gegenstand - Vereinigung der Landesdenkmalpfleger

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Denkmale am
laufenden Meter
Ortsübergreifende lineare Denkmale
Manchmal erstrecken sich Denkmale über viele Kilometer. Lineare Denkmale sind vor allem historische Verkehrsbauwerke (Eisenbahnlinien, Kanäle, Steigen, Chausseen, Alleen) oder Verteidigungslinien – vom römischen Limes bis
zum Westwall des Zweiten Weltkriegs. Sie verdeutlichen übers einzelne Objekt hinaus einen größeren historischen
Sinnzusammenhang und sind oft in hohem Maße landschaftsprägend. So können beispielsweise einzelne Bahnhöfe
interessante Bauten sein. Erst eine gesamte Streckenführung mit Brücken und Tunnels überliefert aber das Denkmal »Eisenbahnlinie« anschaulich als historische Ingenieurleistung.
Historische
Eisenbahnlinien
(Hessen)
Alte Alleen –
Zeitzeugen der
historischen
Kulturl andschaf t
(SchleswigHol stein)
Karte der 1901 eröffneten Überwaldbahn mit drei Viadukten und einem Tunnel
In der 2005 vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen herausgegebenen Eisenbahntopographie »Eisenbahn in Hessen« wird erstmals in einem Bundesland der Versuch unternommen, alle Strecken der Eisenbahn in Bild, Wort und Karte darzustellen. Die 115
seit 1839 entstandenen Einzelstrecken werden in ihrem Verlauf
vollständig dokumentiert und auch über die Landesgrenzen hinaus bearbeitet. Geschützte Bahnlinien sind als Streckendenkmäler
durch eine rote Markierung hervorgehoben. Bedeutende Bauten
und technische Objekte sind als einzelne Kulturdenkmale durch
ein »fliegendes Wagenrad« besonders gekennzeichnet.
Ausschnitt der exakten Kartierung der Allee in Gudow
Alleen gehören seit alters her zu den
beständigsten Gestaltungselementen
in der Landschaft. Einst als barocke
Alleenkunst in den Gärten entstanden,
überzogen bis um 1900 Alleen die vielfältigsten deutschen Kulturlandschaften. Alte Alleen sind heute selten geworden. Im Rahmen eines von der Deutschen Stiftung Umweltschutz geförderten Projekts konnten sechs
historische Alleen in Schleswig-Holstein erstmalig unter naturschutzfachlichen, baumbiologischen und denkmalpflegerischen
Gesichtspunkten wissenschaftlich untersucht werden. Ziel ist die
Erhaltung dieser wichtigen, landschaftsprägenden linearen Denkmale.
Eichenallee in Gudow mit Nach­
pflanzungen aus dem eigenen
Waldbestand
Der 1895 erbaute Bahnhof von Mörlenbach mit gußeiserner Wartehalle
Barocker Garten des Marschgutes Seestermühe
mit Allee
Das 135 Meter lange Vöckelsbacher
Viadukt von 1900 mit seinen sechs Bögen
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Denkmale im Quadrat
Ortsübergreifende
fl ächenhafte Denkmale
Die historische Bedeutung von Denkmalen äußert sich auch in ihren gegenständlichen und räumlichen Bezügen. Sowohl der mehrere Hektar umfassende Weinberg, der Schlosspark oder ein weit reichendes Wasserbausystem als
auch ein kleines Flurdenkmal dokumentieren oft eindrucksvoll geschichtliche Zusammenhänge. Sie sind wichtiger
Teil unserer Kulturlandschaften. Wegen ihres Flächenanspruchs sind sie aber keine einfachen Objekte. Die klassischen Instrumente der Denkmalpflege greifen hier nicht. Deshalb müssen individuell geeignete Strategien für ihre
Bewahrung entwickelt werden.
