Das Märchen der Bauerntochter Griseldis hat in der

Das Märchen der Bauerntochter Griseldis hat in der Weltliteratur eine lange Tradition. Es geht zurück auf die
berühmte Novellensammlung „Decamerone“ (um 1350) des italienischen Dichters Giovanni Boccaccio und
verbreitete sich im Verlauf der weiteren Jahrhunderte in allen Literaturen Europas. Bis zum Anfang des 20.
Jahrhunderts entstanden viele hundert Dramen, Romane und Gedichte, die das Schicksal der Griseldis thematisieren. Eines dieser Dramen ist die „Griseldis“ aus dem Jahre 1713, die im Archiv von Marienberg liegt.
Der Text wurde vor zwei Jahren im Zuge der Ordnung des Archivs entdeckt. Es handelt sich um ein handschriftliches Theaterstück. Der Name eines Autors ist nicht überliefert. Aus der Handschrift geht hervor,
dass das Schauspiel im Jahre 1713 in Meran aufgeführt wurde. Wahrscheinlich gelangte der Text dann in
das Gymnasium von Meran, das von den Marienberger Benediktinern geführt wurde, und von dort in das
Marienberger Stiftsarchiv.
Zum Inhalt des Stücks: Griseldis ist die Tochter des Kleinbauern Gianicola. Der Markgraf Walter will Griseldis
zur Frau und stellt die Bedingung, dass sie ihm immer gehorchen muss. Griseldis stimmt zu und heiratet ihn.
Walter und seine ganze Grafschaft sind glücklich über die neue Markgräfin Griseldis, denn sie ist wunderschön und überall beliebt. Bald gebiert Griseldis eine Tochter. Ihr Ehegatte Walter befiehlt, dass die Tochter
getötet werden muss, weil das erstgeborene Kind ein Sohn sein soll. Griseldis fügt sich ohne Murren. Ein
Jahr später gebiert Griseldis einen Sohn. Walter befiehlt nun, dass auch der Sohn getötet werden muss, weil
Griseldis keine adelige Frau, sondern eine Bauerntochter ist. Wie wird Griseldis reagieren?
Vor einem Jahr entstand die Idee, die Marienberger „Griseldis“ in Marienberg zu spielen. Abt Markus Spanier war sofort davon begeistert. Der Ort der Aufführung wird der Neubau der unterirdischen Stiftsbibliothek
sein, der nach den Entwürfen des Architekten Werner Tscholl gebaut und voraussichtlich im Sommer 2016
fertiggestellt wird. Die Proben und Aufführungen der „Griseldis“ fallen in die Zeit zwischen der Fertigstellung
des Baus und dem Einzug der Bibliothek. Die Aufführungen im November 2016 bieten die einmalige Gelegenheit, die Räume der neuen Bibliothek im leeren Zustand zu erleben, bevor sie ihrer eigentlichen Zweckbestimmung übergeben werden. Darüber hinaus sind die Aufführungen der „Griseldis“ ein Programmpunkt
im Rahmen der 200-jährigen Wiedergründung von Marienberg, die 2016 gefeiert wird.
Theater hat in Klöstern eine lange Tradition. In den Schulen der Benediktiner, Franziskaner, Piaristen und Jesuiten
war das Theaterspiel ein fester Bestandteil des Lehrplans und sollte die Schüler rhetorisch trainieren und auf das
Auftreten in der Öffentlichkeit vorbereiten. In den Gymnasien, die von den Marienberger Benediktinern von 1724 bis
1928 in Meran und dann von 1946 bis 1986 direkt vor Ort geführt wurden, spielten die Schüler zu unterschiedlichen
Anlässen Theater. Im 20. Jahrhundert war Pater Josef Joos (1913-2006) ein wichtiger Förderer des Theaters. Er
studierte mit den Schülern Stücke ein, fertigte in liebevoller Kleinarbeit Requisiten und Kostüme und war selber Autor zahlreicher Theaterstücke. Auch an diese Traditionen schließen die geplanten Aufführungen der „Griseldis“ an.
Als Regisseure konnten Toni Bernhart und Janina Janke gewonnen werden. Bernhart ist gebürtig aus Prad am Stilfserjoch, er lebt und arbeitet als Theaterautor und Literaturwissenschaftler in Stuttgart und Berlin. Janina Janke ist eine
international tätige Regisseurin und Künstlerin aus Berlin, sie zeigte kürzlich ihre Ausstellung „Unknown Spaces“ im
UN-Hauptquartier in New York. Janke und Bernhart waren schon einmal gemeinsam im Vinschgau als Regisseure
aktiv: 2010 inszenierten sie mit der Volksbühne Laas den „Laaser Jedermann“ in der dortigen St.-Markus-Kirche.
Ludwig Fabi zeichnet für die Projektleitung der „Griseldis“ verantwortlich. Fabi ist Spielleiter der Heimatbühne Burgeis und in der kulturellen Erwachsenenbildung im Raum Vinschgau und der Terra Raetica tätig. Finanziell wird der
Bildungsausschuss Mals unter dem Vorsitz von Sibille Tschenett das Projekt koordinieren. Wichtiger Projektpartner
ist das Benediktinerstift Marienberg. Alle Theatergruppen der Gemeinde Mals wirken mit: Volxteattr Oubrwind Mols,
Theatergruppe Mals, Dorftheater Schleis, Theaterbühne Matsch, Heimatbühne Burgeis, Theatergruppe Laatsch
und Theatergruppe des Kirchenchores Tartsch. Wer keiner dieser Gruppen angehört und bei den Aufführungen der
„Griseldis“ gerne mitspielen möchte, kann sich direkt bei Ludwig Fabi (348 7651492, bezirksservice.vinschgau@gwr.
it), Fabian Pircher (349 2929331, [email protected]) oder Toni Bernhart (338 7857795, [email protected]) melden.
Die Proben beginnen Mitte September 2016.