RES 2014-2020 20.01.2016 - Energieregion im Lausitzer Seenland

Voltaireweg 4 . 14469 Potsdam
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LAG „Energieregion im Lausitzer Seenland“
Regionale Entwicklungsstrategie der Lokalen Aktionsgruppe „Energieregion im Lausitzer Seenland“ e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Bericht
Stand | 20.01.2016
Regionale Entwicklungsstrategie der Lokalen Aktionsgruppe „Energieregion im Lausitzer Seenland“ e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Auftraggeber:
LAG „Energieregion im Lausitzer Seenland“ e.V.
Am Werk 8
01979 Lauchhammer
Ansprechpartner:
Roland Pohlenz (Vorsitzender der LAG)
[email protected]
Michael Franke (Regionalmanagement)
[email protected]
Stand:
20. Januar 2016
Ursprünglicher Entwurf:
August 2014
Auftragnehmer:
complan Kommunalberatung GmbH
Voltaireweg 4
14469 Potsdam
fon 0331 20 15 10
fax 0331 20 15 111
[email protected]
Ansprechpartner:
Matthias von Popowski, Merten Klementz, Ralf Zarnack
[email protected],
[email protected],
[email protected]
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
1
1
2
2
3
4
5
Lage und Abgrenzung der Region
1.1
Räumliche und sozioökonomische Gebietsstruktur
2
1.2
Besonderheiten in der Region
8
SWOT-Analyse
11
2.1
Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken
11
2.2
Handlungsbedarfe
14
Organisation und Prozesse
19
3.1
Zusammensetzung und Arbeitsweise der LAG
19
3.2
Arbeitsweise des Regionalmanagements
20
3.3
Beteiligungsverfahren
21
3.4
Umsetzung der RES
23
3.5
Vernetzung und Kooperation
26
3.6
Öffentlichkeitsarbeit
27
3.7
Weiterentwicklung der Entwicklungsstrategie
28
Konsistenz zu relevanten Planungen und Vorhaben
30
4.1
Bisherige Ergebnisse und Erfahrungen aus LEADER und ILE
30
4.2
Schlussfolgerungen aus der GLES-Evaluierung
31
Aktionsplan
32
5.1
Handlungsfelder und Ziele
32
5.2
Projektansätze
39
5.3
Partnerschaften, Netzwerke und Kooperationsprojekte
48
5.4
Finanzierung
49
6
Projektauswahlverfahren und Prioritätensetzung
50
7
Monitoringverfahren und Evaluierung
55
7.1
Monitoring
55
7.2
Evaluierung
61
Anlagen
III
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Gebietskulisse der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland ........................................... 2
Abbildung 2: Bevölkerungsprognose im Vergleich ................................................................................. 4
Abbildung 3: Altersstruktur in der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland........................................ 5
Abbildung 4: Zusammensetzung der LAG-Mitglieder ........................................................................... 19
Abbildung 5: Organisationsstruktur der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland ............................. 24
Abbildung 6: Vernetzung und Kooperation der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland ................. 27
Abbildung 7: Struktur des Zielkatalogs für die Entwicklungsstrategie .................................................. 33
Abbildung 8: Räumliche und thematische Verteilung der Projektideen............................................... 47
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Einwohnerzahlen nach Gemeinden ........................................................................................ 3
Tabelle 2: Beschäftigtenentwicklung nach Wirtschaftsabschnitten in der LAG Energieregion im
Lausitzer Seenland................................................................................................................................... 8
Tabelle 3: Auswahl der Vorhaben für die Startphase der RES .............................................................. 40
Tabelle 4: Gesamtkosten (ca.-Werte, Startervorhaben) ....................................................................... 49
Tabelle 5: Kosten und Finanzierung nach Handlungsfeldern (ca.-Werte, Startervorhaben) ................ 49
Tabelle 6 Überblick - Verfahren zur Projektauswahl ............................................................................ 51
Tabelle 7: Übersicht der Ausschlusskriterien zur Projektauswahl ........................................................ 52
Tabelle 8: Übersicht der optionalen Kriterien zur Projektauswahl ....................................................... 54
Tabelle 9 Indikatorenset Monitoring..................................................................................................... 56
IV
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Abkürzungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
AfS BB
Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
BA
Bauabschnitt
BAB
Bundesautobahn
BTU
Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg
bzw.
beziehungsweise
DORV
Dienstleistung und ortsnahe Rundumversorgung
DRK
Deutsches Rotes Kreuz
ELER
Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums
EU
Europäische Union
eG
eingetragene Genossenschaft
e.V.
eingetragener Verein
F&E
Forschung und Entwicklung
ggf.
gegebenenfalls
GLES
Gebietsbezogene Lokale Entwicklungsstrategie
GmbH
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
ha
Hektar
IBA
Internationale Bauausstellung
ILE
Integrierte ländliche Entwicklung
inkl.
inklusive
INSEK
Integriertes Stadtentwicklungskonzept
in T€
in tausend Euro
KITA
Kindertagesstätte
km
Kilometer
KMU
kleine und mittelständische Unternehmen
LAG
Lokale Aktionsgruppe
LEADER
Liaison entre actions de développement de l‘ économie rurale
LMBV
Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft
LPG
Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft
MLUL
Ministerium für ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft
MV
Mitgliederversammlung
NL
Niederlausitz
o. g.
oben genannt
ÖPNV
Öffentlicher Personennahverkehr
OSL
Landkreis Oberspreewald-Lausitz
p. a.
pro anno
rd.
rund
V
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
RES
Regionale Entwicklungsstrategie
resp.
respektive
RM
Regionalmanagement
RWK
Regionaler Wachstumskern
sog.
sogenannte
SPNV
Schienengebundener Personennahverkehr
s. u.
siehe unten
Tab.
Tabelle
SvB AO
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort
SWOT
Strengths, Weaknesses, Opportunities, Threats
WiSo
Wirtschafts- und Sozialpartner
z. B.
zum Beispiel
VI
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Vorbemerkung
Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) „Energieregion Lausitzer Seenland“ e. V. hat in den vergangenen
Jahren erfolgreich die Gebietsbezogene Lokale Entwicklungsstrategie (GLES) aus dem Jahr 2007 umgesetzt. Zur LAG Energieregion im Lausitzer Seenland zählen im Landkreis Oberspreewald-Lausitz
(OSL) Ortsteile der Städte Senftenberg und Lauchhammer, die Städte Großräschen und
Schwarzheide, die Gemeinde Schipkau sowie die Ämter Altdöbern und Ruhland. Die thematischen
Schwerpunkte und strategischen Zielsetzungen wurden bisher in den Handlungsfeldern „Entwicklung
zur innovativen Energieregion“, „Entwicklung des Tourismus im ländlichen Raum“, „Erhöhung der
Lebensqualität im ländlichen Raum“ und „Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft“ aufgegriffen.
Die GLES-Evaluierung 2013 hat die 2007 formulierten Strategien, Themen und Vorgehensweisen bestätigt und der LAG einen guten Umsetzungsstand bescheinigt. Zugleich wurde deutlich, dass der
demografische Wandel und die damit einhergehenden Konsequenzen für Daseinsvorsorge und Infrastruktur sowie die weitere Bewältigung und Gestaltung des Strukturwandels (auch) zukünftig von
zentraler Bedeutung sein werden. Auf dieser Basis wurden in der GLES-Evaluierung die Themen und
Handlungsfelder „Tourismus im Lausitzer Seenland“, „Sicherung der Daseinsvorsorge“, „Regionale
Wertschöpfung“ und „Lebensqualität in ländlichen Gemeinden“ als prioritäre Schwerpunkte für den
Zeitraum 2014-2020 unter dem Leitmotiv „Energieregion im Lausitzer Seenland“ empfohlen.
In der vorliegenden Regionalen Entwicklungsstrategie (RES) für die LAG Energieregion im Lausitzer
Seenland 2014 bis 2020 wurden diese Empfehlungen aus der GLES-Evaluation aufgegriffen. Im Rahmen des partnerschaftlichen Konsultations- und Entwicklungsprozesses in der Region erfolgte eine
erneute Überprüfung und im Ergebnis eine Bestätigung und Präzisierung dieser Zielsetzungen. In
intensiver Kooperation mit Vertretern und Gremien der LAG sowie in Workshops und Veranstaltungen mit regionalen Akteuren (kommunalen Vertretern, Verbandsvertretern, Privatpersonen, Vertretern der Wirtschaft) wurden im Bottom-up-Verfahren Ziele präzisiert und umsetzungsfähige Vorhaben beschrieben. Die bisherigen Beteiligungs-, Kommunikations- und Projektmanagementfunktionen
wurden überprüft und im Hinblick auf eine zukünftig noch effektivere Umsetzung, breite
Akteursbeteiligung und auf die Übereinstimmung mit den Landeszielen und den Entwicklungszielen
für den ländlichen Raum optimiert.
Die nachstehenden Ausführungen orientieren sich an dem im Wettbewerbsaufruf des Ministeriums
für Infrastruktur und Landwirtschaft (MIL) vom November 2013 formulierten Gliederungsaufbau. Bei
den vergleichsweise kurzen Ausführungen zu den Kap. 1 (Lage und Abgrenzung) und 2. (SWOTAnalyse) wird dabei auf die Ergebnisse der GLES 2007 bzw. die Evaluierung 2013 Bezug genommen
und die Ergebnisse insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen und Zielstellungen in der
neuen Förderperiode 2014-2020 fortgeschrieben.
1
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
1 Lage und Abgrenzung der Region
1.1 Räumliche und sozioökonomische Gebietsstruktur
1.1.1 Gebietskulisse und administrative Grenzen
Seit Inkrafttreten des Landesentwicklungsplans Berlin-Brandenburg (LEP B-B) im Jahr 2009 wird das
Land Brandenburg von der Landesplanung in zwei Strukturräume gegliedert: das an Berlin angrenzende Berliner Umland und der außerhalb des Berliner Umlandes gelegene weitere Metropolenraum, der überwiegend ländlich strukturiert ist. Der Landkreis Oberspreewald-Lausitz liegt vollständig innerhalb des weiteren Metropolenraums. Die Gebietskulisse der LAG Energieregion im Lausitzer
Seenland umfasst den südlichen, an Sachsen angrenzenden Teil des Landkreises OberspreewaldLausitz mit insgesamt sieben Gebietskörperschaften unterhalb der EU-NUTS2-Ebene. Mit dem Erarbeitungsstand der RES zählen zur LAG-Region die Amtsbereiche Altdöbern und Ruhland, die amtsfreie Gemeinde Schipkau sowie die Städte Schwarzheide, Senftenberg, Großräschen und Lauchhammer.
Die Städte Schwarzheide und Lauchhammer, sowie Senftenberg und Großräschen sind im ZentraleOrte-System der Länder Berlin und Brandenburg als Mittelzentren in Funktionsteilung klassifiziert
bzw. festgelegt. Die funktionsteiligen Mittelzentren Senftenberg und Großräschen bilden zusammen
mit dem Amt Altdöbern und der Gemeinde Schipkau den im LEP B-B raumordnerisch festgelegten
Mittelbereich (mittelzentraler Verflechtungsbereich), der den nördlichen Teil der LAG-Region einnimmt. Die funktionsteiligen Mittelzentren Schwarzheide und Lauchhammer bilden zusammen mit
den Ämtern Ortrand und Ruhland den zweiten Mittelbereich innerhalb der LAG-Region bzw. die südliche Hälfte der LAG-Region, wobei der Amtsbereich Ortrand dem Geltungsbereich der benachbarten
LAG-Region Elbe-Elster zufällt.
Abbildung 1: Gebietskulisse der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland
Quelle: LAG Energieregion im Lausitzer Seenland.
2
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
1.1.2
Bevölkerungsentwicklung
In der LAG-Region einschließlich der Stadtkörper leben auf einer Fläche von 728 km² rd. 75.200 Einwohner (Stand Dezember 2013), davon leben rd. 25.000 Einwohner in der Kreisstadt Senftenberg,
gefolgt von Lauchhammer mit rd. 15.300 Einwohnern. Neben diesen regionalen Verdichtungsräumen
die mehr als 50 % der Einwohner auf sich konzentrieren, ist die LAG-Region insbesondere in den Ämtern Ruhland und Altdöbern durch dünnbesiedelte Gebiete gekennzeichnet. Die Bevölkerungsdichte
beträgt insgesamt 103 EW/km² und liegt damit unterhalb des Grenzwertes von 150 EW/km², den die
OECD zur Abgrenzung ländlicher Räume von städtischen Räumen zugrunde legt.
Tabelle 1: Einwohnerzahlen nach Gemeinden
(Stand:30.06.2013)
Bevölkerungsdichte
pro km ²
198
5.977
30
Stadt Senftenberg
127
25.344
200
Stadt Großräschen
81
9.055
112
Gemeinde Schipkau
69
6.998
101
Stadt Schwarzheide
33
5.852
177
Stadt Lauchhammer
88
15.433
175
Amt Ruhland
132
7.396
56
LAG-Region gesamt
728
76.055
104
Gemeinde
Fläche (km²)
Amt Altdöbern
Einwohner
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
Seit Beginn der 1990er Jahre sieht sich die Region - gleichsam vieler ländlicher Räume - mit den Folgen des demographischen Wandels konfrontiert. Dieser wird überlagert von einem umfassenden
wirtschaftlichen Strukturwandel mit weitreichenden Arbeitsplatzverlusten. Die seit den 1990er Jahren ökonomisch motivierten Migrationsbewegungen saldieren sich mit niedrigen Geburtenzahlen zu
einem Rückgang der Einwohnerzahl bei gleichzeitiger Verschiebung der Altersstruktur. Im Jahr 2013
betrug die Einwohnerzahl der LAG-Region rd. 75.200 Einwohner und damit rd. 9.900 Einwohner weniger als zu Beginn der Förderperiode 2007-2013. Dies entspricht einem Rückgang der Einwohnerzahl
um rd. 12 %. Zum Vergleich verzeichnet der gesamte Landkreis Oberspreewald-Lausitz im selben
Zeitraum einen Rückgang der Einwohnerzahl um rd. 10 %. Innerhalb der LAG-Region ist der Einwohnerrückgang insofern unterschiedlich stark ausgeprägt; einige Gemeinden schrumpfen weniger stark
als andere: Im Zeitraum der Förderperiode 2007 bis 2013 war die Stadt Großräschen mit einem
Rückgang der Einwohnerzahl um 18 % am stärksten vom sog. Schrumpfungsprozess betroffen, während die Gemeinde Schipkau (-5 %) und Senftenberg (-6 %) im selben Zeitraum vergleichsweise geringe Rückgänge der Einwohnerzahl verzeichneten.
Die niedrigen Geburtenzahlen seit Beginn der 1990er Jahre werden in Zukunft zu weiteren Geburtenausfällen führen. Angesichts dieses sog. demographischen Echos und im Zusammenspiel mit anhaltenden Migrationsverlusten insbesondere jüngerer und mobiler Altersgruppen prognostiziert das
Amt für Statistik der Länder Berlin und Brandenburg einen weiteren Rückgang der Einwohnerzahl im
Geltungsbereich der LAG um rd. 17 %. Der Einwohnerverlust liegt damit bei rd. 12.500 Einwohnern.
Prozentual betrachtet ist der Einwohnerverlust damit höher als für den Landkreis OberspreewaldLausitz und das Land Brandenburg insgesamt durch das AfS BB prognostiziert.
3
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Abbildung 2: Bevölkerungsprognose
gnose im Vergleich
1
Quelle: Amt für Statistik Berlin Brandenburg, eigene Darstellung (2003-2011
(2003 2011 nachrichtlich ).
Die rückgängige Einwohnerzahl wird überlagert von einer Verschiebung des GenerationenverhältnisGenerationenverhältni
ses bzw. der Altersgruppenverteilung zugunsten der Jahrgänge im Seniorenalter und einer Erhöhung
des Durchschnittalters. Anhand der Altersgruppenverteilung in Abbildung 4 ist zu erkennen, dass sich
die am stärksten besetzten Geburtenjahrgänge bereits jenseits des vierzigsten Lebensjahres befinbefi
den. Zugleich
leich verschiebt sich die Relation von älteren zu erwerbsfähigen Personen, da die Anteile der
nachrückenden Jahrgänge mit jeder Dekade geringer werden.
Was anhand der Altersstruktur vorgezeichnet ist, geht aus der Prognose des Amtes für Statistik BerBe
lin-Brandenburg
randenburg wie folgt hervor: Während im Basisjahr 2010 der aktuellen Bevölkerungsprognose
der Anteil der Personen im Seniorenalter an der Gesamtbevölkerung rd. 26 % betrug, so erhöht sich
der Anteil dieser Alterskohorte bis zum Jahr 2030 auf voraussichtlich rd. 40 %.. Der zunehmenden
Verrentung steht ein Rückgang der Personen in der Altersgruppe der 1515 bis 65-jährigen
jährigen (Alter der
Erwerbsfähigkeit) gegenüber. Mit einem Rückgang der erwerbsfähigen Personen um rd. 20.000 Personen bis zum Prognoseendjahr 2030 verringert
verringert sich der Anteil dieser Altersgruppe an der GesamtGesam
bevölkerung von rd. 64 % im Jahr 2010 auf rd. 62 % im Jahr 2020 und nochmals auf rd. 51 % bis zum
Ende des Vorausschätzungszeitraumes im Jahr 2030. Angesichts dieser altersstrukturellen Dynamik
der Bevölkerungsentwicklung ist ein deutlicher Rückgang des regional vorhandenen ArbeitsArbeits und
Fachkräftepotenzials zu erwarten. Sollte sich der gegenwärtige Bestand an sozialversicherungspflichsozialversicherungspflic
tig Beschäftigten in der LAG-Region
Region halten, werden die Ausbildungsanstrengungen
Ausbildungsanstrengungen der Wirtschaft
allein rein rechnerisch nicht ausreichen, um den Fachkräftebedarf weiterhin zu decken.
1
Der Einknick im Jahr 2011 resultiert aus der
d Korrektur in Folge der Zensus-Ergebnisse.
4
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Abbildung 3: Altersstruktur in der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland
93 bis unter 94
89 bis unter 90
85 bis unter 86
81 bis unter 82
77 bis unter 78
73 bis unter 74
69 bis unter 70
65 bis unter 66
61 bis unter 62
57 bis unter 58
53 bis unter 54
49 bis unter 50
45 bis unter 46
41 bis unter 42
37 bis unter 38
33 bis unter 34
29 bis unter 30
25 bis unter 26
21 bis unter 22
17 bis unter 18
13 bis unter 14
9 bis unter 10
5 bis unter 6
1 bis unter 2
1.000 800
weiblich
männlich
600
400
200
0
200
400
600
800 1.000
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, eigene Darstellung.
1.1.3
Wirtschaft und Beschäftigung
Durch den transformationsbedingten Zusammenbruch der strukturbestimmenden großindustriellen
Braunkohle- und Energiewirtschaft erlebte die Niederlausitz in den 1990er Jahren einen tiefgreifenden Strukturwandel. Dieser wurde durch den drastischen Einbruch des Bedarfs an Rohbraunkohle
ausgelöst und von umfangreichen De-Industrialisierungs- und Produktionsabbauprozessen begleitet.
Mit dem Bedeutungsverlust der Energieindustrie, der Stilllegung des letzten im heutigen LAG-Gebiet
liegenden Tagebaus „Meuro“ im Dezember 1999 und der Schließung der Folgeindustrien wurde die
Region von einem starken Beschäftigungsabbau erfasst. Im Anschluss der wirtschaftlichen Strukturbrüche konnten - begleitet von umfangreichen Restrukturierungs-, Modernisierungs- und Diversifizierungsmaßnahmen - wettbewerbsfähige und zukunftsweisende Wirtschaftsstrukturen aufgebaut
werden. Im Zuge der Neuausrichtung der brandenburgischen Wirtschaftsförder- und Strukturpolitik
im Jahr 2004 hat das Land Brandenburg die Städte Großräschen, Lauchhammer, Schwarzheide und
Senftenberg gemeinsam mit der Stadt Finsterwalde im benachbarten Landkreis Elbe-Elster zusammengefasst und diesen im Jahr 2005 in Form eines sog. „RWK-Mehrlings“ als einen von 15 Regionalen Wachstumskernen (RWK) ausgewiesen. Die RWK sollen eine Motorfunktion für ihre Region erfüllen und als regionale Arbeitsmarktzentren und Einpendlerstädte eine Ausstrahlkraft über ihre administrativen Grenzen hinaus in die ländlichen Räume entfalten.
Kraft wirtschaftlicher Impulse sowie intensiver wirtschafts- und ansiedlungspolitischer Bemühungen
konnte der starke Beschäftigungseinbruch aus den 1990er Jahren überwunden werden bis hin zur
Konsolidierung der Beschäftigtenzahlen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zählen die Gemeinden des LAG-Gebietes rd. 24.800 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort (Stand,
Juni 2013) und damit 900 Sv-Beschäftigte (rd. 4 %) mehr als im Jahr 2007. Einhergehend mit dem
Beschäftigungsanstieg bei gleichzeitiger Bevölkerungsabnahme hat die Arbeitsplatzdichte (sozialversicherungspflichte Arbeitsplätze je 1.000 Einwohner) ebenfalls zugenommen und liegt mit rd. 33 %
5
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
leicht über dem Brandenburger Referenzwert von 32 %. Zwar erreichte die Beschäftigtenzahl den
höchsten Stand seit 2003; die Beschäftigungsdichte aus der Hochzeit des Bergbaus wird jedoch nicht
wieder erreicht werden. Hinzu kommt, dass trotz positiver Beschäftigungsentwicklung der vergangenen Jahre der Beschäftigungseinbruch und der Niedergang der Wirtschaft in den 1990er Jahren insofern nachwirkt, als dass die Arbeitslosenquote im Landkreis Oberspreewald-Lausitz mit einem Wert
von 12,9 % weiterhin über dem Landesdurchschnitt von 9,6 % liegt.
Träger der Wirtschafts- und Beschäftigtenentwicklung in der LAG-Region sind das verarbeitende und
produzierende Gewerbe sowie wissens- und unternehmensnahe Dienstleistungen. Besonders die
Wirtschaftssparten Metallbe- und -verarbeitung sowie Kunststoffe & Chemie zählen zu den Leit- und
Schlüsselbranchen und verweisen auf die lange Tradition des verarbeitenden Gewerbes in der Niederlausitz. So gab es bereits vor der Kohleindustrie einen industriellen Grundstock aus Glasherstellung, Textilproduktion und Eisenverhüttung. An die Stelle großbetrieblicher Monostrukturen aus der
Zeit der dominierenden Kohle- und Energiewirtschaft trat die sog. „Lausitzer Mischung“. Diese setzt
sich zusammen aus regional breit gestreuten KMU-Unternehmen im gewerblichen und produzierenden Bereich sowie standortprägenden Großunternehmen wie das BASF-Werk in Schwarzheide mit rd.
1.800 Beschäftigten, Vestas und MAN TAKRAF in Lauchhammer. Die Entwicklung in den Niederlausitzer Industriesparten kann sich vor allem auf eine gut ausgebaute Verkehrs- und Flächeninfrastruktur
stützen. Einen weiteren Standortvorteil bietet die verkehrliche und zentrale räumliche Lage am
Schnittpunkt zwischen den Städten Berlin und Dresden sowie den Ballungsgebieten Jelenia GoraWrocláw in Polen und Liberec-Mlada-Boleslav in der Tschechischen Republik.