Die Re vierwa sserl aufanstalt im westlichen Erzgebirge
(Sachsen)
Übersichtsdarstellung der Landestalsperrenverwaltung
Baudenkmale und Denkmalbereiche in Oberschöneweide
Da s
Industriegebie t
Oberschöne weide
(Berlin)
Das Industriegebiet Oberschöneweide ist ein wichtiger Bestandteil der
Stadtlandschaft von Berlin. Denn
nicht allein die historischen Inkunabeln
der Stadt wie die Museumsinsel, sondern auch die industrielle Entwicklung und
ihr städtebauliches Erbe sind Teil der Stadtgeschichte. Die besondere Lage am Fluss, die komplexe Struktur mit ihren historischfunktionalen Zusammenhängen sowie die dominanten, architektonisch hervorgehobenen Bauwerke sind besondere Kennzeichen in
Oberschöneweide. Das Industriegebiet ist seit 1995 als Denkmalbereich in Berlin geschützt.
Seit den ersten Silbererzfunden im 12. Jh. sind das Erzgebirge und
sein Vorland vom Bergbau geprägt. Als Energielieferant und Reinigungsmittel spielt das Wasser beim Betrieb der Schächte, der Erzaufbereitung und der Verhüttung eine zentrale Rolle. Um eine kontinuierliche Versorgung des prosperierenden Freiberger Reviers
zu gewährleisten, wird um 1550 mit der Anlage eines Systems von
insgesamt 70 km langen Kunstgräben und Röschen (wasserführende Stollen) sowie von Speicherteichen ins Gebirge hinauf begonnen. Dieses flächenhafte Technikdenkmal ist bis heute in Funktion und dient u. a. zur Bereitstellung von Trinkwasser.
Der Zethauer Kunstgraben bei Helbigsdorf mit traditioneller
Überdeckung
Das Industriegebiet Oberschöneweide an der Spree
Gebäude der Nationalen Automobilgesellschaft, 1913-17
nach Plänen von
Architekt Peter Behrens erbaut
Der Dittmannsdorfer Teich –
Blick auf den
Damm mit
Striegelhaus
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Das Dorf als Denkmal
Städtebauliche Ensembles
im l ändlichen Raum
Denkmale auf dem Land – das sind nicht nur einzelne alte Bauernhöfe, die Kirche oder die Mühle am Bach. Dörfer haben über die Jahrhunderte hinweg vieles mehr bewahrt: den typischen Ortsgrundriss, die charakteristische Struktur
und Form der Gehöfte, die traditionelle Bauweise, den alten Ortsrand, die Verbindung zur umgebenden Kulturlandschaft. Diese Denkmale sind als Geschichtszeugnisse mit ihrem Quellenwert eine wichtige Stütze für die regionale
Identität. Im Strukturwandel des ländlichen Raums ist die Erhaltung des kulturellen Erbes eine Herausforderung.
Erfa ssung,
Analyse
und Wertung von
l ändlichen
Siedlungen
(Thüringen)
Der denkmal­
pflegerische
Erhebungsbogen
zur Dorferneuerung
(Bayern)
Kartierung der Denkmalwerte in der
Dorferneuerung Bieswang in Mittelfranken
Historische Katasterkarte
von Oberellen (1871)
mit historischem Foto
Über 2.000 ländliche Siedlungen in Thüringen wurden auf ihren
»kennzeichnenden Ortsgrundriss« als Kriterium für die Bestimmung als Denkmalensemble untersucht. Für jede Siedlung wird
ein Erhebungsbogen geführt. Auf Grund­lage der Urkatasterkarten bestimmte man in vier Ermittlungs-, Analyse- und Wertungsschritten die Siedlungsform. Die Dörfer wurden abschließend regional und landesweit verglichen und gewertet, typische Beispiele
wurden als Denkmalensembles ausgewiesen.
Das Flurbereinigungsgesetz regelt seit 1980 die Berücksichtigung
des Denkmalschutzes in der Dorferneuerung. In Bayern ist im Rahmen der Planungsbegleitung die Erstellung des denkmalpflegerischen Erhebungsbogens zur Selbstverständlichkeit geworden. In
den vergangenen 20 Jahren wurden über 800 dieser Planungshilfen erarbeitet. Sie werden der Kommune frühzeitig zur Verfügung
gestellt und helfen bei der Planung. Der Erhebungsbogen enthält
einen Kurztext, anschauliche, Denkmalwerte vermittelnde thematische und historische Karten sowie eine Fotodokumenta­tion.
