Vortrag von Christine Meyer über Statistiken zur Situation von

Arbeitskreis
Chancengleichheit
der Deutschen
Physikalischen
Gesellschaft
Physikerinnen: Zahlen und
Fakten
DPT Göttingen, 17.10.2015
Dr. Christine Meyer
Über mich:
• Physik-Diplom 2000, Promotion 2004, LMU München (Bio- und Nanophysik)
• Postdoc, TU Delft, Niederlande, 2005 – 2008 (Nanofluidik)
• Projektleiterin in der Solarindustrie 2008 - 2012
• Gruppenleiterin in der Elektromotoren-Industrie seit 2013
• 2 Söhne (4 Monate/ fast 4 Jahre)
• Mitglied in der AKC-Kommission 2002 – 2013, Aufgabe u.a. Statistiken
• Heute: Daten aus Deutschland (Quelle: DPG und Statistisches Bundesamt)
Arbeitskreis
Chancengleichheit
der Deutschen
Physikalischen
Gesellschaft
Entwicklung des Frauenanteils an
Abschlüssen in Physik/ Astronomie
Frauenanteil an Abschlüssen in Physik/Astronomie
Bachelor
FH-Abschluss
Summe
50%
Master
Lehramt
Diplom
Promotion
40%
30%
20%
20%
20%
19%
14%
10%
10%
8%
10%
11%
0%
1983
1988
1993
1998
2003
2008
2013
2014
• Historie: die letzten 30 Jahre in 5-Jahresschritten
• Bis zur Wiedervereinigung lag der Frauenanteil (in Westdeutschland) bei PhysikDiplom und Promotion deutlich unter 10%, im Lehramt unter 30 %
• Erst in den letzten 10 Jahren sind die Anteile deutlich angestiegen
• 2014 haben 1517 Frauen einen Abschluss in Physik/ Astronomie in Deutschland
gemacht
Absolute Zahlen
Arbeitskreis
Chancengleichheit
der Deutschen
Verteilung der Abschlüsse in Physik/Astronomie (Männer)
Physikalischen
Bachelor
Master
Gesellschaft
7000
Diplom
Lehramt
6000
FH-Abschluss
Promotion
• Gesamtzahlen
Physikabschlüsse
unterliegen starken
Schwankungen
5000
4000
3000
2000
1000
20
13
11
20
09
20
20
07
20
05
20
03
20
01
99
19
19
97
19
95
19
93
0
Verteilung der Abschlüsse in Physik/Astronomie (Frauen)
7000
6000
5000
Bachelor
Diplom
Master
FH-Abschluss
Lehramt
Promotion
3000
2000
1000
20
13
11
20
09
20
20
07
20
05
20
03
01
20
99
19
19
97
0
19
95
• Frauen schwanken
schwächer als Männer
• Physikerinnenzahlen
zeigen deutlichen
Aufwärtstrend
4000
19
93
• Promotion schwankt
schwächer
• Insbesondere steigen
Promotionen von
Frauen kontinuierlich an
Absolute Zahlen
Arbeitskreis
Chancengleichheit
der Deutschen
Verteilung der Abschlüsse in Physik/Astronomie (Männer)
Physikalischen
Bachelor
Master
Gesellschaft
7000
Diplom
Lehramt
6000
FH-Abschluss
Promotion
• Gesamtzahlen
Physikabschlüsse
unterliegen starken
Schwankungen
5000
4000
3000
2000
1000
20
13
11
20
09
20
20
07
20
05
20
03
20
01
99
19
19
97
19
95
19
93
0
Verteilung
(Frauen)
Verteilung der
derAbschlüsse
AbschlüsseininPhysik/Astronomie
Physik/Astronomie
(Frauen)
1600
7000
1400
6000
1200
5000
1000
4000
800
3000
600
2000
400
Bachelor
Bachelor
Diplom
Diplom
Lehramt
Lehramt
Master
FH-Abschluss
FH-Abschluss
Promotion
Promotion
2200
1133
2200
1111
2200
0099
2200
0077
2200
0055
2200
