Richtung mit ihrer dabei jeweils halben vorliegenden Probenlänge als Balken betrachtet. Durchbiegungen in die senkrecht dazu befindliche Richtung dürfen nicht gleichzeitig auftreten, bzw. werden zu Zwecken des Vergleichs in der numerischen Berechnung verhindert. Alle Querschnittsteile sind starr miteinander verbunden. Prinzip Kragbalken Abbildung 27: Kragbalken mit dreiteiligem in Querrichtung wirksamen Querschnitt Berechnung Durchbiegung Mit Hilfe der Gleichung der Biegelinie für den Kragbalken auf der Grundlage eines konstanten Belastungsmoments kann die zugehörige Durchbiegung u. a. am Balkenende (entspricht dem Rand der Wellpappenprobe) berechnet werden (s. Abbildung 28). Die für die Berechnung erforderlichen Geometrie-, Materialund Belastungs-Kenngrößen wurden in einem interaktiven Skript (Excel-Format) zusammengestellt. In diesem wird zudem gleichzeitig jeweils ein Maß für die Balkenbiegungen entlang beider getrennt voneinander zu betrachtenden Richtungen angegeben. Abbildung 29 zeigt dieses Skript mit den Eingabe- und Ergebnisgrößen exemplarisch für ein später experimentell untersuchtes Wellpap- PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 47 (63) penmuster (s. Abschnitt 8). Biegelinie Abbildung 28: Gleichung der Biegelinie für den Kragbalken aus konstantem Belastungsmoment über die Balkenlänge Berechnungsskript Biegung Wellpappe Legende: Input Output J. Matheas Länge der Probe in mm Breite der Probe in mm Dicke der Probe in mm Wellenteilung in mm Wellenhöhe 600 (WP-MD) 600 (WP-CD) 3,72 7,90 3,30 Abschnitt für Geometrie der Wellpappenprobe (Wellenhöhe ergibt sich aus Dicke der Probe minus Dicken von Deck- und Innenlage) Werkstoffkenngrößen Dicken Elastizitätsmoduli Feuchtedehnkoeffizienten Abschnitt für d in mm Equer in N/mm² b_quer b_längs in 1/% in 1/% Werkstoffkenngrößen jeder einzelnen Lage 0,21 0,19 0,21 Decklage (+) Welle Innenlage (-) 1260 1391 1133 Elängs in N/mm² 2539 2853 2569 Feuchtedehnungen im Verbund in % -1,0 0,0 0,0 Anhebung von Rändern bei entweder 1. Ansicht der Länge Anhebung 3,83 mm oder 2. Ansicht der Breite Anhebung 3,62 mm 0,0003 0,0003 0,0003 (Eingabe von Materialdicken des Ausgangsmaterials, der Elastizitätsmoduli und Feuchtedehnkoeffizienten jeder Lage) Dehnungen aus inn. Spg. im Verbund squer slängs in N/mm² in N/mm² Decklage (+) 1,0000 0,0000 Welle 0,0000 0,0000 Innenlage (-) 0,0000 0,0000 Feuchteändg. Decklage (+) Welle Innenlage (-) 0,00114 0,00149 0,00123 Abschnitte für Neigung zur Längsdehnung jeder einzelnen Lage wegen Feuchteänderung und frei werdenden inneren Spannungen (Eingabe der individuellen Feuchteänderung und inneren Normalspannungen jeder Lage) 3,83 0,00 0,00 Ergebniszeile für einen balkenförmigen 0,00 Streifen in Proben-Längsrichtung 11,92 -8,30 0,00 Ergebniszeile für einen balkenförmigen 0,00 Streifen in Proben-Querrichtung Abbildung 29: Interaktives Skript (Excel-Format) zur Berechnung von Balkenbiegungen für einseitige oder einwellige Wellpappe aus der Neigung zur Längsdehnung jeder einzelnen Lage aufgrund einer Feuchteänderung und frei werdender innerer Spannungen exemplarisch für einen der untersuchten Aufbauten (Aufbau TL-HPF-TL) Feuchtegehalts- Die Feuchtegehaltsänderung einer jeden Einzellage ergibt sich dabei aus der änderung Änderung des Zustandes beim Verkleben zu dem jeweiligen Zustand der Lage- rung (s. Abbildung 30). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 48 (63) Abbildung 30: Beispiel zur Erklärung der im Modell beschriebenen Feuchtegehaltsänderung Modellvergleich Abbildung 31 zeigt die Modellergebnisse für eine einwellige Wellpappe der Abmessungen 120 x 120 mm². Sowohl mit dem FE-Wellpappen-Modell aus Arbeitspaket 6 als auch nach der Balkentheorie wurde jeweils eine Durchbiegung in Querrichtung berechnet, die sich ohne Vorspannungen ausschließlich durch eine Feuchteänderung der Decklage (Außendecke AD) einstellt. Im FE-Modell wurde dazu die Möglichkeit der Biegung in Längsrichtung unterbunden. Nach den beiden Berechnungsverfahren wird für die Durchbiegung mit genannten Randbedingungen der gleiche Wert mit einer Abweichung von <3% berechnet. Zum Nachweis der Modellvalidität wurde ein weiteres analytisches Modell für Vergleichsrechnungen eingesetzt [49], wodurch die Richtigkeit der Annahmen zusätzlich bestätigt wurde. Für alle untersuchten Fälle zeigte sich damit eine gute Übereinstimmung der Ergebnisse. Abbildung 31: Vergleich der Modellergebnisse für drei Vergleichsfälle 1) B-Welle, Abmessung LxB 120x120 mm², ∆FGAD 4% 2) B-Welle, Abmessung LxB 100x200 mm², ∆FGAD 4% 3) E-Welle, Abmessung LxB 100x200 mm², ∆FGAD 4% PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe 9.3 Seite 49 (63) Variantenrechnungen Variantenrechnungen Variantenrechnungen dienten zu grundlegenden Einschätzungen und zur Ableitung von Aussagen über Papiereigenschaften bzw. Prozessbedingungen, welche die Planlage beeinflussen. Folgende Szenarien wurden bewertet: 1) Wölbung erfolgt jeweils separat in einer Richtung (Die Wölbung CD überwiegt zumeist. Für die Berechnung kann FE- oder Balkenmodell genutzt werden) 2) Planlageabweichungen in CD- und MD- Richtung am Beispiel lagenabhängiger Faserorientierung (Berechnung nur mit FE-Modell möglich). Varianten zu 1 (Planlageabweichung in einer Richtung) Nachfolgende Tabelle zeigt die bei den Variantenrechnungen berücksichtigten Einflussgrößen und Wertebereiche. Neben Probengröße und Wellenform wurden insbesondere die Eigenschaften der Außendecke (AD) im Vergleich zu den als konstant angenommenen Lagen Welle und Innendecke angenommen (für Zustände ohne innere Spannungen). Als Referenzzustand dienten durch Messungen ermittelte Werte für den Aufbau TL-HPF-TL (vgl. Kapitel 8). Tabelle 19: Untersuchte Parameter und Wertebereiche für die Variantenrechnungen (Referenzzustand aus Messung in rot markiert) Einflussgröße Probengröße (Seitenlänge quadratisches Format) [mm] Wellenform Feuchteänderung AD [%] Dehnungskoeffizient CD AD [%/%∆FG] E-Modul AD [MPa] Dicke AD [µm] Einfluss Probengröße Wertebereich 100 .. 600 .. 1000 A, C, B, E, F -2,5 .. -1 .. 0,5 0,08 .. 0,114 .. 0,2 1000 .. 1260 .. 3000 120 .. 212 .. 240 Erwartungsgemäß ändert sich die Planlageabweichung mit dem Quadrat der Bogengröße. Wichtig ist, dass bei kleinen zu erwartenden Abweichungen ausreichend große Proben gewählt werden, so dass die Planlage unter Berücksichtigung der Messungenauigkeit zuverlässig bestimmt werden kann. Abbildung 32: Planlageabweichung in Querrichtung (CD) in Abhängigkeit von der Bogengröße Einfluss Wellenform Je feiner die Welle ist, desto geringer ist deren Gesamtsteifigkeit (Höhe ↓) und umso größer die Planlageabweichung. Die Berechnung wurde mit ∆FG = konst. durchgeführt. Bei Berücksichtigung abweichender Leimaufträge (Anzahl an Leimlinien steigt bei feinen Wellen) fielen die Unterschiede noch größer aus. Abbildung 33: Planlageabweichung in Querrichtung (CD) in Abhängigkeit von der Wellenform PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Einfluss Feuchtedehnung Seite 50 (63) Die Feuchtedehnung jeder Einzellage ergibt sich aus dem Produkt von Feuchtegehaltsänderung und Feuchtedehnungskoeffizient. Diese Größen gehen in der untersuchten Konstellation (nur Feuchteänderung in der Außendecke) linear in die berechnete Wölbung ein und bewirken den deutlich größten Effekt auf die zu erwartenden Planlageabweichungen (bei konstanter Wellenform). Während die Feuchtedehnungskoeffizienten der Einzellagen aus Labormessungen ermittelt werden können, erweist sich eine Bestimmung der Feuchtegehaltsänderung der Einzellagen als problematisch, da insbesondere der Feuchtegehalt der Lagen im Zustand der Verklebung, d.h. irreversiblen Fixierung