1.1.4
Infrastruktur und Daseinsvorsorge
Ein wichtiger Bestandteil der ländlichen Infrastruktur ist die Breitbandversorgung. Kaum ein Lebensbereich wird nicht mehr durch Breitband beeinflusst. Für Unternehmen ist die Verfügbarkeit einer
hohen Internetbandbreite eine Voraussetzung, sich in ländlichen Räumen anzusiedeln oder ihren
Standort dort zu halten. Aktuell besteht - ähnlich wie in vielen weiteren ländlichen Räumen in Brandenburg - in der LAG-Region ein erheblicher Bedarf im Ausbau der Breitbandinfrastrukturausstattung. So entsprechen vielerorts die Breitband-Übertragungsraten nicht den aktuellen Anforderungen
und Bedarfen, wie aus den Bedarfsmeldungen des Brandenburger Breitbandatlas hervorgeht. Neben
der Breitbandversorgung zählt zu den weiteren Standortfaktoren die Verfügbarkeit von Fachkräften
mit betrieblicher Ausbildung und Hochschulabschluss. Mit dem Campus Senftenberg des Hochschulstandortes der BTU Cottbus-Senftenberg verfügt die LAG-Region über gute Voraussetzungen in der
Ausbildung akademischer Nachwuchskräfte sowie in den Bereichen F&E und Technologietransfer. Im
Bereich der sog. „weichen“ Infrastrukturvoraussetzungen zeichnet sich die Region durch ein vergleichsweise dichtes Netz an Kindertagesstätten und Schulen aus. Die medizinische Regelversorgung
wird durch die Klinikstandorte in Senftenberg und Lauchhammer vorgehalten. Probleme werden
jedoch bei der Allgemein- und Facharztversorgung sichtbar. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sowie der veränderten Mobilitätsmuster werden zwei zentrale Herausforderungen in
der Daseinsvorsorge deutlich:
≡
Die Bestandsicherung der Infrastrukturen zur Daseinsvorsorge
≡
Die Erreichbarkeit der Infrastruktureinrichtungen
1.1.5
Tourismus und Landwirtschaft
In einer Region in der jahrzehntelang das Primat der Braunkohlegewinnung galt, wird im Zuge umfänglicher Wiedernutzbarmachung der Bergbaufolgelandschaft und der Entwicklung des Lausitzer
Seenlandes ein hoher Freizeitwert mit vielfältigen Sport-, Freizeit und Erholungsmöglichkeiten ge6
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
schaffen. Mit der Flutung der ausgekohlten Tagebaurestlöcher entstehen an den einstigen Abbruchkanten der Tagebaue neue touristische Infrastrukturen wie Badestrände, Campingplätze, Hotels,
Ausflugslokale oder Sportboothäfen. Einen Ausblick auf die Entwicklung gibt der Senftenberger See,
der bereits seit den 1970er Jahren endgeflutet ist und sich seither zu einer gut erschlossenen Tourismus- und Freizeitdestination entwickelt hat. Die Neue Bühne Senftenberg mit dem Amphitheater
am Senftenberg See bespielt ein vielfältiges Kulturprogramm, mit z. T. überregionaler Anziehungskraft. Die geschichtlichen Zeugnisse der Niederlausitz werden anhand mehrerer Museen und Freilichtanlagen eindrucksvoll dargestellt. Kleinteilige Tourismus-, Freizeit- und Sportangebote - meist als
Zwischennutzung - werden ergänzt durch großformatige und etablierte Angebote wie z. B. die
Skihalle Snowtropolis in Senftenberg, den Eurospeedway Lausitz in Schipkau, den IBA-Terrassen in
Großräschen und den Schlosspark in Altdöbern.
Die Steigerungsrate der Übernachtungszahlen im gesamten Lausitzer Seenland liegt mit 6 % p. a.
deutlich höher als in etablierten Tourismusdestinationen wie der Mecklenburger Seenplatte oder
dem Spreewald. Dies zeigt das touristische Potenzial der Region. Als zunehmende Herausforderung
für die Umwelt und auch für den Wassertourismus erweist sich die steigende
Eisenhydroxidbelastung, die eine Versauerung der Flüsse und Seen in der Region verursacht.
Bezogen auf die unmittelbaren Einkommens- und Beschäftigteneffekte spielt die Landwirtschaft in
Deutschland und in der LAG-Region eine untergeordnete Rolle. Zwar war die Region vor der bergbaulichen Nutzung besonders durch die landwirtschaftliche Nutzung mit Ackerflächen und Viehweiden
geprägt. Dieses Landschaftsbild wurde jedoch mit der Forcierung des Braunkohleabbaus und den
bergbaulichen Flächenanspruch grundlegend umstrukturiert. Die Beendigung der bergbaulichen Tätigkeit führt in der Folge zu Chancen für eine Neugestaltung die im Einklang mit den bestehenden
Kulturlandschaften zu nutzen sind. Der primäre Sektor hat jedoch nicht nur aufgrund der bergbaulichen Überformung eine nachgestellte wirtschaftliche Bedeutung eingenommen, sondern vor allem
durch den Strukturwandel hin zur aktuellen Dominanz des sekundären und tertiären Sektors. Dies
spiegelt sich auch in der Beschäftigtenentwicklung nach Wirtschaftsabschnitten wider. Tabelle 2 liefert einen Überblick zur Beschäftigtenentwicklung nach Wirtschaftsabschnitten.
Trotz eines stetigen Rückgangs der landwirtschaftlichen Tätigkeit und Wertschöpfung zählt die Landwirtschaft zu den prägenden Elementen des Landschaftsbildes der ländlichen Räume. Innerhalb der
LAG-Gebietskulisse nimmt die landwirtschaftliche Nutzfläche einen Flächenanteil von 27 % ein; im
gesamten Landkreis Oberspreewald-Lausitz beträgt der landwirtschaftliche Flächenanteil 35 %. Im
Vergleich aller Landkreise in Brandenburg ist dies der niedrigste Anteil an Landwirtschaftsflächen.
Der größte Flächennutzer im Landkreis Oberspreewald-Lausitz ist die Forstwirtschaft mit rd. 40 %.
Bezogen auf Deutschland entfallen von der gesamten Bodenfläche rd. 53,5 % auf Landwirtschaftsflächen. Die Ackerflächen in der LAG-Region sind über weite Strecken von sandigen, nährstoffarmen
Böden geprägt, die in Folge der Grundwasserabsenkung zusätzlich belastet wurden. Aufgrund der
geringen Bodenqualität dominiert der Roggenanbau. Die Flutung ehemaliger Tagebaue und der Eigenaufgang des Grundwassers führen zur Bodenvernässung von landwirtschaftlichen Flächen und
Baugründen.
Der Anteil der landwirtschaftlich Erwerbstätigen liegt bei 1,5 % (einschl. Forstwirtschaft und Fischerei) und damit unter dem brandenburgischen und deutschlandweiten Referenzwert von rd. 3 %. Im
Jahr 2012 gab es in der LAG Region 91 Landwirtschaftsbetriebe. Ein weiteres Merkmal des Strukturwandels in der Landwirtschaft in Deutschland ist die steigende Flächenausstattung je Einzelunternehmen. In der LAG-Region werden bei einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von 196 km² durchschnittliche 215 ha Land pro Landwirtschaftsbetrieb bewirtschaftet. Neben dem Anbau von Getreide
und Feldfrüchten für die Nahrungsmittelproduktion gewinnen die Erzeugung erneuerbarer Energie7
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
träger resp. die Produktion von Biomasse und der Energiepflanzenanbau zunehmend an Bedeutung.
In der LAG-Region ist vornehmlich die Biogaserzeugung verbreitet. Daneben werden Flächen für die
Nutzung von Wind- und Solarkraft eingesetzt.
Zusammenfassend bilden die Branchen Landwirtschaft und Tourismus in der LAG eine wichtige Basis
für die regionale Wertschöpfung. Im Tourismus bieten sich insbesondere durch die Entwicklung der
Lausitzer Seenlandschaft gute wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten. Für die Landwirtschaft gilt
es dabei die Potenziale der Effizienzsteigerung sowie neue Anbaumethoden und -verfahren zu nutzen, um den Sektor als Teil der Wertschöpfung zu stabilisieren.
Tabelle 2: Beschäftigtenentwicklung nach Wirtschaftsabschnitten in der LAG Energieregion im
Lausitzer Seenland
davon
SvB AO
gesamt
Land- und
Forstwirtschaft,
Fischerei
Produzierendes
Gewerbe
24.834
377
9.583
100
1,5
26.884
100
Handel, Verkehr und
Gastgewerbe
Unternehmensdienstleistungen
öffentliche
und private
Dienstleister
4.451
4.211
6.103
38,6
17,9
17
24,6
430
10.146
5.140
4.239
6.929
1,6
37,7
19,1
15,8
25,8
2012
2008
Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.
1.2 Besonderheiten in der Region
Die naturräumliche Gliederung des Geltungsbereiches der LAG ist geprägt vom Landschaftsraum der
glazial geformten Niederlausitz. Diese erstreckt sich ihrerseits über den Geltungsbereich der LAGRegion hinaus bis in die benachbarten LAG-Regionen „Spreewaldverein“ und „Spree-Neiße-Land“. An
der Landesgrenze zu Sachsen geht die Niederlausitz in den Landschaftsraum der Oberlausitz über.
Beide Regionen bilden einen historisch gewachsenen, geographischen, wirtschaftlichen und sozialen
Einheitsraum. Durch diesen laufen mehrere administrative Grenzen, so die Landesgrenze zwischen
Brandenburg und Sachsen und die Staatsgrenze zwischen Polen und Deutschland.
Ein prägendes Merkmal der LAG „Energieregion im Lausitzer Seenland“ besteht insofern, als dass hier
der Kernbereich der (Nieder-)Lausitzer Industriegenese lag. Aufgrund der Braunkohlegewinnung im
Tagebau transformierte sich die Lausitz von einer ursprünglich agrarisch geprägten Armutsregion zu
einem bedeutenden ostelbischen Braunkohlerevier. Dieses wurde im Streben nach Energieautarkie
zum Kohle- und Energiebezirk der DDR ausgebaut, mit der darauf ausgerichteten Infrastruktur wie
8
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Brikettfabriken, Produktionsanlagen für Braunkohlenhochtemperaturkoks (BHT-Koks) und Kraftwerken für die Braunkohleverstromung. Obgleich die (Nieder-)Lausitz einer extensiven Industrialisierung
unterlag und eine herausgehobene industrielle Sonderstellung einnahm, vollzog sich die industrielle
Überformung unter weitgehender Beibehaltung ihres ländlichen Charakters. Zwar erfuhren die oben
genannten Städte ein partielles Stadtwachstum; hiervon zeugen vor allem die zahlreichen Werkssiedlungen wie die Gartenstadt Marga im Senftenberger Ortsteil Brieske oder die Errichtung mehrerer
Wohnkomplexe in Hoyerswerda. Jahrzehntelange Verstädterungsprozesse wie in anderen Industrieregionen (z. B. im Emscherraum) blieben jedoch aus.
Ein weiteres für die LAG-Region prägendes Merkmal und der Namensgeber der LAG ist die größte
von Menschenhand geschaffene Wasserlandschaft Europas: das Lausitzer Seenland. Im Zuge der
Sanierung und Wiedernutzbarmachung von bergbaulich beanspruchten Flächen sowie der Flutung
stillgelegter Tagebaurestlöcher des Lausitzer Bergbaureviers entsteht auf der mit Abstand größten
Landschaftsbaustelle Europas das Lausitzer Seenland mit insgesamt 23 (Bergbaufolge-)Seen, davon
befinden sich sieben Seen im Geltungsbereich der LAG: der Gräbendorfer See und Altdöberner See
im Norden des LAG-Geltungsbereiches sowie die im Dreieck Großräschen, Senftenberg und Hoyerswerda (Sachsen) gelegenen Seen Großräschener See, Senftenberger See, Sedlitzer See, Partwitzer
See und Geierswalder See. Gleichsam der Lausitz erstreckt sich auch das Lausitzer Seenland quer
über die Landesgrenze zwischen Brandenburg und Sachsen. so zählen die beiden letztgenannten
Seen zu größeren Teilen zum Territorium des Freistaates Sachsen, Landkreis Bautzen. Bis auf die Einzelgewässer Gräbendorfer See und Altdöberner See werden die genannten Seen mit schiffbaren Kanälen - sog. Überleiter - zu einem hydrologisch vernetzten Gewässersystem miteinander verbunden,
das weitere Seen im sächsischen Teil des Lausitzer Seenlandes einschließt. Nach Erreichen der Endwasserstände soll im gesamten Lausitzer Revier voraussichtlich eine Wasserfläche von rd. 14.000 ha
entstehen. Mit dem Bau der Überleiter werden voraussichtlich rd. 7.000 ha Wasserfläche Seenübergreifend schiffbar gemacht.
Eine uneingeschränkte Nutzung für Tourismus- und Freizeitzwecke ist jedoch abhängig von den
prognostizierten Flutungshorizonten der Bergbaufolgeseen. Während bspw. der Senftenberger See
seit 1973 endgeflutet ist und sich seither zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt („Badewanne Dresdens“), wird nach jüngsten Schätzungen des LMBV das Flutungsende des Altdöbener Sees
für das Jahr 2021 erwartet. Ungeachtet unterschiedlicher Wasserstände werden bereits vielfältige
Segmente der Freizeitgestaltung und für den Tourismus bedient oder entwickelt. Das Augenmerk
liegt in den Segmenten des Wasser-, Rad-, Skater- und Wandertourismus. Der Stadthafen in Senftenberg gibt einen Ausblick auf die Entwicklung des Wassersporttourismus im Lausitzer Seenland. Während die Stadt Senftenberg mit dem Stadthafen näher an den Senftenberger See heranrückte, wird
die südliche Siedlungskante Großräschens zukünftig am Ufer des Großräschener Sees liegen. Den
Beginn der Uferentwicklung am Großräschener See markieren die bereits fertig gestellte SeeBrücke,
eine derzeit in Bau befindliche Sportbootmarina und eine Uferpromenade.
Die Großräschener Seebrücke ist Teil des Auftaktgebietes der Internationalen Bauausstellung (IBA)
Fürst-Pückler-Land. Diese war in ihrem Durchführungszeitraum in den Jahren 2000 bis 2010 eng verknüpft mit der Braunkohlesanierung und ein wichtiger Impulsgeber für den Landschaftswandel und
der touristischen Erschließung des industriellen Erbes des Braunkohlebergbaus im brandenburgischen Teil der Lausitz. Insgesamt arbeitete die IBA an 30 Einzelprojekten, von denen 20 als umgesetzt
betrachtet werden können. Viele der Projekte entwickelten sich zu Besuchermagneten und nehmen
weiterhin eine zentrale Rolle für die touristische Entwicklung - auch in der LAG-Region - ein. Nach
Abschluss der IBA wurde die Projektfortführung dem Zweckverband Lausitzer Seenland überantwortet.
9
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Neben „Europas größter Landschaftsbaustelle“ hat die Natur- und Kulturlandschaft der LAG-Region
Anteil an zwei Naturparken. Der Naturpark „Niederlausitzer Landrücken“ umfasst eine Fläche von
580 km² und reicht von Luckau im Landkreis Teltow-Fläming bis in die LAG-Region, wo der Naturpark
im Amtsbereich Altdöbern einen kleinen Teilbereich einnimmt. Der Naturpark „Niederlausitzer Heidelandschaft“ umfasst eine Fläche von rd. 480 km² und reicht im Süden der LAG-Region bis an die
Stadt Lauchhammer.
Wie oben aufgeführt, ist das Lausitzer Seenland über Verwaltungs- und Ländergrenzen hinaus integraler Bestandteil der gesamten Lausitz und daher Teil der sächsischen LAG „Lausitzer Seenland“. Aufgrund der länderübergreifen Ausdehnung des Lausitzer Seenlandes, das sich auf sächsischer Seite bis
zum Bärwalder See erstreckt, kann die Entwicklung dieses neuen Landschaftraumes und der touristischen Destination nicht losgelöst vom sächsischen Teilraum betrachtet werden. Obgleich sich die RES
im Kern auf die Gebietskulisse der „Energieregion im Lausitzer Seenland“ bezieht, müssen alle Entwicklungsprozesse in einem länderübergreifenden Kontext betrachtet werden.
In der zusammenfassenden Betrachtung hat sich gezeigt, dass mit der Lage im Berlin fernen und eher
strukturschwachen Raum Brandenburgs, der industriellen Historie, dem Strukturwandel sowie der
negativen Bevölkerungsentwicklung gemeinsame Rahmenbedingungen und Standortfaktoren bestehen, die für die gesamte Region prägend sind. Gleichwohl gibt es kleinräumige Besonderheiten in der
regionalen Struktur, die die Entwicklung von Teilräumen beeinflussen. So stehen den stärker verdichteten Städten Senftenberg und Lauchhammer eher dünnbesiedelte Gebiete in den Ämtern Ruhland
und Altdöbern gegenüber. Die Bereiche in direkter Nachbarschaft zu den bestehenden und in Flutung
befindlichen Seen sind und werden durch dieses naturräumliche Potenzial stärker touristisch geprägt
als z. B. die Gemeinde Schipkau oder die Stadt Lauchhammer. Die in diesem und im folgenden Kapitel
genannten zukünftigen Herausforderungen sind für die gesamte LAG-Region jedoch im Wesentlichen
vergleichbar und können nur gemeinsam bewältigt werden.
10
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
2 SWOT-Analyse
Auf Grundlage der in Kapitel 1 erfolgten Positionsbestimmung und der Beteiligung der regionalen
Akteure werden die oben aufgeführten, vielfältig miteinander verflochtenen Merkmale der regionalen Entwicklung der LAG-Region in einer SWOT-Analyse zusammengefasst. An die SWOT-Analyse der
GLES-Evaluierung wird inhaltlich angeknüpft. Die SWOT-Analyse umfasst die wesentlichen, für die
Entwicklung der Region relevanten, Kernaussagen. Auf dieser Grundlage dient die SWOT-Analyse
zunächst als Ausgangspunkt für die Identifizierung der wichtigsten Entwicklungs- und Handlungsbedarfe für die strategische Entwicklung der LAG-Region bis zum Jahr 2020.
2.1 Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken
Als wesentliche Stärken der Region können folgende Aspekte herausgestellt werden:
≡
Wiedernutzbarmachung der vom Bergbau beanspruchten Flächen bis hin zum Wandel von der
Bergbau- zur Seenlandschaft, damit verbunden schrittweise Herausbildung des Alleinstellungsmerkmals Lausitzer Seenland
≡
hoher ökologischer Wert und Anteile an Schutzgebieten in den naturnahen, von der Eiszeit überprägten Landschaften in weiten Teilen der Region
≡
Natur- und Kulturlandschaft mit hohem Erholungswert und Naturerlebnisangeboten
≡
vielfältiger Bestand an kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten und Naturgütern
≡
touristische Erschließung des industriellen Erbes des Braunkohlebergbaus und Verknüpfung von
Industrie- und Kulturlandschaft
≡
touristische (Zwischen-)Nutzung der Bergbaufolgelandschaft mit großer Angebots- und Erlebnisvielfalt, insbesondere in den Segmenten des Wasser-, Rad-, Skater-, Reit- und Wandertourismus
≡
parallel bereits etablierte Tourismusangebote, z. B.: gut erschlossener Senftenberger See, EuroSpeedway Lausitz, Schlosspark Altdöbern
≡
relative räumliche Nähe zum Ballungszentrum Dresden (rd. 60 km)
≡
Hochschulstandort der BTU Cottbus-Senftenberg, Campus Senftenberg
≡
gute Erreichbarkeit und Lagegunst durch Nord-Süd-Querung der BAB 13
≡
gute infrastrukturelle Ausstattung mit Angeboten der Daseinsvorsorge (Bildung und Betreuung,
medizinische Versorgung, Kultur, Freizeit) sowie ausreichende Grundversorgung mit Handel und
Dienstleistungen in den städtischen Zentren
≡
„Lausitzer Mischung“ aus wettbewerbsfähigen KMU- und Großunternehmen in einer diversifizierten Branchenstruktur
≡
stabile Erwerbstätigenzahl
≡
lange Industriegenes gepaart mit neuen wirtschaftlichen Impulsen
≡
Transferangebote und Vernetzungsstrukturen zwischen Unternehmen / Wirtschaft und Hochschulforschung
≡
hohe Mobilitätsbereitschaft der Bevölkerung
≡
stabile landwirtschaftliche Unternehmen, Bestreben landwirtschaftlicher Betriebe zur Beschreitung neuer Wege zur Einkommensdiversifizierung
≡
interkommunale Zusammenarbeit der funktionsteiligen Mittelzentren und handlungsfähiger
Verbund im RWK-Prozess
11
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Die maßgebenden derzeitigen Schwächen der Region können wie folgt charakterisiert werden:
≡
relative große Entfernung zu den Ballungsräumen Berlin (rd. 120 km) und Leipzig (rd. 100 km)
≡
vielerorts Spätfolgen der Braunkohlegewinnung im großflächigen Tagebaubetrieb, verbunden mit
Flächenentzug, beeinträchtigtem Landschaftsbild und Umweltrisiken
≡
devastierte Böden, Versauerung, nährstoffarme Flächen für Land- und Forstwirtschaft
≡
eingeschränktes Landschaftsbild durch großflächig dominierende Kiefernreinbestände
≡
eingeschränkte Bebauung bergbaubeeinflusster Flächen in Verbindung mit Standsicherheit auf
Altkippenbereichen
≡
großräumige Vernässungen infolge des Eigenaufgangs von Grundwasser auf vorbergbauliches
Niveau
≡
aufgrund unterschiedlicher Flutungsstände ist der schiffbare Seenverbund noch nicht vollständig
erlebbar
≡
geringe Bekanntheit gegenüber traditionellen Tourismusdestinationen im Land Brandenburg, wie
etwa dem Ruppiner Land oder dem Spreewald
≡
mangelndes Gastgeberbewusstsein, geringe Servicequalität und fehlende Kundenorientierung
touristischer Anbieter
≡
niedrige Geburtenzahlen und Erhöhung des Durchschnittsalters
≡
hohe Wanderungsverluste insbesondere von jungen und qualifizierten Fachkräften
≡
sinkende Pro-Kopf-Auslastungen von Einrichtungen der Daseinsvorsorge und von Infrastruktureinrichtungen
≡
hoher Bedarf an Breitbandversorgung
≡
Mobilitätseinschränkungen durch Netzausdünnung und niedrige Taktfrequenzen im ÖPNV und
SPNV
≡
überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit bei gleichzeitig hohem Bedarf an qualifizierten Fachpersonal
≡
schwierige Humankapitalbildung durch Verschiebung des Generationenverhältnisses
≡
Kaufkraftabfluss aus der Region
≡
begrenzte Attraktivität der Region als Arbeitsort durch geringes Lohnniveau
≡
gering ausgeprägtes Angebot an Arbeitsplätzen und Unternehmen im Dienstleistungsbereich
≡
unterdurchschnittliche Eigenkapitalausstattung der landwirtschaftlichen Betriebe
≡
zunehmende Schwierigkeiten bei der Betriebsnachfolge in landwirtschaftlichen Unternehmen
≡
wenig ausgeprägte regionale Verarbeitung und Direktvermarktung der landwirtschaftlichen Produkte
12
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Die Chancen für die Regionalentwicklung leiten sich im Wesentlichen aus den identifizierten Stärken
sowie der angestrebten Überwindung der Schwächen ab:
≡
Schaffung landschaftlicher Qualitäten durch Rekultivierung und Nachnutzung der Bergbaufolgelandschaft
≡
Ausbau und Intensivierung der landesübergreifenden Kooperation im Bereich des Tourismus
≡
Entwicklung zu einer länderübergreifenden Tourismusdestination mit dem Schwerpunkt eines
schiffbaren Seenverbundes mittels hydrologischen Verbundes von Bergbaufolgeseen
≡
uneingeschränkte Nutzung der Bergbaufolgeseen für alle Wassersportarten
≡
Steigerung des überregionalen Bekanntheitsgrades als Tourismusdestination
≡
Nutzung der zentralen geographischen Lage durch gezielte Vermarktung als Tourismusregion für
Touristen aus Nachbarländern (Polen und Tschechien)
≡
Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen lokalen Unternehmen und der BTU Cottbus Senftenberg
≡
Entwicklung der Dorfkerne, Erhalt ortsbildprägender Bausubstanz
≡
weitere Verbesserung der Standortrahmenbedingungen durch Infrastrukturmaßnahmen
≡
Stabilisierung und Ausbau der vorhandenen wirtschaftlichen Kompetenzen
≡
weitere Bündelung der Kräfte in den Kommunen sowie der Wirtschaft und Zivilgesellschaft zur
Profilierung der LAG-Region und zur Imagebildung
≡
Nutzung erneuerbarer Energien
≡
steigende Nachfrage nach regionalen Produkten
Die Risiken für die Weiterentwicklung der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland liegen in folgenden Themen:
≡
Veränderung der Altersstruktur und Rückgang des regional vorhandenen Arbeits- und Fachkräftepotenzials
≡
Gebäudeleerstand, Verfall ortsbildprägender Bausubstanz
≡
weitere Einschränkung der Mobilität durch Ausdünnung von SPNV-/ÖPNV-Angeboten
≡
zunehmende Kosten für Mobilität, Verteuerung der Lebenshaltungskosten
≡
beeinträchtige Wasserbeschaffenheit der Restlochseen durch Versauerung und hohe
Eisenhydroxidbelastung
≡
eingeschränkte Möglichkeiten zur Badenutzung der Restlochseen durch saures Wasser
≡
Fremdwasserflutung der Bergbaufolgeseen ist nach der Vollfüllung zur Stabilisierung der Wasserbeschaffenheit weiterhin notwendig
≡
Wiederherstellung sich weitgehend selbst regulierender wasser- und stoffhaushaltlicher Kreisläufe beansprucht einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten
≡
Abhängigkeit der Nutzung für Tourismus- und Freizeitzwecke von den prognostizierten
Flutungshorizonten der Bergbaufolgeseen
≡
eingeschränkte Voraussetzungen für private Investitionen auf bergbaulich beanspruchten Flächen durch fehlende rechtliche und technische Voraussetzungen
≡
gefährdete Standsicherheit der Ortslage Lieske bei Erweiterung des Braunkohletagebaus
Welzow-Süd (Teilabschnitt II)
13
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
≡
niedriges Einkommensniveau und dadurch schwache Kaufkraft mindern die regionale Wertschöpfung
≡
erhebliche Eingriffe in die Landschaftsökologie und -morphologie durch Anlagen für erneuerbare
Energien
≡
teilweise massive Änderung der Kulturlandschaft durch Windkraftanlagen, Biomasseproduktion,
geothermische Anlagen und Solaranlagen
2.2
Handlungsbedarfe
2.2.1
Tourismus im Lausitzer Seenland
Das Erbe der Industrieregion und des jahrzehntelangen Braunkohlebergbaus hat für die Entwicklung
der Niederlausitz eine Vielzahl von Möglichkeiten und Potenzialen für die Bewältigung des tiefgreifenden Strukturwandels dieser vom Tagebau geprägten Region eröffnet. Wesentlicher Bestandteil
und Motor der Regionalentwicklung in der LAG-Region ist der Wandel von einer Bergbaufolgelandschaft in das Lausitzer Seenland, begleitet von umfangreichen Sanierungs- und Rekultivierungsmaßnahmen der LMBV. Mit der IBA „Fürst-Pückler-Land“ fand Europas größte Landschaftsbaustelle erstmals einen breiten thematischen und strategischen Rahmen. Wichtige Anschubprojekte und Weichenstellungen für die touristische Erschließung und Profilbildung der Region wurden angestoßen.
