Ausgabe 03/2015 - Bachmann Medien

echt
9.50 CHF
herbst 2015
DIE SCHÖNSTEN SEITEN DER ZENTRALSCHWEIZ
ALPleben
Filmkulisse und Niemandsland:
Ein Besuch im Urner Schächental
Leben in der Fabrik, im Schloss, im Zelt:
Exklusive Wohnformen sind im Trend
9 772296 754004
Schöner wohnen,
mal ganz anders
03
BAUBOOM
Eine Region will hoch hinaus:
Die spektakulärsten Bauprojekte
Zentralschweizer Messe
für Bauen, Wohnen und Garten
einklang 3
LEBEN
  4kurz&gut 
Zirkusluft schnuppern | Eine Stadt
wird grün | Das älteste Holzhaus |
Schampar amüsant | Wandern wie
im Film | Kunstwerke betreten
Ivo Bachmann
S
ie habe die Angewohnheit, «ein
bitzeli klein wenig zur Übertreibung
zu neigen», sagt sie. Wir sehen es ihr
gerne nach. Frölein Da Capo hat
unser Magazin seit seinem Start vor
bald drei Jahren mit ihrer Kolumne
bereichert. Grosses Dankeschön
dafür!
Quelle: marty häuser ©
1.– 4.10.15 Allmend Luzern
Do–So 10 – 18 Uhr www.bauen-wohnen.ch
Nun ist leider Schluss – aus, fertig.
Das Frölein kolumniert künftig zwar
wöchentlich – aber leider nur noch in
einem Zürcher Familienheft. Dafür
muss sie ihr Töffli – huch! – nun
rüdig hüüfig starten. Das Benzin
reicht nicht mehr für die schönen
Ausfahrten in unser Magazin.
Ersatz ist zur Stelle. Wir begrüssen
mit dieser Ausgabe Judith Stadlin
und Michael van Orsouw als neues
Kolumnistenpaar. Als Bühnenduo
nennen sie sich «Satz&Pfeffer».
Mehrfach waren sie am Fernsehen
und Radio; Auszeichnungen haben
sie in Deutschland, Österreich und
der Schweiz erhalten. Sie schreiben
für die Bühne, fürs Radio, für
Lesebühnen – und sie schreiben auch
Bücher. Ihr neuestes Werk heisst
«Rötelsterben» – ein spannender
Kleinstadtkrimi, der in Zug spielt
(Knapp Verlag). Für den Ausklang im
echt haben sich die beiden eine ganz
besondere Form ausgedacht: eine
SMS-Kolumne (Seite 64). Sie greifen
darin das jeweilige Hauptthema einer
echt-Ausgabe auf und variieren es in
ganz neuer, witziger Sprachform.
  6 Rundherum das volle Leben
Herbst bringt Chilbi zurück
  8 Das Seitental
Besuch im Urner Schächental
16 Schöner wohnen, mal anders
Ungewöhnliche Wohnformen
24«Soziale Gemeinschaft
wird wichtiger»
Interview mit Georges T. Roos
28Königlich schöner
Modeberg
Siedlungsgeschichte der Rigi
Entdecken
36 Stille Orte
Fotobuch zu WC-Häuschen
38 Hoch hinaus
Neue Siedlungsgebiete in der
Zentralschweiz
echtTM Herbst 2015
3. Jahrgang | Nr. 3/15
ISSN 2296-7540
echt-magazin.ch
Verbreitete Auflage:
18419 Ex. (WEMF 2014)
Herausgeber
nec consulting
Nick Mijnssen, Zug
Publizistische Leitung
Ivo Bachmann, Sursee
Verlagsleitung
Robert Bösiger, Basel
46 Unser Volkshaus
Kleine Würdigung des Chalets
50 Schön und schlau
Trends an Wohnbaumesse
52 Die Stromfresser im Haus
Interview mit Rainer Kyburz
Geniessen
54 Für genüssliche Momente
Das 9x9 der Gastgeberei
56 Wilde Gegend
Jagd und Wildküche
61 Bahnsens Saisonküche
Ein ganzes Kalb
62 Beelers Käse
Für eine silofreie Schweiz
62Agenda
Veranstaltungen im Herbst
64Teamwork
Lassalle-Haus
66Ausklang
Katze und Kater
67Spiel&Spass
Kreuzworträtsel
David Coulin, Beat Grossrieder,
Benedikt Loderer, Mirjam Oertli,
Daniel Schriber, Pia Seiler,
Rebekka Stämpfli
Bild: Mischa Christen, Nick
Mijnssen, Sylvan Müller,
Christian Roth, Bea Weinmann
(Titelbild), Sarah Weishaupt
Layout: Petra Geissmann
Korrektorat: Beat Koch
Verlag
bachmann medien ag
Thiersteinerallee 17
4053 Basel
[email protected]
bachmannmedien.ch
Mitarbeit
Text: Ivo Bachmann, Catia
Bachmann, Klaus-Dieter Bahnsen,
Marketing
Andreas Bättig, Rolf Beeler,
Claudia Schweizer
Marc Benedetti, Robert Bösiger,
Anzeigen
Information und Tarife:
echt-magazin.ch
[email protected]
Bestellungen
Einzelheft-Versand: CHF 15.–
Kiosk: CHF 9.50
Jahres-Abo: CHF 50.–
­Kollektivabos auf Anfrage
+41 61 534 10 84
[email protected]
echt-magazin.ch
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4 kurz&Gut
LUZERN. Wo kann man sich besser vom
Kleine Artisten im Zirkus Tortellini.
Zirkusluft
schnuppern
LUZERN. Welches Kind hat ihn
nicht, den Traum vom Zirkus?
Fröhlich, bunt und federleicht präsentieren Artistinnen und Artisten
die wunderbarsten Kunststücke
und verzaubern das Publikum.
In einer Zirkushalle in LuzernLittau werden solche Träume tatsächlich wahr.
Die Zirkusschule Tortellini entstand 2008 aus dem gleichnamigen Jugendzirkus. Ihr Ziel ist es,
die Faszination am Zirkus an möglichst viele Menschen weiterzugeben. Kleine und grosse Artistinnen
und Artisten schlüpfen in verschiedenste Rollen. Im Zentrum
steht die Freude an der Bewegung
– und natürlich das Training in
den Zirkusdisziplinen.
Es gibt Kurse für Kindergärtler,
Primarschüler, Jugendliche, Fortgeschrittene, Erwachsene – auch
für Kinder mit Behinderung. Die
Kurse starten nach den Herbstferien. Krönender Abschluss ist jeweils die Aufführung im Sommer.
zirkusschule-luzern.ch
schön&gut
Eine Stadt wird grün
Alltagsstress erholen als zu Hause im
Grünen – sei es im Garten, im begrünten
Innenhof oder auf dem Balkon? Es gibt
also gute Gründe, die Wohnumgebung
als Lebensraum für Mensch und Natur
aufzuwerten – namentlich in der Stadt.
Grüne Inseln bringen Ruhe in den hektischen Alltag und ermöglichen wichtige
soziale Kontakte. Für Familien mit Kindern ist ein naturnah gestaltetes Umfeld
dank der vielfältigen Naturbeobachtungs- und Spielmöglichkeiten besonders
attraktiv. Naturnahe Lebensräume bieten
wertvolle Nischen für selten gewordene
Tier- und Pflanzenarten und produzieren Sauerstoff, binden Staubpartikel,
Kunstwerke
betreten
regulieren das Stadtklima und dämpfen
den Lärmpegel. Und nicht zuletzt ist der
Unterhalt naturnaher Gärten und Anlagen oft günstiger als bei herkömmlich
bepflanzten Umgebungen.
Wer sein Wohnumfeld ökologisch aufwerten will, dem hilft das städtische
­Förderprogramm «Luzern grünt». Es
­liefert Tipps zur naturnahen Gestaltung
und Pflege sowie zur ökologischen
­Aufwertung von bestehenden und neuen
Gärten. Fachleute helfen bei der Auswahl geeigneter Pflanzen und Materia­
lien. Zudem gibts finanzielle Unterstützung für Massnahmen, die der
ökologischen Aufwertung dienen.
Es wurde auch Zeit: Frölein da Capo bringt ihre «Episödali» in Buchform.
Schampar amüsant
luzerngruent.ch
Das älteste Holzhaus
SCHWYZ. Es grenzt an ein Wunder, dass dieses Haus noch steht. Denn es ist älter
als die Eidgenossenschaft. Das Haus Bethlehem in Schwyz wurde bereits anno 1287
errichtet. Es gilt als das älteste noch erhaltene Holzhaus Europas – eine archäologische Entdeckung, die auch international Aufsehen erregte. Das ehemalige Herrenhaus ist heute Teil der Ital-Reding-Hoftstatt – und damit auch öffentlich zugänglich.
irh.ch
Zeitzeuge aus der Entstehung der Eidgenossenschaft: Haus Bethlehem in Schwyz.
Texte: Ivo Bachmann, Robert Bösiger | Bilder: Christian Perret, Irene Brügger, zVg
gut&gerne
5
WILLISAU. Sie hat die bisherigen Ausgaben von echt mit ihrem Humor und
ihren Erlebnissen in Haus und Hof, auf ihrem Zweitakter oder in ihrer Rolle
als Frau und Mutter bereichert. Ihre Kolumne war jeweils unser Ausklang.
Doch Irene Brügger, besser bekannt als Frölein Da Capo, hat noch mehr zu
bieten: Sie ist Sängerin, Kabarettistin, Multiinstrumentalistin, Schauspielerin,
Zeichnerin. Und – eben: Das Frölein schreibt. Seit 2012 veröffentlicht sie
Kolumnen in Zeitungen und Magazinen. So lässt sie uns an ihren Gedanken
und Erlebnissen teilhaben. Dabei nimmt sie sich stets auch selbstironisch auf
die Schippe. Unverblümt erzählt sie von den Tugenden und Unarten des provinziellen Daseins. Die besten ihrer «Episödali» hat das Frölein nun zwischen
zwei Buchdeckeln zusammengefasst (Knapp Verlag, 25 Franken) – grad rechtzeitig zum Ende ihrer Kolumne im echt. Das Buch empfiehlt sich zum Verschenken, als Einfach-so-Lesebüechli, als Zeittotschlaginstrument oder auch
als Verweilliteratur fürs stille Örtchen.
LUZERN. Die Casa Tessuti am
Brandgässli in Luzern ist eine
Wunderwelt der Stoffe. Hier gibts
exklusive Einrichtungstextilien zu
entdecken, wunderschöne Vorhangsysteme oder Möbelstoffe von
feinster Qualität. Und Teppiche!
Das sind hier keine massengefertigten Bodenbedecker, sondern
Design-Teppiche aus natürlichen
Materialien wie Wolle, Filz, Leinen
und Seide. Sie können nach Mass
und persönlichem Farbwunsch
bestellt werden und zieren jeden
Raum – als Kunstwerke, die man
gerne auch betreten darf.
casa-tessuti.ch
einfrauorchester.ch | knapp-verlag.ch
Wandern wie im Film
BERGWELT. Wollen Sie
nicht mal durch eine
Filmkulisse laufen? Das
neue Wanderbuch von
Antoinette Schwab
führt Sie zu Schweizer
Filmdrehorten. Zum
Beispiel in die Berge oberhalb von Silenen im Kanton Uri: Hier wurde vor
dreissig Jahren Fredi Murers «Höhen-
feuer» realisiert. Oder auf den Pilatus,
wo 1990 der Film «Der Berg» gedreht
wurde – eigentlich ja ein Film über
den Säntis, aber was soll’s. Das Wetterhäuschen, das damals als Kulisse
­diente, steht immer noch. Die Buch­texte
sind kombiniert mit 33 Wanderkarten
und Fakten zu den Drehorten.
Dreh-Ort. Wandern in Schweizer Filmkulissen.
Faro-Verlag | fona.ch
Schönes Design, edles Material:
Teppiche von Casa Tessuti.
6
leben
Rundherum das volle Leben
Kreischen im Karussel, Flirten im Putschauto. Zuckerwatte, Marroniduft.
Der Herbst bringt die Chilbi zurück – ein jährliches Furioso der Lebensfreude.
Sie hat in unseren Landen eine lange Tradition. Hier als Kirchweih, dort als
Erntedankfest. Oder wie es im Volkslied heisst: «Und uf drimal hundert
Wärchtig darf scho einisch Chilbi sy.» Zum Beispiel in Luzern. Vom 3. bis
18. Oktober 2015 findet vom Bahnhofplatz bis hin zum Inseli die traditionelle
Lozärner Määs statt. 350 000 Besucherinnen und Besucher werden erwartet.
Kreischend im Karussel, flirtend an der Scooterbahn.
Bild: Emanuel Ammon (AURA) | Text: Ivo Bachmann
7
8 leben
9
Das Seitental
Wild, romantisch und sagenhaft. Abseits der grossen
Verkehrsströme fristet das Urner Schächental
ein scheinbar verlassenes Dasein. Dass es sich hier
auch gut leben lässt, beweisen die Bewohner und
die Älpler am Klausenpass. Ein Augenschein.
Text: Robert Bösiger | Bild: Christian Roth
W
er sich ins Schächental wagt
und sich zuvor etwas informieren will,
stösst auf die Sage um den Grenzhandel
zwischen Glarus und Uri. Und die geht
so: Weil es ständig zu Grenzstreitigkeiten
kam, vereinbarten die Urner und Glarner,
von ihren Hauptorten aus je einen Läufer
beim ersten Hahnenschrei auf die Strecke
zu schicken. Wo sie sich treffen, sollte
künftig die Grenze sein.
Die Glarner bestimmten einen gut
gemästeten Güggel, die Urner setzten auf
einen hungernden. Letzterer krähte schon
kurz nach Mitternacht, und der Läufer
machte sich von Altdorf aus Richtung
Klausen. So kam es, dass der Urner weit
ins Glarnerland hinabstiess, bis er auf den
Kontrahenten traf. Der Glarner, sehr unglücklich, bot dem Urner an, ihn auf den
Berg hinauf zu tragen, so weit die Kräfte
reichten. Gesagt, getan. An einem Bäch-
lein, das heute noch «Scheidbächli» heisst,
brach der Glarner zusammen. An dieser
Stelle trennt heute ein Grenzstein den
­heiligen Fridolin vom Uristier.
Grösste Alp des Landes
Das soll sich vor 700 Jahren zugetragen
haben, anno 1315. Seither gehört die Alp
zum Kanton Uri. Damals hiess sie noch
Ennetmärch (jenseits der Flurgrenze),
heute spricht man vom Urnerboden. Sie
liegt auf 1372 m ü. M. und ist die grösste
Alp des Landes.
Der Urnerboden wird ganzjährig
bewohnt. Zwischen 30 und 40 Menschen
leben permanent in diesem rund 8 km
langen Hochtal, das vom Schächental aus
gesehen hinter der Klausenpasshöhe liegt.
Eingekeilt ist es von dem gut 3000 Meter
hohen Clariden, dem Läckistock und den
Jägerstöcken. Im Sommer bringen 50
Älpler bis zu 1200 Kühe hierher, um sie zu
sömmern. Grundeigentümerin ist die
Kooperation Uri, nur die Alpgebäude gehören den Älplern.
Politisch ist dieser schöne Flecken
Erde eine Exklave der Urner Gemeinde
Spiringen. Doch das spielt keine Rolle,
wie Markus Walker sagt. «Wir schauen
uns selber.» Walker ist Chef des Gasthofs
Urnerboden, des einzigen hier. Das von
weit her sichtbare, mächtige «Hotel Wilhelm Tell» an der Passstrasse, wo zu Zeiten der legendären Klausenrennen noch
die Reichen und Schönen abstiegen, ist
seit zwei Jahrzehnten geschlossen und
marödelt still vor sich hin.
Walker will sich nicht beklagen.
Sein Restaurant ist recht gut besucht. Im
Sommer von Durchreisenden, Wanderern und Kletterern. Im Winter, wenn der
Gleich hinter der Klausenpasshöhe liegt
die wildromantische Oberstafel Vorfrutt,
die zum Urnerboden gehört.
10 leben
11
Tipps
für Reisende
Das Dörflihaus-Museum in
Spiringen zeigt wertvolle Dokumente und Gegenstände aus der
Zeit ab 1290, darunter Schriftstücke über die Ursprünge der
Eidgenossenschaft.
In Unterschächen steht das
Bielen-Sägewerk. 1991 wurde
das Kulturobjekt restauriert und
funktionstüchtig gemacht. Auf
der Oberalp befindet sich das
Älplermuseum. Europaweiten
Seltenheitswert hat das Zielhaus
am Klausenpass aus der Pionierzeit der Automobil- und
­Motorradrennen. Seit 1998 steht
es unter Denkmalschutz.
Bei Wanderern beliebt sind der
Höhenweg über dem Schächental und die idyllische Alp Äsch
mit dem mächtigen Wasserfall.
urnerboden.ch
unterschaechen.ch
spiringen.ch
buerglen.ch
Boden nur von der Glarner Seite her erreichbar ist, von Wintersportlern. Sie finden hier nicht nur gut unterhaltene Langlaufloipen und Schlittelpfade. Vom Boden
aus starten Winterwanderer zum Beispiel
auf den Gemsfairenstock, den Bocktschingel oder zur Claridenhütte. Und die Eiskletterer zieht es in den mit Bohrhaken
gesicherten Klettergarten. Zudem lockt
ein 10 km langer Schlittenhundetrail.
Am Tag unseres Besuchs, Anfang
September, treibt Markus Walker als Präsident des Verkehrs- und Verschönerungs­
vereins die Vorbereitungen zur «VrenäChilbi» und zum Viehmarkt um. Und
auch Älpler Niklaus Kempf, der in fünfter
Generation zusammen mit seiner Frau
Esther und seinen Söhnen den Betrieb
führt, ist in Gedanken schon bei diesem
Grossanlass. Da wird er zwei, drei Tiere
verkaufen und Freunde wiedersehen.
Kempf stellt aus der Milch seiner 25
Kühe jährlich rund 4,5 Tonnen Alpkäse
her. Diesen verkauft er zum grossen Teil
an Privatkunden. Esther Kempfs Spezialität sind die feinen Änisbrötli, die sie täglich frisch zubereitet. Vor drei Jahren war
auch das Schweizer Fernsehen bei den
Kempfs zu Gast; Esther machte bei der
«Landfrauenküche» mit – und gewann.
