Motoren für perfektes Styling

TECHNIK
Motorsägen und Handgeräte
Motoren für perfektes
Styling
Benzin brauchen sie fast alle. Aber moderne Motorentechnik
macht die Handgeräte für Grünprofis deutlich sparsamer, dazu
noch komfortabler, leiser und schadstoffarm. Neue Maschinen und
spannende Trends brachte Mitte Juni die demopark in Eisenach.
G
rünprofis kennen die
klassischen Zweitakter
als durchzugsstark und
leicht. Für störungsfreie Motorschmierung sorgt das laufend
frische
Benzin-Öl-Gemisch.
Dafür waren sie früher laut,
durstig und produzierten üblicherweise durch Spülverluste
mehr schädliche Abgase als die
Viertakter. In denen wird
außerdem das Schmieröl nicht
verbrannt, sondern schmiert
die bewegten Motorenbauteile
in einem geschlossenen Kreislauf. Das ist aber besonders
knifflig, wenn Gerät und Motor
in Schräglage arbeiten – gerade
bei Handgeräten geschieht das
häufig. Und mehr Technik für
Schmierung und Ventile bedeutet zusätzliches störendes Gewicht. Die Konstrukteure von
Viertaktern entwickeln daher
möglichst leichte Motoren mit
verlässlicher Schmierung in allen Lebenslagen. Bei den Zweitaktern ist die typische blaue
Fahne mittlerweile fast verschwunden, und sie werden
sparsamer. Einige neue Motoren öffnen die Grenze zwischen den Welten von Zweiund Viertaktern.
Motorsägen starten
durch
Besonders Motorsägen sollen
möglichst leicht sein und ihre
geballte Kraft möglichst schnell
entfalten. Ein klarer Fall für
Zweitakt-Motoren, sollte man
meinen. Tatsächlich setzen die
meisten Hersteller auch weiterhin auf die spritzigen Zweitakter. Und im harten Forstein-
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Nur für
versierte Baumchirurgen ist die
ultraleichte
ZweitaktMotorsäge von
Dolmar
satz stört lautes Motorengeräusch ohnehin kaum einen
Menschen. Trotzdem wird die
Welt bald auch Viertakt-Motorsägen sehen. Dolmar beispielsweise will nächstes Jahr die
weltweit erste Motorsäge mit
Viertakter auf den Markt bringen. Die Maschine ist zwar nur
für halbprofessionelle Anwender gedacht, aber Dolmar will
neben den klassischen Zweitaktern auch die Viertakt-Technologie weiter verfolgen.
Bei Husqvarna dagegen wird
man nicht vom bewährten
Zweitaktprinzip abgehen und
setzt auf neue technische Ansätze für bessere Emissionsund Verbrauchswerte. Auch
Stihl will seine Motorsägen
weiterhin mit Zweitaktern ausrüsten und entwickelt die kleinen Kraftwerke ständig weiter.
Perfekter Grünschnitt
In den anderen Geräteklassen haben mittlerweile die Viertakter
Einzug gehalten. Jahrzehntelang
waren zwar die leichten und
spritzigen Zweitakter bei Handgeräten das Nonplusultra, aber
strenge amerikanische und europäische Emissionsvorschriften
waren für einige Hersteller
Grund genug, den Pfad zu ver-
Mit günstigem Normalbenzin arbeitet
das Viertakt-Spritzgerät von Honda
Solo bleibt bei
seinen Zweitakt-Kleinmotoren –
auch mit der
neuen Motorsense
lassen. Honda als Vorreiter bekam in Eisenach eine demopark-Silbermedaille für seine
weltweit erste Heckenschere
mit Viertakt-Motor, hat mittlerweile mit Abstand das breiteste
Programm an Viertaktern in
der Grünpflege und erzielt
Achtungserfolge sogar bei der
Konkurrenz mit Motoren, die
besonders leise und sparsam
mit Normalbenzin laufen. Anwender bemerken den Unterschied zu Zweitaktern, die mit
teurerem
Kraftstoffgemisch
aus „Deutscher Gartenbau – DEGA“ 26/ 2005
laufen müssen, ganz schnell
beim Tanken. Allerdings müssen sie für Schmiermittel und
Arbeitszeit beim regelmäßigen
Ölwechsel extra zahlen, dazu
kommen Wartungskosten an
den Ventilen. So können die
Viertakter im Unterhalt durchaus teurer sein als die Zweitakter. Roth fährt zweigleisig und
www.dega.de
Kräftige Motorsense von Stihl. Die Profimaschine arbeitet mit dem 4-Mix-Motor
Das Kraftwerk der Motorsense von Shindaiwa
kombiniert Zwei- und
Viertakttechnik
Pure-Fire-Technologie macht die
Motoren von
Tanaka-Heckenscheren
besonders
sparsam
Ein Kraftpaket
auf dem Rücken von
Profis ist die neue
Motorsense Robin
von Roth
baut sein Programm an Zweitakt-Motorsensen der Marke
Robin mit weiteren ViertaktModellen aus. Bei den Heckenscheren setzt Roth aber derzeit
weiter auf Zweitakter.