Aufbau und Inhalt des denkmalpflegerischen Erhebungsbogens zu Dorferneuerung
Naturraum
und Lage
Siedlungs­
geschichte
–Dorf im Naturraum
–Topografische Lage
– Zusammenhang von
Lage und historischer
Siedlungsentwicklung
– historische Verkehrslage
Auswertungskarten
für Oberellen: Ermittlung
der Parzellen und
Grundformen
–Erstnennung
– Siedlungsgeschichte
Periode
– Ortsnamenbestimmung
–Territoriale Zugehörigkeit
–Historische Haus- und
Hofbezeichnungen
–Einwohner- und
Gebäudezahlen
Historische
Dorfstruktur
Gegenwärtige
Dorfstruktur
– Orts- und Flurform
– Veränderungen des
– Siedlungskern und
historischen OrtsgrundSiedlungserweiterungen
risses
– Gebäude mit besonderen – Gegenwärtiges
Funktionen
Siedlungswachstum
–Historische Wirtschaftsund Sozialstruktur
–Historische
Dorfcharakteristik
Karte
Bild
Bürgerschaftliches Engagement
auf dem Land: Dorfkirche in
Ergersheim in Mittelfranken
vor der Dorferneuerung
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ARBEITSGRUPPE STÄDTEBAULICHE DENKMALPFLEGE
– Platzräume, Straßen­
räume, Grünräume,
Ortsränder, Dorffuß­
wege in ihrer denkmal­
pflegerischen Bedeutung
– Ortsbildprägender
Baubestand
–Charakteristische
Haustypen
– Zusammenhänge
zwischen Siedlungs­
entwicklung und historischer Dorfstruktur mit
heutiger Raumstruktur
und Bausubstanz
Struktur
Aufbauschema des denkmalpflegerischen Erhebungsbogens
Auswertungskarten
für Oberellen:
Bestimmung der
Siedlungsformentypen
Bauten u. Räume
des historischen
Ortsbildes
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Die Stadt als Denkmal
Alte und junge Städte
Historische Straßen- und Platzräume, erhaltenswerte Grün- und Freiflächen, die Parzellenstruktur, der Grundriss,
Blickbezüge zwischen baulichen Dominanten und historische Raumkanten sind schützenswerte Bestandteile einer
Stadt. Oft ist sogar die ganze Stadt ein Denkmal. Die städtebauliche Denkmalpflege geht solchen Ensembles auf den
Grund. In analysierender Beschreibung erfasst sie die Stadtbaugeschichte, die historischen Siedlungsstrukturen sowie die erhaltenen Bauten und Räume. Die Denkmalpflege bemüht sich um die Vermittlung und Bewahrung übergreifender Denkmalwerte – in alten wie in jungen Städten.
Eisenhüt tenstadt –
Beispiel einer
sozialistischen
Pl anstadt
(Brandenburg)
Eisenhüttenstadt
mit den Wohnkomplexen I bis
III, Kartierung
der Denkmale
Digitale Rekonstruktion des Stadtplans
von Petrus Zweidler aus dem Jahr 1602
Das GroSSinventar
Bamberg –
Stadtdenkmal und
Denkmall andschaf t
(Bayern)
Das Großinventar Bamberg ist die
wissenschaftliche Dokumentation des
historischen Baubestandes der Stadt,
die mit ihrem Kern als Stadtdenkmal
des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
in die UNESCO-Welterbeliste eingetragen ist. Während die einzelnen Bände Haus für Haus beschreiben, stellt der Einleitungsband
»Das Stadtdenkmal Bamberg« die Stadt im Überblick dar. Dabei
werden die baulichen und räumlichen Strukturen des Stadtdenkmals erforscht und beschrieben. Ziel ist es, die Stadt in ihrer Entwicklung und in ihren heute noch erhaltenen Zeitschichten anschaulich darzustellen und diese Werte zu vermitteln.
Stalinstadt, später Eisenhüttenstadt, wurde ab 1951 für das Eisenhüttenkombinat Ost vollkommen neu errichtet. Die auf dem Reißbrett entworfene und ganzheitlich durchgeplante Stadtanlage gilt
als letzte gebaute Idealstadt Deutschlands und stellt eines der bemerkenswertesten Beispiele des frühen, eigenständigen sozialistischen Städtebaus der DDR dar. Bereits 1977 wurden einzelne Bauten, 1984 weitere Wohnkomplexe unter Denkmalschutz gestellt. In
einem kommunikativen, partnerschaftlichen Planungsprozess versucht die städtebauliche Denkmalpflege die architektur- und gartengeschichtliche Bedeutung zu bewahren.
