Persönlich erstellt für: Mediengruppe Oberfranken GmbH & Co. (1308765) 10 COBURG STADT SAMSTAG/SONNTAG, 27./28. FEBRUAR 2016 AUSSTELLUNG ASYL IN FRANKEN A bissle Frängisch geht scho Plat länger zu sehen Von Somalia nach Scheuerfeld: Hassan macht eine Lehre als Elektriker. Sein Lehrmeister Thomas Dinkel ist begeistert von dem Jungen, der nie eine Schule besucht hat und jetzt nicht nur die Lampen in Dinkels Betrieb zum Leuchten bringt. Im Gespräch erzählt der 17-Jährige von seiner Flucht durch die Wüste, übers Meer und in den Toiletten der Bahn. FLÜCHTLING VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED CHRISTIANE LEHMANN Coburg — Er war einer von 600, die in einem Schlepperboot übers Mittelmeer nach Palermo schipperten – vier Tage lang eingepfercht zwischen erwachsenen Männern, ohne Toilette und seekrank. Wie viele Kilometer der 16-Jährige von Somalia bis nach Coburg zu Fuß zurückgelegt hat, weiß er nicht. Er spricht von 800 oder mehr Kilometern. Durch Wüsten und Wälder mit Zwischenstopp in einem Gefängnis in Libyen. Hassan zieht sein Hosenbein hoch und zeigt seine Narben am Schienbein. „Schläge waren normal“, sagt der Junge . Er ist fröhlich und lacht fast die ganze Zeit, während er seine traurige Geschichte erzählt: Davon, dass er nicht weiß, wo seine Mutter und sein Bruder sind. Sein Bruder, der ihm das Lesen und Rechnen beigebracht hat, weil er nicht zur Schule gehen konnte. Davon, dass er nachts durch die Grenzwälder gerannt ist und Angst um Leib und Seele hatte. Auch davon, dass er als dunkelhäutiger Junge in Libyen auf der Straße grundlos zusammengeschlagen wurde und ganz ruhig geblieben ist. „Es war nicht mein Land, da konnte ich mich auch nicht wehren.“ In den Kirchen Italiens hat er stets Unterkunft und Verpflegung bekommen, in den Zügen gen Norden hat er sich auf der Toilette eingeschlossen und ist so nach Österreich und schließlich nach Deutschland gekommen. Das Jugendamt in München hat ihn nach Hafenpreppach vermittelt – die einzige intensive sozialpädagogische Einzelmaßnahme Bayerns. Dort ist er einer von vier Schützlingen von Holger Hörner, der die Einrichtung ProJu betreibt (siehe Text unten). „Jeder hat seine Geschichte. Das ist meine schwarze Geschichte, die ich niemals vergessen werde. Aber jetzt bin ich hier und möchte meine Ausbildung machen.“ Nein, den Kopf werde er nicht in den Sand stecken. Erst, wenn er einen Beruf hat, kann er sich um andere kümmern, seine Familie suchen und ihnen helfen – „oder auch nicht“. Ein Glücksfall Hassan spricht gut Deutsch. Er hat viel gelernt in den vergangenen eineinhalb Jahren. Die A1und B1-Deutschprüfung hat er überdurchschnittlich gut abgeschlossen. Bei ProJu bekommt er Einzelunterricht – bis er 18 ist – und es wird viel Wert darauf gelegt, dass die Jungen in den Sport- verein gehen, um möglichst viele deutsche Kontakte zu bekommen. Hassan spielt Fußball bei der JFG Coburger Land. Er ist der Einzige, der Arabisch, Somalisch, Englisch und Deutsch spricht – „und bald noch ein bissi mehr Frängisch“, sagt er und strahlt übers ganze Gesicht. In der Berufsschule macht sich Hassan gut. Noch ist er Noten-befreit, was ihm selbst gar nicht so gefällt, aber seine Lehrer sind sehr zufrieden und zuversichtlich mit ihm. Thomas Dinkel kann das nur bestäti- gen. Er war beim Elternabend in der Berufsschule und hat nur Positives über Hassan erfahren. Sein Ehrgeiz, sein Frohsinn und seine Motivation sind ein Glücksfall. Traumberuf gefunden Auch im Betrieb ist Hassan sehr beliebt. „Wir haben alle gemeinsam darüber abgestimmt, ob wir den Jungen in unser Team aufnehmen“, sagt der ElektrobauChef, der seit vielen Jahren regelmäßig ausbildet. Es sei sehr schwer Nachwuchs zu bekommen. „Jeder hat eine Chance verdient. Wir haben nicht mehr die Wahl. Kaum ein Bewerber hat die Mittlere Reife.