Teil B: Beschreibung der Projektinhalte B1. Zusammenfassung Der

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Teil B: Beschreibung der Projektinhalte
B1.
Zusammenfassung
Der vorliegende Antrag TU4Teachers zielt darauf, die Qualität des Lehramtsstudiums an der TU Braunschweig
in einem systematischen Entwicklungs- und Evaluationsprozess entlang vorhandener Lehr- und Forschungsschwerpunkte zu erhöhen und durch eine entsprechende Organisationsstruktur zu verstetigen. In Anlehnung
an Diskurse zur Reform der Lehrerbildung (Oser/Oelkers 2001; Baumert/Kunter 2006; Terhart 2012; DPG 2014)
wird dies erreicht durch:
1. den Aufbau eines der Vizepräsidentschaft für Lehre der TU Braunschweig zugeordneten fakultätsübergreifenden Zentrums für Schulforschung und Lehrerbildung, das strukturell-organisatorische Vernetzungsstrukturen für die Akteure der Lehrerbildung schafft und kooperative Forschungsaktivitäten in der Schul- und
Unterrichtsforschung initiiert, begleitet und zugänglich macht,
2. die Entwicklung und Überprüfung von Konzepten zur migrationsbedingten Mehrsprachigkeit als zentralem
Aspekt inklusiver Bildung an Schulen in einer multikulturellen und internationalen Region durch die Erweiterung erprobter Konzepte der TU Braunschweig für Deutsch als Zweitsprache um innovative mediale LehrLernformate,
3. die Fokussierung auf fachliche Professionalisierungsprozesse für Lehramtsstudierende der MINT-Fächer als
zentraler Zielgruppe einer Technischen Universität in Kooperation von Fachdidaktik und Fachwissenschaft,
4. den Ausbau forschungsbasierter Lehrprojekte zur individuellen Förderung diagnostischer Kompetenzen von
Lehramtsstudierenden der MINT-Fächern,
5. den Aufbau kompetenzorientierter Beratungs- und Begleitstrukturen für Lehramtsstudierende durch die Erweiterung vorhandener Beratungsangebote der TU Braunschweig zur Erhöhung der Studienerfolgsquote.
Die TU4Teachers-Ziele sind mit den Ergebnissen des Strategieprozesses der TU Braunschweig (2013-2015)
und den dort definierten Zielen und Werten eng verzahnt ( https://www.tu-braunschweig.de/wirueberuns/ziele-werte). Die Hochschulleitung vertritt die Ziele des Vorhabens und trägt zu deren Erreichung u.a.
durch die Bereitstellung von zusätzlichen Ressourcen bei. Neben den geplanten Stellen, die über die Projektlaufzeit hinausgehen, wird die Nachhaltigkeit der zu beantragenden Maßnahmen durch die prozessbegleitende
Evaluation in Anbindung an das zentrale Qualitätsmanagement in Studium und Lehre an der TU Braunschweig
gesichert. Den Zielen und Werten der TU Braunschweig gemäß wird der Antrag interdisziplinär und kooperativ
getragen von Hochschulleitung, Fakultät 6 (Geistes- und Erziehungswissenschaften), Fakultät 1 (Carl-FriedrichGauß-Fakultät), Fakultät 2 (Lebenswissenschaften), Fakultät 5 (Elektrotechnik, Informationstechnik, Physik)
sowie dem Kompetenzzentrum Lehrerfortbildung Braunschweig (KLBS) ( Anhang, 1.). Die Federführung im
Präsidium liegt bei der Vizepräsidentschaft für Lehre unter Einbindung der weiteren Ressorts - Studium, Strategie und Forschung - sowie der Studiendekanin der FK 6.
B2.
Problemaufriss
Die Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig ist eine forschungsorientierte Universität mit
Schwerpunkt in den Ingenieurs- und Naturwissenschaften. Die Erziehungswissenschaften und Fachdidaktiken
sind seit beinahe vierzig Jahren ein integrativer Bestandteil des Fächerspektrums der TU Braunschweig. Die
Hochschulleitung hat sich zum Ziel gesetzt, die Lehrerbildung zu einem bedeutsamen Profilelement in Anbindung an die Kernfächer der TU Braunschweig zu entwickeln. Lehrerbildung wird an der TU Braunschweig als
gesellschaftlich und regional bedeutsame Aufgabe verstanden. Mit dem Schwerpunkt in den MINT-Fächern und
einer großen Anzahl von Studierenden aus der Region ist die TU Braunschweig quantitativ und qualitativ darauf
angewiesen, viele gut vorgebildete Schülerinnen und Schüler für die MINT-Fächer zu begeistern. Um dieses
Ziel zu erreichen, sind hervorragend ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer wichtig, die fachlich, didaktisch und
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pädagogisch kompetent den Unterricht für und in Interaktion mit einer zunehmend heterogeneren Schülerschaft gestalten.
Für die TU Braunschweig ist daher eine kompetenzorientierte und forschungsbasierte Ausbildung von Lehramtsstudierenden, insbesondere in den MINT-Fächern, ein originäres Anliegen. Die TU Braunschweig sieht dies
als zentrale Aufgabe, die im Präsidium verortet ist. Die vorhandenen Potenziale werden über die gesamte
Universität gebündelt, um die Vernetzung und Koordination in der Lehrerbildung zu verbessern. Dabei wird
auch die Expertise von Personen genutzt, die nicht primär an der Lehramtsausbildung beteiligt sind: u.a. Prof.
Korte als Neurobiologe für das Thema Lernen, Prof. Mischnick als Expertin für außerschulische Lernorte (AgnesPockels-Labor) und Vertreterin der AG Schule-Uni an der TU Braunschweig, apl. Prof. Vanier für die Lehrerfortbildung, Prof. Hänsch als Initiator der Online-Self-Assessments an der TU Braunschweig und Prof. Kauffeld als
Expertin für Kompetenz- und Laufbahnforschung sowie Evaluation. Die disziplinenübergreifende Zusammenarbeit im Team sind neben exzellenter Lehre und attraktiven Studienbedingungen Teil der strategischen Ziele
und Werte der TU Braunschweig. Die zwischen der TU und dem Land geschlossenen Zielvereinbarungen, die
u.a. die Entwicklung der Lehrerbildung zu einem Profilelement an der TU Braunschweig vorsieht, wird universitätsintern in den Zielvereinbarungen zu Studium und Lehre zwischen Präsidium und Fakultäten aufgegriffen
und konkretisiert.
Mit den an der TU Braunschweig entwickelten Maßnahmen zu dieser Zielerreichung wird an die niedersachsenweite Offensive zur Lehrerbildung angeknüpft, die ein zentrales Handlungsfeld der Hochschulentwicklung darstellt. Schwerpunkte sind eine kompetenzorientierte und forschungsbasierte Ausbildung der Studierenden sowie die Vernetzung der ersten und zweiten Phase der Lehrerbildung im Rahmen der Umstellung der Masterausbildung für Grund-, Haupt- und Realschule (GHR) von zwei auf vier Semester; weitere strukturelle Maßnahmen sind z.B. landesweit abgestimmte Akkreditierungsverfahren, die Ansiedlung dezentraler Kompetenzzentren für Lehrerfortbildung an den lehrerbildenden Universitäten des Landes, die Etablierung des Niedersächsischen Verbunds zur Lehrerbildung sowie die finanzielle Beteiligung am Projekt „Umbrüche gestalten, Sprachenförderung
und
-bildung
als
integrale
Bestandteile
innovativer
Lehrerbildung
in
Niedersachsen“
(http://www.sprachen-bilden-niedersachsen.de).
Stärken und Schwächen der Lehrerbildung an der TU Braunschweig
Pro Studienjahr nehmen an der TU Braunschweig durchschnittlich 400 Studierende ein Studium im polyvalenten
2-Fächer-Bachelorstudiengang mit Lehramtsprofil und 200 Studierende ein Studium in den schulformbezogenen Masterstudiengängen für Grundschule, Haupt- und Realschule sowie für Gymnasium auf. Ein Drittel der
Studierenden ist in MINT-Fächern eingeschrieben ( Anhang, 2.). Die für die Lehramtsausbildung verantwortlichen Bildungswissenschaften, die Fachdidaktiken sowie die Fachwissenschaften der geisteswissenschaftlichen
Fächer (Germanistik, Anglistik, Geschichte) sind in einer Fakultät, in FK 6, beheimatet und für die GHRStudiengänge sowie das gymnasiale Lehramt zuständig. Die naturwissenschaftlichen Fachwissenschaften für
das gymnasiale Lehramt hingegen sind in FK 1 (Mathematik), FK 2 (Chemie) und FK 5 (Physik) angesiedelt.