des Deckenliners mit der einseitigen Welle, i.d.R. nicht zugänglich ist. Abbildung 34: Planlageabweichung in Querrichtung in Abhängigkeit von Feuchteänderung und Feuchtedehnungskoeffizient der Außendecke (Format 600 x 600 mm) Einfluss Linersteifigkeit E-Modul und Papierdicke beeinflussen die Steifigkeit der Einzellagen im Verhältnis zum Beitrag der anderen Lagen. Je steifer der Liner ist (Dicke↑; EModul↑), in dem eine Feuchtegehaltsänderung auftritt, umso größer ist die Auswirkung auf die Planlageabweichung. Im Vergleich mit den durch die Feuchtedehnung verursachten Effekten ist dieser Einfluss im Bereich üblicher Papierdicken und E-Moduli aber als eher untergeordnet anzusehen. Abbildung 35: Planlageabweichung in Abhängigkeit von Dicke (links) und E-Modul (rechts) der Außendecke Varianten zu 2 (Planlageabweichungen in CDund MD- Bei weiteren Modellrechnungen mit dem Finite-Elemente-Modell wurde untersucht, inwieweit sich Abweichungen der Faserorientierung (gekennzeichnet anhand des TSO-Winkels) in den Liner-Lagen (ID, AD) auf das Planlageverhalten auswirken. Tabelle 20 zeigt eine Übersicht der untersuchten Modellvarianten. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Richtung) Seite 51 (63) Tabelle 20: Übersicht Varianten zum Einfluss der Faserorientierung Referenzzustand B-Welle, Format 60 x 60 mm², ∆FGAD 0 .. 4%; TSOAD,ID = 0 Varianten TSOAD ≠ 0 (10°) TSOAD ≠ 0 ; TSOID ≠ 0 (beide 10°, gegensinnig) TSOAD ≠ 0 ; TSOID ≠ 0 (beide 10°, gleichsinnig) Diagonalcurl bei TSO≠0 Nachstehende Abbildung zeigt beispielhaft die Auswirkung einer TSOAbweichung in der Decklage auf das Wölbungsverhalten von Wellpappe: Während sich bei Übereinstimmung der Faserorientierung mit der Längsrichtung eine gleichmäßige Krümmung ergibt (TSO=0, links), tritt bei einer abweichenden Faserorientierung ein Diagonalcurl auf (TSO>0, rechts). Abbildung 36: Wölbung bei TSOAD = 0 (links) bzw. TSOAD =10° (rechts) Einfluss Faserorientierung Abbildung 37 zeigt die berechnete Planlageabweichung in Abhängigkeit von der Feuchtedifferenz in der Außendecke für die untersuchten Fälle. Bei Abweichungen der Faserorientierungshauptrichtung von der WellpappenLängsrichtung (TSO≠ 0) ergibt sich ein Diagonalcurl, bei dem die einzelnen Ecken unterschiedlich stark ausgelenkt sind (Unterscheidung Max- und MinWerte). Die maximalen Auslenkungen sind dann deutlich größer als bei der Referenzvariante. Die größten Planlageabweichungen resultieren, wenn in Innenund Außendecke entgegengesetzt wirkende TSO-Abweichungen vorliegen. Demgegenüber geringere Effekte treten bei gleichsinnig wirkenden TSOAbweichungen in den beiden Decken auf. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass ggf. ein Umrollen einer Linerbahn günstig sein kann. Bei den Berechnungen mit TSO≠ 0 wurden Werte für den TSO-Winkel von jeweils 10° angesetzt, die damit in der Größenordnung der für die untersuchten Rohpapiere gemessenen Werte liegen (Messwerte bis 7°). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 52 (63) Abbildung 37: Planlageabweichung für verschiedene Szenarien der Faserorientierung in Abhängigkeit von der Feuchteänderung in der Außendecke (Format 60 x 60 mm) Schlussfolgeru ngen 9.4 Mit Hilfe der Modellrechnungen ist eine Abschätzung der zu erwartenden Planlageabweichungen infolge wesentlicher Einflussgrößen möglich. Anhand der Modellergebnisse können u.a. folgende Schlussfolgerungen gezogen werden: • Je steifer der Gesamtaufbau der Wellpappe ist (gröbere Wellenformen), desto geringer sind die auftretenden Wölbungen • Bei festgelegter Wellenform stellen Unterschiede der Feuchtedehnung in den einzelnen Lagen den größten Einfluss auf die Planlageabweichungen dar. Diese werden durch die Feuchtedehnungskoeffizienten der Rohpapiere und sowie die Feuchtegehalte der Lagen bei der Verklebung (Ausgangsfeuchte der