1 AG Feldherpetologie und Artenschutz Einheimische Reptilien und Amphibien Westliche Smaragdeidechse Admin · Sonntag den 8. September 2013 Artensteckbrief Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) Art: Lacerta bilineata, Smaragdeidechse Westliche Unterart(en): Lacerta bilineata bilineata Fauna-Flora Habitatrichtlinie: FFH-Richtlinie (Anhang IV) Westliche Westliche S m a r a g d e i d e c h s eS m a r a g d e i d e c h s e (Lacerta bilineata),(Lacerta bilineata), Rote Liste Status: Männchen, Jaujac, RL Deutschland (2009): stark gefährdet W e i b c h e n , Untermosel, Frankreich, RL BW (1999): vom Aussterben bedroht 15.06.2010, Foto:28.03.2013, Foto: RL HE (2010): vom Aussterben bedroht Ulrich Schulte Ulrich Schulte RL RP (1996): vom Aussterben bedroht Beschreibung: Die Westliche Smaragdeidechse (Lacerta bilineata) ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge bis zu 13 cm und einer Gesamtlänge bis maximal 40 cm neben ihrer Schwesterart, der Östlichen Smaragdeidechse (Lacerta viridis) die Westliche mit Abstand größte EidechsenartW e s t l i c h e S m a r a g d e i d e c h s eDeutschlands. Ihre leuchtend smaragd-S m a r a g d e i d e c h s e (Lacerta bilineata),bis dunkelgrüne Rückenfärbung mit(Lacerta bilineata), junges Männchen,dunkler Punkt- und FleckenzeichnungM ä n n c h e n , Untermosel, sowie die blaue Kehlfärbung währendU n t e r m o s e l , 13.5.2009, Foto: 28.06.2013, Foto: Copyright © 2015 AG Feldherpetologie und Artenschutz -1/7- 13.08.2015 2 Ulrich Schulte d e r P a a r u n g s z e i t m a c h e n s i eUlrich Schulte unverwechselbar. Morphologisch sind sich die Westliche und Östliche Smaragdeidechse sehr ähnlich. Das einzige greifbare Unterscheidungsmerkmal ist die Kehlfärbung der Jungtiere. Während die Jungtiere beider Arten hell beige-braun gefärbt sind, zeigen nur die Jungtiere der Westlichen Smaragdeidechse eine hellgrüne Kehlregion. Gesamtverbreitung: Das Hauptverbreitungsgebiet der Westlichen Smaragdeidechse erstreckt sich von Nordspanien bis zur burgundischen Pforte und bis ins südliche Italien sowie die Kroatische Küstenregion. Darüber hinaus besiedelt die Art ein noch nicht ausreichend bekanntes Areal im äußersten Nordosten Italiens, in Slowenien sowie im Westen Montenegros und Griechenlands. Zusammen mit den französischen Vorkommen (Langres, Vesoul, Baume-les-Dames und Besancon) bilden die rheinland-pfälzischen und südbadischen Vorkommen (oberes und mittleres Rheintal sowie die Nebenflüsse Nahe und Mosel) die nordöstliche Arealgrenze der Art und repräsentieren typische isolierte Reliktvorkommen. Verbreitung national: Bundesweit sind die Vorkommen der Westlichen Smaragdeidechse auf die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen beschränkt. Am Unterlauf der Mosel finden sich mit insgesamt 19 dokumentierten Vorkommen die mit Abstand bedeutendsten, individuenstärksten und vermutlich noch „intaktesten“ V e r b r e i t u n g s k a r t ePopulationen der Westlichen Smaragdeidechse in Deutschland. westliche Darüber hinaus besiedelt die Art die wärmebegünstigten Hänge Smaragdeidechse –des Mittelrhein- und Nahetals (Rheinland-Pfalz) sowie mit L a c e r t a b i l i n e a t awenigen isolierten in neuerer Zeit nachgewiesenen Vorkommen (Daudin, 1802) das hessische Lahntal. Ihre