Regierung von Oberfranken Naturschutzgebiet Nr. 70 - "Moor im Krötenseewald" Beurteilung der Schutzwürdigkeit des geplanten Naturschutzgebietes "Moor im Krötenseewald" 1. Größe, Lage, Morphologie und Geologie Das etwa 20 ha große geplante Naturschutzgebi et "Moor im Krötenseewald" liegt im Frankenwald etwa 2 km nordwestlich Carlsgrün. Es gehört zur Waldabteilung Krötensee und wird vom Forstamt Bad Steben betreut. Die Höhe liegt bei ca. 620 m ü. NN und das Gelände fällt leicht nach Südos ten ab. Geologisch handelt es sich um ein bis zu 1,50 m mächtiges Moor, das um die Jahrhundertwende in größeren Teilen abgetorft wurde. Die Moorbildung erfolgte über dichtgelagertem, steinigen Lehm (pleistozäner Wanderschutt). 2. Vegetation und Flora Heute stellt sich die Vegetation des Moorgebietes als ein (Fichten-)Erlen-Bruchwald dar. In der Baumschicht dominiert die Schwarzerle Alnus glutinosa. In der Kraut -Gras-Schicht treten vor allem Arten der Groß- und Kleinseggensümpfe hervor: Sumpfsegge Schnabelsegge Grausegge Dornfarn Sumpfschachtelhalm Teichschachtelhalm Sumpflabkraut Moorlabkraut Brennender Hahnenfuß Sumpfveilchen Carex cf. acutiformis Carex rostrata Carex canescens Dryopteris carthusiana Equisetum palustre Equisetum fluviatile Galium palustre Galium uliginosum Ranunculus flammula Viola palustris Besonders hervorhebenswert ist das Vorkommen der Walzensegge Carex elongata, einer Charakterart des Walzenseggen-Erlen -Bruchwaldes (Carici elongatae-Alnetum). Daneben treten zahlreiche Torfmoosarten (Sphagnum spec.) auf. Kleinflächig sind Quellfluren eingelagert mit Wechselblättr. Milzkraut Gegenblättr. Milzkraut Alpenhexenkraut Mittlerem Hexenkraut Quellkraut Quellsternmiere Chrysosplenum alternifolium Chrysosplenum oppositifolium Circaea alpina Circaea intermedia Montia fontana Stellaria alsine -1- Die nachfolgende Pflanzenliste stammt aus eigenen Beobachtungen, z.T. auch aus Kartierungen von CARL BEIERKUHNLEIN (Waldbiotoptypenkartierung des Grenzbereiches zu Thüringen) und von OTTO ELSNER (Biotopkartierung des Landkreises Kronach): Agrostis canina Agrostis stolonifera Ajuga reptans Alnus glutinosa Alnus incana kult. Anemone nemorosa Angelica sylvestris Athyrium filix -femina Avenella flexuosa Calamagrostis epigejos Callitriche palustris agg. Caltha palustris Cardamine amara Carex cf. acutiformis Carex canescens Carex elongata Carex remota Carex rostrata Carex sylvatica Chaerophyllum hirsutum Chrysosplenium alternifolium Chrysosplenium oppositifolium Circaea alpina Circaea intermedia Cirsium oleraceum Cirsium palustre Crepis paludosa Dactylorhiza fuchsii ssp. psychrophila Deschampsia cespitosa Dryopteris carthusiana Dryopteris dilitata Dryopteris filix -mas Epilobium angustifolium Epilobium palustre Equisetum fluviatile Equisetum palustre Equisetum sylvaticum Festuca gigantea Filipendula ulmaria Fraxinus excelsior Galeopsis tetrahit Galium harcynicum Galium palustre Galium uliginosum Geum rivale Glyceria fluitans Gymnocarpium dryopteris Holcus mollis Impatiens noli-tangere Juncus effusus Lotus uliginosus Luzula pilosa Lychnis flos -cuculi Lysimachia nemorum Maianthemum bifolium Montia fontana Myosotis nemorosa Hundsstraußgras Weißes Straußgras Kriechender Günsel Schwarzerle Grauerle Buschwindröschen Waldengelwurz Frauenfarn Schlängelschmiele Landreitgras Sumpfwasserstern Sumpfdotterblume Bitteres Schaumkraut Sumpfsegge Grausegge Walzensegge Winkelsegge Schnabelsegge Waldsegge Bergkälberkropf Wechselblättr. Milzkraut Gegenblättr. Milzkraut Alpenhexenkraut Mittleres Hexenkraut Kohlkratzdistel Sumpfkratzdistel Sumpfpippau Fuchs' Knabenkraut Rasenschmiele Gew. Dornfarn