Die wesentlichen Handlungserfordernisse und -bedarfe für die ländliche und Regionalentwicklung
knüpfen an die erfolgreichen Anstrengungen in der Vergangenheit an. Das Augenmerk liegt weiterhin
auf der Erschließung des Seenlandes und der Nachnutzung der Bergbaufolgelandschaft als wesentliches Merkmal der Wandlungsfähigkeit dieser Region.
2.2.2
Sicherung der Daseinsvorsorge
Handlungsbedarfe in der Daseinsvorsorge ergeben sich aus dem fortschreitenden gesellschaftlichen
Wandel, allen voran aus dem demografischen Wandel. Gleichsam vieler ländlicher Räume abseits der
städtischen Verdichtungsräume ist der Megatrend des demografischen Wandels in der LAG-Region
stark ausgeprägt. Abwanderung, geringe Geburtenraten und die zunehmende Alterung der Bevölkerung berühren faktisch alle kommunalen Handlungsfelder. Diese stehen wiederum in Wechselwirkung zueinander. Im Bereich der Daseinsvorsorge führt der Bevölkerungsrückgang vielfach zu Unterauslastungen von technischen und sozialen Infrastruktureinrichtungen. Dies wiederum führt zur Unterschreitung der Mindesttragfähigkeiten, einhergehend mit steigenden Pro-Kopf-Kosten bei gleichbleibenden Fixkosten. Betroffen sind z. B. Kindergärten, Schulen, Berufsschulen aber auch Wohnfolgeeinrichtungen wie Bibliotheken, Hallenbäder und Sporthallen. Es sind dies die Einrichtungen, die
immer häufiger infolge veränderter Auslastung geschlossen, aus- oder umgebaut werden müssen,
um die steigende Kostenbelastung zur Aufrechterhaltung zu begrenzen.
Technische und soziale Infrastrukturen zugleich sind eine wichtige Voraussetzung für die Erfüllung
menschlicher Grundbedürfnisse (z. B. Arbeiten, Wohnen, Mobilität, Einkaufen) wie auch für die Produktion und Vermarktung wirtschaftlicher Güter und Dienstleistungen. Um die Tragfähigkeit sowie
die pflichtige und freiwillige Leistungserbringung der öffentlichen Daseinsvorsorge aufrechtzuerhalten, greift zunächst das Prinzip der räumlichen Bündelung in Gestalt des Zentrale-Orte-Systems. Die
LAG Region verfügt über jeweils zwei funktionsteilige Mittelzentren: Senftenberg/Großräschen und
Lauchhammer/Schwarzheide. Diese Ankerstädte stellen Versorgungsfunktionen des gehobenen Bedarfs (z. B. weiterführende Schulen, großflächige Handelseinrichtungen, Fachärzte oder kulturelle
Angebote) nicht nur für die eigene Bevölkerung bereit, sondern auch für die Bevölkerung innerhalb
des zugewiesenen Versorgungs- bzw. Mittelbereiches. Die Bedeutung der regionalen Verflechtungen
14
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
und Abhängigkeiten zwischen den Städten und den Umland-Gemeinden wird sich angesichts des
demografischen Wandels und der Finanzknappheit öffentlicher Haushalte weiter erhöhen. So stoßen
die Städte und Gemeinden an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit zur Aufrechterhaltung des Infrastrukturangebotes für sich und ihr Umland. Vor diesem Hintergrund werden zukünftige Aufgaben
und Probleme stärker in Abstimmung von Städten und ihrem Umland, Amtsbereichen, Gemeinden
und dem Landkreis angegangen. Eine starke Gewichtung des Verbund-Prinzips durch interkommunale und Stadt-Umland-Kooperationen zählt zu den wichtigen Handlungsbedarfen in der LAG-Region.
Im Hinblick auf das grobmaschige Netz zentraler Orte, der veränderten Nachfrage und Tragfähigkeitsgrenzen von Infrastrukturangeboten wächst die Bedeutung flexibler Formen und Konzepte zur
Aufrechterhaltung der Daseinsvorsorge in ländlichen Regionen - so auch in der LAG-Region. Viele
dieser Konzepte zur Versorgung der Bevölkerung in dünnbesiedelten ländlich strukturierten Räumen
sind in unterschiedlicher Weise entwickelt und auch erprobt worden, z. B.: flexible Verkehrsdienstleistungen jenseits des konventionellen ÖPNV (z. B. das Modellvorhaben KombiBus im Landkreis
Uckermark) oder wohnortnahe integrierte Versorgungszentren (z. B. DORV-Zentrum in der Gemeinde
Seddin, Landkreis Potsdam-Mittelmark). Um Basisstandards aufrecht zu erhalten, gilt es für die LAGRegion im Besonderen weiterhin, innovative und kreative Lösungen zu berücksichtigen und ggf. weiterzuentwickeln.
In nachfrageschwachen, ländlichen Räumen wie der LAG-Region zählt die Mobilitätssicherung zu den
zentralen Handlungsbedarfen der Regionalentwicklung, um die Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen sicherzustellen. Der ÖPNV wird vor allem über den Schülerverkehr gestützt; im Zuge des
absehbaren Rückgangs der Schülerzahlen wird das Mobilitätsangebot in der Fläche weiter reduziert
werden und einer räumlichen Bündelung auf Hauptstrecken mit ausreichender Auslastung unterliegen. Die Reduzierung der traditionellen Angebotsformen des fahrplangebundenen Linienverkehrs gilt
es durch flexible Bedienungsformen, neue Organisationen von Fahrdiensten und Verkehrsdienstleistungen jenseits des konventionellen ÖPNV zu kompensieren. Dies umso mehr, als dass infolge des
bereits teilweise ausgedünnten Netzes an Infrastruktureinrichtungen erhöhte Mobilitätsanforderungen vorliegen und die Erreichbarkeit von Geschäften, Ärzten und Dienstleistungsangeboten gewährleistet sein muss. Der RWK Westlausitz lässt seit 2013 ein mehrstufiges Mobilitätskonzept erarbeiten
in dem angepasste und zukunftsfähige Mobilitätsangebote und -strategien für die Region entwickelt
werden sollen. Darüber hinaus wird derzeit die Fortschreibung des Nahverkehrsplans für den Landkreis Oberspreewald-Lausitz vorgenommen, die 2014 abgeschlossen sein soll. Die diesbezüglichen
Ergebnisse und Aussagen werden im Rahmen einer späteren Anpassung der RES mit Hinblick auf eine
mögliche Umsetzung in der LAG-Region aufgegriffen.
Mit einem Rückgang an Kindern und Jugendlichen geht eine geringere Auslastung von Kindergärten,
Schulen und Berufsschulen einher. Dies erfordert die Anpassung der Betreuungs- und Bildungsinfrastruktur, vor allem im Sinne einer qualitativen innovativen Fortentwicklung: Nutzung innovativer
Formen der Wissensvermittlung, Partnerschaften von Einrichtungen für Senioren mit solchen für
Kinder und Jugendliche. Zugleich ist das Vorhandensein eines guten, möglichst ganztägigen Schulund Kinderbetreuungsangebots eines der stärksten Argumente für Familien mit Kindern, sich in ländlichen Räumen niederzulassen oder dort zu verbleiben. Flexible Anpassungsmöglichkeiten und familiengerechte Betreuungsangebote hinsichtlich der Öffnungszeiten sowie zumutbare Fahrzeiten für
Kinder und Jugendliche zählen weiterhin zu den zentralen Handlungsfeldern der ländlichen Entwicklung in der LAG-Region.
Weitere Handlungsbedarfe ergeben sich aus den Erfordernissen der Altersstrukturverschiebung hin
zu einer älteren Bevölkerung insofern, als dass mit steigendem Alter mehr medizinische und pflegerische Einrichtungen benötigt werden. Zugleich treten jedoch Probleme bei der Allgemein- und Fach15
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
arztversorgung auf. Um den gestiegenen Versorgungsbedarf weiterhin decken zu können, bedarf es
Anreizstrukturen, um Ärzte in die Region zu locken und langfristig zu halten. Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung steigt der Anteil der älteren Bevölkerungsgruppen deutlich an und so ist eine
auf die unterschiedlichen Phasen der Alterung ausgelegte Infrastruktur der steigenden Nachfrage
anzupassen. Infolge der Altersstrukturverschiebung gewinnt der barrierefreie Umbau von öffentlichen Infrastruktureinrichtungen, des Straßenraumes und von Wohngebäuden verstärkt an Bedeutung. Die Sicherstellung von Wohnangeboten für Senioren (alternative Wohnformen, betreutes
Wohnen etc.), die Gestaltung von generationengerechten Dörfern für Jung und Alt, die Initiierung
sozialer Nachbarschaftsprozesse und die Verfügbarkeit von wohnortnahen Versorgungseinrichtungen
zählen zu den Erfordernissen bei der Dorfentwicklung. Neben den kulturellen Einrichtungen wie dem
Stadttheater und der Seebühne werden in der ländlichen Fläche Kommunikations- und Veranstaltungsorte für Vereinsaktivitäten und gesellschaftliche Zusammenkünfte nachgefragt. Dorfgemeinschaftshäuser können Kristallisationspunkte für das Dorfleben sein. Hier braucht es bedarfsgerechte
und soziale Inwertsetzungskonzepte.
Neben den Berufsfeuerwehren sind vor allem in den ländlichen Gebieten die Freiwilligen Feuerwehren das Rückgrat der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr. Vielerorts ist eine ausreichende quantitative und qualitative Einsatzbereitschaft - vor allem an Werktagen - immer schwieriger zu gewährleisten. Die Gründe hierfür sind vielfältig, sei es, dass viele Mitglieder außerhalb des Ortes arbeiten, dass
junge Menschen die Region verlassen oder dass der Nachwuchs fehlt. Die Stärkung der Freiwilligen
Feuerwehr und die Förderung des Ehrenamtes zählen zu den Handlungsbedarfen, da anderenfalls die
nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr durch die Freiwillige Feuerwehr in Zukunft nicht sicher zu gewährleisten sein wird.
2.2.3
Regionale Wertschöpfung
Eng verknüpft mit dem Strukturwandel und dem Bedeutungsverlust der Braunkohleindustrie in der
Niederlausitz ist der dramatische Verlust von Arbeitsplätzen; eine Spätfolge ist die überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit in der LAG Region. Trotz hoher Arbeitslosigkeit bekommen vielen Unternehmen bereits heute einen Mangel an Fachkräften zu spüren. Aufgrund des hohen Altersdurchschnitts der Erwerbstätigen bei gleichzeitig niedrigen Geburtenzahlen seit Beginn der 1990er Jahre
kann die Verrentung durch eigene Ausbildungsmaßnahmen der Unternehmen kaum mehr ausgeglichen werden. Infolge der anhaltenden Wanderungsverluste befürchten viele Unternehmen einen
Fachkräftemangel. Viele angehende Fachkräfte verlassen die Niederlausitz zur Ausbildung oder aus
beruflichen Gründen, oftmals ohne in die Region zurückzukehren.
Dabei zeichnen sich zwei Entwicklungen ab: Fachkräftemangel und selektive Abwanderung („brain
drain“). In Anbetracht des absehbaren Fachkräftemangels besteht Handlungsbedarf, um die positive
wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Dekade auch zukünftig aufrecht zu erhalten. Für die
Sicherung, Schaffung und Besetzung von Arbeitsplätzen sind vorrangig die Unternehmen selbst verantwortlich. Während die Unternehmen in den städtischen Zentren teilweise an die Schulabgänger
herantreten, verfügen die KMU „auf dem platten Land“ oft nicht über die Ressourcen, um sich intensiv um die Rekrutierung der notwendigen Fachkräfte kümmern zu können. Auf Ebene der Gemeinden
gilt es, über die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen, Bildungs- und Qualifizierungsangebote
vor Ort die Menschen in der Region zu halten, Abwanderung zu verhindern und Bevölkerungsgruppen ohne gesellschaftliche Teilhabe diesen Zugang zu ermöglichen. Darüber hinaus ist es erforderlich, mehr Menschen und Kunden sowie mehr Arbeitnehmer für die LAG-Region zu gewinnen. Der
Rückgang der Arbeitskräfte erfordert von Seiten der Unternehmen mehr Kooperationsbemühungen
untereinander, z. B. in Gestalt von Ausbildungsverbünden. Handlungserfordernisse liegen in einer
intensiveren Zusammenarbeit mit Schulen, Berufsschulen und Hochschulen, z. B. über duale Ausbil16
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
dungen, Kooperationsverträge und die Spezialisierung der Schulen auf die Bedarfe der regional ansässigen Unternehmen.
Neben den etablierten Branchenkompetenzen bzw. Industrie-Clustern gehört auch die Land- und
Forstwirtschaft zu den wichtigen Säulen der wirtschaftlichen Entwicklung in der LAG-Region. Zwar
erfüllt in Anbetracht des vergleichsweise geringen Beschäftigten- und Wertschöpfungsanteils die
Land- und Forstwirtschaft derzeit nicht die Funktion einer Leitbranche im klassischen Sinne. Nach wie
vor ist die Land- und Forstwirtschaft jedoch das wirtschaftliche Rückgrat der ländlichen Räume einschließlich der LAG-Region. Für die erforderliche Schaffung neuer Arbeitsplatzangebote und Beschäftigungsmöglichkeiten bieten sich aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten auch in der Forstund Landwirtschaft weitere Potenziale, die in Abstimmung mit der zunehmenden touristischen Nutzung und im Einklang mit dem Erhalt der Kulturlandschaft und damit der Bewahrung der Attraktivität
der Region zu nutzen sind. Der wirtschaftliche Druck auf landwirtschaftliche Betriebe ist jedoch
enorm gestiegen: Private Haushalte wenden heute nur noch 15 % ihres Einkommens für Nahrungsmittel auf. Hinzu kommt eine schwierige Fachkräftesicherung in der Landwirtschaft, da der Fachkräftenachwuchs nicht in ausreichender Höhe vorhanden ist um die altersbedingten beruflichen Ausscheidungen zu kompensieren. Aus diesem Grunde liegt der Handlungsbedarf darin, weiterhin die
Landwirtschaft in den Blick zu nehmen und landwirtschaftliche Betriebe im Aufbau von Produktionsalternativen und Marktnischen zu unterstützen. In Folge des agrarstrukturellen Wandels liegt das
Augenmerk auf der Produktdiversifizierung landwirtschaftlicher Betriebe und in der intensiven Vermarktung regionaler Produkte - auch über neue Betriebskanäle und in Kooperation mit weiteren
Akteursgruppen wie z. B. Gastwirten in der Region. In diesem Zusammenhang liegen Handlungsbedarfe in der Verbreiterung der ökonomischen Basis eines Betriebes, indem neue oder zusätzliche
Geschäftsalternativen aufgenommen und damit alternative Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten erschlossen werden.
Von Bedeutung für die regionale Wertschöpfung ist neben der Verarbeitung und Vermarktung von
regionalen Produkten die Gestaltung von regenerativen Energieträgern. Dies gilt vor allem für die
Windenergie, die Forst-Holz-Kette und die Wertschöpfungskette von der Biomasse bis zur Biogasproduktion (Biogas-Prozesskette). Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie wird der Bioenergie in der
künftigen Energieversorgung eine noch bedeutendere Rolle zuteil. Der Anbau entsprechender Nutzpflanzen wie Raps und Mais ist jedoch mit der Gefahr eines Biodiversitätsverlustes und einer Beeinträchtigung des Landschaftsbildes sowie der Böden und des Wasserhaushaltes verbunden. Ferner
steht der Anbau von Energiepflanzen im Wettbewerb mit der Lebens- und Futtermittelproduktion.
Um zunehmenden Flächennutzungskonkurrenzen und möglichen negativen Auswirkungen auf die
biologische Vielfalt und Umwelt entgegen zu wirken, sowie den Erhalt der Kulturlandschaft zu gewährleisten, sind für die Nutzung der Biomasseerzeugung und -nutzung Nachhaltigkeitskriterien zu
entwickeln.
2.2.4
Lebensqualität in ländlichen Gemeinden
Der Lebensraum Dorf als sozioökonomische Einheit hat sich in den letzten Jahrzehnten stärker verändert als in den Jahrhunderten vorher, als die Landwirtschaft das prägende Element im wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Bereich des Dorfes war. Aufgrund des wirtschaftlichen und sozialen
Wandels ist das Bild der Lebenswirklichkeit in vielen Dörfern der Niederlausitz geprägt von Abwanderung, Überalterung und Infrastrukturrückbau. Um einer Entfremdung von intakten Dorfgemeinschaften entgegenzuwirken, ist die Gestaltung des sozialen Umfeldes eine besonders wichtige Strukturaufgabe in ländlichen Räumen. Aktivposten des Dorfes ist die Vereinsstruktur; eine Vereinsmitgliedschaft besitzt infolge der aktiven integrierten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eine hohe soziale
Bindungswirkung. Die Vereine, Feuerwehren, Kirchen und andere örtliche Zusammenschlüsse sind
17
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
auch Träger für bürgerschaftliches und freiwilliges Engagement, das die Keimzelle des dörflichen
Lebens auf dem Lande bildet. Es schafft Identifikation und Verantwortungsbewusstsein für das eigene Lebensumfeld, was zu einer sozialen Bindungskraft führt, die Einsatzbereitschaft und Selbstinitiative der örtlichen Bevölkerung für die Belange ihres Dorfes fördert und vor Abwanderung schützt. In
Kombination mit einer vitalen Nachbarschaft lässt so Lebensqualität in ländlichen Gemeinden beschreiben.
Aufgrund der vorrangig demografischen Schrumpfungsprozesse wird jedoch die Basis potenzieller
Mitglieder kleiner. Viele Vereine, die Kinder- und Jugendarbeit leisten, berichten von Nachwuchssorgen, die sich in Zukunft durch steigende inhaltliche und fachliche Anforderungen, zusätzliche Mobilitätsbelastungen und anderen Interessen weiter verschärfen dürften. Trotz dieser Schwierigkeiten gilt
es weiterhin aktive und vitale Dorfgemeinschaften in der LAG-Region zu bewahren und freiwilliges
Engagement zu befördern. Die Unterstützung der Vereinsstruktur, der kulturellen Vielfalt und Spielräume für Kreativität sowie die Schaffung und Sicherung von Gemeinschaftseinrichtungen sind weiterhin von hoher Bedeutung, da das freiwillige Engagement der Einwohner ein zentraler Katalysator
der Lebensqualität in ländlichen Gemeinden darstellt.
Zur Entwicklung tragfähiger Zukunftsperspektiven trägt die Sicherung der dörflichen Bausubstanz bei.
Das historische Ortsbild der Niederlausitzer Angerdörfer wird von Drei- und Vierseithöfen geprägt.
Viele dieser oftmals großvolumigen Strukturen von Gehöften sind von Leerstand betroffen; sie unterliegen einem erheblichen Reparatur- und Investitionsstau bis hin zur Baufälligkeit. Die Folgen spiegeln sich in einer Ortsbildproblematik, Verödung der Ortskerne und dem Wertverlust der Immobilien
wider. Die Sicherung dieser ortsbildprägenden und damit auch identifikationsstiftenden Bausubstanz
zählt zu den klassischen Kernaufgaben der Dorferneuerung. Im Zuge der Bestandserhaltung und erneuerung hat sich die Umnutzung leer gefallener Altbauten in Dorfgemeinschaftshäuser und dörfliche Kulturbauten als ein eindeutiger Gewinn für die Vitalisierung und Belebung alter Dorfkerne entwickelt. Wenn die Reaktivierung von Altbausubstanz mit dem Engagement der örtlichen Bevölkerung
verzahnt ist, befördert dies die dörfliche Identifikation und trägt zur Integration neuer
Bewohnergruppen bei.
Weitere Anpassungsnotwendigkeiten sind eng verknüpft mit der Sicherung der Daseinsvorsorge und
in der Summe breit aufgestellt. Zur Verbesserung der Lebensqualität eröffnet sich Handlungsbedarf
in folgenden Punkten: Umbau und bedarfsgerechte Anpassung der öffentlichen Infrastruktur, intergenerationelle Wohnkonzepte, Schaffung von Einrichtungen und Wohnangeboten mit barrierefreier
und altersgerechter Ausstattung, Initiierung von nachbarschaftlichen Maßnahmen gegen die Vereinsamung im Alter und Aufbau eines Netzes aus entsprechenden Angeboten und Hilfsleistungen, Weiterentwicklung der Partizipationsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen, Gestaltung von generationengerechten Dörfern für Jung an Alt, Anpassung der Betreuungs- und Bildungsinfrastruktur,
Sicherung Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von sozialen Infrastruktureinrichtungen etc.
