Predigt: Predigttext Lukas 5, 1-11: Liebe Gemeinde, Unser Leben besteht aus Gegensätzen. Vielen Gegensätzen. Ohne sie würde unser Leben überhaupt nicht funktionieren. Für alles finden wir so ein Gegenstück. Obwohl wir behaupten, es seien Gegensätze, gehören sie eigentlich zusammen. Um nur einige Beispiele zu nennen sind da • Plus- und Minuspol • Geben und Nehmen • hell und dunkel • Regen und Sonnenschein • Freude und Leid • Leben und Tod • Erfolg und Enttäuschung • zuhören und selber etwas tun • Gnade und Arbeit Ein Leben ohne Gegensätze wäre etwas starres, etwas Gleichtöniges und Langweiliges. Es würde nicht voran kommen und immer auf der Stelle treten. Beides wird gebraucht. Gott hat diese Welt so geschaffen. Mit all ihren Gegensätzen. Vielleicht sind uns diese Gegensätze manchmal unverständlich, wie vieles in unserem Leben. In unserem Text vom Fischfang geht es unter anderem auch um Gegensätze. Wir haben diesen Text gerade gehört. Jesus lehrt schon seit einiger Zeit am Sabbat in der Synagoge von Karfanaum am See Genezareth. Er redet zu Menschen, die müde sind von der schweren Arbeit, die kaum Ertrag bringt. Da sind die hohen Steuerlasten der Römer und die der einheimischen Mächtigen. Die eintönige und harte Arbeit lässt keine Zeit um an etwas anderes zu denken. Viele fühlen sich leer und ausgebrannt. Die Menschen warten sehnsüchtigst auf einen Erlöser. Der Fischer Simon ist einer von denen, die von Jesus begeistert sind. Simon bewundert Jesus. (vgl. Lk 4,31-32) Am Sabbat hört er Jesus in der Synagoge. Danach lädt er ihn zu sich nach Hause ein. Dort heilt Jesus Simons Schwiegermutter. Sicherlich haben sie auch zusammen gegessen und sich unterhalten. Aber scheinbar reicht den Menschen die Schriftauslegung in der Synagoge am Sabbat nicht aus. Die Synagoge ist zu eng geworden, nicht nur das Gebäude, sondern auch in der Art der Lehre. Die Menschen wollen mehr. Jesus weist ihnen den Weg. Er erklärt Ihnen wie Gott wirklich ist, was Gott von ihnen will. Es sind viele, die das wissen und hören wollen. Nicht nur am Sabbat. Es kommen immer mehr. Von hinten drücken sie nach, um noch näher an ihn heran zu kommen. Sie wollen alles verstehen können, was er sagt. Jesus wird geradezu überrannt und bis an den See gedrückt. Und da bittet er den Fischer Simon, der da gerade mit seinen Netzen beschäftigt ist, ihn doch mit dem Boot ein Stück raus zu fahren. Der Wind, der vom See her weht, trägt seine Stimme zu den Menschen am Ufer. Aber wir erfahren kein Wort darüber, was er sagt. Jesus ruft Simon. Jesus bittet Simon um sein Boot. Er fragt nicht lange. Er braucht ein Boot. Er bittet einen Menschen um seine Unterstützung. Leih mir dein Werkzeug, dein Boot, dein Auto. Fahr mich da raus, bitte! Er bietet kein Geld an. Er sagt: Ich brauche ein Boot. Du hast eins. Bitte fahr mich raus. Wie schwer aber fällt es mir bisweilen damit, andere einfach zu fragen, wenn ich etwas brauche. Ich habe Angst davor anderen auf die Nerven zu gehen. Und andererseits, wenn mich jemand um etwas bittet, bin ich leider auch nicht immer sofort bereit. Und Simon fährt mit ihm ein Stück hinaus. Er hat sicherlich in diesem Augenblick alles andere vor aber nicht noch einmal ins Boot zu steigen. Und trotzdem. Dort im Boot ist er Jesus am nächsten. Er kann am allerbesten hören. Dann ist Jesus fertig mit den Leuten. Sie laufen auseinander in alle Winde. Da sind nur noch Simon und die anderen Fischer. Jetzt kümmert er sich um Simon. Jesus weiß: Simon ist müde. Die ganze Nacht haben die Fischer hart gearbeitet und nichts gefangen. Sie sind enttäuscht und nicht so gut drauf. Er sagt aber dennoch zu Simon: „So Simon, nun fahr weiter hinaus und wirf dort deine Netze aus, dann wirst du viele Fische fangen.