Die Kempfs führen ein Nomaden­
leben: Jeweils Mitte Juni zieht die Familie
mit ihrem Vieh von Unterschächen zunächst auf den Urnerboden. Da bleiben
sie bis Mitte Juli, um dann weiter auf die
Oberalp zu ziehen. Sieben Wochen bleiben Vieh und Familie dort, bevor es zurück auf den ­Urnerboden geht, um das
inzwischen nachgewachsene Gras zu nutzen. Mitte September gehts weiter talwärts nach Unterschächen.
Auf der Oberalp bieten die Kempfs
eine «Landfrauenstube» mit Übernachtungsmöglichkeiten an. Zudem haben sie
hier zusammen mit Gleichgesinnten in
einem alten Gebäude ein historisches
Alp­üttenmuseum mit einer Ausstellung
zur einstigen Alpkäserei eröffnet.
Stilles Sterben
Heute wird der Urnerboden ganzjährig
bewohnt; bis 1877 war dies im Winter verboten. Gemäss der Gemeindeverwaltung
von Spiringen sind es 11 Familien oder
knapp 40 Menschen, die auch im Winter
auf der Alp leben. Die 1899 eröffnete
Schule gibt es ebenso wenig mehr wie die
Poststelle, und auch Bäcker und Kaplan
sind verschwunden. Die einstige Schule
dient als Domizil des Dorfladens und neben der Kirche St. Erhard liegt der Friedhof als letzte Ruhestätte Verstorbener.
Die Kempfs sind glücklich, dass
ihre Söhne Niklaus und Martin eine Zukunft im Älplerberuf sehen. Viele andere
sahen und sehen das anders. So hat sich
die Bevölkerungszahl in den letzten
Jahrzehnten massiv verringert. Allein
­
zwischen 1992 und 2012 sank die Bevölkerung im Schächental um rund 250 Personen. Und die Abwanderung hält an.
Christian Raab, Leiter Abteilung Wirtschaft und Tourismus auf der Urner
Volkswirtschaftsdirektion, glaubt den
Grund dafür zu kennen: «Die Leute, be-
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Frölein Da Capo bringts auf den Punkt.
Frölein Da Capo, «Episödali» Gschrebnigs & Zeichnets, Perlen-Reihe, Gebunden, 11 x 17,5 cm, 176 Seiten, CHF 24.80, ISBN 978-3-906311-12-8
Auf dem kleinen Friedhof neben der Kirche St. Erhard
liegen die Verstorbenen vor imposanter Kulisse.
leben 13
Sie glauben an eine Zukunft auf dem Urnerboden: die Älpler Esther und Niklaus Kempf und der Hotelier Markus Walker (rechts).
Domaine Coston
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sonders die Jungen, ziehen dorthin, wo es
attraktive Arbeitsplätz, ein gutes Unterhaltungsangebot, gute Infrastrukturen
und Ausbildungsplätze gibt. In den Urner
Seitentälern gilt zudem seit jeher die Meinung, dass man hinausgehen muss, um
etwas Rechtes zu lernen.» Folge davon sei
ein Rückgang der Grundversorgung:
Lädelisterben, Verschwinden von Poststellen, Schulen und Arztpraxen.
Falsch, sagt Josef Herger, der ehemalige Vorsteher des Urner Amtes für
Justiz. Es sei gerade umgekehrt. Das Verschwinden dörflicher Infrastruktur führe
zur Abwanderung der Bevölkerung. Gegen diese Entwicklung könne man etwas
tun, glaubt Christian Raab von der Volkswirtschaftsdirektion. So unterstützt der
Kanton bestimmte Entwicklungsprojekte
finanziell und ideell. Zum Beispiel die
Alpkäserei auf dem Urnerboden. Oder
einen naturnahen Tourismus im Tal.
Das Schächental sei halt so etwas
wie «ein Kanton Uri im Kleinen», sagt
Beat Jörg, der Urner Bildungs- und Kulturminister. «Aus den knappen Ressourcen das Beste zu holen, ohne dabei die eigenen Werte zu verleugnen: Auch dafür
steht das Schächental. Besonders reich
wird man damit vielleicht nicht, aber man
bleibt in jedem Fall authentisch.»
Die Reportage wurde unterstützt von Josef
Herger-Kaufmann. Er hat 2013 den «Goldenen
Uristier» erhalten. Ein Dankeschön geht auch
an Marion Sauter und Josef Muheim-Büeler.
Sauter befasst sich mit Kulturgeschichte,
Muheim ist Familien- und Lokalhistoriker.
Das Schächental
als Filmkulisse und Buchstoff
Zu den bekanntesten Alpensagen gehört die Geschichte vom Sennentuntschi, der zu Fleisch und Blut gewordenen Puppe der Älpler. Diese soll
auch auf einer Alp im Schächental ihr Unwesen getrieben haben. Davon
handelt der Film «Sennentuntschi» von Michael Steiner, der zum
grossen Teil im Schächental realisiert wurde. Fredi Murer, einer der bekanntesten Schweizer Filmemacher, drehte für den Dokumentarfilm «Wir
Bergler» und den Spielfim «Höhenfeuer» ebenfalls im Schächental. Und
auch Xavier Kollers «Das gefrorene Herz» spielt hier. Sogar das Schweizer
Fernsehen kam ins Tal und begleitete die Bergbauernfamilie Kempf ein
Jahr lang («Bergauf, bergab»).
Das Buch «Hirt, Tinner
und Fugibootschä –
Urner Berglandwirtschaft
früher, heute, morgen»
beinhaltet 22 Porträts von
Urner Alpen: Ältere Bergbäuerinnen und Älpler
erzählen von ihrem Alp­
alltag, von Bergamasker
Heuern und Geissbuben,
von Handarbeit und
Selbstversorgung, vom Überleben in den Bergen ... Weiter thematisiert
das Buch die Geschichte der Urner Alpwirtschaft – von den Anfängen im
9. Jahrhundert bis heute, zeigt in aktuellen Bildern den Alpalltag von ­heute
und fragt nach der Zukunft der Urner Berglandwirtschaft. Mit zahlreichen
historischen Fotografien von bekannten Fotografen wie Leonard von Matt,
Richard Aschwanden oder Fredi M. Murer und über 180 zeitgenössischen
Fotografien von Christof Hirtler (Autor des Buches «Urnerboden») sowie
mit Alp-Geschichten von Arno Camenisch. Das Buch erscheint Mitte
­November 2015 im Verlag bildfluss.
14 leben
15
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«Ich liess mich von den Schweizern zu ihrem schrecklichen Bergrennen überreden»: Klausenrennen von einst.
«Fahrende Sauställe»
KLAUSENRENNEN. Als 1909 ein Autofahrer vom Glarner-
land über den Klausenpass fuhr, musste er büssen. In Spiringen wurde «das Ungeheuer» angehalten und der Fahrer
zu einer Busse verknurrt. Das Befahren der 1893 bis 1897
gebauten Strasse war für Automobile und Motorwagen damals noch verboten.
Jahre später wendete sich das Blatt. Am 27. August 1922
wurde das erste Klausenrennen durchgeführt. Es war die
Geburtsstunde des grössten und beliebtesten Bergrennens der Welt. Die
21,5 Kilometer von Linthal hinauf
­waren tückisch, die Abgründe zahlreich, und die Konzentration hinter
dem Steuer musste maximal sein.
Der Startort glich einem Heerlager.
Rund 50 000 Zuschauer sowie Tausende Autos machten sich auf den
Weg zum Klausenpass. Sehr zur Freude des Kantons Uri
(der pro Fahrzeug eine Taxe von 10 Franken erhob), der
ortsansässigen Restaurants und des damals florierenden
Hotels Wilhelm Tell. Wenig begeistert waren die Älpler.
Die «fahrenden Sauställe» verursachten auf der (noch
­ungeteerten) Naturstrasse meterhohe Staubwolken, die
sich auch aufs Gras niederschlugen.
1934 fand das Rennen zum letzten Mal statt. Es waren 114
Fahrer am Start, darunter die besten Rennfahrer der Welt.
Als Zielhaus diente ein kleines Gebäude, das der Automobilclub der Schweiz 1932 zum Schutz vor Wind und Wetter
errichten liess. Heute sind hier, in einem kleinen Museum,
Erinnerungsexponate und Bilddokumente zu bewundern.
Auch Rennpilotinnen waren am Start. Zum Beispiel Fräulein
Emma Munz aus Zürich (auf einem Bugatti). Oder die Rennfahrerin Elisabeth Junek aus Prag. 1926 wetterte die gut
betuchte Rennfahrerin: «Ich liess mich von den Schweizern
zu ihrem schrecklichen Bergrennen
überreden. Der Kurs führte über felsige Kämme wie ein schmales Band
und war von halsbrecherischen Abhängen gesäumt.» Für die zierliche
Tschechin war das Rennen eine
echte Herausforderung: «Unten tropischer Regen, in der Mitte Nebelbrei und oben meterhoher, frischer
Schnee. Vom nassen Schnee wurde man halb blind, und die
Reifen rutschten auf dem weichen Boden.»
Nach 1934 fanden keine Rennen mehr statt. Erst 1993
erlebten die Klausenrennen eine Wiedergeburt. Über 400
historische Renn- und Sportwagen, Rennmotorräder und
Threewheeler jagten den Streckenrekord (21,5 km in
15.50 Minuten) aus dem Jahre 1934. Seither sind alle paar
Jahre legendäre Rennwagen am Klausen anzutreffen.
Ich bin Abonnentin/Abonnent und möchte echt verschenken.
Jetzt zum Preis von nur Fr. 35.– statt Fr. 50.– (4 Ausgaben / Jahr).
Beschenkte Person
Vorname / Name
Firma
«Man wurde halb blind.
Und die Reifen
rutschten auf dem
weichen Boden.»
Strasse
PLZ / Ort
E-Mail
Rechnungsadresse
Vorname / Name
Firma
Text: Robert Bösiger
klausenrennen.ch
DDD
Einsenden an:
Magazin echt
bachmann medien ag
Thiersteinerallee 17
4053 Basel
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Nähere Informationen zur Verlosung, zu den Preisen und Gewinnperioden finden Sie auf: echt-magazin.ch
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16 leben
17
Schöner wohnen,
mal anders
Die einen leben im Schloss, die anderen in einer
alten Kranfabrik. Noch nie waren die Wohnformen
so vielfältig und aussergewöhnlich wie heute.
Text: Daniel Schriber | Bild: Bea Weinmann
W
ie wohnt die Schweiz heute –
und wie in Zukunft? Mit dieser Frage beschäftigen sich Politiker, Städteplaner,
Soziologen und Zukunftsforscher gleichermassen. Ein Wohnprojekt, das derzeit schweizweit für Aufsehen sorgt, ist
die Überbauung Kalkbreite im Zürcher
Kreis 4. 250 Menschen erproben dort die
Zukunft des Wohnens. Ziel der «Kalki»:
Die Bewohner sollen möglichst viel
Raum gemeinsam nutzen. An erster Stelle steht nicht das Private, sondern die
Gemeinschaft. Zwar verfügt jeder der
Bewohner über seine eigenen vier Wände – ein grosser Teil der Liegenschaft
ist aber für Gemeinschaftsräume und
Begegnungsorte reserviert.
Ob das Modell flächendeckend
Schule machen kann, wird sich zeigen.
Für den Luzerner Zukunftsforscher
Georges T. Roos jedenfalls ist klar, dass
die sozialen Wohnformen künftig vielfältiger werden. «Neue Wohnformen
­suchen Antworten auf gesellschaftliche
Entwicklungen», so Roos. «Heute gibt es
immer mehr Patchwork-Familien, Einelternfamilien, Junge und Alte, die zusammenleben.» Die Wohnformen seien
nicht mehr starr. «Mal gehören mehr
Personen zu einer Familie oder zu einer
Wohngemeinschaft, mal weniger. Alles
ist viel mehr im Fluss als früher» (siehe
auch Interview auf Seite 24).
Junge Familien ziehts in die Stadt
Der Zukunftsforscher geht davon aus,
dass künftig noch mehr Menschen in die
Städte ziehen werden. Fakt ist: Schon
heute leben drei Viertel der Schweizer
Bevölkerung im urbanen Raum – zunehmend auch wieder junge Familien.
«Pionierprojekte wie die Kalkbreite sind
deshalb nicht nur Wohn-, sondern auch
Nachbarschaftsprojekte», so Roos. Damit werde versucht, die dörfliche Gemeinschaft mit ihrer ganzen Vielfalt in
den urbanen Zentren neu zu erfinden.
Kein Zweifel: Die Alterung der Bevölkerung und der damit verbundene
wachsende Dienstleistungsbedarf gehören zu den grossen Herausforderungen
der Zukunft. Eine mögliche Antwort auf
diese Entwicklung sind sogenannte MehrGenerationen-Wohnprojekte. Wohngemeinschaften also, in denen Jung und
Alt zusammenleben. Ein solches Projekt
wird derzeit in der Stadt Luzern geplant:
Im «Himmelrich» entsteht ab 2016 eine
Siedlung mit 250 barrierefreien Wohnungen, die unter anderem Betreutes
Wohnen für ältere Menschen anbieten.
Auch in der Gemeinde Root werden
schon bald 40 bis 50 Mietwohnungen
­realisiert, die explizit für Familien und
ältere Menschen bestimmt sind. Und
auch in Immensee soll 2017 die erste
Etappe einer Mehr-Generationen-Siedlung gebaut werden: «Wohnen im Bethlehem» verspricht «zahlbare Mietzinsen
und neuartige Formen des Zusammenlebens».
1
Wohnen in der Fabrik:
Andrea und Cornelia Capella
haben eine alte Kranfabrik
in Luzern umgebaut.
1818 leben
19
2
Wohnen in der Jurte:
Bei Luthern Bad kann man ein Leben
inmitten der Natur führen.
3
Wohnen im Schloss:
Catherine André und
Rolf Zimmermann
in Alberswil.
Wenn über dem Napf
Regen aufkommt, hört
man hier den ersten
Tropfen fallen.
4
Wohnen im Kloster:
Marc Zemp lebt als Kapuziner
im Wesemlin Luzern.
20 leben
1
Wohnen in der Fabrik
Ein Haus als Kunstwerk
LUZERN. Solche Orte werden immer
LUTHERN BAD. Es ist ein besonderer
rarer. Siedlungen, in denen alles noch et-
Ort, hier am Fusse des Napfs, 970 Meter
was rauer ist, unvollständiger, wilder. Orte
über Meer, wo der Winter seinen Namen
auch, die Platz bieten für Kreativität,
noch verdient und das Smartphone man-
Originalität und Freiraum. Die ehemalige
gels Empfang meist still bleibt. Rund zwei
Kranfabrik an der Maihofstrasse 40 in Lu-
Dutzend Jurten stehen hier, kleinere und
zern ist so ein Ort. Dass es diesen nach
grössere Zelthäuser, allesamt individuell
wie vor gibt, ist Andrea und Cornelia Ca-
verziert. Die meisten davon werden vor­
pella zu verdanken. Das Fotografenpaar
übergehend vermietet, einige aber blei-
arbeitet nicht nur auf dem früheren Indus-
ben über das ganze Jahr bewohnt.
triegelände, es lebt auch hier – gemein-
Andrea Weibel und ihr Mann haben sich
sam mit seinen Kindern.
hier ihren Traum verwirklicht. Tatkräftig
Dass die beiden die Liegenschaft vor
unterstützt wurden sie dabei von ihrem
einigen Jahren erwerben konnten, be­
Freund Steven Wolf, den im Jurtendorf
zeichnen sie als «lebenserhaltende Mass­
alle nur «Gimmli» nennen. Die drei lieben
nahme». Für sich selbst, da sie bis zu
ihr Leben in der Natur. Mit der ­
Natur.
diesem Zeitpunkt in einer bürgerlichen
Und mit Gleichgesinnten. Hier, in zehnmi-
Mietwohnung lebten, aber auch für das
nütiger Entfernung zur Wallfahrtskirche
Gebäude, das ohne ihr Engagement heu-
von Luthern Bad, sollen sich Menschen
te kaum mehr stehen würde. Aber auch
aus allen Schichten wohlfühlen. Egal ob
für die anderen Künstler, die auf der
jung oder alt, arm oder reich.
1700 Quadratmeter grossen Fläche ein
Aussteiger aber seien sie keine, betont
Atelier einrichten konnten. Oder für die
Andrea Weibel. Die ehemalige Primarleh-
Gäste im «Esszimmer», einer mietbaren
rerin hat jedoch schon ­
einige Männer
Fabrikhalle.
und Frauen getroffen, die auf der Flucht
Die meisten Möbel in der Wohnung sind
waren – wovor auch immer. Die sich er-
zweit- oder drittverwertet; vieles hat And-
hofften, mit dem Einzug im Jurtendorf alle
rea Capella gleich selber gebaut. «Nach-
Probleme auf einen Schlag los zu sein.
dem wir den Vertrag unterzeichnet hat-
«Doch das klappt nicht», weiss die 43-Jäh-
ten, wurde hier fast täglich gehämmert,
rige. Man kann vor vielen Dingen weglau-
nungen gibt es bei den traditionellen
es gibt Betten, Kommoden, eine Büro-
gebohrt und geschweisst», erzählt er. Was
fen, aber nicht vor sich selbst.
Mongolen-Jurten nicht», erklärt Andrea
ecke, sogar ein Lavabo ist da –, die Atmo-
heute eine gemütliche Wohnung mit Holz-
Besuch in Andrea Weibels Jurte. Schuhe
Weibel, die ihren Lebensunterhalt mit
sphäre ist dennoch anders. Das Zirpen
boden ist, war früher ein Gewerberaum
aus, Augen auf. Während sich draussen
dem Bau und Verkauf von Jurten sowie
der Grillen aus der umliegenden Wiese
ohne Fenster und Wasseranschluss –
eine kühle Nacht ankündigt, ist es drin-
mit der Jurtenvermietung für Schul-
ist hier drin gut zu vernehmen. Und
dafür mit kaltem Betonboden.
nen wohlig warm. Über die Eingangstür
lager, Seminare oder Feste verdient.
wenn über dem Napfgebiet Regen auf-
Die Holztreppe, die den Küchen- und Ess-
aus Glas und über eine Plexiglaskuppe
Auch wenn im Innern der Jurte vieles an
kommt, hört man in der Jurte schon den
bereich mit den offenen Schlafkojen ver-
an der Decke fällt Licht ein. «Solche Öff-
eine ganz normale Wohnung erinnert –
ersten Tropfen fallen.