Rollen, Vorheizung, …) maßgeblich beeinflusst. • Die Steifigkeit der Einzellagen (Dicke, E-Modul) spielt demgegenüber eine untergeordnete Rolle. Die Auswahl von Papieren mit geeignetem Längs-/Querverhältnis ist aber wichtig, da hierdurch auch das richtungsabhängige Feuchtdehnungsverhalten gesteuert wird. • Tritt eine Abweichung der Haupt-Faserorientierung von der Maschinenrichtung auf, so kann dies zu einer deutlichen Ausprägung von Diagonal-Curl führen und damit zu erhöhten Maximalauslenkungen. Dabei ist die Richtung etwaiger TSO-Abweichungen in Außen- und Innendecke wichtig für die Planlageabweichung: gleichsinnige Abweichungen sind bzgl. der zu erwartenden Wölbungen günstiger als gegensinnige. S ys temvalidierung an Wellpappenanlage und Aus wertung der Modellergebnis s e Vorgehen Die Validierung der Modelle erfolgte für die bei den Praxisversuchen erfassten Anwendungsfälle und den dabei aufgenommenen Daten (s. vorheriges Kapitel). Im Rahmen der Systemvalidierung wurde festgestellt, wie gut die entwickelten Modelle in der Lage sind, experimentelle Messdaten zu beschreiben und zu erklären. Die Verifizierung umfasste die folgenden Schritte: • PTS-Forschungsbericht Auswertung der Messdaten bzgl. der Materialcharakterisierung und der ver- www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 53 (63) fügbaren Prozess- bzw. Maschinendaten • Anpassung der Modelle und Durchführung von Simulationsrechnungen • Vergleich von gemessenen und berechneten Werten für die Planlageabweichung (Warp) Anhand der Ergebnisse der Praxisvalidierung erfolgte eine Modellüberprüfung. Praxisuntersuchung Planlage Nachfolgende Abbildung 38 zeigt das gemessene Planlageverhalten von zwei Wellpappenprodukten (Einsatz von Kraftliner bzw. Testliner bei Außen- und Innendecke). Planlage-Messungen wurden unmittelbar nach Probenahme, nach Feuchteausgleich in klimadichter Verpackung sowie nach Klimatisierung bei drei unterschiedlichen Luftfeuchten (jeweils 23°C; Einzelbogenauslage in Klimaschrank bzw. Klimakammer) durchgeführt. Alle Proben wiesen eine ausgeprägte Wölbung in CD-Richtung auf. Bei der Testliner-Variante zeigte sich unter Berücksichtigung der Messgenauigkeit bei allen Zuständen ein ähnliches Werteniveau mit einer signifikanten Änderung nur im feuchten Klima (85 %rF). Bei der Kraftliner-Variante ist eine deutliche Änderung zwischen Probenahme und nach klimadicht verpackter Lagerung zu beobachten, bei Lagerung bzw. Klimatisierung trat dann aber wiederum nur im feuchten Klima eine Änderung auf. Abbildung 38: Ergebnisse der Planlage-Praxismessungen in CDRichtung für Bogenabmessungen 60x60 cm² (KL - Kraftliner, TL - Testliner, HPF - High-Performance-Fluting) PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 54 (63) Vorbereitung Zur Durchführung der Modellrechnungen wurden die durch Messung bestimmModellrechnung ten Materialkennwerte der zu den Wellpappenmustern zugehörigen Rohpapiere in die Modelle implementiert. Maßgeblich für die zu erwartenden Planlageabweichungen sind weiterhin die jeweiligen Feuchtegehalte der Einzellagen unmittelbar bei der irreversiblen Verklebung im bzw. unmittelbar nach dem Kaschierwerk. Da diese Werte für die Einzellagen nicht bzw. allenfalls teilweise verfügbar waren, wurde die Größenordnung der Werte abgeschätzt und dann mit den Feuchtegehalten bzw. Feuchtegehaltsänderungen verglichen, die notwendig waren, um Messungen und Modellergebnisse in Übereinstimmung zu bringen. Weiterhin wurde aus den Messergebnissen gefolgert (siehe Abbildung 38), dass auch innere Spannungen im Modell berücksichtigt werden müssen, die bei hohen Feuchtegehalten freigesetzt werden und dann zu Dehnungs- und in der Folge zu Planlageänderungen führen können. Feuchtegehalt der Lagen Der Feuchtegehalt der Lagen unmittelbar vor der Kaschierung wird durch die Eingangsfeuchte der Rohpapiere (AD) bzw. Vorbehandlung der einseitigen Wellpappe und insbesondere durch die Fahrweise der Vorheizer festgelegt. Abbildung 39 zeigt Auszüge der im Rahmen der Systemaufnahmen durchgeführten Messungen. So wurden z.B. für die Außendecke Feuchtegehalte vor Leimwerk in einem vergleichsweise großen Bereich von 3,5..8,5 % gemessen. Hinzu kommt, dass auch infolge des Leimauftrages eine Feuchteaufnahme in Außendecke und Welle erfolgt (Abschätzung aus dem Penetrationsmodell +2..3% in Welle und 1..2,5% in der Außendecke). Es ist jedoch nicht ganz klar, ob auch bereits vor der Fixierung der Lagen eine entsprechende Dehnung eingetreten ist. Abbildung 39: Messwerte zum Feuchtegehalt vor der Kaschierung Innere Spannungen Von weiteren Untersuchungen ist bekannt, dass im Papier vorhandene innere Spannungen, z.B. infolge einer schrumpfungsbehinderten Trocknung, bzw. deren Abbau sich signifikant auf das Dimensionsverhalten auswirken können. Bei vergleichsweise hohen Feuchtegehalten können diese inneren Spannungen abgebaut werden und dabei irreversible Wölbungsänderungen hervorrufen (siehe auch Abbildung 40). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 55 (63) Abbildung 40: Irreversible Planlageänderung infolge des Abbaus innerer Spannungen bei hohen Feuchtegehalten [50] Temperaturund Feuchteprofil in Heizund Zugpartie Auch bei der Wellpappenerzeugung sind die inneren Spannungen zu berücksichtigen. Diese entstehen durch die schrumpfungsbehinderte Trocknung insbesondere in der Außendecke. Infolge der einseitigen Zufuhr der Trocknungsenergie in der Heiz- und Zugpartie resultiert ein ausgeprägtes Temperaturprofil in Dickenrichtung der Wellpappe, wobei in der Außendecke eine starke Übertrocknung eintritt (Abbildung 41). Eine entsprechende Schrumpfung wird aber durch die Fixierung im Wellpappenaufbau und die Zwangsführung verhindert. Erst bei einem hohen Feuchtegehalt werden die resultierenden inneren Spannungen abgebaut. Eine signifikante, irreversible Wölbungsänderung entsteht. Abbildung 41: Feuchtegehalte der Lagen unmittelbar nach Verlassen der Heiz- und Zugpartie (oben) bzw. zwei Minuten später (unten) [51] Vergleich Messung - Modell Die modellmäßige Beschreibung der Messwerte unterscheidet zwei Effekte: a) Zustand der Lagerung in klimadichter Verpackung bzw. bei geringen Luftfeuchten (siehe Abbildung 38): Die Planlage wird durch innere Spannungen und Feuchteunterschiede der Lagen bestimmt. b) Zustand im feuchten Klima (85%rF): PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 56 (63) Die Planlage wird nur durch die Feuchteunterschiede der Lagen bestimmt, da innere Spannungen freigesetzt sind. Aus b) wurde zunächst die Feuchtedifferenz abgeschätzt, dann aus a) die Größe der inneren Spannungen (Gegenüberstellung der Werte s. Abbildung 42 und Abbildung 43). Die gemessenen Effekte können auf diese Weise gut beschrieben werden. Aus den Ergebnissen kann geschlussfolgert werden, dass die Effekte infolge innerer Spannungen bei der Kraftliner-Variante größer sind, während bei der Testliner-Variante ein größerer Einfluss des Dehnungsverhaltens der unterschiedlichen Einzellagen zu beobachten war. Die Diagramme zeigen zusätzlich die Planlage-Werte für eine Klimatisierung unter Belastung (zunächst im Feuchtklima und dann bei 33%rF) und anschließend wieder bei 50%rF bzw. 85%rF. Die Annahme der irreversiblen Wölbungsänderung nach Klimatisierung im feuchten Klima konnte damit bestätigt werden. Nach dem Ausgleich unter Belastung bei hoher Feuchte machen sich nunmehr Effekte des unterschiedlichen Verhaltens der einzelnen Lagen bemerkbar. Diese können auch durch das Modell wiedergegeben werden (Testliner-Variante). Wellpappe Variante Kraftliner Bei der Kraftliner-Variante ergibt sich eine vergleichsweise große irreversible Änderung der Planlageabweichung nach Durchlaufen des