Auch Tanaka, der japanische
Hersteller von Motorsägen, Motorsensen und Heckenscheren
will keine Viertaktmaschinen
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bauen. Tanakas neueste Motorengeneration arbeitet nach der
Pure-Fire-Technologie. Wie bei
einem Rennmotor wird das
Kraftstoff-Luft-Gemisch vorerwärmt und vorverdichtet, bevor
es in den Brennraum kommt. So
wird es besonders effektiv verbrannt. Geräte mit den neuen
Zweitaktern verbrauchen deutlich weniger Sprit und machen
sich im Dauereinsatz schon
nach wenigen Wochen bezahlt.
So können Tanaka und andere
Hersteller mit ihren neuen
Zweitaktmotoren weiterhin den
Viertaktern Paroli bieten.
Remix bei Klassikern
Husqvarna etwa hält auch bei
seinen neuen Motorsensen am
Zweitakt-Prinzip fest. Die neuen
X-TORQ-Motoren haben ein besonders hohes Drehmoment,
laufen dabei sparsam und verbrennen das Benzin-Luft-Gemisch extrem sauber. Auch Solo
bleibt seinen selbst entwickelten
Zweitaktern treu – das gilt für
die Motorsensen, alle anderen
Handgeräte und die Motorsägen.
Besonders kümmern sich die
Entwickler von Husqvarna, Solo
und anderen Herstellern um
möglichst geringe Spülverluste
ihrer Zweitakter. Bisher drückte
frisches Benzin-Luft-Gemisch
beim Spültakt das Abgas in den
Auspuff und wurde deshalb im
Arbeitstakt teilweise nicht verbrannt, oder im Zylinder blieb
Abgas zurück. Eine wichtige
Zielvorgabe für Solo war also der
saubere Schnitt zwischen Abgas
und Benzingemisch. Im Juni begann der schwäbische Hersteller
von Kleinmotoren die Serienproduktion seiner Next Generation. Die Maschinen sind bereits
für die neue Motorsteuerung im
neuen Schichtladungsprinzip
vorbereitet. Dabei strömt ein
sehr fettes Gemisch über einen
gesonderten Kanal in den Zylinder. Die restliche Luft kommt
durch die üblichen Überströmkanäle dazu. Sie drückt zeitlich
vorgelagert das Abgas vollständig hinaus, das Gemisch bleibt
vollständig drin für den Arbeitstakt. So erfüllen die neuen
Zweitakter von Solo locker die
kommenden Abgasvorschriften
und arbeiten außerdem deutlich
sparsamer.
Unter dem Namen „Strato
Charged“ läuft schon seit einigen Monaten die neue ZweitaktTechnik von Komatsu Zenoah.
Auch hier wird der Zylinderraum nicht mehr wie bisher mit
Gemisch gespült, sondern ein
Luftpolster drückt zuerst das
Abgas heraus. Erst dahinter
strömt frisches Gemisch in den
Zylinderraum. Bei den neuen
Zweitaktmotoren von Stihl soll
nach einem ähnlichen Prinzip
eine spezielle Spülvorlage – eine
Portion reine Luft vor dem eigentlichen Kraftstoff-Luft-Gemisch – die bisher fast unver-
aus „Deutscher Gartenbau – DEGA“ 26/ 2005
meidbaren Spülverluste gering
halten. So werden Kraftstoff und
Öl sauber und wirtschaftlich
verbrannt.
Schöne neue Motorwelt
Aber das Beste aus zwei Welten
sollen völlig neu konstruierte
Viertaktmotoren bieten. Bei
Hoch-Entastern, Heckenscheren und starken Motorsensen
füllt Stihl schon seit einiger Zeit
nach und nach sein Angebot an
Zweitaktmaschinen mit dem
neuen 4-Mix-Motor auf. Anders
als herkömmliche Viertakter
wird er mit einem Gemisch aus
Benzin und Öl betankt. Ein einfaches Schmierprinzip sorgt für
zuverlässige Schmierung des
Motors in allen Arbeitspositionen – der kommt aber ohne Ölbehälter, -pumpe und -filter aus.
Anders als bei Zweitaktern verhindert die Ventilsteuerung die
leidigen Spülverluste, wodurch
die Abgaswerte deutlich sinken. So erfüllen die Motoren bereits heute die ab 2007 in Europa geltenden verschärften Abgaswerte. Das Laufgeräusch des
4-Mix-Motors liegt durch das
Viertakt-Prinzip im Vergleich zu
Zweitaktern in einem tieferen,
angenehmeren
Frequenzbereich. Und was den Kraftstoffverbrauch angeht, arbeitet er so
sparsam wie ein vergleichbarer
Viertakter. Eine demoparkGoldmedaille bekam Stihl denn
auch für sein neues Blasgerät
mit dem 4-Mix-Motor.
Shindaiwa ist neben Stihl der
einzige weitere Hersteller, der
mit einem neuen Motorenkonzept die Vorteile von Zweitaktund Viertakt-Technologie kombiniert: leichte, kompakt gebaute Motoren ohne zusätzlichen
Öltank mit Schmierung in allen
Lagen, dabei der günstige Verbrauch und die typische Leistungsabgabe von Viertaktern.
Die Handgeräte mit C4-Motoren von Shindaiwa sollen die
bestehenden Zweitakter in allen
Maschinenkategorien sinnvoll
ergänzen. Das Programm wird
in den nächsten Monaten
Schritt für Schritt ausgebaut.
Joachim Zeitner, Karlsruhe
Bilder: Werkbilder
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