18
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
3 Organisation und Prozesse
3.1 Zusammensetzung und Arbeitsweise der LAG
Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) „Energieregion im Lausitzer Seenland“ e.V. ist die tragende Säule des
LEADER-Ansatzes und für die Entwicklung und Umsetzung der regionalen Entwicklungsstrategie verantwortlich. Die LAG „Energieregion im Lausitzer Seenland“ e.V. organisiert sich seit ihrer Gründung
im Jahr 2007 in Form eines Vereins, bestehend aus 46 Gründungsmitgliedern. Aktuell führt die LAG
45 Vereinsmitglieder aus dem öffentlichen und privaten Bereich zusammen, darunter Landwirte,
außerlandwirtschaftlichen Unternehmen, Kommunen, Vereine und Privatleute. Die Aufschlüsselung
der Mitglieder ist in Abbildung 4 dargestellt.
Wesentlich ist, dass die Zusammensetzung der LAG eine für die Region repräsentative und ausgewogene Mischung lokaler Akteure und Interessengruppen aus allen sozioökonomischen Sektoren darstellt und auf der Entscheidungsfindungsebene die privaten Partner und sozialen Vereinigungen
mehr als die Hälfte der lokalen Partnerschaft stellen. Diese Vorgaben sind sichergestellt, da mehr als
die Hälfte der Akteure in den Beteiligungs- und Entscheidungsgremien der LAG Wirtschafts- und Sozialpartner (WiSo-Partner) sind. Thematisch gesehen sind in der LAG Akteure aus allen vier Handlungsfeldern vertreten. Der Frauenanteil umfasst in der Mitgliederversammlung 15 % und im Vorstand 25 %. Vor dem Hintergrund, dass auf der Entscheidungsebene auf eine ausreichende Beteiligung von Frauen zu achten ist, liegen hier noch Verbesserungspotenziale. Spätestens 2016, wenn der
Vorstand des Vereins neu gewählt werden muss, ist dann die Zielstellung zu berücksichtigen, den
Anteil an Frauen in der Führungs- bzw. Entscheidungsebene auf mindestens 33% zu heben (bis 2020).
Die Evaluierung der GLES hat ergeben, dass zum überwiegenden Teil die entscheidenden Partner für
die ländliche Entwicklung in der Energieregion im Lausitzer Seenland gefunden worden sind. Die befragten Akteure haben jedoch darauf hingewiesen, dass zukünftig möglichst weitere Partner einzubeziehen sind. Um dies zu erreichen, sollen in Zukunft beispielsweise der Bundesverband LandFrauen
sowie die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises in die Arbeit der LAG einbezogen werden. Zukünftig wird auch eine Beteiligung von Jugendlichen angestrebt, die bisher noch nicht in den LAGProzess eingebunden waren. So gab es bereits erste Kontakte zu regionalen Jugendparlamenten, und
erste Vorstellungen der LAG in diesen Gremien verliefen erfolgversprechend.
Abbildung 4: Zusammensetzung der LAG-Mitglieder
45 LAG-Mitglieder,
davon:
Quelle: eigene Darstellung.
19
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
3.2 Arbeitsweise des Regionalmanagements
Lokale Aktionsgruppen ergeben sich nicht von selbst, sondern müssen entwickelt, gestaltet und verantwortet werden. Dies ist mit einem hohen Koordinierungs- und Verwaltungsaufwand verbunden,
was einer zentralen Koordinierungsstelle bedarf. Die verwaltungstechnische Umsetzung der LAG ist
Aufgabe eines Regionalmanagements, bestehend aus einem hauptberuflichen Regionalmanager und
einem Assistenten. Das Regionalmanagement erfüllt eine wichtige Querschnitts- und Mittlerfunktion
zwischen allen Prozesseinheiten:
≡
Mitgliederversammlung,
≡
LAG-Vorstand,
≡
Arbeitsgruppen und
≡
Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF).
Die Zuständigkeiten des Regionalmanagements umfasst auf der Grundlage der Entwicklungsstrategie
drei zentrale Aufgabenfelder: Verwaltung und Monitoring, Informations- und Öffentlichkeitsarbeit
und Prozessmanagement. Gerade im Aufgabenbereich Verwaltung und Monitoring impliziert das
Aufgabenspektrum eine wichtige Steuerungsfunktion bei der Projektauswahl. Innerhalb der drei genannten Aufgabenfelder bearbeitet das Regionalmanagement eine Vielzahl von Teilaufgaben die
folgend kurz angeführt werden:
Verwaltung und Monitoring:
≡
≡
≡
≡
≡
≡
≡
≡
≡
≡
≡
Verwaltung des Vereins/Träger der LAG
Begleitung der Antragsteller bei der Förder- und Antragsabwicklung
Prüfung und Vervollständigung der Projektblätter und Abstimmung mit dem Antragsteller
(privat und kommunal)
umfassende Vorprüfung der Projekte nach verschiedenen Kriterien (siehe Kapitel 6)
Vorabprüfung auf Richtlinien- und RES-Konformität
Entwurf einer Prioritätenliste/Vorabstimmung mit Landkreis und mit LELF
Anpassung der Prioritätenliste im Vorstand zur Beschlussfassung
Beschlussfassung des Vorstandes , wird als Empfehlung dem LELF übergeben
Begleitung der Umsetzung von Maßnahmen, z. B. Prüfung/Erfüllung von Auflagen
Berichterstattung
Monitoring und Evaluation
Informations- und Öffentlichkeitsarbeit:
≡
≡
≡
≡
≡
Bereitstellung von Informationsmaterialien
Organisation, Begleitung und Auswertung von Beratungen, Veranstaltungen, Foren und Arbeitsgruppen der LAG
Publikationen und Präsentationen
Pressearbeit
Datenbankpflege / Website
Prozessmanagement:
≡
≡
Schnittstelle zwischen den Mitgliedern der LAG, den Initiativen, den privaten und kommunalen Antragstellern
Organisation einer umfassenden Beteiligung der Zielgruppen
20
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
≡
≡
≡
≡
≡
≡
≡
≡
Beratung der Maßnahmen mit den Entscheidungsgremien
Abstimmung mit Förder- und Bewilligungsstellen sowie den kommunalen Gebietskörperschaften
Projektmanagement und -begleitung
Projektinitiierung und eigene Projektumsetzung
Projektideen aufgreifen und weiterentwickeln
Erfolgssicherung und Projektcontrolling
Suche nach Multiplikatoren und aktive Unterstützung der Zusammenarbeit zwischen den
privaten Akteuren in der Region
Fördermittelberatung und Akquisition
Durch den Querschnitt von Verwaltungsaufgaben, Öffentlichkeitsarbeit und Prozessmanagement
sowie weiteren spezifischen Aufgabenstellungen werden eine Vielzahl anspruchsvoller Aufgaben und
Erwartungen an das Regionalmanagement herangetragen, aus denen sich folgende fachlichen Anforderungen und Schlüsselqualifikationen ergeben:
≡
abgeschlossenes Studium oder gleichwertige Ausbildung
≡
sehr gute Kenntnisse in der Region und der regionalen Akteure
≡
fundierte Erfahrungen im Bereich Wirtschaftsförderung und Regionalentwicklung
≡
fundierte Kenntnisse in den Förderinstrumentarien für die ländliche Regionalentwicklung im Land
Brandenburg (LEADER, ILE, ELER)
≡
Fähigkeit zur selbstständigen und eigenverantwortlichen Arbeit
≡
praktische Erfahrung in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
≡
Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke und Durchsetzungsfähigkeit
≡
gutes schriftliches und mündliches Ausdrucksvermögen
Mit Bestätigung der Region als LEADER-Region für die neue Förderperiode wurden die Stellen des
Regionalmanagements unter Berücksichtigung der Vergabebestimmungen des Landes Brandenburgs
öffentlich EU-weit ausgeschrieben.
3.3 Beteiligungsverfahren
Die Regionale Entwicklungsstrategie ist gemäß des Bottom-up-Prinzips ein regionaler und territorialer Entwicklungsansatz der von der Basis ausgeht bzw. getragen wird, also den Menschen, Unternehmen und Bedarfsträgern in der Region. Die Erstellung der Regionalen Entwicklungsstrategie ist
durch einen interdisziplinären und interinstitutionellen Beteiligungsprozess unter aktiver Einbindung
eines regional und örtlich breit verankerten Akteurskreises charakterisiert. So waren an der Erstellung der Regionalen Entwicklungsstrategie die Mitglieder der LAG, regionale Fachexperten, Repräsentanten öffentlicher und privater Institutionen und die örtliche Bevölkerung beteiligt. Mithilfe des
Bottom-up-Ansatzes war es im Laufe der Konzepterarbeitung möglich, die Akteure und deren Interessen, Bedürfnisse, Prioritäten, Handlungslogiken und Ideen einzubeziehen. Ferner ging es auch
darum zu erkunden, inwiefern der Akteurskreis bereit ist, sich auf die Entwicklungsstrategie der LAGRegion und den damit verbundenen Projektansätzen einzulassen und diese mitzutragen. Um die
Überlegungen, Aktivitäten und Perspektiven unterschiedlicher Akteure zu ermitteln, erfolgte die
Beteiligung über mehrere Partizipationsansätze (s. u.).
21
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Die Gestaltung der den LAG-Akteuren gemeinsamen ländlichen Entwicklung setzt zunächst die Aufgabendefinition, die Entwicklung des Gestaltungsprozesses und die Abstimmung der Arbeitserfordernisse voraus. Hierzu wurden zwei Abstimmungstreffen mit der LAG-Lenkungsgruppe durchgeführt: am 22. April 2014 und am 26. Mai 2014. Die Vorbereitungen zur Regionalen Entwicklungsstrategie und der Ausarbeitungsprozess wurden unterstützt vom LAG-Vorstand, dem Regionalmanagement und der LAG-Lenkungsrunde. Ein Zwischenstand der Strategieausarbeitung wurde auf der LAGMitgliederversammlung am 16. April 2014 präsentiert und die grundsätzliche Zielrichtung bestätigt.
Im Rahmen dieses Gremiums konnten bereits geplante oder diskutierte Projekte hinsichtlich ihrer
Relevanz für die Regionalentwicklung geprüft und in die Regionale Entwicklungsstrategie eingefügt
werden.
Um die RES mit fachspezifischen Inhalten und Aussagen anzureichern, sind mehrere leitfadengestützte Expertengespräche mit insgesamt elf Akteuren aus der Region durchgeführt worden. Zu den Interviewpartnern zählten Vertreter aus den LAG-Kommunen sowie Verbandsvertreter aus unterschiedlichen Sektoren.
≡
Herr Pfützner, Bauamt Lauchhammer
≡
Herr Höhl, Amtsdirektor des Amtes Altdöbern; Frau Peter, Bauamtsleiterin des Amtes Altdöbern
≡
Frau Fischer, Stadtplanungsamt Senftenberg
≡
Herr Prietzel, Bürgermeister der Gemeinde Schipkau; Herr Fichte, Architekt aus Schipkau
≡
Frau Dr. Wobar, Wirtschaftsförderin der Stadt Großräschen
≡
Frau Weihmann, Wirtschaftsförderung des Landkreises Oberspreewald-Lausitz
≡
Frau Franke, Privatperson
≡
Herr Mielchen/Herr Nitsch, Verbandsleiter/Leiter Infrastruktur des Zweckverbandes Lausitzer
Seenland Brandenburg
Aus den Expertengesprächen konnten Aussagen und Befunde zu folgenden Themen erhoben werden: regionale Handlungserfordernisse; thematische und (teil-)räumliche Handlungsschwerpunkte;
Entwicklungsziele; Stadt-Umland-Beziehungen; Akteursbeteiligung; Netzwerkbildung; Kooperation.
Um das Beteiligungsverfahren über die LAG-Binnenperspektive auszuweiten und die Öffentlichkeit
sowie potenzielle Projektträger bei der Erstellung der Regionalen Entwicklungsstrategie einzubeziehen, wurden in Form einer konsultativen Beteiligung zwei Workshops zu folgenden Fachthemen
durchgeführt:
≡
„Daseinsvorsorge und Lebensqualität“ (rd. 15 Teilnehmer): 18. März 2014
≡
„Tourismus im Lausitzer Seenland, Regionale Wertschöpfung/Energie“ (rd. 30 Teilnehmer):
2. April 2014
Die Workshops dienten dazu, (1) über Ziele, Akteure, Arbeitsstand und Ablauf des LEADER-Prozesses
zu informieren, (2) Ideen für potenzielle Projektentwicklungen oder bereits konkrete Projektansätze
einzusammeln, (3) individuelle Entwicklungs- und Steuerungsvorstellungen aus unterschiedlichen
Akteursperspektiven anzuregen und (4) die Akteure für die Regionale Entwicklungsstrategie zu sensibilisieren und zu aktivieren. Flankiert wurden die Partizipationsansätze durch eine Öffentlichkeitsarbeit mit Informationen der BürgerInnen und weiterer interessierte Akteure zur Erstellung der RES,
mit Informationen über Inhalte und Ergebnisse der Arbeit in den Workshops bis hin zum Abschluss
der RES bzw. zur politischen Beschlussfassung und Übergabe an das MLUL.
LEADER ist ein dynamisch-lernender, iterativer und sich selbst initiierender Prozess, der auf dem
Bottom-up-Ansatz beruht und die endogenen Potenziale der Region aufgreift bzw. abruft. Aus diesem Grunde wird der Beteiligungsprozess nicht nur auf die Aufstellungs- und Startphase der RES be22
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
schränkt, sondern während des gesamten Umsetzungsprozesses hindurch verfolgt. Zwar kann sich
Art und Ausprägung der Beteiligung im Laufe des Prozesses verändern. Mit Verweis auf den Bottomup-Ansatz und die Projektorientierung von LEADER bleiben Information, Erfahrungsaustausch, Bewusstseinsbildung und Konsens insofern alternativlos, als dass konkrete Vorhaben und Projekte
durch Dritte umgesetzt werden, was deren Motivation und Bereitschaft zur Eigeninitiative, Mitwirkung und Selbstorganisation erforderlich macht.
Die persönliche Kontaktpflege sowie Information und Beratung des Regionalmanagements genießen
in der LAG-Region einen hohen Stellenwert für die Aktivierung der BürgerInnen, Vereine und Verbände, Existenzgründer, KMU, Kommunen und des Landkreises Oberspreewald-Lausitz. Dies wird
auch in der GLES-Evaluierung bestätigt, indem die Umsetzung des Bottom-up-Ansatzes positiv bewertet wurde und sich die Öffentlichkeitsarbeit und die Einbeziehung bzw. Ansprache von potenziellen Projektträgern bewährt hat. Diese erfolgreiche Beteiligungs- und Öffentlichkeitsarbeit wird in der
neuen Förderperiode ungebrochen weitergeführt.
Durch den räumlichen Bezug der LAG-Region hat die Handlungsebene die lokale Ebene verlassen und
sich auf die überörtliche Ebene verlagert. Zwar führt diese räumliche Ausweitung zu wertvollen
Kenntnissen der regionalen Potenziale; gleichzeitig wird mit der RES das Ziel verfolgt, Aktivierungsund Mitmachprozesse nicht nur regional, sondern über einzelne Projekte auch auf kleinräumiger und
örtlicher Handlungsebene zu initiieren.
3.4 Umsetzung der RES
Als Trägerin des LEADER-Ansatzes begleitet und steuert die LAG den Entwicklungsprozess und sichert
die Umsetzung der Entwicklungsstrategie. Im Rahmen ihrer institutionalisierten Ausgestaltung fungiert die LAG als Anlaufstelle für Projektideen und Projektanträge und bringt alle relevanten Akteure
und Interessengruppen aus der LAG-Region zusammen. Nach Eingang der Projekte ist die LAG für die
Projektauswahl und -überwachung zuständig. Sie entscheidet über die Bezuschussung von Projekten
und definiert die Kriterien, auf deren Grundlage die von den Partnern vorgeschlagenen Projekte ausgewählt werden. Ferner obliegen der LAG Kontroll-, Monitoring- und Evaluierungsaufgaben.
In Anbetracht dieser vielgestaltigen Aufgaben, der Verwaltungsverantwortung sowie der erforderlichen Bündelung lokaler Ressourcen und endogener Potenziale benötigt die LAG eine den regionalen
Anforderungen angepasste Organisationsstruktur. Diese muss über eine klare Zuweisung von Verantwortung und Aufgaben das ordnungsgemäße Funktionieren der Partnerschaft sowie eine Umsetzung der RES gemäß des Bottom-up-Prinzips gewährleisten. Hierzu hat sich die im Jahr 2007 aufgebaute Umsetzungssteuerung, das Prozessmanagement und der Kapazitätsaufbau der LAG bewährt,
was durch die GLES-Evaluierung bestätigt worden ist. Diese Organisationsstruktur wurde für die neue
Förderperiode weiterentwickelt um die Umsetzungs- und Prozesssteuerung der RES zu erleichtern.
Die Handlungsebenen stehen dabei über Arbeits- und Kommunikationsschleifen in kooperativer
Wechselwirkung. Gemäß eines interaktiven und iterativen Prozesses (Gegenstromverfahren) zwischen Bottom-up und Top-down sind die ländlichen Akteure in den gesamten Umsetzungsprozess
einbezogen und miteinander vernetzt.
23
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Abbildung 5: Organisationsstruktur der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland
Quelle: eigene Darstellung.
Das Dach bzw. das oberste Organ der LAG bildet die Mitgliederversammlung, welche für alle Angelegenheiten zur Verwirklichung des Vereinszwecks zuständig ist. Hierunter fallen:
≡
die Wahl des Vorstandes,
≡
die Bestellung von Revisoren,
≡
die Genehmigung des Haushaltsplanes für das laufende Geschäftsjahr,
≡
die Entgegennahme des Jahresberichts und des Revisions- bzw. Kassenprüfberichts,
≡
die Genehmigung des Jahresabschlusses,
≡
die Entlastung des Vorstandes,
≡
den Beschluss der Vereinssatzung, bzw. die Satzungsänderungen,
≡
die Festlegung und Beschlussfassung der Beitragssatzung,
≡
die Auflösung des Vereins.
Unterhalb der Mitgliederversammlung agieren auf einer zweiten bzw. mittleren Ebene drei operative
Steuerungseinheiten: der Vorstand, das Regionalmanagement und die bei Bedarf zu aktivierenden
Arbeitsgruppen.
Der Vorstand besteht aus einem vertretungsberechtigten Vorstand und einem erweiterten Vorstand.
Zu den Aufgaben des Vorstandes zählen: die Leitung der LAG, die Umsetzung der Entwicklungsstrategie, die Entwicklung neuer Strategien und die Fortschreibung der Entwicklungsstrategie, die Kooperation mit benachbarten LAGs und weiteren regionalen Partnern (z. B. Regionaler Wachstumskern
Westlausitz) sowie die Projektvotierungen mit der Zielstellung, unter Berücksichtigung der Budgetie24
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
rung der Förderregionen eine Prioritätenliste zu erstellen, welche möglichst dem Aspekt der Nachhaltigkeit entsprechen soll. Das Gremium ist mit Vertretern der folgenden Institutionen besetzt:
≡
Landkreis Oberspreewald-Lausitz
≡
Agrargenossenschaft Großräschen e. G.
≡
Gemeinde Schipkau
≡
FamilienCampus Klettwitz
≡
Amt Altdöbern
≡
≡
Stadt Lauchhammer
IfN Lauchhammer
(Institut für Neuwertwirtschaft)
≡
Stadt Großräschen
≡
2 Privatpersonen
≡
Tourismusverband Lausitzer Seenland e.V.
≡
LELF Luckau (beratendes Mitglied)
≡
WEQUA mbH Lauchhammer
≡
LMBV (beratendes Mitglied)
Entsprechend seiner Geschäftsordnung nutzt der Vorstand die Möglichkeit, sich externe fachliche
Akteure (ohne Stimmrecht) wie das Landesamt Luckau oder die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft beratend zur Seite zu stellen. Wesentlicher Bestandteil des LEADERAnsatzes sind die Projektbeantragungen. Die Arbeit des Vorstandes konzentriert sich zuvorderst auf
die Projektauswahl mit dem Ziel, die eingegangenen Projekte zu beurteilen und zu priorisieren. Hierzu obliegt es den o. g. Vertretern den Beteiligungsprozess zu prüfen und zu sichern, die Projekte auf
RES-Konformität zu beurteilen, auf Nachhaltigkeit zu prüfen sowie Hinweise und Empfehlungen zur
Umsetzung zu geben.
Aufgrund der Vielfalt und Komplexität der Aufgaben arbeitet die LAG bei Bedarf in themenbezogenen und Know-how-bündelnden Arbeitsgruppen, die zu folgenden Themenbereichen zuarbeiten:
≡
Umlandkooperation,
≡
Regionale Wertschöpfung,
≡
Tourismus,
≡
Daseinsvorsorge und Lebensqualität.
Die Arbeitsgruppen werden mit jeweils 10 bis 15 internen und externen Experten aus Fachämtern
des Landkreises, aus Verbänden und Vereinen des Natur- und Umweltschutzes, Tourismus, Dienstleistungen, Landwirten und KMU besetzt. Die Arbeitsgruppen bieten eine allgemeine Diskussionsplattform zum Austausch von Erfahrungen, Erwartungen und Know-how im ländlichen Raum. Um
vielversprechende Projektideen zu prüfen, werden Vorauswahl und Prüfung durch eine Bereisung
unterstützt, auch um den Antragstellern die Gelegenheit zu geben, ihr Anliegen selbst vorzutragen.
Über den Erfahrungsaustausch hinaus dienen die Arbeitsgruppen zur Ideensammlung und zur Konkretisierung von Maßnahmen. Neben der Projektbewertung werden zudem auch strategische Aufgaben thematisiert. Mit der Bündelung von externen Experten wird nochmals der integrierte und multisektorale Ansatz gestärkt, und die Netzwerkarbeit befördert. Gemäß des Bottom-up-Ansatzes tragen
die Arbeitsgruppen zur Aktivierung, Motivation und Einbindung von regionalen Akteuren bei.
Um die Verwaltungsspitzen der Kommunen über die Sach- und Arbeitsstände der LAG und der Projektumsetzung zu informieren, beabsichtigt die LAG einen kontinuierlichen Informationsaustausch
für kommunale Partner (Landrat, Bürgermeister und Amtsdirektoren). Dieses Gremium hat rein informativen Charakter und trägt zur Steuerungsfunktion der LAG insofern bei, als dass Kreis-, Amtsund Gemeindeverwaltungen eine Plattform zum Austausch von Informationen untereinander und
mit der LAG erhalten.
Die RES ist auf Umsetzung angelegt und umfasst dabei Handlungsbedarfe und Gestaltungsaufgaben,
die die mehrerer Akteure sein müssen, damit sie mit Aussicht auf Erfolg bewältigt und umgesetzt
25
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
werden können. Folglich ist die ländliche Entwicklung in der LAG-Region als multilateral zu bewältigende Aufgabe angelegt, was bei der Umsetzung der RES ein interdisziplinäres und interinstitutionelles Kommunizieren, Handeln und Verschneiden der beteiligten Kommunen, Fachämter, Interessenvertreter und WiSo-Akteure erfordert. Grundsätzlich ist dabei zu beachten, dass die Einbindung dieser unterschiedlichen Akteure nicht über Zwang, sondern nur auf freiwilliger Basis stattfindet, da
aufgrund des informalen Charakters von LEADER keine hoheitliche und institutionelle Anordnungsmöglichkeit besteht.
Da mit dem LEADER-Prozess im täglichen Handeln vor allem das Regionalmanagement beschäftigt
ist, wird die Koordination der Akteure aus den unterschiedlichen Bereichen und der hiermit verbundenen Aufgaben weiterhin in dieser zentralen Koordinierungs-, Kommunikations- und Steuerungsinstanz verankert bleiben. Durch die LAG-interne Koordinierungs- und Mittlerfunktion des Regionalmanagements können Projektstände, Kooperationsansätze und Finanzierungsoptionen auf direktem
Weg kommuniziert werden und Entscheidungen entsprechend schnell erfolgen.