natürliche, wenn auch relativ seltene, Verbreitung in Baden am zentralen, südlichen Kaiserstuhl und Tuniberg wurde bereits vor über 170 Jahren erwähnt. Hier finden Sie den Verbreitungsatlas für alle einheimischen Reptilien und Amphibien. Copyright © 2015 AG Feldherpetologie und Artenschutz -2/7- 13.08.2015 3 Ansprechpartner für Nachweise: Hessen: AGAR, Arbeitsgemeinschaft Amphibien- und Reptilienschutz in Hessen; AGAR, Gartenstraße 37, D-63517 Rodenbach, Tel. 06184/994393, email: [email protected] Rheinland-Pfalz: Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht, Referat „Biologische Vielfalt und Artenschutz“, Ludwig Simon, Kaiser-Friedrich-Straße 7, 55116 Mainz; Telefon: 06131/6033-1434, email: [email protected] Baden-Württemberg: ABS, Amphibien & Reptilien Biotopschutz in Baden- Württemberg Hubert Laufer, Kuhläger 20, D-77654 Offenburg, Tel. 0781/96749-21, email: [email protected] Lebensräume: Primärlebensräume der Art waren in erster Linie offene sonnen-exponierte gerölldurchsetzte Flusstäler. Auch heutzutage ist sie am Nordrand ihres Areals in Deutschland in ihrer Verbreitung auf wärmebegünstigte, südWestliche /südwest-/südostexponierte Hanglagen1992 gelang der letzte S m a r a g d e i d e c h s emit teilweise starkem NeigungsgradN a c h w e i s der (Lacerta bilineata),beschränkt. Von entscheidenderW e s t l i c h e n Männchen, Bedeutung ist die d i r e k t eS m a r a g d e i d e c h s e Untermosel, Jahresinsolation. Gleichzeitig weisen die(Lacerta bilineata) am August.2010, Foto:Lebensräume einen ausreichendenHaardtrand in Forst Ulrich Schulte Deidesheim, Feuchtegrad und ein klein-räumigesb e i Mosaik aus offenen Strukturen und seitdem gilt die Art in dichterer Vegetation auf. Besiedeltd e r R e g i o n a l s werden trockene W a l d r ä n d e r ,„ a u s g e s t o r b e n “ , Weinbergsbrachen, Halbtrockenrasen,08.05.2013, Foto: Ginster- und Steppenheiden, schüttereUlrich Schulte Streu-obstwiesen mit Brombeer- und Schlehengebüschen sowie Bahn- und Wegdämme. Von besonderer mikroklimatischer Bedeutung innerhalb der Lebensräume sind alte Stütz- und Trockenmauern, Steinriegel sowie Gebüsch-strukturen, Abbruchkanten und Reliefstrukturen. Copyright © 2015 AG Feldherpetologie und Artenschutz -3/7- 13.08.2015 4 Wissenswertes:Interspezifische Unterschiede zwischen der Westlichen und Östlichen Smaragdeidechse in der Eizeitigung sowie innerhalb der Temperaturansprüche und Phänologie ließen bereits früh Überlegungen aufkommen, die deutschen Smaragdeidechsen als ökologisch-physiologisch unterschiedlich angepasste Unterarten in eine westdeutsche und ostdeutsche Form aufzu-trennen. So ist die Eizeitigungsdauer der Westliche Westlichen Smaragdeidechse etwa 10 Tage kürzer als die der S m a r a g d e i d e c h s eSchwesterart bei gleicher Temperatur. Darüber hinaus sind die (Lacerta bilineata),mittelrheinischen L. bilineata einige Wochen früher im Jahr bei Weibchen, Jaujac,n i e d r i g e r e n T e m p e r a t u r e n u n d e i n e m h ö h e r e m Frankreich, Feuchtigkeitsbedürfnis aktiv als die märkischen L. viridis 26.03.2013, Foto:Vorkommen. Zur Untersuchung von Artgrenzen wurden bei der Ulrich Schulte Smaragdeidechse interspezifische Kreuzungsexperimente durch-geführt, die zeigten, dass zwischen venezianischen (L. bilineata) und