Die Fächer Darstellendes Spiel und Kunst (Lehramt) des 2-Fächer-BA sowie des MA Lehramts an Gymnasien
werden von der Hochschule für Bildendende Künste (HBK) mitgetragen. Für die folgende Stärken-/Schwächenanalyse zur Lehrerbildung dienen drei systematische Begutachtungsverfahren (WKN (2008), Akkreditierung durch ZEvA (2006) und AQAS (2012)) sowie ein etabliertes Qualitätsmanagement als Grundlage (vgl.
Abb. 1).
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Abb.1 :
Stärken und Schwächen
Lehrerbildung TU Braunschweig
Stärken
Praxisorientierung und regionale Vernetzung. Eine der Stärken der Lehrerbildung an der TU Braunschweig ist die frühe Praxisorientierung und die regionale Vernetzung, die ebenso in den Zielen und Werten
der Universität sowie dem Diskussionspapier „Gute Lehre an der TU Braunschweig“ verankert sind. Im Rahmen
des gut etablierten sog. Braunschweiger Modells der Schulpraktika sammeln Lehramtsstudierende bereits im zweiten Semester Praxiserfahrung in der Schule und werden dabei von Lehrenden der TU und Mentorinnen und Mentoren aus ausgewählten Schulen der Region intensiv betreut (Sander 1996). Über das Praktikumsbüro kooperiert die TU Braunschweig mit über 100 Schulen in der Region; weitere Kontakte zu Schulen
ergeben sich über die AG Schule-Uni und die zahlreichen Schülerlabore der TU Braunschweig (z.B. AgnesPockels-Labor für Chemie, Grüne Schule, Mathe-Lok). Die Schule-Uni-Projekte aller Fakultäten haben sich unter
der Marke Check-In vernetzt und organisiert. Das Konzept Check-In ist 2012 extern sehr positiv evaluiert
worden und hat bundesweite Aufmerksamkeit erfahren. Durch die erfolgreiche Integration des KLBS in die
Universitätsstrukturen konnte die Professionalität der betreuenden Lehrkräfte in den Praktika u.a. durch hochschuldidaktische Fortbildungen unter Beteiligung von Lehrenden der TU Braunschweig erhöht und die Kooperation gestärkt werden. Insgesamt erfährt das Braunschweiger Modell der Praxisbetreuung eine hohe Akzeptanz in der Region; Studierende schätzen v.a. die frühe Möglichkeit zu unterrichten als wertvoll ein (KrauseHotopp 2006).
Migrationsbedingte Mehrsprachigkeit. Eine weitere Stärke stellen die vorhanden Maßnahmen der TU
Braunschweig dar, die dem Zukunftsthema der migrationsbedingten Mehrsprachigkeit begegnen. Neben dem
bereits seit langem etablierten Studienprogramm DaF/DaZ (Prof. Neef, Institut für Germanistik/Sprachen-zentrum der TU), das als Zusatzqualifikation fachlich-linguistische Kompetenzen im Bereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) vermittelt, werden in den Bildungswissenschaften ergänzend hierzu die Themen Sprachbildung
und Mehrsprachigkeit implementiert und die Wichtigkeit einer qualifizierten sprachlichen Bildung für Kinder
anderer Herkunftssprachen verdeutlicht (vgl. Projekte „Umbrüche gestalten“, Land Niedersachsen, Prof.
Koch, Institut für Erziehungswissenschaft).
Innovative Lehre. Die im Bereich der Lehrerbildung entwickelten vielfältigen Lehr-Lern-Konzepte tragen bereits innovative Merkmale, die sowohl hochschulintern mit dem Innovationsprogramm Gute Lehre sowie mit
dem studentischen Lehrpreis LehrLEO im Rahmen des Projekts im Qualitätspakt Lehre wie auch über die Grenzen der TU Braunschweig hinaus Anerkennung erfahren. So wurde z.B. das Lehrkonzept Teach your Peers (vgl.
auch Teach the Teachers), in dem Studierende fachlich und theoretisch komplexe Lehrinhalte eigenverantwortlich ausarbeiten, multimedial aufarbeiten und vermitteln (Prof. Korte, Professur für Neurobiologie, Hirnforschung), mit dem Regionalen Bildungspreis sowie dem Ars Legendi Fakultätenpreis 2015 ausgezeichnet.
( Anhang, 2.3)
Schwächen
Fakultätsübergreifende Kooperation. Eine Schwäche des Standorts Braunschweig liegt in der starken Konzentrierung der lehramtsbildenden Studiengänge in einer Fakultät. Dies hat fakultätsintern zwar zu tragfähigen
Kooperationsstrukturen der an der Lehrerbildung beteiligten Institute geführt, fakultätsexterne Kooperationen
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(insb. mit anderen an der Lehramtsausbildung beteiligten Fakultäten der TU Braunschweig) sowie hochschulübergreifend mit der HBK sind abgesehen von ersten erfolgreichen Check-In-Aktivitäten hingegen ausbaufähig.
Ein die lehramtsbezogenen Studienangebote und weitere Fragen der Lehrerbildung koordinierendes, strukturell
vernetzendes und konzeptionell entwickelndes Zentrum für Lehrerbildung, das die gymnasialen Studiengänge
systematisch koordiniert und eine konzeptionelle Entwicklung und Abstimmung der fakultäts- und hochschulübergreifenden Lehrangebote leistet, fehlt.
Doppelte Diskontinuität. Speziell auf die MINT-Fächer bezogen besteht eine große Herausforderung an der
TU Braunschweig wie auch an anderen Universitäten darin, die doppelte Diskontinuität der gymnasialen Lehramtsstudiengänge (z.B. Ableitinger u.a. 2013; Eller/Nordmeier 2011) zu lösen. Gemeint ist damit, dass Studierende in Fachvorlesungen den Bezug zu ihrer späteren Berufstätigkeit nicht erkennen, während die Lehrenden
einer hohen Fachlichkeit per se eine berufsvorbereitende Wirkung unterstellen. Diese allgemeine Schwäche der
Lehrerbildung zu überwinden, erfordert die enge Zusammenarbeit von Fachwissenschaft und Fachdidaktik (z.B.
DPG 2006, 2014). An der TU Braunschweig existieren hier erste ausbaufähige Kooperationen, die diesem Ansatz folgen und sowohl fachwissenschaftliche als auch fachdidaktische Fragestellungen integrieren (z.B. zwischen Fachdidaktik und Fachwissenschaft im Fach Physik). Die über einzelne Institute und Personen hinausreichende Vorstellung, dass eine Fundierung der fachlichen Inhalte im Hinblick auf die Anforderungen des Lehramts (Lehramt „sui generi“) notwendig sei (z.B. DPG 2006, 2014), muss sich noch etablieren und bedarf der
Ausarbeitung, Erprobung und Evaluation entsprechender Lehr-Lernformate.
Wissenschaftlicher Nachwuchs. Eine weitere Herausforderung stellt die Förderung des wissenschaftlichen
Nachwuchses in der Lehrerbildung dar: Einen expliziten Bezug zur Unterrichts- und Schulforschung wiesen in
den letzten fünf Jahren nur 17 von 62 Promotionen auf, die in den an der Lehrerbildung beteiligten Bildungswissenschaften, Fachdidaktiken und Fachwissenschaften abgelegt wurden ( Anhang, 2.3). Somit liegt eine
allgemeine Schwäche der Lehrerbildung auch an der TU Braunschweig im Bereich der empirisch ausgelegten
fachdidaktischen und bildungswissenschaftlichen Lehr-Lern-Forschung. Als essentiell für eine nachhaltige Nachwuchsförderung gelten strukturierte Qualifikationsprogramme, die an der TU Braunschweig zwar in einigen
Fakultäten angeboten werden, für den Nachwuchs in den Fachdidaktiken und auch den Bildungswissenschaften
derzeit aber erst in Ansätzen vorhanden sind (Deutsche Telekom Stiftung 2014).
Schwundquote in den MINT-Fächern. Eine allgemeine Schwäche der Lehrerbildung, die sich auch an der
TU Braunschweig zeigt, ist die Schwundquote in den MINT-Fächern ( Anhang, 2.2). Zum Abbruch des Studiums - oft in den ersten Semestern - führen einerseits Zweifel an den eigenen fachlichen Fähigkeiten, insbesondere im Vergleich zu Studierenden mit fachwissenschaftlichem Profil, und die Beheimatung der MINTLehramtsstudierenden an mehreren Fakultäten, aber auch die mangelnde Informiertheit der Studienanfängerinnen und -anfänger über die Anforderungen des Fachs (Jäger 2012; Albrecht/Nordmeier 2011; Aguilar/Walton/Wieman 2014; Wodzinski 2014). Online-Self-Assessments, die als ein probates Mittel gelten, um Studierenden relevante Informationen über das ausgewählte Studienfach zu liefern (Hell 2009), eine Passung zwischen Studieninteressierten, Studienfach und Hochschule schon vor der Studienwahl herzustellen und mögliche
Unsicherheiten bei der Studienentscheidung zu reduzieren (Heukamp u.a. 2009), existieren an der TU Braunschweig für das Lehramt nicht. Ebenso fehlt eine spezifisch auf die Bedürfnisse von Lehramtsstudierenden
abgestimmte kompetenzorientierte Beratungs- und Begleitstruktur, die dazu beiträgt, die hohen Schwundquoten insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern durch eine frühzeitig einsetzende Beratung sowie
Mentoringkonzepte zu reduzieren und dadurch sowohl die Selbstwirksamkeitsüberzeugungen als auch die emotionale Stabilität zu verbessern (Richter u.a. 2011; Westphal u.a. 2014, Weiß u.a. 2013). Auch an der TU
Braunschweig besteht bei Studierenden des Lehramts in den MINT-Fächern ein erhöhter Beratungsbedarf. Die
Fach- und Studiengangsberatungen zeigen, dass es den Studierenden nicht gelingt, eine auf den Lehrerberuf
fokussierte professionelle „Identität“ zu entwickeln. Dem Lehramt an der TU Braunschweig gehen in den ersten
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Semestern viele potentielle MINT-Lehrkräfte verloren, die mit guten Fach(vor)kenntnissen ihr Studium begonnen haben.