“ Mit Hassan ist Thomas Dinkel mehr als zufrieden. „Er ist sehr intelligent, ich Daumen hoch! Hassan ist in Deutschland glücklich. Der Somalier lernt Elektriker bei der Firma Elektrobau in Scheuerfeld. Fotos: Christiane Lehmann würde ihn sofort übernehmen. Er hat klare Ziele und offensichtlich seinen Traumberuf gefunden.“ Auch bei seinen Kollegen ist der Junge beliebt. „Er versteht sogar unseren Humor und ist wirklich witzig“, loben ihn die Männer. Hassan ist Moslem. Thomas Dinkel hat „seinen Schützling“ zum Beten auch schon in die Moschee gefahren. Aber in letzter Zeit geht Hassan immer samstags in die evangelisch-freikirchliche Gemeinde in Scheuerfeld. „Ich möchte mich umschauen und interessiere mich auch für andere Religionen. Als Moslem bin ich geboren, aber ich diskutiere auch gern mit anderen. Außerdem haben wir da immer viel Spaß“, argumentiert Hassan. Er mag es nicht, wenn Moslems mit Terroristen gleichgesetzt werden. „Ich bin ein normaler Mensch, wie Christen und Juden auch. Ich respektiere jeden. Jeder soll doch glauben, was er möchte.“ Der 17Jährige spricht nicht wie ein Junge, der nie eine Schule von innen gesehen hat und in ärmlichen Verhältnissen ohne Vater aufgewachsen ist. Er kam ohne Handy und ohne einen Pfennig Geld nach Deutschland, aber mit Respekt, Anstand und ehrgeizigen Zielen. Hassan ist ein intelligenter Junge. Ich würde ihn nach der Ausbildung gerne übernehmen. Er hat klare Ziele. Coburg — Die Ausstellung der Initiative Stadtmuseum und des Fotoclubs Coburg zum Leben und Werk des Fotografen Emil Plat wird um eine Woche verlängert. Sie ist bis Freitag, 4. März, im Foyer des Ämtergebäudes, Steingasse 18, zu sehen. Eine Begleitschrift ist im red Buchhandel erhältlich. TANZABEND Jiddisches und Klezmer Coburg — Das evangelische Bildungswerk lädt zu einem Tanzabend zum Thema „Klezmermusik und jiddische Tänze“ ein. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 10. März, ab 19.30 Uhr im Gemeindezentrum St. Lukas statt. Anmeldungen nimmt das Evangelische Bildungswerk bis 3. März unter der Telefonnummer 09561/75984 oder als E-Mail (ebw@ebw-cored burg.de) entgegen. Polizeibericht Lkw-Fahrer fuhr mit mehreren Karten Coburg — Bei der Kontrolle eines 41-jährigen niederländischen Lkw-Fahrers, der am Donnerstagmorgen auf der A 73 mit seinem Sattelzug in Richtung Suhl unterwegs war, stellten Beamte der Verkehrspolizei Coburg Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten fest. Der Fahrer war auf mehreren Fahrerkarten unterwegs, um seine Fracht termingerecht an die jeweiligen Speditionen auszuliefern. Gegen den Mann wurde ein Verfahren wegen Fälschung technischer Aufzeichnungen eingeleitet und eine Sicherheitsleistung in Höhe von 1500 Euro einbehalten. Auch die geltenden Vorschriften über die Lenk- und Ruhezeiten hielt der Fahrer mehrfach nicht ein. 76-Jähriger stürzt alkoholisiert vom Roller Hassans schwarze Geschichte „Hassan ist nicht immer so fröhlich. Es gibt auch andere Zeiten“, sagt Thomas Dinkel, bei dem der junge Somalier eine Lehre als Elektriker macht. Er habe schon Heimweh und sei manchmal traurig. Hassan sagt: Thomas Dinkel Chef von Elektrobau in Scheuerfeld Dank großem Netzwerk: „Wer willig ist, bekommt seine Chance!“ VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED CHRISTIANE LEHMANN Coburg — Holger Hörner versteht manchmal die Welt nicht mehr. Der Sozialpädagoge und Leiter der bayernweit einzigen „Intensiven sozialpädagogischen Einzelmaßnahme“ ProJu in Hafenpreppach soll in absehbarer Zeit keine unbegleiteten Flüchtlinge mehr aufnehmen, sondern sich wieder um deutsche Jugendliche kümmern, wie zu seiner Anfangszeit. Das jedenfalls hat ihm der Regierungsbezirk Unterfranken mitgeteilt – obwohl das Jugendamt München regelmäßig Flüchtlingsjungen an ihn vermittelt und der Bedarf sehr hoch ist. Sein Konzept schien bisher aufzugehen. Denn die meisten Jugendlichen vermittelt er an Sozialpädagoge Holger Hörner, Chef von ProJu, bietet Sport- und Erleb- Ausbildungsbetriebe in der Renispädagogik für die Flüchtlingsjungen an. Außerdem bekommen sie gion. Ob Bäcker oder Elektriker, Einzelunterricht in Deutsch und werden rund um die Uhr betreut. Kfz-Mechaniker oder Bauarbei- ter, die Schützlinge von Holger Hörner werden von Coburger Unternehmern gern genommen und bekommen nach dem Praktikum oftmals einen Ausbildungsplatz angeboten (siehe Hassan, Text oben). Denn: Die jungen Männer sind unter der Obhut von ProJu gut vorbereitet. Sie bekommen Einzelunterricht in Deutsch, lernen Teamgeist und Ehrgeiz in der Sport- und Erlebnispädagogik. Höhlenwanderungen oder Kanufahrten gehören dazu, genauso wie ein Fitnessraum im Keller des Wohnhauses oder Unterricht im Kickboxen. „Wer willig ist, bekommt seine Chance“, sagt Hörner. Wer nicht mitzieht, muss damit rechnen, über Nacht vor die Tür gesetzt zu werden. Die Forderung des Regierungsbezirks, nur noch die vier Flüchtlingsjungen aus Syrien, Somalia und Gambia zu betreu- en, bis sie 18 Jahre alt sind, macht ihm zu schaffen. Doch aufgeben will Hörner nicht. „Wir gehören dem Verband privater Hilfeträger an. Unser Problem sind die großen Träger, die in uns eine Konkurrenz sehen“, vermutet er. Dabei sei der Topf groß genug und er habe immer seine Zusammenarbeit angeboten. Im Regierungsbezirk Unterfranken soll sich seinen Informationen nach die katholische Jugendhilfe Don Bosco künftig um die unbegleiteten Jugendlichen kümmern. Der Tagessatz pro Jugendlichem liegt bei 207 Euro plus die Kosten für den Deutschunterricht. „Flüchtlinge im Land“ Immer mehr Menschen in Not retten sich zu uns. Ein wichtiges Thema, das wir regelmäßig aufgreifen. asyl.inFranken.de Coburg — Unter seinem MofaRoller liegend wurde am Donnerstagabend ein 76-jähriger Coburger in der Rögener Straße mitten auf der Fahrbahn vorgefunden. Der Grund: Beim Abbiegen hatte sich der 76-Jährige mit seinem Gefährt verbremst und war zu Fall gekommen. Bei der Unfallaufnahme wehte den Coburger Polizisten eine deutliche Alkoholfahne entgegen. Der Verunglückte wurde mit dem Rettungsdienst ins Coburger Klinikum gebracht. Ein Atemalkoholtest an der Unfallstelle erbrachte den Wert von 1,34 Promille. Gegen den 76Jährigen wird nun wegen Trunkenheit im Verkehr ermittelt. Am Mofa-Roller entstand ein Sachschaden von 200 Euro. Unbekannter trat gegen Tankstellen-Zapfsäule Coburg — Einen Sachschaden von 500 Euro verursachte ein bislang Unbekannter an der Zapfsäule einer Tankstelle in der Ketschendorfer Straße bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag. Mit massiver Gewalt, vermutlich mit Fußtritten, richtete sich der Unbekannte gegen die Verkleidung pol der Zapfsäule.
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