N ° 4 — 30. Ja N ua r 2016 Die Europaallee EDIToR IAL/INHALT DA S M AGA Z I N 04/2016 — BI L D C oV E R : PE T E R T I L L E S S EN; BI L D E DI T oR I A L: PI E R Lu IGI M AC oR Das Problematische (und im Grunde genommen auch das Langweilige) an Meinungen ist, dass es sehr billig ist, über alles irgendeine zu haben. Architektur und Städtebau sind Felder, die besonders reizen zur ungewaschen subjektiven Meinungsäusserung. In Zürich ist die Europaallee so ein Ding, über das sich jeder auslässt. Auch die Redaktion dieses «Magazins» hat in den vergangenen zwei Jahren schon unzählige Male über das gigantische Bauprojekt auf dem ehemaligen Areal des Güterbahnhofes in Zürich diskutiert. Irgendwann kam der Punkt, als wir uns eingestehen mussten, eigentlich doch recht wenig zu wissen über die Entstehungsgeschichte der Retortenstrasse im Zentrum Zürichs. Mein Kollege Miklós Gimes hat deshalb im vergangenen Herbst mit den Recherchen begonnen. Er hat mit sehr vielen Beteiligten gesprochen, mit Anwohnern der Allee, mit Architekten, Vertretern der SBB und mit Kritikern. Der Komplexität der Materie entsprechend ist sein Text ein langes Lesestück geworden, unsere Titelgeschichte. Wer sich eine fundierte Meinung über die Europaallee bilden will, blättert auf Seite 10. Finn Canonica S. 10 Wer wohnt eigentlich in der Europaallee? S. 10 Was soll man von der Europaallee am Zürich HB halten? Eine Stadtreportage von Miklós Gimes S. 28 Warum es richtig ist, wieder über Mode zu sprechen. Mit Fotobeweisen von Scott Schuman „Die Verführerische...“ ...ein ganz individueller Charakter – wie alle 15 Connaisseurs-Pralinés. Schenken Sie Connaisseurs, die wertvollsten Meisterwerke unserer Maîtres Chocolatiers. 3 Grosseingriff in Zürich: Die Europaallee ist ein neuer Boulevard und zugleich ein ganz neuer Stadtteil direkt am Hauptbahnhof. Bauherrin ist die SBB. Die Europaallee ist Zürichs grösste Baustelle. Entsteht hier das neue Zentrum oder eine Retortenstadt? Vermutlich beides. Von Miklós Gimes Bilder Peter Tillessen und Pierluigi Macor Wie in einer Kulissenstadt «Und», fragt Jürg Stöckli, «wie haben Sie geschlafen in der Europaallee?» Stöckli ist Mitglied der SBB-Konzernleitung und für deren Immobilien zuständig. Die Europaallee ist Stöcklis bedeutendstes Projekt, eine Investition von 1.2 Milliarden, mitten in Zürich. Büros, Läden, Wohnungen, eine Hochschule. Auf dem ehemaligen Gleisfeld neben dem Bahnhof: eine Stadt in der Stadt, höher und breiter, als Zürich es je gekannt hat. Mehr als die Hälfte ist bereits gebaut. Es war tatsächlich schön, beantworte ich Stöcklis Frage, in der Luxuswohnung, hoch über den Gleisen. Am folgenden Tag hingegen, beim Spaziergang durch die Allee, überkam mich ein Gefühl von Gottverlassenheit. Bei der Pädagogischen Hochschule war zwar Betrieb, und aus einer Ladenpassage heraus kam eine kleine Menschenherde, doch je weiter ich ging, desto einsamer wurde die Gegend. Ich fühlte mich wie in den Kulissen eines bereits abgedrehten Films. Ich blickte in hübsche kleine Geschäfte ohne Kunden, während die Gebäude immer mächtiger wurden und der Wind durch die Häuserschneisen pfiff. «Vergessen Sie nicht, der Ort ist immer noch eine Baustelle», sagt Stöckli, als hätte er meine Gedanken gelesen. Was seine grösste Angst ist? «Dass das Quartier nicht lebt», sagt er. Er sei jede Woche einmal vor Ort. «In dieser Branche muss man spüren, riechen, wie es läuft.» Sehr gut läuft es auf jeden Fall einen Kilometer weiter, am anderen Ende der Langstrasse. Wo diese in die Badenerstrasse 12 mündet, steht ein wuchtiger Bau mit Restaurants, Läden und den Houdini-Kinos. 250 Menschen wohnen hier, darunter sechzig Kinder; die Mieter unterhalten gemeinsam eine Bibliothek, eine Sauna, ein Nähatelier, einen Jugendkeller. Entstanden ist das Projekt etwa zur gleichen Zeit, als die Planer der SBB die Europaallee skizzierten. Ein paar Architekten und engagierte Bürger aus dem Quartier fragten sich, was man dagegen tun könne, dass Menschen mit bescheidenem Budget an den Rand der Stadt vertrieben werden. Sie gründeten eine Genossenschaft und beteiligten sich am Wettbewerb, den die Stadt ausgeschrieben hatte, weil sie keine Investoren fand, die auf dem Areal der Tramremise an der Kalkbreite bauen wollten. Die Genossenschaft gewann die Ausschreibung, die Stadt gab Boden im Baurecht. Heute ist das Quartier im Aufschwung, die Kalkbreite ist Zürichs Vorzeigebeispiel für städtisches Leben. So sind im Stadtzentrum in den letzten Jahren zwei neue Pole entstanden: die Europaallee, ein Investment, als Modell für eine Entwicklung von oben; und die Kalkbreite als Modell für eine Entwicklung von unten, erarbeitet in unzähligen Versammlungen im Quartier, mit dem Geld der Bewohner. Es ist erstaunlich, wie schnell die Zürcher Bevölkerung die Kalkbreite belebt hat. Wird sie das auch mit der Europaallee tun, wenn die im Jahr 2020 fertig gebaut ist? Wer wird hier spazieren, die Restaurants und Läden besuchen? Ist echtes Leben auf diese Weise planbar? Einer, der leise zweifelt, ist Daniel Kurz, Chef der Architekturzeitschrift «werk, bauen+wohnen». «Die Europaallee ist eine künstliche Welt», sagt er. «Alles ist artifiziell, das Urbane, die Diversität, jeder Türgriff ist organisiert. Man spürt halt die Planung, das Investment.» Wir wollen urban sein. Aber was heisst das? Städte müssen verdichtet werden. Es ist der einzige gangbare Weg, um eine Zersiedelung der Landschaft zu vermeiden. Dazu kommt, dass Zürichs Landreserven langsam aufgebraucht sind. Die Stadt hat Erfahrungen gemacht mit grossen Überbauungen an der Peripherie, in Zürich-West, in NeuOerlikon, in Altstetten. Wer durch diese neuen Quartiere geht, sieht Wohnbauten von durchaus ansprechender Qualität. Ein richtig städtisches Gefühl findet man aber nur dort, wo zwischen dem Neuen Reste des Alten liegen geblieben sind. In Zürich-West in den Klubs bei den Lagerschuppen und Wiesenstücken entlang der Bahngleise. Oder um den Contai- DA S M AGA Z I N 04/2016 Die Wohnung schwebt hoch über dem Gleisfeld, durch die raumhohen Fenster leuchten