Blick über die
Magistrale Eisenhüttenstadts auf
den Point de vue
Hochofen Nr. 1
Die Bamberger Bergstadt mit ihren geistlichen
Immunitäten und die bürgerliche Inselstadt
Dominikaner- und Sandstraße
im ältesten bürgerlichen Stadtviertel
Wohnkomplex II an der
Friedrich-Engels-Straße –
einst und heute
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Denkmale des
Siedlungsbaus
Städtische Wohnformen
des 20. Jahrhunderts
Die Stadtbaugeschichte des 19. und 20. Jh.s ist stark vom Siedlungsbau geprägt. Ob Gründerzeitquartier, Gartenstadt
oder Trabantensiedlung – alle Epochen sind in eindrucksvollen und interessanten Beispielen überliefert. Vielfach ist
der ursprüngliche Plangedanke zwar noch gut nachvollziehbar, aber durch moderne Entwicklungen wie Verdichtungen, Erneuerungen oder Abbrüche in Gefahr. Die städtebauliche Denkmalpflege setzt sich deshalb besonders auch
für die jüngeren, oft noch nicht in ihrem historischen Wert erkannten Ensembles ein. Sie versucht, das historische
Erbe mit zeitgemäßen Anforderungen in Einklang zu bringen.
Die Satellitenstadt
Neue Vahr (Bremen)
Sechs Siedlungen
der Moderne
als Welterbe
(Berlin)
Neue Vahr mit dem AaltoHochhaus in der Bildmitte;
typische Fußgängerbrücke
Baudenk­male,
Nominierungs­
gebiet und
Puffer­zone im
UNESCOWelt­erbe
Hufeisensiedlung
Sechs Siedlungen der Berliner Moderne wurden 2008 in die
UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Sie markieren als Gegenmodell zur privatwirtschaftlichen Bauspekulation einen Strukturwandel im Wohnungswesen in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg:
Eine neue Architektur für eine neue Gesellschaft. Ästhetische Vorstellungen der Avantgarde aus Kunst und Architektur verbanden
sich mit den sozialen Ideen der politischen Linken. Die Erhaltung
dieser Baudenkmale unter Berücksichtigung zeitgemäßer Anforderungen an Ausstattung und Komfort ist ein wichtiges Anliegen
der städtebaulichen Denkmalpflege.
Ca. 60 % des bremischen Wohnungsbestands wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Nach dem Gesetz zur
Behebung der Wohnungsnot entstand nach Plänen von Ernst May, Hans B. Reichow
u. a. 1957–61 die Neue Vahr. Dieser neue Stadtteil war konzipiert
für rund 40.000 Einwohner in 10.000 Wohnungen, unterteilt in fünf
Nachbarschaften. Städtebauliche Dominanten sind das inzwischen
durch einen Neubau ersetzte Einkaufszentrum Berliner Freiheit
und das Hochhaus von Alvar Aalto. Infrastruktureinrichtungen und
die parkähnliche Grünanlagen mit einem See ergänzen die Neue
Vahr, ein erhaltenswertes städtebauliches Ensemble der Nachkriegszeit.
Nachbarschaft 1 in originaler Farbigkeit nach dem Konzept von Hans-Albrecht Schilling
Die 1925-33 entstandene
Hufeisensiedlung in Berlin-Britz
nach Plänen von Bruno Taut
und Martin Wagner
Plan der fünf Nachbarschaften in der Neuen Vahr
Zeittypische Farbigkeit der
denkmalgerecht sanierten
Häuser in der Gartenstadt
Falkenberg
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Das Ganze und seine Teile
Besondere Denkmalwerte
im Ensemble
Die Denkmalpflege muss die historischen Werte von Städten, Dörfern und Landschaften wie Grenzen, Dachland­
schaften und Platzformen möglichst anschaulich darstellen. Nicht nur Experten wie Architekten und Stadtplaner,
auch die interessierte Öffentlichkeit soll das geschichtliche Erbe schätzen lernen. In diesem Zusammenhang besitzt
die bundesweite Buchreihe der Denkmaltopographie eine wichtige Rolle. Sie stellt die gesamte denkmalwerte Über­
lieferung eines Gebiets in einheitlicher Form dar. Für spezielle Fragenstellungen werden von der Denkmalpflege
auch einzelne Elemente einer Stadt analysiert und Wertepläne erstellt.
