Beitrag - FREI`S Schulen AG Luzern

Dienstag, 12. Januar 2016 / Nr. 8
NEUE LUZERNER ZEITUNG
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Sportjournal
NEUE OBWALDNER ZEITUNG
NEUE URNER ZEITUNG
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BOTE DER URSCHWEIZ
Eine Sportart mit Suchtpotenzial
KUNSTTURNEN Der Horwer Fabien Herzog gehört nun dem Juniorenkader an. Er vertrat
kürzlich erstmals die Schweiz an einem Länderkampf. Ganz einfach war der bisherige Weg
nicht, aber es soll Schritt für Schritt nach oben gehen.
THERES BÜHLMANN
[email protected]
Ein wenig nervös war er schon, der
16-jährige Fabien Herzog bei seinem
ersten internationalen Auftritt mit einem
Nationalteam. Im November duellierte
sich die Schweizer U-16-Mannschaft in
Genf mit den Kollegen aus Grossbritannien, Frankreich und Deutschland. Mit
Platz 2 hinter Grossbritannien lieferte
der Schweizer Nachwuchs eine veritable Überraschung ab. Es gab nicht nur
einen Podestplatz, sondern auch ein
grosses Kompliment von Nachwuchstrainer Domenico Rossi: «Ich bin stolz
auf diese Mannschaft. Wenn sich die
jungen Turner so weiterentwickeln, ist
dies für die Zukunft viel versprechend.»
Angesprochen ist auch der 16-jährige
Horwer Fabien Herzog aus den Reihen
des BTV Luzern. Er musste zwar bei der
Reckübung vom Gerät, steckte dieses
Missgeschick aber wie ein Routinier weg
und zog den Wettkampf durch. «Dieser
Einsatz für die Schweiz und der Podestplatz erfüllen mich mit Stolz», blickt er
zurück.
25 Stunden Training in der Woche
Fabien Herzog
Geboren:
22. Februar 1999
Wohnort:
Horw
Verein:
BTV Luzern
Grösste Erfolge:
2013: 1. Rang an der
Team-SM in der
Kategorie B. – 2015: 4.
Rang an der JuniorenSM am Boden; Platz 2
mit der Junioren-U-16Nationalmannschaft
beim Länderkampf in
Genf, Platz 5 an der
SM-Mannschaft
Kategorie A
Ausbildung:
Frei’s Talent School (KV,
2. Lehrjahr)
Grösse:
169 Zentimeter
Kader:
Schweizer Juniorenkader
Vorbild:
Kohei Uchimura (Jap)
Lieblingsgeräte:
Boden, Pferdsprung
Mass für den Youngster, viel freie Zeit
bleibt nicht mehr, und wenn er diese
einmal findet, dann unternimmt er
gerne etwas mit seinen Kollegen.
Juniorenkader an. «Doch» sagt er,
«manchmal gab es schon Situationen,
da hätte ich am liebsten den Bettel hingeschmissen.»
Doch Aufgeben ist nicht sein Ding.
«Wenn ich in einer Halle stehe, da fühle ich mich im Element. Kunstturnen
verfügt über viel Suchtpotenzial.» Und
dann erklärt der 169 Zentimeter grosse
Turner – «ich hoffe, dass ich nicht noch
stark wachse» – die Faszination für seinen Sport. «Ich mag die Vielfalt und die
unterschiedlichen Elemente, welche den
Einsatz des ganzen Körpers verlangen.»
Und Fabien Herzog bekommt auch Lob
von Martin Weibel, dem Cheftrainer der
Luzerner Kunstturner. «Fabien verfügt
über ein sehr gutes Bewegungsgefühl,
ist ein stabiler Wettkämpfer und kann
durchaus einst in die Fussstapfen von
Kevin Rossi treten.» Für Nichtkunstturnkenner: Kevin Rossi ist der einzige Luzerner, der zurzeit einen Platz im Nationalkader bei der Elite innehat.
Nur nicht noch grösser werden
Hoffen auf die Heim-WM
Der immense Trainingsaufwand trägt
langsam Früchte, denn Kunstturner sind
die Schwerstarbeiter unter den Sportlern. Rund 25 Stunden pro Woche hält
sich Fabien Herzog trainingsmässig in
der verbandseigenen Trainingshalle in
Littau auf. Dazu kommen 21 Wochenlektionen an der Frei’s Talent School in
Luzern (KV, 2. Lehrjahr). Ein gerüttelt
Seine kunstturnerische Karriere beDoch für Herzog gilt die Devise, alles
gann im Alter von fünf Jahren. Damals Schritt für Schritt zu nehmen, internawar er in der Jugi Horw, absolvierte tionale Wettkämpfe zu bestreiten und
dann ein Probetraisich beim Nachwuchs
ning beim BTV Luzu etablieren. Und da
zern – und blieb
ist ja noch Bern, ge«Dieser Einsatz für
beim Kunstturnen
nauer gesagt die Eurodie Schweiz und der
hängen. Dass er erst
pameisterschaften
seit Anfang dieses
vom 25. Mai bis 5. Juni
Podestplatz erfüllen
Jahres im Juniorenin diesem Jahr. In der
mich mit Stolz.»