3.5
Vernetzung und Kooperation
Die Vernetzung und Zusammenarbeit ermöglicht den Austausch und Transfer von Erfolgen, Errungenschaften, Fähigkeiten und Know-how innerhalb und zwischen ländlichen Regionen, die in LEADER
unterstützt werden. Über Netzwerkbildung können Innovationen verbreitet werden und ländliche
Regionen mit ihren ähnlich gelagerten Problemen eine gemeinsame Plattform bilden. Besondere
Möglichkeiten ergeben sich durch die Nutzung wirtschaftlicher Ausstrahleffekte des RWK Westlausitz. Ferner bildet die Stärkung von Innovation und des Wissens- und Technologietransfers vor allem
mit der BTU Cottbus-Senftenberg ein großes Potenzial, Wissen und Know-how für die Region zu generieren. Auch vorhandene Kooperationsansätze mit weiter entfernten Regionen (Indeland,
Nordrhein-Westfalen) werden weiter intensiviert.
In Kooperation mit anderen LEADER-Gruppen führt die LAG gemeinsame Projekte durch, die einen
ähnlichen Ansatz in einer anderen LAG-Region verfolgen. Überregionale Kooperationsansätze mit
Sachsen ergeben sich vor allem aus der Entwicklung des Lausitzer Seenlandes, das in Anbetracht der
räumlichen und inhaltlichen Überschneidungen in einem länderübergreifenden Kontext gesehen
werden muss. Im Vordergrund steht die gemeinsame Umsetzung von Projekten, mit denen die Entwicklung des Lausitzer Seenlandes in touristischer Hinsicht vorangebracht werden kann. Potenzielle
Kooperationspartner, um die wirtschaftlichen und touristischen Voraussetzungen für ein neues Reisegebiet zu schaffen, sind die folgenden:
≡
der Tourismusverband Lausitzer Seenland e. V. mit Sitz in Senftenberg,
≡
der Zweckverband Lausitzer Seenland Brandenburg mit Sitz in Großkoschen,
≡
die Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien mbH mit Sitz in Bautzen,
≡
die LAG Nachbarregionen Spree-Neiße-Land, Elbe-Elster und Spreewaldverein,
≡
die sächsische LEADER-Region Lausitzer Seenland im Nordosten des Freistaates Sachsen.
Die Entwicklung von gemeinsamen Projekten zum Thema Lausitzer Seenland stellt einen zentralen
Handlungsschwerpunkt der LAG-Region dar. Da sich für die Erarbeitung von Kooperationsvereinbarungen in der Vergangenheit ein hoher zeitlicher und finanzieller Aufwand ergeben hat, werden die
Kooperationsansätze und Projektentwicklungen/-umsetzungen mit den benannten Partnern aktuell
und zukünftig weiter intensiviert. Im Fokus steht die Prüfung einer dauerhaften LAG-übergreifenden
Anlaufberatung für Projektideen und die Sondierung gemeinsamer Interessen und thematischer
Schwerpunkte.
26
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Abbildung 6:: Vernetzung und Kooperation der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland
Quelle: eigene Darstellung.
3.6 Öffentlichkeitsarbeit
Um die Wahrnehmung der LAG zu gewährleisten und die Arbeit der LAG für den trilateralen
Akteurskreis
teurskreis aus Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft greifbar und nachvollziehbar zu machen,
muss eine effiziente Öffentlichkeitsarbeit über laufende Fortschritte und Arbeitsstände im UmsetUmse
zungsprozess der ländlichen Entwicklung informieren. Die Öffentlichkeitsarbeit
Öffentlichkeitsarbeit wird insbesondere
durch die Geschäftsstelle der LAG in enger Abstimmung mit dem Vorstand wahrgenommen.
Um frühzeitig und zielgerichtet über Themen, Verfahren, Zusammenhänge und Entscheidungen zu
informieren, werden mehrere gruppenspezifische Informationskanäle etabliert:
≡
Vorstellung der Richtlinie und Informationen über Aufgaben des Regionalmanagements in SitSi
zungen der Ortsbeiräte, auf Einwohnerversammlungen sowie beim InformationsInformations und Beratertag
des Landkreises
≡
Teilnahme am jährlichen InformationsInfor
und Beratertag des Landkreises Oberspreewald-Lausitz
Oberspreewald
≡
kontinuierliche Teilnahme an Unternehmertreffen
≡
Informationsaustausch mit dem Landrat, den Amtsdirektoren und den Bürgermeistern
Als Medium für eine innovative Öffentlichkeitsarbeit gewinnt vor allem das Internet immer mehr an
Bedeutung. Web 2.0, Social Media und Open Data können dabei unterstützen, dass der Bürger stets
die Chance hat, sich zu informieren. Unter Berücksichtigung höchst möglicher Transparenz gestaltet
die LAG den Zugang zu Informationen
ationen für alle Bevölkerungsgruppen so einfach wie möglich und geg
währleistet eine möglichst hohe Reichweite der Informationsverbreitung. Gemäß dieses Anspruchs
bietet sich für eine öffentlichkeitswirksame Arbeit der LAG das Zusammenspiel der folgenden KomKo
munikationswege an:
27
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
≡
regelmäßige redaktionelle Beiträge in der lokalen Presse wie Lausitzer Rundschau, Wochenkurier, Lausitz am Sonntag, Lausitzbote, Lausitzecho sowie Pressemitteilungen an überregionale Tageszeitungen
≡
regelmäßige Veröffentlichungen in Amtsblättern der beteiligten Gebietskörperschaften
≡
Kontinuierliche Information über aktuelle Themen und Vorhaben auf der Internetpräsentation
der LAG
≡
projektbezogene Flyer, Plakate und Roll-ups für ausgewählte Projekte
≡
zu besonderen Anlässen ist die Einbeziehung des regionalen Fernsehens bzw. Rundfunks denkbar, z.B. anlässlich der Übergabe von Fördermittelbescheiden durch das MLUL bzw. LELF oder zur
Eröffnung von Einrichtungen nach Abschluss der Förderung
≡
regelmäßige Bürgerinformationsveranstaltungen
Im Sinne eines offenen Prozesses werden die Ergebnisse der LAG-Arbeit dokumentiert, was ihre
Nachvollziehbarkeit und Akzeptanz als Grundlage für den regionalen Entwicklungsprozess erhöht.
Um den Aufwand überschaubar zu halten, veröffentlicht die LAG die Protokolle oder Veranstaltungsdokumente auf der LAG-Internetpräsentation.
3.7 Weiterentwicklung der Entwicklungsstrategie
Nach ihrer Beschlussfassung ist die RES kein statisches Ergebnis. Vielmehr dokumentiert die RES einen dynamischen und lernenden Prozess, der auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagiert bzw.
diese einbezieht. Um diesen Prozess kontinuierlich am Laufen zu halten, ist die Weiterentwicklung
und Fortschreibung der RES ein immanenter Teil der Umsetzungsphase. Auf diese Weise ist sichergestellt, dass sich die LAG-Region immer wieder mit der Ausrichtung der Strategie beschäftigt und,
wenn nötig, die strategischen Ziele im Verlauf der Förderperiode modifiziert. In Anbetracht der
mehrjährigen Umsetzungsdauer sichert die Anpassung an neue Entwicklungen und Rahmenbedingungen den langfristigen Erfolg des eingeschlagenen Weges. Als Anlässe für eine Weiterentwicklung
der RES erweisen sich unter anderem:
≡
Fortschritte im Prozess der ländlichen Entwicklung
≡
veränderte Herausforderungen bzw. deren Bedeutungszuwachs
≡
die Ergänzung um neue Projekte
≡
Schlussfolgerungen aus Projekten und Maßnahmen, die sich nicht realisieren ließen
≡
Ergebnisse der Öffentlichkeitsarbeit, der Beteiligung und Aktivierung der Bevölkerung, fachpolitische Entscheidungen der LAG
≡
Erkenntnisse aus Monitoring und Evaluation
≡
Veränderung der Haushaltslage der beteiligten kommunalen Gebietskörperschaften
≡
sich ändernde gesetzliche oder normative Rahmenbedingungen
Um eine stete Aktualisierung und Weiterentwicklung der RES zu garantieren, dokumentiert die LAG
den Umsetzungsstand und die Zielerreichung der RES in Form von jährlichen Statusberichten. Diese
stützen sich auf Indikatoren und Etappenzielen zur besseren zwischenzeitlichen Erfolgskontrolle. Die
strategischen Zielstellungen überprüft die LAG in zweijähriger Folge anhand von messbaren Indikatoren (Definition von Erfolgskriterien). Neben der jährlichen Berichterstattung führt die LAG eine Halbzeitevaluation unter breiter Beteiligung der LAG-Mitglieder und ggf. weiterer Akteure durch. Der
Bericht zur Halbzeitevaluierung berücksichtigt folgende Punkte:
≡
Analyse der aktuellen sozioökonomischen Rahmenbedingungen
28
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
≡
Zwischenbilanzierung hinsichtlich des Umsetzungsstandes des Entwicklungsprozesses in der LAGRegion
≡
Schlussfolgerungen zur strategischen (Neu-)Ausrichtung
≡
Weiterentwicklung der Verfahrens- und Prozesssteuerung
≡
Fortschreibung der Projekte
≡
Anpassung der Kosten- und Finanzierungsübersicht
Das Augenmerk der Aktualisierung und Weiterentwicklung gilt vor allem der Anpassung der Vorgehensweise und Strukturen und ggf. einer Neuausrichtung der Zielvorgaben an veränderte Rahmenbedingungen sowie dem Umsetzungsstand und der Zielerreichung.
29
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
4
Konsistenz zu relevanten Planungen und Vorhaben
4.1 Bisherige Ergebnisse und Erfahrungen aus LEADER und ILE
Die Aktivitäten und Strategien in der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland ordnen sich ein in die
umfassenden und vielfältigen Strategien, Konzepte und Überlegungen zur Entwicklung und Stärkung
einzelner räumliche Bereiche bzw. zu einzelnen Themen. Neben der GLES 2007 und der GLESEvaluierung 2013 wurden die jeweiligen Grundlagen bei der RES-Erstellung berücksichtigt sowie Zielstellungen und Aktivitäten abgeglichen. Widersprüche zwischen z.B. kommunalen Entwicklungszielen
und beabsichtigten RES-Projekten können so ausgeschlossen werden. Damit wird dem geforderten
integrierten Ansatz entsprochen.
Im Einzelnen wurden folgende Grundlagen, Strategien und Konzepte herangezogen:
≡
Integrierte Stadtentwicklungskonzepte (INSEK) der Städte in der LAG
Die Stadt Senftenberg hat ihr INSEK aktuell (2014) abgeschlossen; die Städte Großräschen,
Lauchhammer und Schwarzheide befinden sich in der Überarbeitung bzw. beabsichtigen die
Überarbeitung ihrer aus dem Jahr 2007 stammenden Konzepte. Hier wurden und werden jeweils
auch die Fragestellungen der Stadt-Umland-Beziehungen thematisiert. Durch die Mitwirkung in
der LAG bzw. an der RES-Erarbeitung der jeweiligen Kommunen bzw. ihrer Vertreter ist eine enge
Abstimmung und Übereinstimmung der Zielstellungen sowohl bei dem bereits fertig gestellten
INSEK (Senftenberg) bzw. den geplanten INSEKs gesichert.
Die LAG-Städte bzw. Mittelzentren in Funktionsteilung prüfen derzeit eine Beteiligung am vorgesehenen Stadt-Umland-Wettbewerb des MIL. Die inhaltliche Übereinstimmung bzw. Kohärenz
mit den LAG- bzw. RES-Zielen wird dabei gesichert.
≡
Kreisentwicklungskonzept Landkreis Oberspreewald-Lausitz
Das Kreisentwicklungskonzept des Landkreises Oberspreewald-Lausitz stellt sich der Notwendigkeit neue Herangehensweisen und Strategien in den Themenfelder wie bspw. den demografischen Wandel, die Gestaltung sozialer Komponenten, den Infrastrukturausbau und dessen Erhaltung, die wirtschaftliche Entwicklung, sowie Klima-, Freiraum- und Ressourcenschutz zu entwickeln. Auf der Grundlage von Handlungsszenarien werden kurz- und mittel- bis langfristige Strategien aufgezeigt, um auf die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Kreisentwicklung
reagieren zu können. Das Kreisentwicklungskonzept ist eine informale, selbstverpflichtende
Handlungsgrundlage für die Verwaltung und den Kreistag. Es ist somit ein wichtiges Grundlagenund Steuerungsdokument für die Verknüpfung der Regionalen Entwicklungsstrategie und entsprechender Projekte mit der Kreisentwicklung.
≡
Aktualisierung und Fortschreibung des Standortentwicklungskonzeptes für den Regionalen
Wachstumskern (RWK) Westlausitz (2013), erstellt für die fünf Städte Finsterwalde, Großräschen,
Lauchhammer, Schwarzheide und Senftenberg
Die Fortschreibung fokussiert auf die zukünftigen Aufgaben der wirtschaftlichen Standortsicherung und -entwicklung in der Region, besonderes Augenmerk liegt auf den Themen Fachkräftesicherung (Rückkehrer-/Zuzugsstrategie) und Mobilitätssicherung. Hier werden seitens des RWK
entsprechende Grundlagen und konkrete Projekte entwickelt, die ggf. ab 2016/2017 auch in der
LAG umgesetzt werden können. Durch die vereinbarten Mitwirkungsstrukturen und teilweise
personelle Übereinstimmung der jeweiligen Partner ist eine enge Abstimmung gesichert.
≡
Kompetenzfeldanalyse im Zukunftsdialog Energieregion Lausitz (2013), erstellt für die Energieregion Lausitz-Spreewald GmbH
Die Kompetenzfeldanalyse fokussiert auf die zukunftsfähigen Cluster und Branchen der Lausitz
30
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
insgesamt. Die darin für den Tourismus formulierten Ergebnisse (Qualitätsmanagement für den
Radtourismus, Vernetzung ÖPNV und Tourismus) stehen im Einklang mit den RES-Zielen.
≡
Rahmenplan / Marketingkonzept Lausitzer Seenland Brandenburg (2009), erstellt für den Zweckverband Lausitzer Seenland
Die in der RES definierten Ziele und Projekte im Handlungsfeld „Tourismus im Lausitzer Seenland“ wurden mit dem Tourismusverband Lausitzer Seenland e.V. abgestimmt. Darüber hinaus
beteiligte sich der Zweckverband Lausitzer Seenland aktiv an der Konzepterarbeitung.
4.2 Schlussfolgerungen aus der GLES-Evaluierung
In der GLES-Evaluierung 2013 wurde deutlich, dass der demografische Wandel sowie die weitere
Bewältigung und Gestaltung des - wirtschaftlichen und naturräumlichen - Strukturwandels (auch)
zukünftig von zentraler Bedeutung sein werden. Der prognostizierte Bevölkerungsrückgang und die
erwartete Bevölkerungsalterung werden die Tragfähigkeit, generationengerechte Gestaltung und
Erreichbarkeit der Infrastrukturen, die Organisation von Mobilität und die Sicherstellung einer flächenhaften Daseinsvorsorge vor große Herausforderungen stellen. Ergänzend dauert der seit den
1990er Jahren vorhandene wirtschaftliche Strukturwandel und damit verbunden Veränderungen auf
dem Arbeitsmarkt an. Zentrale Herausforderungen bilden weiterhin die Sicherung und der weitere
Ausbau des Arbeitsplatzangebotes und der Abbau der relativ hohen Arbeitslosigkeit bei einem
gleichzeitig zunehmend sichtbar werdenden Fachkräftemangel. Dies wird durch die SWOT-Analyse
(s.o., Kap. 2) und die formulierten Handlungsbedarfe untersetzt.
Vor diesem Hintergrund wurden in der GLES-Evaluierung für den Zeitraum 2014-2020 folgende Themen und Handlungsfelder herausgearbeitet:
≡
Tourismus im Lausitzer Seenland
≡
Sicherung der Daseinsvorsorge
≡
Regionale Wertschöpfung und
≡
Lebensqualität in ländlichen Gemeinden.
Zugleich wurde empfohlen, diese Themen unter dem Leitmotiv „Energieregion im Lausitzer Seenland“ zu bündeln. In der laufenden Bearbeitung der RES erfolgte im Rahmen der partnerschaftlichen
Zusammenarbeit eine Überprüfung und in der Folge eine Bestätigung und Konkretisierung dieser
Zielsetzungen. Dabei erfolgte der Abgleich mit weiteren relevanten Planungen für die einzelnen Städte, für die Region bzw. Teilen davon oder zu einzelnen fachbezogenen Themen. z. B. Clusterstrategie
(s.o., Kap. 4.1). Im Ergebnis wurde eine sinnvolle Trennung dahingehend vorgenommen, dass in der
RES die o.g. Themen verfolgt werden und sich damit auf die in der LAG-Region umsetzbaren Themen
konzentriert wird.
Gleichzeitig wird über den vorgeschlagenen Umsetzungsstrukturen bzw. den Vorstand sichergestellt
(s.o., Kap. 3.4), dass die inhaltliche Verknüpfung mit den Aktivitäten und Zielsetzung z. B. im Regionalen Wachstumskern Westlausitz erfolgt, Doppelaktivitäten und Überschneidungen ausgeschlossen
werden und sich Ergebnisse sinnvoll ergänzen.
Neben der Bewertung der verfolgten Themen und Inhalte erfolgte in der GLES-Evaluierung eine
Überprüfung und Bewertung der Abstimmungs-, Beteiligungs- und Managementstrukturen. Diese
Bewertung wurde in der Abstimmung zukünftiger Beteiligungs-, Kommunikations- und Projektmanagementfunktionen überprüft und weiter optimiert. Dabei stehen für den Zeitraum 2014-2020 eine
zukünftig noch effektivere Umsetzung und eine breite Akteursbeteiligung und -mitwirkung im Fokus.
Die entsprechende Vorgehensweise ist in den Kap. 3.4 und 5.1.5 beschrieben.
31
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
5 Aktionsplan
5.1 Handlungsfelder und Ziele
Aus der zusammengefassten SWOT-Analyse, der aktuellen regionalen sozioökonomischen Situation,
der Auswertung der Aussagen bestehender Planungen und Vorhaben, sowie auf Grundlage der Ergebnisse der durchgeführten Expertengespräche und Fachthemenworkshops und Abstimmungstermine kristallisieren sich die beiden folgenden zentralen themenübergreifenden Herausforderungen
der Regionalentwicklung in der LEADER-Region „Energieregion im Lausitzer Seenland“ e.V. heraus:
≡
Bewältigung des demografischen Wandels
≡
Umgang mit dem wirtschaftlichen und naturräumlichen Strukturwandel
Ausgehend von diesen beiden Herausforderungen, unter Berücksichtigung der EU Kernziele2 und der
EU-Querschnittsziele3 sowie der darauf aufbauenden landespolitischen Prioritäten in Brandenburg4
werden zwei Leitlinien für die Entwicklung der LEADER-Region in der neuen Förderperiode bis 2020
abgeleitet:
1. Gestaltung und Sicherung guter Rahmenbedingungen und passfähiger Infrastrukturen für
Wohnen, Leben und Arbeiten unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung
und
2. Nutzung der kultur- und naturräumlichen Potenziale für die Stärkung der ländlichen Entwicklung und die weitere Profilierung von Tourismus und regionaler Wertschöpfung
Die beiden Leitlinien werden nachfolgend durch vier Handlungsfelder konkretisiert, die unter Beachtung der Ergebnisse aus der GLES-Evaluierung eine Weiterentwicklung und Anpassung der vier
Schwerpunktthemen aus der GLES darstellen.
Zur Untersetzung der 1. Leitlinie werden die beiden folgenden Handlungsfelder abgeleitet:
≡
Sicherung der Daseinsvorsorge
≡
Lebensqualität in ländlichen Gemeinden
Zur Untersetzung der 2. Leitlinie werden die beiden folgenden Handlungsfelder abgeleitet:
≡
Tourismus im ländlichen Raum
≡
Regionale Wertschöpfung
Neben den vier genannten Handlungsfeldern wird der Name der LAG „Energieregion im Lausitzer
Seenland“ als zentrales Leitmotiv für die Region aufgegriffen. Die Region versteht sich infolge der
langen Historie in der Energiewirtschaft und mit Blick auf den aktuellen Ausbau der erneuerbaren
2
3
4
Die 5 EU-Kernziele für das Jahr 2020 umfassen die Themenbereiche Beschäftigung, Forschung und Entwicklung, Klimawandel und nachhaltige Energiewirtschaft, Bildung und Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung
Als EU-Querschnittsziele sind nachhaltige Entwicklung und Gleichstellung benannt.
Zu den landespolitischen Prioritäten zählen: Innovation, Bildung und Fachkräftesicherung, schonende und effiziente Ressourcennutzung und der Ausbau der erneuerbaren Energien. Ergänzend sind die folgenden Querschnittsaufgaben seitens
der Landesregierung benannt: konstruktiver Umgang mit den Herausforderungen des demografischen Wandels, die stärkere Integration der Entwicklung von städtischen und ländlichen Räumen und die Stärkung des Landes und seiner Agierenden im Umgang mit den voranschreitenden Internationalisierungsprozessen.
32
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Energien weiterhin als „Energieregion“. Das Querschnittsthema Energie wird daher in verschiedenen
Handlungsfeldern auch im Rahmen von Projekten aufgegriffen und weiter befördert. Das in der GLESGLES
Evaluation benannte Handlungsfeld „Entwicklung zur innovativen Energieregion“
Energieregion“ wird infolge der
eingeschränkten Fördermöglichkeiten über die LEADER-Richtlinie
LEADER Richtlinie nicht weitergeführt, sondern im
Rahmen des Leitmotivs als Thema in der Region verankert.
Die einzelnen Handlungsfelder werden durch verschiedene Handlungsfeldziele untersetzt,
unte
die die
inhaltlich/strategischen Schwerpunktsetzungen für die Umsetzung des Handlungsfeldes darstellen.
Die Handlungsfeldziele greifen die lokalen Besonderheiten der Region auf und sind von den regionaregion
len Akteuren beeinflussbar. Um die Erreichung der
der gesteckten Ziele in den Handlungsfeldern messbar
zu machen und im Rahmen des laufenden Monitoringprozesses überprüfen zu können, werden die
einzelnen Handlungsfeldziele durch messbare Teilziele untersetzt, deren Formulierung in AbstimAbsti
mung mit den Projektvorschlägen
tvorschlägen aus der Region erfolgte, um hier eine realistische Umsetzung der
Zielvorgaben zu gewährleisten. Die nachfolgende Abbildung gibt einen Überblick über den Aufbau
des Zielkatalogs.
Abbildung 7:: Struktur des Zielkatalogs
Zielkatalog für die Entwicklungsstrategie
Quelle: eigene Darstellung.
5.1.1
Sicherung der Daseinsvorsorge
Infolge des anhaltenden Bevölkerungsrückgangs zählt die Sicherung der Daseinsvorsorge zu den
zentralen Herausforderungen im ländlichen
ländli
Raum. Mit der Definition des Handlungsfeldes werden
die Handlungsbedarfe in der vergangenen Förderperiode bestätigt, in deren Verlauf das HandlungsHandlung
feld Dienstleistungen zur Daseinsvorsorge neu aufgenommen wurde. Neben der Bestandssicherung
der Infrastruktureinrichtungen stehen zunehmend
zunehmend deren Erreichbarkeit und damit das Thema MobiMob
lität im Blickpunkt der Daseinsvorsorge. Hier steht eine enge Kooperation der größeren Städte in der
LAG-Region
Region mit den Umlandgemeinden im Blickpunkt, um die Taktzeiten von Verkehrsverbindungen
33
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
sowie die zukünftig ggf. notwendige Anpassung von Haltestellennetzen abzustimmen. Positive Ansätze für Stadt-Umlandkooperationen gibt es in der Region beispielsweise in der Stadt Senftenberg, in
der die Überlandbusse von den Bewohnern ländlicher Ortsteile zum Stadttarif genutzt werden können. Weitere Beispiele wären die vorhandenen Abstimmungen im Schülerverkehr mit umliegenden
Dörfern und ländlichen Ortsteilen. Neben den ÖPNV-Trägern sind zur Mobilitätssicherung auch weitere Akteure wie Unternehmen, Schulen und private Initiativen wie Nachbarschaftsvereine einzubinden. Der RWK Westlausitz erarbeitet aktuell eine Mobilitätsstrategie für sich und sein Umland in der
regionale Herausforderungen und daraus abgeleitete Zielsetzungen und Handlungsempfehlungen im
Themenfeld Mobilität formuliert werden. Zudem wird derzeit Nahverkehrsplan Landkreises Oberspreewald-Lausitz fortgeschrieben. Im Ergebnis können ab 2015 Vorschläge für neue und bedarfsangepasste Mobilitätsangebote definiert werden, die themenbezogen bei der Anpassung der Ziele im
Handlungsfeld Sicherung der Daseinsvorsorge berücksichtigt werden.