Die
Denkmal­t opogr aphie
Hansestadt
Lüneburg
(Niedersachsen)
Denkmal­
kartierung
des südöstli­
chen Altstadt­
bereichs von
Lüneburg
Die Denkmaltopographie für die Hansestadt Lüneburg vermittelt
einen vollständigen Überblick über den Baubestand der histori­
schen Altstadt Lüneburg mit Saline, Kalkberg, Außenhafen und
Kloster Lüne und stellt die übergreifenden Werte dieser Ensem­
bles dar. Der bewährte dreiteilige Aufbau liefert in der Einleitung
die stadtbaugeschichtliche Entwicklung. Der kartographische Teil
erläutert die topographische Situation und vermittelt die über­
lieferten denkmalpflegerische Werte. Als umfangreichster Teil
schließt sich eine Darstellung der historischen Quartiere, Straßen
und Häuser in Text und Bild an.
Die Stadtmauer
in Bachar ach
(Rheinl and-Pfalz)
Kartierung der Stadtbefestigung von Bacharach im
Zustand 1815, angefertigt 1914
Die 1358–68 errichtete Stadtbefesti­
gung ist ein Musterbeispiel für Befes­
tigungen am Mittelrhein. Ausgehend
von der Burg Stahleck umspannt der ehe­
mals von 16 Türmen bestandene Befestigungsring die Stadt. Die
erste Dokumentation und Instandsetzung des städtebaulichen
Ensembles (1909–14) war einem ruinenromantischen Bild ver­
pflichtet. Seit 2000 wird die Stadtbefestigung auf Grundlage der
historischen Dokumentation in Bauabschnitten saniert und das
Instandsetzungskonzept objektbezogen entwickelt. Die Gesamt­
planung berücksichtigt Erkenntnisse zur ursprünglichen Konst­
ruktion, zu Aussehen und Farbigkeit.
Bestandsdokumentation des west­
lichen Stadtmauerzugs von 1914
Luftbild der Altstadt Lüneburg von Südosten mit der
Kirche St. Johannis
Repräsentative Bürgerhäuser am
Platz
»Am Sande«
Heutiger Blick auf die Stadt
im Mittel­rheintal mit ihrer
eindrucksvollen Stadtbefestigung
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Die Landschaft
als Denkmal
Weinberge, Teiche und FloSSgräben
Denkmale finden sich nicht nur in Städten und Dörfern. Auch in der Landschaft sind zahlreiche Zeugen menschlichen Wirkens erhalten: Terrassierte Weinberge, die Fischteiche eines Klosters, historische Verteidigungslinien oder
Wacholderheiden und Wiesenbewässerungen sind nur einige Beispiele. Sind solche historische Elemente besonders
dicht und eindrucksvoll überliefert, kann auch von historischen Kulturlandschaften gesprochen werden. Sie sind als
gemeinsame Werke von Natur und Mensch wichtige Kulturgüter, die von der städtebaulichen Denkmalpflege erfasst
und erklärt werden müssen.
Denkmale und
Kulturl andschaft
der FlöSSerei im
Fr ankenwald
(Bayern)
Die Klosterl andschaft Maulbronn
(BadenWürttemberg)
Klosteranlage mit Klosterweinberg
und »Tiefem See«, Teil des mittelalterlichen Wasserversorgungssystems
Zu den wichtigsten Gestaltern der Kulturlandschaft in
Mitteleuropa gehören Zisterzienserklöster wie die
ehemalige Abtei Maulbronn,
die seit 1993 zum UNESCOWelterbe zählt. In einer von Denkmalpflege und Stadt in Auftrag
gegebenen historisch-geographischen Kulturlandschaftsanalyse
wurden die Nutzungsgeschichte der Klostergemarkung und deren materielle Überreste untersucht und dokumentiert. Prägend
für die Klosterlandschaft sind neben zahlreichen Einzelelementen
auch großräumige Strukturen wie das ausgeklügelte mittelalterliche Wasserwirtschaftssystem sowie die hohe Kontinuität in der
Landnutzung.
