Gesellschaftliche Herausforderungen: Was bietet die Systemische Soziale Arbeit? Zusammenfassung des Aufsatzes von Wilfried Hosemann im Sozialmagazin 09/2012. Einkommen und Chancen sind ungleich verteilt, und damit auch die sozialen Chancen. Dies ist eine Herausforderung für die soziale Arbeit, in der sich diese Ungleichheit und die sozialen Spannungen widerspiegeln und sogar fortsetzen. Welche Position übernimmt die Soziale Arbeit, welche Gestaltungskraft hat hier der Staat und welchen Beitrag leistet der systemische Ansatz; dies wird in dem Artikel geklärt. Die Thesen seien hier kurz zusammengefasst: Das systemische Denken ist in der sozialen Arbeit sehr praxistauglich. Der systemische Ansatz wird mehr in Weiterbildungen und in der Praxis gelehrt und erfolgreich erprobt, selten an den FHs. Anschaulich ist die These, dass eine Familie als ein System zu sehen ist. Systemisches Arbeiten in der sozialen Arbeit schafft die Möglichkeit, unrealistische Erwartungen zu begrenzen, ermöglicht eine höhere Professionalität und schützt vor eigener Überforderung. Man kann praktikable Lösungen erarbeiten. Die gesellschaftlichen Veränderungen spiegeln sich in der sozialen Arbeit wider. Obwohl der Blick auf soziale Systeme naheliegt, stößt der systemische Ansatz immer wieder auf Bedenken, sozial unempfindlich zu sein. Welche Konzeptmerkmale bietet der systemische Ansatz, um in der sozialen Arbeit gewinnbringend eingesetzt werden zu können? Kommunikation ist in der Systemik und in der sozialen Arbeit grundlegend. Sie ermöglicht differenziert wahrzunehmen und eröffnet die Zugänge zu allen gesellschaftlich relevanten Beteiligten. Der Respekt vor den Systemen und den Entscheidungen der Klienten ist somit möglich; ohne verstrickt sich die Arbeit schnell in einem Mix aus selbst produzierten Zielen, normativen Erwartungen und der Kontrolle von Abweichungen. So ist ein professioneller Perspektivenwechsel möglich. Das Wissen um die Eigenwilligkeit von Menschen und deren Systemen ermöglicht, mit Angeboten, Anregungen und Integration von Erfahrungen zu reagieren. Das Schlüsselkonzept des systemischen Denkens ist im Begriff Kontext enthalten. Dies sind die Variablen, an denen Menschen ihre Entscheidungen ausrichten. Mit der Analyse dieser Konzepte kann der sozial Tätige Verständnis für fremdes Leben und nicht vertraute Lebensbedingungen erhalten. Die systemische Reflexion ermöglicht, Wertvorstellungen zu betrachten und ihre Konsequenz für die Fallarbeit zu bedenken. Dies erleichtert den Blick auf Ein- und Ausblenden von sozialen Situationen und Beteiligten, sondern auch die Folgen für die eigene Organisation. Es unterstützt die Reflexion darüber, welchen Ruf ein Jugendamt hat und wen es erreicht oder nicht. Gefordert wird eine intensive Zusammenarbeit der Institutionen. So ist dies zunehmend die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten. Die soziale Arbeit ist auf Zusammenarbeit angewiesen, so ist es möglich, den Klienten Brücken zur sozialen Teilhabe zu bauen. Die systemische Praxis betrachtet die sozialen Beziehungen der Klienten und betrachtet soziale Situationen und Sozialstrukturen. Der Klient ist nicht so oder so, sondern er verhält sich in bestimmten sozialen Situationen auf diese Weise. Durch Vernetzung mit Organisationen wird eine Steigerung der Wirksamkeit sozialer Arbeit erreicht. Die Adressaten der sozialen Arbeit sind angewiesen auf eine Teilhabe an Organisationen. Sonst droht deren Ausgrenzung. Leistung und Grenzen gesellschaftlicher Teilsysteme wie Bildung, Wirtschaft, Gesundheit bestimmen das Leben des Einzelnen und seiner Familie mit. Die soziale Arbeit hilft den Einzelnen, sich an die Bedingungen von Funktionssystemen und Organisationen zu orientieren. Folgende systemische Techniken kommen zum Einsatz: Ressourcencheck, die Arbeit mit sozialen Karten und der Inklusions- und Exklusionscheck. Insgesamt stehen eine Vielzahl an evaluierten systemischen Techniken und Methoden zur Verfügung. Dabei schrumpft nach einer Untersuchung die soziale Arbeit nicht auf eine technische Hilfestellung zusammen. Soziale Arbeit bietet einen Raum, in dem sich der sozial Tätige und Klient treffen können, um Handlungsoptionen zu entwickeln. Systemische Konzepte passen zu den modernen Raumvorstellungen, da diese auf Relationen aufbauen; also Beziehungen betrachten. So kann die Person ihre Möglichkeiten breit erfassen. Der systemische Ansatz unterstützt Sozialraumanalysen. So kann der systemische Ansatz auf verschiedenen sozialen Ebenen und Teilsystemen wirksam werden. Systemisches Arbeiten heißt, mit dem Fall, der Fallumgebung und der Sozialstruktur zu arbeiten - die Übergänge zu interpretieren und zu gestalten. Die systemischen Perspektiven haben sich in der Arbeit mit hochbelasteten Kindern und Familien unter widersprüchlichen Ausgangsbedingungen bewährt. Hierbei wird nicht Ursache und Wirkung erklärt, sondern kann flexibel Perspektivenverschränkungen der unterschiedlichen Beteiligten erreichen. Hier kommen nicht allein die Probleme und Defizite zur Sprache, sondern soziale Arbeit als gesellschaftliches Handeln. Aus: Wilfried Hosemann: Gesellschaftliche Herausforderungen: Was bietet die Systemische Soziale Arbeit? Sozialmagazin 09/2012.
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