2
Wohnen in der Jurte
Schuhe aus, Augen auf
Ein Ort der Musse, der Begegnung und der Einfachheit:
Andrea Weibel und Steven Wolf (alias «Gimmli») im Jurtendorf bei Luthern Bad.
bindet, hat Andrea Capella eigenhändig
Winternächten wärmt ebenso wie das
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komplette Badezimmer, das modernsten
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Ansprüchen genügt. Vieles wirkt improvisiert, und doch fügt sich alles wunderbar
zusammen. Der Familie fehlt es an nichts.
«Ausser an Türen», sagt Cornelia Capella
und lacht. Das stört seit einiger Zeit vor
allem ihre 15-jährige Tochter, die sich
­
mehr Privatsphäre wünscht. Doch Andrea
Capella kann sich kein schöneres Zuhause vorstellen: «Wir sind glücklich, in einer
so verspielten, urbanen und unkonventio«Wir sind glücklich hier»: Andrea und Cornelia Capella mit ihren Kindern.
nellen Umgebung leben zu dürfen.»
herbst-zeit-los
von Blarer-Weg 1 I Ror schacherberg I war tegg.ch
bottla ng-par tner.co m
eingebaut. Den Ofen, der die Wohnung in
22 leben
3
23
Wohnen im Schloss
Der gute Geist von Alberswil
geschehen. «Wir hatten uns sofort in
­
LUZERN. Marc Zemp liebt die Stille. Weni-
­dieses Haus verliebt.» So erging es auch
ger das Stillsitzen. Nach einem langen
51 anderen Interessenten. Umso glückli-
Tag, wenn sich die meisten seiner Mitbrü-
cher ist die 54-Jährige, dass sich Besitzer
der in ihre Zimmer zurückgezogen haben,
Hubert von Sonnenberg am Ende für sie
schnürt der 31-Jährige seine Jogging-
und ihren Partner entschieden hat. Die
schuhe und rennt los. Den Wesemlin-
beiden sind die allerersten Mieter des
Hügel hinunter zum Rotsee, den er oft
1682 erbauten Schlosses, in dem bislang
auch zwei Mal umrundet, dann rennend
stets Nachkommen der Besitzerfamilie
wieder zurück. Nach Hause, ins Kloster.
lebten.
«Das Joggen gibt mir Kraft», sagt Bruder
Nicht nur die Geschichte über das Zu-
Marc. Und der Sport ist auch das beste
sammenfinden von Traumschloss und
Heilmittel, wenn ihm mal wieder alles et-
Mieterpaar ist märchenhaft – auch die
was zu viel wird. Denn auch als Kapuziner
Liegenschaft selbst ist es. Hoch über Al-
ist man gegen Krisen nicht gefeit. Die
berswil gelegen, bietet das Schloss schon
Wahl, sein Leben fortan im Kloster zu ver-
von aussen einen spektakulären Anblick.
bringen, bereut er trotzdem nicht. «Jeder
Die barocke Fassade wirkt prunkvoll, die
Mensch muss irgendwann einen Ent-
Mauer rund um das Anwesen bietet
schluss fassen, wie er sein Leben ver-
Schutz vor feindlichen Rittern, der Aus-
bringen will. Ich habe mich mit 28 Jahren
blick ist atemberaubend. Schaut man je-
für das Kloster entschieden.»
doch genauer hin, ist das Castelen gar
Das Leben draussen: Es war ihm zu hek-
nicht so pompös wie erwartet. Das fängt
tisch, zu stressig, zu unruhig. Heute lebt
bei den Bewohnern an: «Wir sind ganz
Bruder Marc in zwei kleinen, einfach
normale Leute», sagt Catherine André
eingerichteten
und lacht herzhaft. «Nach Feierabend er-
Wesemlin. Er ist der jüngste Kapuziner im
wischt man uns auch mal mit einem Bier
ganzen Land.
in der Hand und den Füssen auf dem
5.45 Uhr: 30 Minuten Meditation. 6.45 Uhr:
Tisch.» Ihre Kleidung: Casual. Ihre Art:
Morgenmesse. 7.30 Uhr: Morgengebet,
Freundlich und fröhlich. Die Einrichtung
dann Frühstück. Anschliessend: Arbeit –
innerhalb der Schlossmauern: Stilvoll,
zum Beispiel im Garten oder in der Küche
aber zweckmässig. Das Motto der Zen-
– und dann dasselbe wieder von vorn.
Buddhistin: Simplify your life. Vereinfache
Gebet, Essen, Arbeit, Meditation, Nachtes-
dein Leben. 15 Zimmer hin oder her.
sen, Nachtruhe. «An manchen Tagen
Der junge Mann weiss, dass seine Le-
bewusst gegen eine eigene Familie und
Das Ehepaar lebt nicht nur mit der 18-jäh-
muss man sich überwinden», sagt Bruder
bensform nicht so recht in die heutige Zeit
für Gott und seine Mitbrüder entschieden.
rigen Tochter im Schloss, André und Zim-
Marc. «Aber solange die Gebete eine
zu passen scheint. Viele der alten Freun-
Dass das nicht alle verstehen können,
mermann arbeiten auch dort. Die beiden
Kraftquelle sind, solange man Gott spürt,
de sind verheiratet, manche haben be-
weiss er. «Ich diskutiere gerne und lasse
Unternehmensberater, die zuerst nur Ge-
ist es der richtige Weg.»
reits Kinder. Bruder Marc aber hat sich
mich auch auf kritische Leute ein.»
Zimmern
im
Kloster
4
Wohnen im Kloster
Leben in der WG mit Gott
«Jeder muss sich irgendwann entscheiden, wie er sein Leben verbringen will»:
Marc Zemp ist der jüngste Kapuziner im ganzen Land.
schäfts- und erst viel später auch Lebenspartner wurden, führen im Schloss
Seminare und Kurse für Führungskräfte
durch. Das Schloss soll Begegnungsort
«Schloss zu vermieten»: Eine geheimnisvolle SMS veränderte das Leben
von Catherine André und Rolf Zimmermann.
sein. «Gäste sind jederzeit herzlich willkommen.» Und obwohl das Schlosspaar
nicht aus der Region stammt, versuchen
ALBERSWIL.
Catherine André weiss
spenstig. Trotzdem schrieb sie zurück.
sie so gut wie möglich am Dorfleben teil-
noch immer nicht, wer der Absender der
«Bin interessiert.» Zwei Tage später er-
zunehmen.
Kurznachricht war, die ihr Leben verän-
hielt sie per Post verschiedene Unterla-
Und der Schlossgeist? «Den gibt es!»
dern sollte. Deshalb wirkt sie auch heute
gen – und ehe sie sich versah, stand sie
Meistens würden die Gäste um 4 Uhr
noch ratlos, wenn sie von jener SMS im
gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Rolf
morgens von Winnifried aus dem Schlaf
Herbst 2012 erzählt. Der Inhalt: «Schloss
Zimmermann vor dem Schloss Castelen
gerissen, berichtet die Schlossherrin.
zu vermieten». Keine Begrüssung, keine
in Alberswil LU. Nach einer halbstün­
«Aber keine Angst, er ist ein ganz lieber
Erklärung, kein Absender. Irgendwie ge-
digen Führung war es um die beiden
Geist.» Vielleicht besitzt er ein Handy …
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Majestätische Momente
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24 leben
25
«Die soziale
­Gemeinschaft
wird wichtiger»
Hat das Häuschen im Grünen bald ausgedient?
In Zukunft wohnen wir urbaner, gemeinschaftlicher
und energieeffizienter, sagt der Luzerner Zukunftsforscher Georges T. Roos.
Interview und Bild: Mirjam Oertli
Herr Roos, wohnen wir in zwanzig
Jahren noch gleich wie heute?
Das glaube ich kaum. Wohnen hängt
ja stark zusammen mit Lebensformen.
Hier spüren wir heute schon eine starke
Dynamik: Es gibt unterschiedlichste
Formen von Familien und Haushalten,
und es gibt immer mehr Veränderungen
auch innerhalb dieser Formen. Dies wird
sich auch im Wohnen widerspiegeln.
Was heisst das konkret?
Es gibt interessante Projekte, wo nach
Antworten gesucht wird, zum Beispiel in
der Zürcher Kalkbreite. Da gibt es GrossWGs, Familien- und Clusterwohnungen, also Einzelzimmer mit Kochnische
und Bad. Den Bewohnern stehen durchschnittlich 35 Quadratmeter Privatwohnfläche zur Verfügung – weniger als
im Schweizer Durchschnitt. Dafür gibt
es vom Fitnessraum über ein Näh- und
Bügelzimmer bis zur Sauna diverse Räume für alle. Ein weiteres interessantes
Projekt ist die Giesserei in Oberwinterthur. Hier gilt, dass alle je 36 Stunden pro
Jahr für die Gemeinschaft tätig sind. Damit wird ein weiterer Aspekt bedient, der
zentraler wird, nämlich die Gestaltung
der Nachbarschaft, des sozialen Raums
rund um das Wohnen.
Da ist zum einen die demografische Entwicklung: 2030 wird jeder vierte Einwohner der Schweiz über 65 Jahre alt
sein. Zum anderen haben wir den technischen Fortschritt. Beides wird grossen
Einfluss haben. Schliesslich wird Verdichtung wichtiger: Wächst die Bevölkerung weiter, ist sie der einzige Weg, um
die Zersiedelung zu stoppen.
Diese Beispiele sind bereits Realität.
Sind wir schon in der Zukunft angekommen?
Mit der Verdichtung geht eine wei­
tere Urbanisierung Hand in Hand.
Jein. Diese Wohnformen entsprechen
nicht dem Mainstream. Aber sie zeigen
den Kern möglicher Entwicklungen.
Ja. Sie ist ein globaler Trend. Seit wenigen Jahren haben wir die historisch erstmalige Situation, dass mehr Menschen
in Städten wohnen als auf dem Land.
Diese – die veränderten Lebensformen und die Bedeutung der Nachbarschaft – sind schon heute spürbar. Welche weiteren Trends werden
das künftige Wohnen beeinflussen?
Verdichtung, Urbanisierung ... Viele
Menschen wünschen sich aber
­immer noch Platz und Naturnähe.
Werden diese Bedürfnisse künftig
unerfüllt bleiben?
Zur Person
Georges T. Roos (52)
beschäftigt sich als
Zukunftsforscher mit
dem Wandel in der
Gesellschaft. Er studierte Pädagogik,
Publizistik und Psychologie an der Universität Zürich. Nach
langjähriger Tätigkeit
als Journalist war er
während drei Jahren
in der Geschäftsleitung des Gottlieb
Duttweiler Institute
(GDI) in Rüschlikon
und gründete darauf
sein Büro für kultu­
relle Innovation in
­Luzern. Inzwischen
beschäftigt er sich seit
18 Jahren professionell mit Megatrends
und Zukunftsfragen.
«Bald werden wohl keine Häuser mehr gebaut, die nicht auch Kraftwerke sind»: Zukunftsforscher Georges T. Roos.
Sie werden sich verändern. Das Einfamilienhaus auf dem Land entspricht ja
schon heute nicht mehr dem Mainstream. Der Wunsch nach Fläche besteht
weiterhin, doch da kommen wir zurück
auf Projekte wie die Kalkbreite, die privaten Raum zwar reduzieren, aber dafür
Gemeinschaftsräume bieten. Wichtiger
als Fläche und Natur wird die soziale Gemeinschaft. Das zeigt sich schon heute:
Vor allem wer Kinder hat, ist froh, wenn
die Nachbarschaft funktioniert und eine
gute Infrastruktur besteht – etwa ein
Hort, ein Mittagstisch, nahe gelegene
Schulen.
Und wo kommt der technische Fortschritt ins Spiel?
Technologie wird das Wohnen massiv
beeinflussen. Man spricht etwa von
«Smart Living» oder «intelligenten Gebäuden». Das bekannteste, wenn auch
etwas veraltete Beispiel ist der Kühlschrank, der selbst nachbestellt, wenn
was leer ist. Das Prinzip ist einfach: Gegenstände sind durch Sensoren mit dem
Internet verbunden und diese lösen
programmierte Reaktionen aus. Die
­
Auswirkungen auf Sicherheit, Energie­
effizienz und Komfort sind enorm. So
kann ein intelligentes Gebäude zum Beispiel feststellen, ob jemand da ist, und –
falls nicht – die Storen herunterfahren,
um die Wärme besser im Haus zu behalten. Oder das Haus kann feststellen,
wenn j­ emand gestürzt ist; es kann Alarm
26 leben
Politik
schlagen. Gerade für betagte Leute ist
das «Smart Living» äusserst relevant,
denn sie können dadurch länger in der
eigenen Wohnung bleiben.
Das hört sich alles noch sehr nach
Zukunftsmusik an.
Das gibt es aber alles bereits. Ich kann
ja nur von Dingen sprechen, die sich
­bereits abzeichnen und von denen man
erwarten kann, dass sie sich in den
nächsten Jahren verbreiten.
Wird sich «Smart Living» also
durchsetzen?
Es kommt darauf an, ob der jeweilige
Nutzen klar wird. Grade bei Entwicklungen, die die Energieeffizienz betreffen,
sind die Vorteile allerdings offensichtlich. Das Thema Energie ist und bleibt
zudem zentral. Bald werden wohl keine
Häuser mehr gebaut, die nicht auch
Kraftwerke sind, die also den Energie­
bedarf der Bewohner mit erneuerbaren
Energien selbst decken. Im Zürcher
Oberland gibt es bereits ein energie­
autarkes Mehrfamilienhaus.
Werden sich dereinst ganze
Siedlungen vom regulären Stromnetz abmelden?
Natürlich passiert das nicht von heute
auf morgen. Veränderungen an Gebäuden vollziehen sich langsam. Wenn etwas gebaut ist, steht das ja erst mal für
Jahrzehnte. Allerdings gibt es interessante Ansätze, wie man Bauten im Laufe der
Jahre «updaten» kann: Steckt zum Beispiel die ganze Haustechnik in der Fas­
sade, würde es genügen, die Fassade zu
wechseln, um das Haus auf den neusten
Stand zu bringen.
Interessante Zeiten für Bauherren
und Bauplaner. Worauf sollten diese
sonst noch gefasst sein?
Die grösste Herausforderung besteht in
der Diskrepanz zwischen dem Lebens­
zyklus von Gebäuden und der Dynamik
«Technologie wird
das Wohnen massiv
beeinflussen.»
von Gesellschaft und Wirtschaft: Die
Bauhülle ist starr, doch die Nutzung verändert sich immer schneller. Die Familie
ist mal grösser, mal kleiner, mal arbeitet
man zuhause, dann wieder nicht. Wie
bringt man nun in die starre Hülle mehr
Flexibilität? Eine weitere Herausforderung wird, wie angesprochen, die Modernisierung der Haustechnik, vor allem
in bestehenden Gebäuden. Und schliesslich wird man sich vermehrt Gedanken
machen müssen, wie das Zusammen­
leben zeitgemäss gestaltet werden kann.
Wie wohnen Sie selbst?
Als Mieter in einem hundertjährigen
Haus in Luzern, mit Sicht auf Bäume.
Hier wohne ich und hier arbeite ich
auch. Ich schätze die zentrale Lage, den
Innenhof und das nachbarschaftliche
Verhältnis. Im Sommer verabredet man
sich gern auch mal spontan zum Grillieren im Hof.
TE X TILIEN FÜR R ÄUME
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ausna
sweis
Kultur
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Und wie werden Sie in zwanzig
Jahren wohnen?
Wahrscheinlich anders. Wie, weiss ich
nicht.
Wie sieht – ganz konkret – die typische Wohnsituation der Zukunft aus?
In zwanzig Jahren ist es «state of the art»,
dass Neubauten sogenannte Plus-Energie-Häuser sind. Sie gewinnen also selbst
mehr Energie als Nutzer und Bewohner
verbrauchen. Im urbanen Raum werden
Wohnungen verschiedene Familien- und
Wohnformen zulassen. Zu den Wohnungen werden Innenhöfe gehören und
­Räume für Initiativen wie Tauschläden
und Ähnliches. Denkbar sind auch tageoder stundenweise mietbare Officeboxen.
Wichtig ist ein guter Verkehrsanschluss.
Weniger wichtig sind hingegen Parkplätze, denn der Besitz von Autos verliert an
Bedeutung; denkbar sind selbstfahrende
Fahrzeuge, die man per App bestellt,
wenn man eines braucht. Eventuell gehört
zu einer grossen urbanen Siedlung auch
ein Hof auf dem Land, der die Siedlung
beliefert. Ein Nachteil ist, dass die soziale
Kontrolle grösser wird. Anonym zu wohnen und mit den Nachbarn nichts zu tun
zu haben, das wird schwieriger.
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Die Ärzte ohne Grenzen helfen dort, wo
Krieg herrscht. Und vor allem dort, wo sich
viele Organisationen gar nicht mehr hintrauen. Die Luzernerin Christine Büsser ist
mit ihnen vor Ort und kümmert sich um die
Logistik und die Sicherheitslage. Dabei gerät
sie zwischen den Fronten an ihre Grenzen.
Kein fester Wohnsitz, wenig Zeit für sich selbst, freiwilliger Aufenthalt in den gefährlichsten Gebieten der Welt.
Seit sieben Jahren ist die Luzernerin Christine Büsser bei
Médecins Sans Frontières, Ärzte ohne Grenzen (MSF),
unter anderem als Projektleiterin im Einsatz. Meistens
befindet sie sich dafür für ein Jahr in einem Krisengebiet. Der letzte Einsatz war zwar nur ein kurzer, dafür
umso intensiverer, im Jemen.
MSF hilft stets beiden Parteien eines Konflikts – und
dies oft direkt an der Front. Da kann man bei Veränderungen der beherrschten Territorien schnell in die
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Christine Büsser ist bereits seit sieben Jahren für Ärzte
ohne Grenzen unterwegs.
«Vorrei una piadina» –
Piadinatest in Luzern
Schlafen im Spital
Christine Büsser hat schon einige solche Einsätze erlebt.
«Wir waren auch schon wochenlang in einem Spital genau auf der Front. Da können die Schüsse auch einmal
durch die Wände gehen. Man kann das Haus nicht mehr
verlassen. Die internationalen wie auch die einheimischen Helfer – Ärzte, Pflegepersonal und Leute vom
Gesundheitsministerium – schlafen und arbeiten dann
im Spital.»