kader des SchweizeHauptstadt ist nicht
FA B I E N H E R Z O G
rischen Turnvernur die Elite zu Gast,
bandes
(STV)
auch die Juniorinnen
Unterschlupf fand,
und Junioren erküren
hat spezielle Gründe. Fabien Herzog Europas Beste. Auch Herzog möchte
kämpfte nämlich in der Vergangenheit dann nur zu gerne sein Können unter
mit Wachstumsproblemen, wuchs in- Beweis stellen. «Allerdings wird es nicht
nerhalb zweier Jahre um 20 Zentimeter, ganz einfach sein, mich für diese Eurowas Gelenkschmerzen mit sich brachte. pameisterschaften zu qualifizieren», sagt
Zudem zog er sich einen Wadenbein- er. Wie auch immer, sein Ziel bleibt der
bruch zu und konnte somit auch die Sprung in die Elite-Nationalmannschaft,
internen Kadertests nicht bestreiten. und dann möchte er dorthin, wo es
Doch nun hat es geklappt: Fabien Her- Spitzensportler hinzieht, an Weltmeiszog gehört nun dem Schweizerischen terschaften und an Olympische Spiele.
Sollte es mit dem Elite-Nationalteam
klappen, dann würde unweigerlich ein
Umzug nach Magglingen bevorstehen.
Doch diese Entscheidung hat noch Zeit.
Herzog, mit den Lieblingsdisziplinen
Boden und Pferdsprung, nennt Kohei
Uchimura (26) als sein Vorbild. Der
Japaner ist in dieser Sportart das Mass
SPITZENKRÄFTE T.B. Aus der Zenaller Dinge, Mehrkampf-Olympiasieger
tralschweiz gehören folgende Turner
2012 und mehrfacher Weltmeister. «Ich
einem Kader des Schweizerischen
mag seinen eleganten Stil, bei ihm sieht
Turnverbandes an:
alles so leicht aus, scheinbar ohne Anstrengung.»
Nationalkader: Kevin Rossi (Neuenkirch/BTV
Nicht unerwähnt lassen möchte er
Luzern). – Erweitertes Nationalkader: Marco
Pfyl (STV Pfäffikon-Freienbach). – Juniorenkaseine Familie, Mutter Christina, die
der: Fabien Herzog (BTV Luzern). – Erweitertes
häufig Chauffeurdienste leistet, seinen
Juniorenkader: Dominic Tamsel (TV Wädenswil/
Vater Hanspeter, seine ZwillingsschwesLuzern). – Nachwuchskader: Clayton Iman (RLZ
ter Alessia und seinen älteren Bruder
Luzern). Jonas Huwyler (TV Ebikon).
Cédric. «Ohne ihre Unterstützung könnHinweis: Zentralschweizer Turnerinnen befinden
te ich meinen Sport nicht ausüben, und
sich keine in einem Kader.
dafür bin ich sehr dankbar.»
Zentralschweizer
Kaderturner
Der Horwer Fabien Herzog (16), hier beim Training in
Littau, gehört zu den Schweizer Hoffnungsträgern.
Bild Manuela Jans-Koch
Eine «Heimat» für Ariella Kaeslins Medaillen
TURNEN T.B. Beim traditionellen Neujahrsapéro des BTV Luzern übergab
die Hermann- und Myrtha-Studer-Stiftung, die von Toni Imhof präsidiert
wird, den neu angefertigten Medaillenkasten (Bild) an den Verein. In Abwesenheit von Ariella Kaeslin, die
einen anderen Termin wahrnehmen
musste, wurde der Kasten von ihrer
Mutter Heidi enthüllt. Darin sind als
Duplikate die vier EM- und WM-Medaillen – die EM-Goldmedaille am
Sprung 2009 in Mailand, die bronzene
Auszeichnung für den Mehrkampf am
gleichen Anlass, die WM-Silbermedaille am Sprung 2009 in London und die
Bronzemedaille am Sprung an der EM
2011 in Berlin. Ariella Kaeslin reiht sich
somit in den Kreis der grossen BTV-
Luzern-Akteure wie Josef Stalder, Hans
Eugster, Ernst Vivian, Roland Hürzeler
und Donghua Li ein.
Mehrere Titelträger
Der BTV Luzern zählt mit 900 Mitgliedern zu den grössten Vereinen auf
nationaler Ebene, wird von Beni Boos
präsidiert, und ist im Spitzen-, Leistungs- und Breitensport aktiv. Im vergangenen Jahr konnten die Luzerner
an Schweizer Meisterschaften 23 Medaillen gewinnen, darunter 11 Titel.
«Eines der Hauptziele in diesem Jahr
ist die Verteidigung dieser Titel», sagte
Boos. Am kommenden Samstag ist der
BTV mit einer neu konzipierten Schaukelring-Übung bei der Gymotion im
Zürcher Hallenstadion engagiert.