Engagement der Hochschulleitung für die Lehrerbildung
Zielvereinbarung. Die TU Braunschweig ist entschlossen, erkannte Schwächen zu beheben und vorhandene
Stärken in der Lehrerbildung auszubauen. Sie betrachtet eine zukunftsfähige Lehrerbildung als zentrale Aufgabe, die im Präsidium verortet ist. In den Zielvereinbarungen mit dem MWK (2014) bestätigt das Präsidium
der TU Braunschweig seinen Willen, Lehrerbildung zu einem Profilelement der TU Braunschweig zu entwickeln
und die Studienqualität in den Lehramtsstudiengängen zu verbessern.
Services. Bisher hat die Hochschulleitung in Kooperation mit den entsprechenden Fakultäten insbesondere
die strukturelle Vernetzung der Akteure vorangetrieben und die Betreuungssituation der Studierenden verbessert. So wurden z.B. Stellen für die Studiengangskoordination und die Praktikumsorganisation geschaffen und
2014 auf Dauer gestellt (insgesamt 4 VZÄ E13). Durch die so geschaffene dezentrale Servicestelle Lehrerausbildung wurden wichtige fakultätsübergreifende Servicefunktionen für die Lehramtsstudiengänge strukturell
gefestigt.
Deutsch als Fremdsprache. Mit ihrem Engagement zur Implementation des Querschnittthemas Deutsch als
Zweitsprache in der Lehrerbildung reagiert die TU Braunschweig aktuell auch auf die Tatsache, dass einer
stetig wachsenden Zahl an Kindern mit einer anderen Herkunftssprache als Deutsch in den Schulen der Region
kaum adäquat ausgebildete Lehrkräfte gegenüberstehen. Mit dem Ziel, Mehrsprachigkeit als zentralen Aspekt
inklusiver Bildung thematisch in die Lehrerbildung zu implementieren, fokussiert sie einen ressourcenorientierten Weg des Umgangs mit sprachlicher Heterogenität in der Region. Die TU unterstützt das Studienprogramm
DaF/DaZ seit dem Sommersemester 2008 kontinuierlich mit einer E13-Stelle. Im Rahmen des niedersächsischen Kooperationsprojekts „Umbrüche gestalten“ beteiligt sich die TU Braunschweig mit einem überproportionalen Anteil von 20% an den von allen acht Hochschulen für dieses Projekt aufgebrachten Eigenmitteln.
Infrastruktur. Hinzu kommen erhebliche Investitionen der Hochschulleitung zur allgemeinen Verbesserung
der Studienbedingungen in den Lehramtsstudiengängen: der kontinuierliche Ausbau des Campus Nord zu einem zentralen Lernort des Lehramts, z.B. durch Renovierungen zentraler Institutsgebäude (zuletzt 4,2 Mio. €,
Fertigstellung 2011) oder den Bau eines dezentralen Hörsaalgebäudes 2007 (4,3 Mio. €) sowie die dauerhafte
Finanzierung einer E9-Stelle (50%) für die Campus-Nord-Bibliothek.
Außerschulische Lernorte. Die kontinuierliche finanzielle Unterstützung außerschulischer Lernorte der Lehrerbildung (z.B. Grüne Schule, Schülerlabore), manifestiert sich aktuell durch die Einrichtung einer Juniorprofessur als Brückenprofessur zwischen Fachwissenschaft (Naturwissenschaften) und Fachdidaktik für sechs
Jahre aus zentralen Mitteln, die sich u.a. im Agnes-Pockels-Labor wissenschaftlich mit außerschulischen Lernorten befasst.
Berufungen. Zu erwähnen ist auch die erhebliche zentrale Unterstützung bei Berufungsverhandlungen in der
Lehrerbildung (Summe zentraler Anteil 2010-2014 1,35 Mio. €), insbesondere in den Fachdidaktiken und den
Bildungswissenschaften. In den letzten fünf Jahren (2010-2014) hat das Präsidium der TU Braunschweig die
Lehrerbildung mit zentralen Mitteln in erheblichem Umfang (insg. 3,4 Mio. €/ 680 Tsd. € p.a.) unterstützt. In
den nächsten fünf Jahren wird die TU Braunschweig den eingeschlagenen Entwicklungsprozess weiter fortsetzen und den Mitteleinsatz um ca. 220 Tsd. € p.a. steigern auf mindestens 900 Tsd. € p.a.
Die Qualitätsoffensive Lehrerbildung bietet die Chance, die vom Präsidium der TU und den an der Lehrerbildung
beteiligten Akteuren formulierten Ziele in einer entscheidenden Phase der Entwicklung zügiger umzusetzen und
profilierter voranzutreiben.
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B3.
Ziele des Projektantrags TU4Teachers
Der Projektantrag zielt mit einem besonderen Fokus auf Studierende der MINT-Fächer darauf, die von der TU
Braunschweig formulierten Entwicklungsziele nachhaltig zu implementieren und die Qualität des Lehramtsstudiums insgesamt zu steigern.
Konkret zielt der Antrag darauf,
1.
die an der Lehrerbildung beteiligten Akteure strukturell miteinander zu vernetzen, indem ein fakultätsübergreifendes, der Vizepräsidentschaft für Lehre der TU Braunschweig zugeordnetes Zentrum für Schulfor-
schung und Lehrerbildung aufgebaut wird,
2.
migrationsbedingte Mehrsprachigkeit als zentralen Aspekt inklusiver Bildung in der Lehramtsausbildung an
der TU Braunschweig zu verankern und über die Definition von phasenübergreifenden Kernkompetenzen
für den Unterricht in mehrsprachigen Klassen auf die Lehrerfortbildung zu übertragen,
3.
forschungsbasiert fachliche Professionalisierungsprozesse für Studierende in den MINT-Fächern zu optimieren und Lehrkonzepte zu entwickeln, die verstärkt Bezüge zwischen fachlichen Konzepten und schulischen Inhalten herstellen,
4.
über Lehrprojekte diagnostische Kompetenzen in den MINT-Fächern zur individuellen Förderung von Schülerinnen und Schülern aufzubauen und fachdidaktisch-empirische Forschung voranzutreiben,
5.
in den für einen gelingenden Studienverlauf bedeutsamen Eingangs- und Praxisphasen kompetenzorientierte Beratungs- und Begleitstrukturen anzubieten und die hohen Abbruchquoten insbesondere in den
naturwissenschaftlichen Fächern zu verringern.
B4.
Struktureller Ansatz – Theoretische Vorannahmen
Um diese Ziele umzusetzen, wurde im Auftrag des Präsidiums der TU Braunschweig von Vertreterinnen und
Vertretern der Hochschulleitung, der Fachwissenschaften, der Fachdidaktiken und der Bildungswissenschaften
unter Beteiligung des KLBS, von Lehramtsstudierenden und der Studiendekanerunde der hier vorliegende Antrag konzipiert. Folgende Überlegungen sind dabei leitend:
Das Vorhandensein einer strukturell-organisatorischen Einheit wird als notwendige Voraussetzung für die Vernetzung und Steuerung einer qualitativ hochwertigen Lehrerausbildung und als Impulsgeber für unterrichtsund schulbezogene Forschung betrachtet (DGfE 2011; Stifterverband 2010; Terhart 2005).
 Von besonderer Bedeutung für die konzeptionelle Entwicklung der Lehrerbildung an der TU Braunschweig
ist die Etablierung eines zentralen Zentrums für Schulforschung und Lehrerbildung ( B6.1), das fakultätsund hochschulübergreifend die wissenschaftlichen Ressourcen in der Lehrerbildung zusammenführt, die
unterschiedlichen Aufgabenfelder der Lehrerbildung in Kooperation mit der Lehrerfortbildung konzeptionell
weiterentwickelt, interdisziplinäre Forschung initiiert und den wissenschaftlichen Nachwuchs fördert.
