Die Weihnachtsgeschichte vom neugierigen

Die Weihnachtsgeschichte vom neugierigen kleinen Axel und den
gekürzten Würstchen
Vor vielen Jahren lebte der kleine Axel mit seinen Eltern, seiner
großen Schwester Helga und seinem noch größeren Bruder Jörg
am Rande einer kleinen Stadt, direkt am Bahnhof. Damals
fuhren noch die großen schwarzen Dampflokomotiven in den
Bahnhof ein. Sie pfiffen lautstark "Bahn frei- zurücktreten von
der Bahnsteigkante!" Aber es kam auch viel, viel Dampf, aus
dem langen schwarzen Schornstein. Wenn der Wind von Süden
blies, wurde das Haus, indem der kleine Axel lebte, richtig
eingenebelt. Da musste die Mutter immer schnell die Wäsche von
der Leine nehmen und das ärgerte sie. Aber sonst waren die
Lokomotiven die Freunde der Familie und Axel liebte es, ihnen
zuzuschauen.
Doch in diesen Dezembertagen interessierten Axel die
Lokomotiven wenig. Es war Weihnachtszeit und da war es im
Haus viel spannender. Oben in der Küche roch es so lecker,
ähnlich wie beim Zuckerbäcker. Mutter Meta und seine Schwester
Helga backten Plätzchen und kneteten gerade den Teig für den
Weihnachtsstollen. Axel durfte auch mal von den Rosinen
naschen. Als er jedoch mit der ganzen Hand in die Tüte griff,
gab es einen ermahnenden Klaps auf die Finger. "So nicht!"
Sagte die Mutter streng, aber Axel sah, dass die Mutter eigentlich
schmunzeln musste. Also, alles in Ordnung, dann schauen wir
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mal, was da unten im Heizungskeller los ist. Vater Joachim
hatte sich in der letzten Zeit schon öfter dort eingeschlossen und
es hämmerte (poch, poch, poch) und es sägte (ritsch, ratsch,
rutsch).
Was geht da vor? Wie gern würde Axel das wissen. Also flink,
flink, ganz heimlich und schnell mal durch das Schlüsselloch
geschaut. Doch ehe er was entdecken konnte, packte ihn sein
großer Bruder Jörg von hinten an den Schultern und riss ihn
vom Schlüsselloch. Axel zitterte vor Schreck am ganzen Körper!
Hab ich dich erwischt - Jörg hob bedrohlich den Zeigefinger.
Wenn das noch einmal passiert, dann melde ich das dem
Weihnachtsmann, dann kannst du was erleben. Scher dich fort.
Axel trottete mit hängendem Kopf in sein Kinderzimmer.
Manchmal können große Geschwister richtig gemein sein- aber
sie beschützen auch ihre kleineren Geschwister und spielen
Fange, Versteck oder Fußball mit ihnen. So war es auch bei Axel,
deshalb konnte er seinem Bruder auch nicht lange böse sein.
Doch als der Weihnachtsabend heran brach, die ganze Familie
hastig hin und her lief, der Weihnachtsbaum oben in der guten
Stube geschmückt wurde und der Vater seine Flöte herausholte
und schon mal "Oh Tannenbaum" übte, da packte den kleinen
Axel wieder diese furchtbare Neugierde, ja er musste vor
Aufregung zittern, der Puls raste - Ob er wohl krank ist? dachte
er und kauerte sich auf die Treppe.
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Plötzlich, die Mutter hatte ihn gar nicht bemerkt, sah er, wie sie
oben auf dem Türrahmen einen versteckten Schlüssel runterholte
und die Zimmertür, die schon seit Tagen verschlossen war öffnete. Sie verschwand mit einem Päckchen schnell darin und
kam nach kurzer Zeit wieder heraus. Die Tür wurde verschlossen
und der Schlüssel wanderte wieder in sein Versteck auf dem
Türrahmen.
Jetzt hielt es der kleine Axel nicht mehr aus - blitzschnell
rannte er an die Tür, doch auch wenn er hochsprang, konnte er
den Schlüssel nicht erwischen. Also schob er den schweren
Ohrensessel heran - das war so anstrengend, dass er einen ganz
roten Kopf bekam. Endlich, er konnte den Schlüssel mit den
Fingerspitzen ergreifen. Jetzt aber schnell. Er war so aufgeregt,
dass er kaum den Schlüssel in das Schlüsselloch hineinbekam.
Doch endlich, die Tür sprang auf. Oh, lagen dort viele Geschenke,
die zum Abholen für den Weihnachtsmann bereitlagen.