“ Simon antwortet Jesus: „Meister, wir haben die ganze Nacht gefischt. Und nichts gefangen! – Aber na gut, meinetwegen, wenn du es sagst, werde ich es noch einmal versuchen.“ Diesmal waren ihre Netze so voll, dass sie zu reißen begannen! Sie riefen nach ihren Gefährten in dem anderen Boot, und bald darauf waren beide Boote so voller Fische, dass sie unterzugehen drohten. (Lk.5,6-7) Simon hat Jesus vertraut und ist hinausgefahren, obwohl sein gesunder Menschenverstand ihm gesagt hat: Das wird nichts. Um sich dazu aufzuraffen, muss Petrus in Jesus etwas Besonderes entdeckt haben. Petrus spürt plötzlich, dass er Gott sehr nahe ist. Es geht ihm durch und durch. Nur Menschen ohne Sünde können Gott begegnen, so hat es Petrus gelernt. Er fällt Jesus zu Füßen: „Herr, kümmere dich nicht weiter um mich - ich bin ein zu großer Sünder, um bei dir zu sein“ Denn beim Anblick des überreichen Fangs hatte ihn Ehrfurcht erfasst, und den anderen ging es genauso. Lk.5,8-9 Jesus aber antwortete ihm: „Habe keine Angst. Fürchte dich nicht.“ Das war vielleicht genau das, worauf Simon schon lange in seinem Unterbewusstsein gewartet hat. Er ist auf der Suche nach Fülle, nach innerem Frieden, nach einem sinnvollen Leben. Da spürt er plötzlich die Gnade Gottes. Er begreift, durch Planen und Hetzen, durch Rennen und Jagen wird Nichts erzwungen. Arbeit alleine reicht nicht. Ohne Gottes Gnade bleiben die Netze leer. Beides gehört zusammen: der Segen Gottes und unserer Hände Arbeit. Das ist hier eine Geschichte über Vertrauen und Zweifel, über Misserfolg und Erfolg. Jesus aber sagte zu Simon: »Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du Menschen fischen!« Da zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten Jesus. (Luk.5, 10, 11) Petrus ändert sein Leben von Grund auf. Er lässt alles stehen und liegen und folgt Jesus nach. All seine Lebenserfahrung, ja sich selbst, gibt er in diesen neuen Dienst. In diesem Moment, weiß er allerdings noch nicht, worauf er sich da eingelassen hat. Jeden Tag wächst er ein wenig mehr in die neue Aufgabe hinein. Jesus hat ganz einfache Menschen in seine Nachfolge gerufen. Menschen mit Problemen, mit einer Vergangenheit, die nicht immer so rosig war. Jesus gibt auch uns den Auftrag: Folget mir nach. Wir müssen nicht alle Menschenfischer werden. Das war das Wort, das Jesus benutzt hat um auf den Beruf der Fischer anzuspielen. Gott hat keine Hände und keine Beine. Er hat keinen Mund und keine laute Stimme. Das alles haben aber wir. Gott hat uns seine Gnade, seine Liebe, seine Barmherzigkeit geschenkt. Er schenkt uns die Gewissheit, dass er bei uns ist. Mit unserer Arbeit, unserem Besitz, mit unserem Gebet können wir helfen anderen Menschen den Weg zu Gott zu zeigen. Jesus nachfolgen heißt ja nicht: stille sein, die Hände in den Schoß legen auf Gott vertrauen und warten, sondern heißt: sich regen, etwas tun. Schon die Mönche aus alten Zeiten haben den Spruch geprägt: Ora et labora – bete und arbeite. Jesus versichert uns „…Wer mir folgt, tappt nicht mehr im Dunkeln, sondern hat das Licht und mit ihm das Leben.“ Johannes 8,12 Amen Prädikantin Heidi Cortés
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