die Lichter der Stadt. Weit unter mir liegt das Schienenmeer, ab und an quietscht und ächzt ein Zug. Was früher einmal gebaut worden ist, die alte Stadt, wirkt von hier oben irgendwie kümmerlich im Verhältnis zu dem, was hier neu entsteht, an der Europaallee in Zürich. Die SBB haben mir für ein Wochenende eine leere Wohnung überlassen, ein sogenanntes Penthouse im zehnten Stock. Sie besteht aus einem grossen, verwinkelten Raum mit Glas nach allen Seiten. Dazu kommen ein Küchenabteil, eine Badewanne über den Gleisen, drei Duschen, Cheminée und Wintergarten, 5500 Franken für 120 Quadratmeter. Im Dunkeln auf dem geheizten Parkettboden sitzend, blicke ich vom Üetliberg bis zum Pfannenstiel, ein grosses Kino der Nacht direkt vor meinen Augen. Lebst du noch, oder wohnst du hier? Google und UBS dominieren an der Europaallee. «Global Cities» nennt die amerikanische Soziologin Saskia Sassen Städte, die sich dank der gleichen Architektur, Werte und Brands kaum voneinander unterscheiden. Wie Dubai. Oder Zürich. DA S M AGA Z I N 04/2016 nerturm des Taschenlabels Freitag, im kolonieartigen Areal von Frau Gerolds Garten etwa, der beliebt ist bei den Anwäl ten und Finanzleuten, die im Prime Tower arbeiten. Noch dringlicher stellt sich allerdings in einer verdichteten Innen stadt die Frage der Urbanität. Denn eine Stadt ist mehr als die Summe der Strassen und Gebäude; sie hat eine Stimmung, einen Klang, eine Mentalität. «Städtisch heisst Differenz, Abwechslung», sagt Christi an Schmid, Stadtforscher an der ETH und einer der profilier testen Urbanistiker der Schweiz. «Es gibt in der Stadt keine scharfen Trennlinien zwischen innen und aussen. Es gibt Übergänge, Eingänge, das Material ist nicht glatt, sondern rau, farbig, porös. Städtisch heisst Leben – Tag und Nacht.» In den Achtzigerjahren habe er in Zürich einen Paradig menwechsel in der Stadtentwicklung beobachtet, sagt Schmid. Am Anfang jenes Jahrzehnts habe man die Zürcher Hard brücke hässlich gefunden, eine städtebauliche Schandtat, das Gegenteil von urban. «Ein paar Jahre später galt sie als cool, als städtisch, ein Stück New York in Zürich.» Bis dahin habe man unter «Urbanität» das Nebeneinander von kleinen Lä den verstanden, die ständig wechselnde Szenografie von Hinterhöfen, Handwerksbuden, Bars und Cafés. «Und auf ein mal wurde ‹städtisch› gleichgesetzt mit grossen Volumen, kantigen Bauten, monotonen Fassaden.» Es habe sich ein ei gener Zürcher Stil herausgebildet, sagt Schmid. «Das beginnt meist mit wilden Partys in leeren Fabrikgebäuden und endet, wie in ZürichWest, mit Tiefgaragen, teuren bis sehr teuren Eigentumswohnungen und Büros internationaler Unterneh men. Entstanden sind so am Ende aber nicht urbane, sondern vorstädtische Räume. Man baut nicht weiter an der Stadt, sondern an der Agglomeration.» Das habe mit der austausch baren Architektur zu tun, aber auch mit einer falsch verstan denen Idee von Urbanität, sagt Schmid. «Zürich ist eine Art Dubai von Europa geworden», sagte die prominente amerikanische Soziologin Saskia Sassen einer Zeitung. «Zürich ist eine Plattform. Viele Firmen nutzen Zü rich als europäisches Hauptquartier.» Saskia Sassen hat den Begriff «Global Cities» geprägt, der das internationale Netz werk der grösseren Städte beschreibt, verflochten über ge meinsame Werte und Brands. Zürich habe sich einen hervor ragenden Platz in der Rangliste dieser Städte erkämpft. Die Europaallee ist konzentrierte Global City. 78000 Quadratmeter, rund zehn Fussballfelder, hatten die SBB aus gesteckt, als sie 2003 mit den Stadtbehörden zu verhandeln begannen. «Wir wussten ziemlich genau, was wir entwickeln wollten», sagt SBB-Immobilienchef Stöckli. «Der Ausbau der Infrastruktur bewirkt, dass der Wert des Landes rund um den Bahnhof steigt. Darum ist es vorteilhafter für die SBB und so mit für den Bund, das entwickelte Gebiet zu behalten.» Die einzige Ausnahme war das Gebäude der UBS, das 2009 an die Bank verkauft wurde. Ähnliche Projekte wie die Europaallee werden auch in den Bahnhofsgegenden von Basel, Lausanne, Genf und Luzern vorangetrieben, «den lokalen Gegebenhei tem angepasst», sagt Stöckli. Eines Tages wird man sie in der Schweiz überall sehen, wie die Einkaufszentren unter den Bahnhöfen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aber keines der Projekte ist so gross und so zentral wie die Europa allee: 8000 Arbeitsplätze, 4800 Studenten, 400 Wohnun gen, 60 Geschäfte, 13 Restaurants und Bars. Gleichzeitig ent steht auf der anderen Seite des Bahnhofs, auf einem kleineren Grundstück der SBB im Kreis 5, ein neues Wohnquartier, für Genossenschaften und freien Wohnungsbau. Eine Brücke für Fussgänger und Velofahrer, der Negrellisteg, soll dieses Vier tel mit der Europaallee verbinden, eine elegante weisse Röh re über das gesamte Gleisfeld. Es ist ein schönes, architekto nisch kühnes Projekt. Um die 50 Millionen Franken koste der Steg, sagt Andreas Steiger, Projektleiter der SBB, es wäre der einzige städtische Beitrag, doch aus Spargründen wurde der Plan zurückgestellt, jetzt sucht man eine Finanzierung. Das Drama der Europaallee Die Bundesbahnen haben viel beigetragen zur guten Archi tektur in der Schweiz. Santiago Calatrava, Herzog&de Meu ron, Meili Peter, Knapkiewicz & Fickert, Max Vogt, Morger Degelo haben für die SBB gebaut. Die Europaallee hingegen ist insgesamt etwas langweilig geraten. Das hätte nicht so kommen müssen, schliesslich kamen grosse Architekten zum Zug. Annette Gigon und Mike Guyer, Caruso St John Archi tects und David Chipperfield. Es gab Wettbewerbe zu jedem Baufeld, zeitlich so gestaffelt, dass man auf den bereits ge planten Nachbarbau eingehen konnte. Trotzdem müsse man sich fragen, sagt Christian Schmid: «Was für ein Quartier wird hier gebaut?» Die Architektur bleibe distanziert, sie vermitt le keine Anregungen, keine Inspiration, schaffe keine leben digen Räume, «das ist das Drama der Europaallee». Mehr Futter für Ihr Sparschwein. 