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Königlich schöner
Modeberg
Sie ist nicht nur ein Ort mit prächtiger Aussicht,
sondern auch ein Siedlungsraum mit einer
faszinierenden Geschichte: die Rigi, Königin der Berge
und Gründergipfel des Fremdenverkehrs.
Z
uerst waren die Älpler da. Zum
Beispiel der Senn auf der Alp Wölfertschen. Sie liegt zwischen Rigi First und
Rigi Staffel und ist eine von über 100 Alp­
bauten, die über das 90 Quadratkilo­
meter grosse Gebiet des Rigimassivs verteilt sind. Nicht erst seit gestern, sondern
seit über 700 Jahren. Niemand konnte in
diesen Jahrhunderten den Lauf der Dinge so gut beobachten wie der jeweilige
Senn auf der Wölfertschen, wenn er auf
den nahen Rotstock stieg. Von dort ergibt sich eine umfassende Rundsicht auf
das gesamte Rigigebiet – nach Süden hinunter auf Rigi Kaltbad, nach Norden
hinauf bis Rigi Kulm, nach Osten über
den Rigigrat bis hin zur Rigi Scheidegg.
Lange Jahre waren er und seine
Älplerkollegen allein auf dem Berg. Erst
im 17. Jahrhundert organisierten sich die
Rigiälpler in einer Sennenbruderschaft.
Diese Sennenvereinigungen sind religiös
geprägt. In einer Zeit als die Menschen
Seuchen und Naturkatastrophen gegenüber hilflos ausgeliefert waren, hatten sie
zum Ziel, beim Allmächtigen Fürbitte
einzulegen, um die Sennen, das Vieh
und die Alpen vor Unglück und Krankheit zu bewahren. So wurde 1585 in Rigi
Kaltbad die erste Kapelle errichtet. Es
folgte 1689 zusätzlich die Barockkapelle
«Maria zum Schnee» in Rigi Klösterli.
Kaum war diese Kapelle erbaut, so verbreitete sich die Kunde von Wunderheilungen durch die Muttergottes. 1715
brauchte es schon zwei Kapuzinerpatres
und einen Laienbruder, um den wachsenden Zustrom zu bewältigen, und
1721 wurde eine deutlich grössere Kapelle eingeweiht, die noch heute als eine
der schönsten Bergkapellen gilt.
Pilger und Reisende zu Tausenden
Über 15 000 Pilger drängten jeden Sommer auf dem Pilgerweg in die Kapelle.
Bald schon entstanden rund herum drei
Gasthäuser mit insgesamt rund 70 Betten. Einen Höhepunkt erreichte die
Zuflucht von Menschen zur Zeit des
­
Franzoseneinfalls von 1798. Französische Offiziere wurden auf dem Hospiz
zwangseinquartiert.
In dieser Zeit begegneten dem
Wölfertschen-Älpler aber auch schon andere Rigi-Reisende. Zum Beispiel Johann
Wolfgang von Goethe, der 1775 beim
Klösterli vorbeikam – nicht als Pilger,
sondern um die Rigi und deren Aussicht
zu erkunden. Andere folgten, zeichneten
Panoramen und verbreiteten die Botschaft von der fantastischen Aussicht in
alle Welt. Nach 1806 bot der Rigi-Gipfel
zudem einen gefragten Überblick über
das Bergsturzgebiet von Goldau.
Was in den folgenden Jahrzehnten
auf der Rigi abging, muss den Wölfertschen-Älpler gleichzeitig fasziniert und
befremdet haben: Herrschaften, die vor
allem nach der Eröffnung der Dampfschifffahrt auf dem Vierwaldstättersee
ab 1837 zu Tausenden mit Pferden oder
Sänften auf die Rigi getragen wurden;
Hotelpaläste, die auf Rigi Kulm, Rigi
Staffel, Rigi First, im Klösterli und in
Bild: Sammlung Willy Camps
Text: David Coulin
Sie kamen schon damals zu Tausenden:
Rigi-Gast mit Hotelportier bei der
Station der Rigibahn.
30 leben
Das Rigi-Gebiet ist
durchzogen von einem weitverzweigten Netz von Wanderwegen in allen
Schwierigkeitsgraden – vom barrierefreien Spazierweg bis zur exponierten Kraxelei.
Alle diese Routen bieten faszinierende Aus- und Einblicke: auf die
Geologie, den Pflanzenreichtum,
Wald und Wild, die Alp- und
Bergwirtschaft sowie die be­
wegte Geschichte dieses Berges.
Im «Wanderbuch Rigi» von David
Coulin sind vierzig der schönsten
Routen zusammengefasst. Alle
folgen einem thematischen
­Fokus. Das Buch ist ein idealer
Begleiter für alle, die die Rigi
neu oder anders kennen lernen
wollen.
David Coulin: Wanderbuch Rigi.
AT Verlag, Fr. 29.90
at-verlag.ch
Die historischen
Bilder zum vorliegenden Beitrag
entstammen dem
Buch «Rigi – Mehr
als ein Berg» von
Adi Kälin. Auch hier steht die
Geschichte der touristischen
Erschliessung der Rigi im Mittelpunkt. Die Rigi war der Modeberg des 19. Jahrhunderts, der
Liebling von Königen und
Dichterfürsten. Der stete Wandel,
der unglaubliche Boom, aber
auch Konflikte, Rückschläge und
Katastrophen sind Thema dieses
auch mit Zeitdokumenten reich
bebilderten Buches.
Adi Kälin: Rigi – Mehr als ein Berg.
Verlag hier & jetzt, Fr. 68.–
hierundjetzt.ch
Rigi Kaltbad sowie auf Rigi Scheidegg
aus dem Boden schossen. Das einzige
Relikt, das heute noch den Charme der
Belle Epoque versprüht, ist das Hotel
Felchlin in Rigi Staffel. Ja, so muss es
­gewesen sein: runde Tische im Salon,
Kronleuchter, Spiegel, schwere Tisch­
tücher. Dazu denkt man sich Abendkleider und den Mief nach teuren französischen Parfums.
Stöcklischuhe und Teufelszeug
Nach dem Bau der Rigi-Bahnen von
Vitznau (1871) und Arth (1875) sowie
der Bahn von Rigi Kaltbad bis Rigi
Scheid­
egg (1874) erlebte der Rummel
­einen weiteren Höhepunkt. Im August
1908 bevölkerten so viele Gäste die Gipfelhotels, dass allein im Hotel Schreiber,
auf dessen Überresten heute das Hotel
Rigi Kulm steht, 1980 Kilo Poulet,
14 100 Weggli, 141 kg Zwieback, 5 760
Eier, 4 500 Liter Bier, 37 Rindszungen
und 274 kg Frischfisch verzehrt wurden.
Alle Rigihotels zusammen brachten es in
dieser Zeit auf eine Gesamtkapazität von
über 2000 Betten.
Der Wölfertschen-Älpler muss inmitten dieses Umfelds einfach nur ungläubig den Kopf geschüttelt haben. Der
Gersauer Literat Josef Maria Camenzind
fasste den Zivilisationsschock in seinem
Buch «Vom Rigi in die Mandschurei» in
treffende Worte: «Da blagieren sie immer in den Zeitungen, das Bauern rentiere nicht mehr. Herrschaft abeinander,
schaut doch einmal das Land an zwischen Hochfluh und Gersauerstock und
die Alpen dort drüben ennet dem See.
(…) Könnten da nicht noch Tausende
leben, wenn sie so leben wollten wie unsere Ahnen? Aber nein, Milch und Anken und Bauernbrot und etwa ein Stück
geräuchertes Fleisch vom eigenen Hof
genügen nicht mehr. Da muss Kaffee in
die Berge hinaufgeschleppt werden und
Zucker und Makkaroni (Röhrennudeln)
und Reis und Salami und Wein und
Schokolade und Konservenbüchsen voll
Unsere kleine Rigi-Reise
Die im Artikel
erwähnten Siedlungen:
1
Rigi Kulm
2 Rigi Staffel
3
Wölfertschen
7
Rigi Scheidegg
4
Klösterli
8
Nüobermatt
5
Rigi Kaltbad
9
Breitäbnet
6
Dächli
10 Gersau
7
1
8
6
2
3
4
9
10
5
Bilder: Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (rechts) / Illustration: bmag (links)
Buchtipps
31
Passen «Hotelpaläste» in die Berglandschaft?
Der Bauunternehmer und spätere Hotelier Ernst Käppeli
skizzierte, wie das Hotel auf dem Kulm umgestaltet werden
könnte. Es wurde schliesslich durch einen Neubau ersetzt.
32 leben
33
Die grösste Siedlung ist Rigi Kaltbad; dieser Weiler gehört zur Gemeinde
Weggis und zählt heute 350 Ferienwohnungen und 130 gemeldete Einwohnerinnen und Einwohner. Früher gab es in
Rigi Kaltbad sogar eine eigene Schule
und eine Poststelle. Jüngst wurden mehrere Wohngebäude neu erstellt: Das Mineralbad & Spa Rigi Kaltbad, ein neuer
Dorfplatz mit Dorfladen und die neue
Bahnstation haben nicht nur die Attraktivität der Rigi erhöht, sondern auch die
Investitionslust privater Bauherren geweckt.
Vermehrt Gäste aus China
Auch die Rigi Bahnen prosperieren – vor
allem seit sie den Pauschalreisemarkt in
China aktiv bearbeiten. Zur Festigung
der Partnerschaft gibt es in China sogar
einen Partnerberg – den Emei Shan. Als
Zeichen dieser Partnerschaft ziert neuerdings ein acht Tonnen schwerer Basaltstein aus dem Emei Shan den Gipfel der
Rigi. Die Zunahme asiatischer Touristen
an der Rigi ist augenscheinlich. Auch
­haben sich zum Beispiel in Weggis viele
Hotels auf die Unterbringung asiatischer
Pauschaltouristen spezialisiert. Da diese
aber ausserhalb des Hotels wenig konsumieren, leiden die Dorfrestaurants.
Was bedeutet die internationale
Kundschaft für den Älpler auf Wölfertschen? Er wird das Treiben eher gleichmütig zur Kenntnis nehmen. Denn die
meisten Touristen bewegen sich auf
­wenigen, breit ausgelegten Wegen. Am
Abend sind sie alle weg, die Chinesen,
aber auch die anderen Touristen. Dann
haben er und seine Älplerkollegen den
Berg wieder ganz für sich. Wie vor 700
Jahren.
überseeisches Teufelszeug und Ladungen voll Stöcklischuhe und stadtaffige
Kostüme und Hüte und Spiegelschränke
und Polsterplunder. Glaubt’s der Herrgott, wenn da der Bauernstand nicht
mehr rentiert.»
Und heute? Aus der Traum? Es
überwiegen zwar die Tagesausflügler,
und das Bettenangebot der Rigi hat
sich bei etwas über 500 eingependelt.
Dafür hat sich die Siedlungsstruktur auf
der Rigi normalisiert. Ähnlich wie bei
den Vegetationsstufen kann man dabei
Das Ende der Herrlichkeit
Mit dem Ersten Weltkrieg fanden der
Luxustourismus in Europa und damit
auch die Rigi-Herrlichkeit ein jähes
Ende. In den folgenden Jahrzenten verlotterten die Hotels oder brannten ab;
beim Brand des Grandhotels Rigi Kaltbad am 9. Februar 1961 kamen gar elf
Menschen zu Tode.
Auf Rigi Kulm sorgte in den
1950er-Jahren der Heimatschutz dafür,
dass der Gipfel von den Spuren der touristischen Vergangenheit befreit wurde.
1951 wurden sogar Schoggitaler verkauft, um die Abbrucharbeiten der
Kulmhotels mitzufinanzieren.
«Hier lassen sich
vier Siedlungsstufen
beobachten.»
vier Siedlungsstufen beobachten. Unten
die Dörfer, dann bis auf eine Höhe von
rund 1200 Metern die Bergbauernhöfe,
gefolgt von den Alpstafeln und schliesslich – oft in Kreten- oder Gipfelnähe –
die Tourismusobjekte.
Wer diesen nachspüren will, startet
am besten oben auf der Rigi Scheidegg.
Hier gibt es rund 80 Ferienwohnungen,
wobei der Ferienhausgürtel bis Rigi Burggeist reicht. Dann folgt der Alpgürtel.
Dieser umfasst rund zweihundertfünfzig
Höhenmeter und findet seinen Abschluss
beim Alpgebäude Nüobermatt. Unter
dem Alpgebäude begegnet der Wanderer
der ersten Fahrstrasse. Diese markiert
auch gleichzeitig den Beginn des Bergbauernhofgürtels. Er beginnt mit dem
Hof Obermatt auf 1266 Metern über
Meer. Wenig weiter unten sind beim Hof
Breitäbnet die Geburtstafeln mehrerer
Neugeborener am Stall festgemacht – ein
Zeichen dafür, dass diese Gegend durchaus lebt. Allein in der Gemeinde Gersau
sind rund dreissig Landwirte heimisch –
die meisten wohnen mit ihren Familien
an der Rigi. Die ersten Wohnsiedlungen
hingegen, die Gersau zugeordnet werden
können, beginnen erst rund 100 Höhenmeter oberhalb des kompakt gebauten
Dorfes, das sich auf dem Delta des Teuffibachs ausbreitet.
Bild: Sammlung Martin Horath
Glattes Vergnügen vor mondäner Kulisse: Wintergäste vor dem einstigen Grandhotel Kaltbad (abgebrannt 1961).
«Die Rigi steht für
sanften Tourismus»
Christian Haueter, Geschäftsführer Rigi Plus AG,
über die künftige Siedlungsentwicklung.
Herr Haueter, andere Destinationen
wie Andermatt oder der Bürgenstock
rüsten mit gigantischen Hotel­
projekten auf. Ist eine ähnliche
­Entwicklung auf der Rigi möglich?
Nein. Einen Hotelboom wie zu Beginn
des letzten Jahrhunderts wird es nicht
mehr geben.
Was macht Sie da so sicher?
Die Rigi steht für einen sanften Erholungs- und Erlebnistourismus in intakter
Naturlandschaft. Dies ist so im Leitbild
Rigi, das von den Rigipartnern in der
Steuerungsgruppe RigiPlus entwickelt
wurde, festgehalten.
Was können Übernachtungsgäste
auf der Rigi konkret erwarten?
Den Übernachtungsgästen bieten sich
verschiedene Möglichkeiten von «Schlafen im Stroh» über Ferienwohnungen
bis zum Dreisterne-Superior Hotel mit
direktem Zugang zum Mineralbad &
Spa Rigi Kaltbad. Das ausgewogene und
zum Berg passende Übernachtungs­
angebot wird ergänzt durch Hotels mit
einer modernen Seminarinfrastruktur.
Es ist nicht das Hauptziel, weitere Hotels zu bauen, sondern die Auslastung
der bestehenden Infrastruktur zu optimieren.
Christian Haueter: «Einen Hotelboom
wird es nicht geben.»
Können Sie dieses Ziel erreichen?
Im vergangenen Jahr konnten die Logier­
nächte in Hotels und Berggasthäusern
auf der Rigi gegenüber der Vorjahres­
periode um knapp 9 Prozent gesteigert
werden. Als weitere Entwick­lungsbasis
wird ein touristischer Masterplan aus­
gearbeitet. Dieser definiert und kon­
kretisiert unter anderem verschiedene
Inszenierungsprojekte, die Besucherlenkung und die Angebotsgestaltung.
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Stille Orte
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gewiss aussergewöhnlichste WC-Häuschen weit und breit.
Viel frische Luft, fröhliches Vogelgezwitscher, diskreter
grüner Vorhang. Sogar eine Wasserspülung gibts.
Bitte Platz nehmen.
Seit vielen Jahren widmet sich der Fotograf Marco Volken
diesen unscheinbaren Bauten, die er «stille Orte» nennt.
In aufwendiger Arbeit macht er sie ausfindig und hält
sie mit der Kamera fest, immer wieder und zu allen Jahreszeiten. Dabei ist eine Bildserie entstanden, die so dokumentarisch wie lakonisch und poetisch wirkt. Es sind Bilder zum Schmunzeln, aber auch zum Staunen, aufbereitet
in einem neuen Bildband.
marcovolken.ch | as-verlag.ch
37
38 Entdecken
39
An mehreren Orten in der Zentralschweiz entstehen grosse
neue Siedlungen. Zum Beispiel die Suurstoffi in Rotkreuz.
Im Bild: Visualisierung eines Wohnturms nach den Plänen der
Zürcher Architekten Ramser Schmid.
Hoch hinaus
In der Zentralschweiz herrscht Bauboom. Grosse
neue Siedlungs- und Entwicklungsgebiete entstehen.
Wohn- und Gewerberaum, Fachhochschulen und
Tourismusprojekte werden realisiert. Wir stellen
drei Grossprojekte vor.
Text: Marc Benedetti
Bilder: Marc Benedetti / zVg
R
isch-Rotkreuz ist einer der dynamischsten Bauplätze der Zentralschweiz.
Auf dem Suurstoffi-Areal beim Bahnhof
Rotkreuz sind in den letzten Jahren futuristische Wohn- und Geschäftshäuser in
die Höhe gezogen worden. Novartis hat
hier ihren Sitz bezogen. Und bis 2019
soll im Areal ein Neubau für das Infor­
matik-Departement der Fachhochschule
Zentralschweiz eröffnet werden.
Die Zug Estates AG als Besitzerin
realisiert im Gebiet ein verkehrsfreies
Quartier für 1500 Menschen und 3000
Arbeitsplätze. Im Sommer 2010 erfolgte
der Spatenstich für die Überbauung des
zehn Hektaren grossen Suurstoffi-Areals.
Die ersten beiden Realisierungsetappen
mit 382 Mietwohnungen und rund 19 000
Quadratmeter kommerziellen Flächen
sind vollendet.
«Wir möchten im Wohnbereich
eine möglichst grosse Nutzungsdiversität
herstellen», sagt Pascal Arnold, Leiter
Bewirtschaftung und Vermarktung der
­
Suurstoffi. Man stelle Wohnangebote für
jede Lebensphase bereit, für Singles über
die Familien bis hin zu Alterswohnungen.
