„Holzbauten dieser Art hessenweit einmalig“ Richtfest für sechs Häuser der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge Marburg. Kurz vor Weihnachten ging am Mittwoch für viele Beteiligte ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: Das Richtfest für sechs Häuser der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Marburg-Cappel konnte gemeinsam gefeiert werden. Regierungspräsident (RP Gießen) Dr. Christoph Ullrich, Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies, Altoberbürgermeister Egon Vaupel, die bauausführende Firma Greif Holzbau aus Lahntal mit ihren Mitarbeitern sowie Vertreter weiterer Baufirmen und Betriebe, wie auch die Bewohnerinnen und Bewohner der neuen winterfesten Unterkünfte waren zusammengekommen, um diesen erfolgreichen Meilenstein gemeinsam zu begehen. Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich betonte, Marburg sei der einzige Standort in Hessen mit Holzbauten dieser Art. „Wenn ich betrachte, mit welchem Engagement und welchem Einsatz an außerordentlich vielen Stellen, ohne lange Vorlaufzeit, gearbeitet wurde, kann ich nur mit Hochachtung darauf schauen“, richtete sich der Regierungspräsident an die Beteiligten. Die Baumaßnahme sei nicht nur mit rund einem viertel Jahr sehr schnell umgesetzt worden, sondern auch unter Berücksichtigung von 600 Menschen, die in der Erstaufnahmeeinrichtung leben, hob Ullrich hervor. Die Zusammenarbeit mit Vereinen und Verbänden, den Ehrenamtlichen und sämtlichen Verwaltungsebenen von Land und Kommune, habe hervorragend funktioniert, „nur so wurde es möglich, dies alles zu stemmen.“ Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies machte deutlich, die Universitätsstadt Marburg sei bereits seit Jahrhunderten eine Stadt, in der Flüchtlinge, in der Gäste, willkommen seien - so solle dies auch in Zukunft sein. „Viele, die schon lange hier leben, können feststellen, dass sie selbst in der eigenen Familie, Erfahrung von Flucht und Vertreibung haben. Das sollte uns alle mit der gebotenen Sensibilität verbinden“, machte der Oberbürgermeister deutlich. Daher sei es wichtig, dass der neu entstandene Ort ein freundlicher Platz wird, an dem man sich aufgehoben und willkommen fühlen kann, so Spies. „In kürzester Zeit ist es gelungen, dass bereits zwei der insgesamt sechs Häuser bezogen sind und zwei weitere noch in diesem Jahr bezogen sein werden“, erläuterte der Oberbürgermeister. Damit die Häuser nicht nur fertig, sondern auch noch wohnlicher werden, habe der Marburger Künstler Richard Stumm ein Plakat für die Häuser gestaltet. „Sicherlich gibt es hier noch viel zu tun“, so Spies weiter. Das Stadtoberhaupt dankte allen beteiligten Firmen für ihren außergewöhnlichen Einsatz sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der städtischen Verwaltung. Sie hätten ebenso einen großen Anteil daran, dass die Aufnahme der Flüchtlinge in der Universitätsstadt Marburg so gut funktioniere. Zuletzt dankte Spies Altoberbürgermeister Egon Vaupel, der sich rund um die Uhr und mit ungeheurer Leidenschaft dafür eingesetzt habe, „dass wir heute hier stehen und in Marburg zum Ende des Jahres bald niemand mehr in einem Zelt übernachten muss.“ Abschließend richtete sich Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies an die Bewohnerinnen und Bewohner des Camps: „Viele von Ihnen haben einen schweren Weg hinter sich gebracht, um hierher zu kommen. Es ist schön, dass Sie bei uns sind. Fühlen Sie sich willkommen!“ Im Namen aller Flüchtlinge bedankte sich ein Bewohner des Camps von Herzen für die Hilfe und Unterstützung, die ihnen bislang in Deutschland und insbesondere in der Universitätsstadt Marburg entgegengebracht wurde. Altoberbürgermeister Egon Vaupel machte deutlich, es sei künftig wichtig, aus diesem neu geschaffenen Ort kein Lager, sondern eine Wohnanlage zu schaffen. „Eine Wohnanlage, die sich in den Stadtteil integriert und aufgenommen wird“, erläuterte Vaupel weiter. Dies sei nicht selbstverständlich, daher dankte er dem Cappeler Ortsvorsteher Heinz Wahlers und allen Anwohnerinnen und Anwohnern. Im Anschluss nahmen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie der Presse die zum Teil bereits bezogenen Gebäude in Augenschein und verschafften sich einen Eindruck über den Baufortschritt sowie die Wohnbedingungen in der Außenstelle der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung, die seit Ende Juli 2015 in Betrieb ist. Zahlen und Fakten: Die Hessische Erstaufnahmeeinrichtung (HEAE) bietet derzeit hessenweit 23.900 Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf. Die Außenstelle Marburg-Cappel hat im Moment eine Gesamtkapazität von 556 Personen (288 in Holzhäusern, 268 in 2 Leichtbauhallen). Stand heute sind 500 Menschen dort untergebracht. Bis zum Baubeginn wurden Großraumzelte zur Unterbringung genutzt. Aufgrund der Witterung und auch, um langfristig die Landesregierung bei den Bemühungen zu unterstützen, bis zum Winter ausschließlich feste Unterkünfte anbieten zu können, entwickelten Stadt und Land ein entsprechendes Um- und Ausbaukonzept für die Außenstelle Marburg. Demnach werden und wurden sechs baugleiche Häuser nach Holzfachwerkart gebaut, in denen jeweils bis zu 144 Personen Platz finden können. Insgesamt bietet das Camp Marburg damit Unterbringungskapazitäten für maximal 846 Personen. Die neu errichteten Gebäude verfügen jeweils über zwei Vollgeschosse. Vorgesehen sind elf Zimmer je Geschoss. Zwischen den Gebäuden werden Innenhöfe angelegt, die als Aufenthaltsmöglichkeiten dienen sollen. Es sind etagenweise Wasch- und Toilettenräume, getrennt nach Damen und Herren, sowie Funktionsräume für Putzmittel- und Abstellzwecke vorgesehen. Die neuen Gebäude 1, 2 und 6 sind bereits bezugsfertig bzw. sind bereits bewohnt. Die Gebäude 3 und 5 befinden sich im Ausbau, der Anfang nächsten Jahres abgeschlossen sein wird. Zuletzt begann am 11. Dezember der Bau des sechsten Hauses (Haus 4). Dort findet heute das Richtfest statt. Mit dem Einzug der ersten Bewohner wird bis Mitte / Ende Januar gerechnet. Geplant sind außerdem drei weitere Gebäude für die Infrastruktur, wie Verwaltung, Kantine, Kindergarten, Sozialbetreuung, ärztliche Versorgung. Die Grundrisse für diese Gebäude (7, 8 und 9) werden derzeit gezeichnet und zur Abstimmung bis Mitte Januar vorbereitet. Die Leichtbauhallen und Container werden bis dahin weiterhin für Verwaltung und Kantine verwendet und nach Fertigstellung der neuen Gebäude wieder abgebaut. PRESSEMITTEILUNG DER UNIVERSITÄTSSTADT MARBURG Nr. 446 vom 18. Dezember 2015
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