15 gLeise F G L ag ers tra D B E sse C A sihL Langstr asse H A B C D E F G H Shoppingcenter und Pädagogische Hochschule Büros, noch keine Mieter UBS Google Kantonalbank und Mietwohnungen Mietwohnungen, Büros, Google Miet und Eigentumswohnungen, Altersresidenz Gustav Kosmos Kino, Kulturhaus und 25hours Hotel Aus Zürcher Perspektive wird man neidisch, wenn man sich – auch wenn die Ausgangslagen sehr unterschiedlich sind – mit Basel vergleicht, wo Herzog&de Meuron das Meret Oppen heim Hochhaus für die SBB bauen. Oder mit Lyon, wo am Zu sammenfluss von Rhone und Saône der Zürcher Architekt und ETH-Professor Christian Kerez an der Überbauung Conflu ence mitarbeitet – nach einem Masterplan von Herzog&de Meuron. Leicht resigniert fragt sich Patrick Gmür, Chef des Amts für Städtebau, ob Zürich wirklich eine innovative Stadt sei: «Sind wir so weltoffen, wie wir gern wären? Ich glaube, un sere architektonische Seele ist diskret. Das Neue, Überra schende ist in Los Angeles eher möglich. Oder eben in Basel.» Aber die Europaallee ist nicht fertig. Es werden noch ent stehen: ein 60 Meter hoher Turm von Boltshauser Architekten sowie ein Glassockel mit zwei zehnstöckigen Kuben, gebaut vom holländischen Büro Wiel Arets Architects. Dieses Gebäu de hat sich Google bereits gesichert. Dazu kommt noch ein an thrazitfarbener Bürobau von Stücheli Architekten als Auftakt der Allee. In der Jury hatten einige das Projekt von Christian Kerez an diesem prominenten Ort favorisiert, einen längli chen, eleganten Entwurf, mit einer sichtbaren Trägerkon struktion im Innern. «Die Jury hat sich nicht für das mutigste, innovativste Projekt entschieden, das von Kerez», sagt Patrick Gmür, «sondern für das von Stücheli Architekten, weil man überzeugt war, es setze städtebaulich einen stärkeren Ak zent.» Wieso ein langweiligeres Projekt einen stärkeren städ tebaulichen Akzent setzen soll, bleibt ein Zürcher Geheimnis. Christian Kerez, der die Schweiz an der nächsten Biennale vertreten wird, mag Kollegen nicht kritisieren. Der Gestal 16 tungsspielraum für die Architekten sei durch die Vorgaben der Bauherren beschränkt gewesen, erklärt er. «Mit der Europa allee hat Zürich eine Chance vergeben. Die Möglichkeiten des neuen Massstabs haben sich nicht in einer neuen Qualität nie dergeschlagen, geblieben ist Fassadenkunst auf Weltniveau.» Mit Blick auf das Bürohaus, das den markanten Abschluss zum Bahnhof hin bilden soll, spricht er von einer «Architek tur, die unsichtbar bleibt, aus Angst, die Gebäude könnten Diskussionen auslösen». Die Europaallee, sagt der Architekt Mike Guyer, sei halt ein Abbild unserer Architekturkultur und damit unserer Gesellschaft. «Nicht visionär, manchmal etwas saturiert und langweilig, aber grundsolide.» Bereits gebaut sind: die Pädagogische Hochschule mit dem erhöhten Pau senplatz von Max Dudler; die vier Flügel des UBS-Gebäudes von Max Dudler, David Chipperfield und Gigon/Guyer, die einen ruhigen Innenhof umschliessen; die Wohntürme von Caruso StJohn Architects und Bosshard Vaquer Architekten mit ihrem raffinierten Retrolook, der an die Mailänder Arka den der Fünfzigerjahre und an Manhattan 1910 erinnert; und der höchste Turm des Ensembles von Graber Pulver Architek ten aus Zürich und Bern. Der Architekt Tom Pulver sagt, er und sein Kollege hätten sich an den eleganten Zürcher Geschäfts häusern der Fünfziger und Sechzigerjahre orientiert, «wie man sie am Bleicherweg oder am Schanzengraben sieht». «In zehn, zwanzig Jahren», sagt Patrick Gmür vom Zürcher Amt für Städtebau noch, «wird die Europaallee vielleicht ein le bendiges Quartier sein, dann werden nicht die Handschrift und die Baukunst der Architekten im Vordergrund stehen.» Demonstranten zerstörten alle Schaufensterscheiben Ich mache mich auf die Suche nach dem, was jetzt schon lebt in der Europaallee. An einem Freitagabend toben ein paar Ju gendliche zwischen den Schaufenstern und den Baugruben ihre Pubertätskräfte aus, die Europaallee ist die direkteste Verbindung zwischen der Langstrasse und den S-Bahnen in die Agglomeration. «In der Nacht ist es hier etwas ungemüt lich und leer», sagt Cornelia Alb, eine junge Frau, die von den SBB angestellt worden ist, um die Europaallee zu beleben, eine Atmosphäre zu schaffen, also das, was der Architektur bisher nicht gelingt. «Es ist noch kein Ort zum Verweilen.» Also organisiert Alb zum Beispiel einen Wettbewerb für Ur DA S M AGA Z I N 04/2016 — BI L D: S BB W er Wohnt denn da? ban Gardening. Auch das winterliche Eisfeld war ihre Idee. Unter dem Slogan «Wintermärliallee» wurde in der ganzen Stadt geworben, als wäre der Platz zwischen den beiden Wohn türmen in St.Moritz. «Es braucht noch mehr Spannung, mehr Brüche im neuen Stadtteil», sagt sie. Cornelia Alb hat in Luzern Community Development studiert. Ein halbes Leben lang schon wohnt sie im Kreis 4. Lässt sich etwas vom Zusammen leben in ihrem Quartier in die Europaallee exportieren? «Ex portieren? Unmöglich», sagt sie. Unter der Arkade seines Restaurants Neo am GustavGull Platz steht Gregory Schmid und raucht. Er hoffe, dass sich hier etwas Neues entwickelt, «etwas zwischen Bahnhofstrasse und Langstrasse». Schmid und sein Kollege haben viel Geld ins Lokal gesteckt. Das Design ist stilsicher, eigenwillig, man kann essen vom Morgen bis Abend, irgendwann werden die Tische weggeschoben, dann ist Party. Schmids Geschäfts partner, der Künstler Pius Portmann, hat das Konzept in New York und Tokio entdeckt. Vor dem Restaurant Loft Five am anderen Ende der Allee liegen Kunstschnee und ein Stapel Brennholz. Das Lokal ist VintageKitsch; kein Klischee wird ausgelassen. Drinnen geht es hoch zu und her, wie jeden Abend, das Loft Five ist die Hausbar der UBS. Die Bewohner der Europaallee hingegen entdecken den Kreis 4. «Sie schwärmen aus», erzählt die Schneiderin Eva Bräutigam, die an der Lagerstrasse 96 ein Atelier gemietet hat. «Wir leben ja hier im Niemandsland», sagt der Inhaber einer Eigentumswohnung im Turm über ihrem Atelier, ein etwa vierzigjähriger Jurist. 