feuchten Klimas; nach der Lagerung unter Belastung treten dann nur geringe Unterschiede bei den unterschiedlichen Klimastufen auf, wahrscheinlich durch das bei Feuchteänderung auftretende sehr ähnliche Verhalten der beiden Deckliner. Abbildung 42: Planlageabweichungen KL-HPF-KL: Messwerte und Modellergebnisse nach verschiedenen Klimatisierungsstufen (Annahme Innere Spannung sAD = 2,5 N/mm²; Feuchteänderung der AD im Vergleich zu ID und Welle ∆FGAD ≈ 0%) PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Wellpappe Variante Testliner Seite 57 (63) Bei der Testliner-Variante ergibt sich eine vergleichsweise kleinere aber dennoch deutliche irreversible Änderung der Planlageabweichung nach Durchlaufen des feuchten Klimas. Nach weiterer Lagerung unter Belastung treten dann vergleichsweise größere Unterschiede bei den unterschiedlichen Klimastufen als bei der KL-Variante auf, vermutlich infolge des unterschiedlichen Verhaltens der Einzellagen bei Feuchteänderung. Abbildung 43: Planlageabweichungen TL-HPF-TL: Messwerte und Modellergebnisse nach verschiedenen Klimatisierungsstufen (Annahme Innere Spannung sAD = 1 N/mm²; Feuchteänderung der AD im Vergleich zu ID und Welle ∆FGAD ≈ -0,5%) Zusammenfass ende Bewertung der Ergebnisse Im Rahmen der Systemvalidierung konnte das experimentell bestimmte Planlageverhalten von verschiedenen Wellpappenmustern anhand von Modellrechnungen nachvollzogen werden. Eingangsgrößen für die Modellrechnungen sind Länge, Breite und Wellengeometrie der Probe, Dicke, E-Modul, Feuchtdehnungskoeffizient & Feuchtegehaltsänderung sowie innere Spannungen in den einzelnen Lagen (AD, Welle, ID). Während die Kenngrößen der Einzellagen anhand von Labormessungen an den entsprechenden Rohpapieren ermittelt werden können, sind die als weiterhin maßgeblich identifizierten Feuchtegehaltsänderungen und ggf. auftretende innere Spannungen i.d.R. nicht direkt verfügbar und können derzeit nur unter Zuhilfenahme von Messdaten abgeschätzt werden. Eine Analyse der Prozesseinflüsse auf diese Größen war im Rahmen dieses Projektes nicht vorgesehen. Die erzielten Ergebnisse liefern Anhaltspunkte für die Größenordnung dieser Parameter, so dass die Modelle für verschiedene Fragestellungen zur Berechnung von zu erwartenden Planlageabweichungen in Abhängigkeit der Eingangsgrößen eingesetzt werden können (siehe auch Tabelle 18). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe G los s ar AD a.H. AiF b CD E ECT FG ∆FG FB FE(M) FS G GD γ HP, HPF HSA η Io,u,w ID IGF IR IZP KL Kap M MD MF MM ν NK PA PDA Pe PFSt PLS PM PPS PTI PTS θ R ρ PTS-Forschungsbericht Seite 58 (63) Außendecke Absolute Feuchte Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschung Feuchtedehnungskoeffizient Cross direction E-Modul, Elastizitätsmodul ? Kantenstauchversuch Feuchtegehalt Feuchtegehaltsänderung Forschungsbericht Finite-Elemente(-Methode) Forschungsstelle Schubmodul Gestrichenes Duplexpapier Oberflächenspannung High Performance Fluting Heat Shrinkage Analyzer Viskosität Flächenträgheitsmoment, obere u. untere Lage bzw. Welle Innendecke Industrielle Gemeinschaftsforschung Infrarot Institut für Zellstoff und Papier Kraftliner Kapitel Belastungsmoment Machine direction Modul Facer (=Single Facer) Mannmonate Querdehnzahl Normklima Projektbegleitender Ausschuss Penetration Dynamic Analysator Äußerer Druck Prüfstelle Partial Least Square Papiermaschine Parker Print Surf Papiertechnisches Institut Papiertechnische Stiftung Kontaktwinkel Fluid - Kapillarwand Kapillarradius Dichte Fluid www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe REM r.H. s si SF TL τ th TSO TSI u(t) u0 ueq W WARP WPA WS WSDA ZD PTS-Forschungsbericht Seite 59 (63) Rasterelektronenmikroskopie Relative Feuchte Oberflächenspannung, mechanische Spannung Vorspannung innerhalb jeder Lage Single Facer Testliner