ungarischen (L. viridis) Individuen eine Hybridisierungsschranke existiert. Hier traten in Folge von Hybridisierungen relativ häufig sterile Tiere auf, sodass der Schlupferfolg mit 28 % äußerst gering war. Im Jahre 2001 wurden beide Arten erstmals auf Basis genetischer Daten als Schwesterarten beschrieben. Gefährdung und Schutz: In den Roten Listen von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg wird L. bilineata als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Die Art gehört bundesweit zu den seltensten Reptilien überhaupt. Das sehr gut dokumentierte historische Westliche Verbreitungsgebiet der Art ermöglichtM ä n n l i c h e S m a r a g d e i d e c h s eein recht detailliertes Bild über ihrenS m a r a g d e i d e c h s e (Lacerta bilineata),starken Rückgang in Deutschland.(Lacerta bilineata), Jährling mit deutlichGroßflächige Lebensraumverluste durchU n t e r m o s e l , gelb-grün gefärbterRebflur-bereinigungen, Foto: Bebauung2 8 . 5 . 2 0 1 3 , Kehle, Untermosel,(Wohngebiete) und großflächigeUlrich Schulte A p r i l 2 0 1 1 , F o t o :V e r b u s c h u n g s i n d w e s e n t l i c h e Ulrich Schulte Gefährdungsfaktoren. Zudem ist davon auszugehen, dass die zunehmende Zerschneidung der Restlebensräume ebenfalls einen Gefährdungsfaktor darstellt. Insbesondere am Kaiserstuhl und Tuniberg konnten seit den 1960er Copyright © 2015 AG Feldherpetologie und Artenschutz -4/7- 13.08.2015 5 bzw. 1980er Jahren fortwährend Bestandsrückgänge beobachtet werden. Darüber hinaus gelten Vorkommen in der Umgebung des Kaiserstuhls (bei Lahr, Müllheim, am Isteiner Klotz, Grenzacher Horn) sowie die Vorkommen am Haardtrand/Weinstrasse in der Pfalz als erloschen. Die Sicherung der Bestände ist in hohem Maße von einer aufwändigen und finanziell kostspieligen Bewirtschaftung und Pflege der Lebensräume abhängig. Aus diesem Grund werden Alternativen wie das Abflämmen von Rebböschungen in den Wintermonaten und Pflegemaßnahmen durch Ziegenbeweidung erprobt. Westliche Westliche Westliche S m a r a g d e i d e c h s eS m a r a g d e i d e c h s eS m a r a g d e i d e c h s e (Lacerta bilineata),(Lacerta bilineata),(Lacerta bilineata), Weibchen, Männchen, Jaujac,W e i b c h e n , 27.03.2013, Foto:F r a n k r e i c h , Untermosel, August Ulrich Schulte 01.04.2013, Foto:2010, Foto: Ulrich Ulrich Schulte Schulte Literatur Alfermann, D. (2008): Die Smaragdeidechse bei Runkel: Überprüfung weiterer möglicher Vorkommen im Lahntal. Vorstellung eines Hans-Schiemenz-Projektes. – elaphe, N.F., 16(2): 28-29. Böhme, W. (1978): Das Kühneltsche Prinzip der regionalen Stenözie und seine Bedeutung für das Subspezies-Problem: ein theoretischer Ansatz. – Zeitschrift für Zoologische Systematik und Evolutionsforschung, 16: 256-266. Böhme, M., U., Fritz, U., Kotenko, T., Džukić, G., Ljubisavljević, K., Tzankov, N. & T. U. 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Text: Ulrich Schulte Dieser Beitrag wurde publiziert am Sonntag den 8. September 2013 um 18:47 in der Kategorie: Artensteckbriefe Reptilien. Kommentare können über den Kommentar (RSS) Feed verfolgt werden. Kommentare und Pings sind momentan geschlossen. Copyright © 2015 AG Feldherpetologie und Artenschutz -7/7- 13.08.2015
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