1.6 Millionen Franken hat er an der Versteigerung für 125 Quadratmeter geboten, plus 13 Qua dratmeter Loggia, Aussicht auf den Üetliberg. Seine Frau ar beitet in einer anderen Stadt, deshalb müsse der Bahnhof in der Nähe sein, «wir sind Nomaden», sagt er, ein Auto haben sie nicht. Er habe Nachtessen geholt im Palestine Grill an der Langstrasse, erzählt er, da habe ihm ein Passant guten Appe tit gewünscht. «Das ist mir am Zürichberg nie passiert, wo ich vorher gewohnt habe.» Früher hat die Sihl zwischen bürgerlicher und proletari scher Welt getrennt. Jetzt scheint sich die Grenzlinie über den Fluss zur Lagerstrasse hin verschoben zu haben. Auf der einen Strassenseite ist das Pflegeheim «Erlenhof» für sozial schwä chere Bürger. Gegenüber liegt nun eine Residenz für urbane Senioren mit viel Geld. Ende 2014 kamen Demonstranten von «Reclaim the Streets» auf die andere Strassenseite und haben alle Schaufenster eingeschlagen. Der Optiker, der Ge würzladen, der Schuhmacher, die Goldschmiedin – niemand wurde verschont. «Es war das Beste, was der Europaallee pas sieren konnte», sagt ein Wirt im Kreis 4, «seitdem kennt man sie in der ganzen Stadt.» Schon 2011 war zwischen den SBB und den Zürcher Akti visten ein kurzer Konflikt aufgeflammt, als die Bahn das Ge lände des alten Güterbahnhofs im Kreis 4 dem Kanton ver kaufte, der dort ein Polizeigefängnis bauen will. Es gab Pläne für Ateliers, Kindergärten, autonome Schulen; eine Gruppe wollte dort tausend günstige Wohnungen bauen. Die regie renden Sozialdemokraten hätten es in der Hand gehabt, das Gefängnis zu verhindern. Zuvorderst engagiert war der Stadt planer Richard Wolff. Vor zwei Jahren wurde er als Vertreter der Alternativen Liste zum Polizeivorstand der Stadt Zürich gewählt. Wolff wollte sich zur Europaallee nicht äussern. Er mische sich nicht in die Belange der anderen Departemente ein, liess er durch seinen Pressesprecher ausrichten. Ob die Allee jetzt polizeilich bewacht wird, werde aus polizeitakti schen Gründen nicht mitgeteilt. Der Kreis 4 ist das Quartier der Unangepassten, gross städtisch, ein Wahrzeichen von Zürich. Doch die Gentrifizie rung hat schon lange angefangen, spätestens als die Stadt be gann, Häuser zu kaufen, um das Sexgeschäft einzudämmen. Und heute, sagt Urbanist Christian Schmid, «hat die Lang strasse den Punkt überschritten, ab dem es kein Zurück mehr gibt. Das Ökosystem hat gedreht.» Ausdruck dieser «coolen» Gentrifizierung ist das auf diesen Frühling geplante Gross café auf dem Helvetiaplatz mit eigener Bäckerei, ein Gemein schaftsprojekt Zürcher Szenegastronomen. Der fette Deal der SBB Gemeinderat Niggi Scherr, langjähriger Präsident des Mieter verbands, erzählt von einem Haus an der Tellstrasse im Kreis 4, das 2005 für drei Millionen verkauft wurde, sechs Jahre später kostete es mehr als doppelt so viel, als Begründung sei die Nähe zur Europaallee angeführt worden. «Die Europaal lee ist ein Asset», sagt er. «2006 glaubten einige Sozialdemo kraten, dass sie den Aufwertungsdruck vom Quartier fernhal te, als eine Art Containment. Aber die Entwicklung läuft um gekehrt, in unglaublichem Tempo. Die Europaallee ist das Trojanische Pferd der Gentrifizierung.» Die SBB hielten alle Jetzt mit Mi-Fonds ordentlich zulegen. Machen Sie Ihr Sparschwein glücklich – mit dem Sparplan bereits ab 50 Franken. Überzeugen Sie sich selbst auf migrosbank.ch/mifonds 17 Trümpfe im Spiel, weil der Ausbau des Bahnhofs mehr Menschen nach Zürich bringe, was wiederum eine Wertsteigerung des Bodens um den Bahnhof bewirke, sagt Scherr. Dabei sei die Infrastruktur für eine effizientere Linienführung der Bahn mit unseren Steuern bezahlt worden, die Hälfte der Ausgaben habe der Kanton Zürich übernommen. «Eine perverse Logik, wir finanzieren die SBB, und sie setzen unseren Quartieren das Messer an den Hals.» Das Land der SBB war 1858 bis 1860 von der Nordostbahn unter Alfred Escher den Gemeinden Aussersihl und Zürich abgekauft worden. Bei der Verstaatlichung 1902 haben die Aktionäre die Parzellen beim Bahnhof behalten wollen, um sie als Immobilien verwerten zu können. Stadt- und Regierungsrat setzten sich jedoch mit einer Petition erfolgreich dafür ein, dass das ganze Areal in Staatsbesitz überging, eine Delegation unter Führung der Freisinnigen ist dazu eigens zum Bundesrat nach Bern gereist, erzählt Niggi Scherr. «Hundert Jahre später, unter dem Sozialdemokraten Moritz Leuenberger, ist der Plan der Privataktionäre aufgegangen», sagt Scherr. Im Herbst 1998, während der Schweizer Wachstumskrise, haben die SBB rund zehntausend Bahnbeamte in Frührente geschickt. Seither muss die Pensionskasse saniert werden. Der Bundesrat verpflichtete die Bahn, «den Grundstücksbesitz ertragreich zu bewirtschaften, um die Verluste im Eisenbahngeschäft aufzufangen». In Zürich hatte es schon 1975 einen Projektwettbewerb gegeben, wie man das Bahnhofsgelände mit Büros und Läden nutzen könnte. Den Zuschlag erhielt der Zürcher Architekt Ralph Bänziger mit dem HB Südwest, einem gigantischen Einkaufs- und Bürokomplex über den Gleisen. Zweimal wurde das Projekt an der Urne bestätigt, trotzdem blieb es über zwanzig Jahre lang blockiert, es gab Einsprachen, technische Probleme und politischen Gegenwind: Der HB Südwest galt als das Gegenteil von urban und war zu offensichtlich auf Rendite aus. Der Masterplan Ende der Neunzigerjahre wurde das Projekt redimensioniert. Es nannte sich jetzt Eurogate, doch 2001 stiegen die Investoren unter Führung der Crédit Suisse aus, nachdem man 80 Millionen in den Sand gesetzt hatte. Der Ausbau der Verbindung Altstetten–Oerlikon hatte Vorrang, die Züge sollten im Kopfbahnhof keine Zeit verlieren. Dadurch wurden entlang der Lagerstrasse Gleise frei. 2003 begannen die Planungsarbeiten für das neue Projekt Europaallee. Die SBB suchten von Anfang die enge Zusammenarbeit mit der Stadt. Es gab einen Workshop mit drei Teams: Die Genfer Devanthéry & Lamunière zerlegten die Parzelle entlang der Gleise in einen längli- 18 chen Park, auf dem drei Blockrandbebauungen zu liegen kamen. Eine Zürcher Gruppe mit Theo Hotz, Gigon/Guyer und Burkhalter/Sumi präsentierte ein Projekt mit fünf Hochhäusern, während der gebürtige Holländer Kees Christiaanse nur einen Raumplan vorlegte. «Der