0033
2200
0011
1199
9999
1199
9977
0
1199
9955
• Frauen schwanken
schwächer als Männer
• Physikerinnenzahlen
zeigen deutlichen
Aufwärtstrend
1000
200
1199
9933
• Promotion schwankt
schwächer
• Insbesondere steigen
Promotionen von
Frauen kontinuierlich an
Arbeitskreis
Chancengleichheit
der Deutschen
Physikalischen
Gesellschaft
Professorinnen in Physik/
Astronomie in Deutschland
Anzahl Professorinnen; rechte Skala -->
14 linke Skala: Frauenanteil [%]
<-12
91
10
131 132
143 150
140
117
120
98
100
8
80
6
48
4
2
0,8
5,5
0,5
6,9
21
7,3
9,3
9,4
10
3,6
1,3
1,6
60
40
20
0
19
83
19
88
19
93
19
98
20
03
20
08
20
09
20
10
20
11
20
12
20
13
20
14
0
11
19
8,5
10,4
•
•
•
•
Ende der 1990er Jahre gab es erst 21 Professorinnen für Physik/ Astronomie
Starker Anstieg in den letzten 10 Jahren
2014: 150 Professorinnen auf den knapp 1500 Physik-Professuren
Hoher Frauenanteil bei Juniorprofessuren: in 2010: 25 der 111
Professorinnen auf C2/W1 auf Zeit (Juniorprofessur), bei 62 Männern = 29%
Frauenanteile nach
Qualifikationsstufen
Arbeitskreis
Chancengleichheit
der Deutschen
Physikalischen
Gesellschaft
20%
(Physik/ Astronomie in Deutschland)
Studienabschluss
Promotion
Habil/W1
Professuren
15%
100%
80%
92%
92%
93%
60%
10%
5%
8%
8%
7%
4%
6%
Habil+
W1/C2 auf
Zeit 2001
W2/C3
2003
W3/C4
2010
0%
Diplom 1992 Promotion
1996
20
13
20
11
20
09
20
07
20
05
20
03
20
01
19
99
19
97
19
95
0%
19
93
94%
Frauenanteil
Männeranteil
40%
20%
96%
• Zu jeder Zeit fällt der Frauenanteil mit der Qualifikation ab („Schere“)
• Auf jeder Stufe steigt der Frauenanteil mit der Zeit; allerdings leichtes Absinken in
den letzten drei Jahren
• Vergleich sollte nicht zur selben Zeit erfolgen, sondern so viel später wie Zeit bis
zur nächsten Qualifikationsstufe erforderlich ist!
• Diese nach Potentialen korrigierten Zahlen zeigen kaum noch eine
Benachteiligung der Frauen; da die Gesamtzahl der Professuren dargestellt ist
und nicht die Zahl der Neuberufungen fallen die Zahlen W2/W3 geringer aus
Arbeitskreis
Chancengleichheit
der Deutschen
Physikalischen
Gesellschaft
Alter bei der Erstberufung
(Physik-Professor(inn)en in Dtl.)
Davon im Alter von… bis unter… bei der Erstberufung zur
Professur
Anzahl Professor(inn)en 2014
50 und
älter
Arithm.
Mittel
Median
< 30
30-35
35-40
40-45
45-50
4
84
359
333
109
33
365
40,1
39,2
44
38,8
37,3
Männlich
1 287
Weiblich
150
-
24
42
22
14
4
Frauenanteil [%]
10,4
0
22,2
10,5
6,0
11,4
10,8
0
22,6
39,6
20,7
10,8
3,8
Anteil [%]
Frauen mit
Ohne
Altersangabe
Durchschnittsalter
Altersangabe
• Interpretation schwierig, da historische Effekte nicht separierbar und großer Anteil ohne Altersangabe
• Statistisch sind Männer bei der Erstberufung etwas älter als Frauen (Mittel, Median und geringer
Frauenanteil bei 40-45jährigen)
• Sind Professorinnen zielstrebiger? Oder zeigt sich hier die Familienplanung?