Breitbl. Dornfarn Gew. Wurmfarn Schmalblättr. Weidenröschen Sumpfweidenröschen Teichschachtelhalm Sumpfschachtelhalm Waldschachtelhalm Riesenschwingel Mädesüß Esche Gew. Hohlzahn Sandlabkraut Sumpflabkraut Moorlabkraut Bachnelkenwurz Flutender Schwaden Eichenfarn Weiches Honiggras Großes Spingkraut Flatterbinse Sumpfhornklee Haarhainsimse Kuckuckslichtnelke Haingelbweiderich Zweiblättr. Schattenblümchen Quellkraut Hainvergißmeinnicht -2- Oxalis acetosella Picea abies Poa remota Polygonatum verticillatum Potentilla erecta Prenanthes purpurea Primula elatior Ranunculus flammula Ranunculus repens Rubus fruticosus Rubus idaeus Sambucus racemosa Scirpus sylvaticus Senecio fuchsii Sorbus aucuparia Stachys sylvatica Stellaria alsine Thelyteris phegopteris Urtica dioica Vaccinium myrtillus Valeriana dioica Valeriana procurrens Viola palustris Waldsauerklee Fichte Entferntblüt. Rispengras Quirlblüt. Weißwurz Blutwurz Purpurhasenlattich Hohe Schlüsselblume Brennender Hahnenfuß Kriechender Hahnenfuß Brombeere Himbeere Traubenholunder Waldsimse Fuchs' Greiskraut Vogelbeere Waldziest Quellsternmiere Buchenfarn Große Brennessel Schwarzbeere Sumpfbaldrian Kriechender Baldrian Sumpfveilchen Moose Brachythecium rivulare Orthodontium li neare Mnium hornum Pellia epiphylla Plagiomnium affine agg. Rhizomnium punctatum Scapania undulata Sphagnum fallax Sphagnum palustre Sphagnum squarrosum Bemerkenswert ist das Vorkommen folgender gefährdeter Arten (Gefährdungsstufe 1 = vom Aus sterben bedroht, 2 = stark gefährdet, 3 = gefährdet): Gefährdung in Carex elongata Circaea intermedia Dactylorhiza fuchsii (ssp. psychrophila) Montia fontana Ofr. Bayern 2 3 3 3 3 3 3. Fauna Faunistische Untersuchungen wurden bisher nicht durchgeführt. Dennoch verdient die Beobac htung zweier Libellenarten, deren Lebensraum in Moorgebieten und Moorfließgewässern liegt, besondere Beachtung. Es handelt sich hierbei um die in ganz Bayern vom Aussterben bedrohte (Gefährdungsstufe 1) Gestreifte Quelljungfer Cordulegaster bidentatus und um die gefährdete (Gefährdungsstufe 3) Zweigestreifte Quelljungfer Cordulegaster boltoni. -3- Auch Amphibien, wie der Grasfrosch, finden hier geeignete Lebensbedingungen. 4. Zusammenfassende Beurteilung Bei dem Untersuchungsergebnis handelt es sich um ein bis zu 1,50 m mächtiges Moor, das um die Jahrhundertwende in größeren Teilen abgetorft wurde. Als Ersatzgesellschaft hat sich hier ein naturnaher (Fichten-)Erlen-Bruchwald ausgebildet, der in einem Gebiet, in dem sonst reine Fichtenforste dominieren, besondere Beachtung verdient. In ganz Oberfranken sind solche Bruchwälder extrem selten und äußerst schutzbedürftig. Besonders hervorhebenswert ist das Vorkommen einer charakteristischen Bruchwaldart, der in Oberfranken stark gefährdeten Walzensegge (Carex elongata). Ebenfalls bemerkenswert ist der Nachweis des Fuchs' Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii) in einer Unterart, deren Vorkommens schwerpunkt in Flach-, Übergangs - und Hochmooren liegt. Auch die Quellfluren dieses Gebietes sind sehr gut entwickelt und beherbergen etliche seltene und gefährdete Pflanzenarten. Diese Quellfluren und die Bruchwald- und Sumpfbereiche sind Voraussetzung für die Vorkommen der in ganz Bayern vom Aussterben bedrohten Gestreiften Quelljungfer und der gefährdeten Zweigestreiften Quelljungfer. Um dieses wertvolle Gebiet dauerhaft zu schützen und weiter zu entwickeln ist eine Unterschutz stellung als Naturschutzgebiet ein wichtiger Schritt. Bayreuth, den 30.04.1992 Regierung von Oberfranken I.A. Dr. Merkel Oberregierungsrat -4-
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