Weitere Aktivitäten zur interkommunalen Zusammenarbeit die auch Stadt-Umland-Kooperationen
beinhalten, werden in der derzeitigen bzw. kürzlich abgeschlossenen Erarbeitung der Integrierten
Stadtentwicklungskonzepte für die funktionsteiligen Mittelzentren Senftenberg und Großräschen
abgestimmt und formuliert. Die Veränderung der demografischen Altersstruktur führt zu einer zunehmend eingeschränkten Mobilität größerer Bevölkerungsteile, die verschiedene Folgen für die
Daseinsvorsorge mit sich bringt. Neben der Entwicklung mobiler Angebote/Dienstleistungen, liegen
im Ausbau der Gesundheitsversorgung sowie in der Sicherstellung der digitalen Kommunikation
durch flächendeckende Breitbandversorgung wichtige zukünftige Aufgaben der Region.
Folgende Handlungsfeldziele und Teilziele lassen sich für das Handlungsfeld Sicherung der Daseinsvorsorge ableiten:
1. Verkehrsinfrastruktur zur Sicherung der Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen erhalten und qualifizieren
•
Teilziel: Umsetzung von 2/4 Infrastrukturmaßnahmen bis 2017/2020
•
Teilziel: Optimierung von Taktzeiten und Umsteigezeiten in Übereinstimmung mit
dem Mobilitätskonzept des RWK Westlausitz
•
Teilziel: Durchführung von 4/8 Veranstaltungen mit Städten und ihren Umlandgemeinden zur Abstimmung von Haltestellen und Fahrplänen bis 2017/2020
2. Angepasste Mobilitätskonzepte und -angebote zur Stärkung der beruflichen und privaten
Mobilität entwickeln
•
Teilziel: Aufbau von mindestens 3 mobilen Dienstleistern in der Region bis 2020
•
Teilziel: Umsetzung von 2/3 alternativen / innovativen Mobilitätsangeboten bis
2017/2020
3. Infrastrukturausstattung im Bildungs- und Gesundheitsbereich flächendeckend im Bestand
sichern und bedarfsgerecht weiterentwickeln
•
Teilziel: Realisierung eines barrierefreien Zugangs zu 10 Infrastruktureinrichtungen
bis 2017
•
Teilziel: Sicherung der Betriebsnachfolge oder Neuansiedlung in/von 5/10 Arztpraxen
in der Region bis 2017/2020
34
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
5.1.2
Lebensqualität in ländlichen Gemeinden
Die Bevölkerungsstruktur in den ländlichen Gemeinden ist zumeist noch stärker als die städtische
Bevölkerung dem Einfluss des demografischen Wandels unterworfen und ist häufig geprägt von Abwanderung, Überalterung und Nachwuchsmangel (siehe Kapitel 2.2). Um einem drohenden Zerfall
der dörflichen Gemeinschaften entgegenzuwirken und die Abwanderung zu begrenzen, ist die Gestaltung des sozialen Umfeldes von großer Bedeutung. Eine wünschenswerte verbesserte Identifikation der Bewohner mit dem Lebensumfeld ist zudem mit dem Engagement in privaten Vereinen,
Feuerwehren und ehrenamtlichen Tätigkeiten verbunden. Diese Institutionen bewahren als häufige
Träger kultureller Veranstaltungen dörfliche Traditionen und sind entsprechend eng in geplante
Maßnahmen zur Dorferneuerung einzubinden. Das Handlungsfeld baut mit diesen Schwerpunkten
auf mehreren Zielsetzungen des gleichnamigen Handlungsfeldes der GLES auf.
Vor dem Hintergrund der in den letzten Jahren weiter stark voranschreitenden Alterung der ländlichen Bevölkerung gewinnt das Thema Barrierefreiheit bei der Sanierung historischer Gebäude und
der Schaffung von multifunktionalen Ortszentren zunehmendes Gewicht. Eine weitere Aufgabe liegt
in der Schaffung von Anreizen für die Verbleib und den Zuzug von jüngeren Bevölkerungsgruppen um
die soziale und demografische Durchmischung der Dorfgemeinschaften anzustreben. Hierbei steht
die Verfügbarkeit von attraktiven Bildungs- und Freizeitangeboten im Blickpunkt.
Folgende Handlungsfeldziele und Teilziele lassen sich für das Handlungsfeld Lebensqualität im ländlichen Raum ableiten:
1. Erhalt und Entwicklung Ortsbilder/ Siedlungsstrukturen, Dorferneuerung und Bewahrung des
historischen Ortsbilds (baukulturelles Erbe) auch durch dessen Vermarktung als Wohnstandort
•
Teilziel: Durchführung einer Imagekampagne zum Wohnen im ländlichen Raum bis
2016
•
Teilziel: 4 Häuser in historischen Dorfkernen bis 2017 sanieren
•
Teilziel: 3 Dorfplätze unter Gewährleistung der Barrierefreiheit neu gestalten bis
2017
2. Stärkung von Teilhabe und Partizipation, Förderung von Ehrenamt und Vereinsarbeit
•
Teilziel: 3 ehrenamtliche Initiativen (Vereine) bis 2016 stabilisieren bzw. aufbauen
3. Bildungsangebote für Kinder und Erwachsene konzipieren und durchführen
5.1.3
•
Teilziel: Konzeption und Durchführung von 5 Bildungsangeboten bis 2018
•
Teilziel: Durchführung von 1 Informationsveranstaltung pro Jahr an Schulen
•
Teilziel: Umsetzung von 2 Kooperationsprojekten mit der BTU bis 2017
Tourismus im ländlichen Raum
Die touristische Profilierung der LAG-Region als Teil des Lausitzer Seenlandes bietet ein großes Potenzial zur Bewältigung des wirtschaftlichen Strukturwandels. Durch die Schaffung der größten künstlichen Seenlandschaft hat die Region die Chance eine hohe überregionale touristische Anziehungskraft zu entwickeln, die jedoch erst nach Abschluss der einzelnen Flutungen vollständig abgerufen
werden kann. Nicht zuletzt infolge der länderübergreifend vorliegenden Landschaft des Lausitzer
Seenlandes erfordert die Nutzung der touristischen Potenziale eine LAG- und länderübergreifende
Vermarktung und enge Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb der Region. Mit der etablierten
35
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Zusammenarbeit durch die Zweckverbände in Brandenburg und Sachsen sowie dem neu geschaffenen grenzüberschreitenden Tourismusverband wurden in der Region die geeigneten strukturellen
und organisatorischen Voraussetzungen geschaffen, um gemeinsam mit Kommunen und Landkreisen
die optimalen Rahmenbedingungen und Grundlagen für eine nachhaltige und erfolgreiche Tourismusentwicklung sicherzustellen und den weiteren Entwicklungsprozess aktiv zu fördern und zu steuern. Der räumliche Fokus im Handlungsfeld liegt auf der Vermarktung des Lausitzer Seenlands als
eine junge und aktive Urlaubsregion mit Schwerpunkt auf dem Wassertourismus. Ergänzend gilt es
saisonverlängernde Angebote zu schaffen um die Region langfristig auch als ganzjährige Urlaubsregion zu stärken Mit dem Handlungsfeld Tourismus im ländlichen Raum wird das gleichnamige Handlungsfeld aus der GLES im Rahmen der fortgeschrittenen touristischen Profilierung weiterentwickelt.
Zukünftige Aufgaben liegen vorrangig in der Steigerung des Bekanntheitsgrades der Region, um im
Wettbewerb mit etablierten Tourismusregionen auch überregionale und ausländische Zielgruppen
anzusprechen, sowie im weiteren Ausbau komplementärer Basisinfrastrukturen an den Seerändern.
Neben dem punktuell erforderlichen Bau neuer Gebäude stehen auch mit Blick auf die Übernachtungskapazitäten in erster Linie der Erhalt und die Nach- bzw. Umnutzung von historischen Bestandsbauten im Blickpunkt. Neben dem Ausbau bilden ebenfalls die Qualifizierung vorhandener
Angebote und die stärkere Verknüpfung der wassertouristischen mit den industriekulturellen oder
städtischen Sehenswürdigkeiten einen zukünftigen Schwerpunkt. Anders als in gewachsenen Tourismusregionen wird im Lausitzer Seenland das Thema Barrierefreiheit frühzeitig als Qualitätsmerkmal
verstanden, so dass die Gewährleistung einer hohen Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderung
ein zentrales Augenmerk bei der Schaffung und Verbesserung touristischer Infrastrukturen und Angeboten darstellt.
Folgende Handlungsfeldziele und Teilziele lassen sich für das Handlungsfeld Tourismus im ländlichen
Raum ableiten:
1. Imageaufbau und Vermarktung des Lausitzer Seenlandes als junge, aktive und besondere Urlaubsregion mit Schwerpunkt im Wasser-, Rad- und Skatetourismus umsetzen
•
Teilziel: Umsetzung einer Marketingkampagne für das Lausitzer Seenland in Kooperation
mit dem Land Sachsen bis 2018
•
Teilziel: Entwicklung von 5/10 radtouristischen Tagesangeboten in der Region bis
2016/2018
2. Touristische Basisinfrastrukturen zur Ergänzung der bestehenden touristischen Angebote schaffen
•
Teilziel: Schaffung von 10/20 ergänzenden Infrastrukturen (z.B. Gastronomie, Rast-,
Parkplätze) in der Region bis 2016/2018
•
Teilziel: Steigerung der Übernachtungskapazitäten in der Region durch Umnutzung und
Sanierung ortsbildprägender Gebäude um 20/40 Betten bis 2016/2018 (unter Berücksichtigung vorhandener Bedarfe und Qualitätsanforderungen)
3. Nachhaltige Tourismus- und Standortentwicklung durch qualitative Verbesserung touristischer
Infrastrukturen und Schaffung barrierefreier Angebote sicherstellen
•
Teilziel: Zertifizierung von 3/6/9 neuen wassertouristischen Angeboten mit der Gelben
Welle bis 2016/2018/2020
•
Teilziel: Sanierung von 8 Stränden bis 2020 und Sicherstellung barrierefreier Zugänge
36
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
4. Zusammenarbeit und Servicequalität von touristischen Anbietern verbessern
5.1.4
•
Teilziel: Durchführung von 1 Weiterbildungsveranstaltung mit touristischen Anbietern
und Institutionen pro Jahr zur Steigerung der Servicequalität und Kundenorientierung mit
mind. 20 Teilnehmern
•
Teilziel: Entwicklung von 3/6 Kombinationsangeboten durch Vernetzung mehrerer Partner bis 2016/2018
Regionale Wertschöpfung
Vor dem Hintergrund des in der SWOT-Analyse ausgeführten und die Region weiterhin prägenden
wirtschaftlichen Strukturwandels sowie der anhaltenden Abwanderung von Fachkräften bleibt die
Erschließung von neuen Einkommensquellen und der Ausbau bestehender Branchen in der Region
eine zentrale Aufgabe im Handlungsfeld regionale Wertschöpfung. Wesentliche Bedeutung kommt in
diesem Zusammenhang der zunehmenden touristischen Nutzung (siehe Kapitel 5.1.3) sowie der bereits in der GLES benannten Land- und Forstwirtschaft als wichtige wirtschaftliche Säule in der LAGRegion zu. Das Handlungsfeld Regionale Wertschöpfung stellt eine Weiterentwicklung des Handlungsfeldes Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft aus der GLES dar. Die dort formulierte Zielsetzung einer zunehmenden Vernetzung der Akteure miteinander kann auch unter den aktuellen Rahmenbedingungen weiterhin als wichtige Aufgabe im Handlungsfeld angesehen werden und bildet die
Basis für den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten. Das in der Gesellschaft zunehmende Interesse an (landwirtschaftlichen) Produkten regionaler Herkunft und an Qualitätsprodukten bietet für die
Landwirtschaft in der Region eine Chance, die durch die Entwicklung und konsequente Vermarktung
neuer Produkte genutzt werden sollte. Infolge der steigenden touristischen Prägung der Region liegen dabei in der Kooperation touristischer, gastronomischer und landwirtschaftlicher Akteure beträchtliche wirtschaftliche Potenziale, auch zur Schaffung neuer Arbeitsplätze. Die Zusammenarbeit
der Akteure soll hierbei zukünftig noch intensiver durch das Regionalmanagement unterstützt und
befördert werden.
Im Bereich der regionalen Wertschöpfung ist im Vergleich zu den anderen Handlungsfeldern zu beachten, dass die Formulierung konkreter Zielstellungen zum jetzigen Zeitpunkt erst eingeschränkt
möglich und sinnvoll ist, da hier aus den bereits mehrfach genannten Gründen bisher erst wenige
Projektvorschläge eingegangen sind. Eine spätere Anpassung und Ergänzung der Zielsetzungen im
Handlungsfeld im Rahmen von Zwischenevaluationen ist insofern geplant.
Folgende Handlungsfeldziele und Teilziele lassen sich für das Handlungsfeld Regionale Wertschöpfung ableiten:
1. Regionale Produkte entwickeln und stärker vermarkten
•
Teilziel: Entwicklung von 3 neuen regionalen Produkten bis 2016
•
Teilziel: Durchführung von 3 gemeinsamen Marketingaktionen verschiedener Partner
bis 2016
2. Kooperation von landwirtschaftlichen Unternehmen mit gastronomischen und touristischen
Anbietern zur Steigerung der Wertschöpfung
•
Teilziel: Entwicklung von 4/6 Angeboten bis 2016/2018
•
Teilziel: Schaffung von 5/10 neuen Arbeitsplätzen bis 2017/2020
37
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
•
Teilziel: kontinuierlicher Informationsaufbau, Kontaktpflege und Förderung des Austauschs zwischen Anbietern zur Vorbereitung gemeinsamer Angebote und Projekte
durch das Regionalmanagement
3. FuE-Potenziale durch die BTU Cottbus in der Region zur Steigerung der Wertschöpfung nutzen
5.1.5
•
Teilziel: Durchführung von 2 Veranstaltungen mit Vertretern der BTU und aus der
Wirtschaft zur Verbesserung des Wissenstransfers bis 2016
•
Teilziel: Umsetzung von 2 Kooperationsprojekten der BTU mit lokalen Unternehmen
bis 2020
Struktur- und Managementziele
Wie bereits in Kapitel 3 ausgeführt, haben sich die Strukturen zur Entscheidungsfindung und zur Umsetzung der Entwicklungsstrategie in der vergangenen Förderperiode in der LAG „Energieregion im
Lausitzer Seenland“ e.V. bewährt. Infolge der vergleichsweise kleinen Gebietsgröße und des daraus
resultierenden überschaubaren Akteurskreises in der Region haben sich eine enge Zusammenarbeit
und ein gutes Miteinander in der Region etabliert. Die Ergebnisse der Mitgliederbefragung im Rahmen der GLES-Evaluation zeigen einerseits eine grundsätzlich positive Bewertung der Beteiligungsprozesse sowie andererseits eine hohe Zufriedenheit mit der Arbeit des Regionalmanagements.
Diese Einschätzung wurde bei den für die RES-Erarbeitung durchgeführten Experteninterviews bestätigt, so dass bei der Formulierung der entsprechenden Ziele von einer guten Ausgangsposition ausgegangen werden kann. Zukünftige Zielsetzungen für die LAG liegen schwerpunktmäßig in der verbesserten Kooperation sowohl innerhalb der Region (z. B. mit WiSo-Partnern) als auch mit anderen Regionen. Basierend auf den Lagepotenzialen werden hierbei zukünftig auch Ansatzpunkte für internationale Projektmöglichkeiten aufgegriffen und auf Ihre Umsetzung geprüft. In diesem Zusammenhang werden bestehende private und ehrenamtliche Initiativen und Vorhaben im Rahmen der Möglichkeiten unterstützt und befördert. Ein weiteres Ziel liegt in der ausgewogenen Beteiligung verschiedener Akteursgruppen in der LAG. Hierbei ist berücksichtigen, dass sich beispielsweise eine Erhöhung des Frauenanteils in den Entscheidungsgremien als sehr herausfordernd gestaltet, da politische Entscheidungsträger oder Vertreter der meisten WiSo-Partner größtenteils männlich sind.
Für das Regionalmanagement liegen weitere Aufgaben in der verstärkten Einbindung von Unternehmen und Wirtschaftsverbänden, die mit Ihren Projektvorschlägen häufig zu einer Steigerung der regionalen Wertschöpfung beitragen z.B. durch den Erhalt und die Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen. Darüber hinaus ist die Qualität der Unterstützung für Antragsteller durch das Regionalmanagement, kontinuierlich zu überprüfen und zu optimieren. Im Vordergrund steht hier weniger eine
erhöhte Anzahl der Projektberatungen als eine zielführende Beratungsleistung auch mit Blick auf die
Umsetzung von Projekten.
Folgende Ziele und Teilziele lassen sich für die LAG und das Regionalmanagement ableiten:
1. Verbesserung der regionalen Zusammenarbeit
•
Teilziel: Durchführung von mindestens 3 Abstimmungstreffen pro Jahr mit Nachbar-LAGs
•
Teilziel: Realisierung von 5/10 Kooperationsprojekten bis 2016/2018
•
Teilziel: Erarbeitung von mindestens 2/4 Kooperationsvereinbarungen entweder intern
mit WiSo Partnern oder extern mit Nachbar-LAGs bis 2015/2017
•
Teilziel: Durchführung von 1/2 internationalen Projekten bis 2018/2020
38
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
2. Beteiligung der regionalen Akteure an der Umsetzung der Entwicklungsstrategie verbessern
•
Teilziel: Erhöhung der Anwesenheitsquote bei Mitgliederversammlungen auf durchschnittlich 60 %
•
Teilziel: Erhöhung der Frauenquote in den Entscheidungsgremien der LAG auf 33 % bis
2020
•
Teilziel: Teilnahme des Regionalmanagements an mindestens 3 Veranstaltungen/Sitzungen pro Jahr von bestehenden Jugendorganisationen zur Verbesserung der
Zusammenarbeit
3. Einbindung der Wirtschaftsvertreter in die LAG durch Aktivitäten des Regionalmanagements
verbessern
•
Teilziel: Information des Regionalmanagements über aktuelle LAG-Themen und Vorhaben auf mind. 5 Unternehmerstammtischen/Tagungen von Unternehmerverbänden pro
Jahr
•
Teilziel: Steigerung des Anteils der Anzahl von privaten bewilligten Projekten auf 60 % bis
2016
5.2 Projektansätze
Insgesamt wurden im Verlauf der RES-Bearbeitung über 120 Projektvorschläge eingereicht. Da während der Beteiligungsverfahren im Rahmen der RES noch keine Angaben zu den konkreten Fördertatbeständen vorlagen, ist nach der entsprechenden Festlegung mit einer größeren Anzahl weiterer
Projektansätze in den kommenden Wochen bzw. Monaten zu kalkulieren. Die eingegangenen Projektvorschläge wurden seitens der LAG auf ihre Realisierungswahrscheinlichkeit vorgeprüft (u. a.
vorhandene Eigenmittel, Förderfähigkeit, Konzept) und entsprechend gefiltert.
Nachfolgend ist die gefilterte Auflistung der bisher bei der LAG sowohl von Kommunen als auch von
privaten Akteuren eingereichten 38 Projektideen (Stand 28.07.2014) für die Startphase der RES unter
Angabe von Projektträgern, Finanzierung, Förderung, Durchführungszeitraum und Projektinhalte
dargestellt und nach den folgenden Handlungsfeldern zugeordnet:
≡
HF 1 = Tourismus im Lausitzer Seenland
≡
HF 2 = Lebensqualität in ländlichen Gemeinden
≡
HF 3 = Sicherung der Daseinsvorsorge
≡
HF 4 = Regionale Wertschöpfung
Hierbei wurden zunächst ausschließlich Vorschläge berücksichtigt, deren Umsetzung innerhalb der
ersten zwei Jahre geplant ist.