Arbeitskreis
Chancengleichheit
der Deutschen
Physikalischen
Gesellschaft
jeweiliger Frauenanteil [%]_
20,00
18,00
16,00
14,00
Physikerinnen auf der DPG
Frühjahrstagung
Frauenanteile bei der DPG Frühjahrstagung
Eingeladene Vorträge (Haupt + Plenar)
Teilnehmer(innen)
DPG Mitglieder
12,00
10,00
8,00
6,00
4,00
2,00
0,00
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Jahr
Anmerkung: In
Summe gibt es
aktuell etwa 40
Plenar- und 600
Hauptvorträge
• Positiver Trend zeigt sich auch auf den Frühjahrstagungen
• 15,0 % der 62.000 DPG-Mitglieder sind Frauen = 9.300 Physikerinnen!
• Frauenanteil bei eingeladenen Vorträgen steigt NICHT kontinuierlich,
sondern sprunghaft (Wechsel der Verantwortlichen?)
• Zu wenig Vorbilder; wegen der wachsenden Anteile ist der
Professorinnenanteil geringer als der Studentinnenanteil
Kinder verzögern die Karriere
von Physikerinnen
Arbeitskreis
Chancengleichheit
derWie
Deutschen
schnell sind Sie im Vergleich mit
Physikalischen
Kolleg(inn)en, die ihren Abschluss zur gleichen
Gesellschaft
langsamer
etwa gleich
schneller
Zeit erhielten, beruflich voran gekommen?
100%
80%
60%
40%
20%
0%
Frauen mit Frauen ohne Männer mit
Kind
Kind
Kind
•
•
•
•
Männer
ohne Kind
Frauen mit Kindern machen langsamer Karriere als Frauen ohne Kinder
Männer mit Kindern machen schneller Karriere als Männer ohne Kinder
Unterschied zwischen Männern - Frauen wird durch Kinder enorm vergrößert!
Nicht überraschend, aber auch nicht fair!
Quelle: IUPAP-Studie 2010
Arbeitskreis
Chancengleichheit
der Deutschen
Physikalischen
Gesellschaft
Wer macht die Hausarbeit?
international
In Deutschland
100%
90%
80%
Angestellte(r)
70%
alle Familienmitglieder
gleich
60%
andere(r) Familienangehörige(r)
50%
Partner
40%
selbst
30%
20%
10%
0%
Frauen bis 39 Männer bis 39 Frauen ab 40 Männer ab 40
J.
J.
J.
J.
• Frauen machen eher als Männer den Hauptteil • Ältere deutsche Männer beteiligen sich
der Hausarbeit
weniger als jüngere, die Partnerin macht
dafür mehr (Entwicklung?, Generationen?)
• In Entwicklungsländern sind eher
Hausangestellte oder Familienmitglieder
• Frauen stellen eher Haushaltshilfen an
beteiligt
• Bei deutschen Männern (insbes. über 40) ist
• In entwickelten Ländern ist die Verteilung auf
die Hausarbeit seltener gleich verteilt als im
die gesamte Familie üblicher
Mittel der entwickelten Länder
Quelle: IUPAP-Studie 2010
Arbeitskreis
Chancengleichheit
der Deutschen
Physikalischen
Gesellschaft
Fazit
• Der Physikerinnenanteil in Deutschland ist in den letzten Jahren auf allen
Ebenen deutlich gestiegen, es gibt allein in der DPG über 9.000 Physikerinnen
• Im Lehramtsstudium ist der Anteil deutlich höher als bei Bachelor/ Master; in
absoluten Zahlen sind die Lehramtsstudierenden allerdings deutlich weniger
• Mit Qualifikationszeit lässt sich statistisch keine Benachteiligung von
Physikerinnen bzgl. einer Uni-Karriere belegen
• Kinder verzögern die Karriere von Frauen, beschleunigen aber die von Männern
• Durch den Anstieg der Anteile in den letzten Jahren fehlt es jungen
Physikerinnen an Vorbildern
• Insbesondere für die Vereinbarkeit von Familie und Karriere gibt es kaum
Rollenmodelle in Deutschland
• Hausarbeit und Kindererziehungsarbeit sind nicht fair zwischen Männern und
Frauen verteilt! Frauen haben dann weniger Zeit für ihre Karriere im
Privatleben anfangen, die Rollenmodelle zu ändern!