Eine der Wohnsiedlungen wurde in
umweltfreundlicher Holzmischbauweise
erstellt. «Mit 156 Wohnungen ist es das
grösste Holzbauprojekt dieser Art in
der Zentralschweiz», erklärt Arnold. Die
Mietpreise für die Wohnungen liegen im
mittleren Preissegment.
«Für die dritte Bauetappe haben wir
im September die Baubewilligung der
Gemeinde erhalten», erklärt Arnold. Geplant seien drei Gebäude mit 180 Wohnungen, Büros und Gewerbeflächen auf
rund 7000 Quadratmetern. Die Häuser
sollen im Herbst 2017 bezugsbereit sein.
Der grösste Mieter steht bereits fest: das
Marktforschungsinstitut GfK wird von
Hergiswil nach Rotkreuz zügeln.
Geplant ist im Gebiet auch ein
Hochhaus mit rund 90 Wohnungen im
Stockwerkeigentum. Die Arealbesitzerin
hat für den Bau einen Architekturwett­
bewerb veranstaltet, der Sieger soll demnächst bekannt gegeben werden. Im Oktober wird mit dem Vorprojekt gestartet.
Bezugstermin ist Anfang 2019.
Im Energiebereich strebt man
Nachhaltigkeit an. Mit dem Ziel des CO2-
freien Betriebs wurde eine thermische
Arealvernetzung, ein sogenanntes Anergienetz, errichtet, dies in Kombination
mit einem Erdsondenfeld. Das Anergienetz erlaubt das Heizen und Kühlen der
Gebäude mittels Erdwärme. Der Strom
wird durch Photovoltaik auf dem Areal
erzeugt. Mit einer Leistung von 400000
kWh pro Jahr betreibt die Suurstoffi
­bereits heute die grösste private Photovoltaikanlage im Kanton. Bis 2015 soll die
Leistung mehr als verdoppelt werden.
Grosse Dynamik in Emmen
Eine andere Gemeinde, in der die Zukunft gebaut wird, ist der Luzerner Vorort
Emmen. Momentan wird rund um den
Seetalplatz das grösste Verkehrsprojekt
der letzten Jahrzehnte realisiert. Dadurch
ist in der ehemaligen Industriegemeinde
eine grosse Dynamik entstanden. Böse
Zungen sprechen vom Wandel der Gemeinde von «Klein-Istanbul» zu «KleinBerlin».
In den nächsten Jahren will Emmen
sein Zentrum rund um Seetalplatz und
40 Entdecken
41
schaftung des Areals liegt in den Händen
der Viscosistadt AG. «Das Gelände bietet
Raum für Industrie und Gewerbe, für
Bildung, Wohnen, Kunst, Kultur und
­
Freizeit», erklärt der stellvertretende Geschäftsführer Elmar Ernst.
Die Besitzerin baut bestehende Gebäude um oder realisiert Neubauten und
vermietet diese an Firmen, öffentliche
­Institutionen oder Private. Weitere Industriegebäude und Lagerhallen können in
den nächsten Jahren mit Bürogebäuden
und Wohnbauten ergänzt werden.
Bereits im Sommer 2016 bringt die
Hochschule Luzern neues Leben in die
Gebäude. Rund die Hälfte der 620 Studierenden sowie der 180 Mitarbeitenden des
Departements Design & Kunst werden
dann im ehemaligen Fabrikgebäude «Bau
745» tätig sein. «Der Umbau für die
Hochschule Luzern Design & Kunst ist
auf gutem Weg», erklärt Elmar Ernst. Die
Rohbauarbeiten seien abgeschlossen. Erst
in Planung ist ein Neubau für die KunstHochschule, welche später ganz nach
­Emmen ziehen will; dieser Bau soll 2019
bezugsbereit sein.
Projekte für Wohnungen bestünden
zurzeit noch keine und würden wohl erst
in acht bis zehn Jahren realisiert, sagt
Ernst. Man sei in Verhandlung mit
­verschiedenen Mietinteressenten für die
Nutzung eines nur wenig genutzten Industriekomplexes. Auch ein Hotel sei in
der Viscosistadt denkbar.
Grossbaustelle auf dem Bürgenberg
Kräftig investiert wird auch auf dem
­Bürgenstock. Hier entsteht ein 500-Mil­
lionen-Franken-Projekt. Das neue Resort
gilt als «Leuchtturmprojekt» des Schweizer Tourismus; die Eröffnung ist für Anfang 2017 geplant.
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Investor und Betreibergesellschaft
ist die Katara Hospitality Switzerland AG
mit Sitz in Zug. Unter der Leitung von
Managing Director Bruno H. Schöpfer
hat die Firma in den letzten Jahren einige
legendäre Hotels in der Schweiz wieder
auf Vordermann gebracht, etwa den
«Schweizerhof» in Bern.
Auf dem Bürgenstock wird mit grosser Kelle angerichtet. Hier entsteht eine
autofreie Destination mit drei Hotels. Sie
bieten 400 Zimmer mit 800 Betten. Aus­
serdem entstehen 68 Residence-Suiten,
ein 10 000 Quadratmeter grosses Alpine
Spa, ein 2200 Quadratmeter grosses Konferenzzentrum sowie 12 Restaurants und
Bars ... Nicht zu vergessen das Freizeitangebot mit 9-Loch-Golfplatzanlage, Tennisplätzen im Davis-Cup-Standard, Curling, Kinderbetreuung und Privatkino.
Bis heute seien rund 310 Millionen
Franken verbaut worden, sagt der Presseverantwortliche Ronald Joho gegenüber
echt. Das Bürgenstock Resort wird laut
Joho direkt 800 und indirekt 300 Arbeitsplätze für rund 1100 Personen schaffen;
es wird damit zum zweitgrössten Arbeitgeber des Kantons Nidwalden (nach den
Pilatus Flugzeugwerken). «Wir erwarten
rund 150 000 jährliche Übernachtungen
bis ins Jahr 2020», sagt Joho.
Eines der Kernprojekte des neuen
Resorts ist das neue «Waldhotel». Es ist
als «Healthy Living»-Hotel konzipiert,
zählt 160 Terrassenzimmer und ein Restaurant mit Lounge. Vom medizinischen
Check-up über sportmedizinische Therapien bis hin zu Angeboten für «Mental
Health Balance», Well-Aging Treatments
und Burnout-Behandlungen soll eine
breite Palette an medizinischen Dienstleistungen angeboten werden.
Das Resort hat ein beispielhaftes
Nachhaltigkeitskonzept. Das zeigt sich in
der Energiegewinnung, in der Bauweise
und in der Logistik. Die neuen Besitzer
Aussergewöhnliche Projekte:
Suurstoffi in Rotkreuz,
Viscosistadt in Emmen,
Bürgenstock Resort
(von oben nach unten)
<
den Bahnhof von Grund auf neu
gestalten. Mit dem «Masterplan Stadtzentrum Luzern Nord» wurde ein neues,
gemeindeübergreifendes Zentrum zwi­
schen Emmen und dem angrenzenden
Luzern definiert. So erhält Emmen einen
modernen Busbahnhof. Der Kanton Luzern will ausserdem einen Verwaltungsneubau für rund 1000 Angestellte am
­Seetalplatz realisieren. Aber auch private
Grundeigentümer planen Wohnungen
und Büros für den Zeitpunkt, wenn die
Infrastruktur mit den neuen Strassen und
Brücken vollendet ist.
Auf dem ehemaligen riesigen
Industrieareal der Viscosuisse (heute Monosuisse) in Emmenbrücke entsteht ein
neues Stadtquartier, die sogenannte Viscosistadt. Sie soll sich zum pulsierenden
Denk- und Werkplatz entwickeln. Bereits
heute sind Künstler, Architekten, Fotografen im Areal eingemietet. Die Bewirt-
Es wirkt genauso, hängt sich aber schon
mal an das Hosenbein, um auf sich auf42 Entdecken
merksam zu machen.
die
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das Kurhaus Seeblick weitherum einen Namen gemacht.
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Resorts, Franz Josef Bucher und Josef
Durrer; sie hatten bereits 1888 eine Konzession für die Energiegewinnung über
die Entnahme von Seewasser erhalten.
Diese Konzession wird weiter genutzt:
Wärme wie auch Kälte werden von einer
Energieverteilungszentrale über Fernleitungen ins Resort verteilt.
Auch beim Bauen spielt der Umweltaspekt eine Rolle: Alte Mauern werden sorgfältig demontiert und an anderen
Orten wieder verwendet. Zudem wird
Aushubmaterial als Baumaterial gebraucht, wodurch sich unzählige Lastwagenfahrten auf den Bürgenberg einsparen
lassen.
Das Baugebiet am Bürgenstock
erstreckt sich über zwei Gemeinden in
zwei Kantonen. Das führte zu einem
beachtlichen Koordinationsaufwand. Insgesamt waren 75 Baubewilligungen nötig.
«Planung und Bau des Resorts kommen
einem 42-Kilometer-Hürdenmarathon
gleich», sagt Bruno H. Schöpfer, Managing Director der Katara Hospitality AG.
Doch Nidwalden sei zum Glück ein Kanton der kurzen Wege. Dass das Resort auf
Kurs ist, verdanke man auch der guten
Zusammenarbeit mit dem Regierungsrat
Nidwalden, den kantonalen Amtsstellen
und den Gemeinden Stansstad und Ennetbürgen.
Auch der Denkmalschutz sowie der
Natur- und Heimatschutz wurden in die
Planung einbezogen. Dem Teilabbruch
des Grandhotels musste schweren Herzens zugestimmt werden. Dafür konnten
andere historische Teile gerettet werden:
«Mit der Unterschutzstellung der Kleinbauten auf dem Bürgenberg wurde ein
wichtiger Beitrag zum Erhalt eines Ortsbilds von nationaler Bedeutung geleistet»,
ist Gerold Kunz, Denkmalpfleger des
Kantons Nidwalden, überzeugt. Die aus
den 1950er- und 1960er-Jahren stammenden Bauten wie Gübelin-Gebäude,
Wetterstation und Stickereigebäude bleiben der Nachwelt erhalten. Sie erinnern
an eine frühere Aufbruchstimmung auf
dem Bürgenberg, in der Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg.
Spannende Architektur
in Dorf- und Stadtzentren
Ungewöhnlich normal
ESCHENBACH. Mitten in Eschenbach
ist ein Neubau mit Holzschindelfas­
sade erstellt worden. Er zeugt davon,
dass Landleben und Landlust im
Trend sind. Die moderne Befensterung, der Verzicht auf ein Vordach
und die ungewohnte Volumetrie
­machen den Bau zum Blickfang.
Pfistergässli, Eschenbach
Gewobene Fassade
STANS. Das neue Wohn- und Geschäftshaus MiraCasas setzt ein sichtbares Zeichen für dichtes, aber attraktives Wohnen und Arbeiten in Stans.
An der Fassade wechseln sich Monochrom- und Duplex-Flächen ab. Sie
wirkt wie ein farbiges Gewebe aus
Kette und Schuss.
Stansstaderstrasse 36, Stans
Rekonstruktion mit Charakter
SURSEE. Die Häuser Oberstadt 24
und 26 liegen am oberen Stadteingang und am Graben von Sursee. Sie
brannten unzählige Male, das letzte
Mal 1987. Dem Architekturbüro ist es
gelungen, einen charaktervollen
­Neubau zu schaffen. Er übernimmt
Elemente des früheren Gebäudes,
ohne es einfach nachzubauen – etwa
das charakteristische Türmchen.
Mutiger Eingriff
REIDEN. Am Anfang war der Wunsch
nach einer Zentrumsplanung. Mit der
Überbauung Walke ist ein erster und
gut sichtbarer neuer Nagel ins Ortsbild des Strassendorfes eingeschlagen worden. Zwischen den Bauten
spannen sich interessante Aussenräume auf, die zum Verweilen einladen.
Walkestrasse, Reiden
Oberstadt 24/26, Sursee
44 Entdecken
45
Ganz neues Dorfzentrum
Stolzes Haus
Angenehme Dichte
WALCHWIL. Das historische Zentrum
von Walchwil mit der katholischen
Kirche ist nicht mehr wiederzuerkennen. Die markanten Neubauten des
Gemeindehauses und des Pfarreizen­
trums mit ihren monolothisch skulpturalen Fassaden dominieren den Raum.
Gewisse Architekten finden, die Neubauten passten sich gut ins gewachsene Zentrum ein. Für andere ist die
Zuger Gemeinde zu weit gegangen.
ENTLEBUCH. Das Bild des Dorfzen­
trums Entlebuch war lange ein Problem. Heute präsentiert es sich schöner
und moderner. Besonders stolz ist Entlebuch auf das neue «Schützenhaus».
Es enthält ein Ladengeschoss für die
Dorfdrogerie, Büros und Eigentums-
LUZERN. Man muss sorgfältig mit
dem Boden umgehen: Diese Botschaft
ist heute in den Köpfen angekommen.
Das Neubauprojekt im Zentrum
von Luzern zwischen Schützenhaus
und Restaurant Galliker zeigt, welche
räumlichen Qualitäten von Dichte
­ausgehen können.
Dorfstrasse, Walchwil
Schützenstrasse, Luzern
Historischer Hof
BALLWIL. Die Überbauung Margrethenhof ist zwar nicht mehr ganz neu,
aber immer noch ein Vorzeigeprojekt,
was baulich möglich ist, wenn nicht
nur die Rendite im Vordergrund steht.
Der historische Bauernhof neben der
Dorfkirche konnte erhalten und in das
Ensemble integriert werden. Preisgünstiger Wohn- und Arbeitsraum
wurde unter Berücksichtigung öko­
logischer Aspekte geschaffen.
Margrethenhof, Ballwil
Schwebendes Gebäude
wohnungen. Private und die öffentliche
Hand haben dafür die Entlebuch Dorf
AG gegründet. Auslöser war die nötige
Sanierung der Kantonsstrasse.
LUZERN. An der Brünigstrasse im Luzerner Tribschenquartier ist ein interessantes Wohnhaus erstellt worden.
Der Neubau hebt sich durch seine
sorgfältige Architektur ab. Balkone
und Fenster sind versetzt zueinander
angeordnet. Der Eindruck eines
schwebenden Gebäudes bricht auf
angenehme Weise mit dem städtebaulichen Konzept des 19. Jahrhunderts.
Dorf 33, Entlebuch
Brünigstrasse, Luzern
Architektur
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Einige dieser Kritiken und
weitere spannende Neuigkeiten
aus der Zentralschweiz kann
man nachlesen im OnlineMagazin zentral+.
Im Architektur-Blog von zentral+
schreiben der erfahrene Luzerner Architekt und Denkmalpfleger Gerold Kunz und die junge
Zuger Architektin Tanja RösnerMeisser im Turnus. Gerold Kunz
ist auch Chefredaktor der von
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Unser Volkshaus
Holzstuben unter einem Tätschdach: Das Chalet
ist der eidgenössische Beitrag zur Weltarchitektur.
Höchste Zeit für eine kritische Würdigung.
Text: Benedikt Loderer | Illustration: Sarah Weishaupt
D
ie Alpen sind der Heimatort der
Zersiedelung. Ihre Naturgeschichte beginnt mit Geburt des Hüslis aus dem
Geiste des Chalets. Das Chalet ist das
mythische Vorbild des landesüblichen
­
Einfamilienhauses. Es ist eingebettet in
die freie Natur, unabhängig und freistehend. Nur der freistehende Schweizer ist
frei: Das ist die Lektion, die das Chalet
den Eidgenossen beigebracht hat.
Das Chalet ist der einzige eidgenössische Beitrag zur Weltarchitektur. Als
«Schweizerhaus» verbreitete es sich, vom
mythischen Getöse des Alpenlobs begleitet, industriell vorfabriziert und eingepackt, über die ganze Erde. In England
oder Brandenburg stand es im adligen
Park, begleitet von künstlichen Felsen
und einem kargen Wasserfall. Es hatte seinen Auftritt in Zierfarmen, wo Landleben
gespielt wurde, und es diente als bürgerliches Wohnhaus. Seither wissen die fremden Völker, wie die Schweizer wohnen:
hölzig.
Niedrige Decken, niedrige Stirnen
Wie ein Chalet aussieht, weiss jedes
Kind; jedes hat schon eines gezeichnet.
Heidi wohnte «là-haut sur la montagne»
in einem und der Geissenpeter weiter
unten in einem anderen. Das wichtigste
Erkennungsmerkmal ist die Überblat-
tung an den Hausecken. Die Balken des
Strickbaus werden ineinander verzahnt
und zwei Hand breit über die Fassadenflucht geführt. Man siehts dem Chalet
an, dass es der Senn mit Hilfe der Nachbarn eigenhändig aufgebaut hat. Da ist
die Axt am Werk, die den Zimmermann
erspart.
Das Chalet hat immer ein Tätschdach, ein flaches Satteldach mit weit vorstehenden Dachvorsprüngen. Die machen
wettertrotzig und garantieren die innere
Ein Jumbochalet
eignet sich für
alle Bedürfnisse –
ob Hotel, Bahnstation
oder Kläranlage.
Sicherheit. Die Pfetten, die weit über die
Fassaden vorspringen, werden von Bughölzern gestützt, woran der Schnitzer
nagte. Schnitzen ist die Kunstübung der
Sennen. Sie gestalten ihre Welt mit dem
Messer.
Das Chalet hat keine Zimmer, sondern Stuben. Immer sind sie gedrückt
und immer betonen sichtbare Balken die
Solidität der niedrigen Decke. Niedrige
Decken führen zu niedrigen Stirnen. Je-
des Chalet hat, wie die Kühe auch, einen
Namen. Der wird über dem Barren oder
der Haustüre eingekerbt. Ob Kuh Erika
oder Chalet Erika – beides zeigt das obligatorische Einssein mit der Tradition.
­Darum hat das Chalet, je weniger es mit
der Landwirtschaft zu tun hat, einen
­desto urchigeren Namen. Immer blickt es
mit dem Giebel ins Tal, damit seine Fenster im Licht des Sonnenuntergangs blitzen können. Es ist der Behälter für den
wichtigsten Baustein des eidgenössischen
Gesellschaftsgebäudes: Im Chalet wohnt
die intakte Familie.
Harmonie der Gebirgswelt
Das Chalet war schon in Zeiten der moralischen Verseuchung und des nationalen
Fiebers beachtet, geschätzt, untersucht
und nachgebaut worden. Bereits um 1900
zog der damals gegründete Heimatschutz
gegen das Fremde zu Felde: «Die gross­
artige Harmonie der Gebirgswelt wird
vielfach durch die stimmungslosen städtischen Bauten der Berghotels gestört.»