Städtebauer», sagt er, «ist eher eine Art Regisseur oder Koordinator, der einen Rahmen schafft, in dem sich individuelle Architekturprojekte entfalten können. Stadtentwicklung ist heute ein komplexes Kraftfeld zwischen mehreren Parteien – dadurch gibt es nicht mehr, wie früher, einen einzigen ‹Autor›. Die Kunst des Städtebauers ist es, dieses Kraftfeld zu moderieren», sagt er, «mit mehr oder weniger Erfolg.» Christiaanse zog die Süd-Nord-Strassen aus dem Kreis 4 geschickt weiter bis zu den Gleisen und kreuzte sie mit der Lagerstrasse. Dann zeichnete er eine Diagonale quer durch die Parzelle, von der Olé Olé Bar an der Langstrasse bis zum Bahnhof. Die neu geschaffene Verbindung war die Attraktion des Plans: die Europaallee. «Er kam nicht mit einem brüsken Entwurf», sagt Architekt Andreas Steiger, Projektleiter der SBB, «sondern bestimmte einzig den Ort für die Häuser und Plätze und legte die Regeln fest, wie gebaut werden darf: Höhe, Volumen, wie die Gebäude zueinander stehen sollen. Er wollte an der europäischen Stadt weiterbauen. Das hat die Jury überzeugt.» Anschliessend wurde für jedes der acht Baufelder ein Wettbewerb ausgeschrieben. Die SBB, die Stadt und Christiaanse sassen in allen Preisgerichten. Kees Christiaanse hat in Holland mit Rem Koolhaas gearbeitet, bevor er eine eigene Firma gründete, mit Büros in Rotterdam und Zürich. Er ist ein feingliedriger Mann mit wirrem grauem Haar, als wir uns treffen, trägt er einen grobmaschigen violetten Pulli über dem weissen Hemd. «Ich bin nicht von allem begeistert, was bisher gebaut wurde», sagt er. Manche Übergänge vom privaten zum öffentlichen Raum seien zu wenig durchlässig. Der Hof der UBS sei kalt und unattraktiv, der Platz vor der Pädagogischen Hochschule liege zu hoch und sei dadurch schwer sichtbar und zugänglich. «Überhaupt, der ganze Block der Schule ist zu massiv und hätte besser aus mehreren Architekturprojekten zusammengestellt werden sollen.» Aber in der Europaallee gehe es nicht in erster Linie um die Ikonenwirkung des einzelnen Baus, sagt Christiaanse, wichtiger sei der Zusammenhang zwischen Baukörper und öffentlichem Raum. Er hat ein paar Stilelemente definiert, die Idee eines Sockels mit kleinen Türmen zum Beispiel, und sonst den Architekten freie Hand gelassen. «Was ist überhaupt eine Stadt?», fragt Christiaanse mit leichtem Rudi-Carrell-Akzent, um die Frage gleich selbst zu beantworten: «Eine Stadt hat eine hohe Dichte an Individuen und DA S M AGA Z I N 04/2016 Die Europaallee, sagt der Architekt Mike Guyer, sei ein Abbild unserer Gesellschaft: nicht visionär, manchmal saturiert und langweilig, aber grundsolide. (K)ein schlechter Trip? In der Europaallee findet man sowohl Grossanbieter wie Starbucks oder Coop als auch kleine Läden wie Schuhmacher oder Goldschmiede. Ist Zürich eine Grossstadt? Der Innenhof der UBS, linker Flügel von den Architekten Gigon/Guyer, rechter Flügel von Max Dudler gebaut. DA S M AGA Z I N 04/2016 sozialen Gruppen mit multikulturellem Hintergrund. Die Reibung zwischen diesen Gruppen erzeugt Stadtkultur, Marktwirkung und Innovation, der amerikanische Urbanist Richard Florida hat es auf eine Formel gebracht: Technologie, Talent, Toleranz.» Für seine bescheidene Grösse sei Zürich erstaunlich grossstädtisch und bilde einen internationalen Hub mit den Schwerpunkten Finanzplatz, Kultur, Bildung und Forschung. Die Europaallee, sagt Christiaanse, sei eine Ergänzung des Zentrums, vergleichbar mit vielen Bahnhofsprojekten, wie Kings Cross in London oder Zuidas in Amsterdam, die als «Transit Oriented Developments» am europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz angebunden sind. In Zürich entstünden über die ganze Stadt verteilt solche Nebenzentren, sagt er, «die ursprünglich zentrumsorientierte Stadt entwickelt sich zu einer polyzentrischen Agglomeration». Er zeichnet ein paar kleine Kreise auf den Stadtplan. «Es gibt Zürich-West, Oerlikon, Altstetten, den Flughafen. Die Frage ist, wie sie komplementär funktionieren können.» Zürich habe diese Zentren in der Räumlichen Entwicklungsstrategie (RES) festgelegt, sagt er, und verfolge damit eine ähnliche Strategie wie andere Städte mit einer hochentwickelten Planungskultur wie Amsterdam, Hamburg oder Kopenhagen. Amtschef Patrick Gmür bestätigt: «Die Stadt erhält damit einen neuen Massstab, denjenigen einer ‹richtigen› Grossstadt. Oerlikon wird gewaltig aufgewertet. Altstetten auch. Zürich kann nur gewinnen, wenn wir nicht zentrumsfixiert sind. Aber das braucht Zeit.» Man wollte etwas Spezielles Weil das Projekt Europaallee über die Zonenordnung hinausgeht, mussten die SBB mit der Stadt einen Gestaltungsplan ausfeilschen. «Verhandlungsurbanismus» nennt Patrick Gmür den Prozess. Der Wohnanteil wurde auf vierzig Prozent festgelegt, aber die Gespräche drehten sich vor allem um die Frage des öffentlichen Raums. Das Hochbauamt verlangte Plätze und eine konsequente Erdgeschossnutzung; damals schwärmte man für die italienische Piazza. Die Stadt hätte vielleicht mehr aus den Verhandlungen herausholen können, meint Daniel Kurz, Chefredaktor der Architekturzeitschrift «werk, bauen + wohnen». «Aber Stadtpräsident Elmar Ledergerber war froh um Investitionen, und Kathrin Martelli, die damals dem Hochbauamt vorstand, fand es unanständig, Forderungen zu stellen.» Es war die Zeit nach dem Abgang von SP-Stadträtin Ursula Koch, der roten Hexe, mit ihrer investorenfeindlichen Haltung. Zurückhaltung sei damals das Gebot gewesen, erzählt die Zürcher SP-Nationalrätin Jacqueline Badran, «meine Partei wollte nicht wieder als Verhinderer dastehen. Wow, sagten wir, vierzig Prozent Wohnanteil haben wir rausgeholt!» Sie hätten über die Europaallee intensiv diskutiert in der Partei. An Ideen habe es nicht gefehlt. «Aber das Traurige ist, dass die Stadt wenige Möglichkeiten hat, ein solches Projekt inhaltlich zu beeinflussen», sagt Badran. Der einzige Hebel sei die Zonenordnung. Sie dürfe nicht daran denken, was möglich gewesen wäre auf diesem Gelände. «Eine andere Architektur mit Seele, mit Mut, mit Fantasie. Aber