39
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Tabelle 3: Auswahl der Vorhaben für die Startphase der RES
Maßnahmenbezeichnung
Träger
geschätzte
Gesamtkosten
in T €
angestrebte Förderung
in T €
in %
Eigenmittel
in T €
Durchführungszeitraum
Integratives
Projekt
HF 1
HF 2
HF 3
Gestaltung Ortszentrum
Kleinkoschen
Stadt
Senftenberg
560
420
75
140
20152016
X
X
Umfeldgestaltung
Ärztehaus Altdöbern
Amt
Altdöbern
200
150
75
50
20152016
X
X
Neubau Aussichtsturm
Calauer Schweiz
Amt
Altdöbern
800
640
80
160
20152016
Schaffung ÖPNV-Anbindung
Familiencampus Lausitz
Gemeinde
Schipkau
100
75
75
25
2016
X
Sanierung der Ortsdurchfahrt Gemeinde
Hörlitz
Schipkau
1.100
825
75
275
20152016
X
Modernisierung kommunales
Gemeinde
Bestandsobjekt mit Nutzung
Schipkau
für soziale Zwecke Klettwitz
50
38
75
12
20152016
X
Umgestaltung Schulumfeld
Schipkau
50
38
75
12
2016
X
Gemeinde
Schipkau
X
HF 4
Anmerkungen /
Projektbeschreibung
Neugestaltung Wendehammer entsprechend Dorferneuerungskonzept - touristische Aufwertung - Anbindung an Radweg
Neubau und Gestaltung
Parkplatz am Ärztehaus mit
rollstuhlgerechter Auffahrt
Schaffung barrierefreier
Zugangsbereiche zum Ärztehaus und zur Apotheke
Kooperationsprojekt
Kooperation mit LAG Spreewaldverein - Einbindung in
das Wanderwegesystem
Neubau Turm und Gestaltung Turmumfeld
Errichtung einer Buswendestelle einschließlich Haltepunkt am Campusgelände
Beseitigung struktureller
Defizite - Verbesserung der
Verkehrsverhältnisse
ortsbildverträgliche Sanierung und Gestaltung der
Bausubstanz - Befestigung
Zuwegung und Parkplätze
Bedarfsanpassung für Schüler - Steigerung Attraktivität
Schulumfeld - Verbesserung
Lernbedingungen
40
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Maßnahmenbezeichnung
Träger
Umbau des Lehrschwimmbeckens Oberschule Ruhland
Amt
Ruhland
Neubau Haus der Begegnung
- Name ist Programm
Stadt
Schwarzheide
Sanierung Kita "Micky Maus"
Schwarzheide-Ost
Stadt
Schwarzheide
Stadt
Sicherung KITA-Objekt Bambi
Lauchhamin Grünewalde
mer
Umbau Mehrzweckhalle /
Ortsteilzentrum Kostebrau
Stadt
Lauchhammer
Gehwegebau und Beleuchtung Friedhofstraße
Stadt
Großräschen
geschätzte
Gesamtkosten
in T €
angestrebte Förderung
Durchführungszeitr
aum
in T €
in %
Eigenmittel
in T €
590
443
75
147
2015
1.200
900
75
300
20152016
Integratives
Projekt
HF 1
HF 2
HF 3
X
X
350
263
75
87
2015
X
120
90
75
30
2015
X
1.500
1.125
75
375
20152016
148
76
75
25
2015
X
X
X
HF 4
Anmerkungen /
Projektbeschreibung
Bedarfsanpassung für Schulsport (dann zweizügig möglich) und Vereinsnutzung
Raum für Gespräche, Aktionen, Kunst, Kultur, Sport und
Musik - Kontakte ohne Barrieren - für Vereine, Verbänd
und Interessierte aller Altersgruppen
Erhöhung der Qualität
der Versorgung der betreuten Kinder - Angebot
der Kinderbetreuung
rund um die Uhr
Notwendige Sanierungsarbeiten zur Erhöhung
der Qualität der Versorgung der betreuten Kinder
Schaffung eines Ortsteilzentrums zur Konzentration der Einrichtungen
der Daseinsvorsorge Sanierung der ortsbildprägenden ehem. Schule
und Kita - Gestaltung
Außenanlagen mit Stellplätzen und Zufahrten
Fertigstellung des Straßenkörpers in Gänze Verbindung Innenstadt
mit nördlichen Siedlungsgebieten (Kirsche und
Sportgelände)
41
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Maßnahmenbezeichnung
Träger
geschätzte
Gesamtkosten
in T €
angestrebte Förderung
in T €
in %
Eigenmittel
in T €
Durchführungszeitr
aum
Integratives
Projekt
HF 1
HF 2
HF 3
Umsetzung 2. BA Straßenbau
Feldstraße
Stadt
Großräschen
180
105
75
35
2015
X
Ausbau Mühlenstraße / Alte
Marienstraße
Stadt
Großräschen
735
276
75
92
2016
X
Aufbau Biosphärenreservat
Niederlausitz
Landkreis OSL
25
20
80
5
2015-2016
1.076
807
75
269
2015-2017
Ausbau Straße Neudöbern bis
Landkreis OSL
KNP L 53
X
X
HF 4
Anmerkungen /
Projektbeschreibung
notwendige Weiterführung der Sanierung der
wichtigen Verbindung
zwischen Stadtkern, Malerviertel und Nordstadt
Sanierung der Straßen
dringend erforderlich für
die Aufwertung des
Wohnumfeldes
Sanierung und ggf. Ergänzung von Gehwegen Attraktivitätssteigerung des
Bereichs GroßräschenSüd als Wohnstandort
Kooperationsprojekt
Koop. mit LAGs ElbeElster und Spreewaldverein
Konzept und Antragserarbeitung für die Weiterentwicklung der Naturparks NL Heidelandschaft
und NL Landrücken zum
Biosphärenreservat Niederlausitz
Verbesserung der Anbindung an das übergeordnete Straßennetz im ländlichen Raum - Anpassung
an die Anforderungen
einer Kreisstraße
42
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Maßnahmenbezeichnung
Träger
geschätzte
angestrebte Förderung
Gesamtkosten
in T €
in T €
in %
Eigenmittel
in T €
Durchführungszeitr
aum
Integratives
Projekt
HF 1
HF 2
HF 3
Erweiterung
Tagespflegestation
Hohenbocka
Rico
Schneidereit
220
99
45
121
2015
X
Um- und Ausbau Gutshof am
Schloss Altdöbern
Brandenburgische
Schlösser
gGmbH
2.172
1.629
75
543
2015-2016
X
Neubau Hörsaal FamilienCampus Klettwitz
Klinikum
Niederlausitz
GmbH
1.450
1.088
75
362
2015
Um- und Ausbau Indoor Kletterbereich
FamilienCampus Klettwitz
Klinikum
Niederlausitz
GmbH
735
551
75
188
2015-2016
100
45
45
55
2015-2016
Dr. Hans
Errichtung einer Wildkammer
Joachim
in Ressen
Behnke
X
X
HF 4
X
X
X
Anmerkungen /
Projektbeschreibung
Modernisierung des Altbestandes - Ausbau zur ambulanten Tagespflege für Senioren mit 15 Plätzen - Lückenschluss im Bereich der
Tagespflege
Instandsetzung und Umnutzung durch den Bauhof
Altdöbern - Neugestaltung
der Außenanlagen - Teilweiser Rückbau der Nebengebäude
Neubau eines multifunktionalen Hörsaales und Konferenzbereichs - Erweiterung
und Verbesserung der Ausbildungs-, Weiterbildungsund Umschulungskapazitäten - Kooperation mit der
BTU Cottbus-Senftenberg
Gewährleistung eines ganzjährig nutzbaren Therapieangebots - separater Bereich
für Kinder im KITA-Alter Umnutzung eines ehemaligen Lagergebäudes - Sanierung Gebäudetechnik und
Dach
Bau und Einrichtung einer
ländlichen Wildverarbeitungsstation für den jagdlichen Bedarf - Zusammenarbeit mit Hotels, Restaurants
und anderen Jagdgemeinschaften
43
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Maßnahmenbezeichnung
„Energie erleben“ - Energietage für Kinder und Jugendliche
Träger
geschätzte
angestrebte Förderung
Gesamtkosten
in T €
in T €
in €
Eigenmittel
in T €
Durchführungszeitr
aum
Integratives
Projekt
HF 1
HF 2
ARENUM e.V.
60
51
85
9
2015-2016
X
Ausstellung „EnergiethemenARENUM e.V.
Park“
45
38
85
7
2015-2016
X
Neubau einer Kurzpflegeeinrichtung
Pflegedienst
Linke
2.500
1.125
45
1.375
2015-2016
Neubau Anlage betreutes
Wohnen mit integrierten
Seniorenclub und Arztpraxis
Pflegedienst
Sahl
3.500
1.575
45
1.925
2015-2016
Seestrand Lieske
Zweckverband Lausitzer Seenland
1.849
1.387
75
462
2015
X
40
32
80
8
2015-2017
X
Tourismusverband
Aufbau "Speechcode-System"
Lausitzer
Seenland e.V.
HF 3
X
X
HF 4
X
X
X
Anmerkungen /
Projektbeschreibung
Energietage mit Theorieteil
und Exkursionsprogramm für
Kinder und Jugendliche Vermittlung von technischnaturwissenschaftlichen
Kenntnissen
Planung, Konzeption und
Errichtung einer modularen
mobilen Ausstellung zu
Schlüsselthemen aus regionaler elektrischer Energie
Neubau einer Kurzpflegeeinrichtung mit 20 Betten für
teilstationäre Behandlung
Neubau einer Anlage für
betreutes Wohnen mit
integrierten Seniorenclub
und Arztpraxis - angenehmes Wohnumfeld schaffen Tagespflege - Veranstaltungsort für Senioren
Errichtung von 2 Stränden
und ergänzender Infrastruktur - Entwicklung des Standorts Lieske als wichtigen
Haltepunkt für Wasserwanderer und den Radtourismus
Kooperationsprojekt
Entwicklung des Lausitzer
Seenlandes als barrierefreie,
internationale, innovative
Region durch die flächendeckende Implementierung
des Speechcode Systems
(mehrere Sprachen)
44
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Maßnahmenbezeichnung
Träger
geschätzte
angestrebte Förderung
Gesamtkosten
in T €
in T €
in %
Eigenmittel
in T €
Durchführungszeitr
aum
Integratives
Projekt
HF 1
Weiterentwicklung des
Lausitzer Seenlandes als
barrierefreie Region
Tourismusverband
Lausitzer
Seenland e.V.
45
36
80
9
2015-2017
X
Regionale Angebote und
Produkte im Lausitzer
Seenland entwickeln
Tourismusverband
Lausitzer
Seenland e.V.
50
40
80
10
2015-2017
X
60
27
45
33
2015
230
184
80
46
2015-2016
DRK KreisZuwegung und Sanierung
verband
DRK-Kleiderkammer Schipkau
Lausitz
Entwicklung
„Route Brandenburger
Weinkultur“
LAG Energieregion im
Lausitzer
Seenland e.V.
HF 2
HF 3
HF 4
X
X
X
X
Anmerkungen /
Projektbeschreibung
Kooperationsprojekt
Weiterentwicklung des
Lausitzer Seenlandes als
barrierefreie Region unter
Berücksichtigung der bundesweiten Angebotserfassung / Datenbank
Kooperationsprojekt
Entwicklung, Profilierung
und Vermarktung diverser
Angebote - marktwirksame
Erhöhung des Bekanntheitsgrades - Einbeziehung an
Radwegen liegender Leistungsträger durch unterstützendes Marketing zur Generierung von regionalen
Wertschöpfungspotenzialen
Verbesserung der Erreichbarkeit der Kleiderkammer
sowie Fassaden- und Dachsanierung - Schaffung eines
ansprechenden optischen
Erscheinungsbildes
Kooperationsprojekt mit
mehreren LAGs - Marketinginstrument um das regionale
Produkt Wein in Vernetzung
mit der TMB, mit regionalen
Leistungsträgern des Tourismus und der Gaststätten/Hotels bekannt zu machen
45
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Maßnahmenbezeichnung
Träger
Schaffung Barrierefreiheit für
gynäkologische Praxis und
Grit
Einzelhandelsgeschäft in
Bergander
Schipkau
geschätzte
angestrebte Förderung
Gesamtkosten
in T €
in %
in T €
Eigenmittel
in T €
Durchführungszeitr
aum
Integratives
Projekt
HF 1
HF 2
35
16
45
19
2015-2016
X
Instandsetzung Holländermühle in Dörrwalde
Resort
Lausitzer
Seenland
GmbH
20
9
45
11
2015
X
Um- und Ausbau 4-SeitenHof in Sedlitz
Susanne
Brösel
120
54
45
66
2015-2016
X
Ausbau eines 3-Seiten-Hofes
Frank
in Sedlitz zum altengerechten
Forberg
Wohngebäude
250
112
45
138
2015-2016
X
50
40
80
10
2015-2018
Unbekannte Moderne
Institut für
neue Industriekultur INIK
GmbH
X
HF 3
X
HF 4
Anmerkungen /
Projektbeschreibungen
Anbau eines Aufzugs zur
Ermöglichung eines
barrierefreien Zugangs sowohl zur Praxis als auch zum
Geschäft
Weiterführung der denkmalgerechten Instandsetzung der historischen Holländermühle (Holzdeckenbalkenköpfe, Holzfenster,
Kettenantrieb und Zahnkranzkopf Windrose, etc.)
Umbau ehemaliger Stallräume zu Wohnraum für
eine junge Familie (Heizung,
Dämmung, Hülle, Wasser,
Elektro und Fenster)
Schaffung von 9 altengerechten Wohnungen für bis
zu 16 Personen - Betreuung
durch ortsansässige Pflegefirma nach Braunschweiger
Modell
Kooperationsprojekt
Bekanntmachung und Vermarktung von BauhausGebäuden in Deutschland,
Tschechien und Polen über
ein Wegeleitsystem, eine
Ausstellung und ein Reiselesebuch
46
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Die Projekttabellen verdeutlichen, dass die eingereichten Projektvorschläge alle vier Handlungsfelder
umfassen - wenn auch mit unterschiedlichen Anteilen. Mit Blick auf die Projektinhalte hat sich erwieerwi
sen, dass eine eindeutige Zuordnung zu den Handlungsfeldern nicht immer gegeben ist, da einzelne
Vorhaben eine themenübergreifenden Wirkung haben. Für die Darstellung der räumlichen
räumlichen Verteilung
der Projektideen in Abb. 8 wurden die Projekte jedoch nur einem Handlungsfeld zugeordnet, um eine
bessere Lesbarkeit der Abbildung zu gewährleisten.
Auch mit Hinblick auf die räumliche Verteilung der Projektideen wird deutlich, dass Vorhaben
Vo
aus der
gesamten LEADER-Region
Region vertreten sind (vgl. Abb. 8).Die meisten Projektvorschläge (22) wurden im
Handlungsfeld Sicherung der Daseinsvorsorge erarbeitet. Erwartungsgemäß treten hier überwiegend
Kommunen als Projektträger auf. Das Handlungsfeld
Handlungsfeld Lebensqualität ist mit 13 Projektvorschlägen
ebenfalls stark untersetzt, gefolgt von neun Vorschlägen im Tourismus, die vorrangig von privaten
Akteuren eingereicht wurden. Für die mit vier bisher vergleichsweise geringe Zahl von ProjektvorProjektvo
schlägen im Handlungsfeld
dlungsfeld regionale Wertschöpfung ist zu berücksichtigen, dass insbesondere für
private Antragssteller fehlende Eigenmittel aber auch die derzeit noch bestehende Unklarheit der
konkreten Fördertatbestände ein Hemmnis darstellt. Häufig wird mit der Erarbeitung
Erarbei
von entsprechenden Projektanträgen gewartet bis die Förderbedingungen konkret definiert sind, um eigene
Ideen dann auf Passfähigkeit zu überprüfen und ggf. weiterzuentwickeln. Zudem bestehen für UnterUnte
nehmen in bestimmten Branchen wie z. B. der Landwirtschaft
Landwirtschaft auch andere Fördermöglichkeiten,
sodass die Orientierung auf die LEADER-Richtlinie
LEADER Richtlinie nicht in jedem Fall Priorität besitzt. Die KommuniKommun
kation seitens der LAG wird insofern in der Ansprache von Unternehmen zukünftig einen SchwerSchwe
punkt setzen, um private Initiativen noch gezielter einzubinden.
Abbildung 8:: Räumliche und thematische Verteilung der Projektideen
Quelle: eigene Darstellung.
47
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
5.3 Partnerschaften, Netzwerke und Kooperationsprojekte
Als kleinste der Brandenburger LAGs und als Bestandteil des länderübergreifenden Lausitzer Seenlandes sieht die LAG Energieregion im Lausitzer Seenland in einer engen Kooperation sowohl innerhalb als auch außerhalb der Region ein zentrales Tätigkeitsfeld. Parallel wird der Erfahrungsaustausch
auch auf internationaler Ebene aufgenommen bzw. intensiviert. Hier zeichnen sich bereits erste konkrete Projektansätze ab. Neben der Kommunikation mit benachbarten LAGs werden für Kooperationsvorhaben weitere Akteure wie die in Kapitel 3.5 genannten Institutionen und Verbände einbezogen. Parallel zum Aufbau von Stadt-Land-Partnerschaften und Kooperationen mit WiSo-Partnern
stehen insbesondere Kooperationen mit den benachbarten LAGs in Brandenburg und Sachsen im
Blickpunkt der Zusammenarbeit. Die in der GLES gesteckten Kooperationsziele konnten in der vergangenen Förderperiode aufgrund des hohen zeitlichen und finanziellen Aufwands nur teilweise erreicht werden. Für die neue Förderperiode steht die Initiierung, Unterstützung und Förderung von
Kooperationsprojekten daher insbesondere im Fokus der LAG-Arbeit. Der neu gebildete gemeinsame
Tourismusverband stärkt und befördert als länderübergreifende Institution in diesem Zusammenhang insbesondere gemeinsame Projekte mit dem Land Sachsen. Bei der diesbezüglichen Zusammenarbeit ist zu berücksichtigen, dass das Land Sachsen erst im April 2014 mit dem LEADERWettbewerb gestartet ist, so dass sich hier bisher andere zeitliche Prioritäten ergaben.
Während innerhalb der Region zwischen Städten und Umland eine Zusammenarbeit vorwiegend im
Bereich der Daseinsvorsorge im Fokus steht, finden sich die meisten regionsübergreifenden Kooperationsansätze im Bereich des Tourismus und der regionalen Wertschöpfung. Für die Startphase der
RES sind eine Reihe von Kooperationsprojekten vorgesehen, die in Tabelle 2 mit aufgeführt sind (entsprechender Hinweis im Feld Bemerkung).
48
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
5.4 Finanzierung
Tabelle 4: Gesamtkosten (ca.-Werte, Startervorhaben)
Handlungsfeld
kommunale
Projekte
private Projekte
Projekte gesamt
Tourismus im Lausitzer
Seenland
825.000,00 €
875.000 €
1.700.000 €
Lebensqualität in ländlichen Gemeinden
1.760.000 €
2.025.000 €
3.785.000 €
Sicherung der Daseinsvorsorge
6.199.000 €
6.940.000 €
13.139.000 €
Regionale Wertschöpfung
0
4.679.000 €
4.679.000 €
8.784.000 €
14.519.000 €
23.303.000 €
Summe
Tabelle 5: Kosten und Finanzierung nach Handlungsfeldern (ca.-Werte, Startervorhaben)
Handlungsfeld
Gesamtkosten
davon
Eigenanteil
davon
Förderung
Tourismus im Lausitzer
Seenland
1.700.000 €
381.000 €
1.319.000 €
Lebensqualität in ländlichen Gemeinden
3.785.000 €
1.061.000 €
2.724.000 €
Sicherung der Daseinsvorsorge
13.139.000 €
4.303.000 €
8.836.000 €
Regionale Wertschöpfung
4.679.000 €
1.938.000 €
2.741.000 €
Summe
23.303.000 €
7.683.000 €
15.169.000 €
49
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
6 Projektauswahlverfahren und Prioritätensetzung
Die Umsetzung der RES stützt sich auf Projekte, die in der Trägerschaft öffentlicher und privater Akteure als kurz- und mittelfristige Vorhaben realisiert werden. Von entscheidender Bedeutung für die
Auswahl geeigneter Projekte sind deren Erfolgschancen sowie der Zielbeitrag für die RES. Um eine
erfolgreiche Umsetzung der Projekte und damit auch der Ziele der RES zu garantieren, werden die
Projektvorschläge durch die LAG umfassend geprüft und gewichtet. Die bisherige Auswahl und
Priorisierung der Projekte wurde anhand eines dreistufigen Verfahrens durchgeführt. Mit diesem
mehrstufigen Vorgehen unter Einbindung mehrerer Gremien ist ein inhaltlich umfassendes und
transparentes Prüfungsverfahren gegeben, das sich bereits in der Umsetzung der GLES gut bewährt
hat und daher in der grundlegenden Struktur beibehalten wird. Um die Projektauswahl zukünftig
effizienter zu gestalten, wird die Funktion der einzelnen Gremien im Prüfverfahren optimiert.
Stufe 1
Die zentrale Anlaufstelle für die Projektträger ist und bleibt das Regionalmanagement. Diesem fällt
die Aufgabe zu, bei der Förder- und Antragsabwicklung die Projekte vorab zu überprüfen und ggf.
dem Projektträger bei der Vervollständigung zu helfen. Ferner gleicht das Regionalmanagement im
Zuge der Projektaufnahme die Projektidee mit den Mindestkriterien ab. Hierbei handelt es sich um
grundlegende Voraussetzungen für die Prüfung durch weitere Gremien. Dazu zählen die Vollständigkeit der Unterlagen, RES-Konformität sowie die Überprüfung, ob der Projektstandort innerhalb der
LEADER-Region liegt.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der in Stufe zwei geplanten Projektbereisungen und des daraus
resultierenden hohen zeitlichen Aufwands ist die stärkere Filterung der Projekte in dieser Anfangsphase erforderlich. Bei negativem Ergebnis der Vorprüfung kann der Projektträger so frühzeitig über
eventuelle Hemmnisse und Probleme informiert werden. Damit wird einerseits die Möglichkeit einer
frühzeitigen Nachbesserung bei theoretisch geeigneten Projekten geschaffen und andererseits der
hohe Folgeaufwand bei abgelehnten Projekten im weiteren Prüfverfahren sinnvoll begrenzt. Das
Regionalmanagement wird in der Konsequenz eine stärkere Steuerungsfunktion ausüben und so das
gesamte Prüfverfahren zukünftig wesentlich effektiver gestalten können.
Im Nachgang dieser ersten Überprüfung übergibt das Regionalmanagement die Projektvorschläge bei
Bedarf an die LAG-Arbeitsgruppen.
Stufe 2
Den Experten der Arbeitsgruppen obliegt eine umfassende fachliche Bewertung der Projektvorschläge. Die querschnittsorientierte Zusammensetzung der Arbeitsgruppen mit internen und externen
Experten (vgl. Kapitel 3.4) gewährleistet hier eine hohe fachliche Qualität der Beurteilungen. Um
Möglichkeiten und örtliche Rahmenbedingungen besser beurteilen zu können, wird in Abhängigkeit
der zeitlichen und personellen Ressourcen der Arbeitsgruppenmitglieder eine Auswahl an Projektstandorten vor Ort besichtigt/bereist. Bei Bedarf werden die Projektträger persönlich angehört, um
sich Ziele und Projektinhalte erläutern zu lassen. Dieses Verfahren hat sich nach Aussagen in den
Expertengesprächen positiv bewährt und bietet den Vorteil, dass sich während der Bereisungen bereits ausreichend Zeit und Gelegenheiten für einen ersten fachlichen Austausch zum Projektvorschlag
ergeben. Darüber hinaus stellen persönliche Vor-Ort-Gespräche und Besichtigungen eine umfassende und realistische Beurteilung sicher und führen auch auf Seiten der Antragsteller zu einer hohen
Wertschätzung und positiven Wahrnehmung durch die LAG, die für die weitere Zusammenarbeit
50
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
förderlich ist. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppenbewertung werden in einer Empfehlung für den
Vorstand zur Projektauswahl zusammengefasst und unterstützen so die Ausarbeitung einer eigenen
Stellungnahme zu den Projektideen.
Tabelle 6 Überblick - Verfahren zur Projektauswahl
•
Projektträger reicht Projektidee bei dem Regionalmanagement ein. Bei Zuständigkeit der LAG erfolgt das Ausfüllen
eines Projektantrags
•
RM prüft Vorhaben auf Vollständigkeit, RES-Zielstellungen
sowie Realisierungschancen
•
je nach Ergebnis der Vorprüfung entweder
o Ablehnung des Projektes oder
o Unterstützung / Beratung durch RM zur
konzeptionellen Antragsoptimierung
Übergabe der Projekte durch
RM an die LAG-Arbeitsgruppe
•
Bei Bedarf Weiterleitung des Projektes sowie einer ersten
Voreinschätzung des RM an die thematisch zuständigen Arbeitsgruppen zur Bewertung
fachliche Bewertung des Vorhabens durch Arbeitsgruppe
•
umfassende fachliche Prüfung und Bewertung des
Projektes durch Arbeitsgruppe
•
Vor-Ort-Besichtigung ausgewählter Projektideen,
Beurteilung der örtlichen Rahmenbedingungen und
bedarfsbezogen persönliche Abstimmung und Diskussion
mit Projektträger
Empfehlung an den Vorstand
der LAG
•
Arbeitsgruppenempfehlung sowie im Bedarfsfall Einholung
externer Stellungnahmen zum Vorhaben, Zusammenfassung der Ergebnisse der Projektbewertung durch das RM
Stellungnahme des Vorstandes
•
auf Basis der Arbeitsgruppenempfehlung erarbeitet der
Vorstand der LAG eine Stellungnahme zum Vorhaben
•
Förderempfehlung und Ranking der Projekte anhand von
Projektauswahlkriterien und Budgetierung - abschließendes
Votum des Vorstandes
bei positivem Votum wird der Projektträger über die Bestätigung seines Projektes informiert und erhält die Stellungnahme der LAG
Einreichung des Antrags beim LELF - bedarfsbezogene
Begleitung und Unterstützung des Antragsverfahrens durch
das RM bis zur Bewilligung (inkl. Nachbesserungen,
Abrechnung und Verwendungsnachweis)
Projektidee wird eingereicht
Stufe 1
Projektaufnahme durch Regionalmanagement
Beratung/Ablehnung durch
Regionalmanagement
Stufe 2
ggf. Projektbereisung und VorOrt-Gespräche
Stufe 3
abschließende Bewertung des
Projektes - Votum
•
Information des Antragsstellers
•
Beantragung bei
Bewilligungsbehörde
51
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Stufe 3
Die Zusammenfassung der Projektbewertung durch das Regionalmanagement, die Arbeitsgruppenempfehlung sowie externe Stellungnahmen zum Vorhaben werden dem LAG-Vorstand vorgelegt.
Dieser entscheidet sodann anhand der Projektauswahlkriterien und in Abhängigkeit der Budgetierung über die zeitliche Abfolge der Projekte (Ranking) und die Empfehlung zur Bewilligung des Projektantrages an die zuständige Bewilligungsbehörde (Votum). Ferner gibt der LAG-Vorstand Hinweise
und Empfehlungen zur Umsetzung der Projekte.