Vorbild müsse die «echte, wahre Schweiz
der kleinen Städte und der von Frem­
denverkehr und Industrie noch wenig
­berührten Landschaften» sein. Doch erst
während der Festungsstarre, in der
­Guisan-Schweiz, wurde das Chalet obligatorisch. Dass die fremden Grand Hôtels
entdecken 49
Sie
haben
ein Ziel. Wir
weisen
den
Weg.
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Wir schaffen Innovation, auch multimedial.
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Beratung. Produktion. Kommunikation.
bachmannmedien.ch
nicht in die Berge passten, wurde damals
endlich erkannt. In ihnen «spitzt sich die
allgemeine Geschmacksentwicklung ins
Unheimliche zu – viele dieser Hotels dürfen als stilistisch führende Beispiele eines
erschreckenden Kulturzerfalls gelten»,
urteilte Guisan-Schweizer Peter Meyer,
ein Architekt und Kunsthistoriker. Nur
das Ursprüngliche hält dem Kulturzerfall
stand, die Besinnung auf das Eigene tut
not. «Style Helvétique. Il faut le chercher
non dans les Villes, mais au-delà des
Monts dans les hautes Alpes», erklärt
Jacques-Louis Brocher 1853 à la recherche d’un stile national. Noch 2014 behauptet Bundesrat Maurer, die Schweiz
ohne Luftwaffe sei wie ein Chalet ohne
Dach.
Modernes stört ländliche Harmonie
Nachdem 1914 der Tourismus mit den
fremden Herrschaften zusammengebrochen war, entdeckten die Schweizer ihr
architektonisches Gewissen: Ins Gebirge
passen keine städtischen Adelspaläste,
nur Bergbauernhäuser sind den Alpen
angemessen. Weil die dort beheimatet
sind. Die Grand Hôtels sind Importware
mit fremden internationalen Bauformen,
die auf der ganzen Welt anzutreffen sind.
Bezeichnend ist die Aktion «Säubert
die Rigi» des Schweizerischen Heimatschutzes. Der Gründergipfel des schweizerischen Tourismus sollte vom «Unrat der
alten Fremdenindustrie» befreit werden.
Mit einer Schoggitaler-Aktion wird das
Geld gesammelt, das den Abbruch der
Grand Hôtels Schreiber und Regina
Montis finanziert. 1952 wird ein neues
­
Berghaus errichtet, entworfen vom Bauberater des Heimatschutzes Max Kopp, dem
Architekten des Landidörflis von 1939: ein
langgestreckter Steinbau mit Giebeldach,
kleinen Fenstern, ohne Balkone.
In den Bergen gibt es nur Dörfer,
Städte werden hier nicht geduldet. Zwar
ist der Wintersport, der zum Massentourismus wurde, ein Vergnügen der urbanen Bevölkerung und wird industriell
verabreicht, doch die Bauformen müssen
«traditionell» bleiben. Moderne Architek-
tur, da sind sich Bergler und Touristen
einig, gehört nicht ins Gebirge. Die Hochhäuser in Crans-Montana sind ein bedauerlicher Sündenfall und fanden glücklicherweise keine Nachfolger. Die Touristen
in städtische Wohnhäuser zu stopfen, ist
wider die Natur.
Gott sei Dank hat sich das Chalet
unterdessen in den Schweizer Alpen überall durchgesetzt. Es duldet heute keinen
anderen Haustyp neben sich. Sein Alleinvertretungsrecht ist unbestritten, denn
hier geht es um die unberührte ­Natur. Unberührt heisst hierzulande: vorindustriell
und landwirtschaftlich. Allerdings entsteht da ein unlösbarer Widerspruch: Die
Bergwelt ist keine Jungfrau, sondern ein
Genussmittel. Nicht die unberührte Natur
ist das Ziel der Touristen, sondern ein intensiver Körperkontakt. Die Vergewaltigung der Alpen ist eine vorsätzliche Tat.
Schamhaft verlangt das schlechte G
­ ewissen
den Vollzug in traditionellen Formen. Zur
Beschwichtigung wird das Opfer ländlichsittlich bedeckt, mit Holz bekleidet, weil
das so natürlich ist. Holz verschleiert die
Unzucht und ist darum in den Baureglementen vorgeschrieben. Sie könnten mit
einem Satz auskommen: Nur das Chalet ist
bergtauglich.
Das führte allerdings zu Massstabsproblemen. Ab welcher Grösse ist ein
Chalet keines mehr? Die ständig wachsenden Bauprogramme waren längst
nicht mehr in ein Einfamilienhaus, pardon: Chalet, hineinzustopfen. Da erfanden die Statthalter des Tourismus das
Jumbochalet. Das ist ein landläufiger, betonierter Grossbau, der mit einer Holzhaut überzogen und dem ein Tätschdach
aufgesetzt wird. Die Überblattung, das
zeigt die Feldforschung, ist durch eine viel
billigere Eckverkleidung ersetzt worden.
Die Schnitzerei jedoch hat sich gehalten.
Das Resultat ist allerdings mehr
Jumbo als Chalet, doch eignet es sich für
alle neuen Bedürfnisse, ob Hotel, Luftseilbahnstation oder Kläranlage. Die regionalen Eigenheiten, die beim traditionellen Chalet durchaus vorhanden waren,
hat das Jumbochalet eingeebnet. Es ist der
Leitbau des alpenländischen Lederhosen-
stils (ALS), in dem heute alle Bergler und
Touristen bauen. Das wichtigste Stilmerkmal des ALS ist der Balkon. Balkone treten immer in Rudeln auf, übereinandergeschichtet oder nebeneinandergereiht.
Ihre maschinengeschnitzten Brüstungen
sind die Petit-Point-Stickerei des ALS, da
findet das Schmuckbedürfnis seine Befriedigung. «Holz isch heimelig» nicht
Man kann sagen:
Das Chalet ist
die schweizerische
Urhütte.
nur im Innern, es ist auch repräsentativ
an der Fassade. Zur Erinnerung: Die Chalets der Sennen hatten nie Balkone,
höchstens Lauben als äussere Erschlies­
sung der oberen Geschosse. Balkone
tauchten zum ersten Mal als Import aus
dem Unterland auf, als man in den Bergen Heilung produzierte: die Liegebal­
kone der Sanatorien. Die Tuberkulose hat
sie in die Berge gebracht. Bergbauern
brauchen keine Balkone; die sind nur für
Kranke und Leute mit Freizeit und Ferien
nötig.
Das Chalet ist ein Gefühlsbehälter
Ins Jumbochalet füllen die Tourismusstatthalter Kleinwohnungen ab. Der Bau
von Mehrfamilienhäusern in den Bergen
zeigt an, ab wann, nach den Mittelständlern, auch Hinz und Kunz dort auftauchten. Im Jumbochalet stehen die kalten
Betten. Dort warten sie auf die Saison. Die
Haustechnik und der Komfort dieser
Wohnungen unterscheiden sich nicht
mehr von jenen im Unterland. Es gibt
keine Bergbauernhäuser mehr in den
­
Bergen, es gibt nur noch Agglobauten, die
sich als Bergbauernhäuser verkleiden.
Ohne Jumbochalet kein Massentourismus, ohne Massentourismus kein Wohlstand in den Alpen.
Das ist durchaus zivilisatorischer
Fortschritt. Noch nie waren die Bergler in
den letzten zwei Jahrhunderten so komfortabel untergebracht wie heute. Der
Massentourismus brachte das Geld für
den Kühlschrank und die Küchenkom­
bination. Ganz wohl dabei ist allerdings
nicht allen. Schon 1982 machte sich zum
Beispiel die Landwirtschaftliche Strukturverbesserungsgenossenschaft Lenk Gedanken: «Bei uns stehen viele Ferien­
chalets. Jedes Jahr kommen weitere dazu.
Wir leben vom (Aus-)Verkauf des Bodens.
Verkaufen wir nicht den Baum statt die
Äpfel, die Kuh, statt die Milch?»
Der alpenländische Lederhosenstil
ist nicht Maskerade, wie die Kulturkritik
süffisant analysiert. Er ist ein Bedürfnis,
das Chalet ein Gefühlsbehälter. Darin
wird der Alpenwahn gespeichert, der
­Irrglaube, die Schweiz sei ein Berg. Die
Folgen folgen. Man kann es auch anders
zusammenfassen: Das Chalet ist die
­
schweizerische Urhütte. Benedikt
Loderer
ist Architekt
und Publizist.
Er war Gründer und Chefredaktor der
Zeitschrift
«Hochparterre». Legendär sind
seine Kolumnen als «Stadtwanderer».
Der vorliegende Text entstammt
(leicht gekürzt) dem äusserst
lesenswerten Buch «Die Landesverteidigung». Darin plädiert
Loderer für ein neues Land­
gesetz gegen die Zersiedelung.
Seine Initiative verlangt: das
Baugebiet schliessen, Realersatz
und Bundeskompetenz. Darüber
hinaus soll die Kostenwahrheit
im Verkehr – auf Schiene und
Strasse – eingeführt werden.
B. Loderer: Die Landesverteidigung.
Eine Beschreibung des Schweizerzustandes. Edition Hochparterre, Fr. 28.–
hochparterre.ch
50 entdecken
51
Die Sonne lüftet
Für ein gesundes Raum­
klima ist regelmässiges Lüften wichtig. Dies kann das
Fenster nun auch alleine
tun. Beim Solarfenster von
Velux lassen sich Lüftungszeiten und -dauer programmieren; bei Regen schliesst
es sich dank einem Sensor.
Der Fenstereinbau erfolgt
wie bei einem manuellen
Schwingflügelfenster. Ein
Energiespeicher sorgt auch
bei längerer Dunkelheit für
zuverlässigen Betrieb.
Schön und schlau
An der Zentralschweizer Baumesse
präsentieren über 300 Aussteller ihre
Innovationen. Eine kleine Auswahl.
velux.ch, erhältlich bei:
bitstechnik.ch, wuerschsoehne.ch,
dachfenster-­service.ch
Text: Rebekka Stämpfli
Feuer in der Küche
Die Behaglichkeit eines
Feuers und der Komfort
eines Elektroherds lassen
sich kombinieren – dank
einem Holzherd-Modul von
Tiba. Dieses lässt sich wie
ein handelsüblicher Elektro­
herd in eine Einbauküche
integrieren und passt sauber und fugenlos in jede
Küche. Warme Luft wird im
Sockel gefasst und kann
zum Wärmen abgeleitet
werden.
tiba.ch
Böden mit Charakter
Wellness zuhause
Stets im Bild
Dunst nach unten
Die Eigenschaften von Parkett- und Massivholzböden
wirken sich unmittelbar auf
das Wohnklima innerhalb
eines Raumes aus. Holz als
Baustoff reguliert das
Raumklima. Verschiedene
Oberflächenstrukturen und
Farbtöne unterstreichen
den individuellen Charakter
der Räumlichkeiten. Der
Rohstoff Holz als Boden­
belag ist an Schönheit und
Wirkungskraft kaum zu
übertreffen.
Sich in ruhiger Umgebung
entspannen und erholen,
den stressigen Alltag hinter
sich lassen: In der kühleren
Jahreszeit gelingt dies
­nirgends besser als in der
Sauna. Besonders in der
hauseigenen und nach
Mass gefertigten. Saunalux
schafft zusammen mit der
Schreinerei Schriber ganz
individuelle WohlfühlOasen.
Ein grosser Fernseher, gut
positioniert im Wohnzimmer, erhöht den Filmgenuss.
Da Küchen heute immer
häufiger in die Wohnbereiche integriert werden, ist
ein gutes Lüftungssystem
wichtiger denn je. Innovatives Küchen- und Wohndesign verlangt auch neue
Lösungen im Bereich der
Lüftungssysteme. Muldenlüftungen passen ideal zu
grosszügigen Architekturen
und Kochinseln. Die Kochdünste und -gerüche steigen gar nicht erst hoch,
sondern werden direkt am
Kochfeld abgesaugt.
licorado.ch
Wie Kino, nur besser
Ein Home Cinema erlaubt
Filmgenuss – zuweilen besser als im Kino. Die Wahl
des optimalen Grossbildschirms, Beamers, DVD/BluRay-Players oder HeimkinoPC und des passenden
Audiosystems spielt eine
entscheidende Rolle. Die
Bedienung kann via iPhone
oder iPad gesteuert und mit
der gesamten Home-Automation wie Licht und
Storen verbunden werden.
tonbildspinnerei.ch
saunalux.ch
schriberag.ch
Doch die schwarze Fläche
an der Wand wirkt ungemütlich und hat wenig Stil.
Eine kreative Lösung
kommt aus Kriens: Ein
Wandbild, das sich mittels
Knopfdruck in Sekundenschnelle in ein TV-Gerät
verwandeln lässt. Wer es
noch diskreter mag, dem
liefert das Unternehmen
auch versenkbare Bildschirme.
crea-tv.ch
gaggenau.com
Messe für
Bauen +
Wohnen
Finger als Schlüssel
Ein Schlüssel kann gestohlen werden oder verloren
gehen. Höhere Sicherheit
bieten biometrische Verfahren: der Zutritt per Fingerabdruck. Bis zu drei Relais
(etwa Haustür, Garagentor,
Alarmanlage) können über
einen Fingerscanner aktiviert werden. Während
einer Ferienabwesenheit
können auch Nachbarn
eine vorübergehende
Zutrittsberechtigung zum
Haus erhalten. Die Benutzer
können über das Smart­
phone verwaltet werden.
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An der Zentralschweizer Baumesse Anfang
Oktober präsentieren
rund 300 Aussteller
Innovationen rund um
Hausbau und Gebäudeerneuerung, Wohnen,
Küche, Bad, Garten und
Energie. Mehrere Sonderschauen widmen
sich Trendthemen wie
Hauskonzepte, Energie
und Klima, intelligentes
Wohnen und Multi­
media. Eine Ausstellung
von Prix Lignum zeigt
innovative Holz-Bauwerke. Fachvorträge zu
verschiedenen Themen
ergänzen das Angebot.
1. bis 4. Oktober 2015
Messe Luzern
bauen-wohnen.ch
52 entdecken
53
Tendenziell ist es aber wohl so, dass in der
Wirtschaft Einsparungen stärker kostengetrieben sind als in den Haushalten. In
den Haushalten macht die Stromrechnung bei den heutigen Tarifen nur einen
kleinen Anteil am Budget aus – und Komfort und Bequemlichkeit werden höher
gewichtet als tiefere Stromkosten.
«Der grösste
Stromfresser ist
der Boiler»
Der grösste Stromfresser in einem Haushalt ist der Warmwasser-Boiler. Hier kann
man durch kurzes Duschen anstelle eines
Vollbades einfach Energie einsparen. Danach kommen das Waschen und Trocknen, der Kühlschrank und die Beleuchtung. Da kann man durch den Ersatz
alter, ineffizienter Geräte sowie den bewussten Betrieb sparen. Generell sollten
Elektronikgeräte bei Nichtgebrauch konsequent abgeschaltet werden. Auch wenn
bei modernen Geräten im Standby- oder
Sleep-Modus nicht mehr so viel Strom
verbraucht wird, summiert sich dies trotzdem über einen längeren Zeitraum.
Interview: Beat Grossrieder
Einen zentralen Einfluss hat auch
das Wetter. Ein kalter Winter genügt,
und der Verbrauch steigt wieder
stark an. Da kann doch selbst die
beste Technik nichts ausrichten?
Der Energieverbrauch für die Raumheizung kann durch gut isolierte Gebäude
und effiziente Heizsysteme reduziert
werden. Die Abhängigkeit vom Wetter
liegt jedoch in der Natur der Sache und
kann tatsächlich nicht vollständig eliminiert werden.
Wer allein in einer 100 m2 grossen
Loft lebt, verbraucht pro Kopf viel
mehr Energie als die vierköpfige
­Familie, die mit 80 m2 auskommt. Und
das Einfamilienhaus hat nochmals
eine schlechtere Energiebilanz. Wo
kann man hier den Hebel ansetzen,
ohne auf Komfort zu verzichten?
Laut Energiestatistik verbrauchten
Industrie und Dienstleistungen
­jährlich etwas weniger Strom,
beim Haushalt aber ist dieser Rückgang geringer. Sind die «kleinen»
Haushalte träger als die «grosse»
Wirtschaft?
Die Entwicklung der Wirtschaft und der
Bevölkerung sowie die konkrete Witterung beeinflussen den Energiebedarf am
stärksten. Langfristig spielen auch der
wirtschaftliche Strukturwandel und der
Ersatz anderer Energieträger durch Elek­
trizität eine Rolle. Ins Gewicht fallen zudem Mengenausweitungen: Braucht man
zum Beispiel pro Kopf immer mehr
Wohnfläche, dann steigt auch der Energieverbrauch. Das Bundesamt für Energie
publiziert jeweils eine entsprechende
Analyse, doch die Zusammenhänge sind
komplex. Ein Erklärungsversuch zum
Unterschied zwischen Industrie und
Haushaltungen wäre reine Spekulation.
Der je nach Wohlstandsniveau unterschiedliche Ressourcenverbrauch ist eine
politische Fragestellung, die nicht mit
technischen Lösungsansätzen adressiert
werden kann. Mit der iHomeLab-Forschung schaffen wir jedoch die Basis, auf
der sowohl im Einfamilienhaus wie auch
in der Familienwohnung Energie eingespart werden kann, ohne das jeweilige
Komfortniveau zu beeinträchtigen.
Bild: HSLU
Man kann auf zwei Arten den Stromverbrauch im Haushalt senken. Einerseits
trägt der Einsatz von stromsparenden Geräten und Leuchtmitteln, wie zum Beispiel LEDs, zu einem tieferen Verbrauch
bei. Andererseits haben Sie recht: Der
Faktor Mensch spielt eine entscheidende
Rolle. Selbst die besten Geräte können aus
Unwissenheit oder Bequemlichkeit so betrieben werden, dass sie unnötig viel
Strom brauchen. Unsere Forschung setzt
genau hier an. Wir arbeiten an Systemen,
die Bewohnerinnen und Bewohner jederzeit auf eine ansprechende Art informieren, welche Geräte im Moment wie viel
Strom brauchen. Untersuchungen zeigen,
dass durch solche detaillierten Echtzeit­
informationen das Verhalten verändert
wird und Einsparungen von mehr als
10 Prozent möglich sind. Zudem erforschen wir Assistenzsysteme, die dem
Menschen helfen, seine elektrischen Verbraucher energieeffizient zu betreiben.