Halbwertszeit? Halbwertszeit des Feuchteausgleichs Tensile Stiffness Orientation Tensile Stiffness Index Absoluter Feuchtegehalt im Papier im Zeitverlauf Absolute Papierfeuchte zum Startzeitpunkt Gleichgewichtsfeuchte des Papiers gemäß Klimabedingung Planlageabweichung Planlageabweichung Wellpappenanlage Wellenstoff Wet Stretch Dynamics Analyzer Z-Direction www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 60 (63) L iteraturverzeichnis 1 N.N. Schritt für Schritt: Aus Papier wird Wellpappe Schulungsunterlagen der Smurfit Kappa GmbH 2 N.N. Zahlen und Fakten, Die wichtigsten Zahlen für die Wellpappenindustrie, Ausgabe 2014, Verband der Wellpappen-Industrie e. V. 3 TAYLOR B. The interaction of paper moisture and temperature and its effect on corrugated board quality Corrugating International Vol.1 (1999), Nr. 3 4 NAYAK S., TAYLOR B. Maximizing board quality and productivity on the corrugator In: International Corrugated Containers Conference Proceedings 1996, TAPPI (Hrsg.) 5 N.N. Cross direction warp in corrugated board. TAPPI (Hrsg.) Norcross (USA): TAPPI 2010. 5 S. TIP 0304-07 6 WENNERBLOM A.B. Twist warp - causes and remedies TAPPI JOURNAL Vol. 75, 97 - 101 (1992), Nr. 4 7 WENDLER S.D. Washboarding of corrugated cardboard Melborne: Royal Melbourne Institute of Technology 2006. 223 S. 8 LASCHITZ S. Wellpappe: Einige Gedanken zum Waschbretteffekt und zu Wellpappenkrümmungen - Einfluss des Rohpapiers Wochenblatt für Papierfabrikation 129, 512 - 516 (2002), Nr. 8 9 SCHRÖDER S. Kritische Auseinandersetzung mit dem Gesamtprozess „Wellpappenherstellung“ aus der Sicht eines Stärkeherstellers Vortrag auf dem PTS-Symposium „Wellpappe„ 2010 10 SCHÖLKOPF J., GANE P.A.C., RIDGWAY C.J. Absorptionsprozesse beim Bedrucken von gestrichenem Papier Vortrag, Druckfarbe und Papier / Printing Ink and Paper FOGRA Symposium, München, Deutschland, 24.10.2007 11 SCHOELKOPF J., GANE P.A.C., RIDGWAY C.J., MATTHEWS G.P. Influence of inertia on liquid absorption into paper coating structures Nordic Pulp and Paper Research Journal Vol. 15, no. 5, 2000 12 SCHOELKOPF J., RIDGWAY C., GANE P.A.C., KAMAL ALM H., STRÖM G. Ink Adhesion Failure in Relation to Competitive Fluid Inhibition Vortrag, Paper and Imaging Symposium Nov. 2010, München 13 PRESTON J., ELTON N., LEGRIX A., NUTBEEM CH., HUSBAND J. The role of pore density in the setting of offset printing ink on coated paper Tappi Journal, Vol. 1, No. 3, 2002, 3-5 PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 61 (63) 14 KOIVULA, H.; PRESTON, J. S.; HEARD, P. J. & TOIVAKKA, M. Visualisation of the distribution of offset ink components printed onto coated paper Colloids and Surfaces A: Physicochemical and Engineering Aspects, Elsevier Science Bv, 2008, 317, 557-567 15 LAMMINMÄKI T., RAUTKOSKI H., KOKKO A.-L, KETTLE J. The challenges of high-speed inkjet printing in the offset world th Advances In Printing and Media Technology, Proceedings of the 37 International Research Conference of iarigai, Montreal, Canada, Sept. 2010, ISBN 978-3-9812704-2-6 16 LAMMINMÄKI T., KETTLE J., PUUKKO P., GANE P.A.C., RIDGWAY C. Inkjet print quality: the role of polyvinyl alcohol upon structural formation of CaCO3 Coatings Journal of Pulp and Paper science 35, 2009, 3-4, 137-147 17 STRÖM G. Interaction between Offset Ink and coated paper – a review of the present understanding th Vortrag, 13 Fundamental Research Symposium, Cambridge, September 2005 18 OLSSON R., LESTELIUS M., VAN STAM J. Interfacia tension and viscosity effect of model fluid on imbibition into porous structure 2003 Karstad University 19 ASPLER J. Ink-Water-Paper Interactions in Printing: An Updated Review th Vortrag, 9 Tappi Advanced Coated Fundamentals Symposium, Turku, Finnland 2006 20 FOUCHET B., NOIROT P.