Während der Projektvotierung ist darauf zu achten, dass eventuelle Interessenkonflikte vermieden
werden, indem Vorstandsmitglieder für Vorhaben, bei denen sie involviert – bzw. selbst Antragsteller
sind, kein Stimmrecht erhalten. Bei der Votierung ist ebenfalls zu berücksichtigen, dass mindestens
50% der Stimmberechtigten dem nicht-öffentlichen Bereich (Wirtschafts- und Sozialpartner) angehören müssen. Dies ist Voraussetzung für die Beschlussfähigkeit, welche ebenso wie die Beschlüsse des
Vorstandes zu protokollieren ist.
Prioritätensetzung
Um die Projekte auszuwählen, die den größten Mehrwert für die Förderung im LEADER-Programm
erzielen, werden die Projektanträge auf Basis transparenter Projektauswahlkriterien bewertet und in
einer Prioritätenliste bzw. in einem Projektauswahlranking gewichtet. Die Anwendung der Projektauswahlkriterien erfolgt obligatorisch während des gesamten Fördermittelzeitraums und nicht nur
bei Mittelknappheit. Die Auswahlkriterien sollen folgendes gewährleisten: die Gleichbehandlung der
Antragsteller, eine bessere Nutzung der finanziellen Ressourcen, Priorisierung der Förderung im Einklang mit den nationalen/regionalen Prioritäten für die ländliche Entwicklung sowie die Ausrichtung
der Maßnahmen im Einklang mit den EU-Prioritäten für die ländliche Entwicklung.
Das Projektauswahlverfahren wird auf der Website des Fördervereins als Download zur Verfügung
gestellt, um jedem Antragsteller und potenziellem Projektträger Einblick zu geben, nach welchen
Kriterien sein Vorhaben votiert wird.
Wie in den Tabellen 7 und 8 dargestellt, wird die Auswahl und Gewichtung der Projekte anhand von
verschiedener Projektauswahlkriterien vorgenommen, die ihrerseits in zwei Kategorien gegliedert
sind.
1. 3 Mindestkriterien als grundlegende Voraussetzungen für die Antragsprüfung durch weitere
Gremien = Projektaufnahme (Regionalmanagement)
2. 11 Kriterien zur qualitativen Bewertung (LAG-Vorstand)
Die Prüfung der Mindestkriterien als grundlegende Voraussetzungen entspricht dabei der in Stufe 1
geschilderten Vorprüfung und wird durch das Regionalmanagement vorgenommen.
Tabelle 7: Übersicht der Ausschlusskriterien zur Projektauswahl
Projektaufnahme
(alle Kriterien müssen erfüllt sein)
• Vollständigkeit der Unterlagen (Projektbeschreibung und Kostenschätzung)
• RES-Konformität/wird ein Beitrag zur den
Handlungsfeldzielen der RES geleistet?
• Projektstandort innerhalb der LEADERRegion
Kriterium erfüllt?
x
x
x
Anmerkungen
Projektkonzeption mit Zieldarstellung sowie
Kostenvoranschlag inklusive Kostengliederung
Zuordnung zum Handlungsfeld A,B,C
mit Teilziel X,Y,Z
innerhalb der bestätigten LEADER-Region
52
Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Die qualitative Bewertung erfolgt während Stufe 2 und 3 durch den Vorstand. Für die Befürwortung
bzw. für eine „Förderwürdigkeit“ des Projektvorschlages müssen sämtliche Mindestkriterien in vollem Umfang erfüllt sein (siehe Tabelle 7). Es handelt sich um „harte“ Ausschlusskriterien. Sind diese
nicht gegeben, werden die beantragten Projektvorschläge von der Förderung ausgeschlossen, da sie
keinen ausreichenden Mehrwert erkennen lassen.
Für jedes Projekt wird ein Bewertungsbogen erstellt, auf dessen Vorderseite die jeweilige
Maßnahmebeschreibung und auf der Rückseite die Bewertungsmatrix mit den Projektauswahlkriterien abgedruckt ist. Für die Kriterien zur Projektauswahl wird durch das Entscheidungsgremium die
folgende Bewertung vorgenommen:
0 = Kriterium nicht erfüllt (nein)
1 = Kriterium teilweise erfüllt (teils)
2 = Kriterium in hohem Ausmaß erfüllt (ja)
Zusätzlich werden die Punkte mit einem Faktor von 1-2 multipliziert (resultierend aus der Schwerpunktsetzung der Entwicklungsstrategie), der eine unterschiedliche Gewichtung der Kriterien ermöglicht. Während der Vorstandssitzung wird dann zu jedem Projekt die ermittelte Gesamtpunktzahl
abgefragt und in eine Projektliste eingetragen, woraus im Ergebnis das arithmetische Mittel (Dezimalwert in Abhängigkeit der notwendigen Rangbildung mit 2 Nachkommastellen) gebildet wird. In
Relation zu der maximal möglichen Punktzahl wird ein Prozentsatz ermittelt, der eine einheitliche
Bewertung der Projekte gewährleistet. Dabei muss ein Mindestwert von 30% erreicht werden (entspricht 12 Punkten) – wird dieser Prozentsatz unterschritten, werden die betreffenden Projektvorschläge von der Förderung ausgeschlossen. Anhand der Rangfolge und Priorisierung erfolgt die Bedienung der Förderanträge in absteigender Reihenfolge bis zur Ausschöpfung der Mittel. Bei gleicher
Punktzahl wird das vom Investitionsvolumen her günstigere Projekt prioritär eingestuft.
Um die Projektvorschläge thematisch einzuordnen und sicherzustellen, dass die einzelnen Handlungsfelder im gesamten Förderzeitraum auch angemessen mit Projekten untersetzt werden können,
ist die Nutzung von Antragsfristen vorgesehen. Für die zu votierenden Vorhaben müssen die vollständigen Unterlagen bis zum 31.01. beim Regionalmanagement der LAG vorgelegt werden. Nach
erfolgter Votierung und in Auswertung der Prioritätenliste werden die zur Förderung empfohlenen
Projektträger aufgefordert, zeitnah (innerhalb von 6 Wochen) die Antragsunterlagen zur Prüfung bei
der zuständigen Bewilligungsbehörde einzureichen. Sollte das Budget in diesem ersten Durchlauf
nicht ausgeschöpft werden, besteht die Möglichkeit einer Nachfrist (2. Runde) - Nachrücker wird es
hierbei jedoch nicht geben – das Auswahlverfahren wird dann für alle Vorhaben neu gestartet.
Die Projektauswahlkriterien sind dabei verbindlich - entscheidend für die Rangfolge ist die Gesamtpunktzahl der Projektbeschreibung. Eine faire Einschätzung des Projektes auf Basis des fachlichen
Know-hows der Beteiligten und eine Diskussion im LAG-Vorstand bilden dabei die Grundlage einer
qualifizierten Projektbewertung. Es ist zudem vorgesehen, die Kriterien und das Projektauswahlverfahren im Rahmen der Evaluierungen bei Bedarf anzupassen um flexibel auf neue Projektvorschläge,
Erfahrungswerte und ggf. geänderte Rahmenbedingungen reagieren zu können. Dies ist jedoch im
Sinne der Gleichbehandlung der Antragsteller nur nach Ablauf einer Bewertungsfrist möglich und
wird rechtzeitig vor Beginn der neuen „Runde“ bekanntgegeben.
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Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Tabelle 8: Übersicht der Projektauswahlkriterien
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Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
7 Monitoringverfahren und Evaluierung
Um sich der Aktualität von Handlungsbedarfen und Zielformulierungen der Entwicklungsstrategie zu
vergewissern, ist eine begleitende Überprüfung der RES in Form einer Evaluierung unabdingbar. Eine
begleitende Evaluierung erfordert - im Unterschied zu einer ex-post-Evaluierung - ein laufendes flexibles und bedarfsorientiertes Monitoring zur Kontrolle, um zu prüfen in welchem Ausmaß die formulierten Ziele erreicht wurden und welche regionalen Effekte sich infolge der Förderung ergeben
haben. Das Monitoring und die Evaluierung bilden somit die Basis für einen umfassenden Lernprozess der LAG-Akteure und ermöglichen im Ergebnis eine zielgerichtete Anpassung von Handlungsfeldern und Projekten an geänderte Rahmenbedingungen. Die folgenden Ausführungen zum
Monitoring und der Evaluierung wurden u.a. auch anhand der Anregungen und Hinweise aus dem
von der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume im Mai 2014 veröffentlichten „Leitfaden mit
Methodenbox zur Selbstevaluierung in der Regionalentwicklung“ erarbeitet.
7.1 Monitoring
Ein Monitoring dient der Untersuchung der Projektverläufe und stellt diese Untersuchungsergebnisse
den Zielsetzungen der RES gegenüber. Mithilfe dieses Beobachtungssystems werden anhand von
regelmäßig und systematisch erhobenen Daten die Ergebnisse aus der Umsetzung der RES dokumentiert und so eine Beurteilung des Erfolgs der Regionalentwicklung ermöglicht. Im
Monitoringverfahren der RES werden Indikatoren durch quantitative Daten (Zahlen) und qualitative
Werte abgebildet. Hier werden im Wesentlichen zwei verschiedene Bereiche unterschieden.
≡
Indikatoren für eine inhaltliche Bewertung, die die Umsetzung der Teilziele in den einzelnen
Handlungsfeldern aufgreifen.
≡
Indikatoren für eine Bewertung der Struktur und Prozesse, die die Beteiligungsprozesse und die
Arbeit des Regionalmanagements aufgreifen
Die Auswahl der Indikatoren stützt sich auf die in Kapitel 5 benannten Teilziele der jeweiligen Handlungsfeldziele. Um die Indikatoren für die inhaltliche Bewertung auswerten zu können, ist eine kontinuierliche Kommunikation und Abstimmung der LAG-Gremien und insbesondere des Regionalmanagements mit den Projektträgern vorgesehen. Für die Bewertung der struktur- und prozessbezogenen
Indikatoren sind die Entscheidungsprozesse, Empfehlungen, Beschlüsse und Teilnehmer der einzelnen LAG-Gremien sowie die Tätigkeit des Regionalmanagements zu dokumentieren.
Die Erhebung quantitativer Daten kann zu einem Teil über kommunale Statistiken und Statistiken von
Fachbehörden, Verbänden, sowie der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer
abgedeckt werden. Entscheidend sind hier jedoch die eigene Erhebungen und Dokumentationen der
LAG sowie die intensive Kommunikation mit den regionalen Akteuren und Projektträgern sowie deren Einschätzung. Die Erhebung qualitativer Daten stützt sich auf Befragungen, deren Ergebnisse in
Form von Meinungsbildern und Wertungen dargestellt werden. Das Indikatorenset des Monitorings
ist nach Handlungsfeldern und Strukturzielen geordnet mit den zu erfassenden Daten in den nachfolgenden Tabellen aufgeführt und umfasst Angaben zu den Teilzielen, den Indikatoren und zur Terminierung.
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Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Tabelle 9 Indikatorenset Monitoring
Sicherung der Daseinsvorsorge
01. Verkehrsinfrastruktur zur Sicherung der Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen erhalten und qualifizieren
Teilziel
Indikator
Zielgröße
Terminierung
(inklusive
Etappenziele)
Umsetzung von Infrastrukturmaßnahmen
Anzahl Maßnahmen
2 Infrastrukturmaßnahmen
4 Infrastrukturmaßnahmen
2017
2020
Optimierung Taktzeiten und Umsteigezeiten in
Übereinstimmung mit Mobilitätskonzept RWK
Zufriedenheit mit dem ÖPNV-Angebot
Zufriedenheit mit dem ÖPNV-Angebot
Durchführung von Veranstaltungen mit Städten und
ihren Umlandgemeinden zur Abstimmung von Haltestellen und Fahrplänen
Anzahl der Veranstaltungen
4 Veranstaltungen
8 Veranstaltungen
2017
2020
02. Angepasste Mobilitätskonzepte und -angebote zur Stärkung der beruflichen und privaten Mobilität entwickeln
Aufbau von mobilen Dienstleistern in der Region
Anzahl mobile Dienstleister
3 mobile Dienstleister
2020
Umsetzung von alternativen Mobilitätsangeboten
Anzahl alternative Mobilitätsangebote
2 Angebote
3 Angebote
2017
2020
03. Infrastrukturausstattung im Bildungs- und Gesundheitsbereich flächendeckend im Bestand sichern und bedarfsgerecht weiterentwickeln
Herstellung barrierefreie Zugänge zu Infrastruktureinrichtungen
Anzahl barrierefreie Zugänge
10 Zugänge bis 2017
2017
Sicherung der Betriebsnachfolge oder Neuansiedlung
von Fachärzten
Anzahl der Arztpraxen
5 Arztpraxen
10 Arztpraxen
2017
2020
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Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Lebensqualität in ländlichen Gemeinden
01. Erhalt und Entwicklung des Ortsbildes/der Siedlungsstrukturen, Dorferneuerung und Bewahrung des historischen Ortsbildes (baukulturelles Erbe) auch durch
dessen Vermarktung als Wohnstandort
Teilziel
Indikator
Zielgröße
Terminierung
(inkl. Etappenziele)
Durchführung Imagekampagne zum Wohnen im
ländlichen Raum
Anzahl der durchgeführten Veranstaltungen
2
2017
Zahl der Artikel/Berichte in verschiedenen Medien
4
Sanierung der Bausubstanz in historischen Dorfkernen
Anzahl der Objekte
4 Objekte
2017
barrierefreie Neugestaltung und Inwertsetzung von
Dorfplätzen/-angern
Anzahl der Maßnahmen zur Neugestaltung von
Dorfplätzen
3 Dorfplätze
2017
3 ehrenamtliche Initiativen/Vereine
2016
02. Stärkung von Teilhabe und Partizipation, Förderung von Ehrenamt und Vereinsarbeit
ehrenamtliche Initiativen / Vereine stabilisieren bzw.
aufbauen
Anzahl der ehrenamtlichen Initiativen und Vereine
03. Bildungsangebote für Kinder und Erwachsene konzipieren und durchführen
Konzeption und Durchführung von Bildungsangeboten
Anzahl der Bildungsangebote
5 Bildungsangebote
2018
Durchführung von Informationsveranstaltung zur
Berufsbildung an Schulen
Anzahl der Informationsveranstaltungen
1 Informationsveranstaltung p. a.
jährlich
Umsetzung von Kooperationsprojekten mit der BTU
Anzahl der Kooperationsprojekte
2 Kooperationsprojekte
2017
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Tourismus im ländlichen Raum
01. Imageaufbau und Vermarktung des Lausitzer Seenlandes als junge und aktive Urlaubsregion mit Schwerpunkt im Wasser-, Rad- und Skatetourismus
Teilziel
Indikator
Zielgröße
Terminierung
(inkl. Etappenziele)
Umsetzung einer Marketingkampagne für das Lausitzer Seenland in Kooperation mit dem Land Sachsen
Anzahl der Kampagnen
vorliegender Ergebnisbericht der
Kampagne
2018
Entwicklung von radtouristischen Tagesangeboten in
der Region
Anzahl der radtouristischen Tagesangebote
5 radtouristische Angebote
10 radtouristische Angebote
2016
2018
02. Touristische Basisinfrastrukturen zur Ergänzung bestehender touristische Angebote
Neuschaffung von ergänzenden Infrastrukturen (z. B.
Gastronomie, Rast- und Parkplätze)
Anzahl der Projekte
10 Infrastrukturen
20 Infrastrukturen
2016
2018
Steigerung der Übernachtungskapazitäten in der
Region durch Umnutzung ortsbildprägender Gebäude (Berücksichtigung vorhandener Bedarfe)
Bettenkapazität
20 Betten
40 Betten
2016
2018
03. Nachhaltige Tourismus- und Standortentwicklung durch qualitative Verbesserung touristischer Infrastrukturen und Schaffung barrierefreier Angebote sicherstellen
Zertifizierung von wassertouristischen Angeboten
mit der Gelben Welle
Anzahl der zertifizierten Angebote
3 Angebote/Projekte
6 Angebote/Projekte
9 Angebote/Projekte
2016
2018
2020
Strandsanierung und Sicherstellung barrierefreier
Zugänge
Anzahl der durchgeführten Sanierungsmaßnahmen
8 Badestrände
2020
jährlich
04. Zusammenarbeit und Servicequalität zwischen touristischen Anbietern verbessern
Durchführung von Weiterbildungsveranstaltungen
mit touristischen Anbietern und Institutionen zur
Steigerung der Servicequalität und Kundenorientierung
Anzahl der Veranstaltungen
1 Veranstaltung
Anzahl der Teilnehmer
20 Teilnehmern
Entwicklung von Kombinationsangeboten durch
Vernetzung mehrerer Partner
Anzahl der Kombinationsangebote
3 Kombinationsangebote
6 Kombinationsangebote
2016
2018
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Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Regionale Wertschöpfung
01. Regionale Produkte entwickeln und stärker vermarkten
Teilziel
Indikator
Zielgröße
Terminierung
(inkl. Etappenziele)
Entwicklung von neuen regionalen Produkten
Anzahl regionaler Produkte
3 regionale Produkte
2016
Durchführung von gemeinsamen Marketingaktionen
verschiedener Partner
Anzahl Marketingaktionen
3 gemeinsame Marketingaktionen
2016
02. Kooperation von landwirtschaftlichen Unternehmen mit gastronomischen und touristischen Anbietern zur Steigerung der Wertschöpfung
Entwicklung neuer Angebote
Anzahl der Angebote
4 Angebote
6 Angebote
2016
2018
Schaffung neuer Arbeitsplätze
Anzahl der Arbeitsplätze
5 Arbeitsplätze
10 Arbeitsplätze
2017
2020
Informationsaufbau, Kontaktpflege und Förderung
des Austauschs zwischen Anbietern zur Vorbereitung
gemeinsamer Angebote und Projekte durch das RM
-
Tätigkeitsbericht Regionalmanagement auf den Vorstandssitzungen
kontinuierlich
03. FuE-Potenzial durch die BTU Cottbus in der Region zur Steigerung der Wertschöpfung
Durchführung von 2 Veranstaltungen mit Vertretern
der BTU und aus der Wirtschaft zur Verbesserung
des Wissenstransfers
Anzahl der Veranstaltungen
2 Veranstaltungen
2016
Umsetzung von 2 Kooperationsprojekten der BTU
mit lokalen Unternehmen
Anzahl der Kooperationsprojekte
2 Kooperationsprojekte bis 2020
2020
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Regionale Entwicklungsstrategie der LAG Energieregion im Lausitzer Seenland e.V. für die Förderperiode 2014-2020
Struktur- und Managementziele
01. Verbesserung der regionalen Zusammenarbeit
Teilziel
Indikator
Zielgröße
Terminierung
(inkl. Etappenziele)
Durchführung von 3 Abstimmungstreffen pro Jahr
mit den Nachbar-LAGs
Anzahl der Abstimmungstreffen
3 Abstimmungstreffen
jährlich
Realisierung von Kooperationsprojekten
Anzahl der realisierten Kooperationsprojekte
5 Kooperationsprojekte
10 Kooperationsprojekte
2016
2018
Erarbeitung von Kooperationsvereinbarungen intern
mit WiSo-Partnern oder extern mit anderen LAGs
Anzahl der Kooperationsvereinbarungen
2 Kooperationsvereinbarungen
4 Kooperationsvereinbarungen
2015
2017
Durchführung von internationalen Projekten
Anzahl der Projekte
1 internationales Projekt
2 internationale Projekte
2018
2020
02. Beteiligung der regionalen Akteure an der Umsetzung der Entwicklungsstrategie
Erhöhung der Anwesenheitsquote bei Mitgliederversammlung
Anwesenheitsquote bei der Mitgliederversammlung
Anwesenheitsquote von durchschnittl. 60 %
jährlich
Frauenanteil in Führungs- und Entscheidungsebenen
der LAG erhöhen
Anzahl der Frauen im Vorstand
33% Frauenanteil
2020
Teilnahme des Regionalmanagements an Veranstaltungen/Sitzungen von bestehenden Jugendorganisationen zur Verbesserung der Zusammenarbeit
Anzahl der Teilnahmen
3 Jugendbeteiligungsveranstaltungen
jährlich
03. Einbindung der Wirtschaftsvertreter in die LAG durch Aktivitäten des Regionalmanagements verbessern
Teilnahme des Regionalmanagements an Unternehmerstammtischen/Tagungen von Unternehmerverbänden
Anzahl der Teilnahmen
5 Teilnahmen
jährlich
Steigerung des Anteils der Anzahl von privaten bewilligten Projekten
Anzahl der privaten bewilligten
Projekte
60 % Anteil
2016
60
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7.2 Evaluierung
Das dynamische Anpassungsprinzip der RES erfordert Evaluierungen, um die Stärken und Schwächen
zu ermitteln, den Prozess zu überprüfen und den Arbeitserfolg der LAG einschließlich der Regionalen
Entwicklungsstrategie realistisch einzuschätzen. Auf Grundlage des Monitorings wird daher regelmäßig einerseits der Erfolg der inhaltlichen RES-Umsetzung beurteilt als auch andererseits der Erfolg der
Prozesse und Strukturen im Rahmen des LEADER-Ansatzes. Die Umsetzung der Evaluierung ist auf
zwei Ebenen geplant.
1. Wie bereits in der vorangegangenen Förderperiode soll weiterhin eine interne Selbstevaluierung
durch das Regionalmanagement in Form von Abschlussberichten in jährlicher Folge an das MLUL,
das LELF sowie die LAG-Mitglieder übermittelt werden.
2. Darüber hinaus sind zwei externe Evaluierungen - einmal zur Halbzeit der Förderperiode im Jahr
2017 sowie einmal zum Abschluss der Förderperiode vorgesehen.
Die jährlichen Selbstevaluierungen dienen im Wesentlichen einer Bewertung der eigenen Arbeit und
der Steuerung des regionalen Entwicklungsprozesses. Hier ist die umfassende Einbeziehung der Akteure/Mitglieder/Projektträger entscheidend. Die Fremdevaluierungen ermöglichen durch einen
Blick von außen eine unvoreingenommene Bewertung mit ggf. neuen Sichtweisen und alternativen
Lösungsmöglichkeiten und werden ebenfalls in enger Abstimmung mit und unter Beteiligung der
LAG-Akteure durchgeführt. Mit Hilfe der Evaluierung werden insbesondere folgende Sachverhalte
und Themen geprüft und bewertet:
≡
Realisierungsstand und Erfolg von Projekten
≡
Beitrag der Projekte zur Umsetzung der formulierten strategischen Handlungsfeldziele und Teilziele in der RES
≡
Inhaltliche Überprüfung der Handlungsfelder mit Blick auf die Schwerpunktsetzung und Zielsetzungen
≡
Bewertung der eigenen Arbeit und der Passfähigkeit der Strukturen in der LAG (u.a. Projektberatung, Beteiligung, Projektauswahlverfahren)
≡
Erfolg und Umsetzung des LEADER-Ansatzes (u.a. Bottom-up-Ansatz, Kooperation, öffentlichprivate Partnerschaften, Innovation)
≡
Herausarbeitung von Erfolgsfaktoren und Potenzialen
≡
Ableitung von Handlungs- und Anpassungsbedarfen für die weitere RES-Umsetzung
Die wesentlichen inhaltlichen Eckpunkte, die Vorgehensweise und die erforderliche Beteiligung werden für die einzelnen Evaluierungen im Vorfeld gemeinsam mit dem Vorstand festgelegt. Im Anschluss der Evaluierung wird eine Auswertung der Evaluierungsergebnisse im Vorstand und Beirat
der LAG und nach Bedarf in der Mitgliederversammlung vorgenommen.
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Anlagen
1. Beschlussfassung der RES
2. Satzung der LAG „Energieregion im Lausitzer Seenland“ e.V.
3. Geschäftsordnung des Vorstandes der LAG „Energieregion im Lausitzer Seenland“ e.V.
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