Diese Systeme erkennen und berücksichtigen das individuelle Benutzerverhalten
und können so den Einfluss auf den Komfort möglichst gering halten.
Im iHomeLab, einem auffälligen, futuristischen Gebäude in Horw, arbeiten
Forschende der Hochschule Luzern
an zwei Hauptfragen. Erstens: Wie
muss eine Wohnumgebung beschaffen sein, damit betagte Menschen bis
ins hohe Alter möglichst selbständig
zuhause leben können? Zweitens:
Wie lässt sich der Energieverbrauch
im Wohnraum senken?
Was sind denn die grössten Stromfresser im Haushalt – und wo lässt
sich am einfachsten Energie sparen?
Wie spare ich im Haushalt Strom? Rainer Kyburz,
Forschungsleiter für Energieeffizienz am iHomeLab
der Hochschule Luzern, zeigt Zusammenhänge auf
und gibt Tipps.
Herr Kyburz, im iHomeLab versuchen
Sie technische Mittel zu entwickeln,
die den Energieverbrauch im
­Haushalt senken. Aber der grösste
Energiefresser ist und bleibt doch
der «Faktor Mensch» ...
Das Luzerner
Zukunftslabor
Das iHomeLab forscht an Projekten
wie Demand-Response oder iKnowWatt. Dabei gibt das System Tipps,
was man tun soll, oder schaltet
­Geräte sogar automatisch ab. Das
Setzt auf die Methoden künstlicher
Intelligenz: Rainer Kyburz
ist doch ein starker Eingriff in die
persönliche Freiheit – also doch ein
Verlust an Komfort!
Es ist das Ziel des iHomeLab, Lösungen
zur Steigerung der Energieeffizienz zu erarbeiten, die den Benutzer und die Benutzerin nicht bevormunden und deren
Komfort nicht beeinflussen. Nur so werden solche Systeme vom breiten Publikum akzeptiert und verwendet. Um dies
zu erreichen, setzen wir Methoden der
künstlichen Intelligenz ein. Das System
steuert die Geräte so, dass das erwartete
Benutzerverhalten möglichst wenig tangiert wird. Zudem haben die Menschen
immer die Möglichkeit, die Automatik
manuell zu übersteuern, wenn sie nicht
zufrieden sind. Solche Benutzerreaktionen lernt das System und berücksichtigt
diese in Zukunft.
Zurzeit betreibt das iHomeLab zwei
Hauptprojekte im Bereich des Energiesparens: In der Studie DemandResponse geht das iHomeLab der
Frage nach, wie man sich im zukünftigen Energiemarkt bewegen wird.
Erneuerbare Energien werden quantitativ wichtiger, bleiben aber stark
vom Wetter abhängig, so dass die
verfügbaren Strommengen stets
schwanken werden. Demand-Response will nun die Betriebszeiten
von Geräten so verschieben, dass
diese zu einer Zeit eingeschaltet
sind, die in Bezug auf Stromtarif
und Netzauslastung ideal ist. Ein
zweites wegweisendes Projekt heisst
iKnowWatt. Hauptakteur dieser
­Studie ist eine intelligente Steck­
dosenleiste. Diese erkennt die angeschlossenen Gerätetypen und merkt
sich deren Stromverbrauch. Die
Stromleiste kann helfen, bei schwankenden Energiepreisen nur jene
­Geräte zu betreiben, die wirklich
­benötigt werden.
Die Projekte von iHomeLab bestechen dadurch, dass sie den Stromverbrauch grafisch anzeigen. So
­können die Nutzenden auf Tablet,
Smartphone oder auf dem Fernseher
sehen, welches Gerät gerade wie viel
Strom schluckt.
ihomelab.ch
54
geniessen
55
AUF S TRICH
BUTTER
ÖL
PARFÜMIERTES ÖL
ESSIG
FOCC ACIA
KNÄCKEBROT
SALZ UND PFEFFER
Frischkäse oder
Quark mit Geschmack
versehen und in
einem dekorativen
Gefäss oder mit dem
Spritzsack in Form
gebracht servieren.
Aufschlagen und
nach Belieben mit
Aroma und essbarer
Dekoration ergänzen.
Wird gebraucht zum
Tunken von Brot – neben dem oft verwendeten Olivenöl sind
Nuss- oder Kernöle
Alternativen.
Auch einfach zum
Selbermachen mit
Kräutern, Gewürzen
usw., welche zum
Servieren im Gefäss
dekorativ dazugelegt
werden.
Essig ist nicht gleich
Essig: Aus Früchten gewonnen, mit
Kräutern eingelegt,
langsam gealtert oder
wie hier als Aceto di
Moscato, ist Essig
mit oder ohne Öl eine
tolle Beigabe.
Teig machen und verschiedenste Formen
rollen. Ob als dünner
Stängel, kreativ
belegt oder als Laib,
es variiert einzig die
Backzeit.
In der Vase präsentiert, nach unserem
Grundrezept (Seite 215)
hergestellt und nach
Belieben mit Kernen,
Kräutern und Gewürzen versehen.
In einem dekorativen
Gefäss, grobkörnig
oder in der Mühle
ergänzen Salz und
Pfeffer das Gebäck
und seine Beilagen.
Für genüssliche Momente
Wie wird ein Tisch perfekt gedeckt? Wo platziert man die
Gäste am besten? Und wie rettet man sich als Gastgeber
aus der misslichen Lage, wenn eine Sauce zu dünn, ein
Pudding nicht fest oder eine Beilage versalzen ist? In einem
neuen Buch geben die Gastronomin Simone Müller-Staubli
und die Designexpertin Franziska Bründler Einblick in
ihr «9x9 der Gastgeberei». Die beiden haben es selber
erprobt – an 34 Abenden mit 1699 Gästen und 15 291 Akten
Pop-up-Restaurant «9x9» in Luzern. Das kultige Lokal im
Abbruchhaus ist inzwischen Geschichte. Was bleibt, ist die
Leidenschaft der beiden Gastgeberinnen – und der süsse
Duft einer feinen Erkenntnis: Schöne Momente sind keine
Hexerei. Wie man sie hinkriegt, zeigt das Buch anschaulich
und auch für Laien verständlich.
9mal9.ch | applausverlag.ch
56 geniessen
57
Wilde
Gegend
Jetzt beginnt sie wieder,
die Saison der feinen
Wildküche. Eine Spurensuche im Luzernbiet.
Text: Robert Bösiger | Bild: Sylvan Müller
Geht es dem Herbst zu, werden Hund und Jäger immer
unruhiger. Denn die örtlichen Jagdgesellschaften laden
dann zu ihren Treibjagden. Jäger und Hund werden vom
Jagdleiter an einen «Stand» beordert. Von dort aus hat
das Gespann von Mensch und Hund vielleicht «Anblick».
Und mit etwas Glück sogar Weidmannsheil.
58 geniessen
59
JAGD IN DER INNERSCHWEIZ.
Luzern ist der einzige Zentralschweizer Kanton, der die sogenannte Revierjagd kennt: Er
verpachtet die Jagdrechte als
Einzelreviere (die üblicherweise
dem Gebiet der politischen Gemeinde entsprechen) für jeweils
acht Jahre an eine Jagdgesellschaft. Jede Gesellschaft bezahlt
dafür einen Pachtzins. Sie ist somit für die Wildhege zuständig.
In einem Revier dürfen ausschliesslich Pächter und von
diesen Eingeladene jagen.
Die Revierjagd wurde 1941 eingeführt. Seither existieren auf Luzerner Kantonsgebiet 123 Jagdreviere,
in denen rund 1900 Personen die
Jagd ausüben. Im Jagdjahr 2014/15
(ein Jagdjahr dauert von April bis
März) wurden rund 3600 Rehe, 235
Gämsen und 85 Rothirsche erlegt.
Schwarzwild kommt in Luzern
kaum vor; das zeigt sich daran,
dass nur gerade 6 Wildschweine
geschossen wurden.
Neben den Revieren gibt es auf
Luzerner Boden noch ein eidgenössisches Jagdbanngebiet (im Gebiet
Tannhorn), ein kantonales Banngebiet (in der Stadt Luzern) und ein
jagdfreies Gebiet (in Horw-Biregg).
Banngebiete dienen dem Schutz
wildlebender Säugetiere und Vögel.
Die anderen Innerschweizer Kan­
tone kennen die Patentjagd. Das
bedeutet: Jeder Jäger kann im ganzen Kantonsgebiet jagen – vorausgesetzt, er ist im Besitz der jährlich
zu erneuernden Jagdlizenz. Pro
­Patent darf eine bestimmte Anzahl
Tiere erlegt werden, Und die Jagdzeit ist auf wenige Wochen im
Herbst beschränkt.
< Der Jäger hat Glück und kann
einem Reh den tödlichen Schuss
antragen. Nach Ende des Treibens
bringt er das erlegte Wild zum
Besammlungsplatz, wo es nach
weidmännischer Tradition
«verblasen» wird.
«Das Tier hat nicht nur einen Rücken und zwei Hörnli»: Werner Tobler.
Der Einfache
Um seine Küche macht Werner Tobler kein
­grosses Tamtam. Der bekannte Luzerner Koch
kreiert bodenständige Gerichte mit regionalen
Zutaten. Das gilt speziell auch beim Wild.
Text: Andreas Bättig | Bild: Sylvan Müller
W
erner Tobler mag keinen
Schnickschnack und keine lästigen Förmlichkeiten. Weder in seiner Küche noch in
seinem Leben. So räumt Tobler gleich zu
Beginn des Gesprächs das Siezen aus dem
Weg. «Ich bin der Werner», sagt er, be-
stellt zwei Gläser Weisswein – er gönnt
sich gerne ein Glas – und nimmt an­
einem der zwei Holztische inmitten der
Gourmetabteilung des Luzerner Globus
Platz. Werner Tobler, 52 Jahre alt, hatte
sich in den letzten zehn Jahren im Hoch-
60 geniessen
61
dorfer Restaurant Braui mit einer bodenständigen und doch kreativen Küche 15
Punkte des Gourmetführers Gault-Millau
erkocht. Nach der Schliessung des Lokals
und längerer Krankheit kocht Tobler
seitdem im Restaurant Weinrausch in
­Luzern und bietet Kochkurse an. Toblers
Küche besticht durch ihre Einfachheit.
Oder wie er selber sagt: «Teller, auf denen
Pünktli und Viereckli angerichtet werden,
sind nicht mein Stil.» Er wolle eine Küche,
in der das Handwerkliche im Vordergrund steht. «Ich komme aus einer Generation, wo man in erster Linie kocht. In
der man zum Beispiel schmort», sagt der
Cuisinier.
taurants Tafeln draussen, auf denen
einheimisches Wild angepriesen wird.
­
Frisch oder einheimisch kann das Wild
dann aber sicher nicht sein.» Bis das
Wildfleisch nämlich gebraucht werden
kann, müsse es noch abgehangen und
zum Beispiel zu Pfeffer verarbeitet wer-
Der grosse Beschiss beim Wild
den. Und das brauche nun mal zwei Wochen. «Wer gleich Anfang September
Wild auf der Karte hat, der bietet ent­
weder gefrorenes oder ausländisches
Fleisch an.» Solcher Beschiss am Gast
macht Werner Tobler wütend.
Er selber kauft sein Wild als ganze
Tiere frisch von lokalen Jägern oder
Metzgern. «Wer bei mir isst, der bekommt nicht nur Edelstücke wie den Rü-
Wichtig dafür sind die richtigen Zutaten.
Die kauft Werner Tobler fast ausschliesslich regional ein. Das gilt auch für die
kommende Wildsaison. Bei diesem Thema wird Werner Tobler ernst. Fast verschwörerisch blickt er drein, wenn er
sagt: «Die Jagd geht am 1. September los.
Und just zu dieser Zeit haben viele Res-
Rehrücken
mit Wirsing
nach Werner Tobler
«Teller, auf denen
Pünktli und Viereckli
angerichtet werden,
sind nicht mein Stil.»
cken oder das Gigot serviert. Ich zwinge
die Gäste auch, ein bisschen vom Pfeffer
zu essen. Das Tier hat ja nicht nur einen
Rücken und zwei Hörnli.» So habe er
auch beim Preis einen guten Spielraum.
Denn wer ehrlich kalkuliere, der müsste
für einen Rehrücken pro Person 50 bis
70 Franken verlangen. «Wenn ich ein
bisschen vom Rücken und ein bisschen
Pfeffer serviere, kannst du das für 55 bis
60 Franken verkaufen», sagt Werner
­Tobler.
Hörnli als Festessen
Diese «Nose to tail»-Philosophie – also
das Verarbeiten und Essen des ganzen
Tieres – herrscht bei Tobler nicht nur
beim Wild. «Persönlich ziehe ich sogar
Kutteln einem Rindsfilet vor, wenn sie
gut gemacht sind.» Auch gebratene
Hörnli mit Käse oder Brot mit etwas
Butter und Fleur de sel könne er als Festessen empfinden. «Die Gerichte», sagt
Tobler, «müssen ehrlich und exakt sein.»
Einfach so, wie er auch selber ist.
wernertobler.ch | weinrausch.ch
1,2 kg Rehrücken, küchenfertig
Salz, Pfeffer aus der Mühle
4 EL Bratbutter
ten in den auf 200 Grad vorgeheizten
Ofen stellen. Herausnehmen und an
der Wärme 10 Minuten ruhen lassen.
Getrüffelter Wirsing:
600 g Wirsing, in feine Streifen
geschnitten
50 g Butter
50 g Trüffel, in Stäbchen geschnitten
300 ml Rahm
Salz, Pfeffer aus der Mühle
Den Wirsing in kochendem Salzwasser kurz blanchieren und in kaltem
Wasser abschrecken. Die Butter aufschäumen lassen und die Trüffel kurz
darin andünsten. Den Wirsing bei­
geben und mit dem Rahm aufgiessen.
Langsam einköcheln lassen und abschmecken. Der Wirsing darf ruhig
sehr weich werden, nur so entwickelt
er einen einmaligen Geschmack.
Selleriepüree:
50 g Butter
500 g Knollensellerie, geschält und
gewürfelt
300 ml Rahm
Fleur de sel, Zucker
Fleisch würzen und in der heissen
Bratbutter unter ständigem Übergiessen mit Butter anbraten, bis es rundherum schön braun und knusprig
gebraten ist. Anschliessend 3 Minu-
Für das Selleriepüree die Butter aufschäumen lassen. Die Selleriewürfel
dazugeben und glasig dünsten. Dann
portionenweise immer wieder etwas
Rahm angiessen und den Sellerie
weich köcheln. Mit dem Stabmixer
fein pürieren, mit Fleur de sel sowie
etwas Zucker abschmecken.
Klaus-Dieter Bahnsen
Sommelier und Spitzenkoch
Bahnsens
Saisonküche
D
amals, in meinem Elternhaus,
­ aren Kochen und Gastlichkeit stets
w
­präsente Themen. Deshalb war auch früh
mein Weg in die Gastronomie vorgezeichnet. Ich wollte eine Lehrstelle in
einem renommierten Hotel finden. Kein
einfaches Unterfangen. Auch in den
Restaurants gab es wenig Alternativen.
So war es ein unvergessliches Highlight,
als ich zum ersten Vorstellungsgespräch
antreten konnte – vorbei am elegant gekleideten Portier, hinein in die vornehme
Hotelhalle. Die grosszügigen, stilvollen
Räumlichkeiten des Hauses machten
­einen nachhaltigen Eindruck auf mich.
Die Küche, mein zukünftiger Arbeits-
platz, schien riesig und weitläufig. In
dieser Welt lag meine Zukunft.
Die Ausbildungszeit war intensiv. Oft gab
es gediegene Anlässe; man musste gepflegt und distanziert im Frack servieren.
Auch das Silberputzen war Teil des Jobs.
Und die Hotelküche verlangte ein hohes
Niveau. Wir hatten noch keinen Steamer,
keinen Salamander, keine Fritteuse...
Alle Lebensmittel wurden frisch geliefert:
Erbsen in Schoten, Geflügel mit Federn,
Wild in der Decke, ganze Fleischteile
zum Ausbeinen, lebende Fische.
Den Schritt in die Selbständigkeit wagte
ich zu einer Zeit, in der gerade ein grosser Wandel in der Gastronomie stattfand.
Viele Hotels konnten nicht mehr existieren und hatten ihre
Häuser umgenutzt
oder grösseren Hotelketten angeschlossen. Die Hotelküche
normierte sich.
Ich setzte auch den
Gegentrend – auf
eine Küche mit saisonalen Produkten
und kurzen Beschaffungswegen. Ich
suchte nach speziellen und saisonalen
Produkten, nach Fleischlieferanten, denen die Würde des Tiers ein Anliegen ist.
Damals war portioniertes und abgepacktes Fleisch en vogue. Auch das Gemüse
musste gerüstet sein. Alles sollte möglichst wenig Bezug zum ursprünglichen
Produkt aufweisen.
Ich hielt mich nicht an diese Vorgaben.
Nach und nach fand ich regionale Produ-
zenten, die meine Philosophie teilten –
zum Beispiel Kleinbauern, von denen ich
nicht abgepacktes Fleisch, sondern zum
Beispiel ein ganzes Kalb beziehen durfte.
Und ich hatte nie den Eindruck, dass ein
feines Ragout, ein zarter Brasato, ein
knuspriger Schulterbraten oder ein
Hackbraten weniger edel sei als etwa ein
Filetstück. Und meine Gäste sahen es
genauso.
Erfreulicherweise hat sich heute vieles
in eine ähnliche Richtung entwickelt.
Mutige Hoteliersfamilien und Idealisten
glauben an die Hotellerie. Sie haben ihre
Häuser mit Weitsicht, grossem finanziellem Aufwand und mit viel Liebe zum
Detail saniert. Dank neuer, zeitgemässer
Infrastruktur sind sie
wieder lebensfähig,
können sich am
Markt behaupten.
Eine wohltuende
Renaissance hat auch
in der Restauration
stattgefunden. Köche
und Sommeliers
setzen auf regionale
Produkte für Speisen und Getränke.