eben, am Schluss entscheiden die Eigentumsverhältnisse.» Kees Christiaanse, der Planer, ist dennoch zufrieden. Die Nutzungsmischung sei für ein solches Projekt einzigartig. Besonders gefällt ihm «die Verpflichtung zu offenen und flexiblen Erdgeschossen, auch günstige kleinteilige entlang der Lagerstrasse». Auch die wenigen Parkplätze zugunsten des öffentlichen Verkehrs seien eine gute Sache. André Odermatt, der heutige Hochbauvorsteher der Stadt, hat damals noch im Gemeindeparlament die Verhandlungen mit den SBB verfolgt. Der Gustav-Gull-Platz zwischen den drei Türmen der Allee und der Europaplatz beim Bahnhof werden sehr gut funktionieren, sagt er. «Aber die Belebung der Stadt beginnt im Erdgeschoss. Mit Dichte allein kann man keine Urbanität herstellen. Oder anders gesagt: Was geschieht, wenn die GoogleLeute abends nach Hause gehen? Lebt der Ort nach Bürozeit weiter? Ein lebendiger Stadtteil braucht öffentliche Erdgeschosse, Begegnungsräume, eine gute Mischung von Nutzungen und noch andere Ideen. Und um das mussten wir mit den SBB ein Stück weit auch kämpfen.» Auf Druck der Behörden organisierten die SBB einen Workshop. Eingeladen war auch die Firma Fischer, spezialisiert auf Zwischennutzungen. Steff Fischer kommt aus der Achtzigerbewegung, in seiner Firma steckt die Erfahrung von alternativen Wohnmodellen wie Karthago und Kraftwerk, er bringt die Wilden und die Immobilienbesitzer zusammen. Fischer schlug für die ganze Länge der Lagerstrasse eine Reihe von kleinen Geschäften vor, «keine Brands», sagt er, «wir nennen sie Autorenshops». Eine weitere Idee war die Sockelmiete, die bei steigendem Umsatz hochgeht, als eine Art Quersubvention, eine geschützte Werkstatt des Kleingewerbes. «Wir haben uns gefragt: Was passt hierher?», erinnert sich Jürg Stöckli an den Workshop. «Wir wollten keine grossen Marken. Die Kunden mögen das nicht mehr. Wir wollten etwas Spezielles.» So kam der Optiker in die Lagerstrasse, der Schumacher, die Goldschmiedin, die kleine Modelinie, der Urban Outdoor Store, die Coiffeurs, das Reisebüro, die Schokoladenboutique, der edle Whisky, Urban Gardening, Yoga, Massage, Schminken, Naturkosmetik, Biokosmetik, die Schuhe aus Pferdeleder, der Teeladen, die Visagistin und Eva Bräutigam, eine der letzten Massschneiderinnen, die noch alles selber näht. Wenn man einen guten Bäcker gefunden hätte oder einen guten Metzger, erzählt Steff Fischer, hätte man ihn sofort genommen. Aber damals sei Zürich noch nicht so weit gewesen, dass sich ein Junger getraut hätte, gegen die Grossbäckereien sein Glück zu versuchen. Aus ihrem Kellerlokal im Kreis 6 ist Eva Bräutigam in ein Atelier mit viel Licht gezogen, hat alles selber gestaltet, wie die meisten anderen Ladenbesitzer auch, einige arbeiten sogar nebenbei, um sich ihren Lebenstraum leisten zu können. «Wir helfen uns gegenseitig», sagt Bräutigam. Die Leute im Erdgeschoss sind offenbar das heimliche Netzwerk der Allee. Die Europaallee sei sein Glück gewesen, sagt der Optiker Bernhard Baldinger. «Man könnte für Ladenlokale dreibis viermal mehr Miete verlangen an diesem Standort.» Dass keine grossen Ladenketten hier sind, das verdanke man der Stadt und den SBB. «Und der Fischer AG, die dieses Konzept der Start-up-Hilfe ausgearbeitet und Stadt und SBB beraten hat», sagt Baldinger. 21 Entstanden sind am Ende aber nicht urbane, sondern vorstädtische Räume. Man baut nicht weiter an der Stadt, sondern an der Agglomeration. Aber wer soll da wohnen? Nachdem der Zürcher Gemeinderat den Gestaltungsplan einstimmig genehmigt hatte, wurde 2006 das Projekt an der Urne angenommen. Die Alternative Liste hatte das Referendum ergriffen, wegen der Wohnungen war es zu Widerstand gekommen. Der vereinbarte Wohnanteil von vierzig Prozent wurde zwar eingehalten, aber man wohnt teuer an der Europaallee, und Hotelzimmer werden als Wohnraum gerechnet. Sieben Jahre später verlor die Alternative Liste ein zweites Referendum. Die SBB hatten der Öffentlichkeit alle Strassen und Plätze geschenkt. Bedingung war, dass sich die Stadt mit 8.9 Millionen Franken an der Verbreiterung der Lagerstrasse beteilige. Die Stadt habe sich von den SBB über den Tisch ziehen lassen, sagt Gemeinderat Niggi Scherr. «Das würde ich nicht stehen lassen», findet Jürg Stöckli, «es waren harte Verhandlungen. 18000 Quadratmeter Land gehen für immer und ewig ins Eigentum der Stadt über. Und mit der Miete der Pädagogischen Hochschule Zürich sind wir nicht ans Limit gegangen, auch das ist eine Form der Mehrwertabgabe.» Ach was, sagt Jacqueline Badran, «dieser Mietvertrag ist eine Gelddruckmaschine, weil wettbewerbsfrei: Ein Anbieter – ein Nachfrager. Das heisst: Niemand zahlt auf lange Sicht so zuverlässig wie eine kantonale Schule, die ja nicht von einem Tag auf den andern wegziehen kann. Private Public Partnership nennt man das. Die Immobilienleute lieben es.» Die SBB haben den Wert ihres Landes um Hunderte von Millionen Franken steigern können, sagt Niggi Scherr, ohne dass sie der Stadt etwas vom Mehrwert weitergeben müssten. Das Renditedenken der SBB hat später auch im Bundesrat zu reden gegeben, erzählt Ernst Hauri, Direktor des Bundesamts für Wohnungswesen. 