-A., DESJUMAUX D., VAN GILDER R.L. Absorption Dynamics of Offset Ink Components in Thin Latex Films of Different Structures and Compositions Journal of Pulp and Paper Science: Vol. 32 No. 3 July/August/September 2006, 123-130 21 DEVISETTI S.K., COOK H.D., MALLA P.B. The Effect of Pigment Particle Size, Chemically Structered Kaolin, and Coating Pore Structure on Rotogravure Print Quality; Vortragsband 2006 TAPPI Coating & Graphic Arts Conference, Atlanta 22 SORBIE K.S., WU Y.Z., MCDOUGALL S.R. The Extended Washburn Equation and Its Application to the Oil/Water Pore Doublet Problem Journal of Colloid and Interface Science, 174 (2), 289-301, 1995 23 KLEIN R., WEINZIERL D. Wegschlagverhalten von Tinten in mikroporöse Schichten Abschlussbericht Projekt IW 081044, 2009 24 KELLER G., WEINZIERL D., HOTTMANN S., SCHULZ J. New models to enhance the understanding of paper properties and processes during printing, PTS-Streicherei-Symposium, München, 2011 25 N.N. Formel aus: http://www.engineeringtoolbox.com/evaporation-water-surface-d_690.html 26 N.N. COMSOL: www.comsol.com; Bedienungsanleitung, Version 4.1, 2010 27 HUNFELD CH. Wärme- und Stofftransport bei der Trocknung von Farbempfangsschichten für Ink-Jet Fotoapplikationen; Dissertation; Fakultät für Maschinenbau der Universität Paderborn; 2007 PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 62 (63) 28 EDWARDS P.J., MURRAY A.F., PAPADOPOULOS G., WALLACE A.R., BARNARD J., SMITH G. Paper curl prediction and control using neural networks. TAPPI 82 (1999), 7, 145/151 29 AMIRTHALINGAM R. Curl and twist modeling for monitoring and control. Proccedings Tappi Control Systems Conference 2002 30 PERSSON M.E., WAHLSTRÖM T., FELLERS C., BEGHELLO L. Modelling immediate curl in paperboard. Proceedings Tappi International Paper Physics Conference 2003 31 PIJSELMAN J., POUSTIS J. Curl of multiply papers – an analytical study. Svensk Papperstidning 85 (1982), 18, R177/R184 32 BORTOLIN G. On the modelling and estimation of curl and twist in multi-ply paperboard. Licentiate Thesis. KTH Stockholm, 2002 33 BORTOLIN G., GUTMAN P. O., NILSSON B. On modelling of curl in multi-ply paperboard. Journal of Process Control 16 (2006), 419/429 34 NORDSTRÖM A.L., GUDMUNDSON P., CARLSSON L.A. Influence of gravity on curl of horizontal paper sheets. Tappi Peer Reviewed Paper 84 (2001), 5, 1/18 35 NORDSTRÖM A.L., GUDMUNDSON P., CARLSSON L.A. Influence of sheet dimensions on curl of paper. 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Technische Fachhochschule Berlin, 2005 PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de Bienert Ch, Keller G., Kuntzsch T., Matheas J., Metz R.: Wasserhaushalt / Wellpappe Seite 63 (63) 42 SCHOBER C. Entwicklung eines Modells zur Vorhersage von Planlageabweichungen von Wellpappebogen auf der Basis der Dimensionsstabilität der eingesetzten Rohpapiere (Studienarbeit). PTS – Papiertechnische Stiftung, 2008 43 KLEEBAUER M., KELLER G. Simulationsgestütze Strichkonzepte zur Bedruckbarkeitsverbesserung gestrichener Papiere bei Kombination von Offset- und Flexodruck mit Inkjetdruck, Abschlussbericht, PTS München, 2013 44 KELLER G.,NIEßNER F. Simulationsgestützte Optimierung von Strichdesign und Strichrezeptur für Druckpapiere mit verbesserter Bedruckbarkeit durch definiertes Wegschlagverhalten, IK-MF 100031, Abschlussbericht, PTS Heidenau, 2013 45 RIDGWAY C.J.; GANE P.A.C.; SCHÖLKOPF J. Journal of Colloid and Interface Science 252, 2002, 373 – 382 46 N.N. 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PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de www.ptspaper.de Papiertechnische Stiftung Heßstraße 134 · 80797 München · Telefon +49 (0)89-12146-0 · Telefax +49 (0)89-12146-36 · Mail [email protected] Pirnaer Straße 37 · 01809 Heidenau · Telefon +49 (0)3529-551-60 · Telefax +49 (0)3529-551-899 · Mail [email protected]
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