Nose to tail (ein Rind zum Teilen) ist
heute trendy. Es ist ein richtiger Hype,
wieder alles von einem Tier zu verarbeiten. Sogar in Schweizer Top-Hotels.
Das kann von den meisten Mitbewerbern in unseren Nachbarländern nicht
behauptet werden. Wir dürfen für einmal
also wirklich stolz sein. Und das besondere Flair unserer individuellen Gastronomie in vollen Zügen geniessen.
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62 geniessen
AGENDA
Herbst-Events
in der Region
Alp- und Käsemärkte
er Milchpreis ist im Keller. Nicht
nur in den EU Ländern, wo es heftige
Demonstrationen gegeben hat, sondern
auch in der Schweiz.
Warum? Vor ein paar Jahren wurden
hierzulande die Milchkontingente aufgehoben. Die Kühe im Unterland wurden in der Folge auf Teufel komm raus
mit Silofutter gemästet. Sie lassen nun
locker 40 Liter Milch pro Tag raus.
Doch leider – oder zum Glück? – wurde nicht auch auf Teufel komm raus
Milch getrunken. Die Milchschwemme
brachte den Milchpreis unter Druck.
Etliche Betriebe mussten umstellen
oder aufhören.
Nun kenne ich aber auch einige Milchbetriebe, denen es ganz anders geht –
viel besser. Es gibt Käsereien, die heftig
investieren und ihren Betrieb vergrössern, weil der Bedarf an Rohmilchkäsen
grösser ist als die Produktionsmöglichkeiten. Auch die Bauern, welche die
Milch liefern, sind zufrieden, weil hier
der Milchpreis stimmt.
Diese neuen Betriebe sind meist in
Berggebieten beheimatet. Hier fressen
die Tiere vor allem Gras und Heu, kein
Silofutter. Die Kühe geben zwar weniger Milch. Dafür ist die Qualität so gut,
dass man die Milch im Rohzustand verkäsen kann. Der Käse ist aromatischer.
Und er verkauft sich bestens.
Daraus ergibt sich, meiner Ansicht
nach, eine ziemlich ketzerische Lösung
des Milchpreisproblems: Proklamieren
wir eine silofreie Schweiz! Die Tiere
fressen hauptsächlich nur noch frisches
Gras oder gut getrocknetes Heu. Die
Milchqualität steigt, alles lässt sich
gesünder verarbeiten und die Milchmenge sinkt automatisch. Dafür kann
ein besserer Preis für das Endprodukt
verlangt werden.
Natürlich müsste die silofreie Schweiz
auch entsprechend vermarktet werden –
als das Land mit der gesündesten Milch
der Welt. Es ist ja erwiesen, dass vor
­allem unsere Bergmilch aus den
silofreien Zonen besonders reich an
Vitaminen und ungesättigten Omega 3Fettsäuren ist.
Schauen Sie also möglichst schnell mal
rein in eine dieser Käsereien – sei es in
Engelberg, Einsiedeln, Ruswil, Stans
und anderswo. Nicht nur den Milchpreis, sondern auch die Produktionsweise der Bauern bestimmen wir über
unser Konsum- und Kaufverhalten mit.
Barmettler
Schmiedgasse 9, 6370 Stans
Georg Hofstetter, Bio-Genuss Käserei
Rüediswilerstrasse 99, 6017 Ruswil
Milch Manufaktur Einsiedeln AG
Alpstrasse 6, 8840 Einsiedeln
Schaukäserei Kloster Engelberg
Klosterhof, 6390 Engelberg
Bio Käserei Burgrain
Burgrain 8, 6248 Alberswil
Muotitaler Alpchäsmärcht
Freitag, 23. bis Sonntag, 25. Oktober
Mehrzweckhalle Muotathal
20-Jahre-Jubiläum mit Schau-Käsen, Trychle und
Geisslächlepfer, musikalische Unterhaltung und
regionale Spezialitäten.
alpkaesemarkt.ch
Mysterien des Heilens.
Von Voodoo bis Weihwasser
bis Montag, 28. März 2016
Historisches Museum Luzern
historischesmuseum.lu.ch
Obwaldner Alpchäs-Märt
Samstag, 7. November, 9 bis 14 Uhr
Dorfplatz Sarnen
Alpkäsemarkt mit Bauernhofprodukten. Urchige
Älplerkost. Bratchäs vom Feuer. Streichelzoo.
obwaldner-alpchaes.ch
Theater und Literatur
Maryse Bodé, Madeleine Bischof:
Elektrischblau leuchtet auf, fliegt & singt
Samstag, 3. Oktober, 17 Uhr
Heiliggeistkapelle Luzern
marysebode.ch
Nidwaldner Alpchäsmärcht
Samstag, 14. und Sonntag, 15. November
Altes Schützenhaus, Beckenried
Vielfältiges Angebot an Alp- und Bergkäse und
Bauernhofprodukten. Festwirtschaft mit regionalen Spezialitäten.
nidwaldner-alpkaesemarkt.ch
Zeit los – Ensemble Viceversa
Theater im Burgbachkeller, Zug
Samstag, 17. Oktober
ensembleviceversa.ch
Philipp Tingler: Lesung aus seinem neuen
Roman «Schöne Seelen»
Mittwoch, 28. Oktober, 19.30
Bücher Balmer Zug
buchhaus.ch
Ürner Alpchäsmärcht
Samstag, 21. und Sonntag, 22. November
ab 9 Uhr, Seedorf
Alpkäse, Produkte von Urner Bauernhöfen.
alpkaese-uri.ch
Peach Weber: GäxBomb!
Mittwoch, 21. Oktober, 20 Uhr
Sarnen, Aula Cher
Donnerstag, 22. Oktober, 20 Uhr
Altdorf, Theater Uri
peachweber.ch/tournee.htm
Ausstellungen
Dreiecksgeschichte: Engelberg - Nidwalden Obwalden
Samstag, 10. Oktober, 17 Uhr
Talmuseum Engelberg
talmuseum.ch
Diamonds always come in small packages
bis Sonntag, 11. Oktober
Kunstmuseum Luzern
kunstmuseumluzern.ch
Pia Fries – Windhand Laufbein
bis Sonntag, 18. Oktober
Kunstplattform akku, Emmenbrücke
akku-emmen.ch
Beromünster – Perle der Kultur im Luzerner
Mittelland
Sonntag, 25. Oktober, 14 Uhr
Spannender Einblick in drei Hauptsehenswürdigkeiten von Beromünster.
hauszumdolder.ch
Zwischentöne – Kammermusik Festival
Engelberg
Freitag, 23. bis Sonntag, 25. Oktober
engelberg.ch
Zeitreisen – Melk Imboden, Kees Hensen
bis Sonntag, 22. November
Haus für Kunst Uri, Altdorf
hausfuerkunsturi.ch
Text: Catia Bachmann | Bild: Bea Weinmann
D
Schiess, Schobinger, Štrba
bis Sonntag, 15. November
kunsthauszug.ch
Von Angesicht zu Angesicht – Füssli, Böcklin,
Rondinone und andere
bis Sonntag, 22. November
Kunstmuseum Luzern
kunstmuseumluzern.ch
Älplerchilbi Stans
Sonntag, 18. Oktober
Festwirtschaft und Marktstände mit musikalischer Unterhaltung und Älplerchilbi.
stans.ch
Beelers Käse
Rezital Pierre Bensusan
Sonntag, 11. Oktober, 17 Uhr
Marianischer Saal Luzern
lucerneguitarconcerts.com
Geschichte(n) am Kanal –
Cham-Hagendorn in römischer Zeit
ab Sonntag, 15. November
museenzug.ch/urgeschichte
Käsefest Luzern
Samstag, 17. Oktober, 9 bis 17 Uhr, Kapellplatz
Käsemarkt mit über 250 Käse- und Milchprodukten. Festwirtschaft mit Käsespezialitäten.
Musikalische Unterhaltung.
cheese-festival.ch
Rolf Beeler, Maître Fromager
Galápagos
bis Sonntag, 25. Oktober
Naturmuseum Luzern
naturmuseum.ch
Clown Dimitri – Die Highlights aus 55 Jahren
Samstag, 7. November,
und Mittwoch, 11. November, 20 Uhr
Das Zelt, Seebecken Luzern
daszelt.ch
Musik
Martin O. – Stimmentänzer
Freitag, 2. Oktober, 20 Uhr
Ein virtuoses Musikprogramm aus einer
Stimme, die Martin O. mit dem Mikrofon einfängt.
Zentrum Sonnhalde, Menzingen
martin-o.ch
World Band Festival Luzern
bis Sonntag, 4. Oktober
KKL Luzern
worldbandfestival.ch
Swiss Sounds: James Gruntz
Samstag, 7. November 2015
Gaswerk Eventbar, Seewen
gaswerk-eventbar.ch
Gersauer Herbst 2015
Dienstag, 10. bis Samstag, 21. November
kulturwerk.ch
Diverses
Achtung Selfie!
Workshop mit Jesco Tscholitsch
bis Samstag, 31. Oktober
Schloss Heidegg, Gelfingen
heidegg.ch
Staudamm-Besichtigung Göschenen
Freitag, 2. Oktober
Treffpunkt: 9.30 Uhr, Hotel Dammagletscher
beim Staudamm
andermatt.ch
Berglauf Hasle-Heiligkreuz-First
Sonntag, 4. Oktober, 10.30 Uhr
skiclub-hasle.ch
Windparkführung Andermatt
Donnerstag, 8. und 22. Oktober
Treffpunkt: 13.30 Uhr
andermatt.ch
Naturkosmetik – selbst gemacht!
Samstag, 10. Oktober, ab 9 Uhr
Pflanzenwerkstatt Entlebuch
pflanzenwerkstatt.ch
Ächt Lozärn – Unbekannts entdecke
Samstag, 10. Oktober
und 7. November, je 14 Uhr,
luzern.com
Wanderungen & Märchenschätze
für Erwachsene
Sonntag, 25. Oktober
Entlebuch
biosphaere.ch
Wy-Samschtig Sempachersee
Samstag, 7. November
Rathaus, Sursee
regionalprodukte.ch
1000 Gesichter im Mill’ Feuille
Restaurant-Gäste sind eingeladen, sich
fotografieren zu lassen – vom schweizweit
kompaktesten Fotoautomaten.
millfeuille.ch
Im Trend: Produkte aus der Region.
Regionale
Genusswelten
entdecken
GENUSS 15. Eine atemberaubende
Kulisse, ein ausgiebiges Picknick am
See, die Degustation eines feinen
Weines: Genuss kann zahlreiche
Facetten haben.
Dieses Jahr findet zum achten Mal die
«Genuss» statt: ein schweizweiter
Event, bei welchem Regionalität und
Saisonalität von Lebensmitteln und
Gerichten im Mittelpunkt stehen. Auch
in der Zentralschweiz. Die Genuss 15
zieht mit diversen Attraktionen und
Veranstaltungen Gross und Klein an.
Zu entdecken und zu probieren gibt
es zahlreiche regionale Produkte. Und
auch viel Wissen zu Handwerk und
Tradition wird vermittelt.
Kommende Events:
Käsefest Luzern, Obwaldner Alpchäs-Märt,
Wy-Samschtig Sempachersee (und andere)
Sie planen einen aussergewöhnlichen Event?
Melden Sie uns Ihre Veranstaltung:
[email protected]
Weitere Informationen:
regionalprodukte.ch
cheese-festival.ch
63
64 teamwork
65
Text: Pia Seiler
Bild: Mischa Christen
E
Manuela Burkart, 52
Leiterin Kommunikation
und Fundraising
Ihr Tipp
«Auf Waldpfaden über
charaktervolle Baumwurzeln joggen – am
liebsten dem Baarer
­Lorzenufer entlang.»
Jesuit Hubert Hänggi, 81
Lassalle-Haus-Bewohner
Sein Tipp
«Schwimmbad Lättich
in Baar mit Dampfbad,
wo ich mich als Gfrörli
zuerst aufwärme.»
Sonja Pircher, 34
am Empfang
Miriana Momcilovic, 41
vom HauswirtschaftsTeam
Ihr Tipp
«Die moderne Kirche
in Buchrain mit
wunderbaren Bildern
von Künstler Jelmini ist
mir Heimat geworden.»
Jesuit Tobias Karcher, 54
Lassalle-Haus-Direktor
Sein Tipp
«Die rote Kapelle im
Haus: Sie bringt mich in
die ­Stille und zum Atem,
der mich verbindet mit
allem, was ist.»
Elke Casacuberta, 49
Bildungsmanagerin
Ihr Tipp
«Ein Rundgang um den
Flachsee bei Bremgarten – natürlich mit meiner Hündin Soraya und
ausgiebiger Pause.»
Das Haus der stillen Impulse
Ihr Tipp
«Die beste Entspannung finde ich beim
Yoga, wenn möglich
draussen im VillettePark in Cham.»
s ist aus Zug nicht wegzudenken
und strahlt weit über die Kantonsgrenze
hinaus: das Lassalle-Haus Bad Schönbrunn, ein Zentrum des Jesuitenordens in
der idyllischen Moränenlandschaft von
Menzingen.
Seine Türen stehen allen offen, die
auf ihrem persönlichen und spirituellen
Weg weiterkommen möchten – durch die
Übungswege von Zen, Exerzitien, Kontemplation und Yoga. Oder einfach durch
Mithilfe während einer Gartenwoche im
Lassalle-Park mit seinem alten Baumbestand. Hier finden Menschen innere Ruhe,
Impulse für gesellschaftliche Beiträge,
Antworten auf ethische Fragen im hektischen Wirtschaftsleben. Hier stossen sie
auf Visionen anderer, tauschen sich aus –
oder schweigen weitgehend und kehren
bereichert in den Alltag zurück.
Hier finden
Menschen innere
Ruhe und neue
Kraft.
Zurzeit wird das Lassalle-Haus bis
Ostern 2016 umfassend saniert. Die
Handvoll Jesuiten sind samt Büroteam ins
nahe Kloster Menzingen gezogen und haben die Übergangszeit genutzt: Nebst dem
Haus erhält auch das Programm einen
neuen Anstrich. Bad Schönbrunn will
verstärkt noch für Menschen in Grenz­
situationen eine Kraftquelle sein und Erschöpften eine Auszeit ermöglichen. Auch
das Fasten, das im Lassalle-Haus eine lange Tradition hat, soll tiefer verankert werden; zur spirituellen und gesundheitlichen
Dimension kommt noch konsequenter
die soziale hinzu. In jeder Hinsicht eine
spannende Zeit für die Mitarbeitenden;
ihre Tipps kreisen denn auch um geistige
und körperliche Gesundheit.
lassalle-haus.org
66 Ausklang
spiel&spass
Rätsel lösen
und gewinnen
Unter den Einsendern mit dem
richtigen ­Lösungswort verlosen wir:
Katze und Kater
Die SMS-Kolumne von Judith Stadlin und Michael van Orsouw
HIRT, TINNER
UND FUGIBOOTSCHÄ
Die Urner Berglandwirtschaft – früher, heute, morgen
Christof Hirtler
23:47
23:07
Liebster. Sh...! Hab knapp den blöden Zug verpasst! Muss
in einer halben Stunde die langsame S-Bahn-Variante
­nehmen. Mit x mal Umsteigen.… Hdg
23:08
Erst 1 Jahr alt, aber völlig überholt
23:50
Bsp? Etwa die alte Leier «Designermöbel mutig kombiniert
mit Stücken vom Flohmarkt»? Gähn
Think+. Ich wärme das Sofa an. Wie ists gelaufen?
23:51
Volltreffer!!!
23:09

23:10
Nur ? Die Katze schnurrt auf meinem Schoss. bb
23:58
Verpasse glaub Anschluss
24:00
Man hinkt immer den Trends hinterher
23:13
Meeting ! Aber jetzt hock ich im Neonlicht im verschmierten Wartehäuschen u versuche, leere Bierflaschen
zu ignorieren. Wäre viiiiel lieber in unserer gemütlichen
Wohnung! Fauch
00:03
Der Anschlusszug!!!!!!!!!! Hab ihn verpasst!
00:05
War der letzte 
23:15
Neon ist wieder trendy. Deutsches Szeneheftli heisst
so. Bist voll Avantgarde!
23:20
;-) schöner Trost. Btw: Heft meint Neon-Farbe, nicht NeonLicht
00:07
Taxi!
00:10
00:10
... mit Neonlicht?! Voll depro. Komm heim! Asap.
Wir warten
00:11
WIR?
23:30
Halloooo! Scheint ja gemütlich zu sein zuhause. Und ich
friere mir hier einen ab! Unmensch ;-)
23:32
00:12
Katz u 2-Bein-Kater ;-)
00:14
Gehe ins Designerhotel.
Ouh, sry, war kurz eingenickt. Ev hätten wir besser
ein Designersofa gekauft: wäre nicht so bequem ;-)
00:15
–––?–––?
23:44
00:45
Bin nun im Zug. Hatte Verspätung!!! U stinkt nach Kiff.
23:45
Apropos Mief: Blättere in altem Einrichtungsheft.
Stinklangweilig 
23:46
Wieso?
1 Päckli für
Feinschmecker, offeriert
von Zuger &
Rigi Chriesi:
Es beinhaltet
Konfitüre,
Kirschenpaste, Kirschkernöl und
getrocknete Süsskirschen.
Produktwert Fr. 48.–
Forget it. HOTEL
23:25
Halloooo?!? Lebst Du noch?
bildfluss
5 Exemplare
des Buches
«Hirt, Tinner
und Fugibootschä» von
Christof Hirtler,
Verlag
bildfluss,
im Wert von
je Fr. 40.–
Und? Wie ists?
00:46
Designermöbel! Mutig kombiniert mit Stücken vom
­Flohmarkt
00:48
ECHT? Dann gut N8!
10 Jahresabos von echt
im Wert von je Fr. 50.–
So nehmen Sie teil:
Per E-Mail: Lösungswort zusammen
mit Ihrem Namen, Ihrer ­Adresse und
Telefonnummer an:
­[email protected]
Per Postkarte: Lösungswort zusammen
mit Ihrem Namen, I­hrer Adresse und
Telefonnummer an:
Magazin echt, bachmann medien ag,
Thiersteinerallee 17, 4053 Basel
Teilnahmeschluss ist der 30. November
2015. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Über die Verlosung wird keine Korrespondenz geführt. Keine Barauszahlung.
67
LUNA 40
W W W.FEUERRING.CH