2014 sei auf Antrag der Landesregierung abgeklärt worden, was die SBB zur Linderung der Wohnungsknappheit in den Städten beitragen könnten. Schliesslich sei am Leistungsauftrag der SBB festgehalten worden. Wenn es nach ihm gegangen wäre, sagt Hauri, der in 22 Zürich-Wipkingen wohnt, hätte eine Genossenschaft der Durchmischung der Europaallee gutgetan. Es sei damals tatsächlich ein Thema gewesen, ob eine Genossenschaft in der Europaallee bauen soll, erinnert sich Stadtrat André Odermatt, «es sind auch Verkäufe angestanden, die aber an unterschiedlichen Preisvorstellungen scheiterten. Später war klar, dass die SBB lieber selber Projekte entwickeln.» Der soziale Wohnungsbau passe nicht an die Europaallee, findet Jürg Stöckli, der Immobilienmann der SBB: «Die Durchmischung muss funktionieren, aber wenn das Gefälle zu gross wird, muss man auch mit negativen Auswirkungen rechnen. Wenn sich zu verschiedene Schichten mischen, kann das auch zu Spannungen führen, davor hatten wir Respekt.» Günstiges Wohnen hätten sie ermöglicht in der Zollstrasse oder in der Überbauung Letzibach in Altstetten. «Es waren aber sicher auch finanzielle Überlegungen im Spiel. Wir können nicht überall preisgünstige Wohnungen bauen, sonst kommen unsere Ziele unter Druck, die Pensionskasse zu stabilisieren und die jährliche Ausgleichszahlung von 150 Mio. Franken an die SBB-Infrastruktur zu leisten.» Die Lehren aus dem Projekt 2011 wurde die Initiative für mehr gemeinnützigen Wohnungsbau in Zürich angenommen. Damals erst habe sich die Diskussion verlagert, sagt André Odermatt. Die Stadt sei nicht mehr in der Krise gewesen, es ging nicht mehr darum, Menschen anzulocken, im Gegenteil: «Die Diskussion bewegte sich weg von der Festlegung des Wohnanteils und weg von der Qualität des öffentlichen Raums hin zum gemeinnützigen Wohnungsbau. Die Frage lautet jetzt: Wer wohnt dort? Das war auch der nächste Legislaturschwerpunkt, das sind die politischen Lehren, die man aus der Europaallee gezogen hat.» Dieser Lernprozess sei dann in Zusammenarbeit mit den SBB an der Zollstrasse zum Tragen gekommen. Stadt und SBB haben den Streifen Land entlang der Gleise im Kreis 5 an die Genossenschaft Kalkbreite verkauft, nachdem die auch diesen Wettbewerb für eine Wohnsiedlung gewonnen hatte. Diesmal mit einem neuen Konzept, aus der Welt der Hausbesetzer. Gebaut wird eine grosse Halle, das Forum, für Veranstaltungen, für Theater, rundherum gibt es Wohnungen. Zurzeit wird mit Quartierbewohnern diskutiert, wie das Konzept umgesetzt werden könnte, das Interesse sei extrem gross, sagt Sabine Wolf vom Vorstand der Genossenschaft. Es wird Wohnungen für 170 Menschen geben, vierzig Prozent Gewerbeanteil, frei zugängliche Dachterrassen, Kinderkrippen, Cafés. Im Innenhof der UBS ist der Eingang zur öffentlichen Mensa der Bank, die vom Frauenverein geführt wird. «Sehen Sie die DA S M AGA Z I N 04/2016 «Man kann die Europaallee auf vielen Ebenen kritisieren», sagt der Architekt Mike Guyer, «aber gut erscheint mir an ihrer Geschichte, dass jetzt nicht alles auf einmal, sondern vorsichtiger in Etappen realisiert wird. Neue Erkenntnisse fliessen jeweils in nächste Etappen ein.» Der Weg vom Shoppingcenter zu den kleinen Läden war so ein Lernprozess. Die nächste Etappe wären die Läden auf der noch ungebauten Seite der Allee. Steff Fischer weiss nicht, wie es weitergehen soll. «Die Europaallee ist die neue, junge Bahnhofstrasse. Gehobenes Niveau, innovativ, kreativ», habe er vorgeschlagen, als die SBB ein Konzept wollten. Seither habe er nichts mehr gehört. Wie eine grosse Familie Einer der BohemiaLeute ist Daniel Kehl, Mitinhaber von Jack & Jo, wo die Leute für nachhaltige Hamburger anstehen, eine Erfolgsgeschichte. «Ich würde mir auch mehr unverwechselba re, unabhängige Beizen wünschen», sagt er, aber dafür müssten die SBB wie bei den Ladengeschäften eine niedrige Sockelmie te anbieten, um den Einstieg für einen Kleinen zu erleichtern. Kehl ist begeistert von der Europaallee: «Urban, visionär, cool, wenn ich mit dem Velo zwischen den Häusern durchfahre, habe ich das Gefühl, in New York oder London zu sein.» In Zürich West zum Beispiel würde er zurzeit kein Lokal aufmachen, dort finde kein Leben statt. Er suche Orte, wo Menschen wohnen, ar beiten, ausgehen, alles gleichzeitig, die Europaallee könne so ein Quartier werden, mit einem eigenen Gesicht. Je weiter man Richtung Langstrasse geht, desto teurer wird es. Die Residenz Gustav ist sozusagen der Zürichberg der Euro paallee, 150 Quadratmeter für zehntausend Franken. Aber die Mieter können sich, sollte einer den Wunsch haben, nachts um eins ein Steak braten lassen und ins Zimmer bestellen. Ein Hausdienst steht zur Verfügung, Limousinenservice, Sauna im zwölften Stock mit Whirlpool auf der Dachterrasse. Die Alters residenz mit medizinischer Betreuung ist noch teurer. Man fährt mit dem Lift ins Restaurant hinunter, 14 GaultMillau Punkte, aber das Haus ist halb leer, erst ein Drittel der Wohnun gen sind vermietet, an Senioren, die genug haben vom Hecken 24 schneiden an der Goldküste. Oder an Geschäftsleute, die ein paar Tage pro Woche da sind. «Wenn wir alles vermietet haben, sind wir wie eine grosse Familie», sagt Geschäftsführer Toni Albino, ein Italiener aus Deutschland mit grossen traurigen Au gen. Bisher sei auch noch niemand ausgezogen. Albino führte das Restaurant Triangel in Zumikon, als ihm die Brüder di Gallo anboten, das Gustav zu übernehmen. Die Firma hat mit Altersheimen und Privatkliniken in der Ost schweiz Geld gemacht, es gab Zeitungsberichte, dass sie Per sonal aus Osteuropa zu Dumpinglöhnen beschäftigt. Toni Al bino zeigte mir die Musterwohnung im zehnten Stock, die ein französischer Anwalt für ein halbes Jahr gemietet hat, auf dem Sideboard stehen die Fotos einer Musterfamilie. Unten im Restaurant grüsst ein freundliches Paar, mittleres Alter, sie wohnen im Turm mit den Eigentumswohnungen, zuoberst. «Die sehen bis nach Rapperswil», sagt Albino. Kaserne der technischen Intelligenz Mitte 2014 hörte Projektleiter Andreas Steiger von einem ano nymen Interessenten, der Büros mieten wolle. Dann hätten sie erfahren, dass Google hinter der Anfrage stand. Die hätten gleich die Hälfte der gesamten Bürofläche gemietet. Google Zürich hat 2004 in einem kleinen Büro am Limmatquai mit zwei Leuten angefangen, jetzt sind es 1600 im Hürlimann Areal, im Jahr 2020 an der Europaallee wird eine Fläche zur Verfügung stehen, die mehr als doppelt so gross ist. Zürich ist Forschungsstandort Nummer eins in Europa. Im Herbst werden die ersten Googler in der Europaallee einziehen. Lucas Stolwijk ist Facility Manager, einer der Aus länder aus 75 Nationen, die bei Google Zürich hängen geblie ben sind, «Zooglers» nennen sie sich, die wenigsten sind über 35. Er hat die Mitarbeiter gefragt, was sie sich vom Umzug wünschen. Ab und zu mal selber kochen, war ein Vorschlag – Lucas klärt ab, ob Kurse mit den Köchen der Europaallee mög lich sind. Oder ob