Professionelle Handlungsstrategien von Lehrkräften erwachsen aus dem Aufbau bedeutsamer fachlicher, diag-
nostischer und didaktischer Kompetenzen sowie deren Zusammenspiel (Baumert/Kunter 2006, Blömeke u.a.
2008, Wissenschaftsrat 2001; Küster 2008). Über drei Teilprojekte werden jeweils professionelle Kompetenzen
im engeren Sinn (Wissen und Können) entwickelt, die in unterschiedlicher Gewichtung pädagogisches, fachliches und fachdidaktisches Wissen verknüpfen:
 Das Teilprojekt Mehr-Sprache ( B6.2) setzt an der Erkenntnis an, dass ein adäquater Umgang mit sprachlicher Heterogenität spezifische professionelle (Förder)Kompetenzen voraussetzt (Schneider u.a. 2012, Gogolin/Lange 2011; Hammond/Gibbons 2005). In Anlehnung an erprobte Lehr-Lernformate zu Deutsch als
Zweitsprache und an Innovationsprojekte der Neurowissenschaften werden interdisziplinäre und phasenübergreifende Lehr-Lerneinheiten im Blended-Learning- und Trainings-Format entwickelt, die linguistisches
und pädagogisches Wissen mit neurobiologischem Vermittlungswissen verknüpfen.
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 Das Teilprojekt Pro-MINT ( B6.3) fokussiert fachliche Professionalisierungsprozesse in den MINT-Fächern,
indem in Kooperation der Projektpartner aus den Fachwissenschaften und den Fachdidaktiken fachspezifische kompetenzorientierte Lerneinheiten in den gymnasialen MINT-Fächern Physik, Chemie und Mathematik
entwickelt und evaluiert werden. Das Teilprojekt adressiert die Forderung, abstrakte fachliche Konzepte der
Wissenschaft im Hinblick auf ihre Anwendung in Unterrichtssituationen zu ergänzen (DPG 2014).
 Das Teilprojekt Diagonal-MINT ( B6.4) setzt am Kompetenzbereich „Beurteilen“ der Standards für die
Lehrerbildung der KMK (2004a) und entsprechenden Forschungen hierzu an (Artelt/Gräsel 2009; Schrader
2009, Hilfert-Rüpell u.a. 2012). In Kooperation der beteiligten MINT-Fachdidaktiken wird ein forschungsbasiertes Lehrkonzept zur diagnostischen Kompetenzentwicklung in den MINT-Fächern entwickelt und eine
Videodatenbank mit fachspezifischen Unterrichtsvignetten aufgebaut.
Eine ausgewogene Professionalität von Lehrkräften bedarf über pädagogische, fachliche und fachdidaktische
Kompetenzen hinaus auch selbstregulativer und selbstreflexiver Kompetenzen. Von daher werden im Rahmen
des Antrags flankierend kompetenzorientierte Begleit- und Beratungsstrukturen für Studierende etabliert.
 Im Teilprojekt KoBB ( B6.5) wird eine bereits vor Studienbeginn ansetzende kompetenzorientierte Beratungs- und Begleitstruktur für Lehramtsstudierende aufgebaut, die unter Einbezug der schulischen Praxisphasen den Aufbau selbstregulativer Fähigkeiten und individueller, professionsspezifischer Reflexionskompetenzen unterstützt. Pilotiert werden ein auf die Hauptzielgruppe der MINT-Studierenden fokussiertes
Online-Self-Assessment, ein auf alle Lehramtsstudierenden zielendes Mentoring und ein die Praxisphasen
ergänzendes Training zum Classroom-Management. Bei der Konzeption der Beratungs- und Begleitstrukturen werden bereits etablierte Beratungsstrukturen (z.B. Studiengangskoordination) und erprobte psychologische Trainings (TrauBe) um neue Self-Assessments und studierendenzentrierte Formen der Beratung
erweitert.
Im Rahmen des Gesamtprojekts erfolgen regelmäßige Arbeitstreffen der Projektbeteiligten in den Einzelprojekten sowie Gesamtprojekttreffen. Zudem ist eine zweigleisige Evaluation vorgesehen: Die interne Evaluation
erfolgt in den Teilprojekten durch die jeweiligen Projektleitungen, ergänzt durch eine längsschnittlich angelegte, maßnahmen- und laufbahnbezogene Gesamtevaluation.
 Die Evaluation des Gesamtprojekts, die in FK 2 (Abteilung Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie)
angesiedelt ist ( B6.6), bindet neben den Projektverantwortlichen und Lehrenden Studierende direkt ein
und wird im Zentrum für Schulforschung und Lehrerbildung im Rahmen des Qualitätsmanagements genutzt.
Um die Lehrerbildung an der TU Braunschweig nachhaltig zu stärken, stellt das Präsidium der TU Braunschweig
dem Zentrum für Schulforschung und Lehrerbildung nach Projektende dauerhaft eine E13/E14-Stelle zur Verfügung und etabliert so Steuerungsmechanismen, die überinstitutionell agieren, interne wie externe Vernetzungsstrukturen schaffen und nachhaltig über die Projektlaufzeit hinaus Impulse für die Lehrerbildung an der
TU Braunschweig setzen.
Ein weiteres Strukturelement für die Lehrerbildung an der TU Braunschweig stellt eine einzurichtende Juniorprofessur Lehrerbildung dar, die zentral am Zentrum für Schulforschung und Lehrerbildung angesiedelt werden
soll und auch nach Ende der Projektlaufzeit auf zwölf Jahre durch die Hochschule gesichert und nach positiver
Evaluation auf Dauer gestellt wird. Diese Juniorprofessur erfüllt eine doppelte Funktion: Zum einen dient sie
der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Lehrerbildung, zum anderen können mit der Juniorprofessur bedeutsame (Querschnitts-)Themen der Lehrerbildung interdisziplinär über die lehrerbildenden Fakultäten und Institute hinweg bearbeitet werden. Dies wird möglich, da die Juniorprofessur nicht einem bestimmten Institut auf Dauer zugeordnet wird, sondern sich die an der Lehrerbildung beteiligten Institute um
sie bewerben können. Die Juniorprofessur rotiert so kompetitiv über die Institute und Fakultäten. Im Rahmen
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dieses Antrags wird sie zunächst interdisziplinär (ohne tenure) im Projekt Pro-MINT für Physik ( B6.3) verortet, da hier ein besonderer Bedarf an qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchs besteht.
B5.
Kooperationen
Der Antrag basiert auf der Kooperation von Hochschulleitung, den an der Lehrerbildung beteiligten Akteuren
der Fakultäten 1, 2, 5 und 6 sowie dem KLBS ( Letters of Intent). Die Koordination erfolgt durch das Zentrum
für Schulforschung und Lehrerbildung der TU Braunschweig ( B6.1). Die Verantwortlichen der Teilprojekte
und die Geschäftsführung arbeiten in regelmäßigen Workshops ( B7.2) gemeinsam an der formativen Evaluation des Gesamtprojekts, um Nachsteuerungen vornehmen zu können und eine maximale Verzahnung der
Teilprojekte zu gewährleisten. Die Projekte bauen dabei auf erprobten Konzepten und Forschungsprojekten
sowie auf administrativen Vorerfahrungen auf und folgen dem für die TU Braunschweig konstituierenden Transfergedanken. Die Projektteams der Teilprojekte sind interdisziplinär zusammengesetzt, so dass unterschiedliche
disziplinäre wissenschaftliche Ressourcen aus den Fachdidaktiken, den Fachwissenschaften, den Bildungswissenschaften und der Hochschuladministration sowie der Hochschulleitung gebündelt werden.
Die Akteure der leitenden Ebene der Hochschule, Fakultäten und Einrichtungen, hier die Vizepräsidentin für
Lehre, die Studiendekanin aus FK 6 sowie die wissenschaftliche Leitung des KLBS, verfügen über einschlägiges
organisationsbezogenes Steuerungswissen. Sie sind verantwortlich für den organisatorisch-strukturellen Aufbau des Zentrums für Schulforschung und Lehrerbildung. Die Projektleitungen der Teilprojekte bringen die für
die unterschiedlichen Themen relevante Forschungsexpertise in methodischer und inhaltlicher Hinsicht ein. Sie
sind zuständig für die Koordination der einzelnen Projektschritte, übernehmen die Betreuung der in den Projekten adressierten Qualifikationsarbeiten und verantworten die für die Teilprojekte jeweils relevanten Auswertungen und Publikationen. Sie nehmen an den regelmäßig stattfindenden Teilprojekttreffen und Gesamtprojekttreffen teil.