Aber Axel schenkte ihnen keine große Aufmerksamkeit. Er hatte
seinen größten Weihnachtswunsch - ein Holzschimmelgespann
auf Rädern, mit richtigem Geschirr und einem Pferdewagen
dahinter, entdeckt. Wie sehr hatte er sich das gewünscht, denn
Axel liebte Pferde noch mehr als Lokomotiven. Auf dem
Pferdewagen lag ein großes verschnürtes
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Paket. Vielleicht ist es Kaminholz, es ist auch so länglich. Axel
musste nachsehen, wie von Zauberhand geführt, öffnete er die
seltsame Ladung.
Oh, welch herrlicher Duft stieg ihm jetzt in die Nase. Es roch
nach Wiener Würstchen, die es immer zu Weihnachten mit
Kartoffelsalat gab. "Beiß hinein" flüsterte ihm eine innere
Stimme zu. Das darf ich nicht, die Eltern und der
Weihnachtsmann würden das bemerken! Doch, doch, tu es
flüsterte wieder die Stimme. Da plötzlich hatte Axel eine rettende
Idee. Wenn ich von jedem Würstchen nur ein winziges Stück
abbeiße, dann merkt das keiner! Gesagt, getan! Und wie das
schmeckte. Nun schnell alles wieder zugedeckt, das Zimmer
verschließen, den Schlüssel wieder hochlegen, das klappte erst
nach drei Versuchen. Ja und dann den schweren Sessel wieder
zurückschieben. Schurrrr, das machte Krach. Kaum hatte er es
geschafft, erschien auch schon die Mutter an der Tür: "Ist hier
jemand?" Axel kauerte hinter dem Sessel. Jetzt nur nicht niesen
müssen! Der Staub des Sesselpolsters krabbelte ihm in der Nase.
Doch die Mutter hatte es eilig und schon war sie aus dem
Zimmer verschwunden.
Axel schlich sich in sein Kinderzimmer, wie satt er doch war!
Dabei hatte er doch von jedem Würstchen nur ein kleines Stück
abgebissen.
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Als es dunkel wurde, standen alle festlich gekleidet unten an
der Treppe. Der Vater spielte oben am anderen Ende, wie in jedem
Jahr "oh Tannenbaum" auf der Flöte und alle stiegen langsam
und singend die Treppe herauf, die direkt ins Wohnzimmer
führte. Der Tannenbaum erstrahlte und auf dem großen Sessel,
den Axel gerade noch als Leiter benutzt hatte, wartete schon der
Weihnachtsmann. Alle sagten ein Gedicht auf oder sangen ein
Weihnachtslied. Axel hatte sich in die äußerste Zimmerecke
verkrümelt. Obwohl er schon den einen Knopf seiner Hose
aufgemacht hatte, kniff ihn der Bauch, wie bei Max und Moritz
im Schlaraffenland. "So Axel", sagte der Weihnachtsmann mit
tiefer Stimme, jetzt bist du dran.
Schau welches schöne Geschenk ich dir mitgebracht habe. Nun
singe mal dein Lied: Axel sang mit gequälter Miene
"Schneeflöckchen, hick, Weißröckchen, hick." Der
Weihnachtsmann, hatte Mitleid mit dem durch sein Schluckauf
gequälten Jungen. Ist gut, schau, ich habe dir deinen Wunsch
erfüllt. Ein Schimmelgespann mit Wagen. Die Mutter kam
schnell herbei, um zu helfen, das Paket auf dem Wagen
auszupacken, denn Axel nestelte nur erfolglos daran herum.
"So!" verkündete die Mutter, jetzt haben wir auch die Wiener
Würstchen für den Kartoffelsalat. Es ist schon spät und ich
werde sie gleich erwärmen. Sie schlug das Tuch auf! Und !!??
"Was ist das?" stieß die Mutter entsetzt aus! Nun schauten
alle auf die geköpften Würstchen. Vater schüttelte den Kopf,
Bruder Jörg und Schwester Helga prusteten los vor Lachen. Nun
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konnte auch der Weihnachtsmann keine ernste Miene mehr
machen und mit einem lauten HOHO; HOHO stimmte er in das
Lachen ein. Doch wo war der Missetäter? Axel war auf das stille
Örtchen verschwunden, vor Aufregung und dem vielen
Würstchenessen hätte er sich doch beinah in die Hosen gemacht.
Da kam der Vater an die Tür des Badezimmers, klopfte energisch
dagegen( Poch, poch) "Komm raus du kleiner neugieriger
Nimmersatt! Die Mutter hat eine Lösung für deine geköpften
Würstchen. Sie hat sie einfach in mehrere Stücke geschnitten. Die
angeknabberten bekommst natürlich du!" Axel war froh, dass
ihm keiner mehr so richtig böse war - aber Würstchen mit
Kartoffelsalat, nein Würstchen mit Kartoffelsalat konnte er an
diesem Abend nicht mehr essen!
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