man die Turnhallen der Pädagogischen Hoch schule benutzen kann. «Wir reden mit allen», sagt Stolwijk, «wir wollen in den Standort investieren.» Der Gang an die Eu ropaallee sei auch ein Schritt hinaus aus der Werkstatt, Sicht barkeit ist das entscheidende Wort. Man überlege sich, ein Auditorium in einem der Bürohäuser einzubauen, sagt Stol wijk, aber noch sei nichts entschieden, «wer weiss, was in fünf Jahren sein wird. Das ist eine sehr lange Zeit.» Gegenwärtig wird an der Europaallee an einem verschach telten Bau von E2A Architekten vorne an der Langstrasse ge arbeitet. Im Erdgeschoss entsteht das Kulturzentrum Kosmos, gegenüber wird das 25hours Hotel stehen, dazwischen ein kleiner Platz, wo halb Zürich Apéro trinken werde, wenn die Sonne über der Stray Cat Bar untergeht, auf der anderen Strassenseite, «der schönste Sonnenuntergang der Stadt», sagt der Filmemacher Samir, er trägt Gummistiefel und einen roten Bauarbeiterhelm. Samir hat sich mit Bruno Deckert zu sammengetan, der in Zürich 5 das Sphères führt, Café und Buchladen, Deckert hat die intellektuelle Studierstube zum Stil gemacht. Mit Erfolg. Die beiden haben im Herbst 2010 ihr Konzept vorgestellt, die SBB übernahmen den Grundausbau der sechs Kinos im DA S M AGA Z I N 04/2016 Übergänge zwischen den Gebäuden?», fragt eine junge Bank angestellte, wir sitzen am Fenster. «Es soll wirken, als hätte der Hof eine Geschichte, als seien die Gebäude organisch zusam mengewachsen, wie in einer Grossstadt.» Aber Zürich sei keine grosse Stadt, sagt sie nach einer Pause, und das sei gut so. «Zü rich braucht das nicht. Zürich hat seinen eigenen Charme.» Sie wisse nicht, ob das Konzept der Europaallee mit dem urbanen Lebensstil aufgehen wird, sagt die junge Frau. In ih rer Abteilung kämen viele aus dem Aargau, aus Solothurn, Lu zern, die meisten mit dem Zug, und nach Arbeitsschluss gingen sie nach Hause. «Wer noch bleibt, geht an die Langstrasse oder ins Pub auf der anderen Strassenseite der Lagerstrasse. Und die Studenten der Hochschulen und die Leute von der Bank kom men eh nicht zusammen. Es ist aber auch zu teuer hier.» Drei Stockwerke unter «meiner» Wohnung in der Num mer 35 wohnt das japanischschweizerische Ehepaar Baum gartnerSuzuki. Für ihre 100 Quadratmeter zahlen sie 3500 Franken, eine schöne, helle Wohnung, mit Blick auf die Berge. Sie sind von der Forch hierhergezogen. Sie haben in der Nähe ein japanisches Restaurant geführt, das sie aufgeben muss ten, als der Bund die Arbeitsbewilligung für ihren japanischen Koch nicht mehr verlängerte. Nun haben sie im Kreis 4 einen Laden gemietet, geben Kochkurse und verkaufen den besten japanischen Reis. Sie sind beide etwas über dem Pensions alter, eine herzliche Japanerin und ein Ingenieur, der die Welt gesehen hat. Sie fühlen sich wohl. Sie schätzen die Ruhe, er sei nicht hierhergezogen, um Freunde zu finden, sagt Herr Baum gartner, Freunde habe er genug. Die Baumgartners bedauern, dass es fast bloss Grossgastronomen an der Allee gibt wie Bo hemia, Bindella oder Hiltl. Stillleben in der Europaallee: Mann mit Smartphone. 8000 Arbeitsplätze, 4800 Studenten, 400 Wohnungen, 60 Geschäfte, 13 Restaurants und Bars, ein Kinokomplex entstehen hier. Und irgendwann, so hoffen die Planer, auch Leben. 27 wäre die Alternative? Gar nichts. Oder aber die Gelegenheit nutzen und selbst etwas Gutes auf die Beine stellen.» Es sei nicht ganz einfach gewesen, erzählt Stöckli. «Haben Sie schon mal ein Kino gebaut? Wir auch noch nicht. Aber mit Samir und der Stadt Zürich gibt das eine tolle Sache.» Jetzt freue er sich auf die ersten Leute von Google. «Google ist innovativ, wir haben schon Anfragen von Firmen, die neben Google einziehen möchten.» Ob sie mit dem Grossmieter Glück gehabt hätten? «Wenn es nicht Google gewesen wäre, wäre ein anderer gekommen», sagt er. «Man muss an den Standort glauben, man muss auch in dreissig Jahren vermieten können, wenn es gewisse Branchen nicht mehr gibt. Der Standort ist entscheidend, und wenn Sie nicht mehr am Zürcher Hauptbahnhof vermieten können – dann wo?» Untergeschoss, rund 800 Plätze. «Sie hätten mehr Investoren haben müssen, um die Baukosten zu decken», erzählt SBBProjektleiter Andreas Steiger, «also haben wir uns gesagt, investieren wir. Damit ihre Energie nicht draufgeht, dem Geld nachzurennen.» Zehn Millionen Franken als Zeichen, dass die SBB an Kosmos glauben. Das Geld für den Innenausbau haben Deckert und Samir aufgetrieben – ihr Bankberater von Raiffeisen begleitet unsere Baubesichtigung im roten Helm. Die Eröffnung ist auf Frühling 2017 geplant. Patrick Gmür aus dem Amt für Städtebau ist dankbar für die Risikobereitschaft der Leute von Kosmos. «Und trotz aller Diskussionen mit den SBB», sagt er, «muss man auch anerkennen, dass es sehr mutig von ihnen war, ins Projekt Kosmos einzusteigen.» Samir ist Mitglied der Alternativen Liste, und bevor er mit den SBB zu verhandeln begann, traf er seinen Gemeinderat Niggi Scherr. «Niggi, ich muss dir etwas gestehen», habe er gesagt. Wobei, für Samir ist Kosmos ein politisches Projekt. Mit der Europaallee werde die Gentrifizierung von Kreis 4 endgültig Tatsache, erklärt er, «der Kreis 4 ist das SoHo von Greater Zurich geworden.» Sie hätten sich halt gefragt, ob sie diesem Prozess einfach zuschauen wollten. «Es heisst, Kosmos sei das kulturelle Feigenblatt der Europaallee – aber was M I K L Ó S GI M E S ist Reporter bei «Das Magazin»; [email protected] Architektur fotografiert von PET ER T I L L E S SEN; www.tillessen.com Strassenszenen fotografiert von PI ER LU IGI M Ac OR ; www.pierluigimacor.com CLEVER DURCH DEN WINTER. Jetzt Fenster renovieren! 10ba0tt .– pro Ra Fenster * <wm>10CAsNsjY0MDQx0TW2NDYxNQcA2JpQRQ8AAAA=</wm> <wm>10CFWLqw7DMBAEv-isXd_t2a5hFRYFROEmVXH_H_XBCkYaMLPvUwU_7ttxbeckGGE-PNSmhkptiZw-Rsmuj4H0CuaN8k6x4u-xiF4FrG9joNEXZd4MuYJeXo_nG-f52dZ2AAAA</wm> Winter im Wohnzimmer? Die Holz-Aluminium-Kombination der 4B Renovationsfenster RF1 schützt Sie zuverlässig vor Kälte und senkt dabei auch noch Ihre Heizkosten. 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