Die an den einzelnen Projekten beteiligten Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftler (Prof. Kauffeld,
Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie, Prof. Korte, Zelluläre Neurobiologie, apl. Prof. Harald Löwe,
Computational Mathematics, und Prof. Neef, Germanistische Linguistik) bringen als Teilprojektleitung ihre jeweils spezifischen fachlichen Forschungskompetenzen ein und verantworten gemeinsam mit den an den einzelnen Projekten beteiligten Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktikern (Dr. Eghtessad und Prof. Höner, Chemiedidaktik, Prof. Looß, Biologiedidaktik, Prof. Merschmeyer-Brüwer, Mathematikdidaktik, und Prof. Müller,
Physikdidaktik) sowie den beteiligten Bildungswissenschaftlerinnen und Bildungswissenschaftlern (Prof. Koch,
Erziehungswissenschaft, und Prof. Thies, Pädagogische Psychologie) die jeweils in den Projekten geplanten
Arbeitsschritte. Die an den Projekten beteiligten Projektpartner und Projektpartnerinnen aus den Fachwissenschaften (Prof. Bröring, Anorganische und analytische Chemie, Prof. Hänsch, Pflanzenbiologie, Prof. Hördt,
Geophysik, Prof. Mischnick, Lebensmittelchemie, Prof. Hördt, apl. Prof. Stefan Süllow, Physik und kondensierter
Materie und Prof. Tinnefeld, Physikalische und Theoretische Chemie) bringen ihre fachliche Expertise anlassbezogen und in beratender Funktion kritisch- konstruktiv ein.
B6.
Beschreibung des Gesamtvorhabens – Arbeitsprogramm
Die unter B3 formulierten Ziele werden über folgende Projekte umgesetzt:
B6.1 Etablierung des Zentrums für Schulforschung und Lehrerbildung der TU Braunschweig
(Z_SchuLe-TUBS)
Die Implementierung eines Zentrums für Schulforschung und Lehrerbildung ist ein wichtiges Entwicklungsziel
der TU Braunschweig. Ein erster Schritt erfolgte 2014 von Seiten der Hochschule, indem vier bis dato befristete
E13-Stellen (100%) für die Studiengangskoordination und die Praktikumsbetreuung auf Dauer gestellt wurden.
Diese Stellen sind momentan der Studiendekanin der FK6 zugeordnet und führen Tätigkeiten durch, die der
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klassischen Servicefunktion von Zentren für Lehrerbildung entsprechen: Beratung von Studierenden, Organisation der Praktika, Koordination der an den Studiengängen beteiligten Akteure, Evaluation des Lehrangebots.
Um die Vernetzung zentraler Akteure der Lehrerbildung an der TU Braunschweig strukturell zu verbessern, hat
sich die Hochschulleitung dazu entschlossen, ein Zentrum für Schulforschung und Lehrerbildung einzurichten,
das zentral der Vizepräsidentschaft für Lehre der TU Braunschweig zugeordnet ist und neben der Servicefunktion die an der TU Braunschweig vorhandenen wissenschaftlichen Ressourcen für die Lehrerbildung fakultätsübergreifend erschließt. Durch das Zentrum wird interdisziplinäre Forschung initiiert, der wissenschaftliche
Nachwuchs in der Lehrerbildung gefördert und in Kooperation mit dem KLBS die Lehrerbildung an der TU
Braunschweig konzeptionell über unterschiedliche Phasen hinweg weiterentwickelt. Dafür werden die genannten Stellen der noch dezentralen Servicestelle entsprechend in das Zentrum verlagert und die über den Antrag
finanzierten Stellen (eine E13/E14-Stelle, eine halbe Sekretariatsstelle) und ein Sachmittelbudget über die Projektlaufzeit hinaus verstetigt. Für das Zentrum für Schulforschung und Lehrerbildung der TU Braunschweig ist
folgende Struktur geplant:
Vizepräsidentschaft für Lehre der TU Braunschweig
Beirat
Wissenschaftliche Leitung
Geschäftsführung
Servicestelle Lehrerausbildung
Kompetenzzentrum für Lehrerfort- und
-weiterbildung (KLBS)
Studiengangskoordination
Fortbildungsbeauftragte
Praktikumsbeauftragte
Assistenz
Assistenz
Um Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung konzeptionell stärker zu verzahnen und voneinander zu profitieren,
werden die Servicestelle Lehrerausbildung und das Kompetenzzentrum Lehrerfortbildung zu einem Zentrum
für Schulforschung und Lehrerbildung vereint, das kooperativ aufgestellt und zentral der Vizepräsidentschaft
für Lehre zugeordnet ist. In die Servicestelle Lehrerausbildung integriert sind die Stellen der Studiengangskoordination und der Praktikumsbeauftragten. Die Geschäftsführung ist für beide Säulen zuständig, sie entwickelt
in Absprache mit der wissenschaftlichen Leitung und dem Beirat phasenübergreifende Lehr-Lernformate sowie
Fort- und Weiterbildungsformate, unterstützt und initiiert Drittmittelanträge und passt die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Lehrerbildung in die Graduiertenstruktur der TU Braunschweig ein. Die
wissenschaftliche Leitung übernimmt die wissenschaftliche Beratung des Zentrums z.B. bei Evaluationen und
bei der strategischen Ausrichtung der Projekte. Sie repräsentiert das Zentrum auf nationalen und internationalen Tagungen und Fachkongressen und vertritt es in den auf die Lehrerbildung bezogenen Arbeitsgemeinschaften des Landes. Für die Projektlaufzeit übernehmen zunächst die Studiendekanin der FK 6 sowie die wissenschaftliche Leitung des KLBS die Aufgaben der wissenschaftlichen Leitung des Zentrums. Später wird diese
vom Beirat vorgeschlagen, der dem Zentrum übergeordnet ist. Analog zu anderen Zentren der TU Braunschweig gehören diesem die Vizepräsidentschaft für Lehre, Vertreterinnen und Vertreter aus den Studiendekanaten von FK 1, FK 2, FK 5, FK 6 und HBK, aus den Studienseminaren und aus den Praktikumsschulen sowie
Senior Experts und Studierende an. Der Beirat nimmt regelmäßig zur fachlichen und wissenschaftlichen Leistung des Zentrums Stellung, er wirkt an den mittel- und langfristigen Zielsetzungen des Zentrums mit und
fördert die Kooperation mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen innerhalb und außerhalb der TU Braunschweig. Unter Berücksichtigung der Evaluationsergebnisse des Gesamtprojekts nimmt er regelmäßig Stellung
zum Fortschritt und zum Erfolg der Projekte. Im Rahmen des Projekts TU4Teachers übernimmt die Geschäftsführung des Zentrums die operative Projektkoordination. Hierzu gehören zudem die Organisation einer auf
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Lehrerbildung fokussierten SummerSchool (Zielgruppe: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Qualifikationsphase MINT) sowie die konzeptionelle Einbindung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Graduiertenschule der TU Braunschweig (Grad-TUBS). Im Rahmen des Gesamtprojekts soll eine Mentorenberatung
Lehrerbildung ( B 7.2) erprobt werden, durch die die im Gesamtprojekt Promovierenden die Gelegenheit
erhalten, ihr Promotionsvorhaben mit Experten außerhalb der TU zu diskutieren (Detailplan  Anhang 3.1).
Im Rahmen der Projektsteuerung schließt das Zentrum mit den Projektleiterinnen und –leitern einen Kooperationsvertrag.
Perspektivisch wird das Zentrum Teil der Governance-Strukturen der TU werden und für die Lehrerbildung eine
steuernde Funktion übernehmen. Im Rahmen des Projektes TU4Teachers werden die Projektaktivitäten und fortschritte durch die Vizepräsidentin für Lehre kontinuierlich in den zentralen Hochschulgremien – u.a. Kommission für Studium und Weiterbildung (KSW), Studiendekane-Runde, Präsidium, Senat – kommuniziert und
diskutiert. Die Ergebnisse der Teilprojekte werden in die fächerbezogenen Lehrberichten aufgenommen und so
mit den Qualitätsmanagement-Maßnahmen der Fächer verknüpft.
Personal: 1 wiss. MA (E13/E14, 100%): Geschäftsführung für das Zentrum; SHK (80h/Monat): Unterstützung
SummerSchool; Sekretariat (E6, 50%).
B6.2. Mehr-Sprache – Aufbau professioneller Kompetenzen zur Sprachbildung mehrsprachiger
SchülerInnen
Das Projekt Mehr-Sprache zielt darauf, bei Studierenden aller Lehramtsfächer professionelle Kompetenzen aufzubauen, die Lehrkräfte für den Unterricht mit mehrsprachigen Schülerinnen und Schüler benötigen
(Krumm/Reich 2013). Es knüpft unmittelbar an Forschungen und Projekte der Projektleitung an: Im Projekt
Umbrüche gestalten (Prof. Koch) werden bildungswissenschaftliche Module zu Migration und Bildung konzipiert,
das DaF/DaZ-Zertifikat (Prof. Neef) gewährleistet einen fachlich-inhaltlichen Anknüpfungspunkt und das Prinzip
des Teach your Peers (Prof. Korte) wurde erfolgreich in Lehr-Lernprojekten der Neurobiologie erprobt.