Karte der Flößereilandschaft des Frankenwalds
Die Holzflößerei war vom 12. bis weit ins 20. Jh. das wichtigste
Gewerbe im Frankenwald. Dafür gestaltete man fast das gesamte Gewässersystem künstlich um: Bäche wurden begradigt und
gepflastert, Floßteiche zur Wasserhaltung angelegt, Wehre mit
Flossgassen errichtet. Diese Maßnahmen prägten das Gesicht der
Frankenwaldtäler. Mit dem Untergang der Flößerei im 20. Jh. geriet auch ihre Kulturlandschaft in Vergessenheit. In einem gemeinsamen Projekt von Denkmalpflege, Naturschutz, Wasserwirtschaft
und Fremdenverkehr wurde sie dokumentiert und einer neuen
Nutzung zugänglich gemacht.
Klassizistische Villa eines reichen
Floßunternehmers in Unterrodach
Karte des Kulturlandschaftswandels 1835­­–2004
Karte der historischen
Kulturlandschaftselemente
und -relikte
1912 in Beton erbaute
Floßgasse am »Unteren
Wehr« in Wallenfels
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Landschaftsgeschichte digital
Aufbau von Kulturl andschaftskatastern
Fachinformationen als Grundlage für Planungen müssen heute wichtige Kriterien erfüllen: Sie müssen schnell und
einfach verfügbar sowie in Karten dargestellt sein. Die Denkmalpflege ist verpflichtet, ihre Fachdaten digital aufzubereiten, z. B. in geographischen Informationssystemen. In Kulturlandschaftskatastern können Fachleute und interessierte Laien Informationen zu einzelnen Elementen und übergreifenden Strukturen mit Beschreibungen, Abbildungen und Hintergrundinformationen online und tagesaktuell erfragen. Gebündelte Informationen und vereinfachte
Recherche – ein Modell der Zukunft für die städtebauliche Denkmalpflege.
Da s Projek t
KuLaKomm
(Hessen)
Da s Projek t
KuLaDigNW
(NordrheinWestfalen)
Historisches Wegenetz
und ausgewählte Kulturlandschaftselemente im
Rheingau-Taunus-Kreis
Beispiel für ein Such­
ergebnis in KuLaDigNW
KuLaDigNW steht für »Kultur.Landschaft.Digital.« in NordrheinWestfalen. Das internetbasierte Informationssystem, von den
Landschaftsverbänden Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe
(LWL) gemeinsam entwickelt, informiert über die Kulturlandschaft
im Land Nordrhein-Westfalen. Das Ziel ist, die breite Palette der
dezentral gespeicherten, raumrelevanten kulturhistorischen Daten verschiedener Fachämter und Kulturdienststellen in einem interdisziplinären Informationsnetz sowohl Fachleuten als auch der
breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert seit 2007 das Projekt »KuLaKomm – Kulturlandschaftsschutz auf der kommunalen
Ebene«. Ziel ist der Aufbau eines fachübergreifenden digitalen Informationssystems über Kulturlandschaften. Nordrhein-Westfalen
und Hessen arbeiten gemeinsam daran in den Modellregionen Essen, Castrop-Rauxel und Rheingau-Taunus-Kreis. Die Verknüpfung
der Daten aus den drei Regionen mit der kommunalen Entwicklung
ergibt eine konkrete Übersicht über die Gefährdung der Kulturlandschaft und die Notwendigkeit, für einen wirkungsvollen Schutz
des kulturellen Erbes zu handeln.
Handlungsempfehlungen
für Kommunen
Wissenschaftliche
Datengrundlage
Grundlage für
Managementplan
LfDH
Teilprojekt
RheingauTaunusKreis
Schloss in Detmold
Label historische
Kulturlandschaft
Wertschöpfung
Tourismus
Netzwerkbildung
Ziele des KuLaKomm-Projekts in Hessen
Kulturlandschaft im Ruhrgebiet, Blick auf das Kraftwerk Scholven in der Stadt Gelsenkirchen
Der Rüdesheimer Kuhweg als
historisches Kulturlandschaftselement
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