1) Zunächst werden fachliche, didaktische und bildungswissenschaftliche Kernkompetenzen in Kooperation mit
Vertreterinnen und Vertretern der zweiten (Studienseminare) und dritten Phase (KLBS) formuliert und mit
Fokus auf regionale Bedarfe und bezogen auf die Ausbildungsabschnitte Studium, Referendariat und Beruf
abgestimmt.
2) Anhand der eruierten Bedarfe wird eine grundlegende, weitgehend wissensbasierte Blended-Learning-Einheit Sprachbildung und migrationsbedingte Mehrsprachigkeit entwickelt, erprobt und evaluiert. Die BlendedLearning-Einheit wird so konzipiert, dass sie sowohl grundlegende theoretische Wissensbestände vermittelt als
auch fachspezifische Vertiefungen ermöglicht, z.B. Sprachbildung in den MINT-Fächern. Sie wird sowohl in der
Lehramtsausbildung als auch in der Lehrerfortbildung im KLBS eingesetzt. In Anlehnung an die Idee des Teach
Your Peers werden Teile der Blended-Learning-Einheit von Studierenden in Seminaren oder von Lehrkräften,
die an einer entsprechenden Fortbildung im KLBS teilnehmen, entwickelt. Ziel ist die Erstellung ca. 15-minütiger
Online-Beiträge, die als Wissensrekapitulation, Wissensvertiefung, Fortbildung oder Themenmotivator eingesetzt werden können. Verschiedene von den Studierenden oder den Lehrkräften angefertigte Medienformate
wie Video- und Audioaufnahmen sowie Texte und Abbildungen werden verwendet und zu den einzelnen Themen Lernaufgaben erstellt. Die Rekrutierung der Studierenden erfolgt über regelmäßig von der Projektleitung
angebotene Seminare sowie über Fortbildungen im KLBS mit entsprechend thematischer Passung.
3.) Zusätzlich zu den wissensbasierten Kompetenzen wird ein bislang fehlendes Basis-Training zur Anwendung
sprachstützender Strategien im Unterricht entwickelt. Das Training wird für Studierende und Lehrkräfte gleichermaßen konzipiert und an realen Unterrichtssituationen (z.B. im Praktikum, im eigenen Unterricht) erprobt
und evaluiert. Die konkrete Implementation und eine Evaluation der Wirksamkeit werden für die zweite Phase
der Qualitätsoffensive Lehrerbildung projektiert.
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In den ersten 6 Monaten der Projektlaufzeit werden die Blended-Learning-Einheit und das Training geplant.
Für die Erarbeitung der jeweils spezifischen Inhalte sind 12 Monate vorgesehen, in weiteren 12 Monaten erfolgt
die technische Umsetzung, Erprobung und Evaluation der Blended-Learning Einheit sowie die Erprobung des
Trainings, weitere 12 Monate dienen der inhaltlichen und didaktischen Überarbeitung der Blended-Learning
Einheit und der Verbesserung des Trainings. (Detailplan  Anhang 3.2)
Personal: 1 Post-Doc Stelle (E14, 100%): Aufbau des Portfolios, Aufbau und Evaluation der Blended-Learning
Einheit, Konzeptionierung des Trainings; 1 wiss. MA (E13, 65%): Aufbau und Evaluation des Trainings; WHK
(86h/Monat): technische IT-Umsetzung Blended-Learning; SHK (80h/Monat): Unterstützung der Blended-Learning Einheit und Training.
B6.3 Pro-MINT: Fokussierung fachlicher Professionalisierungsprozesse in den MINT-Fächern
Das Projekt zielt auf die Entwicklung, Implementation und Evaluation fachspezifischer lehramtsorientierter
Lerneinheiten in den gymnasialen MINT-Fächern Chemie, Mathematik und Physik. Es setzt damit die zentrale
Forderung um, abstrakte fachliche Konzepte auf die spätere Tätigkeit als Lehrerin bzw. Lehrer zu beziehen
(DPG 2014) und so die Passung zwischen den Anforderungen der Fächer und den Fähigkeiten und Bedürfnissen
der Studierenden zu erhöhen. Strukturell wird im Rahmen des Projekts über eine in zwei Fakultäten kooptierte
Juniorprofessur eine Brückenprofessur etabliert, die federführend das Teilprojekt leitet. Vorbildcharakter hat
das bereits etablierte Modul Schulmathematik vom höheren Standpunkt aus (FK 1, Mathematik). Die hier bereits gelungene Verzahnung zwischen fachlichem und fachdidaktischem Wissen wird fortentwickelt und auf die
gymnasialen Lehramtszweige in Chemie und Physik übertragen. Methodisch knüpft das Projekt an Forschungen
der Physikdidaktik an (Henning 2014; Henning/Müller/Strahl 2014; Preißler u.a. 2010).
Das Projekt setzt an den in Chemie, Mathematik und Physik inhaltlich vergleichbaren prozessbezogenen Kompetenzbereichen an, denen für die Vernetzung der Fächer eine besondere Bedeutung zukommt, besonders auf
Ebene der Erkenntnisgewinnung (MK 2015 a, b). Dabei werden die den Fächern zugrunde liegenden fachlichen
Theorien unter dem Aspekt von Modelldenken und Modellierung genutzt, um den kumulativen, vernetzten
Erwerb von Fachinhaltswissen zu verbessern. Folgende Lerneinheiten werden neu konzipiert:
- Chemie:
Lerneinheiten zur Verknüpfung der Inhalte zwischen den Grundvorlesungen Anorganische Chemie, Organische Chemie , Physikalische Chemie: Schwerpunkte: (a) Basiskonzept Struktur-Eigenschaft, (b) Basiskonzept chemische Reaktion, (c) Basiskonzept Energie;
- Mathematik: Erarbeitung neuer Lerneinheiten anwendungsorientierter Schulmathematik am Beispiel fachlicher Kontexte aus (a) Maschinenbau und Elektrotechnik, (b) Geodäsie und Bauingenieurwesen,
(c) Wirtschaftswissenschaften und Medizin/Biologie;
- Physik:
Module aus der Theoretischen Physik: (a) D1 (Theoretische Mechanik), (b) B6 (Theoretische
Quantenmechanik), (c) D4 (Theoretische Elektrodynamik).
Zeitplan: 6 Monate: Grob- und Feinplanung der Inhalte und der zu vernetzenden Kompetenzbereiche. Jeweils
12 Monate für die Entwicklung, Implementierung und Evaluation der in den Fächern mit (a), (b), (c) gekennzeichneten Lerneinheiten. (Detailplan  Anhang, 3.3)
Personal: 1 Juniorprofessur Physik (W1, 100%) kooptiert in Fak. 5 und Fak.6, 1 wiss. MA Mathematik (FK 1),
1 wiss. MA Chemie (FK 6) (E13, 65%), .
B6.4 Diagonal-MINT: Aufbau diagnostischer Kompetenzen für Studierende der MINT-Fächer
Das Projekt zielt darauf, die diagnostische Kompetenz der Lehramtsstudierenden in den MINT-Fächern hinsichtlich Leistungsbeurteilung, Ermittlung von Förderbedarfen und -maßnahmen sowie Diagnostik von Lernschwierigkeiten und Begabungen zu fördern und die Studierenden auf einer Metaebene in der Beurteilung ihrer
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eigenen diagnostischen Kompetenz zu schulen (analytisch-kritische Reflexionskompetenz). Dabei werden fächerübergreifende Synergieeffekte genutzt, die sich für die Studierenden durch den hohen Verwandtschaftsgrad zwischen mathematischen und naturwissenschaftlichen Lehr-/Lern- und Forschungsprozessen ergeben.
Das Projekt fußt auf vielfältigen Vorerfahrungen des Instituts für Didaktik der Mathematik und Elementarmathematik und auf entsprechenden Vorarbeiten des Instituts für Fachdidaktik der Naturwissenschaften (Biologie,
Chemie, Physik).
1. Es werden Diagnoseverfahren zur Erhebung individueller Lernvoraussetzungen, Lernprozesse und Problemlösestrategien von Lernenden im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich entwickelt und evaluiert.
Die Diagnostik erfolgt anhand der Beurteilung von Schülerkompetenzen beim Problemlösen, z.B. bei der Bearbeitung von Aufgaben durch Erkunden und Entdecken in der Mathematik und beim Experimentieren in den
Naturwissenschaften. Diese Tätigkeiten sind wesentliche Methoden des mathematisch-(natur)wissenschaftlichen Arbeitens und nehmen auch im Schulunterricht eine Schlüsselrolle ein.
2. Eine Videodatenbank mit fachspezifischen Unterrichtsvignetten wird aufgebaut. Die diagnostische Kompetenz der Studierenden in Bezug auf domänenspezifische Lernprozesse wird über videografierte Unterrichtsvignetten und eigenes Videografieren gefördert (Frankhauser 2013; Riegel/Macha 2013).
3. Die Kompetenzentwicklung der Lehramtsstudierenden wird in den Bereichen Fachdidaktik, Fachmethodik,
Diagnose, Forschungsmethodik und Wissenschaftsverständnis untersucht. Im Rahmen einer die Lehrveranstaltungen flankierenden Begleitforschung werden Erkenntnisse über die Struktur und Veränderung der diagnostischen Kompetenz der Studierenden gewonnen. Entsprechende Testinstrumente werden entwickelt und evaluiert.
Die Projektdurchführung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den MINT-Schülerlaboren für Biologie, Chemie,
Physik und Mathematik, die als Forschungs- und Erfahrungsfeld genutzt werden. Während der Experimentiereinheiten im Labor erproben die Studierenden die im Projekt beschriebenen und im Rahmen der Lehrveranstaltung angeeigneten Diagnosekompetenzen praktisch. Zudem fertigen sie dort Videografien für die Datenbank an. Beteiligt sind: Grüne Schule (Prof. Looß)  www.gruene-schuletu-bs.de; Agnes-Pockels-Labor (Prof.
Mischnick)  https://www.tu-braunschweig.de/agnes-pockels-labor; Schülerlabor Chemie (Dr. Tuckermann)
 https://www.tu-braunschweig.de/pci/service/schuelerlabor); Mathematische Lernwerkstatt (Dr. Rehlich) 
https://www.tu-braunschweig.de/idm/lernwerkstattstart.
Die zu konzipierenden kompetenzorientierten Lehrprojekte werden im Projektverlauf jeweils mit einer Laufzeit
von mit einer 3 Semestern fachspezifisch angeboten. In gemeinsamen MINT-Workshops und einem MINTKolloquium stellen die Studierenden ihre Projekte vor (Detailplan  Anhang 3.4).
Personal: 1 Post-Doc-Stelle (E14, 100%), 4 wiss. MA (E13, 65%) jeweils für ein Fach .
B6.5 KoBB: Ausbau kompetenzorientierter Beratungs- und Begleitstrukturen
Das Projekt zielt mit Fokus auf die Eingangs- und Praxisphasen des Studiums darauf, hochwertige Beratungsund Begleitstrukturen zunächst für Studierende der MINT-Fächer, aber mit Blick auf alle Studierende zu etablieren. Es wird über drei Bausteine und unter Einbezug der Studiengangskoordination umgesetzt:
1. Etablierung eines Online-Self-Assessments für MINT-Studierende
Mit Fokus auf Studieninteressierte in den MINT-Fächern wird ein Online-Self-Assessment für die vier beteiligten
Fächer Biologie, Chemie, Mathematik und Physik entwickelt. Das Self-Assessment umfasst Test- und Informationsbausteine, die die Wahl des Studienfachs auf eine fundiertere Informations- und Wissensbasis (Hasenberg/Schmidt-Atzert 2014) stellen. Die Implementation erfolgt dabei in Kooperation der am Gesamtprojekt
beteiligten Personen aus den Bildungswissenschaften (Prof. Koch, Prof. Thies) und Fachdidaktiken (Prof. Höner,
Prof. Müller, Prof. Looß, Prof. Merschmeyer-Brüwer).
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2. Aufbau eines lehramtsspezifischen Mentoring-Programms
Anknüpfend an bereits etablierte Beratungsstrukturen (Studiengangskoordination, Orientierungswoche, obligatorische Beratungsgespräche) wird mit Fokus auf die Gruppe der MINT-Studierenden und unter Einbezug
anderer Studierendengruppen ein Mentoringprogramm etabliert. Konstituierend sind: 1) Einführungstutorien
zu Reflexion der Lehrerrolle, Profil- und Fachwahl sowie Studiengestaltung; 2) Etablierung eines Peer-Mentoren-Systems; 3) Durchführung regelmäßiger Reflexions- und Beratungstreffen (individuell oder in der Gruppe)
und Supervisionsangebote; 4) flankierende Maßnahmen in Form von betreuten Arbeitsgruppen zur Erarbeitung
universitärer Kernkompetenzen (z.B. Selbstgesteuertes Lernen), zu kontinuierlicher Erarbeitung und Festigung
des Fachwissens und zur Prüfungsvorbereitung; 5) bedarfsorientierte Workshops zur Reflexion und Verbindung
von fachwissenschaftlichen und didaktischen Kompetenzen sowie zur Erarbeitung überfachlicher Kompetenzen
(z.B. Gesundheitsprävention).
3. Implementation eines Trainingsprogramms Classroom-Management
Basierend auf der Expertise des Braunschweiger Trainings- und Beratungsmodells (TrauBe) wird ein Trainingsmodul zum Classroom-Management entwickelt, implementiert und evaluiert. Die Kompetenz von Lehrkräften,
Unterrichtsprozesse effektiv und effizient zu steuern, wird dabei als Professionswissen im Sinne des COACTIVModells (Baumert/Kunter 2006; Kunter u.a. 2011) verstanden. Das Training vermittelt und übt Handlungsstrategien ein für eine effektive Klassenführung, für die Gestaltung von Lehr-Lern-Beziehungen und für die Übertragung von Professionswissen auf schulspezifische kritische Situationen. Es werden Lehrmaterialien entwickelt,
die die Selbstreflexion des Kompetenzerwerbs flankieren und systematisieren. Das Training integriert stressreduzierende Handlungskompetenzen mit Elementen aus sozialen Kompetenztrainings und dem Konflikttraining.
In die Entwicklung und Evaluation des Modells werden systematisch Studierende im Rahmen von Abschlussarbeiten, Praktika sowie aus dem Studienprogramm TrauBe einbezogen.
Die jeweils in den einzelnen Bausteinen zu erarbeitenden Beratungs- und Betreuungsbausteine werden im
Projektverlauf an zwei Kohorten erprobt und evaluiert und für die dritte Kohorte verstetigt. Im ersten Projektabschnitt (Monat 1-9) werden wesentliche Inhalte des Online-Assessements, des Mentoringprogramms und
des Trainings erarbeitet. Im WiSe 2016/17 und im SoSe 2017, werden die Einheiten an einer ersten Kohorte
erprobt und überarbeitet, im WiSe 2017/18 und im SoSe 2018 folgt die Durchführung und Erprobung mit der
zweiten Kohorte. Eine Verstetigung erfolgt mit der dritten Kohorte. Die Ergebnisse der Zwischenevaluationen
fließen in alle Bausteine zurück (Detailplan  Anhang 3.5).
Personal: 1 Post-Doc-Stelle (E14, 100%): Mentoringprogramm und Koordination des Teilprojekts; 1 wiss. MA
(E13, 65%): Self-Assessment; 1 wiss. MA (E13, 65%): Training Classroom-Management; WHK (40h/Monat);
SHK (60h/Monat); Hilfskraft technische IT-Umsetzung des Tools (40h/Monat).
B6.6 Evaluation und Qualitätsmanagement des Gesamtprojekts
Das Teilprojekt zielt darauf (1.) ergebnis- und prozessbezogen (Kauffeld 2010) die einzelnen in B6 vorgestellten
Maßnahmen zu evaluieren und (2.) die Studierenden mit dem Fokus auf individuelle, insbesondere hemmende
und fördernde Faktoren bezüglich der studienbezogenen Karriereentwicklung und Lehrerwerdung zu begleiten
(Kauffeld/Spurk, in Druck). Die Evaluation und Qualitätssicherung des Gesamtprojekts erfolgt durch die Abteilung für Arbeits-, Organisations- und Sozialpsychologie (Prof. Kauffeld), die über umfangreiche Vorerfahrungen
zu den Themen Evaluation, Kompetenz, Laufbahnentwicklung und Studienerfolg verfügt (z.B. Grohmann &
Kauffeld 2013, Kauffeld u.a. 2008, Kauffeld 2010) sowie zahlreiche Forschungsprojekte zum Thema durchgeführt hat.
Als Einstieg und Datenbasis dient das Self-Assessment (KoBB  B6.4). Die dort generierten Daten werden zur
prozessbezogenen Evaluation genutzt: Im Rahmen des Strangs der (1.) Maßnahmenevaluation erfolgt eine
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Bilanzierung und Erfolgskontrolle der Maßnahmen, an denen die Studierenden im Verlauf ihres Studiums teilnehmen. Gleichzeitig erfolgt im Rahmen der (2.) Studienbegleitung die Erfassung der Veränderung teilnehmender Studierender in berufs- und studienrelevanten Konstrukten (z.B. Selbstwirksamkeitsüberzeugung, self
control). Aus den Ergebnissen der Evaluationen werden in jährlichen Abständen sowie zur Erreichung von
Meilensteinen projektbegleitend in den QM-Workshops Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung der
Maßnahmen abgeleitet und ihre Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT) analysiert.
B6.6 wird innerhalb der ersten 8 Monate der Projektlaufzeit konzipiert und vorbereitet, sodass die Evaluation
des Gesamtprojekts beginnen kann, sobald in B6.4 das Self-Assessment für die Bildungswissenschaften umgesetzt ist. In den kommenden 3 Jahren erfolgen die evaluatorische Begleitung der aktuellen und kommenden
Kohorten parallel zu Auftakt, Umsetzung und Abschluss der Maßnahmen (B6.1 bis B6.5) sowie jährliche Erhebungen individueller Faktoren der Studierenden. In Abhängigkeit zu den Pilotstarts der Maßnahmen bedeutet
dies: 8 Monate nach Projektbeginn Beginn des Mentorings (B6.5) und fortlaufende Begleitung der Vorlesungen
zu Pro-MINT (B6.3) sowie der Lehrprojekte Diagonal-MINT (B6.4). Ab Monat 18 wird über 12 Monate die
Maßnahme Mehr-Sprache (B6.2) evaluiert, sodass die Ergebnisse in die Überarbeitung des Konzeptes einfließen
können.
Personal: 1 wiss. MA (E13, 65%); WHK (20h/Monat).
B7. Verwertungsplan
B7.1 Disseminationsstrategie/Verstetigung
Die TU4Teachers-Maßnahmen erzielen nachhaltige Effekte während und nach der Förderperiode. Sie dienen
vor allem dazu die Studienbedingungen für die Studierenden des Lehramts an der TU Braunschweig nachhaltig
zu verbessern..
Einbindung in die Hochschulstrukturen und Organisationsentwicklung
Das Thema der Lehrerbildung wird durch die Hochschulleitung strategisch verfolgt. Um die Zielerreichung des
Vorhabens zu sichern, werden bereits zum Projektbeginn langfristige Organisationsstrukturen geschaffen. Das
Zentrum für Schulforschung und Lehrerbildung wird durch die Zusage der Hochschulleitung mit einer E13/E14Stelle für die Geschäftsführung verstetigt. Die in den Teilprojekten jeweils etablierten Beratungs- und Betreuungsstrukturen werden in vorhandene Beratungsstrukturen eingefügt, von denen die Studierenden direkt profitieren. Die entwickelten Lehr- und Lernkonzepte werden in Pflichtmodulen der Ausbildung implementiert und
auch in der Lehrerfortbildung eingesetzt. Die TU Braunschweig stellt Ressourcen für die Sicherung der technischen Infrastruktur für das Online-Assessment aus zentralen und für die technische Weiterführung der BlendedLearning-Einheit aus dezentralen Mitteln zur Verfügung ( Anhang, 5.).
Die Vizepräsidentschaft sowie der Beirat des Zentrums bringen das Thema Lehrerbildung in alle relevanten
zentralen Gremien in Studium und Lehre ein und stellen die einzelnen Aspekte zur Diskussion. Die Studiendekaninnen bzw. die Studiendekane der zusammenarbeitenden Fakultäten berücksichtigen diese Aspekte auf der
Ebene der Studienkommissionen. Durch die verstärkte Zusammenarbeit der Akteure mehrerer Fakultäten und
Institute werden weitere Synergieeffekte und Transferziele erreicht. Weitere Impulse werden durch die intensivere Vernetzung mit weiteren Universitäten niedersachsen- und bundesweit generiert. Der Beirat des Zentrums sorgt für die nachhaltige Verankerung des Themas Lehrerbildung an der TU Braunschweig.
Unterrichtsmaterialien, Veröffentlichungen und Projektdokumentation
Die im Rahmen des Projekts TU4Teachers erstellten differenzierten und evaluierten Lehr-Lern-Konzepte, Materialien, multimediale und digitale Lerneinheiten, Videografien, Training-und Mentoring-Konzepte sowie Datenbanken werden den Lehrenden der TU Braunschweig zur Verfügung gestellt. Sie eigenen sich über die
praktische Aus- und Fortbildung von Lehrkräften hinaus auch zur fakultätsübergreifenden Nutzung sowie in
weiteren Forschungskontexten. Über die vorhandenen Netzwerke kann diese Dokumentationssammlung auch
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Lehrenden anderer Universitäten zur Verfügung gestellt werden. Das Zentrum sorgt für die Verstetigung der
entwickelten Lehr-Lern-Konzepte in Lehrplänen und Prüfungsordnungen und der Lehrerfortbildung.
Die vorläufigen wie auch finalen Forschungsergebnisse des Projektvorhabens werden während und nach der
Projektlaufzeit dem wissenschaftlichen Fachpublikum auf Konferenzen sowie in Veröffentlichungen zugänglich
gemacht, um den wissenschaftlichen Diskurs zur Lehrerbildung zu bereichern. Ebenso werden die Ergebnisse
Lehrkräften durch Fortbildungen, Workshops und Beiträge in Praxiszeitschriften zugänglich gemacht (z.B. über
die Zusammenarbeit mit dem KLBS). Um die Projektdokumentation zu sichern, werden die finalen Ergebnisse
in Form einer Abschlusspublikation und einer Abschlusstagung verbreitet. Die im Projekt gewonnen Erkenntnisse werden sowohl in der Lehramtsausbildung als auch in der Lehrerfortbildung nachhaltig genutzt. Die Studierenden werden wie an der TU Braunschweig üblich, intensiv sowohl in die Durchführung, die Weiterentwicklung und die Steuerung als auch in die Wirksamkeitsüberprüfung des Projekts TU4Teachers einbezogen. Studierende sind z.B. Mitglieder im Beirat des Zentrums, in der KSW und im Rahmen von Evaluationen in die
Prozessbegleitung des Projekts eingebunden.
B7.2 Promotionen
Die Ausschreibung der Qualitätsoffensive Lehrerbildung ermöglicht Forschungsvorhaben, die in einem besonderen Maß die Forschungsorientierung der beteiligten Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken erhöhen.
Die im Rahmen dieses Projekts beantragten E13-Stellen werden als Stellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs mit 65 % angesetzt. Die im Projekt angefertigten Promotionen sowie die Forschungsleistungen der PostDocs und der Juniorprofessur, schaffen neue wissenschaftliche Erkenntnisse und tragen dazu bei, dringend
benötigten Nachwuchs in den Bildungswissenschaften und Fachdidaktiken zu rekrutieren. Über die Einbindung
von studentischen Hilfskräften in die Projekte und die Einbindung von Studierenden in Form von zu erstellenden
Abschlussarbeiten tragen diese die gewonnenen Erkenntnisse in die Schulpraxis oder ggf. in andere Universitäten und/oder Forschungseinrichtungen (Detailinformationen zu den geplanten Promotionen  Anhang, 6.).
B7.3 Workshops/Honorare
Honorare fallen im Rahmen der Mentorenbetreuung für den wissenschaftlichen Nachwuchs an. Die von den
Promovierenden ausgewählten Mentorinnen bzw. Mentoren erhalten 500€ Beratungshonorar. Sie treffen sich
mit den Promovierenden, begutachten das Promotionsprojekt und geben eine empfehlende Rückmeldung.
Workshop-Honorare fallen zudem im Rahmen der Auftakt- und Abschlussveranstaltung des Projekts sowie der
SummerSchool an. Hinzu kommen Reisekosten zu den im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung zentral
geplanten Workshops und Kongressen. Die einzelnen Teilprojekte organisieren während der Projektlaufzeit
einen Workshop und diskutieren ihre bisher erreichten Fortschritte mit Studierenden, Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftlern sowie Vertreter und Vertreterinnen der Schulpraxis. Auch hier fallen für Impulsvorträge Honorare an.
B7.4 Ausblick auf die zweite Förderphase
Die im Rahmen des Antrags Teach4TU vorgestellten Projekte dienen dazu, die Studienqualität an der TU Braunschweig, insbesondere mit Blick auf die Studierenden der Lehramtsfächer MINT zu verbessern. Für die zweite
Förderphase ist hier – sofern die Evaluation den Erfolg der Teilprojekte bestätigt – ein Transfer der Projektergebnisse vorgesehen: Die Teilprojekte Pro-MINT und Diagonal-MINT sowie das Online-Assesement sollen für
Studierende der geisteswissenschaftlichen Fächer (Germanistik, Anglistik, Geschichte) und für die an der HBK
repräsentierten Fächer (Darstellendes Spiel, Kunst) weitergeführt werden. Die bis dahin erprobten Beratungsstrukturen sollen auf weitere Zielgruppen (z.B. Studierende der First-Generation, Studierende mit Kind u.ä.)
ausgeweitet werden. Die entwickelten Trainings zu Sprachlehr-Strategien (Projekt Mehr-Sprache) und das Training zum Class-Room-Management sollen in der zweiten Phase an einer größeren Zielgruppe erprobt und im
Hinblick auf ihre Wirksamkeit evaluiert werden.